Acta Pacis Westphalicae II C 4,2 : Die Schwedischen Korrespondenzen, Band 4, 2. Teil: 1648-1649 / Wilhelm Kohl unter Mitarbeit von Paul Nachtsheim
538. Johan Oxenstierna an Pfalzgraf Carl Gustav Münster 1649 Februar 3/13
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Münster 1649 Februar 3/13
Ausf.: Stegeborg Slg. II: A, E 163; Eingangsvermerk Kassel 1649 Februar 12/22.
Unveränderliche Lage bezüglich des Austauschs der Ratifikationen. Veränderte Situation durch
die inneren Unruhen in Frankreich und Weisung der Königin, die Schuld für eine Verzögerung
nicht auf Schweden fallen zu lassen. Allseitiges Drängen auf Austausch der Ratifikationen. Ent-
schluß , den Austausch gegen eine Versicherung der Stände, die noch nicht erfüllten Bedingungen
des Vertrages nachzuholen, vorzunehmen. Wunsch der Stände, die Abdankungsfrage und die
Räumung der Plätze in Münster abzuhandeln, wozu die Weisungen der Königin und des Pfalz-
grafen erforderlich sind.
Ewer Fürstlicher Durchlaucht unter dato Erfurt den 23. itztverwichenen mo-
nats Januarii an mich undt meinen collegam, den herrn ambassadeur Sal-
vium , abgangenes gnädiges schreiben hat sich nicht allein alhier wohl einge-
funden , sondern haben auch zugleich deroselben gnädiges bedencken wegen
außwechslung der ratificationen gehorsambst daraus vernommen. Nun ist
zwar bisanhero, wiewohl es sehr hart gehalten, res annoch in integro geblie-
ben und haben wir, ehe und bevor Ewer Fürstliche Durchlaucht gnädiges
sentiment hierüber eingelanget, uns noch zurzeit nicht dazu verstehen wol-
len . Weil aber (wie Ewer Fürstliche Durchlaucht selbst hochvernünfftig er-
meßen ) die wieder alles vermuhten in Frankreich vorgehende mutation, in-
sonderheit das auch vermöge mit jüngster post aus Schweden erhaltenen
brieffen die Polnische affaires nicht mehr in consideration kommen dürfften,
anseiten Ihrer Königlicher Mayestät die consilia andergestalt zu laßen und
vor allen dingen dahin wird zu trachten sein, wie das odium, so durch fernere
zurückhaltung mit der ratification-außwechslung höchstgedachter Ihrer Kö-
niglichen Mayestät nicht angeweltzet werden möchte, die herren Frantzosen
auch selbst neben denen Heßischen unß täglich auf dem halse liegen, alß se-
hen wir gar nicht ab, zu geschweigen sowohl die keyserlichen alß die sämpt-
lichen Reichsstände solche continuirlich nicht allein urgiren, sondern auch
fast eine categorische resolution, ob man außwechselen wolle oder nicht, von
uns begehren, auch überdieß auf die jüngsthin ihnen herausgegebenen decla-
ration enthaltene postulata solche expedientia, die wir mit gutem fug nicht
wohl außschlagen können, unß an die hand geben, wie wir berührte auß-
wechselung länger verweigern sollen. Unt haben derentwegen wir mit dieser
condition und vorbehalt dergestalt darinn zu condescendiren resolviret, daß
nemblich, wie aus beyliegenden copeylichen abschrifft sub litera A Ewer
Fürstlicher Durchlaucht ihro unterthänig vortragen laßen wollen, sie uns
diese versicherungsschrifft herausgeben und dasjenige alles, was darinn ent-
halten , ohne einigen verzug auffrichtig und unverbrüchlich post commutatio-
nem werckstellig zu machen sich verbinden würden, gestalt wir erwehntes
project sowohl den keyserlichen als des Reiches sämptlichen ständen heutiges
tages durch den secretarium übergeben und umb endliche erklährung bey ih-
nen anhalten laßen. Welchergestalt nun solche erfolgen und ob wir damit
werden zufrieden, auch dadurch versichert genug sein können, solches wird
verhoffentlich die morgendes tages angestelte conference mit mehrem auß-
weisen . Unterdeßen tringen sowohl vielgedachte keyserliche alß die stände
selbst darauff, das nicht allein die convention wegen der exauctoration und
evacuation der plätze alhier zu Münster, maßen sie denn ihrem vorgeben
nach vom keyserlichen hoff mit jüngster post davon instruiret und bevol-
mächtigit worden, getroffen und verglichen, sondern auch nach beschehener
commutation alsobald ein anfang damit gemachet werden solle. Gleich wie
nun wir weder von Ihrer Königlicher Mayestät keinesweges hierzu beordret,
vielweniger aber ohne Ewer Fürstlicher Durchlaucht gnädigen consens der-
gleichen verrichtet werden kan, alß stehen wir hiemit billich an und erwarten
derselben gnädiges sentiment hierüber gehorsambst, welches vor mein parti-
culier wegen unpäßligkeit meines collegae, des herrn ambassadeur Salvii,
Ewer Fürstlicher Durchlaucht gehorsambst zu berichten ich vor meine Schul-
digkeit erachtet.
PS: Nachdeme gleich bey schließung dießes sich sowohl die kayserlichen alß
die Reichsständte auf unßere sub litera A Ewer Fürstlicher Durchlaucht bey-
gesandte versicherungsschrifft erkläret, alß habe ich solche deroselben sub
litera B gehorsambst gleichfalß hiebey übersendten wollen. Waß nun hierin-
nen zu thuen, davon werde ich mit meinem herren collega wie auch herren
comte Servient undt denen herren Heßen deliberiren undt mit negster bege-
benheit Ewer Furstlicher Durchlaucht gehorsamen parth geben.