Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Dienstag
Dinstags, den 10. huius, empfangen wir a Caesare
schreiben, daß unser relation vom 16. Decembris nit einkommen, auch die
gantz Cölnische post zurukhgebliben, dessen ursach nachzeforschen und zu
berichten [ 509].
Eodem von Oßnabrukh, das die Schweden noch uff ihrer praetension mit
Stralsundt verharren und sich nun nit mehr uff unser und deß Venetianischen
ambassador testimonium berufen, sondern sagen, allein der bischoff von
Oßnabrukh were so starkh darwider, die Kayserlichen wurden es an ihrem
ortt wol gehen lassen. Sodann, das die Kayserliche besatzung auß Forstenaw
deß verstorbnen Portugisischen gsandten leichnamb , so under deß Oxen-
stirns paßzettl nach Minden gefüeret werden sollen, auffgefangen. Dessen die
Schweden als wider die praeliminarconvention ze sein sich beclagt, relaxa-
tion und abstraffung begehrt. Darüber unser guettachten zu ertheilen, de 9.
eiusdem [ 510b].
Eodem, schreiben wir nach Oßnabrukh, das die mediatores berichtet, bei
denn Franzosen nichts zu erhalten sei [ 510a].
Eodem, zinstags nachmittag, haben wir dessentwegen mit dem herren bi-
schoffen in presentia seiner adiuncten conferirt
Vgl. APW [III C 3, 1 S. 51f] .
, da dann daßienig resolvirt
worden, waß im concept ad Osnabrugenses commissarios ze sehen [ 511],
de 11. huius.
Sonsten hatt er, herr bischoff, mit diser occasion unß auß seinem protocoll
weittläuffig verlesen, waß er den 5. huius mit denn Frantzosen und dann
auch den 7. eiusdem mit dem Venetianer conversirt, dessen summa in
dem bestehet, daß er bei denn Franzosen wegen der Hessischen guarnison in
Neüß insolentz in puncto religionis clagt und umb remedium gebetten, wie
auch, waß ime die Schweden in simili bei seinen bisthumben vor eintrag
theten. Darauff sich die Franzosen zwar alles guetts anerbotten, aber dabei
vermeldt, daß sie ihre confederatos nit zwingen köndten, sondern mit
manier sie disponiren müßten, wölches ime ursach geben, inen mehrers in
die wollen ze greiffen und die pericula catholicae religionis vor augen ze
stellen. 2. Hette er inen den langen auffhalt mit ihrer proposition ad pacem
verwisen und alle inconuenientia mit praetendirter anwesenheit aller reichs-
stende remonstrirt. Seruient hette geanttworttet, sie köndten einmal nichts
thuen, biß alle stände beisamen. Ipse respondit, ergo begehrten sie kein friden
ze machen, weil das praesuppositum nimmer geschehen würde. Da weren sie
auff deß Kaysers abusum potestatis kommen, der machte krieg, wa er wolte,
und zoge das reich darein, als mit Mantua und Polen. Solches müeßte vor-
kommen werden. Respondit, das Mantuanische wesen sei verglichen und die
iustitia pro et contra emissis hinc inde libris disputirt worden. Desgleichen
habs mit Polen sein richtigs. Der Kayser hab seine leges imperii; wann
man ine nit angreiff, werde er sich wol in derselben schrankhen halten. Der
Kayser, sagten die Franzosen, lassen sich ab Hispanis guberniren, das köndte
man nit gestatten. Respondit, da gehördt noch beweisung zu, die krieg
betreffend, were deren keiner vom ietzigen Kayser angefangen, sondern uff
iro erwachsen, man mueßt ja einmal zum friden kommen. Die Spanischen
hetten ihre begirdt ad pacem verbis et opere contestirt. Die Franzosen soltens
auch thuen. 3. Weren sie uff deß churfürsten von Trier sach kommen, für
unbillich angezogen, daß er allein propter protectionem a Gallo quaesitam,
die im doch der Kayser nit hette geben könden, nun ins zehend jar gefangen
sitzen soll. Respondit mit außführung, das er noch weit andere sachen
contra Caesarem, imperium, wider die churfürstliche verbrüederung tractirt
und durch den monsieur Chaumont
unveranttworttliche consilia mit
Frankreich gehandlet, deren protocolla authentica und instructiones man
alle in handts hette. Servient aiebat, es wüßte niemandt besser von der sach
als er, weil er damaln secrétaire d’éstat gewesen und alles durch sein handt
gangen. Wie der aber gehördt, daß man alle originalia bei der handt, were er
quasi attonitus dagesessen, und hette d’Avaux endtlich gesagt, sie hetten von
solchen sachen nichts gewüßt, wolten disem und andern discurs, darumb sie
ime gedankht, weiter nachdenkhen und mit ehistem sich in puncto proposi-
tionis vernemmen lassen. Im hinaußgehen hette d’Avaux, doch unvermerkht
deß andern, zu ime gesagt, signore principe, non tardaremo molto con la
nostra proposizione, aber sobaldt sich der ander wider zurükhgewendt, still
geschwiegen. Daher wol gesehen, das sie dißortts nit d’accordo seyen.
Sed nota, in verlesung diser sachen kundte er daß salta per tria besser verste-
hen als jener pfaff, wölcher ein kindt tauffen wolt und in ersehung diser wortt
dreymal vom altar uff und abgesprungen, weil er nit verstunde, das er dar-
durch 3 plätter umbzekehren ermahnt wuerde. Dann er kehrte ein gantzes
blatt umb, überhupfft ein halbe seitten, mit vermelden, da ists transponirt.
Aber da ist sonder zweifel referirt gewesen, waß er wegen Churbayerns
accommodation negocirt. Darvon ich ad Caesarem ein particular geheimbe
relation ex relatione noti correspondentis gethan [ 512].
Seines discurs bei dem Veneto ist allein diß notabel, das er andeüttung ge-
than, den churfürsten von Trier an ein neutral ortt ze transferiren als Chur-
bayern oder Cöln oder auch ein reichstatt. Episcopus respondit, da wer noch
die frag, obs der ein oder ander annemmen wurde. Lieffen auch sonst noch
mehr considerationes mit under. De caetero ist von deß churfürsten von
Brandenburg gesandtschafft, das die nunmehr sich uff den weeg zu begeben
bevelcht, der graf von Wittgenstein
Johann VIII. Gf. von Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (1601–1657), kurbrandenburgischer Gehei-
mer Rat und Primargesandter. Vgl. ADB 43 S. 619–623.
caput legationis hic et Osnabrugi sein
würdte, discurirt worden. Item, pfaltzgraf von Newenburg woll in person
herkommen, lass ein hauß bestellen.
Dinstags ut supra ist mir per P. Bonauentura
capucinorum referirt worden,
das mit heuttiger post den Frantzosen brieff auß Pariß einkommen, wie daß
daselbst uff deß Venetianischen ambassadors eingelangten bericht, ob solte
die mora pacificationis auff denn Franzosen bestehen und sie sich zu anfang
der handlung nit accommodiren wollen, sowol bei denn königlichen consiliis
als auch bei der populage grosses tumultuiren entstanden, also daß das parla-
ment sich hette dareinlegen und die versicherung gethan werden müessen, daß
nit allein denn Französischen plenipotentiariis nach Münster mit allem ernst
zugeschrieben, sondern auch ein aigner currier, umb der sachen rechten
grundt einzelangen, abgeferttigt werden solte. In disem schreiben were auch
per zifras angemeldt, daß man von Pariß ein eignen ambassador nach Rom
abgeferttigt
Nicolas Bretel (um 1609–1648), sieur de Grémonville, französicher Gesandter in Venedig 1643–
1647, war im November nach Rom geschickt worden. Der dortige Gesandte Melchior Mitte de
Chevrières-Miolans, marquis de Saint-Chaumond, wurde abberufen, da man ihn für die Niederlage
der französischen Partei im Konklave verantwortlich machte.
, um den soccorso, so der Papst dem Kayser versprochen, abzu-
wenden und im fahl, es nit ze erhalten, zu protestiren, daß man den Papst füro-
hien vor keinen mediatoren erkennen wolte. Ferner werde der Venetianische
ambassador ersucht, zwischen beeden Französischen gesandten mittler zu sein
und sie miteinander zuvergleichen. Id cum sine multa partialitate fieri nequeat,
certum est ipsius interpositionem Caesareanis suspectissimam esse debere.
schreiben, daß unser relation vom 16. Decembris nit einkommen, auch die
gantz Cölnische post zurukhgebliben, dessen ursach nachzeforschen und zu
berichten [ 509].
Eodem von Oßnabrukh, das die Schweden noch uff ihrer praetension mit
Stralsundt verharren und sich nun nit mehr uff unser und deß Venetianischen
ambassador testimonium berufen, sondern sagen, allein der bischoff von
Oßnabrukh were so starkh darwider, die Kayserlichen wurden es an ihrem
ortt wol gehen lassen. Sodann, das die Kayserliche besatzung auß Forstenaw
deß verstorbnen Portugisischen gsandten leichnamb , so under deß Oxen-
stirns paßzettl nach Minden gefüeret werden sollen, auffgefangen. Dessen die
Schweden als wider die praeliminarconvention ze sein sich beclagt, relaxa-
tion und abstraffung begehrt. Darüber unser guettachten zu ertheilen, de 9.
eiusdem [ 510b].
Eodem, schreiben wir nach Oßnabrukh, das die mediatores berichtet, bei
denn Franzosen nichts zu erhalten sei [ 510a].
Eodem, zinstags nachmittag, haben wir dessentwegen mit dem herren bi-
schoffen in presentia seiner adiuncten conferirt
Vgl. APW [III C 3, 1 S. 51f] .
worden, waß im concept ad Osnabrugenses commissarios ze sehen [ 511],
de 11. huius.
Sonsten hatt er, herr bischoff, mit diser occasion unß auß seinem protocoll
weittläuffig verlesen, waß er den 5. huius mit denn Frantzosen und dann
auch den 7. eiusdem mit dem Venetianer conversirt, dessen summa in
dem bestehet, daß er bei denn Franzosen wegen der Hessischen guarnison in
Neüß insolentz in puncto religionis clagt und umb remedium gebetten, wie
auch, waß ime die Schweden in simili bei seinen bisthumben vor eintrag
theten. Darauff sich die Franzosen zwar alles guetts anerbotten, aber dabei
vermeldt, daß sie ihre confederatos nit zwingen köndten, sondern mit
manier sie disponiren müßten, wölches ime ursach geben, inen mehrers in
die wollen ze greiffen und die pericula catholicae religionis vor augen ze
stellen. 2. Hette er inen den langen auffhalt mit ihrer proposition ad pacem
verwisen und alle inconuenientia mit praetendirter anwesenheit aller reichs-
stende remonstrirt. Seruient hette geanttworttet, sie köndten einmal nichts
thuen, biß alle stände beisamen. Ipse respondit, ergo begehrten sie kein friden
ze machen, weil das praesuppositum nimmer geschehen würde. Da weren sie
auff deß Kaysers abusum potestatis kommen, der machte krieg, wa er wolte,
und zoge das reich darein, als mit Mantua und Polen. Solches müeßte vor-
kommen werden. Respondit, das Mantuanische wesen sei verglichen und die
iustitia pro et contra emissis hinc inde libris disputirt worden. Desgleichen
habs mit Polen sein richtigs. Der Kayser hab seine leges imperii; wann
man ine nit angreiff, werde er sich wol in derselben schrankhen halten. Der
Kayser, sagten die Franzosen, lassen sich ab Hispanis guberniren, das köndte
man nit gestatten. Respondit, da gehördt noch beweisung zu, die krieg
betreffend, were deren keiner vom ietzigen Kayser angefangen, sondern uff
iro erwachsen, man mueßt ja einmal zum friden kommen. Die Spanischen
hetten ihre begirdt ad pacem verbis et opere contestirt. Die Franzosen soltens
auch thuen. 3. Weren sie uff deß churfürsten von Trier sach kommen, für
unbillich angezogen, daß er allein propter protectionem a Gallo quaesitam,
die im doch der Kayser nit hette geben könden, nun ins zehend jar gefangen
sitzen soll. Respondit mit außführung, das er noch weit andere sachen
contra Caesarem, imperium, wider die churfürstliche verbrüederung tractirt
und durch den monsieur Chaumont
Frankreich gehandlet, deren protocolla authentica und instructiones man
alle in handts hette. Servient aiebat, es wüßte niemandt besser von der sach
als er, weil er damaln secrétaire d’éstat gewesen und alles durch sein handt
gangen. Wie der aber gehördt, daß man alle originalia bei der handt, were er
quasi attonitus dagesessen, und hette d’Avaux endtlich gesagt, sie hetten von
solchen sachen nichts gewüßt, wolten disem und andern discurs, darumb sie
ime gedankht, weiter nachdenkhen und mit ehistem sich in puncto proposi-
tionis vernemmen lassen. Im hinaußgehen hette d’Avaux, doch unvermerkht
deß andern, zu ime gesagt, signore principe, non tardaremo molto con la
nostra proposizione, aber sobaldt sich der ander wider zurükhgewendt, still
geschwiegen. Daher wol gesehen, das sie dißortts nit d’accordo seyen.
Sed nota, in verlesung diser sachen kundte er daß salta per tria besser verste-
hen als jener pfaff, wölcher ein kindt tauffen wolt und in ersehung diser wortt
dreymal vom altar uff und abgesprungen, weil er nit verstunde, das er dar-
durch 3 plätter umbzekehren ermahnt wuerde. Dann er kehrte ein gantzes
blatt umb, überhupfft ein halbe seitten, mit vermelden, da ists transponirt.
Aber da ist sonder zweifel referirt gewesen, waß er wegen Churbayerns
accommodation negocirt. Darvon ich ad Caesarem ein particular geheimbe
relation ex relatione noti correspondentis gethan [ 512].
Seines discurs bei dem Veneto ist allein diß notabel, das er andeüttung ge-
than, den churfürsten von Trier an ein neutral ortt ze transferiren als Chur-
bayern oder Cöln oder auch ein reichstatt. Episcopus respondit, da wer noch
die frag, obs der ein oder ander annemmen wurde. Lieffen auch sonst noch
mehr considerationes mit under. De caetero ist von deß churfürsten von
Brandenburg gesandtschafft, das die nunmehr sich uff den weeg zu begeben
bevelcht, der graf von Wittgenstein
Johann VIII. Gf. von Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (1601–1657), kurbrandenburgischer Gehei-
mer Rat und Primargesandter. Vgl. ADB 43 S. 619–623.
würdte, discurirt worden. Item, pfaltzgraf von Newenburg woll in person
herkommen, lass ein hauß bestellen.
das mit heuttiger post den Frantzosen brieff auß Pariß einkommen, wie daß
daselbst uff deß Venetianischen ambassadors eingelangten bericht, ob solte
die mora pacificationis auff denn Franzosen bestehen und sie sich zu anfang
der handlung nit accommodiren wollen, sowol bei denn königlichen consiliis
als auch bei der populage grosses tumultuiren entstanden, also daß das parla-
ment sich hette dareinlegen und die versicherung gethan werden müessen, daß
nit allein denn Französischen plenipotentiariis nach Münster mit allem ernst
zugeschrieben, sondern auch ein aigner currier, umb der sachen rechten
grundt einzelangen, abgeferttigt werden solte. In disem schreiben were auch
per zifras angemeldt, daß man von Pariß ein eignen ambassador nach Rom
abgeferttigt
Nicolas Bretel (um 1609–1648), sieur de Grémonville, französicher Gesandter in Venedig 1643–
1647, war im November nach Rom geschickt worden. Der dortige Gesandte Melchior Mitte de
Chevrières-Miolans, marquis de Saint-Chaumond, wurde abberufen, da man ihn für die Niederlage
der französischen Partei im Konklave verantwortlich machte.
wenden und im fahl, es nit ze erhalten, zu protestiren, daß man den Papst füro-
hien vor keinen mediatoren erkennen wolte. Ferner werde der Venetianische
ambassador ersucht, zwischen beeden Französischen gesandten mittler zu sein
und sie miteinander zuvergleichen. Id cum sine multa partialitate fieri nequeat,
certum est ipsius interpositionem Caesareanis suspectissimam esse debere.