Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Dienstag
Dinstags, den 23. huius, empfangen wir a Caesare
schreiben vom dato Wien, 10. diß, uff unser relation de 21. Aprilis. Referirn
sich uff vorgehende bevelch, man soll insistirn, die Franzosen ad cathegori-
cam propositionem ze treiben, hingegen aber unserseits inmittelst einige
hypotheticam propositionem nit hinaußgeben, im übrigen werde Chur-
maintz seine deputatos zu schikhen ersucht werden [ 674b].
Eodem empfangen wir von Oßnabrukh communication relationis ad Caesa-
rem [ 675a]. De eius materia in sequenti conferentia.
Eodem ist herr Crane von Oßnabrukh allhie gewest, und haben wir uff sein
begehren mit denn herrn Churcölnischen und Churbayrischen deputatis
(dann die Brandenburgischen waren vorigen tags nach Oßnabrukh verraißt)
zwar vormittag ein conferentz begehrt, die haben es aber biß uff den nachmit-
tag zu verschieben begehrt, auß ursachen, weil eben selbiger zheit die Chur-
bayrischen eine visita bei dem Servient zu verrichten vorhätten.
Als wir nun nachmittag umb 2 uhr bei herrn grafen von Nassau zusamen-
kommen
Vgl. APW [III A 1,1 S. 70ff.]
, hatt herr Crane erstens die ursach seiner allherkunfft proponendo
eröffnet. Namblich, nachdem er und sein collega wegen deß bißhero bestritte-
nen punctens von verglaittung der statt Stralsundt und anderer mediat-
ständen mit denn Churmainzischen und Churbrandenburgischen erstens ab-
sonderlich, sodann auch mit ettlichen von denn fürstlichen deputatis com-
municirt und ihres endtlichen guettachtens begehrt, hetten zwar die fürst-
liche fast mehrerntheils darfür gehalten, man würde denn Schweden in
etwas nachgeben müessen, wiewol sie sonst nit darfür hielten, daß sie,
Schweden, dessen in conuentione praeliminari noch im Kayserlichen general-
pass befüegt weren. Die Churbrandenburgischen aber hetten gleichwol sich,
sonderlich der graf von Wittgenstein, vernemmen lassen, sie vor ihr priuat-
person weren auch der meinung, daß die Schweden in solchem begehren nit
unrecht hetten, und zweiffelten nit, ihr gnädigster herr wegen Stralsundt
kein bedenkhen machen werde, weil sie aber kein instruction, wüßten sie
sich der sachen nichts anzenemmen. Man hette den praliminaraccord ohne
zuthun der reichständte gemacht, so weren sie auch nit schuldig, selben manu-
teniren ze helffen. Deßgleichen hetten auch die Churmaintzischen sich nichts
cathegorice resolviren wöllen.
Dieweil dann die Kayserlichen gesandten solchergestalt von denn herrn chur-
fürstlichen deputatis in hoc puncto, denn Ihr Maiestät doch allerdings auff
communication mit dennselben und anderer reichsständen gewisen, so hetten
sie, Kayserliche gsandten, nothwendig befunden, hierunder auch mit denen
allhie versambleten churfürstlichen deputatis ze conferirn. Darauff hatt er
nach lengs alle fundamenta pro et contra erzehlt und auß denn actis außge-
füert, umb ze remonstrirn, daß die Schweden in solcher pretension gantz nit
befüegt weren. Endtlich waren ad consultandum drei fragen proponirt: 1.
ob die verglaittung vor die mediatständte in genere einzewilligen, 2. mit waß
temperament und condition solches zu geschehen, 3. ob diser sach halber
auch mit denn reichsstätten ze communicirn?
Churcöln votirt. Herr bischoff von Oßnabrukh mit beisein seines adiuncti,
herrn thumbpropsts von Paderborn: Man hette bei der ersten quaestion zwei
ding ze considerirn, 1. daß die Schweden vigore preliminaris conuentionis
dessen befüegt ze sein vermeinen, 2. weil sie denn auch darauff so starkh
verharren theten, daß man sich noch mehrer verlengerung und wol endtlich
einer gentzlichen zerschlagung befahren müeßte, ob dann nit uff ein tempe-
ramentum zu gedenkhen sein werde. Und sovil zwar daß erst membrum an-
langte, da weren die von herrn Crane außgefüerte fundamenta so clar und
offenbar, daß mit bestandt darwider nichts gesagt werden köndte noch auch
der Salvius solches mit all seiner kunst wurde ze mantenirn wissen. Nichts-
desweniger weil man mit leütten ze tractirn hab, so sich nit mit rationibus
beschlagen lassen, sondern ihren willen pro rationibus fürsetzen, so werde
man wol etwas nachgeben müessen. Der herr churfürst von Cöln hette uff
beschehene relation sich dahien erclärt, Sein Churfürstliche Durchlaucht
könden zwar nit sehen, waß die Schweden hiebei mit fueg ze begehren haben
solten, hetten aber auch ihres ortts nit grosse ursach, inen solches abze-
schlagen, weil sie dabei nit interessirt ze sein vermeinen, sondern es mehist
Churmaintz, Saxen, Brandenburg wegen Erfurdt, Leipzig und Stralsundt
treffen wurde, daher zu sehen, waß dise sich erclären möchten. Wann es aber
künfftig weiter extendirt und Sein Churfürstliche Durchlaucht damit zu-
gleich interessirt gemacht werden wolte, so wurden sie alsdann sich auch
ze resolviren wissen etc. Anietzt were es umb Stralsundt ze thun. In disem
hetten sich die Churbrandenburgischen gesandten und in specie der graf von
Wittgenstein newlich in seiner gegebnen visita so weit heraußgelassen, daß
er gesagt, köndte nit sehen, warumb umb eines oder andern particular-
ortts willen die fridenstractaten, daß gantze Römische reich betreffend, ver-
schoben werden sollen. Dann sie hetten vom Oxenstiern versicherung, wann
diser punct richtig, daß Schwedischerseitts die proposition immediate her-
außgeben werden solle. Doch hette er, graf, darbei auch gesagt, daß er in
disem puncto nit instruirt wer, sondern sei deßwegen ehist fernern bevelchs
gewärttig. Herr bischoff verwunderte sich, daß diser graf das werkh so
starkh urgiren und gleichsamb Ihr Kayserlicher Maiestät unrecht geben thet.
Vermeinte, man solte ime zu erkennen geben, daß Ihr Kayserlicher Maiestät
mainung nit sei, die tractatus hierdurch zu verhindern, sondern daß sie biß-
her allein der ursachen mit solcher behuettsambkeit in der sachen verfahren
lassen, damit der chur-, fürsten und ständen auctoritet, recht und respect
gegen ihren underthanen erhalten werde, indem sie es dahien gesetzt, daß
solche quaestion mit der interessirten chur-, fürsten und ständen aignem ein-
rathen decidirt werden solle. So tragen auch Ihr Maiestät dessen kein
schuldt, daß es sich darmit so lang verweilt und noch uff dato die Chur-
brandenburgischen kein instruction von ihrem herrn darüber erhalten haben
sollen, sondern sich allein uff ihr particularguetthalten beziehen thuend und
weiters den Kayserlichen gesandten mit rath nit an handt gehen wollen, dann
darauff kein veranttworttliches fundament gesetzt werden könde. Ferner
were denn Churbrandenburgischen zu gmüet ze füeren, ob sie auch verantt-
worttlich ze sein erachteten, daß in diser materi, da fast so vil particularinter-
essi gemacht werden könden, als stände im reich seind, daß die Kayserlichen
gesandten und der wenigen ständen anwesende deputati sich dessen in uni-
uersum sine commissione et mandato omnium ze unterfangen haben sollten?
Dieweil es aber dißortts, wie vorgemeldt, principaliter umb die statt Stral-
sundt ze thuen und sodann die Churbrandenburgischen gesandten dabei we-
gen ihres principals kein bedenkhen hetten, so finden die Kayserlichen,
auch die allhie anwesende Churcölnischen und Bayrischen gesandten eben-
mässig kein ursach, daß man darmit lenger innhalten, sondern vilmehr in
solchenn passum einwilligen solte; man thete derwegen der Churbranden-
burgischen erclärung erwartten, weil es bei inen allein stehen thet.
Ad secundam quaestionem. Wa man künfftig die bewilligung in genere ze
thuen, weren dabei folgende temperamenta zu beobachten: 1. Daß solches
sine praeiudicio statuum immediatorum geschehe. Deßwegen graf von Witt-
genstein auch mit Seiner Fürstlichen Gnaden conferirt und gesagt, daß von
diser condition gegen ime von unß, den Kayserlichen, und dem Venetiani-
schen gesandten bei seiner gegen ime verrichter visita were gedacht worden.
Darauff herr bischoff gesagt, wanns also zu verstehen, daß es nit in prae-
iudicium constitutionum imperii, iuris territorialis statuum gemeint, ob ge-
neigt sein; so graf von Wittgenstein mit ja beanttworttet hette. 2. Daß man
vordrist versichert sei, wann diese salui conductus hinaußgeben, daß imme-
diate hernach die propositio eröffnet werden soll. 3. Were ein designatio pro
quibus etc. zu begehren, dann man köndts in infinitum nit bewilligen.
Ad tertiam quaestionem. Halte nit darfür, daß die reichsstätte oder auch
anderer anwesender ständen deputati dergleichen communication zu begeh-
ren, dann es were dem Regenspurgischen reichsabschiedt zuwider. So sei
ze considerirn, wann mans anietzt anfange, daß es zu einem praeiudicio und
grosser confusion der reichsdeputation in allen künfftigen tractatibus gerai-
chen werde. Inmaassen bei einer nechst mit unß vorgehabten consultation
auch dahien geschlossen worden, daß man mit beyziehung der craißdeputa-
ten zu den consultationibus biß uff ankunfft der reichsdeputation innhalten
solte. Die reichsstätte werden in specie zu dergleichen verglaittung der
municipalstätten gern einrathen, umb ihr corpus Anseaticum wider zu er-
gentzen und sonst mehrer verknüpffung mit andern stätten ze machen. Mit
beschluss dises discurs haben Sein Fürstliche Gnaden auch ein schreiben,
von denn Wetterauischen und Westerwaldischen grafen an Churcöln abgan-
gen, communicirt innhalts, daß selbige auch wegen ihrer im reich herge-
brachter session und stimm ihren gsandten zu disem congress abordnen
wollen, mit anzeig, wie Ihr Churfürstlicher Durchlaucht selbige zu beantt-
wortten were eingerathen worden, daß es namblich dessen nit beduerffte,
seitemaln der reichsgrafenstandt onedas ein deputatum in der reichsdeputa-
tion und durch denselben ihr interesse negocirn lassen köndt. Und dieweil
herr Cran in seinem vortrag auch vermeldt, daß die Hessen Casselische gsand-
ten sich stetigs an die Schwedischen henkhten und denenselben gleichsamb
als assessores beistendig weren, ob nit deßwegen eine andung gegen inen
vorzenemmen, respondet dominus episcopus, es were kein mittel, solches
abzustellen. Man müßt es gehen lassen. Endtlich ist auch vorgefallen, daß
man vernemme, ob weren die stände zu Oßnabrukh willens, anstatt des
decani zu Sanct Johann auß inen selbst eine mediationem internunciam
zu erkiesen, durch wölche die ein- und anderseits gefaßte resolutiones kön-
dten utro citroque überbracht werden. Hierüber sagt herr bischoff, es were
zwar ein bedenkliche sach, man werde aber pro nunc nit wol anderst thuen
könden, doch müeßte man wol auffsehen, wie und wölche hiezu zu gebrau-
chen.
Churbayerischer votirt. Sie betten noch heüt bei besuechung deß Servients
(darvon sie sonst unß weder vor noch hinach weiter im geringsten nichts
gesagt) verstanden, daß die Schweden beraits dahien sich resolvirt, daß auff
bewilligung deß salvi conductus für die statt Stralsundt die proposition
heraußgeben werden sollen. Und er vermeinte, man solt dessen kein so groß
bedenkhen haben. Sie, Churbayrische, hetten newlich darvon mit denn
Churbrandenburgischen geredt, die sich uff erwarttung eines curriers, der
den 16. huius, verstehe stylo veteri, ankommen werde, bezogen. Nachdem
sie nun anietzt vernemmen, daß es mit diser verglaittung ein universalwerkh
sein solle, weren sie so weit nit instruirt. Waß aber Stralsundt anlangte, het-
ten sie kein bedenkhen, daß man darmit willfahren soll, doch daß man dabei
sich nit auff die preliminarconvention oder Kayserlichen generalpass be-
ziehe. Man möcht also denn Schweden die offerta thuen, solchen pass pro
Stralsundt zu ertheilen, wann sie hingegen sich erclären, alsdann one eini-
gen anstandt und quasi eodem momento die proposition zu eröffnen. Er-
furdt und Leipzig betreffend, wiewol sie darauff in particulari nit instruirt,
vermeinten iedoch, wanns dahien käme, möcht mans gleich wie mit Stral-
sundt halten. Wegen beyziehung der reichstätten etc. wie Cöln, endtlich we-
gen der deputation pro internunciis vermeinten, daß es durch die adiunctos
beeder churfürstlichen deputaten geschehen köndt. Wegen der Casselischen
anhang bei denn Schweden sei vergeblich, sich zu bemühen, wie Cöln.
Nach anhörung diser votorum haben wir einen abstandt genommen und vor
unnöthig gehalten, vil dabei zu erinnern. Derentwegen herr Crane die puncta
kurtzlich recapitulirt, sich der gegebnen guettachten bedankht und erbotten,
zu seiner zurukhkunfft uff Oßnabrukh zu sehen, wie ein und anders möchte
zu werkh gestellt werden.
Folgendts hatt herr bischoff ettlich puncten communicirt, wie [ 675b]
apud acta zu sehen, derentwegen eine conferentz mit denn Churmaint-
zischen angestellt wer, mit begehren, ob wir etwas dabei erinnern wol-
ten. Wir haben es aber dabei bewenden lassen. Darauff sagte er, wie sie
sehr anstüenden, wie es uff ankunfft deß newen Spanischen gesandten , auch
deß duca di Longovilla mit entgegenschikung der gutschen ze halten zwi-
schen den churfürstlichen und dem Veneto; hette deßwegen bereits durch
herrn nuncium einen anwurff thuen lassen und so vil erclärung erhalten, der
Venetus sagte, wann er allein simplex legatus wer, so wüerdts wenig difficul-
tet haben, dieweil er aber nomine suae rei publicae officio mediatoris fungi-
ren thet, so köndt er nichts nachgeben. Wolte nit hoffen, daß die herrn chur-
fürstlichen ime etwas disreputirlichs zumuetten solten. Und da es geschehe,
wuerde er ehender hinweegraisen und sich der mediation gantz begeben
müessen. Begehrte deswegen unsers raths. Ihr Kayserliche Maiestät hetten
unß bevohlen, dahien ze sehen, daß die churfürstliche praeeminentz mante-
nirt werde, obs nit der weeg, daß wenigst quoad hunc actum beeder media-
torn gutschen qua talium der vorgang gelassen und alsdann erst die Kayser-
lichen und andere gesandten hernach geordnet würden. Wir sagten, es were
unß die frag zu schwer und trügen sorg, daß auch dises mittel nit werde
zu practicirn sein. Dann wann wir, Kayserliche, schon darin willigten, so
wüerden doch die beede cronen darzu nit verstehen, wolten iedoch der
sachen nachdenken und, weil wir onedaß zu denn Spanischen gehen
müeßten, hören, waß ihr meinung wer.
Wir seind demnach post abitum dominorum electoralium gleich zu ermeld-
ten Spanischen gangen und haben inen communication gethan, waß wegen
verglaittung der mediatständen vorgeloffen. Die dann auch darfürgehalten,
man soll uff den gesetzten vorschlag darmit einwilligen. Waß aber die künff-
tig einholung anlangte, sagten sie, daß es weder unß noch inen wuerde thun-
lich sein und sonder zweifel die Franzosen sich keinesweegs dazu verstehen
wöllen. Vermeinten, die beede competirende solten alternatim ein theil zu
hauß bleiben, der ander theil aber die incontri verrichten. Wer aber der erste
sein solt, sorte dirimi posse.
schreiben vom dato Wien, 10. diß, uff unser relation de 21. Aprilis. Referirn
sich uff vorgehende bevelch, man soll insistirn, die Franzosen ad cathegori-
cam propositionem ze treiben, hingegen aber unserseits inmittelst einige
hypotheticam propositionem nit hinaußgeben, im übrigen werde Chur-
maintz seine deputatos zu schikhen ersucht werden [ 674b].
Eodem empfangen wir von Oßnabrukh communication relationis ad Caesa-
rem [ 675a]. De eius materia in sequenti conferentia.
begehren mit denn herrn Churcölnischen und Churbayrischen deputatis
(dann die Brandenburgischen waren vorigen tags nach Oßnabrukh verraißt)
zwar vormittag ein conferentz begehrt, die haben es aber biß uff den nachmit-
tag zu verschieben begehrt, auß ursachen, weil eben selbiger zheit die Chur-
bayrischen eine visita bei dem Servient zu verrichten vorhätten.
Als wir nun nachmittag umb 2 uhr bei herrn grafen von Nassau zusamen-
kommen
Vgl. APW [III A 1,1 S. 70ff.]
eröffnet. Namblich, nachdem er und sein collega wegen deß bißhero bestritte-
nen punctens von verglaittung der statt Stralsundt und anderer mediat-
ständen mit denn Churmainzischen und Churbrandenburgischen erstens ab-
sonderlich, sodann auch mit ettlichen von denn fürstlichen deputatis com-
municirt und ihres endtlichen guettachtens begehrt, hetten zwar die fürst-
liche fast mehrerntheils darfür gehalten, man würde denn Schweden in
etwas nachgeben müessen, wiewol sie sonst nit darfür hielten, daß sie,
Schweden, dessen in conuentione praeliminari noch im Kayserlichen general-
pass befüegt weren. Die Churbrandenburgischen aber hetten gleichwol sich,
sonderlich der graf von Wittgenstein, vernemmen lassen, sie vor ihr priuat-
person weren auch der meinung, daß die Schweden in solchem begehren nit
unrecht hetten, und zweiffelten nit, ihr gnädigster herr wegen Stralsundt
kein bedenkhen machen werde, weil sie aber kein instruction, wüßten sie
sich der sachen nichts anzenemmen. Man hette den praliminaraccord ohne
zuthun der reichständte gemacht, so weren sie auch nit schuldig, selben manu-
teniren ze helffen. Deßgleichen hetten auch die Churmaintzischen sich nichts
cathegorice resolviren wöllen.
Dieweil dann die Kayserlichen gesandten solchergestalt von denn herrn chur-
fürstlichen deputatis in hoc puncto, denn Ihr Maiestät doch allerdings auff
communication mit dennselben und anderer reichsständen gewisen, so hetten
sie, Kayserliche gsandten, nothwendig befunden, hierunder auch mit denen
allhie versambleten churfürstlichen deputatis ze conferirn. Darauff hatt er
nach lengs alle fundamenta pro et contra erzehlt und auß denn actis außge-
füert, umb ze remonstrirn, daß die Schweden in solcher pretension gantz nit
befüegt weren. Endtlich waren ad consultandum drei fragen proponirt: 1.
ob die verglaittung vor die mediatständte in genere einzewilligen, 2. mit waß
temperament und condition solches zu geschehen, 3. ob diser sach halber
auch mit denn reichsstätten ze communicirn?
Churcöln votirt. Herr bischoff von Oßnabrukh mit beisein seines adiuncti,
herrn thumbpropsts von Paderborn: Man hette bei der ersten quaestion zwei
ding ze considerirn, 1. daß die Schweden vigore preliminaris conuentionis
dessen befüegt ze sein vermeinen, 2. weil sie denn auch darauff so starkh
verharren theten, daß man sich noch mehrer verlengerung und wol endtlich
einer gentzlichen zerschlagung befahren müeßte, ob dann nit uff ein tempe-
ramentum zu gedenkhen sein werde. Und sovil zwar daß erst membrum an-
langte, da weren die von herrn Crane außgefüerte fundamenta so clar und
offenbar, daß mit bestandt darwider nichts gesagt werden köndte noch auch
der Salvius solches mit all seiner kunst wurde ze mantenirn wissen. Nichts-
desweniger weil man mit leütten ze tractirn hab, so sich nit mit rationibus
beschlagen lassen, sondern ihren willen pro rationibus fürsetzen, so werde
man wol etwas nachgeben müessen. Der herr churfürst von Cöln hette uff
beschehene relation sich dahien erclärt, Sein Churfürstliche Durchlaucht
könden zwar nit sehen, waß die Schweden hiebei mit fueg ze begehren haben
solten, hetten aber auch ihres ortts nit grosse ursach, inen solches abze-
schlagen, weil sie dabei nit interessirt ze sein vermeinen, sondern es mehist
Churmaintz, Saxen, Brandenburg wegen Erfurdt, Leipzig und Stralsundt
treffen wurde, daher zu sehen, waß dise sich erclären möchten. Wann es aber
künfftig weiter extendirt und Sein Churfürstliche Durchlaucht damit zu-
gleich interessirt gemacht werden wolte, so wurden sie alsdann sich auch
ze resolviren wissen etc. Anietzt were es umb Stralsundt ze thun. In disem
hetten sich die Churbrandenburgischen gesandten und in specie der graf von
Wittgenstein newlich in seiner gegebnen visita so weit heraußgelassen, daß
er gesagt, köndte nit sehen, warumb umb eines oder andern particular-
ortts willen die fridenstractaten, daß gantze Römische reich betreffend, ver-
schoben werden sollen. Dann sie hetten vom Oxenstiern versicherung, wann
diser punct richtig, daß Schwedischerseitts die proposition immediate her-
außgeben werden solle. Doch hette er, graf, darbei auch gesagt, daß er in
disem puncto nit instruirt wer, sondern sei deßwegen ehist fernern bevelchs
gewärttig. Herr bischoff verwunderte sich, daß diser graf das werkh so
starkh urgiren und gleichsamb Ihr Kayserlicher Maiestät unrecht geben thet.
Vermeinte, man solte ime zu erkennen geben, daß Ihr Kayserlicher Maiestät
mainung nit sei, die tractatus hierdurch zu verhindern, sondern daß sie biß-
her allein der ursachen mit solcher behuettsambkeit in der sachen verfahren
lassen, damit der chur-, fürsten und ständen auctoritet, recht und respect
gegen ihren underthanen erhalten werde, indem sie es dahien gesetzt, daß
solche quaestion mit der interessirten chur-, fürsten und ständen aignem ein-
rathen decidirt werden solle. So tragen auch Ihr Maiestät dessen kein
schuldt, daß es sich darmit so lang verweilt und noch uff dato die Chur-
brandenburgischen kein instruction von ihrem herrn darüber erhalten haben
sollen, sondern sich allein uff ihr particularguetthalten beziehen thuend und
weiters den Kayserlichen gesandten mit rath nit an handt gehen wollen, dann
darauff kein veranttworttliches fundament gesetzt werden könde. Ferner
were denn Churbrandenburgischen zu gmüet ze füeren, ob sie auch verantt-
worttlich ze sein erachteten, daß in diser materi, da fast so vil particularinter-
essi gemacht werden könden, als stände im reich seind, daß die Kayserlichen
gesandten und der wenigen ständen anwesende deputati sich dessen in uni-
uersum sine commissione et mandato omnium ze unterfangen haben sollten?
Dieweil es aber dißortts, wie vorgemeldt, principaliter umb die statt Stral-
sundt ze thuen und sodann die Churbrandenburgischen gesandten dabei we-
gen ihres principals kein bedenkhen hetten, so finden die Kayserlichen,
auch die allhie anwesende Churcölnischen und Bayrischen gesandten eben-
mässig kein ursach, daß man darmit lenger innhalten, sondern vilmehr in
solchenn passum einwilligen solte; man thete derwegen der Churbranden-
burgischen erclärung erwartten, weil es bei inen allein stehen thet.
Ad secundam quaestionem. Wa man künfftig die bewilligung in genere ze
thuen, weren dabei folgende temperamenta zu beobachten: 1. Daß solches
sine praeiudicio statuum immediatorum geschehe. Deßwegen graf von Witt-
genstein auch mit Seiner Fürstlichen Gnaden conferirt und gesagt, daß von
diser condition gegen ime von unß, den Kayserlichen, und dem Venetiani-
schen gesandten bei seiner gegen ime verrichter visita were gedacht worden.
Darauff herr bischoff gesagt, wanns also zu verstehen, daß es nit in prae-
iudicium constitutionum imperii, iuris territorialis statuum gemeint, ob ge-
neigt sein; so graf von Wittgenstein mit ja beanttworttet hette. 2. Daß man
vordrist versichert sei, wann diese salui conductus hinaußgeben, daß imme-
diate hernach die propositio eröffnet werden soll. 3. Were ein designatio pro
quibus etc. zu begehren, dann man köndts in infinitum nit bewilligen.
Ad tertiam quaestionem. Halte nit darfür, daß die reichsstätte oder auch
anderer anwesender ständen deputati dergleichen communication zu begeh-
ren, dann es were dem Regenspurgischen reichsabschiedt zuwider. So sei
ze considerirn, wann mans anietzt anfange, daß es zu einem praeiudicio und
grosser confusion der reichsdeputation in allen künfftigen tractatibus gerai-
chen werde. Inmaassen bei einer nechst mit unß vorgehabten consultation
auch dahien geschlossen worden, daß man mit beyziehung der craißdeputa-
ten zu den consultationibus biß uff ankunfft der reichsdeputation innhalten
solte. Die reichsstätte werden in specie zu dergleichen verglaittung der
municipalstätten gern einrathen, umb ihr corpus Anseaticum wider zu er-
gentzen und sonst mehrer verknüpffung mit andern stätten ze machen. Mit
beschluss dises discurs haben Sein Fürstliche Gnaden auch ein schreiben,
von denn Wetterauischen und Westerwaldischen grafen an Churcöln abgan-
gen, communicirt innhalts, daß selbige auch wegen ihrer im reich herge-
brachter session und stimm ihren gsandten zu disem congress abordnen
wollen, mit anzeig, wie Ihr Churfürstlicher Durchlaucht selbige zu beantt-
wortten were eingerathen worden, daß es namblich dessen nit beduerffte,
seitemaln der reichsgrafenstandt onedas ein deputatum in der reichsdeputa-
tion und durch denselben ihr interesse negocirn lassen köndt. Und dieweil
herr Cran in seinem vortrag auch vermeldt, daß die Hessen Casselische gsand-
ten sich stetigs an die Schwedischen henkhten und denenselben gleichsamb
als assessores beistendig weren, ob nit deßwegen eine andung gegen inen
vorzenemmen, respondet dominus episcopus, es were kein mittel, solches
abzustellen. Man müßt es gehen lassen. Endtlich ist auch vorgefallen, daß
man vernemme, ob weren die stände zu Oßnabrukh willens, anstatt des
decani zu Sanct Johann auß inen selbst eine mediationem internunciam
zu erkiesen, durch wölche die ein- und anderseits gefaßte resolutiones kön-
dten utro citroque überbracht werden. Hierüber sagt herr bischoff, es were
zwar ein bedenkliche sach, man werde aber pro nunc nit wol anderst thuen
könden, doch müeßte man wol auffsehen, wie und wölche hiezu zu gebrau-
chen.
Churbayerischer votirt. Sie betten noch heüt bei besuechung deß Servients
(darvon sie sonst unß weder vor noch hinach weiter im geringsten nichts
gesagt) verstanden, daß die Schweden beraits dahien sich resolvirt, daß auff
bewilligung deß salvi conductus für die statt Stralsundt die proposition
heraußgeben werden sollen. Und er vermeinte, man solt dessen kein so groß
bedenkhen haben. Sie, Churbayrische, hetten newlich darvon mit denn
Churbrandenburgischen geredt, die sich uff erwarttung eines curriers, der
den 16. huius, verstehe stylo veteri, ankommen werde, bezogen. Nachdem
sie nun anietzt vernemmen, daß es mit diser verglaittung ein universalwerkh
sein solle, weren sie so weit nit instruirt. Waß aber Stralsundt anlangte, het-
ten sie kein bedenkhen, daß man darmit willfahren soll, doch daß man dabei
sich nit auff die preliminarconvention oder Kayserlichen generalpass be-
ziehe. Man möcht also denn Schweden die offerta thuen, solchen pass pro
Stralsundt zu ertheilen, wann sie hingegen sich erclären, alsdann one eini-
gen anstandt und quasi eodem momento die proposition zu eröffnen. Er-
furdt und Leipzig betreffend, wiewol sie darauff in particulari nit instruirt,
vermeinten iedoch, wanns dahien käme, möcht mans gleich wie mit Stral-
sundt halten. Wegen beyziehung der reichstätten etc. wie Cöln, endtlich we-
gen der deputation pro internunciis vermeinten, daß es durch die adiunctos
beeder churfürstlichen deputaten geschehen köndt. Wegen der Casselischen
anhang bei denn Schweden sei vergeblich, sich zu bemühen, wie Cöln.
Nach anhörung diser votorum haben wir einen abstandt genommen und vor
unnöthig gehalten, vil dabei zu erinnern. Derentwegen herr Crane die puncta
kurtzlich recapitulirt, sich der gegebnen guettachten bedankht und erbotten,
zu seiner zurukhkunfft uff Oßnabrukh zu sehen, wie ein und anders möchte
zu werkh gestellt werden.
Folgendts hatt herr bischoff ettlich puncten communicirt, wie [ 675b]
apud acta zu sehen, derentwegen eine conferentz mit denn Churmaint-
zischen angestellt wer, mit begehren, ob wir etwas dabei erinnern wol-
ten. Wir haben es aber dabei bewenden lassen. Darauff sagte er, wie sie
sehr anstüenden, wie es uff ankunfft deß newen Spanischen gesandten , auch
deß duca di Longovilla mit entgegenschikung der gutschen ze halten zwi-
schen den churfürstlichen und dem Veneto; hette deßwegen bereits durch
herrn nuncium einen anwurff thuen lassen und so vil erclärung erhalten, der
Venetus sagte, wann er allein simplex legatus wer, so wüerdts wenig difficul-
tet haben, dieweil er aber nomine suae rei publicae officio mediatoris fungi-
ren thet, so köndt er nichts nachgeben. Wolte nit hoffen, daß die herrn chur-
fürstlichen ime etwas disreputirlichs zumuetten solten. Und da es geschehe,
wuerde er ehender hinweegraisen und sich der mediation gantz begeben
müessen. Begehrte deswegen unsers raths. Ihr Kayserliche Maiestät hetten
unß bevohlen, dahien ze sehen, daß die churfürstliche praeeminentz mante-
nirt werde, obs nit der weeg, daß wenigst quoad hunc actum beeder media-
torn gutschen qua talium der vorgang gelassen und alsdann erst die Kayser-
lichen und andere gesandten hernach geordnet würden. Wir sagten, es were
unß die frag zu schwer und trügen sorg, daß auch dises mittel nit werde
zu practicirn sein. Dann wann wir, Kayserliche, schon darin willigten, so
wüerden doch die beede cronen darzu nit verstehen, wolten iedoch der
sachen nachdenken und, weil wir onedaß zu denn Spanischen gehen
müeßten, hören, waß ihr meinung wer.
Wir seind demnach post abitum dominorum electoralium gleich zu ermeld-
ten Spanischen gangen und haben inen communication gethan, waß wegen
verglaittung der mediatständen vorgeloffen. Die dann auch darfürgehalten,
man soll uff den gesetzten vorschlag darmit einwilligen. Waß aber die künff-
tig einholung anlangte, sagten sie, daß es weder unß noch inen wuerde thun-
lich sein und sonder zweifel die Franzosen sich keinesweegs dazu verstehen
wöllen. Vermeinten, die beede competirende solten alternatim ein theil zu
hauß bleiben, der ander theil aber die incontri verrichten. Wer aber der erste
sein solt, sorte dirimi posse.