Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla

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Wir haben nr. 156 am 9. Februar erhalten. Hinweis auf nr. 176. Wir sollen und
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wollen uns aber auf disen allergenedigisten bevelch gehorsamist angelegen
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sein lassen, der sachen mehrer nachzuforschen und, das dises weitaus-
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sechende vorhaben aus dem weeg gehalten werden möchte, alle hierzue
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dienliche erinnerung nach unserm besten vermögen anzuwenden. Könden
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iedoch bey uns die gedanckhen machen, seitemalen ermelter Venetianischer
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ambassator bis daher bey uns dessentwegen einige weitere anregung nit

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gethan, noch auch von dergleichen vorhaben bey denn Franzößischen
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plenipotentiariis im Haag und bey denn Schweedischen zu Oßnabrugg
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etwas vermerckht worden ze sein, nirgendtsher berichtet worden, sonder
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vilmehr alle von eim und anderm ortt einlangende relationes beharrlich
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mitbringen, das die Franzosen und Hollender an dem hießigen ortt sich
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einzustellen endtschlossen bleiben, es werde mehr ein geßuech der prote-
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stierenden selbst als sonst beeder feindtlichen cronen will und meinung
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sein, und wirdet daher zu Franckhfurth bei den catholischen deputation-
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ständten vorderist wol zu undterpauen sein, das sie sich von denn prote-
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stierenden undterm vorwandt, denn ständten gebürenden iuris suffragii nicht
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hindergehen lassen, allermassen in der materia translationis und was disem
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werckh anhengig gewesen, hievor auch geschechen ist, da sich sonderlich
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Würtzburg und Costanz steetigs mit denn protestierenden einzestimmen
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beflissen. Dann wo die catholische hierzu kheinen consens geben thetten
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und man darauf fuessen khöndt, so wurde alßdan dergleichen von Franckh-
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reich und Schweeden vorkhommende proposition desto leichter zu hinder-
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treiben sein.

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Sodann, ob wir wol vor 8 tagen Eur Kayserliche Mayestät mit über-
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schickhung der Franzößischen plenipotentiarien an denn Venetianischen
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ambasciatorn abgangnen schreibens allerunderthenigist berichtet , das sie
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dem verlaut nach den 29. Januarii aus dem Haag abgereist weren, so hat
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sich doch seither befunden, das sie noch bey eingang diß monats daselbst
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verbliben und vermuetlich ehender nit abreisen werden, als bis ire mit denn
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Hollenderen geschlossene neüe pündtnus von denen Vereinigten Provinzen
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bestettigt auch die vorhabende undterredung mit dem Hesßischen general-
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leutnandt grafen von Eberstein, davon uns der Venetianische ambassator
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negstverwichenen sambßtags, als wir ine beßuecht und von der Denne-
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marckhischen gsandten vorhabenden abreisen von Oßnabrugg bericht
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haben, anzeig gethan, wie nit weniger in der beylag nr. 1 auch anregung
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beschicht, vorgangen sein werde. So hat er, ambasciator, uns auch nr. 2
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beyligende, vom Salvio zu Oßnabrugg außgesprengte zeitung zuegestellet
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und vermeldet, es hete ime der alhießig Franzößisch resident mit vorwei-
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ßung dessen zu Oßnabrugg an ine abgangnen schreibens die abreiß der
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Dennemarckhischen ebenmesßig und dabey noch weiter referiert, das, als
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dieselben iren abschiedt von bemeltem Salvio genommen, sie von ime weren
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beandtworttet worden, es theten ir königliche würden zu Dennemarkh gar
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wol und recht, das sie sich der interposition nit zu begeben gedächten, wie
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es auch der cron Schweeden mainung nit wer, sondern er halte darfür, wann
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deroselben fundamenta und ursachen, warumb dise ire expedition also hete
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vorgenommen werden müessen, zu vernemmen khommen, das sich dise
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irrung unschwer widerumb werde vergleichen lassen.

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So geruchen Eur Kayserliche Mayestät aus denn weiteren beylagen
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numeris 3 und 4 allergenedigist anzuhören, wie die sachen in Franckhreich
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sich nach und nach zu merckhlichen verenderungen ansechen, die unruheen
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und aufstände in Poictu, Xantoigne und Angulesme

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Poitou, Saintonge und Angoulême im westlichen Mittelfrankreich. Vgl. zu diesem Aufstand
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A. Chéruel I S. 212ff.
sich noch nit stillen
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lassen, zumalen in Catelonia den Franzosen alle consilia zuruggschlagen,
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die Hollender durch die von denn Dumbkhircheren steetigs zuefüegende
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schäden beängstiget, also villeicht ein und andere partey mehrers zum
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friden, als sie sich anfangs ansechen lassen wellen, benöttigt sein werden.
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Demnach aber deß grafen von Eberstein in Hollandt bestimbte ankhonfft
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sonder zweifel zu berathschlagung deß von diser partey vornemmenden
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zeitlichen und starckhen feldtzugs angesechen, wie dann die frau landt-
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gräfin zu Hessen Cassel noch ieweils mit iren werbungen, außrüsstungen
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und außwöhlung der mannschafft ires landtvolckhs fortfahren thuet, daher
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auch nit zu zweiflen sein will, das die gegenpartey diser ortten sehr gefähr-
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liche anschläg ins werckh zu sezen endtschlossen sey, als were wol ein
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hoche notdurfft, das dennselben beizeiten begegnet werden khöndte.

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Und weiln eben bei schliesßung diß von obberüertem Schweedischen pro-
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gress in Dennemarckh, zumalen deß Königßmarckhs in dem erzstifft
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Bremen verüebender procedur uns daselbsther weiterer relation einkhom-
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men, haben wir selbige nr. 5 ebenmesßig beylegen sollen.

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PS Hinweis auf Beilage 6.

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