Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Mittwoch

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10 Mittwochs] am Rande: Cum electoralibus.
Mittwochs, 14. huius, haben wir die Churcölni-
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schen, Bayerischen, und Brandenburgischen zu unß erfordert und inen wegen
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deren ex parte Gallorum eingelangter proposition folgenden vortrag gethan :
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Wir setzen außer zweifl, sie wuerden angeregte proposition empfangen
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haben und zumaln von Ihr Fürstlichen Gnaden, dem herrn bischof von
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Oßnabrukh, als deme wir, solches denn übrigen zu communicirn haben, refe-
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rirt hetten, berichtet sein, waß dabey mehrers von denn herrn mediatorn were
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angebracht worden. Nun weren wir zwar in ansehung der sachen hohen und
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tringender nothurfft an unserm ortt so willig als schuldig, die hierüber erfor-
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derliche consultationes alsbaldt zum fortgang zu befürdern und dabei loco
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propositionis underschiedliche hochnothwendige erinnerungen vor augen
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ze stellen, darmit alsdann mit desto besserem fundament uff ein und anders die
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gebürliche und denn sachen gemäßliche conclusa desto füeglicher möchten
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verfasst werden. Wir stünden allein de modo et forma consultandi in etwas
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an, dann einstheils weren die gesandtschafften eines hochlöblichen churfürst-
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lichen collegii noch nit ergentzt, anderntheils were beraits bekandt, waß-
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gestalten von ettlichen allhie und zu Oßnabrukh anwesenden reichständen
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oder deroselben pottschafften hierunder allerhandt difficulteten movirt und
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fast dahien gezihlt werden wolle, ob solte ein newer, bißher im heyligen
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Römischen reich ungewonlicher und denn abwesenden ständen sehr prae-
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iudicirlicher, auch villeicht inskünfftig merkliche verwirrungen under denn-
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selben nachziehender modus zugelassen werden müessen. Zum dritten were
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bewußt, waßgestalt beraits mit Ihr Kayserlicher Maiestät allergnädigsten
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belieben und einwilligen jüngst zu Frankfurt das gantze collegium deß
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heyligen Römischen reichs ordinari deputation eben zu disem ende allher
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ze transferirn geschlossen, auch darauff selbige durch Ihr Churfürstliche
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Gnaden zu Maintz, auff den 15. nechstabgewichnen monats Maii allhie zu
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erscheinen, ordenlich vertagt und beschriben worden, auff das mit demselben
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die vorlauffende fridenshandlungen formblich beratschlagt und geschlossen
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werden mögen. Nun weren noch underschiedliche zu solcher deputation

[p. 373] [scan. 421]


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gehörige ständt abwesendt, namblich im churfürstlichen collegio Trier,
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Saxen, in der fürsten und ständt rath Österreich, Burgundt, Braunschweig,
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Würtzburg, statt Coln, graf von Fürstenberg

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Zu den Mitgliedern der Reichsdeputation vgl. oben [S. 297 Anm. 1.]
. Daher unsers erachtens sehr
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bedenklich sein wolt, in dero abwesen, wolten nit sagen zu den haupt-
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consultationibus zu schreitten, sondern allein in dem modo consultandi
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einige verenderung ze admittirn, sonderlich weil wir vernemmen, daß ange-
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regte absentes beraits uffm weeg und ehister tagen sich allhie einstellen
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werden. Wir hetten demnach vor allen dingen eine nothurfft zu sein be-
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funden, mit denn anwesenden herrn churfürstlichen deputatis vertraulich
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ze conferirn, waß hierunder ze thun sein möcht. Ob nit annoch uff ettlich
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wenig tag und etwan biß zu anfang nechstkommdender wochen zuzewartten
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oder wenigst die anstellung ze machen, das diejenige deputati ordinarii,
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wölche sich dato in Oßnabrukh befinden, sich alsbaldt hieher verfüegen
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theten, damit man sich in mehrer anzahl zusamenthun, waß vor ein endtlich
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expediens bei diser vorseyender difficultet zu ergreiffen, bedenkhen und als-
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dann mit guetter ordnung zu denn deliberationibus im hauptwerkh für-
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schreitten köndte. Wie dann solche zusamensetzung so vil desto mehr
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höchstnothwendig erscheinen wöll, alldieweil der Schwedischen plenipoten-
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tiarien proposition zu Oßnabrukh ebenmässig eröffnet und der Französi-
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schen in forma, modo, materia et intentione gleichstimmend befunden
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würde. Also in allweg vonnöthen, daß man hiervon coniunctim handlen
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und alle trennung, wölche anderwerts wider deß heyligen Römischen reichs
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verfassung zu befahren stüende, zeittlich auß dem weeg halten und fürkom-
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men thue.

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Wir haben hierauff einen abtritt genommen und denn churfürstlichen, sich
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allein miteinander zu unterreden, platz gelassen. Nachdem sie nun ein guette
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lange zeit, weil die Churbrandenburgischen sich mit den andern nit verglei-
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chen wollen, undereinander conferendo et consultando verzehrt, haben sie
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unß endtlich im einstandt durch den Münsterischen cantzler, N. von Meer-
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feldt

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Dietrich Hermann von Merveldt.
, folgenden innhalts antwortten lassen: Sie hetten die communicirte
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propositiones der Franzosen und Schweden sehr wichtig und von gros-
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sem nachgedenkhen befunden, seitemaln aber vor dißmaln nit von der
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hauptsach und materi selbst, sondern allein preliminariter von dem modo
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consultandi ze handlen und hierinnen one vorgehende communication
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mit denn Kayserlichen und churfürstlichen zu Oßnabrukh, auch zumal
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denjenigen deputatis ordinariis, so daselbst gegenwerttig, nit fortzekom-
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men, so weren sie umb so vil mit unß gleicher meinung, daß man uff ein
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solche conferentz one verlierung einiger zeit sich entschliessen solt, da sie
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dann gern vordrist unser meinung anhören wolten. Und obwol hiebei ettlich
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dubia auff die baan kommen, als das das churfürstliche collegium noch
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auch die deputation der übrigen ständen nit ergentzt etc., so vermeinten sie

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iedoch, daß dergleichen obiectiones durch die anno 1636 und widerumb
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anno 1641 zu Regenspurg geschlossene verabschiedungen guettentheils
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resolvirt, allegando formalia istarum decisionum quoad passum praesentem
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etc. Man müeßte hierunder kein zeit verliren und umb solcher difficulteten
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willen daßjenig, waß denn gemeinen friden belangte, nit uffschieben. Die
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gegentheil würden sich sonsten selbst darob ärgern und umb solcher abwe-
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senden willen nouae morae causirt werden. Sovil die anstellende conferentz
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anlangte, vermeinten sie, daß es in loco tertio, als namblich zu Lengering
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oder Yburg

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Iburg, Ort und Amt im Hochstift Osnabrück, bevorzugte Residenz der Fürstbischöfe von Osnabrück.
, geschehen köndt. Dann nach Oßnabrukh oder hieher zu gehen,
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würde es allerhandt difficulteten causirn. Es were auch zu bedenkhen, ob
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allein ein ausschuss von denn gesandten oder die vollige gesandtschafften
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der ortten sich einzestellen haben würden.

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Nachdem wir unß nun hierüber erclärt, daß wir unß solche conferentz wol
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beliben liessend, allein sovil unß dabei einzestellen anlangen thet, wolte unß
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bedunkhen, daß wir darmit dennjenigen ständen, so nit ordinarii deputati
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weren, ein merklichs misstrauen causirn wurden. Wir hetten demnach unß
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so vil entschlossen, daß bis nechstkommenden sambstag ich, Volmar, mich
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nach Oßnabrukh zu denn Kayserlichen begeben und, waß zu diser materi
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gehörte, mit denenselben conferirn solte, auff das sie es folgendts auch denn
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churfürstlichen und, wo noth, auch andern daselbst anwesenden deputatis
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ordinariis communicirn möchten, wolche alsdann solchergestalt von der
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sachen beschaffenheit informati folgenden montags sich an daß bestimbte
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mittelortt zu verfüegen und sich mit ihren collegis eines entlichen conclusi
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zu vereinbarn hetten, so folgendts mit unß, Kayserlichen, beederseits ze com-
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municirn und darauff die resolution, wie man dann in der sachen zu verfah-
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ren haben solte, ze fassen. Im übrigen liessen wir es zu ihrer disposition und
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belieben gestellt sein, ob sie den convent auff Lengering oder Yburg veran-
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lassen, auch in voller gesandtschafft oder nur per deputatos particulares be-
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suchen wolten. Da es dann künfftig dergleichen conuent mehr abgeben und
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unser sambtlicher gegenwartt darbei erfordert werden solt, wurden wir unß
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deme auch gern willig accomodirn. Mit diser unserer erclärung seind sie
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allerseits zefriden gewesen.

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