Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Freitag
Freytags, den 3. Februarii, referiren wir disen verlauff,
daß auch der resident Saint Romain nach Pariß, umb das consilium regium
besser ze informiren wie auch das parlament und dann wegen des Papstes
dem Kayser versprochner hilff erinnerung ze thun, daß solches per expeditio-
nem ambassadori, darzu sich Servient erbietten thut, ime verwisen, die ab-
stellung begehrt und widrigenfahls der cron Frankreich obedientia dene-
girt wie auch sein deposition ze negociren angetrowet werden sollte. Item,
waß die Hansestattische deputati bei unß angebracht etc., de 2. Februarii [ 543].
Von Oßnabrukh hatten wir vorgangnen zinstags schreiben und relation ad
Caesarem empfangen, darinn sie ursach anzeigen, worumb sie dem herren
Gleen wegen deß ferners zuschreiben bedenkhens tragen. Item lagen bei ein
refutation der Schwedischen allegation ex literis Salvii de anno 1638, daß
unter dem wortt adhaerentes die status mediati in imperio begriffen sein
sollen. In relatione ad Caesarem ist allein begriffen, daß wegen der statt
Straßburg sich der syndicus von Oßnabrukh angenommen, auch deßwegen
ein credential auffgewisen, also hetten sie sich diser occasion bedienen und
den begehrten pass ertheilen wollen [ 544].
Darauff haben wir inen eodem freytags geantworttet und per copias die rela-
tion ad Caesarem communicirt, daß übrig auff sich selbst gelassen [ 545].
Eodem schreiben wir an duca Savelli, sonderlich wegen der Franzosen con-
tra summum pontificem und dessen vorhabender assistentz gegen dem Kay-
ser emporgehender machinationum [ 546].
Eodem veneris ad horam sextam vespertinam seind zu unß in deß herrn
grafen quartier beede herren mediatores von denn Spanischen kommen und
haben unß referirt, waßgestalten sie denn Franzosen angezeigt, von unß
beraits unsere newe vollmachten empfangen ze haben. Darauff sie die ihrig
auch ze ediren erbotten und auch inen, mediatoren, alsbaldt zugestellt. Nach
disem hetten sie inen, Franzosen, auch andeuttung gethan, daß dise extraditio
plenipotentiarum nunmehr auch den wirklichen fortgang der haupttracta-
ten erfordern wolte. Und weil sie inen schon so offt umb außliferung einer
hauptproposition zugesprochen, so solten sie doch lenger damit nit inn-
halten. Darauff hetten sie sich zwar einer begierde zue willfahrigkeit ver-
nemmen lassen, aber dabei entschuldigt, daß sie vordrist sich dessentwegen
mit denn Schweden unterreden müeßten, und wolte zu solchem ende der
conte d’Avaux gleich folgenden tags nach Oßnabrukh geraißt sein, wa nit
daß festum Purificationis eingefallen wer. Jedoch wer er bedacht, am freytag,
daß ist heut, gwiß fortzeraisen, wie dann auch beschehen.
Nun hetten sie inzwischen die einkommne vollmachten eröffnet und mit der
depositirten minutae conferirt, unsere und die Französische zwar allerdings
gleichlauttend und one manquement befinden, aber bei der Spanischen het-
ten sie underschiedliche verenderungen vermerkht, als erstlich weren noch 3
newe plenipotentiarii benandt, scilicet der duca di Medina de las Torros,
der conte Pigneranda, der ertzbischoff von Camerach
Ramiro Núñez de Guzmán (um 1600–1668), duque de Medina de las Torres, 1645 als erster spani-
scher Bevollmächtigter vorgesehen. Gaspar de Braccamontey Guzmán (1595–1676), conde de Peña-
randa, spanischer Primargesandter, und Joseph de Bergaigne OFM (1588–1647), Bischof von
Herzogenbusch 1641, Erzbischof von Cambrai 1645, trafen am 5. Juli 1645 in Münster ein.
, so zwar nit sonders
zu bedeutten, 2. weren diese zween erste ambassadores an Kayserliche Maie-
stät titulirt, so in vorigen vollmachten nit gewesen, 3. were die claussula, wie
in deß einen oder andern abwesen die ubrige ze procediren, nit genugsamb
sicher, 4. were der königin in Frankreich nit gleicher titulus fraternitatis wie
dem Kayser geben, 5. were das datum verendert und uff die ietzige expe-
dition gesetzt. Die Spanischen hetten zwar bei ein und anderem bericht ze
thun unterstanden, auch zu solchem ende königliches schreiben vorgewisen,
darauß ze sehen, daß deß königs will und meinung gewesen, alles der über-
schikten formb gleichlauttend ze ferttigen, mit andeütten, das der fehler von
der cantzlei herkommen müßte, nichtsdestoweniger tragen sie, mediatores,
sorg, die Franzosen werden daher ein ursach nemmen, die tractatus abermaln
auffzehalten; wir möchten derentwegen der sachen nachdenkhen, waß für ein
remedium ze finden. Darüber etwas discurs hinc inde vorgeloffen, und hab
ich sonderlich gesagt, es hette dises incidens gegen unß, denn Kayserlichen
so vil nit zu bedeutten. Es were underschidliche materiae diser tractaten ob-
handen, die man ja nit simul wurde tractiren könden. Die Franzosen solten
unß ein proposition in rebus ad imperium Romanum directe spectantibus
ediren, darauff man handlen köndte, inmittelst würden denn Spanischen auch
ihre newe corrigirte vollmacht zukommen mögen. Der Venetus sagte, diß
wurdt den Franzosen anlaß geben, ein separation zwischen Spanien und dem
reich ze machen. Ich anttwortte nein, es hett darumb den verstandt nit, die
Spanier wurden tanquam faederati et assistentes, ob sie wol hierinnen nit
principales weren, nichtsdestweniger und so wol bei unß stehen, als wol
wir hernach in rebus ad ipsos principaliter spectantibus bei inen ze stehen
hetten. Der Venetus fragte, ob sie solches denn Franzosen proponiren solten.
Wir sagten nein, es wer allein per modum discursus gemeldet, wir müßten
zuvor von diser sach auch mit andern reden. Ita discesserunt.
Gleich darauff hatt sich herr bischoff von Oßnabrukh bei unß eingestellt
Vgl. APW [III C 3, 1 S. 80f.]
,
deme wir allen disen verlauff erzehlt und darauff auch andeüttung gethan,
daß wir vermeinten, wir köndten diser eraignender unrichtigkeit ungehin-
dert wol in unserm proposito verharren und begehren, daß die Franzosen
vor außwexlung der vollmachten zu volnziehung ihrer ad 4. Decembris
gegebner parola unß ein proposition super mediis pacis ediren solten, und,
wann sie wegen der Spanischen vollmacht sich auffhalten wolten, inen repli-
ciren lassen, daß sie dessen kein ursach, weil wir in rebus imperii tractandis
nomine Caesaris die principales weren, möchten also ihr proposition wenigst
uff selbige richten. Wölches herr bischoff auch vor guett gehalten, vermeldet
iedoch, die Spanischen werden es auffnemmen, als wolte man sich von inen
separiren. Wir haben aber geanttworttet, dises importirte kein separation. Es
weren je distinctae materiae ze tractiren, die nit zumalen vorgenommen wer-
den köndten. Doch wolten wir mit inen reden und sehen, wie der sachen
ze thuen. Ad haec sagt herr bischoff, diß were der rechte weg, und hett im one
daß Churbayern geschriben, dahien ze sehen, das von erst die reichssachen
vorgenommen werden möchten, wölches sie auch an Kayserliche Maiestät
gelangen lassen und vertröstung empfangen, daß Ihr Maiestät unß solches in
acht ze nemmen bevehlen wolten. Nos respondimus, es were unß zwar hier-
über kein specificum mandatum zukommen, es ginge aber insgemein unser
instruction dahin.
daß auch der resident Saint Romain nach Pariß, umb das consilium regium
besser ze informiren wie auch das parlament und dann wegen des Papstes
dem Kayser versprochner hilff erinnerung ze thun, daß solches per expeditio-
nem ambassadori, darzu sich Servient erbietten thut, ime verwisen, die ab-
stellung begehrt und widrigenfahls der cron Frankreich obedientia dene-
girt wie auch sein deposition ze negociren angetrowet werden sollte. Item,
waß die Hansestattische deputati bei unß angebracht etc., de 2. Februarii [ 543].
Von Oßnabrukh hatten wir vorgangnen zinstags schreiben und relation ad
Caesarem empfangen, darinn sie ursach anzeigen, worumb sie dem herren
Gleen wegen deß ferners zuschreiben bedenkhens tragen. Item lagen bei ein
refutation der Schwedischen allegation ex literis Salvii de anno 1638, daß
unter dem wortt adhaerentes die status mediati in imperio begriffen sein
sollen. In relatione ad Caesarem ist allein begriffen, daß wegen der statt
Straßburg sich der syndicus von Oßnabrukh angenommen, auch deßwegen
ein credential auffgewisen, also hetten sie sich diser occasion bedienen und
den begehrten pass ertheilen wollen [ 544].
Darauff haben wir inen eodem freytags geantworttet und per copias die rela-
tion ad Caesarem communicirt, daß übrig auff sich selbst gelassen [ 545].
Eodem schreiben wir an duca Savelli, sonderlich wegen der Franzosen con-
tra summum pontificem und dessen vorhabender assistentz gegen dem Kay-
ser emporgehender machinationum [ 546].
grafen quartier beede herren mediatores von denn Spanischen kommen und
haben unß referirt, waßgestalten sie denn Franzosen angezeigt, von unß
beraits unsere newe vollmachten empfangen ze haben. Darauff sie die ihrig
auch ze ediren erbotten und auch inen, mediatoren, alsbaldt zugestellt. Nach
disem hetten sie inen, Franzosen, auch andeuttung gethan, daß dise extraditio
plenipotentiarum nunmehr auch den wirklichen fortgang der haupttracta-
ten erfordern wolte. Und weil sie inen schon so offt umb außliferung einer
hauptproposition zugesprochen, so solten sie doch lenger damit nit inn-
halten. Darauff hetten sie sich zwar einer begierde zue willfahrigkeit ver-
nemmen lassen, aber dabei entschuldigt, daß sie vordrist sich dessentwegen
mit denn Schweden unterreden müeßten, und wolte zu solchem ende der
conte d’Avaux gleich folgenden tags nach Oßnabrukh geraißt sein, wa nit
daß festum Purificationis eingefallen wer. Jedoch wer er bedacht, am freytag,
daß ist heut, gwiß fortzeraisen, wie dann auch beschehen.
Nun hetten sie inzwischen die einkommne vollmachten eröffnet und mit der
depositirten minutae conferirt, unsere und die Französische zwar allerdings
gleichlauttend und one manquement befinden, aber bei der Spanischen het-
ten sie underschiedliche verenderungen vermerkht, als erstlich weren noch 3
newe plenipotentiarii benandt, scilicet der duca di Medina de las Torros,
der conte Pigneranda, der ertzbischoff von Camerach
Ramiro Núñez de Guzmán (um 1600–1668), duque de Medina de las Torres, 1645 als erster spani-
scher Bevollmächtigter vorgesehen. Gaspar de Braccamontey Guzmán (1595–1676), conde de Peña-
randa, spanischer Primargesandter, und Joseph de Bergaigne OFM (1588–1647), Bischof von
Herzogenbusch 1641, Erzbischof von Cambrai 1645, trafen am 5. Juli 1645 in Münster ein.
zu bedeutten, 2. weren diese zween erste ambassadores an Kayserliche Maie-
stät titulirt, so in vorigen vollmachten nit gewesen, 3. were die claussula, wie
in deß einen oder andern abwesen die ubrige ze procediren, nit genugsamb
sicher, 4. were der königin in Frankreich nit gleicher titulus fraternitatis wie
dem Kayser geben, 5. were das datum verendert und uff die ietzige expe-
dition gesetzt. Die Spanischen hetten zwar bei ein und anderem bericht ze
thun unterstanden, auch zu solchem ende königliches schreiben vorgewisen,
darauß ze sehen, daß deß königs will und meinung gewesen, alles der über-
schikten formb gleichlauttend ze ferttigen, mit andeütten, das der fehler von
der cantzlei herkommen müßte, nichtsdestoweniger tragen sie, mediatores,
sorg, die Franzosen werden daher ein ursach nemmen, die tractatus abermaln
auffzehalten; wir möchten derentwegen der sachen nachdenkhen, waß für ein
remedium ze finden. Darüber etwas discurs hinc inde vorgeloffen, und hab
ich sonderlich gesagt, es hette dises incidens gegen unß, denn Kayserlichen
so vil nit zu bedeutten. Es were underschidliche materiae diser tractaten ob-
handen, die man ja nit simul wurde tractiren könden. Die Franzosen solten
unß ein proposition in rebus ad imperium Romanum directe spectantibus
ediren, darauff man handlen köndte, inmittelst würden denn Spanischen auch
ihre newe corrigirte vollmacht zukommen mögen. Der Venetus sagte, diß
wurdt den Franzosen anlaß geben, ein separation zwischen Spanien und dem
reich ze machen. Ich anttwortte nein, es hett darumb den verstandt nit, die
Spanier wurden tanquam faederati et assistentes, ob sie wol hierinnen nit
principales weren, nichtsdestweniger und so wol bei unß stehen, als wol
wir hernach in rebus ad ipsos principaliter spectantibus bei inen ze stehen
hetten. Der Venetus fragte, ob sie solches denn Franzosen proponiren solten.
Wir sagten nein, es wer allein per modum discursus gemeldet, wir müßten
zuvor von diser sach auch mit andern reden. Ita discesserunt.
Gleich darauff hatt sich herr bischoff von Oßnabrukh bei unß eingestellt
Vgl. APW [III C 3, 1 S. 80f.]
deme wir allen disen verlauff erzehlt und darauff auch andeüttung gethan,
daß wir vermeinten, wir köndten diser eraignender unrichtigkeit ungehin-
dert wol in unserm proposito verharren und begehren, daß die Franzosen
vor außwexlung der vollmachten zu volnziehung ihrer ad 4. Decembris
gegebner parola unß ein proposition super mediis pacis ediren solten, und,
wann sie wegen der Spanischen vollmacht sich auffhalten wolten, inen repli-
ciren lassen, daß sie dessen kein ursach, weil wir in rebus imperii tractandis
nomine Caesaris die principales weren, möchten also ihr proposition wenigst
uff selbige richten. Wölches herr bischoff auch vor guett gehalten, vermeldet
iedoch, die Spanischen werden es auffnemmen, als wolte man sich von inen
separiren. Wir haben aber geanttworttet, dises importirte kein separation. Es
weren je distinctae materiae ze tractiren, die nit zumalen vorgenommen wer-
den köndten. Doch wolten wir mit inen reden und sehen, wie der sachen
ze thuen. Ad haec sagt herr bischoff, diß were der rechte weg, und hett im one
daß Churbayern geschriben, dahien ze sehen, das von erst die reichssachen
vorgenommen werden möchten, wölches sie auch an Kayserliche Maiestät
gelangen lassen und vertröstung empfangen, daß Ihr Maiestät unß solches in
acht ze nemmen bevehlen wolten. Nos respondimus, es were unß zwar hier-
über kein specificum mandatum zukommen, es ginge aber insgemein unser
instruction dahin.