Acta Pacis Westphalicae III D 1 : Stadtmünsterische Akten und Vermischtes / Helmut Lahrkamp
227. Diarium Wartenberg Münster 1648 Juni 5
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Münster 1648 Juni 5
HStAD , Kurköln VI 250 fol. 223–225.
Freudenfest in Münster wegen des spanisch-niederländischen Friedens.
Nachdem Ihre Hochfürstlichen Gnaden umb sieben [ uhren ] wieder [ nacher ]
hauß kommen, thuet zu Ihrer Hochfürstlichen Gnaden hiesiger magistrat
eine abordtnung, anzeigendt, daß wegen deßen gegen den abendt vorhaben-
den triumpfs der conte Servient sie beschickt, mit dem andeuten, daß sie
wegen dieses Spanisch- und Hollandischen friedens keine frewdenzeichen
geben mogten, welches sonsten der neutralitet zuwiederlauffe, auch ihme
Servient ursach von hier nach Oßnabruck zu verfuegen geben würde. Weiln
nun der rhat hierüber zusammen und waß hierüber zu thuen oder zu laßen
perplex wehren, so mögten vernemmen, waß Ihre Hochfürstliche Gnaden
fur das beste gethaen oder gelaßen halten mögten.
Ihre Hochfürstliche Gnaden haben wieder geandtwortet, daß eben der-
gleichen der conte Servient bey mediatoribus iüngst, alß die friedenspubli-
cation vor sich gangen, angeben, die sich aber der sachen, weiln sie die
Spanisch- und Hollandische tractaten nicht concernirten, auch dieselbe in
dem praeliminarvergleich nicht begriffen, nit annemmen wollen. Sonsten
aber belangendt, daß über dergleichen totus legationum conventus sich zu
resolviren hette, were es an deme, wan man alle hiewesende in- und auß-
landische gesandten consideriren wolte, daß diesem friedensfest niemandts
alß der Servient allein contradiciren werde, consequenter ihme der allegirte
praeliminarschluß hierinnen nicht zustatten komme, welcher noch viel we-
niger in sich habe, daß ihme Servient allein satisfaction geben und alle übrige
hiewesende gesandten zuruckgesezt werden solten. Nebenst diesem seye
hiesiger stifft und stadt bey bemelten frieden sowol der nachtbarschafft alß
commerciorum halber mercklich interessirt, und werde die underlaßung
ohne große der stadt despect, auch ohne offension beider vergliechener
partheien übel geschehen konnen.
Umb 9 uhren spaet thuet der magistrat Ihrer Hochfürstlichen Gnaden zu
wißen, daß sie dasjenige zu thuen resolvirt, waß dieshalber vorgehabt, und
wolten auß ihren mittel dem conte Servient behorende remonstration thuen
laßen.
Etzliche stundt vorher ist bey beeden Spannisch- und Stattischen quartieren
continuirlich biß fast zu mitternacht der wein geloffen, das geleut in allen
kirchen gewehret, und post nonam die feur angezundet, auf etzlichen ron-
delen der stadt stuck geloset, bey den Spannieren continuirlich mit cammern
und doppelten hacken geschoßen, die ranquetten und feurwerck geflogen,
die trommelten gehöret. Auch ist das gantze Spannische quartier ringsumb
mit weißen fackelen besteckt und dan Unser Lieben Frawn thurn zu Uber-
waßer mit lichteren ringsumbher raderweiß gezieret und umbgedrehet
worden.