Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Dienstag
Dinstags, den 9. huius, haben wir sie in ihrem quartier
besuecht. Es hatt zwar der graf von Wittgenstain anvor zum herrn grafen
von Nassau geschikht und vermeint, allein ime den vorgang im ein- und auß-
beglaitten ze lassen und daß auch seinem adiuncto der titulus excellentiae
solte gegeben werden. Weil wir unß aber darzu nit verstehen wollen, son-
dern angezeigt, daß es bißher anderst bei unß were gehalten worden, so hatt
ers auch dabei bewenden lassen. Als sie nun uff unser verrichte salutation in
der danksagung anregung gethan, sie weren in ihrer instruction dahien ge-
wiesen, von unß zu vernemmen, in quibus terminis die fridenshandlungen
bestüenden etc., haben wir inen solches kurtzlich eröffnet und sonderlich
angedeüttet, waß die Franzosen anietzt erst newer dingen wegen translation
der reichsdeputation, die sie doch zuvor selbst so instendig gesuecht und
begehrt hetten, für difficulteten und ungereümbte einreden moviren theten,
mit anregung, waß entzwischen zu Oßnabruck under denn Schweden und
dem Servient were vorgeloffen und worauff die sachen alldort beruhen
theten, daß wuerden sie in zeit ihrer anwesenheit selbst vernommen haben
und etwan bericht zu geben wissen, ob man sich einiger proposition zu denn
gegentheilen zu versehen haben könde.
Darauff ist es nun zum discurs von solcher materi pro et contra gerathen.
Und zeigte herr graf von Wittgenstain an, es weren zwar die Schweden mit
ihrer proposition gefaßt und erbiettig, selbige zu eröffnen, allein wolten sie
vordrist ein richtigkheit mit verglaittung der statt Stralsundt und anderer
mediatständen haben. Geben vor, sie weren deß crafft der preliminarconven-
tion befüegt, wie sie es dann logice, rhetorice et iuridice (erant formalia)
ze mantenirn getraweten. Sagten auch rundt, wann man inen hierin nit will-
fahren wolt, so weren sie bedacht, ein offendtliche protestation in trukh auß-
gehen ze lassen, daß man inen traw und glauben nit gehalten hette, also die
ursach, das man zu keinem tractat gelangen köndt, allein bei diser seitten
erwenden theten. Sie, Brandenburgische, finden diesen puncten schwer,
hetten nichts darvon in instruction, weren daher sehr perplex. Die Chur-
maintzische sagten, außtruklich bevelcht ze sein, daß sie darein nit willigen
solten, deßgleichen wollen sich auch ettlich anderer ständen deputati darzu
nit verstehen. Daher wer vor ihrem allherraisen verglichen worden, denn
Schweden mit einer voranttwortt zu begegnen, wie sie vernemmen, daß
solches durch mittel deß decans zu Sankt Johann verrichtet, zwar aber der
fehler dabei begangen worden, daß, als er sich bei denn Schweden angemeldt,
eben auch der Servient und die Hessische bei dennselben gewesen, er also
vor inen sambtlich seinen vortrag gethan, darauff selbige alsbaldt zusamen-
getretten, Französisch miteinander geredt, wölcher sprach er, decanus, nit
erfahren, und wer mit schlechter anttwortt abgeferttigt worden.
Dannenher hatt der graf von Wittgenstein anlaß genommen ze discurrirn, es
wolte ein nothurfft sein, daß man den Oßnabrukhischen congress nit so gar
one mediation lassen solte. Dann es wolle nit darfürgehalten werden, daß
der decan zu Sankt Johann, dessen man sich biß dato gebraucht, darzu gnug-
samb tauglich wer. Man wisse nit, ob Ihr Kayserlicher Maiestät villeicht
bedenklich sein möcht, das die republica von Venedig sich auch derselben
mediation unterziehen thue, oder ob nit villeicht annemblicher wer, daß man
sich etwan eines reichstandts dabei bedienen thet, inmaassen sich das hauß
Braunschweig-Luneburg durch den Lampadium erbiettig gemacht. Wir
haben wegen Venedig allein so vil angemeldet, weil Ihr Kayserlicher Maiestät
nit zuwider, die tractatus an einem ortt zusamenzeziehen, so schliesse es sich
von selbsten, daß sie auch alsdann solcher interposition halber kein beden-
khens haben wurden. Ob es aber der republica gelegenheit sein werde, bee-
der ortten doppelte gsandtschafften ze halten, daß wüßten wir nit. Zudeme
solches abermaln newe verlängerung gebären wurde von ettlich monaten.
[ Betr.Braunscchweig-Lüneburg
Braunschweig-Lüneburg
] halten aber unserstheils darfür, es werde solche
intention der ursach nit könden stattfinden, weil Braunschweig ratione depu-
tationis ordinariae interessirt und consequenter den deputationrath besuechen
müeßte, also einer action, so darvon gantz gesöndert, mit fuegen nit würde
abwartten könden. Neben diser difficultet erregen sich auch andere wegen der
reichsdeputation. Dann die Schweden sagten, daß derselben translation zu
Frankfurtt von denn deputatis mehrerntheil one bevelch ihrer obern were re-
solvirt worden, inmaassen sich seither deren ettliche dessen gegen inen,
Schweden, entschuldigt hetten. So bleiben von derselben die mehiste stände,
wölche sich der oppression am sterksten zu beclagen, darvon ausgeschlossen
und ihres iuris suffragii beraubt. Wölches sie, Schweden, als wölche den
krieg darumb gefüert hetten, daß die beschwerte und untergetrukhte in
ihren freyen standt möchten gesetzt werden, nit passiren lassen köndten,
sondern es müßte hiebei allen ständen ein liberum ius suffragii zugelassen
sein. Ferner wolten die Schweden durchauß nit zufriden sein, daß die reichs-
deputation zu Münster stehen solt, dann diß geraichte der cron Schweden
(als wölche keiner andern in der weit dann der Römisch Kayserlichen
weichen thet) zu einer disreputation, und wurde hierdurch der cron Frank-
reich ein mehrer respect zugezogen, auch endtlich daß ansehen gewinnen, als
wann der Münsterische convent die oberhandt hette und alles von demsel-
ben dependiren müeßte. Zum dritten wolten die Schweden auch nit leiden,
daß die reichs- und religionsgravamina, wie der Frankfortisch deputa-
tionschluss mit sich brächte, durch einen andern convent erst über ein jahr
zu Frankfurt gehandlet werden solte, dann hierauß weren die caussae belli
entstanden. Müeßten derentwegen auch bei disen universalcongressibus
gehandlet werden, und sagten die Schweden, es were inen dises sonderlich
von dem Servient an handt gegeben worden, dann sonst sie, Franzosen,
darvon waß anregung ze thuen bedenkhens hetten. Und setzte herr graf von
Wittgenstein hinzu, er vermeinte gleichwol nit, daß die Schweden darauff
bestehen wurden, wann man sich darwider setzen solt. Schließlich hetten
die Schweden ime auch gesagt, er möchte seinem herrn, dem churfürsten,
versichern, daß sie den last des kriegscosten nit uff denselben kommen lassen
wolten, sondern es müeßte eine gemeine sach sein.
Wir haben nit unterlassen, uff ein und andern puncten ze informiren, und
sovil den ersten mit Stralsundt anlangte, were es nur ein vergeblich gezänkh
der Schweden, warauß die stände selbst warnemmen möchten, wie sie denn-
selben ihre landtsfürstliche iura ze schwächen und abzestutzen begehrten. Es
stünde doch zu inen, Schweden, daß sie denn Stralsundern und dergleichen
selbstaignen paßport mit vidimirter einverlaibung des Kayserlichen general-
pass ertheilen möchten. Wölches die Brandenburgischen auch vor ein mittel
gehalten und sich, sobaldt der graf von Wittgenstein wider nach Oßnabrukh
komme, mit denn Schweden darvon ze handlen, erbotten. Ad secundum
haben wir den gantzen verlauff, wie es mit abfassung dises conclusi de trans-
ferenda deputatione zu Frankfurt von anfang der Kayserlichen proposition
biß zum ende hergangen, erzehlt und darauß erwisen, daß die gesandten zu
disem schluss anderst nit dann uff zuvor von ihren principalen eingelangte
instructiones fürgeschritten seyen. Daß aber alle andere stände disem colle-
gio deputationis cum iure suffragii beywohnen solten, wer im reich nit
erhört und gantz von uncräfften. Denn es weren im reich nur dise drei
conventus herkommen: 1. ein allgemeiner reichstag, 2. ein generalcraißtag,
3. ein ordinari deputationstag. In disen dreyen bestüende die repraesentatio
totius corporis Romani imperii. Und wann man anietzt schon bei denn
deputationräthen die andere stände, so nit deputati imperii seind, ad delibe-
randum et concludendum zulassen wolte, so köndten selbige doch anderst
nit als allein im namen ihrer principalen votiren und kein conclusum totius
imperii obligatorium helffen machen. Also were der finis, warumb die ge-
gentheil praesentiam statuum necessariam esse vorgeben theten, namblich
firmitudo et securitas tractandorum, nit zu erhalten, sondern es wurde ein
nothurfft sein, vordrist ein offentlichen reichstag außzeschreiben und ein
newes collegium deputationis de omnium statuum consensu formiren und
authentizirn ze lassen. Weil aber denn gegentheilen, daß derzeit zu keinem
reichstag zu gelangen, gnugsamb bewußt, so muess nothwenig folgen, daß
sie solche obiectiones allein darumb inventirt, darmit man nimmermehr zu
einiger fridenshandlung gelangen könde. Daß aber die Schweden nit wolten
zefriden sein, daß die deputation in Münster stehen soll, deme wer leicht
ze helffen, wann man beede congressus allher oder ad locum tertium zu-
samenziehen thet. Dann zu Oßnabrukh wuerde unmüglich sein, daß man für
ein solche anzahl volks gnuegsamb unterkommens und unterhalts wurde
gehaben mögen. Darauff sagte der graf von Witgenstein, es wollen die
Schweden sich auch zu solcher zusamenziehung keinesweegs verstehen
noch auch von Oßnabrukh abweichen, sagten, daß sie dessen per expressum
von ihrer königin bevelcht weren. Ad tertium, diser schluss sei in conse-
quentiam deß Regenspurgischen reichsabschiedts gefaßt und gemacht wor-
den. Dabei es billich ze bleiben. Man könde leicht erachten, daß, wa dise
materia hieher gezogen, man noch in langwürige disputata wurde gerathen
und den krieg uff dem halß haben muessen, wahin dann die Franzosen mit
denn Schweden hauptsächlich zihlen theten. Er hatt unß auch endtlich ange-
zeigt, daß der Servient difficultet mache, ime die visita zu erstatten, praeten-
dir, daß sein gnädigster herr dem könig in Frankreich titulum maiestatis,
weil es doch Bayern auch thue, geben soll. Hergegen hett er bevelch, solches
nit ze thuen, es were dann sach, daß der könig seim herrn titulum serenissimi
geben wolt. Dazu woll aber Servient keinesweegs verstehen, unangesehen
er sich sonst zu Oßnabrukh gegen ime, grafen, erbotten, die visita one alle dif-
ficiltet zu erstatten, so er iedoch anietzt nit mehr gestendig sein wolle.
Nachdem wir dann unß von inen licenzirt, haben wir nöthig erachtet, von
disen vorgeloffenen particulariteten, weil ein guetter theil daß catholisch
interesse berüren wollen, dem herrn bischoff zu Oßnabrukh nachricht zu
ertheilen. Gestalten ich dann noch selbigen abendts mich zu ime verfüegt
und in beysein deß thumbpropstes von Paderborn, auch deß propsts von
Landtsperg alles ad longum referirt hab, mit andeutten, solches auch denn
Churbayrischen ze communicirn, damit man der sachen nachdenkhen und
bei nechster zusamenkunfft, wie eim und anderm zu thun, sich resolviren
köndt. Dann wir würden alsdann im beysein der Churbrandenburgischen in
ettlichen puncten etwas behuettsamers gehen müssen. Ihr Fürstliche Gnaden
habens sehr wol auffgenommen, und referirte der thumbpropst von Pader-
born, von dem Costantzischen abgeordneten vernommen ze haben, es were
die Schwaabische und Frankische craißdeputati, sovil die difficultet mit der
reichsdeputation und außschliessung anderer ständen anlangte, der mei-
nung, daß namblich auff die von denn Kayserlichen angehörte proposition
der deputatus circuli, verba [!] gratia Sueuici, solches hernach a part mit
dennselben craißdeputaten communicirn, eines voti mit inen vergleichen und
hernach, wann man im deputationrath zusammenkombt, solches votum als
ein ordinari deputirter standt ablegen solt. Gleichen modum köndten auch
Frankhen und andere craiß halten und mit demselben deputato, wölcher
auß ihrem craiß in der ordinari deputation begriffen wer, von denn materiis
conferirn. Auff solche weiß verblibe der deputationconuent in seinem esse
und würden die andere ständt zugleich nach nothurfft gehördt und mit
ihrem wissen gehandlet. Respondi, der vorschlag wer nit böß, wann die
andere vom craiß cum ordinario deputato in votis eins, wan sie aber, wie es
in materiis, so in daß religionsinteresse einlauffen thuend, notwendig gesche-
hen müess, in der meinung spaltig, so werde alsdann der ordinarius deputa-
tus nit wissen, wie er sich halten soll. Oder wann er, waß seines principals
particularinstruction außweisen möcht, votiren thet, so werde es protesta-
tiones causirn. Doch müeßt man sehen, wie der sachen ze thuen, und köndte
nichts schaden, daß von solchem medio den Franzosen etwas lufft geben
werde, umb ze hören, waß ihr meinung darüber wer.
Dinstags, den 9. huius, seind von Kayserlicher Maiestät zwei resolutiones ein-
kommen. Die erste vom 19. Aprilis betreffend, waß von Chursaxen an Denne-
markh, von deren ad Caesarem und von Ihr Maiestät widerumb dagegen
in anttwortt geschriben worden [ 659a]. Die ander vom 26. Aprilis uff unser
relation vom 7. eiusdem, darinnen würdt erstlichen dasjenig, waß in puncto
prosequendae instantiae ad Gallos und armistitii bevohlen ist, recapitulirt
und confirmirt, 2. deß churfürsten von Trier reconciliation mehrers intimirt.
3. Soll kein specifica propositio ex nostra parte heraußgeben werden, biß
die Franzosen sich mit einer rechten gegenproposition uff unser erste sich
heraußgelassen. 4. Man soll an die Franzosen kein frag thun lassen, ob und
wie sie sich in puncto grauaminum religionis gegen den uncatholischen
halten wollen. 5. Ze penetrirn, ob die landtgräfin a part mit unß tracti-
ren woll, solches nit außzeschlagen. Soll in euentum unß ein particular-
gwalt zukommen. Man soll deßwegen mit denn Cölnischen handlen,
ob sie Ihr Churfürstliche Durchlaucht wolten disponiren, die mit Hessen
bedingte 50 000 thaler auff sich ze nemmen. Et haec omnia circumspecte.
6. Wegen der statt Stralsundt und anderer mediatständen remittirens Ihr
Maiestät ad electorales et alios status zu Oßnabrukh. 7. Man soll auch mit
denn Schwaabischen und Frankischen craißdeputatis communicirn, sicut et
cum aliis nach gestalt der sachen. NB. 8. Werden rationes beigelegt, warumb
die amnestia generalis weiter nit dan ad annum 1630 ze extendirn [ 659b].
Eodem von Oßnabrukh das Servient die Schweden in puncto propositionis
hinderstellig gemacht. Die Churmaintzische praetendirn, das die adiuncti
absente primario legato dessen stell einnemmen. Hinc nostri scire cupiunt,
wie es mit dergleichen ratione praecedentiae et titulationis ze halten. In rela-
tione ad Caesarem würdt referirt, waß mit denn churfürstlichen deputatis in
puncto verglaittung der mediatständt consultirt, auch darauff an die Schwe-
den gelangt und von dennselben geanttworttet worden [ 660].
Eodem nach Oßnabrukh avisiren wir die visita gegen denn Churbranden-
burgischen gsandten und waß dabei in puncto propositionis von der Schwe-
den und Franzosen vorhaben vorgeloffen, und in postscripto, waß wir in
puncto armistitii mit den Cölnischen und Bayrischen deputatis, auch den
Spanischen gehandlet [ 661].
besuecht. Es hatt zwar der graf von Wittgenstain anvor zum herrn grafen
von Nassau geschikht und vermeint, allein ime den vorgang im ein- und auß-
beglaitten ze lassen und daß auch seinem adiuncto der titulus excellentiae
solte gegeben werden. Weil wir unß aber darzu nit verstehen wollen, son-
dern angezeigt, daß es bißher anderst bei unß were gehalten worden, so hatt
ers auch dabei bewenden lassen. Als sie nun uff unser verrichte salutation in
der danksagung anregung gethan, sie weren in ihrer instruction dahien ge-
wiesen, von unß zu vernemmen, in quibus terminis die fridenshandlungen
bestüenden etc., haben wir inen solches kurtzlich eröffnet und sonderlich
angedeüttet, waß die Franzosen anietzt erst newer dingen wegen translation
der reichsdeputation, die sie doch zuvor selbst so instendig gesuecht und
begehrt hetten, für difficulteten und ungereümbte einreden moviren theten,
mit anregung, waß entzwischen zu Oßnabruck under denn Schweden und
dem Servient were vorgeloffen und worauff die sachen alldort beruhen
theten, daß wuerden sie in zeit ihrer anwesenheit selbst vernommen haben
und etwan bericht zu geben wissen, ob man sich einiger proposition zu denn
gegentheilen zu versehen haben könde.
Darauff ist es nun zum discurs von solcher materi pro et contra gerathen.
Und zeigte herr graf von Wittgenstain an, es weren zwar die Schweden mit
ihrer proposition gefaßt und erbiettig, selbige zu eröffnen, allein wolten sie
vordrist ein richtigkheit mit verglaittung der statt Stralsundt und anderer
mediatständen haben. Geben vor, sie weren deß crafft der preliminarconven-
tion befüegt, wie sie es dann logice, rhetorice et iuridice (erant formalia)
ze mantenirn getraweten. Sagten auch rundt, wann man inen hierin nit will-
fahren wolt, so weren sie bedacht, ein offendtliche protestation in trukh auß-
gehen ze lassen, daß man inen traw und glauben nit gehalten hette, also die
ursach, das man zu keinem tractat gelangen köndt, allein bei diser seitten
erwenden theten. Sie, Brandenburgische, finden diesen puncten schwer,
hetten nichts darvon in instruction, weren daher sehr perplex. Die Chur-
maintzische sagten, außtruklich bevelcht ze sein, daß sie darein nit willigen
solten, deßgleichen wollen sich auch ettlich anderer ständen deputati darzu
nit verstehen. Daher wer vor ihrem allherraisen verglichen worden, denn
Schweden mit einer voranttwortt zu begegnen, wie sie vernemmen, daß
solches durch mittel deß decans zu Sankt Johann verrichtet, zwar aber der
fehler dabei begangen worden, daß, als er sich bei denn Schweden angemeldt,
eben auch der Servient und die Hessische bei dennselben gewesen, er also
vor inen sambtlich seinen vortrag gethan, darauff selbige alsbaldt zusamen-
getretten, Französisch miteinander geredt, wölcher sprach er, decanus, nit
erfahren, und wer mit schlechter anttwortt abgeferttigt worden.
Dannenher hatt der graf von Wittgenstein anlaß genommen ze discurrirn, es
wolte ein nothurfft sein, daß man den Oßnabrukhischen congress nit so gar
one mediation lassen solte. Dann es wolle nit darfürgehalten werden, daß
der decan zu Sankt Johann, dessen man sich biß dato gebraucht, darzu gnug-
samb tauglich wer. Man wisse nit, ob Ihr Kayserlicher Maiestät villeicht
bedenklich sein möcht, das die republica von Venedig sich auch derselben
mediation unterziehen thue, oder ob nit villeicht annemblicher wer, daß man
sich etwan eines reichstandts dabei bedienen thet, inmaassen sich das hauß
Braunschweig-Luneburg durch den Lampadium erbiettig gemacht. Wir
haben wegen Venedig allein so vil angemeldet, weil Ihr Kayserlicher Maiestät
nit zuwider, die tractatus an einem ortt zusamenzeziehen, so schliesse es sich
von selbsten, daß sie auch alsdann solcher interposition halber kein beden-
khens haben wurden. Ob es aber der republica gelegenheit sein werde, bee-
der ortten doppelte gsandtschafften ze halten, daß wüßten wir nit. Zudeme
solches abermaln newe verlängerung gebären wurde von ettlich monaten.
[ Betr.
intention der ursach nit könden stattfinden, weil Braunschweig ratione depu-
tationis ordinariae interessirt und consequenter den deputationrath besuechen
müeßte, also einer action, so darvon gantz gesöndert, mit fuegen nit würde
abwartten könden. Neben diser difficultet erregen sich auch andere wegen der
reichsdeputation. Dann die Schweden sagten, daß derselben translation zu
Frankfurtt von denn deputatis mehrerntheil one bevelch ihrer obern were re-
solvirt worden, inmaassen sich seither deren ettliche dessen gegen inen,
Schweden, entschuldigt hetten. So bleiben von derselben die mehiste stände,
wölche sich der oppression am sterksten zu beclagen, darvon ausgeschlossen
und ihres iuris suffragii beraubt. Wölches sie, Schweden, als wölche den
krieg darumb gefüert hetten, daß die beschwerte und untergetrukhte in
ihren freyen standt möchten gesetzt werden, nit passiren lassen köndten,
sondern es müßte hiebei allen ständen ein liberum ius suffragii zugelassen
sein. Ferner wolten die Schweden durchauß nit zufriden sein, daß die reichs-
deputation zu Münster stehen solt, dann diß geraichte der cron Schweden
(als wölche keiner andern in der weit dann der Römisch Kayserlichen
weichen thet) zu einer disreputation, und wurde hierdurch der cron Frank-
reich ein mehrer respect zugezogen, auch endtlich daß ansehen gewinnen, als
wann der Münsterische convent die oberhandt hette und alles von demsel-
ben dependiren müeßte. Zum dritten wolten die Schweden auch nit leiden,
daß die reichs- und religionsgravamina, wie der Frankfortisch deputa-
tionschluss mit sich brächte, durch einen andern convent erst über ein jahr
zu Frankfurt gehandlet werden solte, dann hierauß weren die caussae belli
entstanden. Müeßten derentwegen auch bei disen universalcongressibus
gehandlet werden, und sagten die Schweden, es were inen dises sonderlich
von dem Servient an handt gegeben worden, dann sonst sie, Franzosen,
darvon waß anregung ze thuen bedenkhens hetten. Und setzte herr graf von
Wittgenstein hinzu, er vermeinte gleichwol nit, daß die Schweden darauff
bestehen wurden, wann man sich darwider setzen solt. Schließlich hetten
die Schweden ime auch gesagt, er möchte seinem herrn, dem churfürsten,
versichern, daß sie den last des kriegscosten nit uff denselben kommen lassen
wolten, sondern es müeßte eine gemeine sach sein.
Wir haben nit unterlassen, uff ein und andern puncten ze informiren, und
sovil den ersten mit Stralsundt anlangte, were es nur ein vergeblich gezänkh
der Schweden, warauß die stände selbst warnemmen möchten, wie sie denn-
selben ihre landtsfürstliche iura ze schwächen und abzestutzen begehrten. Es
stünde doch zu inen, Schweden, daß sie denn Stralsundern und dergleichen
selbstaignen paßport mit vidimirter einverlaibung des Kayserlichen general-
pass ertheilen möchten. Wölches die Brandenburgischen auch vor ein mittel
gehalten und sich, sobaldt der graf von Wittgenstein wider nach Oßnabrukh
komme, mit denn Schweden darvon ze handlen, erbotten. Ad secundum
haben wir den gantzen verlauff, wie es mit abfassung dises conclusi de trans-
ferenda deputatione zu Frankfurt von anfang der Kayserlichen proposition
biß zum ende hergangen, erzehlt und darauß erwisen, daß die gesandten zu
disem schluss anderst nit dann uff zuvor von ihren principalen eingelangte
instructiones fürgeschritten seyen. Daß aber alle andere stände disem colle-
gio deputationis cum iure suffragii beywohnen solten, wer im reich nit
erhört und gantz von uncräfften. Denn es weren im reich nur dise drei
conventus herkommen: 1. ein allgemeiner reichstag, 2. ein generalcraißtag,
3. ein ordinari deputationstag. In disen dreyen bestüende die repraesentatio
totius corporis Romani imperii. Und wann man anietzt schon bei denn
deputationräthen die andere stände, so nit deputati imperii seind, ad delibe-
randum et concludendum zulassen wolte, so köndten selbige doch anderst
nit als allein im namen ihrer principalen votiren und kein conclusum totius
imperii obligatorium helffen machen. Also were der finis, warumb die ge-
gentheil praesentiam statuum necessariam esse vorgeben theten, namblich
firmitudo et securitas tractandorum, nit zu erhalten, sondern es wurde ein
nothurfft sein, vordrist ein offentlichen reichstag außzeschreiben und ein
newes collegium deputationis de omnium statuum consensu formiren und
authentizirn ze lassen. Weil aber denn gegentheilen, daß derzeit zu keinem
reichstag zu gelangen, gnugsamb bewußt, so muess nothwenig folgen, daß
sie solche obiectiones allein darumb inventirt, darmit man nimmermehr zu
einiger fridenshandlung gelangen könde. Daß aber die Schweden nit wolten
zefriden sein, daß die deputation in Münster stehen soll, deme wer leicht
ze helffen, wann man beede congressus allher oder ad locum tertium zu-
samenziehen thet. Dann zu Oßnabrukh wuerde unmüglich sein, daß man für
ein solche anzahl volks gnuegsamb unterkommens und unterhalts wurde
gehaben mögen. Darauff sagte der graf von Witgenstein, es wollen die
Schweden sich auch zu solcher zusamenziehung keinesweegs verstehen
noch auch von Oßnabrukh abweichen, sagten, daß sie dessen per expressum
von ihrer königin bevelcht weren. Ad tertium, diser schluss sei in conse-
quentiam deß Regenspurgischen reichsabschiedts gefaßt und gemacht wor-
den. Dabei es billich ze bleiben. Man könde leicht erachten, daß, wa dise
materia hieher gezogen, man noch in langwürige disputata wurde gerathen
und den krieg uff dem halß haben muessen, wahin dann die Franzosen mit
denn Schweden hauptsächlich zihlen theten. Er hatt unß auch endtlich ange-
zeigt, daß der Servient difficultet mache, ime die visita zu erstatten, praeten-
dir, daß sein gnädigster herr dem könig in Frankreich titulum maiestatis,
weil es doch Bayern auch thue, geben soll. Hergegen hett er bevelch, solches
nit ze thuen, es were dann sach, daß der könig seim herrn titulum serenissimi
geben wolt. Dazu woll aber Servient keinesweegs verstehen, unangesehen
er sich sonst zu Oßnabrukh gegen ime, grafen, erbotten, die visita one alle dif-
ficiltet zu erstatten, so er iedoch anietzt nit mehr gestendig sein wolle.
Nachdem wir dann unß von inen licenzirt, haben wir nöthig erachtet, von
disen vorgeloffenen particulariteten, weil ein guetter theil daß catholisch
interesse berüren wollen, dem herrn bischoff zu Oßnabrukh nachricht zu
ertheilen. Gestalten ich dann noch selbigen abendts mich zu ime verfüegt
und in beysein deß thumbpropstes von Paderborn, auch deß propsts von
Landtsperg alles ad longum referirt hab, mit andeutten, solches auch denn
Churbayrischen ze communicirn, damit man der sachen nachdenkhen und
bei nechster zusamenkunfft, wie eim und anderm zu thun, sich resolviren
köndt. Dann wir würden alsdann im beysein der Churbrandenburgischen in
ettlichen puncten etwas behuettsamers gehen müssen. Ihr Fürstliche Gnaden
habens sehr wol auffgenommen, und referirte der thumbpropst von Pader-
born, von dem Costantzischen abgeordneten vernommen ze haben, es were
die Schwaabische und Frankische craißdeputati, sovil die difficultet mit der
reichsdeputation und außschliessung anderer ständen anlangte, der mei-
nung, daß namblich auff die von denn Kayserlichen angehörte proposition
der deputatus circuli, verba [!] gratia Sueuici, solches hernach a part mit
dennselben craißdeputaten communicirn, eines voti mit inen vergleichen und
hernach, wann man im deputationrath zusammenkombt, solches votum als
ein ordinari deputirter standt ablegen solt. Gleichen modum köndten auch
Frankhen und andere craiß halten und mit demselben deputato, wölcher
auß ihrem craiß in der ordinari deputation begriffen wer, von denn materiis
conferirn. Auff solche weiß verblibe der deputationconuent in seinem esse
und würden die andere ständt zugleich nach nothurfft gehördt und mit
ihrem wissen gehandlet. Respondi, der vorschlag wer nit böß, wann die
andere vom craiß cum ordinario deputato in votis eins, wan sie aber, wie es
in materiis, so in daß religionsinteresse einlauffen thuend, notwendig gesche-
hen müess, in der meinung spaltig, so werde alsdann der ordinarius deputa-
tus nit wissen, wie er sich halten soll. Oder wann er, waß seines principals
particularinstruction außweisen möcht, votiren thet, so werde es protesta-
tiones causirn. Doch müeßt man sehen, wie der sachen ze thuen, und köndte
nichts schaden, daß von solchem medio den Franzosen etwas lufft geben
werde, umb ze hören, waß ihr meinung darüber wer.
Dinstags, den 9. huius, seind von Kayserlicher Maiestät zwei resolutiones ein-
kommen. Die erste vom 19. Aprilis betreffend, waß von Chursaxen an Denne-
markh, von deren ad Caesarem und von Ihr Maiestät widerumb dagegen
in anttwortt geschriben worden [ 659a]. Die ander vom 26. Aprilis uff unser
relation vom 7. eiusdem, darinnen würdt erstlichen dasjenig, waß in puncto
prosequendae instantiae ad Gallos und armistitii bevohlen ist, recapitulirt
und confirmirt, 2. deß churfürsten von Trier reconciliation mehrers intimirt.
3. Soll kein specifica propositio ex nostra parte heraußgeben werden, biß
die Franzosen sich mit einer rechten gegenproposition uff unser erste sich
heraußgelassen. 4. Man soll an die Franzosen kein frag thun lassen, ob und
wie sie sich in puncto grauaminum religionis gegen den uncatholischen
halten wollen. 5. Ze penetrirn, ob die landtgräfin a part mit unß tracti-
ren woll, solches nit außzeschlagen. Soll in euentum unß ein particular-
gwalt zukommen. Man soll deßwegen mit denn Cölnischen handlen,
ob sie Ihr Churfürstliche Durchlaucht wolten disponiren, die mit Hessen
bedingte 50 000 thaler auff sich ze nemmen. Et haec omnia circumspecte.
6. Wegen der statt Stralsundt und anderer mediatständen remittirens Ihr
Maiestät ad electorales et alios status zu Oßnabrukh. 7. Man soll auch mit
denn Schwaabischen und Frankischen craißdeputatis communicirn, sicut et
cum aliis nach gestalt der sachen. NB. 8. Werden rationes beigelegt, warumb
die amnestia generalis weiter nit dan ad annum 1630 ze extendirn [ 659b].
Eodem von Oßnabrukh das Servient die Schweden in puncto propositionis
hinderstellig gemacht. Die Churmaintzische praetendirn, das die adiuncti
absente primario legato dessen stell einnemmen. Hinc nostri scire cupiunt,
wie es mit dergleichen ratione praecedentiae et titulationis ze halten. In rela-
tione ad Caesarem würdt referirt, waß mit denn churfürstlichen deputatis in
puncto verglaittung der mediatständt consultirt, auch darauff an die Schwe-
den gelangt und von dennselben geanttworttet worden [ 660].
Eodem nach Oßnabrukh avisiren wir die visita gegen denn Churbranden-
burgischen gsandten und waß dabei in puncto propositionis von der Schwe-
den und Franzosen vorhaben vorgeloffen, und in postscripto, waß wir in
puncto armistitii mit den Cölnischen und Bayrischen deputatis, auch den
Spanischen gehandlet [ 661].