Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
1645 I 7
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Samstag W bei Contarini. Dieser berichtet zu den französi-
schen Verhandlungen wie gestern Chigi und fügt hinzu, die Franzosen
sähen langsam die Unmöglichkeit, alle Stände zusammenzubringen, und be-
ständen auch nicht mehr so fest auf der Abordnung der Kreise, so daß er
hoffe, sie würden den Vorschlag einer engeren Deputation annehmen, über
den sie noch Bedenkzeit erbeten hätten. Nachdem beide Mediatoren an ihre
Pariser Vertreter geschrieben haben, hofft er auf eine Entscheidung in der
nächsten Woche. Erfolgt sie dann nicht, sei sicher, daß Frankreich den
Frieden nicht wolle und weiter Schwierigkeiten machen werde, auch wenn
man ihm nachgebe. Er hat den Franzosen offen gesagt, sie hätten zum
Frieden wohl keine Lust, da sie sonst die vorgebrachten Gründe beant-
wortet oder ihre Proposition herausgegeben hätten. Chigi hat gesagt, sie
möchten zur Zerstreuung des Verdachtes wenigstens etwas proponieren,
und dabei auf einen Waffenstillstand gedeutet. Auch dazu haben die Fran-
zosen weder ja noch nein gesagt, was wohl an der Uneinigkeit beider Ge-
sandten liegt. Deshalb soll der Herzog von Longueville als Dritter kom-
men , damit dann gültig ist, was zwei von ihnen beschließen, doch hat
Frankreich noch Bedenken, solange Spanien nicht eine Person gleichen
Ranges schickt. Die Franzosen geben aus, mit den Schweden wegen der
Verhandlungen einer Meinung zu sein, während diese klagen, mit den
Franzosen sei nicht fortzukommen, so daß sie, wenn jene sich nicht erklär-
ten , es von sich aus tun müßten. Die Franzosen lassen verlauten, d’Avaux
werde bald den Besuch Oxenstiernas erwidern und dabei die Schweden
beßer zu disponiren suchen. Auf Freilassung Kurtriers bestehen nach Con-
tarini die Franzosen nicht mehr so sehr, seit die Mediatoren ihnen dargelegt
haben, daß sie für den Fall des Scheiterns der Verhandlungen dem Kaiser
Garantien für seine Rückkehr in die Haft geben müßten. Sie wünschen des-
halb jetzt einen Aufenthalt an drittem Ort. Und fragte der Venetus, obs nit
zu machen, daß er sich underdeßen beym churfursten zu Collen oder zu
Munchen bey Churbayern möchte aufhalten? Warauf I. H. G. geandt-
worttet , sie wisten zwar davon nit, zweiffleten aber sehr, ob einer von
beyden diesen herrn, vieler respecten willen, in diese sach dergestalt sich
einmischen, auch sie Franzosen sowol alß der Churfurst von Tryer darmit
zufrieden sein werden. Warvon er auf eine reichsstatt gefallen, ob nit
dergleichen orth dazu außzusehen, mit vermelden, man müste allerseiz die-
sem werck beßer nachdenken. Fragte auch dabey de causa captivitatis, und
warumb er außm collegio, auch vom Kayser so lang aufgehalten werde.
Auf welches I. H. G. dasjenige, was dißhalber bey den Franzosischen ge-
sandten in discursu vorgefallen und hievorn sub 5. huius außgefuhrt ist,
wiederholet, und annectirten ferner, daß sie sicher seyen, daß weder Chur-
collen noch Churbayern mit ihme in unguttem nichts zu schaffen, wüsten
auch von Chursachsen und Brandenburg nicht anderß; mit Churmaintz
aber sey notori, daß leyder zwischen demselben und Churtryer viele miß-
verstendnußen seyen. Daß aber bißher seine gesandten beym collegio nit
zuegelaßen, were die wieder die churfürstlichen verain vorgangene hand-
lung ursach, und mochte er sich deßhalber villeicht purgiren, und den
sammetlichen churfursten satisfaction geben konnen. Es werde sich aber
solches, ehe er, underschiedlicher sachen wegen, die ihme imputirt werden,
und Ihre Kayserliche Majestät hochstens empfinden, absolvirt, und ihro
satisfaction geben haben würde, nit wol thun laßen. Dießem nach gedach-
ten I. H. G., was der de Avaux gegen sie in discursu vorgestern de sententia
Papali vermeldet, nemblich, daß Urbanus VIII. den churfursten zu Tryer
schon lengst solte absolvirt und decretum relaxationis außgelaßen haben,
wavon aber I. H. G. nichts gesehen, noch, außer diesem, was gehort.
Worauf der Venetus geandtworttet, die Franzosische hetten dem nuncio
und ihme vor dießem dergleichen auch angedeuttet, dahero sie sich daruber
underschiedlicher orthen erkündiget, aber nichts in erfahrung pringen kon-
nen . Sogar habe deßhalber der herr nuncius nacher Rom geschrieben, allwo
man ebenfalß von dergleichen nichts wolle wissen, also, daß dergleichen
sententia gefellet und decretum ergangen, er soviel weniger glauben
kundte. Zeigte demnegst ahn, die Kayserlichen hetten sie die mediatores
heut wissen laßen, waßgestalt Ihre Majestät zuefrieden, daß die passapor-
tus fur die Churtryrische deputirte durch den nuncium dem churfursten
auff Wien möchten zugeschickt werden, welches diesen nachmittag den
Franzosischen durch des nuncii auditorn angedeuttet worden, was aber
darauf geantworttet, wuste er noch nit. Bitte Ws, Contarini möge bei
den Franzosen und Generalstaaten im Interesse der Versorgung beider
Kongreßstädte und der benachbarten Stifter abzuwenden helfen, daß die
staatischen Gesandten mit 1000 Mann Konvoy kämen, da für ihre Sicher-
heit ohnehin keine Gefahr bestehe [...].
schen Verhandlungen wie gestern Chigi und fügt hinzu, die Franzosen
sähen langsam die Unmöglichkeit, alle Stände zusammenzubringen, und be-
ständen auch nicht mehr so fest auf der Abordnung der Kreise, so daß er
hoffe, sie würden den Vorschlag einer engeren Deputation annehmen, über
den sie noch Bedenkzeit erbeten hätten. Nachdem beide Mediatoren an ihre
Pariser Vertreter geschrieben haben, hofft er auf eine Entscheidung in der
nächsten Woche. Erfolgt sie dann nicht, sei sicher, daß Frankreich den
Frieden nicht wolle und weiter Schwierigkeiten machen werde, auch wenn
man ihm nachgebe. Er hat den Franzosen offen gesagt, sie hätten zum
Frieden wohl keine Lust, da sie sonst die vorgebrachten Gründe beant-
wortet oder ihre Proposition herausgegeben hätten. Chigi hat gesagt, sie
möchten zur Zerstreuung des Verdachtes wenigstens etwas proponieren,
und dabei auf einen Waffenstillstand gedeutet. Auch dazu haben die Fran-
zosen weder ja noch nein gesagt, was wohl an der Uneinigkeit beider Ge-
sandten liegt. Deshalb soll der Herzog von Longueville als Dritter kom-
men , damit dann gültig ist, was zwei von ihnen beschließen, doch hat
Frankreich noch Bedenken, solange Spanien nicht eine Person gleichen
Ranges schickt. Die Franzosen geben aus, mit den Schweden wegen der
Verhandlungen einer Meinung zu sein, während diese klagen, mit den
Franzosen sei nicht fortzukommen, so daß sie, wenn jene sich nicht erklär-
ten , es von sich aus tun müßten. Die Franzosen lassen verlauten, d’Avaux
werde bald den Besuch Oxenstiernas erwidern und dabei die Schweden
beßer zu disponiren suchen. Auf Freilassung Kurtriers bestehen nach Con-
tarini die Franzosen nicht mehr so sehr, seit die Mediatoren ihnen dargelegt
haben, daß sie für den Fall des Scheiterns der Verhandlungen dem Kaiser
Garantien für seine Rückkehr in die Haft geben müßten. Sie wünschen des-
halb jetzt einen Aufenthalt an drittem Ort. Und fragte der Venetus, obs nit
zu machen, daß er sich underdeßen beym churfursten zu Collen oder zu
Munchen bey Churbayern möchte aufhalten? Warauf I. H. G. geandt-
worttet , sie wisten zwar davon nit, zweiffleten aber sehr, ob einer von
beyden diesen herrn, vieler respecten willen, in diese sach dergestalt sich
einmischen, auch sie Franzosen sowol alß der Churfurst von Tryer darmit
zufrieden sein werden. Warvon er auf eine reichsstatt gefallen, ob nit
dergleichen orth dazu außzusehen, mit vermelden, man müste allerseiz die-
sem werck beßer nachdenken. Fragte auch dabey de causa captivitatis, und
warumb er außm collegio, auch vom Kayser so lang aufgehalten werde.
Auf welches I. H. G. dasjenige, was dißhalber bey den Franzosischen ge-
sandten in discursu vorgefallen und hievorn sub 5. huius außgefuhrt ist,
wiederholet, und annectirten ferner, daß sie sicher seyen, daß weder Chur-
collen noch Churbayern mit ihme in unguttem nichts zu schaffen, wüsten
auch von Chursachsen und Brandenburg nicht anderß; mit Churmaintz
aber sey notori, daß leyder zwischen demselben und Churtryer viele miß-
verstendnußen seyen. Daß aber bißher seine gesandten beym collegio nit
zuegelaßen, were die wieder die churfürstlichen verain vorgangene hand-
lung ursach, und mochte er sich deßhalber villeicht purgiren, und den
sammetlichen churfursten satisfaction geben konnen. Es werde sich aber
solches, ehe er, underschiedlicher sachen wegen, die ihme imputirt werden,
und Ihre Kayserliche Majestät hochstens empfinden, absolvirt, und ihro
satisfaction geben haben würde, nit wol thun laßen. Dießem nach gedach-
ten I. H. G., was der de Avaux gegen sie in discursu vorgestern de sententia
Papali vermeldet, nemblich, daß Urbanus VIII. den churfursten zu Tryer
schon lengst solte absolvirt und decretum relaxationis außgelaßen haben,
wavon aber I. H. G. nichts gesehen, noch, außer diesem, was gehort.
Worauf der Venetus geandtworttet, die Franzosische hetten dem nuncio
und ihme vor dießem dergleichen auch angedeuttet, dahero sie sich daruber
underschiedlicher orthen erkündiget, aber nichts in erfahrung pringen kon-
nen . Sogar habe deßhalber der herr nuncius nacher Rom geschrieben, allwo
man ebenfalß von dergleichen nichts wolle wissen, also, daß dergleichen
sententia gefellet und decretum ergangen, er soviel weniger glauben
kundte. Zeigte demnegst ahn, die Kayserlichen hetten sie die mediatores
heut wissen laßen, waßgestalt Ihre Majestät zuefrieden, daß die passapor-
tus fur die Churtryrische deputirte durch den nuncium dem churfursten
auff Wien möchten zugeschickt werden, welches diesen nachmittag den
Franzosischen durch des nuncii auditorn angedeuttet worden, was aber
darauf geantworttet, wuste er noch nit. Bitte Ws, Contarini möge bei
den Franzosen und Generalstaaten im Interesse der Versorgung beider
Kongreßstädte und der benachbarten Stifter abzuwenden helfen, daß die
staatischen Gesandten mit 1000 Mann Konvoy kämen, da für ihre Sicher-
heit ohnehin keine Gefahr bestehe [...].