Acta Pacis Westphalicae III A 1,1 : Die Beratungen der kurfürstlichen Kurie, 1. Teil: 1645 - 1647 / Winfried Becker

25

40
25–26 Nachdem – hatte] Laut DVolmar und Krane wurden die kurbrandenburgischen
41
Gesandten nicht eingeladen, weil sie am Vortag nach Osnabrück verreist waren.
Nachdem Gf. Nassau die kurkölnischen und kurbayerischen Gesandten kurz-
26
fristigfür vormittags 9 Uhr zu sich gebeten hatte, um Kranes Proposition zu beraten,
27
wird der Termin verschoben, weil die kurbayerischen Gesandten für diese Zeit bereits
28
ein Gespräch mit Servien vereinbart hatten.

29
Nachmittag umb 2 uhren ist man vorverglichenermaßen bey den Kayser-
30
lichen zusahmenkommen, alwoh der herr Kraehn

42
30 proponirt] In DKurbayern K I, spA I und DVolmar ist die Proposition Kranes
43
wesentlich kürzer, der ausführliche Rekurs auf die Entstehung der Präliminarvereinbarung
44
fehlt.
proponirt, waßgestaldt
31
sie den punctum wegen verglaitung der mediatstetten mit den churfürst-
32
lichen zu communiciren von Ihrer Kayserlichen Mayestät befelch empfangen
33
hetten, dehmezuefolgh sie, weylen die Schweden darauff unnd sonderlich
34
auff der stadt Stralsundt noch starck bestünden, die Churmaintz- und
35
-brandenburgischen, mitt ihnnen darauß zu rehdden, zue sich gerueffen;
36
es hetten sie aber beede mitt mangell instructionen entschuldigett.

37
Eß wehren auch etliche der meinung gewest, daß man dießen punctum zur
38
deputation verweyßen unnd außstellen soltte; unnd wie ihnnen nun gahr
39
beschwerlich, daß sie so gahr keine assistentz aldorthen zue Oßnabrugk biß

[p. 71] [scan. 195]


1
dato von einigem haben können, also hetten sie eine nottörfft erachtet, zue
2
den hiesigen Kayserlichen und anwehsenden churfürstlichen zu schickhen
3
und mitt denselbigen sich hierüber zu underredden unnd zu vergleichen,
4
maßen er dan nachfolgende information thuen wöllen. Unnd seye bey
5
dießem werck sich woll zu verwunderen, daß daßelbe von den Churbranden-
6
burgischen schier mehr alß den Schweden selbst getrieben werde und daß
7
der graff von Wittgenstein vermäinen wolle, daß der Kayser vigore praeli-
8
minarium schuldich, wie die Schweden saghen, er auch von Wittgenstein
9
alß privatus anderst nicht rehdden könne, die beglaitung zu thuen.

10
Auff welches ihme der graff von Lamberch geandtworttet, er sambt ihme
11
Kraehn wehren nicht an graffen von Wittgenstein, sondern ahn die Chur-
12
brandenburgische gesandtschafft von Kayserlicher Mayestät gewießen;
13
unnd weylen sie sagtten, daß sie keine instruction hierüber hetten, so stünde
14
bey ihme graffen, waß zu thuen oder zu laßen vermainen möchten.

15
Auff welches der von Löben replicirt, daß doch die churfürsten zu dehnen
16
Hamburgischen praeliminarien nicht berueffen, also möchten auch die
17
Kayserliche dießfalß thuen, waß sie vermäinten.

18
Die Kayserliche andtwortteten, daß der Hamburgischen tractaten verlauff
19
und daß conclusum doch den herrn churfursten communicirt und von
20
allenn gehrn approbirt unnd ratificirt worden.

21
Mitt dem Darmstättischen hetten sie Kayserliche gleichfalß hierauß com-
22
municirt, die einmahlen Ihrer Mayestätt nicht unrecht geben noch wie die
23
Schweden vermeinen, dieser passus auß dem praeliminarvergleich erzwun-
24
gen werden köntte; allein seye mitt dießen halßstarrigen leuten mitt rationi-
25
bus nicht fortzukommen, sondern werde man wenigstens auff ein tempera-
26
mentum gedencken müeßen.

27
Der Meckelenburgische habe sich erclehrt, er woltte zwarn, wan ändere
28
dahin schließen würden, die vergläitung nicht hindern, aber denjenigen,
29
welche von seinen mediatstendten unnd underthanen erscheinen soltten,
30
die hälß zerbrechen.

31
Eß vermeinen auch die Lünneburgische

41
Nach Anwesenheitsliste Wartenbergs ( Kurköln VI 242 a fol. 203, 201) zu diesem Zeitpunkt
42
nur vertreten durch Dr. Jakob Lampadius ( 1593–1649), braunschweig-lüneburgischen Geheimen
43
Rat und Vizekanzler ( über ihn Walther S. 61–64, Dietrich S. 163–166).
, daß man ein temperamentum werde
32
erfinden und dahin sehen müeßen, daß es nicht vi praeliminiarium, sondern
33
viellmehr alß eine von Ihrer Mayestätt zue beförderung der friedenstrac-
34
taten zum uberfluß zugegebene sach geschehen möghe.

35
Eß seye bey dießem werck zu wißen, daß das gantze fundament auß den
36
praeliminaribus und salvis conductibus generalibus, woh meldung de con-
37
foederatis et adhaerentibus geschicht, von Schweden sustinirt und genohm-
38
men werden will. Unnd seye, wie sie vorgeben, de imperii statibus absolute
39
nicht, sondern cum commate, welches auff die mediatos et immediatos zu
40
verstehen, gemäint.

[p. 72] [scan. 196]


1
Wobey noch weyther nachfolgende puncta zu merckhen, 1º daß dieß werck
2
und praeliminaria dürch interposition deß königs in Dennemarck vor-
3
gangen, aber nie de statibus mediatis eines wohrts meldung geschehen.

4
Der reichsvicecantzlar Khurtz

35
Ferdinand Siegmund Gf. Kurz von Senftenau (1592–1650), 1626 Reichshofrat, 1635 Unter-
36
händler beim Prager Frieden, 1638 Reichsgraf, 1637 Reichsvizekanzler (über ihn Gross
37
S. 336–339, Gschliesser S. 215f., ADB 17 S. 429f. , Zedler 15 S. 2178, Kneschke
38
V S. 338f.). – Kurz traf in Hamburg am 31. Dezember 1638 ein und reiste im April 1639
39
von dort nach Glückstadt weiter.
habe plenipotentz, anno 1638 zue Preß-
5
burg datirt, gehabtt, darinnen gesetzet wehrde, daß inter Christinam

40
Kgin. Christina Wasa von Schweden (1626–1689), Regentin nach Gustav Adolfs Tod am 16. No-
41
vember 1632 (über sie SMK 4 S. 346–349, Stolpe S. 13–30 mit Besprechung der wichtigsten
42
biographischen Literatur).

6
Sueciae reginam et foederatos et adhaerentes ex altera parte

43
Wörtlich übereinstimmend mit der Vollmacht vom 1. Februar 1638 ( Preßburg) für Kurz
44
( mitgeteilt bei Fürnkranz S. 244, dazu ebd. S. 192 und ff., Odhner S. 58f.). Vollmacht
45
für Salvius vom 4. Mai 1637 ( Stockholm) bei Fürnkranz S. 242f.
die praelimi-
7
naria zu schließen bevolmechtigt.

8
2º. Seye eben dieß in der plenipotentz, mitt den Französischen alda zue
9
tractiren, inserirt gewest.

10
3º. Hette Dennemarck under wehrenden tractaten von den Schweden
11
begehrt, die status außzulaßen, darzue sie zwarn nicht verstehen wollen,
12
hingegen aber nur drey salvi conductus, in allem sub dato 31. August 1638
13
von dem damahligen Dänischen legato Christiano Guldenlew vom Kaiser
14
zu erhallten begehrt worden, alß den ersten für hertzogh Bernhardten
15
Sachßen Weymar, den anderen für die landtgraffin zue Heßen, unnd dießes
16
darumb, weylen beede armirt gewehßen und desto weniger von Ihrer
17
Mayestät nicht würden zugelaßen werden, drittens einen generallpaß für
18
alle andere inßgemain.

19
Dieße der chron Schweden erclehrung hette Dennemarck dem Salvio ange-
20
deutet, darüber er Salvius ein proiect auffgesetzet, welches aber von allen
21
anderen nicht acceptirt, folgents von Dennemarck ein anders mitt der clausul
22
begriffen, „ut omnes et singuli Suae Serenitatis (nempe reginae Sueciae)
23
foederati status per Germaniam nobis nondum reconciliati suos mittere
24
possint, qui per plenipotentiarios Suae Serenitatis praedictae causas suas
25
agere valeant“, welches sich der Salvius gefallen laßen, nur daß wohrt
26
„adhaerentes“ dabey- und anstatt „mittere possint“ „venire possint“
27
gesetzet haben wollen, mitt bedeuten, daß sie solches noch woll bedürfftig
28
sein würden; welche erklehrung Dännemarck von ihme Salvio in scripto
29
begehrt, aber nicht erhalten können. Und seye wegen deß wohrts „adhae-
30
rentes“ vom könig desto weniger bedenckens gemacht, weylen es Ihre
31
Kayserliche Mayestätt in den salvis conductibus generalibus selbsten geset-
32
zet, welches Ihrer Kayserlichen Mayestätt von Dännemarck referirt und
33
zugeschickett, von dero aber nur in generalibus darauff geandtworttet
34
unnd keine rechte resolution geben worden.

[p. 73] [scan. 197]


1
4º. Daß der Salvius an die hertzogen von Sachßen Lawenburg sub 30./20.
2
Octobris anno 1638 geschrieben, darinnen allein von obgemelten dreyen
3
salvis conductibus meldung geschehen, und sich dabey vernehmmen
4
laßen, daß der hertzog solches alß damahlß gebrauchter mediator oder inter-
5
positor gahr wohll acceptiren können, zumahlen die salvi conductus gene-
6
rales alle andere includirt; welches sich demjenigen contrariirt, waß 21. Sep-
7
tembris anno 1638 ahn den Rebenklaw Dänischen cantzlarn

31
Detlev Reventlow ( 1600–1664), 1632 Geheimer Rat Kg. Christians IV. von Dänemark,
32
Deutscher Kanzler ( Lorenz S. 25, DBL 19 S. 443f., Loose S. 68, Schäfer S. 604).
geschrieben.

8
5º. Habe in bemeltem 1638ten jahr den 12. Novembris der Salvius ahn die
9
zue Lünneburg versamblete Niedersachßische crayßstendte

33
Wahrscheinlich gemeint: Salvius an niedersächsische Kreisstände in Lüneburg, Hamburg 1638
34
XII 13 ( Druck Theatr. Europ. III S. 1007–1009). Hier erwähnt Salvius nach langer
35
Beschwerde über die Verschleppungstaktik der Kaiserlichen nur, daß das freie Geleit für die
36
reconciliati, die nondum reconciliati bzw. den Kreis der unausgesöhnten Reichsstände strittig
37
sei. Vgl. zum politischen Hintergrund ( Neutralitätsbestrebungen des Niedersächsischen Kreises)
38
Koch I S. 152f., Theatr. Europ. III S. 1004–1006, 1009ff.
geschrieben,
10
daß die praeliminaria nunmehr mitt den Kayserlichen geschloßen und daß
11
der hertzog von Sachßen Lawenburg deßhalber nacher Wien verreist seye,
12
dabey vermeldent, daß ratione nondum reconciliatorum noch einige diffi-
13
cultet, und beclagtt, daß denselben alß liberis et inmediatis statibus zue trac-
14
tiren dadurch abgeschnitten werden wolle; wabey aber de statibus mediatis
15
gantz keine meldung geschicht. 6. sey zue merckhen, daß eben ietz zue
16
Oßnabruck […] der Salvius sich auff den Dänischen gehäimen secreta-
17
rium Kläin

39
Johann Leonhard Clain, dänischer Sekretär in der Deutschen Kanzlei in Kopenhagen, dänischer
40
Gesandter am Regensburger Kurfürstentag von 1636/37, sodann Vertreter Dänemarks –
41
zunächst noch als Vermittler – seit 6. Juli 1644 in Osnabrück ( Lorenz S. 31f., 40f.) laut
42
Vollmacht Kg. Christians IV. vom 3. Juli 1644 ( MEA CorrA 7b [4]).
, welcher den tractaten beygewohnet, bezogen, nemblich daß
18
dergleichen vorkommen und den verstandt gehabtt. Eß habe aber bemelter
19
Kläin under seiner handt und siegell außführlich attestirt, daß man nie-
20
mahlen de statibus mediatis irgent mitt einem worth gedacht hette.
21
Darauf hingewiesen, hat sich Salvius auf den ehemaligen ksl. Bevollmächtigten
22
Lützow

43
Kurt von Lützow, aus mecklenburgischem Rittergeschlecht, 1637 ksl. Appellationsrat in Böh-
44
men
, 1639 Reichshofrat, 1643 Reichsfreiherr, 1654–1657 ksl. Vertreter beim Niedersäch-
45
sischen
Kreis ( Hofer S. 89f., Gschliesser S. 250, Zedler 13 S. 1131f., Kneschke V
46
S. 54f., Gauhe I S. 1283f.).
bezogen, der aber dasselbe wie Klein mit handt und siegell bescheinigt
23
hat, so wenigers nicht den Salvio vorgezeigtt, benebenst angedeutet, daß
24
der d’Avaux hier selbst den mediatoribus bekennet, daß davon zue Hamburg
25
niemahlen vorkommen oder von einigen thäill begehrt worden, er auch
26
seinesthäilß desßhalber niemahlen instruirt gewehßen; unerachtet deßen
27
allen wolle der Salvius rhetorice, grammattice remonstriren und behaubtten,
28
und nachdehme nun jedermandt bekandt, daß die praeliminaria für ihre
29
Kayserliche Mayestätt clahr und lauther, wie dan ietzt der Oxenstern und
30
Salvius auff den salvum conductum generalem fallen und auß dem worth

[p. 74] [scan. 198]


1
„adhaerentes“ ihre intention erzwingen etc., welches alles der herr Kraehn
2
auß bey sich gehabtten actis und originalibus außführlich remonstrirt.
3
Die Schweden wollen sich – nach einer Mitteilung Heistermanns vom 17. Mai
4
– allenfalls mit der Erklärung der ksl. Gesandten, daß kraft des Generalpasses alle
5
Verbündete Schwedens erscheinen können, zufriedengeben und diesen dann allein
6
Geleit geben.

7
Wissen nicht, wie sie sich hierauff zu erclehren, zumahln darauß zwey
8
praeiudicia zu beförchten, 1 m daß sie von den praeliminarien einen ab-
9
sprung nehmmen unnd per indirectum durch andere mittell weythers exten-
10
diren woltten.

11
2 m stehe zu befahren, daß sie under den adhaerenten auch den Ragozzi

32
Georg I. Rákoczy ( † 1648), Fürst von Siebenbürgen. Er stand im Frühjahr 1645 mit den
33
Schweden vor Wien und war seit 22. April 1645 ( Vertrag von Munkacz) erneut Verbündeter
34
Frankreichs und Schwedens. Vgl. Dickmann S. 123, Szilágyi passim, Gindely III
35
S. 148f., 152, Stramberg 2, 4 S. 555–559.
,
12
status Bohemiae, iah auch woll andere mediat- und privatpersohnen mitt
13
dörfften einziehen wollen, maßen […] alberait die uncatholische bürger zu
14
Auspurg

36
Augsburg (Stadt) sollte zunächst als schwäbischer Kreisstand vom Hochstift Konstanz vertreten
37
werden. Nach der ksl. Aufforderung zum Besuch der Friedenstraktate (29. August 1645) wurde
38
Dr. Johann Leuchselring zum Vertreter der Stadt bestellt und ihm der Augsburger Stadtsekretär
39
Johann Georg Dürr beigegeben ( Stetten II S. 635f., 648, Vogel S. 12f.). Aber auch der
40
evangelische Teil der Bürgerschaft, der vor allem durch das Restitutionsedikt in Mitleidenschaft
41
gezogen worden war, bemühte sich, von Schweden ermuntert ( Meiern I S. 43 ), um eine Ver-
42
tretung auf dem Kongreß: Er wurde dann durch Dr. Zacharias Stenglin (Frankfurt), Dr. Valen-
43
tin Heider (Lindau) (über ihn ADB 11 S. 304 ) und den evangelischen Augsburger Stadtvogt
44
Johann David Herwart vertreten ( Vogel S. 8–11, 2ff., Stetten II S. 635, Walther S. 81f.,
45
86).
hierhin mitt einschlagent ahn Churmaintz gelangen laßen, deßen
15
sich dan künfftig mehr andere unnd alle exules unnd andere würden gebrau-
16
chen wöllen.

29
16–28 Haben – müsse] Fehlt in DVolmar; Krane kürzer, aber mit dem Hin-
30
weis
, daß diese Erklärung, quae fuit lecta, an Schweden wegen des kurbrandenburgischen
31
Widerspruchs noch nicht ausgeliefert worden ist.
Haben eine Antwort ( beiliegend nr. 74)

46
Vom 18. Mai 1645 ( Kurköln VI 242 a fol. 239).
an die schwedischen Gesand-
17
ten
verfaßt, welche sie den churfürstlichen zue Oßnabruck communicirt,
18
wabey die Churmainzische anderst nichts vermeldet, alß daß sie nicht instru-
19
irt, die Churbrandenburgische aber, daß den Schweden dadurch keine satis-
20
faction wurde gegeben werden; unnd hab in specie der graff von Wittgen-
21
stein vermeldet, alß wan man hier zue Münster bei den Kayßerlichen und
22
churfürstlichen weit einer ander meinungh und gedencken müeße, wie
23
langh daß bluthvergießen unter den christen währe, welches diejenige, so
24
die tractaten auffziehen, vor Gott zu verandtwortten hetten, zimblich clahr
25
auff die Kayßerlichen deutent, immaßen dan auff dieselbe die Schweden
26
allen unglimpff in hoc passu zue schieben sich understunden; unnd sonst
27
der graff von Wittgenstein der meinung sein woltte, daß man in allem den
28
Schweden satisfaction geben müsse.

[p. 75] [scan. 199]


1
Also nun die fragh seye, waß zu thuen unnd ob man die erclehrung, ehe die
2
deputation zusahmenkohmmen, von sich geben solle, imgleichen, ob unnd
3
wie es mitt der anderer abwehsenden stendten gesandten zue communi-
4
ciren. Wobey vorgefallen, weylen der terminus comparitionis statuum
5
deputatorum 15. May albereith verfloßen, wer von denselben zur handt
6
unnd noch mangeln möchte. Dah sich dan befunden, daß neben dem [chur]-
7
fürstlichen collegio Costnitz

23
Vertreten durch Dr. Johann Georg Köberlin.
, Münster

24
Durch Kurköln.
, Bayern

25
Zunächst vertreten durch den kurbayerischen Sekundargesandten Dr. Johann Adolf Krebs oder –
26
bei Einverständnis Kurkölns – durch ein Mitglied der kurkölnischen Gesandtschaft (Hochstift
27
Münster).
, Lünneburg

28
Durch Dr. Jakob Lampadius.
, Weingahrten

29
Laut Vollmacht Weingarten vom 22. Juni 1645 war zunächst Köberlin als subdeputierter mit
30
der Vertretung beauftragt ( MEA CorrA 9 [ 9]) .

8
und Nürenberg

31
Vertreten durch Dr. Tobias Ölhafen von Schöllenbach, der mit der fränkischen Kreisgesandtschaft
32
angekommen war.
zur stelle, Oisterreich und Burgundt noch zue Franck-
9
furth

33
Österreich war in Frankfurt durch Gf. Wolkenstein und Dr. Richtersberger (ursprünglich
34
Volmar) vertreten, Burgund durch Dr. Antoine Brun. Nach Bruns Abreise am 11. August 1643
35
votierte Richtersberger für Österreich und Burgund ( Theatr. Europ. IV S. 878).
unnd wie auch statt Cöln ehist erwahrttet würden.

10
2º proponirte der herr Kraen, daß deren zue Oßnabrugk anwehsende reichs-
11
stette deputirte bey ihnnen Kayserlichen sich angeben und von ihnnen in
12
specie begehrt, daß sowoll in dießem passu ratione statuum mediatorum,
13
weylen sie ebensowoll und in specie Ulm, alß welche neben mehr anderen
14
große territoria hetten

36
Das Territorium der Reichsstadt Ulm umfaßte im 16. Jahrhundert 31 kleinere Amtsbezirke,
37
die in die Obere (ehemals Herrschaft Werdenberg) und die Untere Herrschaft (ehemals Herrschaft
38
Helfenstein) sowie in die Stadt Leipheim, die Herrschaft Wain und das Amt Pfuhl-Offenbausen
39
zerfielen ( Neusser S. 68f.). Über Umfang und Struktur des Territoriums (bis 1802) sowie über
40
die verschiedenen Formen der Untertanenverhältnisse und der Landeshoheit ebd. S. 30–40 und ff.,
41
192–195.
, alß anderen vorfallenden negotiis unnd tractatibus
15
gleich den churfürstlichen communication beschehen möchte, welches
16
weylen sie Kayserliche vorgesehen, hetten sie auß dießem werck biß dato
17
mitt den fürstlichen nicht collegialiter, sondern mitt jeddem a part unnd
18
occasione data über dießen punctum, mediatos betreffent, gerehddet; unnd
19
wehre also die fragh, wie die stedte auff dieß ihr ansuchen zu bescheiden.
20

22
75, 20–76, 14 3º – soltten] Fehlt gänzlich in DVolmar.
3º. Seye res maximae consequentiae unnd nicht zue dulden, daß die Heßen
21
Caßelische abgeordnete

42
Im April und Mai 1645 waren in Münster Dr. Johannes Vulteius ( 1605–1684), hessen-
43
kasselscher
Geheimer Rat und Kriegsrat ( über ihn ADB 40 S. 390f. , Walther S. 69), in
44
Osnabrück Reinhard Scheffer ( 1590–1656), hessen-kasselscher Rat ( über ihn ADB 30 S. 683 )
45
anwesend. Dazu kam dann Adolf Wilhelm von Krosigk ( † 1657) ( Walther S. 67). In der
46
Vollmacht Hessen-Kassels vom 12. Januar 1646 wird noch der Rat und Lizentiat Nikolaus
47
Christoph Muldener genannt ( anstelle des wegen leibesschwachheit ausfallenden, laut Voll-
48
macht
vom 25. Januar 1645 vorgesehenen Dr. Johann Antrecht) ( MEA FrA 6 [ 32] nr. 19).
continuo bey den Schweden in allen rhatschlä-

[p. 76] [scan. 200]


1
gen sich befünden, votum et sessionem hetten unnd [zu] allen consulta-
2
tionibus gerueffen würden; unnd begehrten dahero, wie solches zue hin-
3
deren unnd abzuschaffen.

4
4. Überaus hinderlich ist, daß Schweden in Osnabrück den dänischen König als Ver-
5
mittler
nicht annimmt und auch den bisherigen internuncius, den Dechant von
6
St. Johann, bei den eigentlichen Verhandlungen nicht verwenden will, dieser sich auch
7
selbst zue geringh schetzen unnd dießer function abkohmmen dörffte. Unnd
8
ließe sich ansehen, alß wan sie Schweden einige status imperii hierzue
9
vorzuschlagen gemeint seyen, sie auch die gedancken sich machen, daß Ihre
10
Mayestätt dießes nicht würde außschlagen wollen oder können, zumahln
11
sie für dießem zue dergleichen die hertzogen von Sachßen Lawenburg unnd
12
andere gebraucht; unnd hab es sonsten die meinung nicht, daß sie eben
13
mediatores, sondern allein referendarii, die andtwortt unnd erclehrung hin-
14
und wiederzubringen, sein soltten. Unnd begehrten nun auff dieße vier
15
puncten sie Kayßerliche der anwehsenden churfürstlichen guettachten und
16
meinung zu vernehmmen, gestaldt alßbalden der graff von Naßaw daß
17
Churcölnische votum erfordert, welches Ihre Hochfürstliche Gnaden nach
18
genohmmenen abtritt unnd

42
18 mitt – Curcolnischen] In DVolmar ist von der Recke erwähnt.
mitt den anderen Curcolnischen beschehener
19
underhaltungh folgendergestaldt abgelegtt, daß bey der Schwedischen
20
suchen wegen verglaithung der mediatstende allerhand zu consideriren,
21
indeme sie 1. die salvos conductus fur diese vigore praeliminaris conclusi
22
behalten wolten und daß 2. sie ihre proposition, ehe ihnen darin satisfaction
23
gegeben, nit thun wolten.

24
Beym ersten seye von den herrn Kayserlichen gnugsamb remonstrirt, wie
25
man gegen die Schwedische deßhalber fundirt, wan allein ratio bey ihnen
26
statt hette. Weilen sie dannoch bey ihrer mainung also starck bestunden,
27
warauß noch mehrer mora bey den tractaten erfolgen thette, und dan under
28
den stenden theylß alberaitz auch sich vernehmen laßen, daß die Schweden
29
in dießem ihre postulato fundirt und man ihnen satisfaction geben müste,
30
so vermeindten Ihre Hochfürstliche Gnaden unvorgreifflich, daß man so
31
gestalten dingen auf ein mittel zue gedencken, wie auß den sachen zu
32
kommen. Ihrestheylß hetten nit underlaßen, Ihrer Churfürstlichen Durch-
33
laucht zu Collen hierunter zu referiren, die ihro hienwieder rescribirt, daß
34
die Schweden zu dießer praetension vigore praeliminarium zumal nit
35
befugt. Weiln man aber sehe, wie sie contra ipsa fundamenta verfahren
36
und dadurch nur aufzug suchen thetten, so vermainten sie, daß man aus
37
dießer sach mit denen interessirten herrn churfursten Mainz und Branden-
38
burg zu communiciren und derselben mainung sich zu conformiren. Solten
39
aber Seine Churfürstliche Durchlaucht zu Collen hernegst wegen eines
40
oder andern orts in particulari interessirt gemacht werden, alßdan sie sich
41
weitter in specie vernehmen laßen und erklehren wolten.

[p. 77] [scan. 201]


1
Von den Churbrandenburgischen habe man bey abgelegten visiten und
2
revisiten so viel vermercket, alß wan den Schweden hierinnen wurde zue
3
deferiren sein, wie sie dan daruber Churbrandenburg mit eigenem stafetta
4
umb instruction und befelch zugeschrieben hetten. Gegen Ihre Hochfürst-
5
liche Gnaden habe auf zufragen der graff von Wittgenstein vermainen
6
wollen, wan dieser punctus seine richtigkeit erlangt, alßdann die Schweden
7
mit der proposition lenger nit ahn sich halten wurden, dabey zwarn der
8
vorschlag geschehen, daß man sich deßen bey bewilligung der mediatstende
9
verglaithung, mittelst begehrenden reversalis zu versichern, welches sie
10
aber vergeblichen anschlag zu sein besorgten. Ihrer Hochfürstlichen Gna-
11
den kehme sehr befrembd- und nachdencklich vor, daß die Churbranden-
12
burgische, masen der herr Cran berichtet, wegen diß der Schweden begeh-
13
ren den Kayserlichen gesandten, consequenter Ihrer Maiestät selbsten die
14
schuld der protrahirten friedenshandlung beymeßen dörfften. Und hielten,
15
daß denselben Ihre Kayserliche Maiestät allergnedigste gute intention pro
16
conservando jure principum et statuum imperii zu demonstriren, zumalen
17
sie zu dem ende ihre Kayserliche gesanden ahn die hern churfürsten ver-
18
wiesen. Die Churbrandenburgische hetten weder den Kayserlichen noch
19
yemandts die schuldt einigen auffzugs beyzumeßen, zumalen von den Schwe-
20
den die erste praetension wegen Stralsund gemacht und sie dannoch dar-
21
uber, ihr selbstbekendtnus nach, nicht instruirt gewesen; daß nun derent-
22
halb in specie wegen Stralsundt andere ohne Churbrandenburgs erkleh-
23
rung etwas resolviren solten, wurde demselben sonder zweiffel frembd
24
vorkommen. Da aber Churbrandenburg in diß der Schweden begehren
25
willigen und dadurch die propositionseröffnung befurdern wolte, hette
26
Churcollen dabey kein

40
26 bedenckens] Laut der ksl. Protokolle erklärt Wartenberg noch, daß es ja nur ( Krane)
41
bzw. principaliter ( DVolmar) um Stralsund geht und eine allgemeine Erklärung über die
42
Zulassung der Mediatstände, die das ganze Reich betrifft, nicht in der Macht der ksl. und der
43
wenigen anwesenden Stände-Gesandten liegt.
bedenckens.

27
Anlangend, ob die salvi conductus auch auf andere mediatstatt zu ziehen,
28
dabey weren diese 3 gradus zue machen, 1º daß wans geschehen solt, solches
29
absque praeiudicio principum geschehen müste, nemblich, wie Ihre Hoch-
30
fürstliche Gnaden in discursu angedeuttet, daß die mediatstend nichts
31
gegen ihre herrn, deßen iurisdiction und autoritet oder reichsconstitutiones
32
proponiren und handlen, sondern sich mit den ordentlichen rechten und
33
legibus imperii begnügen laßen sollen; wavon auch der graff von Witgen-
34
stein dahin meldung gethan, daß der Venetus diese conditionem selbst
35
approbirt. Der Hessen Casselische Dr. Vulteius habe bey dieser materi
36
erwehnet, die stätte dörfften auf die amnisti nit trawen und darumb veruhr-
37
sacht weren, die salvos conductus zu ihrer sicherheit zu begehren.

38
2. gradus. Bey den Schwedischen zu vernehmen, ob sie dan gemeint, gleich
39
nach oder bey gebendem salvo conductu, auch pari passu ihre proposition

[p. 78] [scan. 202]


1
außzuliffern; auß deßen verwaigerung man dan genugsamb, was sie fur
2
lust zum frieden trugen, abzunehmen.

3

27
3–6 3. – wollen] Anders DKurbayern K I, spA I, wo das kurkölnische Votum we-
28
sentlich
kürzer wiedergegeben ist, Krane und DVolmar: Von Schweden ist eine entspre-
29
chende
designation zu fordern.
3. Der kurmainzische Vorschlag, von den Schweden ein Verzeichnis der mit freiem
4
Geleit noch zu versehenden Stände zu verlangen, ist nicht ratsam, weil man schlechte
5
Erfahrungen gemacht hat, alß man von den Franzosen ihre confoederirte speci-
6
ficirt haben wollen.

7
Das Verlangen der Reichsstädte seye dem Regenspurgischen collegialconcluso
8
zuewider. Und weylen dieser passus mit demjenigen, was der craißdeputa-
9
tion halber in Aprili berahtschlaget und guttbefunden, einschluge, thette
10
man sich kürze willen darauff beziehen

38
Siehe oben S. [28ff.] , [43f.]
. Stunde sonst wol zu vermutthen,
11
die reichsstatt würden in der verglaithungssach fur die mediatos affirmative
12
resolviren, sich per hoc desto groser alliance und anhang zue

30
12 machen] In DVolmar zusätzlich: umb ihr corpus Anseaticum wider zu ergent-
31
zen. Laut Krane, DVolmar und DKurbayern K I, spA I erwidert hier Wartenberg
32
auf Kranes Klage über die engen Kontakte zwischen den schwedischen und den bessen-kasselschen
33
Gesandten, daß man diese nicht unterbinden kann.
machen.

13
Wegen der Oßnabruckischen mediation habe es mit Dennemarck die
14
bekandte beschaffenheit. Der konig aus Polen

39
Kg. Wladislaw IV. Wasa (1595–1648), regierend seit 1632, wurde als Vermittler anstelle
40
Dänemarks 1636 von Kurbrandenburg ins Spiel gebracht, weil von ihm eine antischwedische
41
Haltung in der Satisfaktionsfrage erwartet wurde; auch Frankreich trat noch 1644 für die
42
Vermittlerstellung Polens ein, Habsburg und Kurbayern aber waren dagegen ( Haan S. 153, 159f.,
43
265f., 12f., 121–124, Leitsch S. 246ff.).
seye vor diesem im vor-
15
schlag gewesen, aber von Kayserlicher Maiestät darzu, sonder zweiffel
16
auß erheblichen ursachen, kein sonderbare inclination verspuhrt worden.
17
Ratione Veneti hab es gleichfalß seine bedencken, ohnedaß auch darzue,
18
biß diese respublica oder ein anderer potentat darunter ersucht und die
19
commissiones außgefertigt, noch große zeit gehoren würde. Und weylen
20
dan die Schwedischen sich vernehmen laßen, daß sie pro mediatoribus ein
21
und andern chur- oder fursten des reichs leiden kondten, solches auch
22
hiebevor mit Chursachsen, Mecklenburg und Sachsen Laubenburg ex
23
commissione Caesaris also observirt, so stunde zu bedencken, ob nit
24
(wan des dechanten S. Joannis person fur nit gnugsamb darzu erachtet)
25
durch die

34
25 Churmainz- und -brandenburgische] In DVolmar, wonach Wartenberg sich
35
wohl allgemein für eine kurfürstliche Vermittlung ausspricht, nicht genannt; in Krane zu-
36
sätzlich
: Die Vermittlung durch Reichsstände ist was schwer, weil in Osnabrück nur ein
37
catholischer, nemlich Churmayntz.
Churmainz- und -brandenburgische secundarios diß officium zu
26
suppliren.

[p. 79] [scan. 203]


1

15
1–3 Wartenberg – geendert] Fehlt in DKurbayern K I, sp A I, Krane und DVolmar.
Wartenberg teilt einen Brief mit Beschwerden des Kammergerichts in Speyer mit

21
Reichskammergericht an Wartenberg/Haslang, Speyer 1645 V 1: Klagen über feindselige
22
Behandlung durch die französischen Truppen ( Kurköln VI 242 a nr. 76 fol. 243–247).
,
2
obgleich durch die von Gott der Churfurstlichen Durchlaucht in Bayern
3
verliehene victori der status selbigerorthen sich mercklich geendert

23
General und Feldmarschall Franz Frbr. von Mercy ( 1597–1645) siegte bei Mergentbeim am
24
5. Mai 1645 über Turenne ( Chemnitz 4,5 S. 117f., Heilmann S. 197–216); er hatte dem
25
Reichskammergericht bereits im November 1644 Immunität und Assistenz zugesichert ( Chem-
26
nitz
4, 4 S. 157f., vgl. auch Chéruel I nr. 503 S. 698).
.
4
Darauff votirten die herrn Churbayerische post curialia ad 1 m:

5
Daß woll zu beförchten, es werden nicht allein die mediatstette, sondern
6
auch die exulanten

27
Die nach 1618 aus Böhmen vertriebenen Exulanten waren meist nach Kursachsen geflüchtet und
28
verlangten von Kf. Johann Georg Pässe nach Osnabrück; die ksl. Einstellung solchen Forderungen
29
gegenüber war ablehnend ( Sindelár S. 225–227, 232 mit weiterer Literatur).
unnd privatpersohnen auff vorbedeutete weiß würden
7
erscheinen unnd salvos conductus speciales, deren alßdan wol über ein-
8
thausendt würden sein müeßen, haben wollen.

16
8–10 Der – seyn] Über die Unterredung mit Servien haben laut DVolmar die kur-
17
bayerischen
den ksl. Gesandten sonst weder vor noch hinach weiter im geringsten nichts
18
gesagt.
Der Servient habe ihnnen
9
noch heutt gesagtt, daß, wan man den Schweden anfangig mitt Strallsundt
10
satisfaction gegeben, die proposition schon vorlengst würde geschehen seyn.
11
Kurbayern berichtet ad longum,

19
11–12 waß – gehabtt] Laut DVolmar hat sich Kurbrandenburg dabei uff erwarttung eines
20
curriers, der den 16. huius, verstehe stylo veteri, ankommen werde, bezogen.
waß für discursus sie circa hunc passum mitt
12
dem graffen von Wittgenstein gehabtt; biß dato seyen sie iederzeitt der
13
meinung gewest, daß es allein umb dieße drey ohrt Straelsundt, Leypzig

30
Leipzig war nach dem Sieg Torstensons bei Breitenfeld im November 1642 von schwedischen
31
Truppen besetzt worden und befand sich bis 1650 in schwedischer Hand ( Ersch-Gruber II 21
32
S. 210, 208, Handbuch 8 S. 188). Die Stadt war seit Beginn des 14. Jahrhunderts landsässig
33
und unterstand damals eindeutig der Landeshoheit der Kurfürsten von Sachsen; sie war 1485 in
34
albertinischen Besitz gekommen, und die Albertiner mußten anfangs dem Bischof von Merseburg
35
noch den Lehnseid für Leipzig leisten, waren aber Stadtvögte ( F. Günther, Entwicklung
36
S. 47f., passim).

14
und Erffurth

37
Erfurt genoß hinsichtlich der Verwaltung, des Steuerrechts, der Gerichtsbarkeit und der Bündnis-
38
politik beschränkte Selbständigkeit. Sein Bemühen um Reichsstandschaft wurde weder von Kur-
39
mainz noch von Kursachsen unterstützt: Kurmainz, Erbherr von Erfurt, beanspruchte einzelne
40
Erfurter Gebietsteile, Zollrechte und Teile des Stadtgerichts; Kursachsen besaß Lehnsherrlichkeit
41
über 30 Erfurter Dörfer und ein 1483 und 1516 vertraglich gesichertes Erbschutzrecht; seine
42
landesherrlichen Ansprüche wurden aber von anderen sächsischen Linien bestritten ( K. G. Helbig,
43
Johann Philipp S. 392–394, Kirchhoff S. 98–100, 104f., Handbuch 9 S. 110f., Meiern
IV S. 898f. , V S. 544 ). Die Stadt hat zunächst Sachsen-Altenburg, ihr Mandat wahrzu-
45
nehmen ( Meiern II S. 55 , V S. 544), am 25. März 1646 ordnete sie unter Protest des Kur-
46
fürsten von Mainz den Oberstratsmeister Johann Hallenhorst und den Stadtsyndikus Rudolf
47
Geißler zum Kongreß ab ( Beyer-Biereye S. 573, 575, Tettau, Verhältnis S. 132–135,
48
ders., Reduction S. 12, 18, APW [II C 2 nr. 93 S. 254] ).
zu thuen, iezo aber wollte es dergestaldt. weyth extendirt

[p. 80] [scan. 204]


1

25
1 werden] In DKurbayern K I, sp A I außerdem: Die generelle Ausdehnung des freien
26
Geleits auf alle particulares unnd in infinitum ist contra dignitatem Caesaream et
27
regiam und deren hochheiten gar nit gemesß, dann so offt ein Römischer könig
28
oder Kheyser der stendt meldung thuet, seye es einzig und allein uf die ungemitlete
29
chur-, fürsten und stendt deß Römischen reichs gemeindt, die Kronen können in ihren
30
propositionen daß interesse der übrigen beobachten.
werden. Ihresthailß wehren zwarn in specie auff dießen punctum eben nicht
2
instruirt, iedoch aber, daß die tractaten pacis quovis modo zu promoviren,
3
unnd vermeinten, daß den Schweden die erclehrung zu thuen, weylen die
4
Churbrandenburgische damitt zufrieden, daß es wegen Straelsundt seine
5
richtigkeitt unnd man keine uhrsach zue disputiren hab, obs vigore praeli-
6
minarium oder sonsten absolute geschehe, wan sie nur den effectum haben,
7
wadurch die praeliminaria unnd der salvus conductus generalis in ihrem
8
esse und vigore verblieben, doch dies mit der Bedingung, daß gleichbaldt
9
und pari passu die propositio Sueciae extradirt würde.

31
9–12 Unnd – geben] Fehlt in Krane.
Unnd köntte man
10
auff dieße weyß hernegst, wan Churmaintz wegen Erffurth sich erclehrt
11
unnd von den Schwedischen noch darauff persistirt werden soltte, ihnnen
12
damitt ebenfalß satisfaction geben. Conformirten sich sonsten in dem
13
ubrigen, wie auch in folgenden dreyen puncten, mitt dem Churcolnischen
14
voto

32
14 allerdings] Hinsichtlich der Zuziehung der Reichsstädte beruft sich Kurbayern noch auf
33
den Reichsabschied von 1641, darinen disponirt, daß Kheyserlicher Meyestät die herren
34
churfürsten allein assistieren sollen, die ubrige fürsten und stendt aber nur sine iure
35
suffragii bei diesem Konvent zugelassen werden. Sind die Reichsstädte erst einmal zugelassen,
36
so werden sie hernacher zu ahnkonff der deputation nicht mehr weichen wollen. Dies
37
könnte das Reich in conspectu exterarum coronarum in die Gefahr einer totalconfusion
38
stürzen ( DKurbayern K I, spA 1). Dort ist zur Frage der Vermittlung in Osnabrück
39
auch noch angemerkt, nach beschehenen propositionen aber khöne mann vielleichten
40
noch tentieren, ob die gesandenschafften zu Osßnabrügg alhero nach Münster zu
41
vermögen wehren; wehre alßdann der ganze conventus mit hiesigen mediatoribus
42
versehen.
allerdings.

15
Dießem nach nahmen die drey Kayserliche einen abtritt, und hatt nach
16
vorgangener unterrehddung der herr Kraehn praemissis curialibus daß
17
conclusum in effectu dahin gemacht, daß sie sich mitt der churfürstlichen
18
mainung in allen verglichen,

43
18–20 nur – movirt] In DVolmar nicht enthalten.
nur beim 4. puncto vermeldet, daß zwarn
19
annoch ahn sie nichts gebracht, sondern hetten sie diese quaestion auß
20
tragender sorgfaldt für sich selbst movirt. Wollten sich in allem darnach
21
guberniren

44
21–24 unnd – gewährt] Fehlt in den ksl. Protokollen, in Krane ( Gärtner) außer-
45
dem
noch: Auf die Frage der ksl. Gesandten, was denn nun in specie auf den schwedischen Vor-
46
schlag
zu antworten ist, erwidern die churfürstlichen, daß selbiger Vorschlag, als wel-
47
cher zu sehr general und in eine Extension des Praeliminar-Schlusses lauffe, für sich
48
selbst zerfalle. Damit endet Krane.
unnd, da eins oder daß ander nicht zu erheben, nicht allein
22
mitt den Churmaintzischen und -brandenburgischen ferner zue communi-
23
ciren, sondern auch ihren recursum anhero wiederumb nehmen; unnd hatt
24
dieße consultation biß gegen die nacht umb halber 8 gewährt.

[p. 81] [scan. 205]


1
Unnd noch ferner von den hiesigen herrn Kayserlichen per Volmari noch
2
dieses vermeldet, 1º daß ihnnen gestert der salvus conductus für den Frant-
3
zösischen abgesandten nacher Schweden baron de Rortee in originali
4

32
4 zukohmmen] Hier endet DKurbayern K I, spA I.
zukohmmen, welchert sie den mediatoribus morgen einhändigen, und
5
benebenst, waß mitt Straelsundt guetbefunden unnd daß also ex parte
6
Caesaris et imperii dießer oben erhoben parte geben unnd sie ersuchen
7
woltten, bey den Frantzosischen die proposition nochmahlen eyfferigst
8
zu urgiren, wie auch, ob der d’Avaux wegkrayßen oder verbleiben unnd
9
dan deß Servients plenipotentz nach zu kündigen.

10
Beym auffstehen haben Ihre Hochfurstliche Gnaden zu vernehmmen begehrt,
11
ob unnd waß den herrn Kayserlichen bey dehnnen von ihro unvergreifflich
12
entworffenen puncten, welche den Churmaintzischen zugesteldt und dar-
13
über morgen consultirt werden soltte, zue gemüht gehe unnd davon ab-
14
oder zuzuthuen sein möchte,

33
14 welches] Die nachfolgenden Punkte, außer dem neunten, nicht in DVolmar, wo auf die
34
acta verwiesen ist.
welches folgende gewehßen. 1. Da Brömser
15
bei seinem letzten Hiersein mitgeteilt hat, daß die Kurbrandenburger die kurmain-
16
zische
plenipotenz zu sehen begehrt, ist occasione deßen redt vorgefallenn,
17
daß die Churcolnische mit einer solchen wie herkommens versehen

35
In der kurkölnischen Vollmacht vom 2. April 1644 (Bonn) war Wartenberg den anderen kur-
36
kölnischen Gesandten vorangestellt und durch Zuweisung eines eigenen Tätigkeitsbereichs hervor-
37
gehoben ( MEA CorrA 9 [1]); in einer zweiten, vom gleichen Tag datierten Vollmacht war er
38
als einziger Unterhändler genannt ( MEA FrA 6 [32] nr. 2; MEA FrA 7 [4] nr. 84). Diese
39
Vollmacht übergab Wartenberg in Kopie den kurmainzischen Gesandten mit der Auflage, von
40
Hause eine gleich oder ähnlich gehaltene Vollmacht zu erbitten. Dem Ansinnen widersprach
41
deutlich Kurbrandenburg; in den übrigen sechs kurfürstlichen Vollmachten wurden dann die
42
Gesandten jeweils nur hintereinander – unter Voranstellung ihrer Titel – aufgeführt (Kurmainz
43
an Kf. Anselm Casimir, Osnabrück 1645 VI 15, PS, MEA FrA 7 [4] nr. 83). Vgl. Meinar-
44
dus
, Protokolle S. 39, 43, 53.
, maßenn
18
innen Churmaintzischen davon, wie selbe mit der herrn Kayserlichen ge-
19
sanndten gutbefinnden außgefertiget, copia zugeschickt; unndt mogte man
20
also gern vernemmen, ob die herrn Churmaintz- undt -brandenburgische
21
mit derselben sich conformiren oder in was form die ihrige gestelt, damit
22
nit hernegst die difformitas sowoll bei den Kayserlichen alß den media-
23
toren unnd exteris newes disputat unndt zeitverlengerung causiren mogte.

24
2º. Weilen sowoll auß der ersten conferentz mit dem Dr. Krebß alß der
25
anderen mit herren vicedomb Prombsern, auch auß letztmahligem ihrem
26
schreiben so viel abzunemmen, daß sie herren Churmaintzische mit ge-
27
nugsamer instruction zu handlen nicht versehen, sonnderen entweder ad
28
communicandum mit den Kayserlichen verwiesen oder ad referendum ahn
29
Churmaintz befelcht, so wurde man davon die gewißheit haben mußen,
30
weilen andere herren churfursten gleichergestalt wurden procediren wol-
31
len, woraus nur Zeitverlust unnd andere inconvenientien erfolgen, damit so

[p. 82] [scan. 206]


1
wenig die Kayserliche und mediatores noch außwendige zufrieden sein
2
wurden unnd nur die consultationes desto langsamber fallen […], zu-
3
mahlen auch selbst am Kayserlichen hoff unnd bey Franckreich unndt
4
Schweden vor diesem die sachen mit harter mühe dahin gebracht, daß den
5
gesandten plenipotenz und instruction absolute zue handlen zugeschickt.

6
3º. Weilen die notturfft sein will, daß sonnderlich die churfurstlichen off-
7
ters miteinannder communiciren mogten, ist die frag, ob innen Chur-
8
maintzischen beliebig, maßenn zwischenn den Churcollen- unnd -bayeri-
9
schen mit guttbefinden der herren Kayserlichen vorgeschlagen, daß alle
10
14 tag eine zusammenkunfft in loco tertio geschehen, sonnsten aber in
11
vorfallenden sachen vertrewliche communicationes undt berichte bey den
12
gewohnlichen posten vorgehen mogten.

13
4. Welche Anordnungen gedenkt Kurmainz als Erzkanzler bei Ankunft der Reichs-
14
deputation hinsichtlich der convocation und der Tagungsräume des kurfürstlichen
15
und des fürstlichen Kollegiums zu treffen?

16
5. Funfftens falt zweiffel vor, weilen der herren churfursten legati unndt
17
haubtgesanndten nunmehr in dem standt, warinnen die Kayserliche mit
18
praedicat unndt sonnsten gesetzt, wan ein oder der annder zue den con-
19
sultationibus zue kommen verhindert wurde, wie der secundus in ordine,
20
der ahnstatt des primarii erscheinen wurde, in loco et sessione zu halten?
21
Wobei man sich des alten herkommens zwarn erinnert, alß aber die exteri
22
solches nit verstehen wollen, maßen dieselbe davon alberaits in specie
23
discurrirt, so wurd dieser punctus allerseits wol zu bedencken sein.

24
6. Wenigers nicht, wie es mit den tractationen der furstlichen unnd annde-
25
rer abgesanndten im visitiren unndt revisitiren, gehen, sitzen unndt stehen
26
zu observiren sein wolle.

27
7. Nachdeme auch die Spanische, alß der conte Pigneranda

38
Gaspar de Bracamonte y Guzmán, conde de Peñaranda ( † 1677). Über ihn Dic. Hist.
39
Esp. I S. 574–576, III S. 1041.
und bischoff
28
zu Hertzogenbusch

40
P. Joseph de Bergaigne OFM ( † 24. Oktober 1647 in Münster), Generalkommissar der Franzis-
41
kaner
-Observanten, 1641 Bischof von Herzogenbusch, 1645 Erzbischof von Cambrai ( über ihn
42
Gauchat IV S. 125, 131, Bockholt S. 35, Fraga Iribarne S. 435–438, Compendium
43
chronologicum S. 43, Poelhekke S. 166f., Correspondence d’Estrades S. 236).
44
Bergaigne wurde als Ersatz für den verstorbenen Zapata nach Münster gesandt.
, imgleichen der duca de Longeville unverlengt an-
29
herokommen wirt, wie eß mit einholung solcher ansehentlicher gesanndten
30
ratione des Venetianischen zue halten, auf daß derselbe nit disgustirt und
31
dannenhero bey der meditation hernegst schlechte affection bezeigen unnd
32
dadurch doch dem churfürstlichen collegio ahn herprachtem iure prae-
33
cedentiae nichts praeiudicirt werden mögte.

34
8º. Seindt vonn dem Schwabisch- und Franckischenn craiß deputirten
35
angelangt, wavon Ihrer Hochfurstlichen Gnaden die Franckische, deß-
36
gleichen auch der Heßische gethan, die visita gegeben, die Schwabische
37
aber noch nit, welche den churfursten den titul „Excellentz“ zu geben

[p. 83] [scan. 207]


1
nicht gemeindt. Etliche machen auch bedencken, die churfursten vor dem
2
Venetianer zu visitiren.

3
9.

33
3–5 Weist – Gesandten] Ausführlicher DVolmar: In ihrem Brief verlangen die Wetter-
34
auer Grafen Sitz und Stimme am Kongreß. Nach Gutachten der kurkölnischen Gesandten
35
ist dies unnötig, weil die Reichsgrafen onedas ein deputatum in der reichsdeputation
36
haben

39
In der Reichsdeputation waren die Wetterauer Grafen allerdings nur durch die katholischen
40
schwäbischen Grafen von Fürstenberg vertreten, während sie im Reichsfürstenrat neben den
41
schwäbischen Grafen eine Stimme und damit ein eigenes Kuriatvotum hatten ( Arnoldi S. 16,
42
147, Meiern III S. 260 , II S. 508f., Designation der auf dem Kongreß vertretenen Grafen
43
ebd. I S. 871–874). 1641 wünschten die fränkischen mit Einverständnis der schwäbischen und
44
wetterauischen Grafen ein eigenes Votum ( Londorp V S. 555–559, S. 390f.).
.
Weist auf das Schreiben der Wetterauer und Westerwalder
correspondentz-
4
graffen an den Kurfürsten von Köln hin, sowie auf das dazu ausgearbeitete Gut-
5
achten
der kurkölnischen Gesandten.

6
10. Über ein erneutes Beschwerdeschreiben des Kammergerichts in Speyer ist zu
7
beraten.

8
11. Die Differenzen zwischen Kurmainz und Kurbrandenburg in Osnabrück wegen
9
der erstenn visita sind beyzuelegen.

10
12. Da Kurbrandenburg in Sachen Mediatstände zum Nachgeben neigt, ist zu
11
fragen, ob den exteris, auch welchergestalt mit befurderung der tractaten
12
unnd gleichwoll ohne laesion und abbruch der reichsconstitutionen, hier-
13
innen satisfaction gegeben werden kann oder moge.

14
13. Deßgleichen werden die rationes pro et contra wegen translation der
15
tractaten ad unum locum, nemblich hieher oder ad locum tertium, alß
16
nacher Collen oder sonnsten, zu consideriren sein, unnd ob alßdan davon
17
durch die mediatores oder in andere weg unndt wan den exteris solches
18
vorzupringen unnd anzumutthen. Unnder den rationibus were mit zu
19
gedencken, was darauß vor hindernuß denn tractaten, auch sonsten durch
20
die verlegung ahn ein orth fur große difficulteten ratione mediationis
21
religionis catholicae endtstehen mogte.

22
14. Wie dan in dem sonnderlich die catholische gar woll auffzumercken
23
unndt sich zeitlich vorzusehen unnd zuesammenzuesetzen, da man sicht,
24
daß die exteri unnd uncatholische stenndt im reich die gravamina imperii,
25
sonderlich religionis, zu den tractatibus pacis gentzlich zu ziehen gefahr-
26
lich sich vereinpahret und offentlich intendiren, auch dem zu Franckfurth
27
auf den 1. May negstkunfftigen 1646 jahrs verglichenen extraordinari depu-
28
tationsconvents

37
Beschlossen am 19. April 1645 auf dem Frankfurter Deputationstag ( Chemnitz 4, 5 S. 29,
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Meinardus, Protokolle S. 104).
nichts acceptiren, sondern anietzt de praesenti alles ab-
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handlen wollen, was dabei solchennfalß den catholischen in obacht zu
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nemmen seye.

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Nach vorgangener unterrheddung deß graffen von Naßaw mitt dem Voll-
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mari ist von ihnnen die erclehrung geschehen, daß sie solche puncta gahr

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woll bedacht befünden unnd gleich sie die herrn churfürsten principaliter
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concerniren thäten, also wollten sie demnegsten gehrn vernehmmen, waß
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bey deren darüber vorwehsender communication möchte vorgenohmmen
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und guetbefunden werden.

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Ihre Hochfürstliche Gnaden urgirten in specie den 7. punct, wie es nemb-
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lich künfftig bey einholung eines unnd anderen ankohmmenden gesandten
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ratione Veneti möchte zu haltten sein, dabey referirendt, waß sowoll vor
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dießem dießhalber vorgangen unnd den Kayserlichen remonstrirt alß auch
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nachgehents Ihrer Hochfürstlichen Gnaden der herr nuntius zuentbotten,
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daß also nothwendig auff ein expediens müeste gedacht werden, sonderlich
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weylen der Venetus gahr von wegkrayßen, ehe er solch praeiudicium ein-
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gehen woltte, sich vernehmmen laßen, hingegen auch die herrn churfürsten
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nicht weychen köntten, dahero das beste mittell sein würde, bey den Kay-
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serlichen, Frantzosischen unnd Spanischen die sachen dahin zu richten,
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daß ihme Veneto alß mediatorn daß vorfahren immediate post nuncium
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gelaßen würde; und hetten die churfursten desto mehrer von den Kaiser-
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lichen einige mitl zu begehren, weylen von Ihrer Mayestät ihnnen Kayser-
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lichen der befelch gegeben, auff alle mittell zu gedencken, daß kein dis-
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gusto zwischen den churfurstlichen und Venetianischen gesandten vor-
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gehen möchte.

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Dem herrn Volmari gieng dießer vorschlag woll ein, mitt vermelden, daß
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der Venetianische diß mittell nicht recusiren würde.

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Eß vermeinte aber hingegen der graff von Naßaw, daß, weylen es anfangs
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also nicht observirt, woll difficultet nehmmen möchte.

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Auff welches Ihre Hochfürstliche Gnaden, daß er anfangs für keinen medi-
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atoren erkendt, gleich itzo geschehe unnd er deßen in possessione seye.
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2º köntte man dieße newerung damitt woll entschuldigen, daß bey ahn-
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kunfft der Spanisch- unnd Franzosischen principallgesandten die tractatus
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ipsi ehist einen anfangh nehmmen werden unnd man also in Venetianischen
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eine mehrere ehr bey den tractaten selbst alß bey dehnnen biß dato ver-
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glichenen praeliminarien anthuen woltte;

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31–33 welches – abzurhedden] Laut DVolmar, wo zwischen Nassaus und Volmars
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Antwort nicht unterschieden ist, antworten die Kaiserlichen, daß Wartenbergs Vorschlag
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schwerlich zu verwirklichen sein wird, sie aber doch mit den Spaniern reden wollen.
welches von allen also guett-
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befunden. Nur meldete der graff von Naßaw, daß mans allein ad tales actus
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zu restringiren und abzurhedden.

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Ihre Hochfürstliche Gnaden vermeldeten weyther, eß könne niemandts
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einig praeiudicium darauß entstehen, zumahln die Venetianer gegen dem
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Kayser, Spanien, Franckreich oder anderen koniglichen crohnen sich nie-
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mahlen mit competentz vernemmen werden, weniger dieß pro praeiudicio
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anziehen können.

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Alß der herr graff von Naßaw abermahlen beförchtet, das bey Spanien und
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Franckreich difficulteten abgeben werde, haben Ihre Hochfürstliche Gna-

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den replicirt, es hetten es die Spanische leicht zuzugeben, weyln sie ohnedaß
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ihre gutschen ordinaire nicht hinaußschicktten. Wan aber von der Spani-
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schen gesandtschafft andere anquehmen, führen sie ohnedaß vor; wan der
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Longeville anquehme, werden sie entgegenschickhen, unnd es nur quoad
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illos umb den eintzigen actum zu thuen were. Bey den Frantzosischen
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zweiffelten Ihre Hochfürstliche Gnaden nicht, würde der herr nuncius,
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ia woll auch der Venetianische selbsten, welcher woll mitt ihnnen stünde,
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richtigmachen können.

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Die Kaiserlichen wollen darüber mit den Spaniern reden und die Kurfürstlichen die
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Antwort wissen lassen.

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