Acta Pacis Westphalicae II B 5,1 : Die französischen Korrespondenzen, Band 5, 1. Teil: 1646 - 1647 / Guido Braun unter Benutzung der Vorarbeiten von Kriemhild Goronzy und Achim Tröster, unter Mithilfe von Antje Oschmann am Register

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Unaufrichtigkeit der durch Brun unterbreiteten spanischen Heiratsofferte; ihr Ziel: Gewin-
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nung der Niederländer und des Kaisers für die spanischen Interessen; gebotenes Verhalten:
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Informierung der Niederländer über das spanische Angebot oder zumindest Zurückweisung
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gegenüber Brun; für den Fall eines künftigen, ernstgemeinten spanischen Heiratsvorschlages
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Hinweis auf die französische Absicht, es allen Alliierten mitzuteilen. Versicherung folgender
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Dinge gegenüber Brun: Wertschätzung seiner Person und Aufrichtigkeit durch Mazarin
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trotz des Wissens um die seinen Vorschlägen entgegengesetzten, politischen Ziele Peñar-
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andas; künftige Zustimmung zu einer spanischen Heirat Mademoiselles; Heirat Ludwigs
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XIV. mit der Infantin

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Hier als l’aultre mariage bezeichnet; daß sehr wahrscheinlich die Heirat zwischen Ludwig
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XIV. und der Infantin Maria Theresia (s. Anm. 43 zu nr. 1) gemeint ist, geht aus Serviens
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Bericht über seine Konferenz mit Brun in nr. 23 und dem Anfang von nr. 33 hervor.
unter bestimmten Umständen erwägenswert; aufrichtiger französi-
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scher Wunsch nach vollständiger Aussöhnung trotz der erheblichen Zweifel an der Dauer-
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haftigkeit des spanischen Friedenswillens und der günstigen militärischen Aussichten für das
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innenpolitisch gefestigte Frankreich bei Fortsetzung des Krieges; französische Mäßigung in
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Sachen Portugal; Notwendigkeit der von ihm verlangten Friedenssicherheiten; Gründe für

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das französische Mißtrauen. Billigung der Äußerungen Serviens zu Portugal und insbeson-
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dere zur Waffenstillstandsfrage; jedoch grundsätzliche Ablehnung von Gesprächen über ei-
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nen eventuellen zweiten Friedensvertrag mit Spanien; Vorteile eines entschiedenen Behar-
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rens auf dem Erwerb Kataloniens. Vertrauen in die Verhandlungspraxis der Gesandten;
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Friedensliebe Mazarins trotz der für Frankreich bei Fortsetzung des Krieges zu erwartenden
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Vorteile. Lob der Äußerungen Serviens über Herzog Karl IV. von Lothringen und die toska-
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nischen Plätzen; deren voraussichtlicher Erwerb für Frankreich bei weiterem Beharren. Tie-
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fer Wunsch der Königin nach Heirat zwischen Ludwig XIV. und der Infantin; dennoch Ein-
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stufung des spanischen Angebotes als Falle; Festigung des französisch-niederländischen Bünd-
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nisses durch dessen Bekanntgabe möglich. Grundsätzliche Befürwortung häufiger direkter
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Gespräche mit den gegnerischen Parteien unter Umgehung der Vermittler, jedoch angesichts
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des spanischen Versuchs, das niederländische Mißtrauen gegen Frankreich zu wecken, nur
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unter größter Vorsicht.

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PS: Warnung Serviens vor Brun aufgrund der als sicher erachteten Absicht der Spanier, den
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Krieg fortzusetzen oder die gegenüber Frankreich gemachten Zugeständnisse zurückzuneh-
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men, falls die Generalstaaten sich von der Krone separieren.

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