Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Montag
Montags, den 28. huius, vormittag haben wir den
herrn bischoff von Oßnabrukh visitirt
Vgl. APW [III C 3,1 S. 4f.]
. Der hatt unß nun gleich im absteigen
bei der gutschen empfangen, unß auch bede zur rechten vorgehen lassen und
also an der linkhen in daß inner zimmer beglaittet, daselbst unß die session in
zweyen sesseln, vor dem tisch stehend, geben, er die seinige gerad gegen dem
herrn grafen genommen. Im hof wartteten die trabanten mit ihren helle-
barten und ettlich hartschier mit ihren partisanen auff und im eingang biß in
daß audientzimmer zu beeden seiten die cavaglieri, auch andere gaist- und
weltliche herren. Die salutation und empfahung hatt herr graf selbst ver-
richt, darauff auch der herr bischoff anttwortt geben, sich der ehren be-
dankht und aller guetten correspondentz erbotten. In discursu seind vier
ding vorgefallen:
1. Weil die Franzosen sich gegen denn herren mediatorn hetten vernem-
men lassen, biß nechstkommenden sontag ihre proposition inen ver-
secretirt einzehendigen, daß wir dergleichen auch zu thuen haben wür-
den und dißortts unserer instruction, wölche erstens die Französischen
vorderist anzehören bedeütten thet, so precise nit wurden nachgehen kön-
den, sonderlich damit Ihr Maiestät nit deßwegen einige ursach der saumbnus
zugemessen werden möcht. Im übrigen weren wir im werkh, unsere pro-
position in terminis generalibus auff volnziehung deß Regenspurgischen fri-
den, also consequenter auff restitutionem reciprocam ze richten. Dann dar-
mit wurden die Franzosen obligirt, sich darauff siue pro siue contra zu
erklären. Sonsten, wann wir allein ihre proposition erwartten solten, were
zu besorgen, daß wir hernach uff dieselb ze handlen impegnirt und nit mehr
ein freye handt hetten, mit unserer proposition absonderlich einzekommen.
Diß aber alles wolten wir noch ferner mit Ihr Fürstlichen Gnaden commu-
niciren. Wölches er ime wol gefallen lassen.
2. Sagte er hierauff, das herr nuncius der meinung wer, daß man nit simul et
semel de omnibus, sondern distincte von einer materi zu der andern handlen
und, waß in einem ieden gehandlet, also gleich verbündlich bestettigen solt,
dergestalt das, wann man endtlich alle puncten und materias durchgangen,
man alsdann die verglichne puncten, wie die auffgesetzt, formaliter in denn
verfassenden recessum einverleibt werden solten, und diß, umb allerhandt
newe disputata, so die Frantzosen zuletzt in vergleichung deß concepts mo-
viren wüerden, zu vermeiden. Respondimus, es were etwan vor disem vom
herrn nuncio auch in genere von dergleichen modo procedendi et concluden-
di anregung gethan worden, es würden die propositiones schon an die handt
geben, wie man ad specialia werde fürzeschreitten haben. Ille, hofft, Ihr
Kayserliche Maiestät werde selbst drauff tringen, daß deß reichs sachen am
ersten vor die handt genommen werden, wie ime dann auch ein solches in
instructione geben worden. Nos, wir werden unß hierinnen baldt vereinigen
könden, allein müeßte daß fundament vorderist in genere recht gelegt
werden. Und als ich meldung gethan, daß die Französischen plenipotentiarii
ein proiect an Parisischen hof geschikht und auff ein anstandt biß zu deß
königs mundtbaren jaren bei Spania nachzewerben eingerathen,
sagte er
gleich, wolte nit hoffen, das Spania sich in einigerlei weiß von der handlung
separiren werde. Mann müeßte beisammenstehen und sich nit trennen lassen.
Wir haben darauff geanttworttet, diß were freylich vonnöthen und wüßten
wir auch die hiesige Spanischen gsandten darzu instruirt sein.
3. Hatt er wegen seiner vollmachten anregung gethan, daß er selbige unß
einschikhen wolt; weil neben ime der von Königseckh als gevollmächtigte,
sodann ettlich andere als adiuncti eingesetzt, nun aber der von Königseckh
nit allhie wer, ob wir waß bedenkhen darinn finden möchten. Sodann wüßt
er nit, wie mans mit der production halten, ob er selbige denn mediatoren
einlifern solte, darvon alsdann denn Franzosen parte ze geben haben, oder ob
es genug, daß mans allein unß einlifern solte. Wir haben geanttworttet,
unsers erachtens hetten weder die mediatores noch vil weniger die Fran-
zosen noch derzeit mit disem actu was ze schaffen, sondern weil dißortts Ihr
Kayserliche Maiestät und das churfürstliche collegium als haupt und glider
für einen mann ze stehen, so werde gnug sein, daß dise vollmacht und legi-
timation unß eingeanttworttet werde; wir wurden alsdann denn mediatoren
nach gelegenheit anzedeutten haben, waßgestalt ein hochlobliches churfürst-
liches collegium dise deputation abgeordnet, sie sich auch bei unß von Ihr
Kayserlicher Maiestät wegen gnugsamb legitimirt hetten. Wann es dann
künftig dazu kommen solt, daß einiges capitulatum von denn churfürst-
lichen deputatis neben unß, denn Kayserlichen gsandten, ze authentisiren solte
nothwenig erachtet werden wöllen, so wurde es sich schon selbst an handt
geben, wie deroselben legitimation ferner in notitiam eorum quorum inter-
est ze bringen sei. Dessen ist herr bischoff content gewesen.
Zum 4. meldet er, ime were vorkommen per Dr. Rottendorffer, daß die
Schweden einmal entschlossen weren, die Oßnabrukhischen tractaten auch
allher zu legen, und liessen deßwegen losamenter bestellen, solches hette auch
herr nuncius confirmirt. Respondimus, dises wurde in vil weeg ein beschwer-
liche sach sein, denn 1. komme hierdurch der Venetus in die mittlung, so
doch gar nit rathsamb, das dise republica so weit sich in die reichssachen
einmischen soll, 2. werden die separationtractaten mit Schweden gantz ab-
geschnitten, da man doch dazu guette apertur gehabt, 3. werden die con-
certationes mit den reichsstrittigkeiten desto mehr bei beeden cronen ange-
henkht und schwerer gemacht, andere mehr inconuenientia hiebei zuge-
schweigen.
Zum abschiedt hatt herr bischoff unß widerumb biß zur gutschen beglaittet.
Und seyend wir gleich zu denn Spanischen gefahren, daselbst unsere condo-
lentz wegen der königin todt verrichtet, auch diser conuersation und sonder-
lich, waß wir unß gegen dem herrn nuncio zu erclären vorhetten, meldung
gethan. Die haben sich der condolentz bedankht und, waß denn herrn nun-
cium anbelangte, daß sie ihres ebenmässig erbietig weren, mit ihrer proposi-
tion uff proximam dominicam einzekommen, wafern anderst die Franzosen
den termin, daran sie noch zweiffelten, zuhalten würden. Haben unß auch ein
formam propositionis vorgelesen. Die war kurtzlich dahin gestellt, daß
nach anlaittung und exempel des Vervinischen vertrages beederseits omnium
occupatorum restitutio geschehen solt, benebens wolte sich gleichwol Spa-
nia seiner alten praetension über das königreich Frankreich nit begeben, ie-
doch vor dißmahl amore pacis von gegenwerttigen tractaten außgesetzt ha-
ben. Doch sagten sie, daß sie noch in etwas anderung begriffen und, sobaldt
sie ein concept agiustirt, selbiges mit unß communiciren wolten. Sie haben
unß aber hiebei ersucht, bei dem herrn bischoff anbringen ze lassen, daß er bei
inen wegen der königin todt die condolentz, ehe er den Franzosen die reui-
sita erstattete, verrichten wolte. Alsdann wolten sie ine folgendts nit allein
wegen danksagung, sondern noch einmal wegen seiner ankunfft visitiren.
Wir haben deswegen nach essens mit herrn thumbprobst zu Paderborn
geredt
Vgl. APW [III C 3, 1 S. 9f.]
, auch diß weiter angedeüttet, das solcher actus wol ehe, dann der herr
bischoff dem herrn nuncio und unß die reuisita geben thet, geschehen, als-
dann es auch die Frantzosen in keinerlei weiß noch weeg ungleich auffnemmen
köndten. Er hatt sich benommen solches dem herrn bischoffen ze referiren,
benebens unß desselben legitimationes vorgewisen, dabei wir drei puncten
erinnert: 1. daß der gwalt uff beede, den herrn bischoff, auch den herrn
grafen von Königsekh möchte gerichtet, dabei aber die clausula, daß der ein
in des andern abwesen, wie sich daß begebe, bevollmächtig bleiben, 2. alle
benambsung der adiunctorum in genere et specie außgelassen, 3. anstatt
deß wortts ’legati‘ das wortt ’plenipotentiarii‘ gesetzt werden solt. Mit ein-
liferung deß gewalts zu unsern handen, wie vor angedeüttet, hett er, herr
thumbprobst, auch eingestimmet, daß also diser punctus seine richtigkheit
haben soll.
herrn bischoff von Oßnabrukh visitirt
Vgl. APW [III C 3,1 S. 4f.]
bei der gutschen empfangen, unß auch bede zur rechten vorgehen lassen und
also an der linkhen in daß inner zimmer beglaittet, daselbst unß die session in
zweyen sesseln, vor dem tisch stehend, geben, er die seinige gerad gegen dem
herrn grafen genommen. Im hof wartteten die trabanten mit ihren helle-
barten und ettlich hartschier mit ihren partisanen auff und im eingang biß in
daß audientzimmer zu beeden seiten die cavaglieri, auch andere gaist- und
weltliche herren. Die salutation und empfahung hatt herr graf selbst ver-
richt, darauff auch der herr bischoff anttwortt geben, sich der ehren be-
dankht und aller guetten correspondentz erbotten. In discursu seind vier
ding vorgefallen:
1. Weil die Franzosen sich gegen denn herren mediatorn hetten vernem-
men lassen, biß nechstkommenden sontag ihre proposition inen ver-
secretirt einzehendigen, daß wir dergleichen auch zu thuen haben wür-
den und dißortts unserer instruction, wölche erstens die Französischen
vorderist anzehören bedeütten thet, so precise nit wurden nachgehen kön-
den, sonderlich damit Ihr Maiestät nit deßwegen einige ursach der saumbnus
zugemessen werden möcht. Im übrigen weren wir im werkh, unsere pro-
position in terminis generalibus auff volnziehung deß Regenspurgischen fri-
den, also consequenter auff restitutionem reciprocam ze richten. Dann dar-
mit wurden die Franzosen obligirt, sich darauff siue pro siue contra zu
erklären. Sonsten, wann wir allein ihre proposition erwartten solten, were
zu besorgen, daß wir hernach uff dieselb ze handlen impegnirt und nit mehr
ein freye handt hetten, mit unserer proposition absonderlich einzekommen.
Diß aber alles wolten wir noch ferner mit Ihr Fürstlichen Gnaden commu-
niciren. Wölches er ime wol gefallen lassen.
2. Sagte er hierauff, das herr nuncius der meinung wer, daß man nit simul et
semel de omnibus, sondern distincte von einer materi zu der andern handlen
und, waß in einem ieden gehandlet, also gleich verbündlich bestettigen solt,
dergestalt das, wann man endtlich alle puncten und materias durchgangen,
man alsdann die verglichne puncten, wie die auffgesetzt, formaliter in denn
verfassenden recessum einverleibt werden solten, und diß, umb allerhandt
newe disputata, so die Frantzosen zuletzt in vergleichung deß concepts mo-
viren wüerden, zu vermeiden. Respondimus, es were etwan vor disem vom
herrn nuncio auch in genere von dergleichen modo procedendi et concluden-
di anregung gethan worden, es würden die propositiones schon an die handt
geben, wie man ad specialia werde fürzeschreitten haben. Ille, hofft, Ihr
Kayserliche Maiestät werde selbst drauff tringen, daß deß reichs sachen am
ersten vor die handt genommen werden, wie ime dann auch ein solches in
instructione geben worden. Nos, wir werden unß hierinnen baldt vereinigen
könden, allein müeßte daß fundament vorderist in genere recht gelegt
werden. Und als ich meldung gethan, daß die Französischen plenipotentiarii
ein proiect an Parisischen hof geschikht und auff ein anstandt biß zu deß
königs mundtbaren jaren bei Spania nachzewerben eingerathen,
gleich, wolte nit hoffen, das Spania sich in einigerlei weiß von der handlung
separiren werde. Mann müeßte beisammenstehen und sich nit trennen lassen.
Wir haben darauff geanttworttet, diß were freylich vonnöthen und wüßten
wir auch die hiesige Spanischen gsandten darzu instruirt sein.
3. Hatt er wegen seiner vollmachten anregung gethan, daß er selbige unß
einschikhen wolt; weil neben ime der von Königseckh als gevollmächtigte,
sodann ettlich andere als adiuncti eingesetzt, nun aber der von Königseckh
nit allhie wer, ob wir waß bedenkhen darinn finden möchten. Sodann wüßt
er nit, wie mans mit der production halten, ob er selbige denn mediatoren
einlifern solte, darvon alsdann denn Franzosen parte ze geben haben, oder ob
es genug, daß mans allein unß einlifern solte. Wir haben geanttworttet,
unsers erachtens hetten weder die mediatores noch vil weniger die Fran-
zosen noch derzeit mit disem actu was ze schaffen, sondern weil dißortts Ihr
Kayserliche Maiestät und das churfürstliche collegium als haupt und glider
für einen mann ze stehen, so werde gnug sein, daß dise vollmacht und legi-
timation unß eingeanttworttet werde; wir wurden alsdann denn mediatoren
nach gelegenheit anzedeutten haben, waßgestalt ein hochlobliches churfürst-
liches collegium dise deputation abgeordnet, sie sich auch bei unß von Ihr
Kayserlicher Maiestät wegen gnugsamb legitimirt hetten. Wann es dann
künftig dazu kommen solt, daß einiges capitulatum von denn churfürst-
lichen deputatis neben unß, denn Kayserlichen gsandten, ze authentisiren solte
nothwenig erachtet werden wöllen, so wurde es sich schon selbst an handt
geben, wie deroselben legitimation ferner in notitiam eorum quorum inter-
est ze bringen sei. Dessen ist herr bischoff content gewesen.
Zum 4. meldet er, ime were vorkommen per Dr. Rottendorffer, daß die
Schweden einmal entschlossen weren, die Oßnabrukhischen tractaten auch
allher zu legen, und liessen deßwegen losamenter bestellen, solches hette auch
herr nuncius confirmirt. Respondimus, dises wurde in vil weeg ein beschwer-
liche sach sein, denn 1. komme hierdurch der Venetus in die mittlung, so
doch gar nit rathsamb, das dise republica so weit sich in die reichssachen
einmischen soll, 2. werden die separationtractaten mit Schweden gantz ab-
geschnitten, da man doch dazu guette apertur gehabt, 3. werden die con-
certationes mit den reichsstrittigkeiten desto mehr bei beeden cronen ange-
henkht und schwerer gemacht, andere mehr inconuenientia hiebei zuge-
schweigen.
Zum abschiedt hatt herr bischoff unß widerumb biß zur gutschen beglaittet.
lentz wegen der königin todt verrichtet, auch diser conuersation und sonder-
lich, waß wir unß gegen dem herrn nuncio zu erclären vorhetten, meldung
gethan. Die haben sich der condolentz bedankht und, waß denn herrn nun-
cium anbelangte, daß sie ihres ebenmässig erbietig weren, mit ihrer proposi-
tion uff proximam dominicam einzekommen, wafern anderst die Franzosen
den termin, daran sie noch zweiffelten, zuhalten würden. Haben unß auch ein
formam propositionis vorgelesen. Die war kurtzlich dahin gestellt, daß
nach anlaittung und exempel des Vervinischen vertrages beederseits omnium
occupatorum restitutio geschehen solt, benebens wolte sich gleichwol Spa-
nia seiner alten praetension über das königreich Frankreich nit begeben, ie-
doch vor dißmahl amore pacis von gegenwerttigen tractaten außgesetzt ha-
ben. Doch sagten sie, daß sie noch in etwas anderung begriffen und, sobaldt
sie ein concept agiustirt, selbiges mit unß communiciren wolten. Sie haben
unß aber hiebei ersucht, bei dem herrn bischoff anbringen ze lassen, daß er bei
inen wegen der königin todt die condolentz, ehe er den Franzosen die reui-
sita erstattete, verrichten wolte. Alsdann wolten sie ine folgendts nit allein
wegen danksagung, sondern noch einmal wegen seiner ankunfft visitiren.
Wir haben deswegen nach essens mit herrn thumbprobst zu Paderborn
geredt
Vgl. APW [III C 3, 1 S. 9f.]
bischoff dem herrn nuncio und unß die reuisita geben thet, geschehen, als-
dann es auch die Frantzosen in keinerlei weiß noch weeg ungleich auffnemmen
köndten. Er hatt sich benommen solches dem herrn bischoffen ze referiren,
benebens unß desselben legitimationes vorgewisen, dabei wir drei puncten
erinnert: 1. daß der gwalt uff beede, den herrn bischoff, auch den herrn
grafen von Königsekh möchte gerichtet, dabei aber die clausula, daß der ein
in des andern abwesen, wie sich daß begebe, bevollmächtig bleiben, 2. alle
benambsung der adiunctorum in genere et specie außgelassen, 3. anstatt
deß wortts ’legati‘ das wortt ’plenipotentiarii‘ gesetzt werden solt. Mit ein-
liferung deß gewalts zu unsern handen, wie vor angedeüttet, hett er, herr
thumbprobst, auch eingestimmet, daß also diser punctus seine richtigkheit
haben soll.