Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Mittwoch
Mittwochs, den 8. huius, hatt sich herr bischoff von
Oßnabrukh
Vgl. APW [III C 3, 1 S. 85ff.]
bei herrn grafen eingestellt sambt dem canonico von Landts-
perg, da ich mich auch eingefunden. War sein anbringen: 1. Es hett der
Portugiesische gesandt allhie bei ime audientz begehrt, sich aber dabei ex-
presse dergestalt angeben, daß er solches nit als ein ambassador oder gesand-
ter, für den er sich nit außgeben thet, sondern als ein privatcavallier allein
vor sein privatperson suchte und ime als einem fürsten deß reichs so vil
respect und ehr erweisen wolte. Verhofft, es solt ime nit abgeschlagen wer-
den, weil Portugal mit dem Kayser und dem reich in keinem krieg oder
feindtschafft gegeneinander verfangen, sondern vilmehr mit einem ansehen-
lichen theil deß reichs, als denn Hansestädten, in guetter alliance und vereini-
gung der commercien begriffen wer. Warüber er ime noch kein ander reso-
lution gegeben, als daß er gestern wegen der postferttigungen nit weil hette,
sondern sich darüber waß bedenkhen und seiner anttwort in verstendigen
wolte. Mit pitt, wir ime unsere meinung eroffnen wolten.
2. Communicirt er, waßgestalt Churbrandenburg ein ordonnantz ergehen
lassen, 500 pferdt durch die stifft Münster ze passiren und als sein leibguardi
biß uff sein, churfürsten, ankunfft in dem landt von Bergen ze logiren. Und
weil diß ein sach sei von schwerer consequentz, dardurch er die exoneration
der Kayserlichen völker auß seinen landen, die mehrer beschwerung übriger
Westfahlischen craißständen und wol endtlich die völlige impatronirung der
Gülch-, Berg- und Clevischen landen suechen möchte, also wolt er zugleich
unsers rathes, wie der sachen ze thuen und ob nit Ihr Kayserliche Maiestät
dessen ze berichten, vernemmen.
Re inter nos deliberata ad primum respondimus.: Nachdem bewußt, daß herr
nuncius disem Portugesen weder als ambassador noch als privato noch auch
als domestico Gallorum einige audientz verstatten wollen, also hielten wir
darfür, es were villeicht besser, er, herr bischoff, ine auch zurukhweisen thet.
Dann sonst wuerde es ein seltzamb ansehen haben, daß er solche audientz
verstatten solt, die doch herr nuncius nit hette geben wollen, und würden
die Spanische hierob nit geringe gelosia fassen. Sodann wer bewußt, das die
Franzosen die Portugiesen under ihre confoederatos zehlten. Stünde also
zu bedenkhen, nachdem ihrenthalben in denn praeliminarconventionibus
kein meldung geschehe, ob man in einigerlei weiß oder weeg disen Portu-
gesen ad audientiam kommen lassen solt. Dann wann er schon als privatus
komme, so werde er doch sein commissionsachen einmischen oder ander-
seits wenigst ruemen, daß er tanquam talis were gehördt worden. Doch
wolten wir Seiner Fürstlichen Gnaden hierdurch nichts vorgreiffen, sondern
es zu deroselben belieben und mehrerem nachgedenkhen gestellt haben.
Ad secundum wüßten wir nit, wie der sachen deß durchzugs halber anderst
zu helffen, als daß man der churfürstlichen regierung zu Cleve zu erkennen
geben, wie daß solches denn reichsconstitutionibus zuwider sein wolte und
wol andere straß und weeg genommen werden köndte, als daß man eben
durch die stifft Münster solte marchiren und darinnen quartier nemmen
müessen. Im übrigen hett es wol daß ansehen, daß hierauß allerhandt böse
consequentzen zu befahren, wie dann verlautten wolle, ob solt ein geheimer
tractat zwischen denn Generalstaaden und Churbrandenburg obhanden sein,
ime völlig zu denn bedeütten landen ze helffen gegen einer reciproca allianza
und vermählung mit des printzen von Orange dochter
. Wir wolten es dem-
nach Ihr Maiestät referiren, die wurden die nothurfft drüber zu bedenkhen
nit ermanglen.
Neben disem haben wir ime auch communicirt, waß Ihr Kayserliche Maie-
stät unß wegen seiner gegen unß beschehnen communication mit denn Frant-
zosen vorgangen abboccaments vom 27. Januarii auß Prag geanttworttet
und solche guette correspondentz zu continuiren bevohlen, item, waß für
ein resolution wegen einer deputation von fürsten und ständen zu denn
hiesigen congressibus der reichsdeputation zu Frankfurth ze intimiren be-
vohlen worden. Er hatt sich hierauff sowol unsers guettachtens in obigen
beeden puncten als auch der im übrigen beschehner communication be-
dankht, sonst aber wegen deß Portugesen vermeldt, er hette seinestheils
darfürgehalten, wann er selbigem in praedicta priuati nobilis qualitate au-
dientz erstatten thet, daß diß mehr den Spanischen zu einem belieben und
vortel als anderst dienen solte. Dann wann der schon cum tali occasione waß
von dem Portugiesischen wesen einfüren wolt, so wurde er ime solches doch
bald abschneiden könden mit vermelden, dise sach gienge daß reich nit an und
er were darauff nit instruirt. Doch wolt er der sachen ferner nachdenkhen.
Eodem mitwochs, 8. huius, schreibt herr duca Savelli uff unser erste relation
de dato Rom, 21. Januarii, daß er nit underlassen woll, Ihr Päpstlicher Hey-
ligkeit der sachen bewandtnus ferner vorzetragen [ 553].
Oßnabrukh
Vgl. APW [III C 3, 1 S. 85ff.]
perg, da ich mich auch eingefunden. War sein anbringen: 1. Es hett der
Portugiesische gesandt allhie bei ime audientz begehrt, sich aber dabei ex-
presse dergestalt angeben, daß er solches nit als ein ambassador oder gesand-
ter, für den er sich nit außgeben thet, sondern als ein privatcavallier allein
vor sein privatperson suchte und ime als einem fürsten deß reichs so vil
respect und ehr erweisen wolte. Verhofft, es solt ime nit abgeschlagen wer-
den, weil Portugal mit dem Kayser und dem reich in keinem krieg oder
feindtschafft gegeneinander verfangen, sondern vilmehr mit einem ansehen-
lichen theil deß reichs, als denn Hansestädten, in guetter alliance und vereini-
gung der commercien begriffen wer. Warüber er ime noch kein ander reso-
lution gegeben, als daß er gestern wegen der postferttigungen nit weil hette,
sondern sich darüber waß bedenkhen und seiner anttwort in verstendigen
wolte. Mit pitt, wir ime unsere meinung eroffnen wolten.
2. Communicirt er, waßgestalt Churbrandenburg ein ordonnantz ergehen
lassen, 500 pferdt durch die stifft Münster ze passiren und als sein leibguardi
biß uff sein, churfürsten, ankunfft in dem landt von Bergen ze logiren. Und
weil diß ein sach sei von schwerer consequentz, dardurch er die exoneration
der Kayserlichen völker auß seinen landen, die mehrer beschwerung übriger
Westfahlischen craißständen und wol endtlich die völlige impatronirung der
Gülch-, Berg- und Clevischen landen suechen möchte, also wolt er zugleich
unsers rathes, wie der sachen ze thuen und ob nit Ihr Kayserliche Maiestät
dessen ze berichten, vernemmen.
Re inter nos deliberata ad primum respondimus.: Nachdem bewußt, daß herr
nuncius disem Portugesen weder als ambassador noch als privato noch auch
als domestico Gallorum einige audientz verstatten wollen, also hielten wir
darfür, es were villeicht besser, er, herr bischoff, ine auch zurukhweisen thet.
Dann sonst wuerde es ein seltzamb ansehen haben, daß er solche audientz
verstatten solt, die doch herr nuncius nit hette geben wollen, und würden
die Spanische hierob nit geringe gelosia fassen. Sodann wer bewußt, das die
Franzosen die Portugiesen under ihre confoederatos zehlten. Stünde also
zu bedenkhen, nachdem ihrenthalben in denn praeliminarconventionibus
kein meldung geschehe, ob man in einigerlei weiß oder weeg disen Portu-
gesen ad audientiam kommen lassen solt. Dann wann er schon als privatus
komme, so werde er doch sein commissionsachen einmischen oder ander-
seits wenigst ruemen, daß er tanquam talis were gehördt worden. Doch
wolten wir Seiner Fürstlichen Gnaden hierdurch nichts vorgreiffen, sondern
es zu deroselben belieben und mehrerem nachgedenkhen gestellt haben.
Ad secundum wüßten wir nit, wie der sachen deß durchzugs halber anderst
zu helffen, als daß man der churfürstlichen regierung zu Cleve zu erkennen
geben, wie daß solches denn reichsconstitutionibus zuwider sein wolte und
wol andere straß und weeg genommen werden köndte, als daß man eben
durch die stifft Münster solte marchiren und darinnen quartier nemmen
müessen. Im übrigen hett es wol daß ansehen, daß hierauß allerhandt böse
consequentzen zu befahren, wie dann verlautten wolle, ob solt ein geheimer
tractat zwischen denn Generalstaaden und Churbrandenburg obhanden sein,
ime völlig zu denn bedeütten landen ze helffen gegen einer reciproca allianza
und vermählung mit des printzen von Orange dochter
nach Ihr Maiestät referiren, die wurden die nothurfft drüber zu bedenkhen
nit ermanglen.
Neben disem haben wir ime auch communicirt, waß Ihr Kayserliche Maie-
stät unß wegen seiner gegen unß beschehnen communication mit denn Frant-
zosen vorgangen abboccaments vom 27. Januarii auß Prag geanttworttet
und solche guette correspondentz zu continuiren bevohlen, item, waß für
ein resolution wegen einer deputation von fürsten und ständen zu denn
hiesigen congressibus der reichsdeputation zu Frankfurth ze intimiren be-
vohlen worden. Er hatt sich hierauff sowol unsers guettachtens in obigen
beeden puncten als auch der im übrigen beschehner communication be-
dankht, sonst aber wegen deß Portugesen vermeldt, er hette seinestheils
darfürgehalten, wann er selbigem in praedicta priuati nobilis qualitate au-
dientz erstatten thet, daß diß mehr den Spanischen zu einem belieben und
vortel als anderst dienen solte. Dann wann der schon cum tali occasione waß
von dem Portugiesischen wesen einfüren wolt, so wurde er ime solches doch
bald abschneiden könden mit vermelden, dise sach gienge daß reich nit an und
er were darauff nit instruirt. Doch wolt er der sachen ferner nachdenkhen.
Eodem mitwochs, 8. huius, schreibt herr duca Savelli uff unser erste relation
de dato Rom, 21. Januarii, daß er nit underlassen woll, Ihr Päpstlicher Hey-
ligkeit der sachen bewandtnus ferner vorzetragen [ 553].