Acta Pacis Westphalicae III A 3,4 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 4. Teil: 1646 - 1647 / Maria-Elisabeth Brunert
124. Sitzung des Fürstenrats (sessio publica XXIX) Osnabrück 1646 Juni 17/27
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Braunschweig-Calenberg B I fol. 338–344’ (= Druckvorlage); damit identisch Baden -
Durlach A I fol. 351–355’, Brandenburg-Kulmbach B IV fol. 337–342 (mit falscher
Datierung), Braunschweig-Celle A I unfol., Braunschweig-Wolfenbüttel A I fol. 374’–
381’, Braunschweig-Wolfenbüttel B I fol. 242–246’, Braunschweig-Wolfenbüttel C
I fol. 331–336’, Hessen-Kassel A XIII fol. 372–377, Magdeburg E fol. 412–417’, Magde-
burg Ea fol. 434–441, Pommern A I fol. 432–440’, Sachsen-Altenburg A II 1 fol. 360–365’,
Sachsen-Gotha A III fol. 523–526, Sachsen-Lauenburg B S. 704–714, Sachsen-Weimar
A III fol. 248–251’, Sachsen-Weimar B V fol. 156–160’, Grafen von Schwarzburg A I
fol. 250–254’, Wetterauer Grafen ( Nassau-Dillenburg ) C 2 fol. 29’–35, Wetterauer
Grafen ( Nassau-Saarbrücken ) A III 3 fol. 75–80’, Wetterauer Grafen ( Ysenburg ) A I
unfol. (stark gekürzt), Württemberg A I S. 695–708, Druck: Meiern III, 539–543; vgl. fer-
ner Herzogtum Bayern A I 1 unfol., Magdeburg D fol. 268’–273’ (Mitschrift), Würzburg
A I 1 fol. 176’–177’.
Beratungsvorlage: Entwurf des Kurmainzer Reichsdirektoriums in Münster für ein Schreiben
der Reichskurien an den Kaiser
Der Entwurf wurde nicht ermittelt. Text der Ausf, s. l., datiert auf 1646 VI 17, diktiert
1646 VI 30[/VII 10] durch Kurmainz: Meiern III, 543 ff. Inhalt: Bitte um Vorkehrungen
für einen schadlosen Truppenabzug aus Speyer wie aus allen anderen besetzten Orten
bei Friedensschluß; um Sorge für die Sicherheit Speyers und des RKG auch bei Scheitern
der Friedensverhandlungen; um Genehmigung einer einmaligen Judenkopfsteuer für den
Unterhalt des RKG ; um Mahnung der solventen Rst. zur Zahlung des Kammerzielers nach
Beschluß des Regensburger RT 1641 (zwei Kammerzieler pro Jahr und die Zahlung eines
dritten zum Abbau der Rückstände). Der Entwurf wurde nach der Beratung des KFR am
13. Juni 1646 über die Beschlüsse des FRO vom 11. Juni 1646 (s. Nr. 123) verfaßt; der SRO
beriet gleichzeitig mit dem FRO über den Entwurf ( APW III A 1/1 Nr. 92; III A 6 Nr. 66).
Zustimmung zum Entwurf für das Schreiben der rst. Gesandten an den Kaiser über Maß-
nahmen für die Sicherheit des RKG und die Sicherung seines Unterhalts durch eine Juden-
kopfsteuer ?
Eine Umfrage sowie Genehmigung der bisherigen Voten Braunschweig-Lüneburgs durch
Braunschweig-Wolfenbüttel; Protest Hessen-Kassels und Hessen-Darmstadts sowie Rechts-
vorbehalt der Wetterauer Grafen wegen der Judenkopfsteuer; Protest Württembergs wegen
seines RKG -Anschlags; Protest und Rechtsvorbehalt der herzoglich sächsischen Gesandten
namens des Gesamthauses Sachsen wegen der Session der Grafen von Schwarzburg auf der
Wetterauer Grafenbank und ihrer Forderung nach Sitz und Stimme im FR; Gegenprotest und
Rechtsvorbehalt der Grafen von Schwarzburg; Protest und Rechtsvorbehalt der Wetterauer
Grafen wegen der Forderung der Grafen von Schwarzburg nach Sitz und Stimme im FR.
Beschluß, einstimmig: Billigung des Entwurfs mit wenigen Änderungswünschen.
(Im Rathaus zu Osnabrück). Vertreten: Österreich (Direktorium), Bayern, Würzburg,
Magdeburg, Basel, Pfalz-Lautern, Pfalz-Simmern, Pfalz-Zweibrücken, Sachsen- Alten-
burg , Sachsen-Coburg, Sachsen-Weimar, Sachsen-Gotha, Sachsen-Eisenach, Braunschweig-
Celle, Braunschweig-Grubenhagen, Braunschweig-Wolfenbüttel, Braunschweig-Calenberg,
Baden-Durlach (durch Braunschweig-Celle), Pommern-Stettin, Pommern-Wolgast, Hessen-
Kassel, Hessen-Darmstadt, Württemberg (votiert auch für Pfalz-Veldenz), Mecklenburg-
Schwerin, Mecklenburg-Güstrow, Sachsen-Lauenburg, Anhalt, Wetterauer Grafen, Grafen
von Schwarzburg. (Zu den Gesandten siehe die Verweise im Vorläufigen Personenregister.)
Österreichisches Direktorium. Praemissis praemittendis, dieselben
würden sich wol zu erinnern wißen, welchergestalt man newlich im für-
stenraht alhie wie auch zu Münster deliberiret unnd berahtschlaget, wie
doch dem Kayserlichen cammergericht, beydes, in puncto securitatis und
salarii, müchte geholffen werden, und wie man sich mit der Münsterischen
hierüber gefaßeten opinion meistentheils conformiret .
sich zu Münster eines concepts an die Römische Kayserliche mayestät
verglichen, so von dar herübergeschicket und ihme gestriges tages vom
hiesigen Churmaynzischen directorio zugestellet worden, welches er izo
verlesen wolte, zu fürsten undt stände beliebung stellend, ob sie sich mit
ihrer erklerung darauf wolten vernehmen laßen.
Finita lectione Österreich. Wiewol es an etlichen orten zimblich uncor-
rect geschrieben, so laße er es doch, weil zu Münster Österreichischen
theils auch also votiret worden, darbey bewenden. Die correctur aber
würde ein ieder selbst zu thun wißen, oder würde es die ausfertigung mit
sich bringen.
Bayern. Habe das concept angehöret, unnd weil er daßelbe dem Regens-
purgischen reichsabschiedt wie auch demiennigen, waß bey dem deputati-
ontag zu Franckfurth dißfals fürgangen
Der Regensburger RA von 1641 X 10 enthält keine konkreten Beschlüsse über Sicher-
heit und Unterhalt des RKG , da zur Behandlung aller Fragen über die Reichsjustiz ein
RDT einberufen wurde. Dort sollten die Deputierten über die von den RKG -Angehörigen
erstrebte Erhöhung ihrer Gehälter nur vorläufige Beschlüsse fassen, die erst nach Ratifi-
kation durch alle Rst. auf dem nächsten RT verbindlich sein sollten, s. §§ 90 und 92 des
RA ( Sammlung III, 565f.). Zu den Beratungen über den Unterhalt des RKG auf dem
Frankfurter RDT 1643–1645 s. [ Nr. 122 Anm. 67 ] , zu den Beratungen über die Sicherheit
auf dem RDT s. [ Nr. 123 Anm. 29 ] und 30.
allerdings bewenden.
Würzburg. Deßgleichen.
Magdeburg. Hette verlesen hören, was an die Römische Kayserliche
mayestät für daß hochlöbliche cammergericht zu Speyer in puncto secu-
ritatis et salarii für ein allerunterthenigstes schreiben abgefaßet worden.
Weil er nun befinde, daß seinestheils nichts dabey zu erinnern, so könne
er’s gleichergestalt dabey bewenden laßen, und thete sich im übrigen der
communication unnd verlesung dienstlich bedancken etc.
Basel. Wie zuvorn.
Pfalz-Lautern, -Simmern und -Zweibrücken. Laße es zwar bey
dem aufgesezten concept auch bewenden, stelle aber dahin, ob ihnen durch
sölches mittel in puncto securitatis geholffen sey; dan es were sonst new-
ligst dahin geschloßen
oder gar umb die neutralitet für die herrn camerales bewerben müchte.
Österreichisches Direktorium. Die salvaguardia werde vielleicht bey
Franckreich schon ihre richtigkeit haben, wie es den an deme, daß man sich
zu Münster vermittels der herrn mediatorn sowol bey Franckreich als auch
Spanien embsig umb die neutralitet oder salvaguardi bemühet
Über eine Vermittlung Chigis oder Contarinis für die Sicherheit des RKG und der Stadt
Speyer bei Franzosen und Spaniern konnte nichts ermittelt werden. Chigi empfing zwar
am 12. Juni 1646 Bergaigne und am 25. Juni Peñaranda, während er selbst am 21. Juni
Servien und seine Frau besuchte, doch sind in all diesen Fällen die Gesprächsthemen nicht
überliefert (s. APW III C 1/1, 309f.). Es spricht allerdings nichts dafür, daß bei diesen
Begegnungen über das RKG gesprochen wurde; falls es geschah, waren die Bemühungen
jedenfalls ergebnislos (s. auch [ Nr. 125 Anm. 5 ] ).
derselben in dem schreiben an ihr Kayserliche mayestät zu gedencken
nicht bedürfft hette.
Sachsen-Altenburg. Bedanckte sich anfangs gegen das Österreichische
directorium für die communication unndt verlesung und hette seines-
theils nichts zu erinnern. Wiße sich zwart wol zu bescheiden, was newligst
wegen bemühung umb eine newe salvaguardi, neutralitet oder exemp-
tion beschloßen worden, wan es aber schon zu Münster geschehen were,
bedürffte es deßen in dem schreiben nicht etc., wie sich dan auch die
correctur im abschreiben wol geben würde etc.
Sonst hette er wahrgenommen, welchergestalt sich bey diesem consessu
unter denen herrn Wetterawischen ein gesanter mit eingefunden, der sich
für einen Schwarzburgischen ausgebe
Lic. iur. Elias Augustin Hüfler (1601–1660) stand seit 1634 als Rat im Dienst Gf. Ludwig
Günthers I. von Schwarzburg-Rudolstadt. Auf dem WFK vertrat er außer den Gf.en von
Schwarzburg (s. Anm. 30) die Gf.en von Stolberg, von Schönburg und die Reuß Herren
von Plauen, s. Hess , 179, sowie die Vollmacht der Gf.en von Schwarzburg, 1646 IV 20,
praes. Osnabrück 1646 VI 16: HHStA MEA FrA Fasz. 6 [32] unfol.; die Vollmacht
der Gf.en Heinrich Ernst (1593–1672) und Johann Martin (1594–1669) von Stolberg, s. l.
1646 VII 9, praes. Münster 1646 VIII 31: HHStA MEA CorrA Fasz. 9 [2] unfol.; die
Vollmacht der Gf.en Christian (1589–1664), Georg Ernst (1601–nach 1650), Hans Heinrich
(1589–1651), Otto Albrecht (1601–1681), Veit (1602–1651), Wolff Heinrich (1605–1657)
und Wolff Friedrich (1623–1656) von Schönburg, Glauchau 1646 VII 5, praes. Münster
1646 VIII 31: HHStA MEA CorrA Fasz. 9 [2] unfol. und MEA FrA Fasz. 6 [32] unfol.;
Isenburg IV T. 56, 60; Schwennicke I.3 T. 358, 359, 361, 362; Zedler XXXV, 770, 773–
776; die Vollmacht Heinrichs II. (1602–1670), Heinrichs IX. (1616–1666) und Heinrichs X.
(1621–1671) Reuß jüngere Linie Herren von Plauen zu Gera sowie jene Heinrichs I. Reuß
jüngere Linie Herr von Plauen zu Schleiz (1639–1692; ausgefertigt durch seine Mutter
Juliane Elisabeth, 1602–1653) und Heinrichs V. Reuß ältere Linie Herr von Plauen zu
Untergreiz (1602–1667), Gera 1646 IV 20, praes. Osnabrück 1646 VI 16: HHStA MEA
FrA Fasz. 6 [32] unfol. Ein Sessionsschema für die Re- und Correlation am 28. März 1647
( [ Nr. 131 Anm. 4 ] ) nennt Hüfler als deren Bevollmächtigten auf der Bank der fürstlichen
Sekundarges.
fürstliche haus Sachsen den herrn grafen von Schwarzburgk kein ius mit-
tendi legatos gestehe, weil die grafschafft Schwarzburg recht in Düringen
liege, woselbst dem chur- unnd fürstlichen hause Sachsen das ius territorii
unstreitig zustehe
Das Gesamthaus Sachsen bestritt als Inhaber der Lgft. Thüringen das Recht der Gf.en von
Schwarzburg zur Beschickung von Reichsversammlungen vorrangig mit dem Hinweis auf
die Lage sämtlicher gfl. schwarzburgischer Ämter innerhalb der Lgft. Allerdings waren
die Ämter Blankenburg, Ehrenstein, Könitz, Leutenberg und Schwarzburg Reichslehen,
weshalb die Gf.en nach einer Theorie des 17. Jh.s zugleich Rst. und Landstände waren. Sie
beriefen sich für ihr Recht auf eigene Session und Stimme auf ein Privileg Ks. Maximi-
lians II. (Regensburg 1576 X 31, bestätigt Wien 1638 VI 18; Text: Lünig XI/1, 298–301);
nur die offizielle Einführung in den RT stehe noch aus. Ein 1561 eingeleiteter Steuerprozeß
am RKG , der eine Klärung gebracht hätte, war noch anhängig. Beim letzten RT hatte der
schwarzburgische Ges. unter Vorbehalt des Rechts auf eigene Session und Stimme am 12.
September 1641 auf der Wetterauer Gf.enbank gesessen, das Gesamthaus Sachsen gegen
seine Zulassung zum FR protestiert und der Ges. Gegenprotest eingelegt. Die Schwarz-
bhurger wurden 1754 (nach Fürstung der Linien Schwarzburg-Sondershausen 1697 und
Schwarzburg-Rudolstadt 1710) mit einer Virilstimme zum FR zugelassen ( Londorp V,
628f.; Sammlung , III, 572; Moser , TS XXXVIII, 2–11; Franz , Reuß, 554; Klein , 186;
Hess , 1, 135–144).
sche session protestiret, hochgedachtem chur- und fürstlichen hause deßen
zustehende iura in optima forma reserviret und nicht allein den gesand-
ten abzuweisen unnd daß er sich forthin der session enthalte, [ihm] zu
untersagen
zuzulaßen gebeten haben etc.
Sachsen-Coburg. Adhaerirte dem Sachsen Altenburgischen voto unnd
protestation.
Sachsen-Weimar, -Gotha und -Eisenach. Hette nebst gebühren-
der dancksagung nichts zu erinnern, sondern wolte allein das Sachsen
Altenburgische votum sowol in puncto securitatis als salarii nebst der
protestation wieder Schwarzburg repetiren.
Braunschweig-Celle. Er erinnere sich gutermaßen, wie das newligst
dafürgehalten worden, das durch die salvaguardi allein dem Kayserli-
chen cammergericht nicht zu helffen, sondern beßer und fürträglicher sein
würde, das man sich umb eine neutralität oder exemtion sowol für die stadt
als das cammergericht bemühete. Nun sey zwart daßelbe in dem verlesenen
aufsaz nicht gar vorbeygangen, doch aber gar modificate gesezet
Bezug auf den Entwurf für ein Schreiben der Reichskurien an den Ks. (s. Anm. 2). In
der Ausf. heißt es, die rst. Ges. seien der Ansicht, daß man bei einem Scheitern der Frie-
densverhandlungen beizeiten bedacht sein solle, dem RKG alle Sicherheit zu verschaffen
und vermittels Dero allergnaedigsten Disposition die Neutralitaet so wol fuer gedachte Stadt
als das Cammer=Gericht zu erhalten ( Meiern III, 543f. , hier 544, letzter/erster Absatz,
beginnend Nun erinnern wir ) .
derowegen nochmals zu bedencken, ob nicht ihr mayestät die bewilligung
der neutralität oder exemption pure einzurahten; doch wan die maiora ein
anders geben, wolle er sich denselben auch gerne accomodiren.
Undt eben dieses wolle er auch wegen des fürstenthumbs -Grubenhagen
wie imgleichen wegen Baden-Durlach (doch suo loco et ordine) wie-
derholet haben.
Braunschweig-Wolfenbüttel. Praemissis titulis, demnach der durch-
leuchtiger hochgeborner fürst unndt herr, herr Augustus, herzog zu Braun-
schweig unndt Lüneburgk etc., ihr gnediger fürst unnd herr, bey sich
ermeßen, das ihr fürstlicher gnaden nicht geziemen wolle, diesem convent
sich zu entziehen, hetten sie nötig befunden, sie beede anhero abzufer-
tigen , maßen sie sich albereit bey dem Churmaynzischen hochlöblichen
directorio legitimiret hetten
dings sein bewenden haben. Es hetten ihr fürstliche gnaden ihnen gne-
dig anbefohlen, denen herrn abgesanten allerseits dero günstigen gruß
unndt wolgeneigten willen zu vermelden unnd dieselben darbeneben zu
ersuchen, das sie als Teutsche patrioten, wie bishero rümblich geschehen
unndt der anfang gemachet worden, also dem friedenswerck noch weiter
nachzusezen ihnen angelegen sein laßen, worzu dan auch ihr fürstliche
gnaden daß ihre getrewlich mit beyzutragen erböttig weren etc., cum pio
voto etc.
hauß Braunschweig Lüneburgk iederzeit eine einmüetige friedensinten-
tion gehabt, gestalt sie dan auch hiebevorn eine gesambte, auf herrn Lampa-
dium gerichtete instruction mitbeliebet unndt vollenzogen hetten
Die Anfangsinstruktion von Lampadius wurde nicht ermittelt. In den bisherigen Beratun-
gen wurde Braunschweig-Wolfenbüttel nie ausdrücklich als Votant erwähnt, doch gibt es
einen vereinzelten Hinweis vom 18. Dezember 1645, nach dem Lampadius damals vier
Voten führte und damit auch für Braunschweig-Wolfenbüttel gestimmt hat (s. APW III A
3/2 [ Nr. 54 Anm. 4 ] ).
nach er, herr Lampadius, bishero seine consilia unndt actiones rümblich
unndt wol geführet, die auch seine fürstliche gnaden allerdings approbire-
ten unndt genembhielten, auch ihnen sölche noch ferner zu prosequiren
anbefohlen. Es wolten aber dieselbe, gleichwie auch andere fürsten unndt
stände vom anfang dieser consultationum gethan
Das Ost. Direktorium hatte zu Beginn der sessiones publicae in Osnabrück, am 3. Februar
1646, Gott gebeten, daß die Beratungen […] zu der Römischen Kayserlichen mayestät
hoheit und gesambter chur-, fürsten und stände aufnehmen und nuzen gedeihen möge
etc. Die meisten übrigen Ges. wiederholten diese pia vota (s. APW III A 3/3, 2 Z. 15ff.,
10 Z. 18f.). Ähnliche Wünsche formulierte fast jeder Ges. , wenn er zum ersten Mal im
FRO votierte. Die Protokolle geben die formelhaften Wendungen meist nur unvollständig
wieder, indem die positiven Wünsche und nicht die Beteuerungen, niemanden beleidigen
zu wollen, erwähnt werden (s. z. B. das bay. Votum vom 3. Februar 1646, APW III A 3/3,
7 Z. 12f.).
daß dero vota weder zu ihr Kayserlicher mayestät noch der hochlöblichen
cronen sowol churfürsten, fürsten unndt stände oder einiges menschen
beleidigung oder offension, sondern allein zu Gottes ehre unnd der sachen
notturfft gemeinet unnd angeführet sein solten, wie sie, die gesanten, dan
sölche protestation nochmahls wiederholeten cum recommendatione et
oblatione solita etc.
Das haubtwerck betreffendt, vernehmen sie soviel, daß dieß werck bis dato
reiflich deliberiret, auch schon conclusa gemachet worden, dahero ihnen
dan nit gebührete, etwas darwieder zu moviren, zumahln ihnen auch nit
allerdings wißendt, was dißfals bey vörigen consultationibus fürgangen.
Bedanckten sich vielmehr gegen die directoria sowol wegen des aufsazes
alß auch der communication unndt wünscheten nur, das viel gutes dar-
mit ausgerichtet werden müchte. Conformirten sich im übrigen mit den
vorsizenden allerdings unndt hetten dabey weiter nichts zu erinnern etc.
Braunschweig-Calenberg. Wie vorhin.
Pommern-Stettin und -Wolgast. [1.] Man habe a parte Pommern
vernommen, das in puncto securitatis die versicherung des Kayserlichen
cammergerichts ihr Kayserlicher mayestät anheimbgegeben werden wolle.
Nun erinnere man sich, das die maiora alhier, wo nit auf eine neutralitet
nominetenus, doch uf eine exemtion gegangen
Soweit das Protokoll erkennen läßt, hatten sich am 11. Juni 1646 Magdeburg, Pommern und
Mecklenburg für Neutralität oder Exemtion Speyers ausgesprochen. Sachsen-Altenburg
plädierte für eine „vollkommene Exemtion“, während Württemberg eine Exemtion für
die beste Lösung hielt (s. die entsprechenden Voten in Nr. 123; nicht berücksichtigt sind die
Rst. , die sich einem der genannten Rst. ganz oder teilweise anschlossen, ohne zu der Frage
explizit Stellung zu nehmen).
expresse im aufsaz gedacht sey, sondern nur in genere der versicherung
meldung geschehe , stehe er an, ob dadurch den sachen geholffen. Halte
derowegen nochmals für rahtsamb unnd nötig, das man ein sölch expediens
erfinde unnd einrücke, dadurch in effectu die neutralität erhalten werde
etc.
2. Befinde er in dem aufsaz die wort „dieiennigen stände, so noch etwas
vermögen“
Bezug auf den Entwurf für ein Schreiben der Reichskurien an den Ks. (s. Anm. 2). In der
Ausf. heißt es: die saeumige staende, absonderlich die, so noch bey Vermoegen (s. Meiern
III, 545 , zweiter Absatz, beginnend Und demnach diese ) .
wolte, als wan dieselben ganz depauperiret unndt verarmet weren.
Österreichisches Direktorium. Die wort weren nur zum unter-
schiedt gesezet, dan es weren theils, die gar verderbet unndt nichts geben
könten, theils aber, die gleichwol noch etwas mittel hetten etc.
Pommern. Laße es dahingestellet sein, bethe aber nochmahls, die wort
zu endern unnd indifferenter zu sezen, im übrigen sich mit dem aufsaz
unndt vorstimmenden votis conformirendt etc.
Hessen-Kassel. Bedanckte sich anfangs für den aufsaz und deßen com-
munication . [1.] Das werck aber selbst betreffendt, conformire er sich
in puncto assecurationis mit Braunschweig unndt Pommern, daß nemb-
lich ihr Kayserlicher mayestät die neutralitet oder exemtion vorgeschlagen
werde.
[2.] Beim puncto salarii stehe unter andern, das einmüetig uf die iuden-
capitation geschloßen worden
Bezug auf den Entwurf für ein Schreiben der Reichskurien an den Ks. (s. Anm. 2). In der
Ausf. heißt es (wahrscheinlich unverändert): dieses dabevorn von den Reichs= Deputir-
ten [zu Frankfurt] vorgeschlagenes, itzo aber von gesammten Chur=Fuersten und Staenden
einmuetiglich wiederholtes Mittel der einmahligen Juden=Capitation zu Beybringung eilen-
der interimsHuelffe (s. Meiern III, 544f. , hier 545, letzter/erster Absatz, beginnend Wenn
aber allergnaedigster Kayser ) .
die maiora nit stattfinden
Dies war kein Grundsatz der Reichsverfassung, sondern nur eine alte Forderung der mei-
sten prot. Rst. , der sich gelegentlich einzelne kath. anschlossen ( Schulze , 165f.; APW III
A 3/2 [ Nr. 94 Anm. 16 ] ; s. auch [ Nr. 123 Anm. 26 ] ).
derholet haben.
Hessen-Darmstadt. Was den punctum securitatis anlange, wie Braun-
schweig unndt Pommern etc., waß aber das salarium betreffe, wie Heßen
Caßel propter rationes nuper adductas
fals an dasiennige, waß per maiora geschloßen worden, nit binden laßen.
Württemberg. [1.] Negst gebührender dancksagung befinde er gleichs-
fals , das dem Kayserlichen cammergericht nicht beßer als durch eine exem-
tion zu helffen, dahero er sich mit Braunschweig undt Pommern dieses
puncts halben conformire.
[2.] Soviel aber das salarium betrifft, wiederhole er seine vörige prote-
station
S. Württembergs Beschwerde bzw. Protest vom 7. Mai und 11. Juni 1646 wegen der vollen
Veranschlagung Hg. Eberhards III. zum RKG trotz seiner unvollständigen Restitution
( [ Nr. 122 Anm. 72 ] , Nr. 123 bei Anm. 35).
fürstlichen gnaden noch immer vor vol exigiren, da sie doch kaum ein
drittel ihres landes iziger zeit innenhetten, auch daßelbe ganz zugrund
verderbet sey etc. Bethe derowegen, an dem ohrt, da der ohnvermögenden
stände gedacht wirdt
Bezug auf den Entwurf für ein Schreiben der Reichskurien an den Ks. (s. Anm. 2). In der
Ausf. heißt es (wahrscheinlich unverändert): diejenige Reichs=Staende, welche bey diesen so
viel Jahr ueber continuirenden Krieges=Zeiten und Laeufften etwa oder in Grund ruiniret,
oder auch vielleicht mehr als das Cammer=Gericht selbsten erlitten (s. Meiern III, 545 ,
zweiter Absatz, beginnend Und demnach diese ) . Der vorgeschlagene Zusatz wurde nicht
ergänzt.
über proportion inhabender lande beschweret werde“.
Idem suo loco et ordine wegen Pfalz-Veldenz .
Mecklenburg-Schwerin und -Güstrow. A parte Mecklenburg
Schwerin unndt Gustraw sagte er gleichsfals danck unndt approbirte
daß verlesene concept mit der modification wie Braunschweig, Pommern
unndt Heßen Caßel, daß nemblich uf erhaltung einer neutralitet oder
exemtion gedacht werde. Im übrigen conformire er sich den maioribus.
Sachsen-Lauenburg. [1.] Wegen Sachsen Lawenburgk sagte er gleichs-
fals danck, unndt wie man dem Kayserlichen cammergericht unndt stadt
Speyer ihre securität gerne gönne unndt mit denselben votis, die dahin
gestimmet, sich allerdings conformire, so sey er damit einig, daß das schrei-
ben etwan auf sölche maße eingerichtet unnd fortgesendet werden möge
etc.
[2.] Den passum salarii betreffendt, müße er bekennen, daß disfals ein
concursus calamitatum et miseriarum sowol a parte cameralium als auch
a parte statuum zusammenkomme, dahero pillich uf ein sölches mittel
unnd expediens zu gedencken, dadurch iennen geholffen, diese aber nicht
gar zu boden getrieben werden.
Ratione capitationis Iudaeorum aber vernehme er, daß etliche darvon
dissentirten
etwas geschloßen werden könte, unndt stelle dahin, ob es nicht die not-
turfft erfordern möchte, deswegen eine re- unndt correlation anzustellen.
Anhalt. Wie zuvor, mit der in nachfolgenden votis in puncto securitatis
et exemtionis beschehenen declaration.
Wetterauer Grafen. [1.] Wiederholten anfangs die von den vorsizen-
den abgelegte dancksagung für geschehene communication unnd, soviel
die versicherung des Kayserlichen cammergerichts betrifft, erinnerten sie
sich ihres newligst gegebenen voti
exemption bemühen müchte.
[2.] Waß das salarium unnd vorgeschlagene iüdencapitation anlange, wie-
derholten sie ihr voriges
Darmstatische vota, weil etliche gräfliche heuser sich starck dabey inter-
essiret befinden. Were zu befahren, die Iuden würden daruber queruliren
unnd die anlagen wieder an dem schuzgelde
Wolten derowegen die notturfft reserviren etc.
Österreichisches Direktorium. [Meinung:] Sie approbirten zwar daß
concept meistentheils, schlößen aber doch dahin, 1. das ihr Kayserlicher
mayestät die neutralitet oder exemption etwas deutlicher einzurahten ;
2. das die wort „so noch etwas vermögen“ entweder gar auszulaßen oder
doch etwaß anders einzurichten .
3. Die protestationes weren ad protocollum annotiret worden.
Sonst thue man a parte directorii gegen herrn herzogs Augusti fürstli-
che gnaden sich deß zuentbotenen gnedigen grußes bedancken. Hoffe, sie
würden, wie bishero, also noch weiter sölche vota beytragen laßen, so in
salutem Imperii gereichen etc., cum oblatione consueta officiorum erga
legatos. Halte auch dafür, es werden allerseits herrn abgesante eben dieser
resolution sein.
Alle. Annuebant.
Grafen von Schwarzburg. Wasmaßen wegen des chur- unndt fürst-
lichen hauses Sachsen den herrn grafen von Schwarzburgk
Gf. Ludwig Günther I. von Schwarzburg-Rudolstadt (1581–1646 XI 4) und die drei
Brüder der Linie Schwarzburg-Sondershausen: Gf. Anton Günther I. (1620–1666), Gf.
Christian Günther II. (1616–1666) und Gf. Ludwig Günther II. (1621–1681). Die Brüder
regierten bis zur Teilung der Herrschaft 1651 gemeinsam ( Schwennicke I.3 T. 317 und
319; Eberhardt , 15; Ignasiak , 172, Regenten-Tafeln).
vor izo disputiret werden wollen, das habe er auß der herrn Sachsen Alten-
burgischen , Coburgischen unnd Weymarischen etc. protestationen ver-
nommen . Nachdem aber ohngezweifelt, das sie ohnmittelbare stände des
Reichs sein
worden, so thue er demnach der herrn grafen iura sarta et tecta
Die Formel sartus (et) tectus, im Lateinischen ursprünglich Terminus technicus zur Bezeich-
nung eines guten baulichen Zustands (so auch biblisch, s. 4 Rg 12,5 und öfter), meint hier
im übertragenen Sinn die unerschütterlich festen, nicht widerlegbaren Rechte der Gf.en
von Schwarzburg ( Klingmüller , 52f.; Georges II, 2490 s. v. sarcio; Sleumer , 698 s. v.
sartus (et) tectus ) .
testando vorbehalten. Undt weil sie auch ein absonderliches votum per
privilegium erhalten unnd nur an der installation mangele , als thue er
seiner gnedigen herschafft auch daßelbe protestando reserviren.
Sachsen-Altenburg. (Nomine reliquorum:) Laße die reprotestation
uf ihren ohnwerth beruhen, seine protestation kürzlich wiederholende.
Unndt weiln noch überdieß gar eine absonderliche session praetendi-
ret werden wolle, könten fürsten undt stände a minori ad maius leicht
ermeßen, das, deme man unter den Wetterawischen grafen keine session
gestendig, demselben noch viel weiniger eine sonderliche session undt
votum singulare einreumen würde.
Wetterauer Grafen. Demnach sie in der gräflichen Schwarzburgi-
schen reprotestation wahrgenommen, das von selbigem gräflichen hause
ein singulare votum praetendiret unnd dabey fürgegeben worden, daß
es uf der confirmation bestanden, so komme ihnen, der Wetterawischen
graffen correspondentz
Die Wetterauer Korrespondenz meint die 1578 geschaffene Organisation der Wetterauer
Gf.en, die u.a. die gemeinsame Vertretung des Gf.encorpus auf RT und dem WFK organi-
sierte (s. APW III A 3/1 [ Nr. 15 Anm. 57 ] ).
Wolten derowegen die notturfft vorbehalten unndt reprotestiren,
gar befrembdtlich, das ein einzeles gräflich votum einem ganzen corpori
aequivaliren solte, wie es dan auch der praecedentz halber unndt sonst
inconvenientien geben dürffte. Reservirten also nochmahlß die notturfft,
mit pitte, sölches ad protocollum zu nehmen etc.
Grafen von Schwarzburg. Repetirte kürzlich priora, unndt weil die
herrn grafen in possessione vel quasi
darauf nicht unpillich sowol wieder das chur- unndt fürstliche hauß
Sachsen als wegen des voti singularis, wie er dan seine protestation zur
nachricht ad acta übergeben wolle .