Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
50. Auersperg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1643 September 22
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Osnabrück 1643 September 22
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 46c, Konv. c fol. 44–45’, 49–49’, PS fol. 47–47’, praes. 1643
Oktober 14 = Druckvorlage – Kopie: ebenda Fasz. 92 I ad nr. 23 fol. 203–205’, Giessen 203
fol. 464’–468 – Druck: Gärtner I nr. 329 S. 700–705.
Drängen auf dänisches Schreiben an die schwedischen Gesandten. Haupt der kaiserlichen Gesandt-
schaft . PS: Reise des dänischen Sekretärs nach Münster. Rosenhane.
Wir haben am 17. September die dänischen Gesandten aufgesucht und ihnen von
nr. 35, A–C Mitteilung gemacht, nr. 49,1 haben wir ihnen in Abschrift übergeben.
Wir haben sie erneut ersucht, die schwedischen Gesandten zur Anreise zu drängen.
Die haben sich der communication halben freundtlich bedanckt, wölten sich
in denen ihnen mitgetheilten sachen ersehen unnd, waß ihnen darbey zu
erinneren beyfallen mögte, bey negster zusammenkunfft eröffnen.
Den punct wegen deß schreibens an die Schwedische hielten sie von so
großem nachdencken, daß derentwegen an die königliche würden in Denne-
marck selbst schreiben unnd sich bescheidts erholen müßen, in erwegung,
sie, Dennische, die gantze zeitt über, dha sie alhie sein, von denen Schwe-
dischen , unangesehen dieselbe so nahe an der handt, gar deß geringsten
brieffleins nit gewürdigt noch auch sönsten dürch abschickung eines dieners
mündtlich begrüßet worden, dhahero sie, Dänische, pillich anstünden, obs
ihnen erlaubt sein würde, den anfang zu machen unnd erst an die Schwe-
dische zu schreiben, ehe dan dieselbe an sie geschrieben unnd die ursachen
ihres zurückpleibens zu wißen gethaen hetten. Der Schwedischer resident
Rosenhaan seie zwar bey ihnen, Dänischen, gewest, aber für sein haubt
allein, ohne von den Schwedischen gesandten habende einige commission;
sie, Dennische, erwarteten gleichsamb stündtlich der königlichen erclehrung
unnd anthwortt, wölten unns alstan verhöffentlich hierin satisfaction geben.
Dhagegen wir erinnert, daß man in einem so heilsamen werck auff der-
gleichen apices reputationum nit so gnaw absehen zu machen, zumahll könte
der mediator ohne einigs bedencken dergleichen erinnerung bey ein oder
andern theill woll thuen, bevorab, wan derselb darümb zu beförderung deß
gemeinen weesens wolfahrt, wie alhie beschicht, ersucht würde, unnd würden
sie, abgesandten, darbey daßjenig volnziehen, waß daß interpositionsambt
erfordert unnd ohne daß die pillichkeitt selbst mit sich bringt; gesetzt auch,
daß die Schwedische gar zurückpleiben sölte, welchs man doch nit ver-
muhten wölle, würde doch alstan ahn dieselbe müßen geschrieben werden,
warümb dan nit auch itzo.
Die Dänische erwehnten ferners, daß bemelter Schwedischer resident
Rosenhaan noch unlengst bey ihnen gewest unnd zu wißen begehrt, ob dan
an seidten Ewer Mayestätt daß rechte haubt der legation gegenwertig seie
oder noch einige vom Kayserlichen hoff erwarttet würden. Seie denen
Schwedischen gesandten fürkommen, alß sölten noch einige vom Kayser-
lichen hoff herzugeschickt werden, unnd habe sich selbiger resident nicht
undunckell vermercken laßen, woferne die Schwedische von denen Däni-
schen sölten versichert werden, daß das haubt der Kayserlichen gesandt-
schafft albereits zugegen, er nit zweiffele, daß sich dieselbe alstan auch desto
ehender alhie einfinden würden. Warauff wir die Dänische versichert, daß
unns derzeitt von einigen andern capo legationis nichts bewust, sondern
wir zu dießer handlung gnugsamb legitimirt unnd instruirt sein, wolten
unns gerne, wans nur an deme erwinde unnd dardurch die tractaten befor-
dert werden könten, gleich stündtlich legitimiren unnd unnßere plenipo-
tentz vorzeigen, dhamit sie, Dänische, mit desto beßern grundt und sicherheit
bey denen Schwedischen die assertion wegen gegenwarth deß haubts der
Kayserlichen legation behaubten mögen. Die Danische aber haben unnßere
plenipotentz noch zur zeit nit zu sehen begehrt, sondern dießorts billich
unnßern wortten getrauet, obzwar sönsten bey ihrer gefaßeten meinung
bestanden, daß die königliche anthwortt wegen abgebung deß schreibens
an die Swedische zu erwartten seie, unerachtet (wie wir ferners erinnert) auß
deß residenten Rosenhaan geführten discurs gnugsamb abzunehmen gewest,
daß ein solchs schreiben nicht ohne frucht sein würde.
Weiln dan auß oberzehlten ümbstenden unschwer abzunehmen, daß die
gegentheile kundtschafft dhavon haben müßen, daß noch einige von hoff zu
dießer legation deputirt werden söllen unnd ohne habende gnugsambe
kundtschafft dergleichen sachen nit vorgeben würden, darbey aber nit
unzeitig zu besorgen, daß sich auch mit ihrer reiß oder herzukunfft darnach
richten dörfften, alß wehre unnßere unmaßgeblich allerunderthänigste
meinung, zu beforderung der gegentheill reiß unnd abschneidung aller dern
außflüchte am vortragligsten zu sein, dha Ewer Kayserlichen Mayestätt aller-
gnädigst gefellich sein mögte, diejenige, so ethwo noch von dero hoff an
beede mahlstätte abgeschickt werden söllen, anziehen zu laßen, so doch
alles zu dero allergnädigster beliebiger verordnung wirdt heimbgesteldt.
PS Die Dennische gesandten haben für wenig thagen ihren secretarium,
ohne unns daß geringste dhavon anzuzeigen, nacher Münster abgefertigt,
wißenn nit, obs ethwo ümb kundtschafft einzunehmen, wie sich die sachen
wegen der friedenßhandlung aldha veranlaßen, oder warauff eß angesehen,
noch auch, an wem selbiger secretarius zu Münster geschickt seie; unnd
haben immittels unßere leuthe bey denen Dennischen ministris in erfahrung
bragt, daß under denselben schon die rede gehen von wiederzurück- unnd
abreiß von hier, woferne die Frantzosische unnd Schwedische nit innerhalb
monatzfrist herzukommen würden, unnd macht unns nit wenig nachdencken,
daß der Schwedischer resident Rosenhaan sich so lang alhie auffhaltet unnd,
unangesehen derselb immediate von denen Schwedischen gesandten von
Minden anhero kommen unnd gleich bey seiner ersten ankombst alhie die
Dennische heimbgesucht, dannoch von denen Denischen vorgegeben
werden will, ob sölte selbiger resident von denen Schwedischen gesandten
gar nichts an sie, Dennische, überbracht haben.