Acta Pacis Westphalicae III A 3,3 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 3. Teil: 1646 / Maria-Elisabeth Brunert
Reichs fürsten und stände Hochansehnliche Rähte, Potschafften unndt
Gesanten, Woledtle, Gestrenge, Ernveste etc., Großgünstige, Hoch-
geehrte Herrn! Der hochwürdigste herr Paris, ertzbischof zu Salzburg
und legatus des stuhls zu Rohm etc.
gesanten dero gnedigen gruß unndt wolgeneigten willen zu vermelden
mit angehengten christlichen wunsch, das der liebe Gott deroselben für
daß Heylige Römische Reich, unser geliebtes vaterlandt, tragende sorgfalt
unndt gute consilia dahin wolle gedeihen laßen, damit daßelbe von den
obliegenden trangsahlen errettet unndt der vorgesetzte zweck eines alge-
meinen, sicheren friedens, auch zuverleßigen Teutschen vertrawens erlan-
get werden möge. Dieweil dan zu sölchem ende die reichsdeliberationes
über den königlichen propositionibus
Gemeint sind die Propositionen II der Kronen von 1645 VI 11 (s. [Nr. 95 Anm. 7] ).
unndt erfolgten replicis
Zur frz. und schwed. Replik von 1646 I 7 s. [Nr. 95 Anm. 3] und 9.
Zur Einteilung der schwed. Replik in vier Klassen s. APW III A 3/2 [Nr. 82 Anm. 28] .
alß zu Münster absolviret unndt hindurchgebracht, hette man a parte di-
rectorii nicht ermangelt, auch über die zweite, dritte und vierdte classem
die correlation des fürstenrahts den ausgefallenen mainungen nach abzu-
faßen, unnd weil dan dieselbe zu Münster schon verlesen, auch von den
daselbst anwesenden fürsten unnd ständen were approbiret worden, so
solte, wan es ihnen beliebte, alhier desgleichen geschehen, unnd wolte er
dieselbe anizo verlesen. (Wie dan dieselbe hiernegst per dictaturam com-
municiret, mit den prothocollen conferiret undt gleichstimmig befunden
und demnach sub numero ***
Finita lectione (wiederumb stehend): Dieweil nun fürsten unnd stände
den inhalt der correlation vernommen hetten, alß stunde zu deren belie-
bung, ob sie ihre dabey habende erinnerungen eröfnen wolten, so dan a
parte directorii in gebührende obacht genommen werden solte.
Österreich. Im nahmen des hochlöblichen erzhauses Österreich thue
man sich gegen daß Salzburgische hochlöbliche directorium bedancken,
sowol des hinterbrachten fürstlichen grußes unndt wunsches als auch in
specie wegen deß aufsatzes. Unndt weil nun die erste alhier abgefaßte
correlation
Gemeint ist der korrigierte 2. Entwurf der Correlation des FR zu Klasse I der Repliken (s.
[Nr. 110 Anm. 37] ).
communiciret worden, würde nicht undiensamb sein, daß auch diese, zu-
mahl weil der aufsaz etwas lang unndt weitleufftig, dictiret werde.
Bayern. An seiten Bayern sage er gleichfalß danck, sowol wegen des
proiects der correlation alß des hinterbringens, unndt hette befunden,
daß dieselbe zimblich weitleufftig unnd das werck schwer unnd wichtig
were. Möchte derowegen dem hochlöblichen directorio belieben, dieselbe
durch die dictatur zu communiciren, darauf er sich alsdan erkleren und
vernehmen laßen wolle.
Salzburg. Sie, [die] Salzburgischen, hetten die correlation den außgefal-
lenen unnd respective überschickten mainungen gemeeß begriffen, theten
aber doch fürsten unndt ständen ihre beliebende erinnerungen anheimb-
stellen. Nachdem sie nun verspüreten, daß die communication begeret
werden müchte, wolten sie ihre dabey habende erinnerungen auch, biß
es dahin komme, versparen.
Könten dabey anzumelden nicht umbgehen, demnach dem erzstifft Salz-
burg die session vor Österreich gebühre unnd dan die alternation und das
Österreich in der umbwechselung die erste stimme führe vermöge vor-
handener unterschiedtlicher reversalen nicht aus schüldigkeit, sondern
nur aus gutwilligkeit nachgesehen worden, hetten sie sich vorhin zu Mün-
ster durch öffentliche protestation verwahret, daß der erste vorsiz, den
Österreich genommen, dem erzstifft Salzburg zu keinem verfang oder ab-
bruch gereichen solte
Salzburg hatte am 7. Februar 1646 in Münster protestiert und dort am 11. März 1646
beim Kurmainzer Reichsdirektorium eine Protestnote eingereicht ( Heinisch, Gesandt-
schaft, 165; ebenda, 164–167 zu dem herkömmlichen Anspruch Salzburgs auf die erste
Session vor Österreich und Magdeburg). Die Kontroverse zwischen Salzburg und Öster-
reich war auf RT üblich, ebenso die Herausgabe eines schriftlichen Protests ( Aulinger,
239; s. auch S. LI).
der collegiorum mit Österreich, iedoch mit obiger verwahrung, dahin
verglichen, daß beyden theilen, unnd zwar an beyden orten, daß directo-
rium zugleich zu führen freystehe, welcher zertheilung unnd verwechse-
lung aber sie alhier zu Oßnabrüg nicht alzeit abwarten können, so be-
dingten sie ganz feyerlich, das ihnen ihre bisherige absentz unpraeiudicir-
lich sey und ebensoviel gelten solte, alß wan sie stets zur stelle gewesen
weren, mit pitt, sölches ad notam zu nehmen unnd dem protocollo ein-
zuverleiben.
Österreich. A parte Österreich reprotestire er wieder dasiennige, so
Salzburg fürgebracht, alß impertinent unnd ungegründet. Waß aber das
directorium anbetreffe, sey ohnedas bekand, daß den abwesenden ihr
recht in alle wege vorbehalten pleibe
Diese Ansicht war nicht unbestritten (s. dazu Nr. 96 bei Anm. 21; [Nr. 116 Anm. 80] ).
Salzburg. Wiederholten nochmals ihre protestation unndt theten sich
auf dasiennige, was zu Münster fürgangen, beziehen.
Magdeburg. Im nahmen ihr fürstlicher durchlaucht des postulirten
herrn erzbischofs zu Magdeburg und primatens in Germanien etc. be-
dancke er sich wegen des aufsazes. Unnd obwol derselbe also wol gefaßet,
das vielleicht weinig zu erinnern sein müchte, doch weil der puncten viel,
die sachen wichtig, auch sieder denen darüber gehaltenen deliberationibus
eine zimbliche zeit verfloßen, so hette er gleichfals umb die communica-
tion durch die dictatur zu bitten, auf sölchen fal er dan die wegen seiner
fürstlichen durchlaucht habende erinnerungen bey künfftigen rahtgange
auch beybringen wolte.
Und weil er daneben gesehen, das die fürstliche erzbischöfliche Salzbur-
gische herrn abgesanten sich auch alhier eingefunden, welches etwan da-
hin angesehen sein müchte, ihr fürstlicher durchlaucht und dero primat
und erzstifft Magdeburgk an dero sessionspraerogativ hierunter zu prae-
iudiciren, da doch notorium, welchergestalt ihr fürstliche durchlaucht
alß postulirten erzbischoffen zu Magdeburg unnd primaten in Germanien
der vorsiz unstreitig zustehe
Siehe [Nr. 95 Anm. 35] .
sich stracks darwieder zu opponiren unnd sölches nicht geschehen zu la-
ßen. Damit es aber nicht das ansehen haben müchte, als wan des herrn
erzbischofs zu Magdeburgk und primatens in Germanien etc. fürstliche
durchlaucht daß publicum und die friedenstractaten dadurch hindern
unndt aufhalten wollen, so laße er es zwar vor dißmahl dahingestellet
sein, iedoch mit der austrücklichen, feyerlichen bedingung, daß hierdurch
dem erzstifft Salzburg nichts eingereumet, sondern darwieder protestiret
und ihr fürstlicher durchlaucht und dero primat und erzstifft competiren-
des recht und praerogativ in alle wege reserviret unndt vorbehalten sein
solle, mit angeheffter bitt, sölches nicht allein ad prothocollum nieder-
zuschreiben, sondern auch zu ieder zeit dieser rechtmeßigen protestation
eingedenck zu sein.
Salzburg. Hetten vernehmen müßen, was der hochansehnliche Magde-
burgische abgesanter
eingewendet, deren sie sich nicht versehen, weil man a parte Salzburgk
anders nichts, alß weßen man befugt unndt aus den reichsactis unndt ob-
servantz von undencklichen iahren bekand, sich angemaßet. Beruffen sich
ad notorietatem actorum unnd wolten der protestation, sonderlich denjen-
nigen, waß wegen der praecedenz für Saltzburgk angeführet, austrücklich
contradiciret unnd ihr hochfürstlicher gnaden iura vorbehalten haben.
Magdeburg. Laße die vermeinte reprotestation in ihren unwürden ver-
pleiben, wiederholete seine protestation mit nochmahliger bitte, dieselbe
ad protocollum zu nehmen.
Salzburg. Reprotestirten hinwieder unndt baten gleichsfalß, sölches ad
notam zu nehmen.
Würzburg. Man erhole a parte Würzburg die dancksagungen unndt
wunsche, unndt weil man auch nötig befinde, das der aufsaz communici-
ret werde, hette er gleichsfals umb die dictatur zu bitten.
Pfalz-Lautern. Zuvorderß werde ihr hochfürstlicher gnaden für das
gnedige zuentbieten unndt christlichen wunsch etc. unterthenigster ho-
her danck gesaget cum voto reciproco. Negst deme bedancke man sich
gegen daß hochlöbliche Salzburgische directorium für den aufsaz unnd
abgelesene correlation unndt wiederhole der vorsizenden petitum wegen
communication derselben.
Konstanz . A parte Constanz sage man nicht nur ihrer hochfürstlichen
gnaden gleichsfals unterthenigsten danck für das gnedige zuentbieten, son-
dern sey auch wegen ihr fürstlicher gnaden zu Constantz
dergleichen curialia abzulegen, welche er dan neben dem christlichen
wunsch hiemit wolle wiederholet haben. Im übrigen vergleiche er sich
mit den vorsitzenden, das nemblich der aufsaz dictiret werden müchte.
Pfalz-Simmern. Wie zuvorn.
Freising . Wie Salzburgk.
Pfalz-Zweibrücken. Wie Pfalz Lautern.
Basel. Wie Würzburgk.
Sachsen-Altenburg. A parte Sachsen Altenburg sage man ihr fürst-
licher gnaden zu Salzburg gleichergestalt unterthenigsten danck für dero
gnedigen gruß unndt christlichen wunsch wie auch ihr fürstlicher gnaden
zu Costniz. Der Allerhöchste wolte beyderseits vota erfüllen unnd den
lieben frieden in gnaden wieder bescheren, auch beyde hoch- und fürst-
liche gnaden bey allen hoch- unnd fürstlichen wolwesen gnedig fristen
unnd erhalten. Negst diesem bedancke man sich gegen das Salzburgische
hochlöbliche directorium der bemühung in begreifung und verlesung des
aufsazes, und weil derselbe hiernegst ad dictaturam gegeben werden
müchte, wolle er seine erinnerungen biß dahin versparen.
Unterdeßen, weil er beim anfang dieser consultationum wieder den von
Bayern unndt Pfalz genommenen vorsiz des chur- unnd fürstlichen hau-
ses Sachsen etc. iura protestando reserviret
des Salzburgischen directorii zu deßen protocol noch nicht gebracht wor-
den, wolle er dieselbe hiemit nochmahls wiederholet unnd dabey gebeten
haben, daß daßelbe nicht allein diese protestation seinem prothocollo mit
inseriren, sondern auch an gebührenden ohrten diensahme erinnerung
thun wolle, damit diese so lang rechtshengige sache
Siehe [Nr. 95 Anm. 41] .
erörtert unnd zur endtschafft gebracht werden möge.
Bayern. Wiederhole gleichsfals seine vormahls eingebrachte reprotesta-
tion unndt laße die Sachsen Altenburgische protestation uf ihren un-
werth beruhen, zumahl notorium, das seine churfürstliche durchlaucht
und das hauß Bayern nicht allein von vielen undencklichen jahren, ia et-
lichen seculis her in der possess des vorsitzes gewesen, sondern auch in
iure statlich fundiret sey. Sonst were ihme von der angezogenen vieliäh-
rigen litispendentz nichts wißendt, unndt bethe im übrigen, diese repro-
testation dem prothocol einzuverleiben.
Pfalz-Lautern und -Zweibrücken. Nachdem Sachsen Altenburgk
gefallen, die ungültige protestation zu wiederholen, mit bitt, dieselbige
zum prothocol zu nehmen undt aber das chur- und fürstliche haus Pfalz
dem chur- und fürstlichen hause Sachsen dießfalß nichts gestendig, son-
dern demselben notorie der vorsiz vor Sachsen gebühre, wolle er daßien-
nige, waß von Sachsen Altenburgk vor- unndt anbracht, improbiret, dem-
selben contradiciret unndt sölches gleichergestalt dem prothocollo ein-
zuverleiben gebeten haben etc.
Und nachdem er hiebevorn auch wieder Bayern protestiret gehabt ,
wolle er sölches gleichergestalt anhero wiederholen etc.
Bayern. Gleichwie hiebevor die Pfälzische protestation reprotestando
abgeleinet , wiederhole er die reprotestation unnd bethe wie zuvorn.
Sachsen-Altenburg. Laße die reprotestationes uf ihrenn unwerth be-
stehen unndt wiederhole seine protestation.
Bayern, Pfalz. Reprotestirten nochmahlß.
Kempten . Geliebter kürze halber wie Constanz etc.
Sachsen-Coburg. Ihr hochfürstlicher gnaden zu Salzburg unndt fürst-
licher gnaden zu Costniz sage man a parte Sachsen Coburgk unterthenig-
sten unndt unterthenigen danck für das beschehene gnedige zuentbieten,
cum pio voto. Imgleichen bedancke man sich gegen das Salzburgische di-
rectorium für die bemühung mit bitte, fürsten undt ständen den aufsaz
per dictaturam zu communiciren etc. So wolle man auch an seiten Sach-
sen Coburg die Sachsen Altenburgische protestation wieder Bayern
unndt Pfalz in optima forma wiederholet unnd dieselbe ad protocollum
zu nehmen gebeten haben etc.
Bayern, Pfalz. Wiederholten ihre reprotestation etc.
Corvey
dancksagung und conformire sich im übrigen den vorsizenden, daß der
aufsaz communiciret werden möchte.
Sachsen-Weimar. Bedanckte sich auch gegen beyderseits hoch- undt
fürstliche gnaden mit wiederholung der christlichen wünsche, wie imglei-
chen auch gegen daß Salzburgische hochlöbliche directorium etc.
Repetirte im übrigen der vorsizenden ansuchen wegen der communica-
tion per dictaturam unndt inhaerirte sonst den Sachsen Altenburgischen
unndt Coburgischen protestationibus.
Bayern, Pfalz. Undt sie ihren reprotestationibus.
Sachsen-Gotha, Sachsen-Eisenach. Wie zuvorn etc.
Brandenburg-Kulmbach. Gleichwie man a parte Culmbach diese
correlation zu Münster albereit verlesen hören unndt sich bedancket, also
wolle man auch dieses ohrts dieselbe cum piorum votorum comprobatione
repetiret unndt darneben umb die communication gebeten haben etc.
Brandenburg-Ansbach . Gleichergestalt.
Braunschweig-Lüneburg-Celle. (Der von Thumbshirn:) Der fürst-
liche Braunschweig Lüneburgische herr abgesanter hette ihme aufgetra-
gen, daß Sachsen Altenburgische votum seinetwegen zu repetiren etc.
Braunschweig-Lüneburg-Grubenhagen, Braunschweig-Lü-
neburg-Calenberg. Deßgleichen.
Hessen-Kassel. Gegen ihr hochfürstliche unndt fürstliche gnaden wie-
derhole er die dancksagungen cum voto reciproco und bedancke sich im
übrigen auch gegen das hochlöbliche directorium etc.
Demnach man auch sonst inter legendum wahrgenommen, daß vielleicht
auß unvolkommenen bericht wegen ihr fürstlicher gnaden der fraw landt-
gräfin satisfaction ein unndt anderß in die verlesene correlation ge-
bracht
Siehe die Correlation des FR zu Klasse II, III und IV der Repliken, hier zu Klasse II,
Punkt 6 ( Magdeburg H fol. 473–473’; Meiern II, 897 , dritter Absatz, beginnend Anbe-
treffend 6)).
nichts eingeraumet, sondern die notturfft per expressum conserviret, im-
mittels aber gleich den vorsitzenden umb die communication per dicta-
turam gebeten haben etc.
Hessen-Darmstadt. Mit wiederholung untertheniger unnd respective
unterdienstlicher dancksagung bethe er gleichfals umb communication
und reservirte die notturfft.
Baden-Durlach. Bedanckte sich gegen ihre hoch- unnd fürstlichen
gnaden cum pio voto, neben dem auch gegen das directorium mit bitte,
den aufsaz ad dictaturam kommen zu laßen.
Pommern-Stettin. Negst wiederholten curialien unndt dancksagung
bethe er gleichfals umb die dictatur etc.
Pommern-Wolgast. Idem.
Mecklenburg-Schwerin und -Güstrow. (Herr Wesenbeccius:)
Weil Mecklenburg abwesendt were, conformire er sich seinethalben
den maioribus.
Württemberg. Negst wiederholter dancksagung unndt christlichen
wunsch hette er wegen wichtigkeit der sachen gleichfals umb communi-
cation zu bitten etc., mit vorbehalt.
Idem wegen Pfalz-Veldenz-Lauterecken
Wie [Nr. 112 Anm. 71] .
Sachsen-Lauenburg. A parte Sachsen Lawenburgk eadem curialia et
gratiarum actiones mit pitt, die correlation ad dictaturam zu geben etc.
Anhalt. Wie Pfalz Lautern.
Prälaten
Für die Schwäbischen Reichsprälaten votierte Adami ( APW III A 4/1, 109 Anm. 1; zu den
Prälaten s. APW III D 1, 352 Anm. 1). Der Hg. von Württemberg bestritt die Reichsun-
mittelbarkeit der von ihm vertretenen Klöster und daher seine Session im FR ( Philippe,
83 Anm. 17). In dieser Sitzung hat Württemberg jedoch nicht protestiert.
(Hierauf folgeten die herrn gräflichen, welche uf vorher gepflogene Un-
terredung ihre session folgendermaßen genommen: Wetterawische: herr
Dr. Johan Geißel etc., Schwäbische: herr Dr. Johan Leichselring
Dr. iur. Johann Leuxelring (genaue Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden), seit
1636 Ges. der Reichsstadt Augsburg am ksl. Hof, hatte 1640–1641 am Regensburger RT
teilgenommen und vertrat auf dem WFK den Schwäbischen Gf.enverein, die kath. Reichs-
städte Buchau, Buchhorn, Gengenbach, Offenburg, Pfullendorf, Rottweil, Schwäbisch
Gmünd, Überlingen, Wangen, Weil und Zell sowie die konfessionell gemischten Reichs-
städte Augsburg, Biberach, Dinkelsbühl, Kaufbeuren und Ravensburg. Im Frühjahr 1649
wurde er aus dem Dienst der Stadt Augsburg entlassen ( Stetten, 712ff, 744f., 786, 789–
799, 840, 1175; Wolff, Corpus Evangelicorum, 51; Lenk; Buchstab, 80f; Roeck II, 871,
961, 968, 970). Ausschreibende des Schwäbischen Gf.envereins waren die ksl. und kurbay.
Räte und Kämmerer Gf. Hugo (Haug) XVIII. von Montfort-Tettnang (gest. 1662; Karl
Heinz Burmeister, 53) und Gf. Hugo (Haug) zu Königsegg-Rothenfels (1596–1666;
Gschliesser, 244f; Riedenauer, 358). Ihre Vollmacht datiert von 1646 IV 10 (praes.
Münster 1646 IV 24), s. HHStA MEA CorrA Fasz. 9 [5].
Wetterawische: herr Jost Heinrich Heidtfeldt etc., Naßaw Sarbrücken:
herr Dr. Johan Adam Schrage etc., Fränckische Grafen: herr Dr. To-
bias Ölhafen etc.)
Wetterauer Grafen. Uf seiten des Wetterawischen grafenstandes wie-
derhole man ebenmeßig die dancksagungen sowol gegen ihre hoch- unnd
fürstlichen gnaden alß das hochlöbliche directorium mit bitte umb com-
munication per dictaturam etc.
Schwäbische Grafen. Vor allem vergleiche man sich mit den maiori-
bus. Unndt weil die gräflichen Wetterawischen dißmahl vor dem Schwa-
bischen grafenstande den vorsiz genommen, ihme aber auß mangel der
acten daß herkommen eigentlich nicht bewust sey, so wolle er seinen
herrn principaln die notturfft vorbehalten mit bitte, sölche seine protesta-
tion ad protocollum zu nehmen.
Wetterauer Grafen. Sey actenkündig, deß iederzeit der Wetterawi-
sche unndt Schwabische grafenstandt miteinander alterniret hetten etc.
Nachdem aber nun zu dreimaln der Schwäbische grafenstandt den vorsitz
zum vortheil gehabt, auch in abwesenheit der Wetterawischen de facto
erst unterschrieben, deßwegen dan auch die Wetterawischen graffen baldt
nach iüngsten reichstage beim Churmaynzischen directorio protestando
ein- unnd von demselben künfftiger remediirung halber gute vertröstung
bekommen
Schwäbischer und Wetterauer Gf.enverein alternierten seit 1576 bei der Session im FR und
der Siegelung des RA. 1613 hatte die Präzedenz den Wetterauern zugestanden, die den
RT jedoch mit den meisten anderen ev. Ges. vorzeitig verlassen hatten, so daß der Ges.
der Schwäbischen Gf.en den RA siegelte. Auf dem Regensburger RT 1640–1641 war es zu
Unregelmäßigkeiten gekommen, da der Wetterauer Gf.enverein wegen Geldmangels nur
provisorisch seinen RHR -Agenten Johann Löw (geb. 1597) entsandt hatte und sich dieser
gegenüber anwesenden Gf.en, die nicht zur Wetterauer Korrespondenz gehörten, anderen
gfl. Partikularges. und dem Ges. des Schwäbischen Gf.envereins nicht hatte durchsetzen
können, so daß die Schwäbischen den Vorsitz behaupteten, wogegen der Wetterauer
Gf.enverein im Juli 1642 bei Kurmainz protestiert hatte (Georg Schmidt, 175ff, 450f).
zuerst zu nehmen, wie sie dan auch die erste subscription reserviret haben
wolten etc. Laßen im übrigen die gräflichen Schwäbischen protestation
reprotestando dahingestellet sein mit bitt, sölches ad notam zu nehmen.
Schwäbische Grafen. Nehme die Wetterawische geständtnüß der drei
actuum possessoriorum für bekandt an. Und weil deren sich etwan mehr
finden möchten, darauß gleichwol so viel erscheine, daß der Schwäbische
grafenstandt in pari possessione gewesen, wolle er seinen herrn principa-
len und committenten nichts begeben, sondern seine vörige protestation
wiederholen etc.
Wetterauer Grafen. Weil der herr Schwäbische daßiennige, waß ih-
restheils angezogen, gleichsamb zum vortheill gebrauchen wolte, so er-
fordere die notturfft, daß die beschaffenheit unndt verlauf der dreyen ac-
tuum repraesentiret werde. Anno 1608 hette ihnen der vorsitz gebühret,
were aber bekandt, das selbiger reichstag sich zerschlagen
Nachdem es auf dem Regensburger RT 1608 wegen der prot. Forderung nach förmlicher
Bestätigung des ARF als Voraussetzung für Steuerbewilligungen unter Führung von Kur-
pfalz zur Abreise eines Teils der Protestanten gekommen war, hatten auch die zurückblei-
benden Reichsstände keine Einigung erzielen können und waren ohne RA auseinander-
gegangen ( Ritter II, 223–229). Zum Regensburger RT 1613 mit dem nur von der kath.
Mehrheit und einem Teil der ev. Reichsstände beschlossenen RA vom 22. Oktober s.
ebenda, 377–386, und Anm. 38.
zu Regenspurg, weil die evangelischen vor abhelffung der gravaminum
nicht zum reichsrahte gehen wollen und darüber die Wetterawischen
vorm schluß hinweggezogen, hetten die Schwäbischen durch diese occa-
sion de facto unterschrieben. Anno 1641 weren den Wetterawischen zu
dahmaligen reichstage zu Regenspurg verordtneten abgesanten ehehaffte
verhinderungen fürgefallen, daß sie nach Regenspurg nicht kommen, son-
dern dem agenten herrn Löwen volmacht aufgetragen worden, der dan
aus übersehen unndt überheuffung mit andern commissionen die Schwa-
bischen abermahl vorschreiben laßen etc.
Löw (s. Anm. 38) ist im RA vom 10. Oktober 1641 einmal in der Rubrik „Wetterauische
Gf.en und Herren“ und viermal in der Rubrik „Unterschiedliche Fürsten und Stände des
Reichsrats“ genannt, davon einmal als Substitut. Als Delegierter der Gf.en und Herren
siegelte Leuxelring, der dreimal als Ges. Schwäbischer Gf.en genannt ist ( Sammlung III,
571–574).
die herrn Wetterawischen beym hochlöblichen Churmaynzischen direc-
torio alßbaldt geahndet, auch von ihr churfürstlicher gnaden sölches zu
remediiren versprochen worden etc. Daß also die ordtnung izo an Wetter-
aw sey, wie sie dan deswegen pro informatione mit einem kleinen
schrifftlichen memorial einkommen wolten .
Schwäbische Grafen. Weil die allegata ihme unbekandt, laße er die
relation dahingestellet sein unndt repetirte priora etc.
Fränkische Grafen. Negst gebührender unterthenigster, untertheni-
ger unndt respective unterdienstlicher dancksagung unndt voti repetire
er die von vorsitzenden durchgehend geschehene bitte, daß nemblich die
correlation per dictaturam communiciret werden möchte etc.
Demnach er auch erst bey iüngst empfangenen briefen von seinen gnedi-
gen herrn committenten diese information unndt bericht erhalten, wel-
chermaßen auch die Fränckischen mit den Wetterawischen unndt Schwä-
bischen herrn grafen von uhralters hero eine durchgehende alternation
unnd umbwechselung im sitzen unndt votiren hergebracht, so wolle er
wieder dasiennige, was bishero alhier undt zu Münster von den herrn
Wetterawischen unnd Schwäbischen des bestendigen vorsitzes halber an-
gemaßet worden oder ferners de facto fürgehen müchte, daß nemblich
sölches alles seinen gnedigen herrn committenten an gemelten unndt an-
dern wolhergebrachten rechten ganz ohne praeiuditz unnd nachtheil sein
solle, hiermit feyerlich protestiret, alle gebührende notturfft per expres-
sum reserviret unndt sölches ad protocollum zu nehmen gebeten haben.
Wetterauer Grafen. A parte des Wetterawischen grafenstandeß wiße
man anders nicht, als das sie erst bey newligsten reichstagk zu Regens-
purg wieder zur session verstattet weren
Der Fränkische Gf.enverein hatte 1641 die Zulassung zum RT erreicht, sich aber zur
Stimmabgabe an letzter Stelle verpflichten müssen. Im 16. Jh. war er zeitweise am Votum
des Schwäbischen Gf.envereins beteiligt gewesen. Der zuerst 1594 erhobenen Forderung
nach einem eigenen Votum hatte der Ks. 1640–1641 durch mehrere Dekrete entsprochen,
der FR des Regensburger RT hatte am 3. Oktober 1641 zugestimmt, und der Fränkische
Gf.enverein war in den RA vom 10. Oktober 1641 aufgenommen worden (Ernst Böhme,
175–213, 280–285).
condition, daß sie iederzeit die letzte session behalten unndt keine alter-
nation suchen solten, unndt diß dahero, weil sie, die Fränckischen herrn
grafen, lange zeit keine session gehabt, hergegen aber die Wetterawischen
unndt Schwäbischen iedesmahl alterniret hetten. Behalte derowegen auch
die notturfft bevor unndt wolte den herrn Fränckischen nichts eingerau-
met haben etc.
Schwäbische Grafen. Habe sich zu erinnern, wie schwer es zu Regens-
purg mit denen Fränckischen herrn grafen dahergangen. Entlich weren sie
zwart admittiret worden, doch mit der austrücklichen condition der letz-
ten session. Beruffe sich dißfalß uf daß reichsprothocol unndt wolle im
gegentheil nichts eingewilliget haben und were ihme diß alles wolbekandt,
weil er, Dr. Leichselring , damahls zu Regenspurg gewesen etc.
Fränkische Grafen. Weil sölches alles der erhaltenen information
unndt instruction zuwiederlauffe, müße er demselben contradiciren
unndt seine vörige protestation unndt bitte wiederholen. Dan obwol sein
möchte, daß seine gnedige herrn committenten in geraumer zeit nicht er-
schienen, noch der session sich gebrauchet hetten, weren sie doch beim
newligsten reichstage zu Regenspurgk ad sessionem et votum cum omni
iure restituiret worden etc.
Schwäbische Grafen. Sey zu Regenspurgk damahls angeführet wor-
den, daß die Fränckische grafen gar nie keine session gehabt hetten etc.
Laße zwar die session passiren, doch daß dieselbe ohne alternation unndt
citra praeiudicium deß Schwäbischen unndt Wetterawischen grafenstan-
des geschehe etc.
Wetterauer Grafen. Wiederholten gleichergestalt ihre protestation.
Fränkische Grafen. Reprotestirete nochmahlß.
Salzburgisches Direktorium. Hetten beim directorio befunden, daß
sie einhellig dahin gehen, daß die correlation communiciret werden
müchte etc. Ob nun wol bekandt, daß es sonst im Reich nicht herkom-
men
worden, alß solte auch hier deßgleichen geschehen etc., doch im übrigen
unndt inskünfftige ganz unverfengklich unndt unnachtheiligk etc.