Acta Pacis Westphalicae II B 5,1 : Die französischen Korrespondenzen, Band 5, 1. Teil: 1646 - 1647 / Guido Braun unter Benutzung der Vorarbeiten von Kriemhild Goronzy und Achim Tröster, unter Mithilfe von Antje Oschmann am Register

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Anzeichen für spanischen Wunsch nach Friedensschluß; Nachteile der Unterzeichnung der
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spanisch-niederländischen Provisional-Artikel vom 8. Januar 1647 für die Spanier selbst:
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Aufgabe ihrer Souveränitätsansprüche ohne entsprechenden Gegenwert; wahrscheinliche
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Furcht Spaniens vor der französischen Forderung nach Frieden statt Waffenstillstand für Ka-
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talonien und Portugal. Vermutliche Absicht der niederländischen und spanischen Gesandten
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beim Wunsch nach Erhalt des (am 25. Januar 1647 ausgehändigten) französischen Gesamt-
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entwurfes für den Friedensvertrag mit Spanien: Beweis der mangelnden französischen Frie-
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densbereitschaft durch die für wahrscheinlich erachtete Ablehnung ihres Ansinnens; ihr Er-
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staunen über die Erfüllung ihres Wunsches; Reaktion: Übergabe eines spanischen Gesamt-
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entwurfes für den Friedensvertrag mit Frankreich (Beilage 1). Grund der Reise der nieder-
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ländischen Gesandten nach Den Haag nicht Beförderung der französisch-spanischen
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Verhandlungen, sondern Einholung der Zustimmung der Provinzen zu den Provisional-Ar-
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tikeln vom 8. Januar 1647 und zu deren Vollzug. Rückgriff Longuevilles auf die Dienste der
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Mediatoren soweit möglich; allein den spanischen Interessen dienendes Drängen Contarinis
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auf möglichst raschen Friedensschluß unter Mißachtung der wünschenswerten Genauigkeit
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und Sicherheit des Vertrages; seine Meinung zu einzelnen Gegenständen der französisch-spa-
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nischen Verhandlungen: Handel, Eroberungen, Exulanten, Monaco, Garantie; Longuevilles
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Betonung der Notwendigkeit der Dauerhaftigkeit des Friedens, nicht nur für Frankreich,
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sondern gerade auch für Italien; Contarinis Befürwortung der Zession Piombinos und Porto
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Longones an Frankreich, aber erst zu Ende der Verhandlungen und gegen französisches
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Nachgeben in allen anderen Punkten. Gleichzeitige Vermittlung durch Mediatoren und Nie-
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derländer vorteilhaft, da gegen beide Seiten Mißtrauen besteht. Erfreuliche Unterstützung
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der Niederländer für die französischen Handelsforderungen; voraussichtlich durchsetzbare
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Gleichbehandlung der französischen mit den anderen ausländischen Kaufleuten. Diskussion
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mit den Niederländern über das angebliche französisch-spanische sowie über habsburgische
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Heiratsprojekte. Bestehen Longuevilles auf dem Vorbehalt königlicher Rechte auf die Terri-
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torien des Herzogs von Savoyen; keine weiteren Einwände von dessen Seite vorgetragen.
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Übereinstimmung in Münster mit dem Garantieangebot Oosterwijks und der berichteten
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Haltung des französischen Hofes. Unwahrscheinlichkeit eines spanisch-niederländischen Se-
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paratfriedens trotz spanischer Propaganda und gegenteiliger Ansicht in Flandern. Hoffnung
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auf guten Ausgang der Verhandlungen Serviens, zumal sich die niederländichen Gesandten
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von Longuevilles Gründen überzeugt zeigten. Ausnutzen der übermittelten Nachrichten aus
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Frankreich und dem Ausland; zu erwartende positive Folgen der Unsicherheit der Feinde

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über die militärischen Absichten Frankreichs und insbesondere den Einsatzort Condés. –
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Konferenzen mit den niederländischen Gesandten: 26. Februar 1647: Übergabe des spa-
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nischen Gesamtentwurfes für den Friedensvertrag mit Frankreich; dessen nur vorbehaltliche
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Annahme durch Longueville aufgrund der ausstehenden spanischen Antwort auf den fran-
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zösischen Gesamtentwurf für den Friedensvertrag mit Spanien vom 25. Januar 1647. 28.
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Februar 1647: Visite Longuevilles bei den Niederländern, um den spanischen Textvorschlag
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zurückzugeben; seine Kritik an dessen unpräzisen Formulierungen; Ablehnung des Entwur-
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fes in Form und Inhalt; dagegen niederländische Bitte an Longueville, den Schriftsatz zu
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behalten und seine detaillierte Kritik als Marginalien hinzuzufügen; Bestehen Longuevilles
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auf ausdrücklicher Abtretung Piombinos und Porto Longones als notwendigem Bestandteil
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eines akzeptablen Friedensprojektes; dennoch vorbehaltliche Entgegennahme des spanischen
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Entwurfes; Zurückstellung der erbetenen Marginalien bis zur Antwort der Spanier auf den
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französischen Gesamtentwurf vom 25. Januar 1647; zeitliche Befristung der französischen
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Angebote bis zum 10. März 1647; Forderung nach Waffenruhe in Portugal, zumindest für
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die Dauer des Türkenkrieges; Hervorhebung der Verzögerung des Friedens durch die Un-
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terzeichnung der spanisch-niederländischen Provisional-Artikel; Drängen auf sofortigen Ab-
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schluß der Garantie; Betroffenheit Pauws über den Vorwurf, den Frieden hinauszuschieben.
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– Vollständige Unterrichtung der Mediatoren über die Konferenzen mit den Niederländern
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noch am selben Tage; deren Haltung zu Piombino und Porto Longone: keine offene Ableh-
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nung der französischen Forderung nach ihrer Zession, aber Betonung der von Spanien beab-
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sichtigten Verschiebung dieses Punktes an den Schluß der Verhandlungen; ausdrückliche Un-
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terstützung Contarinis für diese Position. – Nachrichten von d’Avaux: Stillstand der Ver-
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handlungen über die Religionsgravamina und die pfälzische Angelegenheit; überzogene For-
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derungen der Schweden; deren offensichtliche Obstruktionstaktik zur Verhinderung des
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Friedens; Bitte um Instruktion über das künftige Verhalten ihnen gegenüber; durch den Still-
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stand in den Reichsangelegenheiten auch Verzögerung der Verhandlungen mit Spanien.

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