Acta Pacis Westphalicae III A 3,4 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 4. Teil: 1646 - 1647 / Maria-Elisabeth Brunert
Beratungsvorlage: Schreiben der kaiserlichen Gesandten in Münster von 1647 V 8 mit drei
Beilagen
An das Kurmainzer Reichsdirektorium. Text, diktiert Osnabrück 1647 V 14 durch Kur-
mainz: Meiern V, 290 f. Inhalt: Unter Verweis auf die Beilagen überlassen es die ksl. Ges.
dem Reichsdirektorium, ob sich die gesamten Rst. gemäß der Intention des Ks.s wegen des
Reichslehens Boxtel an die Gst. und die Regierung der Span. Ndl. wenden sollen. – Dazu
die Beilagen (diktiert Osnabrück 1647 V 14 und 15 durch Kurmainz): [1.] Vorladung des
Inhabers des Reichslehens vor den RHR wegen unterlassener Bitte um Investitur, Linz
1646 VI 28; [2.] Aufforderung des Ks.s an den Gouverneur der Span. Ndl., die Braban-
ter Lehnsbehörden zur Preisgabe der mißbräuchlichen Beanspruchung des Reichslehens
zu veranlassen, Linz 1646 VI 28; [3.] Ersuchen des Ks.s an die Gst., die mißbräuchli-
che Beanspruchung eines Viertels des Reichslehens abzustellen, Linz 1646 VI 28; Text:
Meiern V, 291 –294. KFR, FRM und SRM hatten am 22. Mai 1647 darüber beraten
und Re- und Correlation gehalten; der SRO beriet gleichzeitig mit dem FRO darüber
( APW III A 1/1 Nr. 118; 6 Nr. 107). – Die Freiherrschaft Boxtel lag im Süden der Meierij
van s’Hertogenbosch, einem der vier Quartiere Brabants, das Oosterwijk, Kempenland,
Poeland und Maesland in der Umgebung der Stadt ’s-Hertogenbosch (Herzogenbusch in
Nordbrabant) umfaßte; Boxtel war der Hauptort von Oosterwijk. Das Exercitium reli-
gionis in der Meierij und ihre Zugehörigkeit zu ’s-Hertogenbosch, das sich seit 1629 in
der Hand der Gst. befand, waren strittig, so daß der Versuch, die Wiederanerkennung der
Reichsunmittelbarkeit Boxtels und damit die Erhaltung der kath. Religion durchzusetzen,
vor dem Hintergrund der span.-ndl. Verhandlungen in Münster zu sehen ist. Boxtel wurde
1356 als Reichslehen vergeben, war seit 1440 aber der Lehnsherrschaft der Hg.e von Bra-
bant unterworfen ( APW III A 1/1, 792 Z. 1ff., 11–17; Meiern V, 290 ; Moser, NTS IX,
881; Ersch / Gruber I.12, 164f.; Velthoven, 71–88, Karte nach 235; Poelhekke, 302f.).
Besitzer Boxtels, in der ksl. Vorladung falsch angegeben, war Ambrosius van Horne (de
Hornes), Gf. van Bassigny (de Baucignies), Baron van Boxtel (1609–1656, seit spätestens
1641 in span. Kriegsdiensten, 1646 VI 19 General). Er hatte Boxtel 1628 XII 13 in Brabant
zu Lehen genommen und blieb stets Anhänger Spaniens ( Denayer, [4]; Schwennicke
XVIII T. 65; Beermann, 63; Lorthiois, 56–60; van den Broek, 170f.). – Generalgou-
verneur der Span. Ndl. war 1644–1647 Manuel de Moura y Corte Real, marqués de Castel
Rodrigo, conde de Lumiares (gest. 1652), s. APW II B 5/1, 38 Anm. 10 und demnächst
Michael Rohrschneider: Der gescheiterte Frieden von Münster. Spaniens Ringen mit
Frankreich auf dem Westfälischen Friedenskongreß (1643–1649).
Sollen die Reichsstände die Generalstaaten und die Regierung der Spanischen Niederlande
schriftlich auffordern, bei Aushandlung des spanisch-niederländischen Friedens die Zugehö-
rigkeit des Reichslehens Boxtel zum Reich sowie Stand, Freiheit und Reichsunmittelbarkeit
seines Inhabers zu achten?
Eine Umfrage.
Beschluß, einstimmig: Zustimmung zur Proposition, Vorschlag zweier Reichsdeputationen in
dieser Sache.