Acta Pacis Westphalicae II C 3 : Die schwedischen Korrespondenzen, Band 3: 1646 - 1647 / Gottfried Lorenz
295. Erskein an [C. G. Wrangel] [Osnabrück] 1647 [August 11/21]
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[Osnabrück] 1647 [August 11/21]
Konzept [ z. T. eigenhändig ]: StA Stade , Rep. 32 II 42, fol. 176–180.
Königsmarck; Weimarer Truppen. Militaria. Schreiben an die Kff. von Bayern und Köln. Politik
gegenüber Kurbayern; Frankreichs Bayernpolitik. Kreditiv. Verhandlungen über satisfactio militum.
Militaria.
Verweis auf vorhergehende Schreiben. Königsmarck ist wiederholt aufgefordert wor-
den , nach Mitteldeutschland aufzubrechen, wurde jedoch durch Verhandlungen mit
den Weimarer Truppen aufgehalten. Da diese Truppen nicht wieder der französischen
Armee inkorporiert werden wollten, hat general Königsmarck sich ihrer an-
maßen müßen undt sie, wie ich vornehme, in 4 regimenter redigirt undt
von obristen bis unterofficirer ihnen officirer vorgestellet.
Die Hessen-Kasseler Truppen liegen vor Paderborn; Lamboy zieht nach Ostfries-
land ; die Lgfin. von Hessen-Kassel arbeitet für Königsmarcks Verbleib in Nord-
westdeutschland . Im folgenden behandelt Erskein das Verhältnis zu Kurbayern:
Soviel das negotium für sich selbsten antrefft, darinnen Ewer Excellenz mein
geringes sentiment befordern, so halte ich summa〈risch〉, doch ohnmaß-
geblig , es dafür, Ewer Excellenz bedienen sich die izige zeit, worinne sie
undt ihre armée stehen, bemühen sich die Kayßerliche armée zu ruiniren
undt den churfürsten zu Bayern uf das glimpfste zu tractiren, ubereilen sich
nicht mit der antwortt undt laßen es, bis sie den mit dem Keyßer habendes
ziel erreicht, schlepffen, machen den churfürsten in denen an ihm abgehen-
den mündtlichen resolutionibus gutes hoffen, in scriptis aber soviel müglich
caute, und das sie die freye handt behalten, dan dieser an alter 74 jhariger
churfürstlichen intention, unß zu betriegen, derohalben man gleichmeßige
kegenverfaßung thun muß. Eins für alle muß er vormüge seines fürstlichen
worts quovis modo zur ratification undt würcklichen execution, sonderlig
mit der stadt Augsburg, Würtenberg undt bischoffthumb Eickstädt gehalten
werden, wolle Ewer Excellenz die 2 städte Uberlingen undt Memmingen
ihm umb die darinne liegende gutten knecht halber wieder cediren, undt
das er selbige mit 2 oder 3 monat soldt auß den quartieren zu Ewer Excel-
lenz armée sicher lieffern will, vormeine ich ohnvorzweiflig, das darinne
den Bäyern konte gewilfähriget werden, dan er dadurch seine quartier jen-
seit der Donaw erweittern undt Ihr Koniglichen Majestät armée sowohl an
unterhalt alß künfftige satisfaction mit selbigen platzen abgehet. Solte
aber, umb diesen zweck zu erlangen, die zeit zu lang wehren undt der chur-
fürst , auch Franckreich, vieleicht hart in Ewer Excellenz tringen würden,
könten Ewer Excellenz sich mit dießen excusiren, das, weil Ihr Königliche
Majestät uber dasjenige, was Ewer Excellenz tractirt, die ratification er-
theilet , so wehre es in Ewer Excellenz mächten nicht, solchen tractat zu
endern, sondern müßen uf deßen execution, welchs unter Ihr Churfürst-
lichen Durchlaucht fürstlichen parol stünde, tringen und von dem cuhr-
fursten zu Beyern gleich naher Schweden vorweißen, maßen er die legation
naher Frankreich gethan. Zudehm kan ich nicht absehen, warumb dieße
sache solten zu Paris tractirt werden, wie herr Servient begehrte. Das
Franckreich sich seiner anmaßet, scheinet, das sie es auß noth undt zu vor-
sichern ihres estats in Teutschlandt ein solchs thun mußen, dann weil sie
es bey der Teutschen soldatesque so verfaßet, so wolln sie unter der Beyeri-
schen titul ein armatur anrichten, undt ob ihnen wohl die vires allerdings
schwer, so können sie die mittel, so Hollandt (wan sie den frieden mit
Spanien schließen) von ihme jährlig erlangt, dazu anwenden, sie vermeinen
auch alßden sich desto beßer mit den catholischen Teutschen ständen wieder
das hauß Spanien undt Österreich zu vorbinden, unter diesen schein gedenk-
ken sie den Teutschen evangelischen estat nach undt nach zu schwächen
undt lezlig uber hauffen werffen. Derohalben diese conjunction durch alle
mittel, sonderlig das man Beyern kein quartier mehr einreumen, undt also
dadurch zu kein armatur kommen laßen, abzuwehren sey, dan er seinem
lande keine ungelegenheit ufbürdet, alleweil er in abgewichnen jahr zimb-
ligen zugerichtet und die krigslast lenger nicht tragen kan, wie dan die izigen
seinen anwesenden gemeinen knecht zu roß und fueß wegen der geringen
cammerorder entlauffen sollen. Das uff entstehendenen fall, man Beyern
nicht gratificirt, Frankreich, Ihrer Koniglichen Majestät armatur undt den
evangelischen estat in Teutschlandt große gefahr durch Churbeyern ab-
sprung zuwachsen muchte, wie Churcölln gethan, das ist nicht zu consi-
derirn , dan die catholischen lander 〈frembde〉, dar die mittel sollen auß-
genommen werden, ihre eigne große beschwerden haben, weil sie uberalle
bellis implicirt da uberheufft und ruinirt sein undt dadurch von ihren unter-
thanen nichts haben können, selbsten beschweret sich kein standt, undt
insonderheit Beyern, ihren vorrath nicht, dan die Teutsche catholische
geist- und weltliche stände haben nichts undt sindt zu allen extremiteten,
undt zwar also, das sie kaum lebensmittel haben, gerathen. Wir haben den-
noch unsere evangelische quartier in gutten standt das Gott lob wol ange-
bauet , können die mittel an die seestädt vorsilbern, undt also beßere re-
cruiten und lebensmittel zu unsern arméen haben, wie dan uf solchen fall
hierunter die status revidirt, die gagen geringert und das unnüze gesinde
abschaffen müßen. Schließe also ohn maßgebung, Beyern zu keine remission
und begehrten erweitterung der quartiern kommen zu laßen. Welchs, so es
geschieht, gewißlig kein friedenschluß sobaldt erfolgen wurde, und vor-
merckt Franckreich, das wir wenig sein pochen nichts achten, so wirdt er
Ihr Koniglichen Majestät armatur undt estat beßer respectirn, dan er keinen
sichern freindt alß Ihr Konigliche Majestät haben kan. Aus solchen allen
können Ewer Excellenz meine vorrichtung alhie schließen.
Uff meine proposition
Vgl. [ Nr. 293 Beilage A ] .
geschehen; mangelt an Churmeinzischen directorium, darüber die stände
clagen. Ewer Excellenz schicken mir unter der semptlichen generaln sub-
scription ein gleichmeßiges creditiff an die sämptliche Keyßerlich, koniglich
chur-, fürsten auch sämptliche ständt gesandten dieser undt Münsterischen
allgemeinen friedenstractaten, führen darinne zugleich an, wie man uberall
zu unglimpff der soldatesche bey der posterität an den vorzugk der frieden-
schluß uf der soldatesque contentement gelegen. Nun dieselbe ihren gevoll-
mechtigten (Esken cum titulo) mit villigen conditionibus dahin abgefertiget,
und derselbige das erste postulatum ubergeben, so where nun anizo genzlig
still, begehrte also Ewer Excellenz sambt den herrn generalen, das die stände
den punct fürnehmen undt schließlig abhandlen muchten, sonsten die
soldatesque zu andren resolution greiffen undt sich dieses müheseeligen
kriegs damahlen eins entbrechen, maßen sie ihren obberührten gevoll-
mechtigen mit mehren instruirt, auch uff langen vorzügern fall von dannen
zu ziehn committirt, ein gleichmeßiges an die Franzosischen herrn pleni-
potentiarii mit recommendation, dieß sache zu promoviren, wie dan auch
monsieur d’Avangour ein solchs offtersmaaß demonstriret worden. Ich
hoffe, dies schreiben soll etwas nachdruck bey Frankreich alß den stenden
haben.
Hier wird von einem militärischen Erfolg der Kaiserlichen und dem Tode des General-
majors Wrangel
Vgl. [ Anm. 3 S. 276 ] .