Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Mittwoch

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29 Mittwochs] am Rande: Episcopus Osnabrugensis ad nos.
Mittwochs, den 8. huius, hatt sich herr bischoff von
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Oßnabrukh bei herrn grafen eingestellt sambt dem canonico von Landts-
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perg, da ich mich auch eingefunden. War sein anbringen:

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31 1.] am Rande: Vom Portugiesischen gesandten, ob dem audientz zuverstatten.
1. Es hett der
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Portugiesische gesandt allhie

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Francisco de Andrade Leitão.
bei ime audientz begehrt, sich aber dabei ex-
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presse dergestalt angeben, daß er solches nit als ein ambassador oder gesand-
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ter, für den er sich nit außgeben thet, sondern als ein privatcavallier allein

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vor sein privatperson suchte und ime als einem fürsten deß reichs so vil
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respect und ehr erweisen wolte. Verhofft, es solt ime nit abgeschlagen wer-
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den, weil Portugal mit dem Kayser und dem reich in keinem krieg oder
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feindtschafft gegeneinander verfangen, sondern vilmehr mit einem ansehen-
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lichen theil deß reichs, als denn Hansestädten, in guetter alliance und vereini-
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gung der commercien begriffen wer. Warüber er ime noch kein ander reso-
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lution gegeben, als daß er gestern wegen der postferttigungen nit weil hette,
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sondern sich darüber waß bedenkhen und seiner anttwort in verstendigen
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wolte. Mit pitt, wir ime unsere meinung eroffnen wolten.

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10 2.] am Rande: Brandenburgische einquartierung per 500 pferdt.
2. Communicirt er, waßgestalt Churbrandenburg ein ordonnantz ergehen
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lassen, 500 pferdt durch die stifft Münster ze passiren und als sein leibguardi
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biß uff sein, churfürsten, ankunfft in dem landt von Bergen ze logiren. Und
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weil diß ein sach sei von schwerer consequentz, dardurch er die exoneration
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der Kayserlichen völker auß seinen landen, die mehrer beschwerung übriger
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Westfahlischen craißständen und wol endtlich die völlige impatronirung der
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Gülch-, Berg- und Clevischen landen suechen möchte, also wolt er zugleich
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unsers rathes, wie der sachen ze thuen und ob nit Ihr Kayserliche Maiestät
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dessen ze berichten, vernemmen.

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Re inter nos deliberata ad primum respondimus.: Nachdem bewußt, daß herr
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nuncius disem Portugesen weder als ambassador noch als privato noch auch
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als domestico Gallorum einige audientz verstatten wollen, also hielten wir
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darfür, es were villeicht besser, er, herr bischoff, ine auch zurukhweisen thet.
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Dann sonst wuerde es ein seltzamb ansehen haben, daß er solche audientz
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verstatten solt, die doch herr nuncius nit hette geben wollen, und würden
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die Spanische hierob nit geringe gelosia fassen. Sodann wer bewußt, das die
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Franzosen die Portugiesen under ihre confoederatos zehlten. Stünde also
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zu bedenkhen, nachdem ihrenthalben in denn praeliminarconventionibus
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kein meldung geschehe, ob man in einigerlei weiß oder weeg disen Portu-
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gesen ad audientiam kommen lassen solt. Dann wann er schon als privatus
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komme, so werde er doch sein commissionsachen einmischen oder ander-
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seits wenigst ruemen, daß er tanquam talis were gehördt worden. Doch
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wolten wir Seiner Fürstlichen Gnaden hierdurch nichts vorgreiffen, sondern
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es zu deroselben belieben und mehrerem nachgedenkhen gestellt haben.

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Ad secundum wüßten wir nit, wie der sachen deß durchzugs halber anderst
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zu helffen, als daß man der churfürstlichen regierung zu Cleve zu erkennen
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geben, wie daß solches denn reichsconstitutionibus zuwider sein wolte und
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wol andere straß und weeg genommen werden köndte, als daß man eben
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durch die stifft Münster solte marchiren und darinnen quartier nemmen
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müessen. Im übrigen hett es wol daß ansehen, daß hierauß allerhandt böse
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consequentzen zu befahren, wie dann verlautten wolle, ob solt ein geheimer
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tractat zwischen denn Generalstaaden und Churbrandenburg obhanden sein,
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ime völlig zu denn bedeütten landen ze helffen gegen einer reciproca allianza

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und vermählung mit des printzen von Orange dochter

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Die Hochzeit des Kurfürsten mit der Tochter des Prinzen Friedrich Heinrich von Nassau-
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Oranien, Luise Henriette (1627–1667), fand am 7. Dezember 1646 statt.
. Wir wolten es dem-
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nach Ihr Maiestät referiren, die wurden die nothurfft drüber zu bedenkhen
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nit ermanglen.

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4 Neben] am Rande: Eidem notificata Caesaris gratia propter confidentiam nobis exhibitam.
Neben disem haben wir ime auch communicirt, waß Ihr Kayserliche Maie-
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stät unß wegen seiner gegen unß beschehnen communication mit denn Frant-
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zosen vorgangen abboccaments vom 27. Januarii auß Prag geanttworttet
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und solche guette correspondentz zu continuiren bevohlen, item, waß für
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ein resolution wegen einer deputation von fürsten und ständen zu denn
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hiesigen congressibus der reichsdeputation zu Frankfurth ze intimiren be-
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vohlen worden. Er hatt sich hierauff sowol unsers guettachtens in obigen
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beeden puncten als auch der im übrigen beschehner communication be-
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dankht, sonst aber wegen deß Portugesen vermeldt, er hette seinestheils
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darfürgehalten, wann er selbigem in praedicta priuati nobilis qualitate au-
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dientz erstatten thet, daß diß mehr den Spanischen zu einem belieben und
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vortel als anderst dienen solte. Dann wann der schon cum tali occasione waß
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von dem Portugiesischen wesen einfüren wolt, so wurde er ime solches doch
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bald abschneiden könden mit vermelden, dise sach gienge daß reich nit an und
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er were darauff nit instruirt. Doch wolt er der sachen ferner nachdenkhen.

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19 Eodem] am Rande: Vom duca Sauello.
Eodem mitwochs, 8. huius, schreibt herr duca Savelli uff unser erste relation
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de dato Rom, 21. Januarii, daß er nit underlassen woll, Ihr Päpstlicher Hey-
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ligkeit der sachen bewandtnus ferner vorzetragen [ 553].

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