Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Sonntag Sontag morgendts hatt er sich widerumb beim herrn
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grafen angemeldt und, waß ime uff sein ersten bericht von herrn bischoff zu
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Oßnabrukh vor anttwortt einkommen wer, referirt, worauß dann ze sehen
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geweßt, daß derselb nochmalen uff seiner meinung verharren thue und nit
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gemeint wer, one weitern bevelch von Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zu
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Cöln allherzekommen, dabei er gleichwol pro singulari motivo angezogen,
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daß wir, Kayserliche, dem Venetianischen ex decreto Caesaris die gutschen
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entgegengeschikht; hetten nun Ihr Maiestät unß diß bevehlen wöllen, so
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hätten sie auch, wie man es in hoc puncto gegen denn churfürstlichen halten
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solte, bevehlen könden.

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Re deinde per dominum comitem mecum deliberata, und daß wir in allweg
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schuldig weren, alle mittel und weg ze suechen, damit ime, unß und denn
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churfürstlichen gesandten kein unwillen oder mißtrawen entstende, haben
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wir darfür gehalten, weiter anzezeigen, erstlich sovil das entgegenschikhen
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anlangte, weil einmal dessen kein exemplum vorhanden und diser actus in
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publicam omnium notitiam gelangen thet, daß wir unß darzu ie nit verste-
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hen köndten, sondern nochmalen daß beste mittl ze sein erachteten, daß sie
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unbekandter dingen hereinkommen theten, wie es dann der nuncius apos-
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tolicus selbst, auch der conte d’Avaux also vorgehabt hetten, wo sie nit un-
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serestheils weren praevenirt worden. Es weren aber sonst Ihr Fürstliche
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Gnaden nit recht bericht, dann von Ihr Kayserlicher Maiestät unß wegen
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entgegenschikhung der wagen gegen dem Venetianischen gsandten daß ge-
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ringste nit, sondern allein in genere bevohlen worden, daß wir ine als ande-
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rer gecrönten häupter gsandten, doch suo loco et ordine et sine praeiudicio
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aliorum, tractiren solten. Und were mit entgegenschikhung der wagen von
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unß vornemblich allein dahin gesehen worden, weil er gleichwol ein media-
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tor sein soll, damit wir hierdurch desto bessern willen und naigung gegen
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Kayserliche Maiestät und deß reichs sachen erbawen möchten.

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Mit der visitation verhofften wir, bei Ihr Kayserlicher Maiestät veranttwortt-
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lich sein werde, wann sie, churfürstliche gsandten, insgesambt unß zum
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ersten mahl besuechen theten und gleichwol von sonderbarer ihrer abord-
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nung, und waß sie bevelcht, kein weitere anregung theten dann, nachdem sie
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von Ihr Churfürstlicher Durchlaucht hieher bei den fridenstractaten unß ze
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assistiren verordnet, wie sie dessentwegen unß mit nechstem absonderlich
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beusechen, die gebür verrichten und, waßgestalten sie hierzu deputirt und
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bevollmächtigt weren, eröffnen wolten, so hetten sie nicht underlassen wöl-

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len, vor dißmahl unß zu begrüessen etc., und waß alsdann die gewonliche com-
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plimenti mehrers mitbringen mögen, daß wir alsdann solche visita für ein
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pure cortesia auffnemmen, inen auch die oberhandt ze geben über unß nem-
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men wolten. Wann sie aber hernach sich bei unß ferner als gesandten ad
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tractatum pacis angeben und ihren vortrag darauff mit übergebung der voll-
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macht richten oder sonst hernach in solchen handlungen sive vocati sive non
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vocati erscheinen würden, so hette es billich bei dem herkommen ze bleiben.
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In huiusmodi modo conueniendi, proponendi, referendi, consultandi prae-
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cipue elucere officium et autoritatem Caesaris.

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Wölches herr graf ime, obgemeldten herrn thumbprobsten, also anzezeigen
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benommen, weil ich selbst anderer hindernus wegen nit dabeisein könden.
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Wie dann beschehen. Es hatt aber er, thumbpropst, und mit ime der cantzler
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Merfeldt nochmaln gar starkh uff die entgegenschikung der gutschen ge-
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trungen, mit vermelden, daß der herren churfürsten erhöhung auch zu der
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Kayserlichen Maiestät erhohung diente, benebens aber herr bischoff zu Oß-
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nabrukh nit darfürhalten wolte, daß die republica zu Venedig iemaln zu der
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mediation angenommen, sondern solches zu Regenspurg Ihrer Kayserlichen
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Maiestät vom churfürstlichen collegium hoch contradicirt worden, dann
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waß mit außbringung der passaporti beschehen, were ein particularwerkh
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und darumben nit ze schliessen, das gleich auch die mediation im hauptfrie-
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denswerkh derselben nachgeben worden. So iedoch alles vom herrn grafen
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überflüssig refutirt und zu verstehen geben worden, daß sonder zweifel die
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admission diser republica ad interpositionem mit deß churfürstlichen collegii
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wissen geschehen, wie dero gesandter auch in solcher qualitet durch daß
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reich, in specie durch Frankfurt und Cöln uff hieher geraißt und nun in 5
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gantzer monat allhier wer, da dann dise gantze zeit einige contradiction vom
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churfürstlichen collegio wider dise interposition biß uff dato unseres wissens
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nit vorkommen. Darüber sie sich benommen, weitere relation an ihr princi-
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palcollegas ze thun.

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30 Die] am Rande: Hispani ad nos super plenipotantia Gallica.
Die dominica 17. huius conuenerunt nos ante prandium Hispani conuer-
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sandi caussa super ista Gallorum plenipotentia. Putabant enim eam minime
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sufficientem esse, 1. quod potestatem daret tantum de mediis cum aduersa
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parte conferendi, non directe pacem concludendi, 2. quod stylus efformatus
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esset ad exemplum pacis Veruienensis anno 1598

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Frieden von Vervins 1598 V2 zwischen Frankreich, Spanien und Savoyen. Druck: J. DuMont
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V 1 S. 561–564.
, sed cum fraude et dolo
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immutatus verbaque ’sur iceux arrester et conclurre la paix’ ommissa, 3. quod
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sine confederatis nihil possent concludere, eo[u]sque tam infra quam extra im-
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perium saltem in genere innuerent, ideoque tractationem futuram incertam
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atque in infinitum processuram, 4. quod instrumentum sub nomine regis
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impuberis suique non potentis confectum neque a regina matre subscriptum
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esset. Eam formam forte in regno tollerari posse, sed extra regnum Galliae
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valere non debere.

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Nos gratias pro communicatione egimus similiaque nobis occurrisse et im-
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primis, quod in proemio de iustitia belli multa dicant, quae sine notabili prae-
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iudicio admitti non possint. Deinde conuenit, ut, quando utrinque obiectio-
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nes nostrae in scripturam redactae essent, a domino nuncio postulari deberet,
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ut moneret, si quid contra nostras vellent opponere, id ipsi certo die ad se
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deferrent, quo eodem et nos nostram quoque declarationem daturos. Interea
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nos teneri ex forma commissionis haec cum nostris collegis Osnabrugae
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agentibus, item electorum deputatis, siquidem interea aduenissent, communi-
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care.

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