Acta Pacis Westphalicae III B 1,1 : Die Friedensverträge mit Frankreich und Schweden, 1. Teil: Urkunden / Antje Oschmann
VORWORT

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VORWORT

Die Städte Münster und Osnabrück begehen 1998 ein wichtiges Jubiläum des Westfälischen Friedens. Höhepunkt soll am 24. Oktober der 350. Jahrestag der Unterzeichnung der Friedensverträge mit Frankreich und Schweden in Münster werden. Es trifft sich gut, daß zur gleichen Zeit dieser Band der Acta Pacis Westphalicae ausgeliefert werden kann. Er enthält erstmalig eine vollständige Textausgabe der Urkunden der Friedensverträge mit Frankreich und mit Schwe- den unter Berücksichtigung aller erhaltenen Ausfertigungen der Unterhändlerur- kunden , der Ratifikationen und der Nebenurkunden. Die Geschichtswissenschaf- ten und ihre interessierten Nachbardisziplinen können jetzt auf einen rundum verläßlichen Text zurückgreifen. Quellengrundlage sind insgesamt 309 Stücke, darunter 261 reichsständische Ratifikationen. Mit dieser Edition erreichen die wissenschaftlichen Bemühungen um eine korrekte Ausgabe der Vertragstexte einen Abschluß, die Johann Gottfried von Meiern 1738 für das Instrumentum Pacis Osnabrugensis eröffnet hatte und die unlängst in der Faksimile-Edition (nebst Einführung, Transkription und Übersetzung) eines jetzt in Münster be- wahrten Instrumentum Pacis Monasteriensis durch Heinz Duchhardt und Franz - Josef Jakobi gipfelten. Die neue Edition unterscheidet sich von den früheren Textausgaben durch dreier- lei : Erstens sind für die Textgestaltung alle erhaltenen Urkunden vollständig her- angezogen worden, während frühere Editionen sich auf nur eine oder doch nur wenige Provenienzen beschränkt hatten. Zweitens sind auch alle relevanten Ne- benurkunden in die Edition einbezogen worden. Deren Zahl ist besonders groß beim IPM, weil die rechtlich eigentlich unerläßliche Zustimmung Spaniens zu den Elsaß-Zessionen fehlte, da Frankreich einerseits den Ausschluß Madrids aus dem Frieden erzwungen hatte, Paris aber andererseits seine Erwerbungen vertrag- lich möglichst hieb- und stichfest machen wollte, auch gegen die reichsständischen Vorbehalte. Drittens bietet unsere Edition eine genaue Übersicht über die Reichs- stände , die durch pflichtgemäße oder freiwillige Unterzeichnung und Ratifikation ausdrücklich in den Friedensabschluß einbezogen worden sind. Zum Formalen ist zu sagen, daß der Textvarianten-Apparat nur Wichtigeres ent- hält und keine rein orthographischen Unterschiede vermerkt. Zur Sache ist zwi- schen IPO und IPM zu differenzieren. Druckvorlage als bester Text für das in neun Ausfertigungen erhaltene IPO ist das für den Kaiser bestimmte Wiener Exemplar. Der Unterschied zu der heute meist benutzten Ausgabe des IPO von Konrad Müller betrifft einige Stellen, aber nicht die Substanz; immerhin liegt jetzt ein allseitig überprüfter, also nach heutigen Standards wissenschaftlich fun- dierter und folglich zitierbarer Text vor. Für das IPM, das in zehn Exemplaren erhalten ist, erwies sich das von Duchhardt / Jakobi edierte münsterische Exemplar als bester Text und wurde folglich Druckvorlage. Mit besonderer Auf- merksamkeit hat die Editorin die Umstände beschrieben, unter denen die ein- zelnen Urkunden entstanden sind. Dies ist ein nicht unwichtiges Kapitel der Geschichte des Westfälischen Friedens.

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Im übrigen wird der vorliegende Band bald durch APW III B 1/2 mit „ Materia- lien zur zeitgenössischen und späteren Rezeption der Verträge“ ergänzt werden. Er enthält zeitgenössische offiziöse Übersetzungen beider Verträge von 1648, und zwar die beiden offiziösen deutschen (Kurmainz und Kaiserhof) sowie die erste offiziöse französische, außerdem eine Übersicht über die sehr vielen 1648/50 er- schienenen Textausgaben sowie eine Liste der mir bekannten Nachdrucke aus der Zeit von 1651 bis 1996; schließlich ist noch an ein Glossar mit den wichtigsten Vertragsbegriffen in Latein, zeitgenössischem Deutsch und Französisch gedacht. Ein Register wird beide Teilbände, B 1/1 und B 1/2, gemeinsam erschließen.
Es bleibt mir zum Schluß wie immer, vielfältig zu danken. Ich nenne zunächst die Nordrhein - Westfälische Akademie der Wissenschaften zu Düsseldorf, unter deren bewährter Obhut die Acta Pacis Westphalicae seit über zwanzig Jahren stehen, sodann die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stif- tung , deren großzügige Hilfe den Druck dieser Urkunden zu diesem Zeitpunkt ermöglicht hat, und nicht zuletzt das Haus Aschendorff in Münster, das uns gerade bei diesem Band weit über das Übliche hinaus entgegengekommen ist. Daß die Archive und Bibliotheken unsere Edition überall mit Rat und Tat unterstützt haben, darf nicht unerwähnt bleiben. Vor allem aber habe ich Frau Dr. Antje Oschmann zu danken. Unterstützt, soweit nötig, von den hilfsbereiten übrigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte , hat sie zunächst die erhaltenen Urkunden ermittelt, so- dann die Kärrnerarbeit des Kollationierens und schließlich der Manuskripterstel- lung mit größter Gewissenhaftigkeit und nie erlahmender Kraft trotz tausend Schwierigkeiten im Kleinen und Großen zu Ende geführt und durch die ausführ- liche Einleitung dem Benutzer den Weg zu den einzelnen Texten frei gemacht. Bonn, den 5. September 1998 Konrad Repgen

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