II. Die französische Gesandtschaft und ihre Korrespondenzen
Zur Struktur und Zusammensetzung der frz. Gesandtschaft insgesamt, zur Quellenlage und zum Quellenwert der Gesandtschaftskorrespondenzen sowie zur Arbeitsweise der Kanzleien Longuevilles, d’Avaux’ und Serviens sei auf die Einleitungen der vorangegan-genen Bände der frz. Korrespondenz
APW II B 1 – 5 verwiesen, insbes. auf die ausführ-liche Darstellung in
APW II B 5, deren Ergebnisse auch für den hier vorliegenden Band Gültigkeit beanspruchen können und daher hier nicht im einzelnen wiederholt werden (vgl.
APW II B 5/1, LXXIV–LXXXIV). Zu den einzelnen Korrespondenzsträngen und zur politischen Entscheidungsfindung am frz. Hof vgl. auch
Tischer, Diplomatie, 14–24.
Während der Sommer- und Herbstmonate des Jahres 1647 ergaben sich im Hinblick auf die personelle Zusammensetzung der französischen Ge-sandtschaft auf dem Westfälischen Friedenskongreß – abgesehen von der Wiederaufnahme der Tätigkeit Serviens in Münster
Vom 3. bis zum 7. September 1647 hielt sich Servien allerdings zu Verhandlungen mit Oxenstierna und Salvius in Osnabrück auf (vgl.
Babel, Friedenskongreß, 24).
nach Abschluß der Garantieverhandlungen in Den Haag – keine grundlegenden Verände-rungen. Auch wenn somit vordergründig das Moment der personellen Kontinuität dominierte, traten bereits in diesem Zeitraum Interessen und Konflikte deutlich zutage, die schließlich im Februar bzw. März 1648 die Abreise Longuevilles und die Abberufung d’Avaux’ vom Westfälischen Friedenskongreß
Zu den Hintergründen vgl.
Tischer, Diplomatie, 103, 113f und 171–180.
nach sich ziehen und die Struktur der französischen Gesandtschaft fundamental verändern sollten.
In ganz augenfälliger Weise wird dies in der Korrespondenz Longuevil-les
Zur Korrespondenz Longuevilles vgl. allgemein
Braun, Einleitung, LXXVIII.
mit Mazarin greifbar, die im vorliegenden Band Aufnahme gefun-den hat. Der französische Prinzipalgesandte, von dessen Ungeduld, nach Frankreich zurückzukehren, Servien schon im März 1646 berichtet hatte
Vgl. das Memorandum Serviens für Lionne, Münster 1646 März 24
(APW II B 3/1 nr. 189, hier 650 Z. 26ff; vgl.
Tischer, Diplomatie, 102 Anm. 22).
, drängte seit dem Frühjahr 1647 auf seine Abreise vom Friedens-kongreß
Vgl. bereits Longueville an Mazarin, Münster 1647 Mai 20
(APW II B 5/2 nr. 280, hier 1322 Z. 8–12); vgl. ferner auch
Braun, Einleitung, LXXXIII.
. Dahinter stand einerseits die Überzeugung, daß seine weitere
[p. LXXXIV]
[scan. 84]
Anwesenheit in Münster nicht erforderlich sei
. Andererseits mani-festierte sich in seinem Abreisewunsch wohl auch das grundsätzliche Be-dürfnis, seine Gesandtschaftstätigkeit, die de facto einem politischen Ab-stellgleis gleichkam
Vgl.
Dickmann,
196;
Tischer,
Diplomatie, 100.
, gegen die Möglichkeit einzutauschen, verloren-gegangenes Terrain am französischen Hof zurückzugewinnen. Mazarin zögerte in dieser Frage. Zwar hatte er am 8. Juni sein Einverständnis mit einer Reise Longuevilles nach Frankreich bekundet
Vgl. Mazarin an Longueville, [Amiens] 1647 Juni 8
(APW II B 5/2 nr. 317).
. Er bemühte sich aber in den folgenden Wochen und Monaten, ihn zum Verbleib auf dem Friedenskongreß zu bewegen, weil er fürchtete, daß die Abreise des fran-zösischen Prinzipalgesandten als Zeichen fehlenden französischen Frie-denswillens interpretiert würde
Vgl.
ebd. und
Braun, Einleitung, LXXXIII. Auch Servien arbeitete gezielt darauf hin, Longuevilles Abreise, die seiner Ansicht nach einen Verhandlungsstillstand zur Folge ha-ben würde, nach Möglichkeit zu verhindern (vgl. insbes. nr. 111). Eine Abreise des Prin-zipalges. wurde zudem im Hinblick auf die Arbeit innerhalb der frz. Gesandtschaft als nachteilig angesehen, da in einem solchen Falle große Probleme angesichts der Feind-schaft zwischen d’Avaux und Servien zu erwarten waren (vgl. die Andeutungen Briennes ggb. d’Avaux in nr. 5). Servien gab ggb. Lionne zu bedenken, er wisse aufgrund des Verhaltens d’Avaux’ gar nicht, wie er mit diesem zukünftig noch zusammenarbeiten solle, falls Longueville abreise (vgl. nr. 101).
. Da Ende August erneut Bewegung in die französisch-spanischen Verhandlungen kam
Vgl. hier insbes. nr. 117.
und zudem auch die Mediatoren und die Generalstaaten Longueville zu verstehen gaben, daß sie die Fortsetzung seines Wirkens auf dem Friedenskongreß wünschten, rang sich der Prinzipalgesandte schließlich spätestens Anfang September zur Freude Mazarins
dazu durch, die geplante Reise nach Frankreich vorerst aufzuschieben
Vgl. nr.n 118, 131 und 142. Noch am 30. August 1647 rechnete Mazarin offenbar mit der Abreise Longuevilles vom Friedenskongreß (vgl. nr. 126).
.
Dieser Entschluß Longuevilles wirkte sich auf sein persönliches Verhältnis zu Mazarin zweifellos positiv aus. Noch zu Anfang des Monats Juli hatte der Prinzipalgesandte den Verdacht des Kardinalpremiers, er, Longuevil-le, mache die Weisungen des Hofes für das bisherige Ausbleiben eines Friedensschlusses verantwortlich
Vgl. Mazarin an Longueville, Amiens 1647 Juni 22
(APW II B 5/2 nr. 341).
, entschieden zurückgewiesen und gleichzeitig auf eine persönliche Aussprache mit Mazarin gedrängt
. Die-ser brachte daraufhin sein Bedauern über diesen Vorfall zum Ausdruck
, und er war auch in der Folgezeit sehr darauf bedacht, einer weiteren Ver-schlechterung des gegenseitigen Verhältnisses entgegenzusteuern. Demon-
[p. LXXXV]
[scan. 85]
strative Zufriedenheit und Lob äußerte Mazarin beispielsweise, als er Longueville Anfang August von dem freundlichen Empfang berichtete, der ihm gemeinsam mit dem französischen König in der Normandie be-reitet worden war, was er ausdrücklich mit dem dortigen Wirken Longue-villes in Zusammenhang brachte
Longueville war seit 1619 Gouverneur der Normandie. Zum Empfang in Dieppe vgl.
[nr. 100 Anm. 1] .
. Es fügt sich in dieses Bild ein, daß sich der Kardinalpremier auch darüber hinaus erkennbar darum bemüht zeig-te, gute Beziehungen zu Longueville herzustellen
Servien hatte Mazarin wiederholt gemeldet, daß Longueville an guten Beziehungen zu Mazarin interessiert sei (vgl. v.a. nr.n 111, 194 und 206).
. Dieser war offenbar zunächst unzufrieden damit, wie seine Dienste am französischen Hof ge-würdigt wurden
. Er ließ jedoch seine Dankbarkeit gegenüber Mazarin verlauten
, nachdem er im September die Grafschaft Joux
Vgl. hierzu nr.n 175, 176, 194, 195 und 206.
in Aussicht gestellt bekommen und überdies die Zusicherung Königin Annas erhalten hatte, daß seine Ämter nach seinem Tode auf seinen Sohn übertragen wer-den sollten
.
Von einem ähnlich einvernehmlichen, wenn auch nicht spannungsfreien
Verhältnis wie zwischen Longueville und Mazarin kann im Hinblick auf die Beziehungen des Kardinalpremiers zu d’Avaux in den Sommer- und Herbstmonaten des Jahres 1647 keine Rede sein, wie die in diesem Band edierte Korrespondenz verdeutlicht
Zur Korrespondenz d’Avaux’ allgemein vgl.
Braun, Einleitung, LXXVIIf. Aufgenom-men sind in vorliegendem Band Korrespondenzen d’Avaux’ mit Mazarin und Brienne, nicht aber seine Schreiben an den
surintendant des finances d’Emery (vgl. hierzu nr. 115), die zumeist lediglich Verhandlungsinformationen enthalten, die auch anderweitig über-liefert sind.
. Auch d’Avaux, der ebenso wie Longueville an der Spitze eines eigenen Klientelsystems stand und ins-gesamt gesehen als politischer Konkurrent Mazarins um den Führungs-anspruch am französischen Hof anzusehen ist
Vgl. hierzu insges.
Tischer, Diplomaten, sowie die biographischen Skizzen Longuevilles und d’Avaux’ bei
Tischer, Diplomatie, 99–105 bzw. 105–118.
, war Ende Juni mit dem heftigen Vorwurf konfrontiert worden, er laste Mazarin die Schuld dafür an, daß noch kein Friedensschluß erfolgt
sei
Vgl. nr. 15 und
Braun,
Einleitung, LXXXIIIf.
. Zwar sah der Kardinalpre-mier zunächst noch von einer Abberufung d’Avaux’ ab
. Die Über-legung, ihn von den Friedensverhandlungen zu entfernen, war damit je-doch nicht ein für allemal ad acta gelegt, wie das vom 20. September 1647 datierende Schreiben Lionnes an Servien, der zuvor ausgiebig von der
[p. LXXXVI]
[scan. 86]
vermeintlichen Intriganz seines Kollegen berichtet hatte, belegt
Die Tatsache, daß Longuevilles Abreise vom Kongreß noch zur Diskussion stehe, halte, so Lionne, Mazarin vorerst davon ab, den Gedanken einer Abberufung d’Avaux’ in die Tat umzusetzen (vgl. nr. 163).
. Zwei-fellos verschärfte die Einflußnahme Serviens in diesem Kontext den Konflikt, wurde er doch nach seiner Rückkehr aus Den Haag in seinen Schreiben an Lionne nicht müde, Mazarin über die seiner Ansicht nach offenkundigen Intrigen und Verfehlungen d’Avaux’ zu informieren sowie den angeblichen persönlichen Haß seines Kollegen auf den Kardinalpre-mier herauszustellen
Vgl. z.B. nr.n 101, 111, 143, 207 und 239. Servien bediente sich bei der Darstellung der Defizite d’Avaux’ regelmäßig heftiger Worte und bezeichnete dessen Intrigen beispiels-weise als
maligne und
criminelle (vgl. nr. 207, hier 586 Z. 4f). So habe d’Avaux verlauten lassen, er könne sich an Mazarin rächen, indem er vom Kongreß abreise und der schlech-ten Regierung des Kardinalpremiers hierfür die Verantwortung zuweise. Ferner, so wußte Servien über vermeintliche Äußerungen Salvius’ zu berichten, sei d’Avaux die Kardinals-würde von seiten Trauttmansdorffs, Chigis und Wartenbergs dafür in Aussicht gestellt worden, daß er sich im Gegensatz zu seinen Kollegen für die kath. Religion eingesetzt habe (vgl.
ebd.).
.
Während Mazarin seinerseits darauf bedacht war, Versuchen d’Avaux’ zu begegnen, Longueville und Servien verhandlungsrelevante Informationen vorzuenthalten und zunächst lediglich in seiner Partikularkorrespondenz mit dem Kardinalpremier zur Sprache zu bringen
Vgl. nr. 110. Lionne informierte Servien daraufhin über die Sondierungen d’Avaux’ (vgl. nr. 128).
, nutzte er nach wie vor vor allem die vertrauliche Korrespondenz zwischen Lionne und Ser-vien
Nach der Wiederaufnahme der Tätigkeit Serviens in Münster rückte eindeutig seine Kor-respondenz mit Lionne in das Zentrum seiner Berichterstattung an Mazarin (vgl. Ser-viens Ankündigung in nr. 101). Dies führte sogar dazu, daß sich der Kardinalpremier mitunter veranlaßt sah, Servien ausdrücklich anzuweisen, seine Bedenken weniger im Rahmen seiner vertraulichen Korrespondenz mit seinem Neffen zu äußern, sondern stär-ker in die an den Kg. gerichteten Memoranden einfließen zu lassen, damit er, Mazarin, nicht in die Verlegenheit gerate, erst einen Weg finden zu müssen, wie er seine diesbezüg-lichen Absichten auch an Longueville und d’Avaux gelangen lassen könne (vgl. nr. 221).
, um diesem nötigenfalls einen Informationsvorsprung gegenüber seinen Kollegen in Münster zu verschaffen
So informierte Lionne Servien am 13. September 1647 vertraulich über Ansichten Maza-rins, die offenbar auch den Überzeugungen d’Avaux’ entsprachen, um zu verhindern, daß Servien seinem Kollegen in diesem Punkte widerspreche und somit gleichzeitig auch in Gegensatz zu Mazarin gerate (vgl. nr. 150).
: Servien war und blieb als
créature Mazarins derjenige französische Kongreßgesandte, der über den besten Informationsstand verfügte und letztlich auch am intensivsten in den politischen Entscheidungsfindungsprozeß der französischen Regierung einbezogen wurde
Dies gilt auch für die Zeit des Aufenthaltes Serviens in Den Haag, während der er über die Korrespondenz zwischen dem frz. Hof und Münster bzw. Osnabrück auf dem lau-fenden gehalten wurde. Von den in der Regel von Lionne konzipierten, inhaltlich durch Mazarin geprägten Memoranden, die im Namen des frz. Kg.s an die Gesandtschaft in Westfalen abgingen, erhielt Servien während seiner Abwesenheit vom Friedenskongreß Duplikate, die von Brienne unterfertigt waren (vgl. nr.n 8, 22, 35, 52 und 72; nr. 52 war zugleich auch für Servien gedacht, was im Kopfregest dadurch gesondert vermerkt ist, daß dessen Name in runder Klammer hinzugefügt ist; zu diesem Verfahren, das schon in APW II B 5 Anwendung fand, vgl.
Braun, Einleitung, LXXIV Anm. 4). Diese kgl. Memoranden wurden als Beilagen zu entsprechenden Anschreiben Briennes an die
Ges.
übersandt. In der vorliegenden Edition werden sie nur dann eigens als Beilage aufge-führt, wenn das jeweilige Anschreiben Briennes explizit die Übersendung eines kgl. Me-morandums erwähnt (vgl. nr.n 34, 146 und 171). Gewissermaßen das Gegenstück bilde-ten die an den frz. Kg. gerichteten Memoranden der
Ges.
in Münster, die jeweils gemein-sam mit einem entsprechenden Anschreiben an Brienne übersandt und ebenfalls ab-schriftlich Servien mitgeteilt wurden, als er sich in den Ndl.n aufhielt. Einen weiteren wichtigen Korrespondenzstrang während der Garantieverhandlungen in Den Haag, der nicht zuletzt im Hinblick auf die Abstimmung der auf dem Friedenskongreß und in den Ndl.n verfolgten frz. Politik von konkreter Bedeutung war, bildete der Schriftwechsel zwischen Servien und seinen Kollegen in Münster. Ediert sind im vorliegenden Band au-ßerdem Partikularkorrespondenzen Serviens mit Brienne, Mazarin, Lionne und La Court sowie ein kurzes Schreiben Serviens an Chanut, mit dem eine für das Verständnis der frz. Kongreßpolitik wichtige Beilage übersandt wurde (vgl. nr. 135).
.
[p. LXXXVII]
[scan. 87]
Diese Schlüsselstellung Serviens entsprach bekanntlich nicht seinem Rang innerhalb der französischen Gesandtschaft
Vgl. hierzu die entsprechenden Äußerungen Serviens in nr. 239.
und kollidierte immer wieder mit den Ansprüchen d’Avaux’
Zum Streit zwischen d’Avaux und Servien vgl.
Tischer, Diplomatie, 127–157.
. Schon sehr bald nach Serviens Rückkehr aus Den Haag stellten sich die gewohnten Differenzen mit dem Zweitbevollmächtigten ein
Ein frühes Beispiel ist in nr. 120 im Kontext der Bewertung des frz.-ndl. Garantivertrages geschildert.
, die sowohl in den grundverschiedenen Persönlichkeiten als auch den nicht selten divergierenden politischen Interessen und Überzeugungen der beiden Gesandten gründeten. Wäh-rend die Zusammenarbeit Serviens mit Longueville im Sommer und Herbst 1647 allem Anschein nach weitgehend problemlos verlief
In den Schreiben Serviens an Lionne finden sich in diesem Zeitraum wiederholt wohl-wollende Äußerungen über Longueville (vgl. z.B. nr. 195 und nr. 239), die mitunter al-lerdings mit einer Kritik an der Verhandlungsführung des Prinzipalges. einhergingen (vgl. insbes. nr. 228).
, häuf-ten sich mit der Zeit die Klagen Serviens über die Intriganz d’Avaux’, ohne daß es allerdings zu einem offenen Eklat im Hinblick auf ihre ge-meinsame Arbeit gekommen wäre
Die Darstellung der vermeintlichen Intriganz und Unfähigkeit d’Avaux’ bildete auch in der zweiten Jahreshälfte 1647 einen zentralen, immer wiederkehrenden Bestandteil der Berichterstattung Serviens an Lionne (vgl. z.B. Anm. 161). Servien wußte überdies von dem schlechten persönlichen Verhältnis zwischen Longueville und d’Avaux zu berichten (vgl. nr. 101 und nr. 183 sowie ferner auch nr. 246). Freilich sah er Anfang Oktober noch ausdrücklich davon ab, die Frage einer möglichen Abberufung d’Avaux’ eindeutig zu bejahen, da eine solche Entscheidung nachteilige Folgen für die Friedensverhandlungen erwarten ließ (vgl. nr. 183).
. Hinzu kam, daß d’Avaux in einer Angelegenheit auf Konfrontationskurs zu Servien ging, die dieser mit Nachdruck zu eigenen Gunsten betrieb. Es handelte sich dabei um die Prätentionen Serviens auf die in den französisch-spanischen Verhandlun-
[p. LXXXVIII]
[scan. 88]
gen umstrittene Grafschaft Charolais, deren Erwerb er vor allem mit dem Ziel anvisierte, eine persönliche Standesaufwertung zu erlangen
. Während er seine diesbezüglichen Ansprüche über Lionne bei Mazarin vorbringen ließ
Vgl. insbes. nr. 163 mit Anm. 6 sowie nr.n 183, 195, 201, 207, 212, 216 und 221.
, wirkte d’Avaux im Sinne einer Verleihung der Graf-schaft an einen anderen Prätendenten, nämlich den Herzog von Atri und Melfi
. Servien setzte sich schließlich durch und erhielt Ende Oktober 1647 die Zusicherung, daß ihm – allerdings erst nach einem Friedensschluß mit Spanien – die Grafschaft übertragen werde
.
Ein wichtiger Informant und Verbündeter im Rahmen der internen Machtkämpfe Serviens mit d’Avaux war im hier behandelten Zeitraum der von ihm protegierte Resident in Osnabrück, La Court
Zum Stellenwert La Courts vgl.
Tischer,
Diplomatie, 163–167;
Braun,
Einleitung, LXXVII.
, auch wenn Servien mit dessen Berichterstattung nicht immer zufrieden war
Vgl. nr. 247; vgl. auch den Entwurf eines nicht abgesandten Schreibens Serviens an La Court aus dem November 1647 (eigh. Konzept:
AE
,
CP
All. 90 fol. 137–138).
. Im Unterschied zu APW II B 5 kommt die Korrespondenz La Courts, die er während seiner Anwesenheit in Osnabrück
La Court hielt sich im hier behandelten Zeitraum bis zum 19. Juli (vgl. La Court an Servien, [Münster] 1647 Juli 19; Ausf.:
AE
,
CP
All. 88 fol. 514–514’), vom 26.–31. Juli, vom 12.–24. August, ca. vom 24.–26. September (vgl. nr. 168 und La Court an [Lionne], Osnabrück 1647 September 30; Ausf.:
AE
,
CP
All. 85 fol. 243–246’) sowie vom 12.–23. Oktober 1647 in Münster auf (
Babel, Friedenskongreß, 22–25).
mit den französischen Ge-sandten und separat mit Servien führte, im vorliegenden Band größten-teils zum Abdruck, da in ihr wichtige Informationen über die dortigen Verhandlungen und jeweiligen Stimmungslagen enthalten sind und sie darüber hinaus auch aufschlußreiche Einblicke in die konkrete Gestaltung der französisch-schwedischen Beziehungen gewährt
Nicht zum Abdruck kommen jedoch – mit einer Ausnahme (nr. 236 Beilage 1) – die Schreiben des frz. Res.en in Münster, Saint-Romain, da die dort enthaltenen Informatio-nen zumeist ebenfalls in der Gesandtschaftskorrespondenz aus Münster enthalten sind.
. La Court äußerte sich im Sommer und Herbst 1647 sehr unzufrieden über seine Tätigkeit in Osnabrück
Vgl. z.B. La Court an [Lionne], Osnabrück 1647 August 26 und September 2 (Ausf.en:
AE
,
CP
All.
85 fol. 116–120’;
ebd. fol. 151–153).
und mußte überdies Ende Oktober 1647 sogar hinnehmen, daß die ihm in Aussicht gestellte baldige Übernahme des Botschafter-postens in Den Haag auf unbestimmte Zeit verschoben wurde
Vgl. nr. 229 und nr. 234. Die von La Court erhoffte Entsendung nach Den Haag wurde nicht realisiert. Als 1648 der Botschafterposten in Den Haag infolge der Abreise La Thuilleries vakant wurde, blieb La Court als Vertreter Frk.s in Osnabrück (
Tischer, Diplomatie, 166).
. Da zu-dem auch die Abreisegedanken Longuevilles und die Abberufungserwä-gungen Mazarins im Hinblick auf d’Avaux vorläufig nicht in die Tat um-
[p. LXXXIX]
[scan. 89]
gesetzt wurden, blieben Umstrukturierungen innerhalb der französischen Kongreßgesandtschaft zunächst aus. Erst die Abreise Longuevilles aus Münster am 3. Februar 1648 stellte in dieser Hinsicht eine wichtige Zäsur dar.