Acta Pacis Westphalicae III D 1 : Stadtmünsterische Akten und Vermischtes / Helmut Lahrkamp
Mittags umb 12 ist die Spanische gesandtschafft in fünff gutschen, iede von
6 pferden, nachfolgender ordnung ankhommen undt empfangen, erstlich
4 gutschen mit cavallieren undt auffwartern, welche alle außerhalb des vor-
deren thors außgestanden und in den hoff hineingangen, darauff der vice-
stallmeister mit einem schonen pferdt, deßen mähnen undt schopff mit gelb-
und rhotseidenen rosen eingeflochten gewesen, geritten. Diesem folgten
eine große anzahl laggeyen und anderer diener in der livree, undt darauf
neben der fünfften gutschen, warinnen der herr graff Pignoranda undt Brün
geseßen, die pagien auff beyden seithen gangen, undt ist selbige gutschen in
den inneren hoff biß an die stiegen gefahren, waselbsten sie, Spanische herrn
gesanten, von den Hollandischen, alß erstlich von dem Meynerswyck undt
Mattenes, hern Paw und Donia und lezlich von dem Ripperda undt Glandt,
mit gleichen complimenten, wie ihnen vorhin von den Spanischen wieder-
fahren
begleitet worden. Indem man nun hinc inde angefangen zu discurriren, undt
der herr von Ripperda mit zweyen Spanischen cavallieren von den Nieder-
landischen vestungen, denen darin bißhero geführten kriegen undt seiner
dabey bedienter chargen red gehabt, ist gleich darauff der Kayserliche ge-
santer herr graff von Naßaw ankhommen, deme dan der graff Pignoranda
undt herr Brün nebenst den Hollandischen gesanten entgegen, undten an
der stiegen empfangen undt in obberürtes zimmer geführt. Darauff also-
gleich durch die Hollandische laggeyen zwölff speisen in silber auffgetragen
und durch zween cavallier ordentlich auff die taffel gesezt. Der tisch für sich
selbst war mit keinem sonderlichen apparat, sondern gantz schlecht be-
kleidet, zwischen zweyen und zweyen tellern gantz niedrige platte silberne
saltzfäßer gesezt, auch gar keine credentz, sondern nur zwey große silberne
lafor mit vier gißkanten zu eingang des zimmers auff einem tisch gestelt ge-
wesen. Nach aufgetragen- und gesezten speisen haben vier pagien, zwey den
geladenen und zwey den Hollandischen gesanten, das handtwaßer undt die
cavallieri das handtuch praesentirt; darauf der predicant mit harter stim,
doch gar langsamb und ad quemlibet paragraphum etwas wenig pausirendt,
das Oculi omnium etc. nebenst dem Pater noster auff Lateinisch gebettet
nach deßen vollendung dem herrn grafen von Naßaw (welcher wegen noch
nit allerdings erholter gesundtheit von einem cavallier beym arm geführt
wordt) die oberstell nach lenge des tisches in der mitte praesentirt, der graff
Pignoranda demselben a sinistris undt der herr Brün a dextris gesezt worden.
Vorhaubts des tisches an der lincken seiten saßen der herr von Meinerswyck
undt Mattenes, unten an der taffel der herr Paw undt herr Donia; an der
andern nebenseithen saßen an beyden ecken an der lincken der herr Ripper-
da, an der rechten der herr Glandt. Zwischen diesen zweyen stunden zwey
cavallier, so die speisen auff- und abgesezt, welche neben andern auch auff-
wartenden cavallieren die gantze zeit mit gedecktem haubt gedient. Sobaldt
man angefangen zu eßen und die gesanten einer durch den andern vorge-
schnitten, hat sich eine schone instrumentalmusic auf einem altan hören laßen,
welche beym ersten undt zweyten gang continuirt worden. Die erste gesund-
heit in sanitatem Caesareae maiestatis haben die beyde herrn von Meiners-
wyck und Mattenes den beyden hern grafen von Naßaw undt Pignoranda zu-
gleich zugetruncken, welche dan auch stehend herumbgangen, darauf regis
catholici, Imperatricis, regiae sponsae, archiducis Leopoldi, serenissimae in-
fantae Hispaniarum etc. alle stehendt getruncken. Beym dritten gang, wel-
cher gleichs vorigen mit 12 speisen undt mehrentheilß von fischen, großen
seekrebsen und krabben angericht gewesen, hat man die vorige gesundthei-
ten mit größern gläsern abermahln repetirt, undt anstatt der music ist auff
ein durchs fenster mit einem serviet gegebenes zeichen zu allen gesundthei-
ten von den trommetern geblasen worden, inter caetera pro pace communi
et universali totius christianitatis, pro conservatione perpetua conclusae
pacis inter Hispanos et Hollandos, pro felici successu tractatuum inter reges
Hispaniae et Franciae, wobey es dan allerhandt discursus de situatione, fer-
tilitate provinciarum Belgicarum, de indigenarum moribus, commerciis
und sonsten abgeben. Alß von dem Ripperda die gesundtheit super instru-
mento pacis angefangen, wardt derselbe von dem herrn von Meinerswyck
subridendo interpellirt, non oportere amplius bibere super instrumento, sed
testamento pacis, quod iam per mortem testatoris (sopito nempe et mortuo
bello) ratificatum esset et in executione sua consisteret, welche gesundheit
dan auch gleichs andern mit trompettenblasen stehend herumbgangen, biß
endtlich dem hern grafen von Naßaw (alß welcher wegen schwacheit noch
nit wol stehen können) zu gesellschafft die andere sich auch niedergesezt.
Nachdem man nun drey- undt yedesmahls 12 schone speisen angericht und
weggetragen, hat man das confect magnific mit 24 schalen aufgetragen und
iedem ein frisches serviet vorgelegt. Bey dem confect ist gantz wenig ge-
truncken, sondern der Ripperda, Paw, Glandt und Meinerswyck continuir-
lich mit außtheilung der confituren unter das umbstehende frawenzimmer
occupirt gewesen.
Der Pignoranda hat sich auch nit, wie vorhin in diesem logiment beschehen,
kniendt dienen laßen, sondern in allem sich den Hollandern conformirt undt
gleich gehalten.
Sobaldt es nun umb 4 uhren gewesen, ist man auffgestanden, gebettet, etwas
wenig discurrirt und complimentirt, danach der abscheidt mit freundtlicher
embrassirung genohmmen worden.
In dem nebenzimmer waren zwey lange tisch gedeckt, warinnen an einem
die Spanische cavallier, an anderm underschiedtliche burger undt andere
tractirt worden, darauf dan baldt hernach einige von den cavalliern auff-
gestanden undt das zusehende frawenzimmer theilß geladen und hinein-
geführt. Die Spanische und Hollandische cavallier haben sonsten sich gar
cordial gegeneinander bezeigt undt einer dem andern mit trincken starck zu-
gesezt. Auch nachdeme die hern gesanten weggefaren, seindt theilß caval-
lieri daselbst noch verblieben, die ubrige, so mit ihren hern weggefahren
gewest, darnach wiederkhommen, undt biß nach zehen uhren in der nacht
ein continuirliches iauchsen und ruffen „Vive la Spania“, „Vivent les Hol-
landois“ gehört worden.