Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
Auf nr. 264. Hinweis auf voraufgegangene Relationen in puncto excludendorum.
An dem kurbrandenburgischen Zuspruch bei den hessen-kasselschen, um sie von ihrer
Forderung auf Session abzubringen, wozu sie auch willens sein sollen, ist sovil desto
weniger zu zweiflen, weiln auch der Churbrandenburgischer gesandter
n. von Lowen noch vor wenig tagen dem Churmainzischen gesandten
n. Brembser – wie uns derselbe berichtet – zu verstehen geben, das man
wegen admission der Hessen Casßlischen ferrers kein verdruss oder anlauf-
fen würde zu gewartten haben, weiln sich dieselbe solcher praetension bege-
ben würden und nur auf mitel gedächten, wie mit reputation wider zurugg-
kommen mögen. Stehet also zu verhoffen, weiln die Hessen Casßlische, als
welche undter denen excludendis die mächtigiste sein, sich abthuen, das
die übrige auch zurugggangen und etwo bey nunmehr publicierten general-
amnistia inen durch schuldigiste bequemmung und annehmung dess Prage-
rischen fridenschluß den zuetritt ad sessionem et votum selbst eröffnen und
damit die streitigkeit wegen der admittendorum allerdings fallen solle,
zumal nit zu vermueten, das einiger standt werde gefunden werden, der
sich bey also verendertem statu und publication der amnistia einiges nit
herzuetrettenden standts ferrers werde annemmen wöllen.
Ob nun zwar die Hessen Casßlischen sich bey so bewanten sachen umb die
session ferrers nit reisßen werden, so scheinet es doch, das sie zu völliger
accommodation oder annemmung dess Mainzischen accords noch wenig
lust haben, angesechen deren abgeordneter alhie, n. Scheffer, laut unser
undter dato den andern dises eingeschickhter gehorsamisten relation sich
gegen uns ungescheuchet vernemmen lassen dörffen, das die sachen von
selbigem accord schon abkommen. Nichtsdestoweniger wollen wir nit
underlassen, durch die dritte handt von dem in Eur Mayestät allergnedi-
gistem schreiben angeregtem temperamento, das nemblich Hessen Cassel
uf annembung dess Mainzischen accords, Pragerischen friden und nider-
legung der waaffen einen weeg wie den anderen bevorstehen wurde, inen,
was bey disen universaltractaten noch etwa ferrers für sie erhebt werden
möchte, vorzubehalten erwehnung zu thuen, obzwar uf einen fruchtbar-
lichen effect aus angedeüteten ursachen nit zulegen können. Wir möchten
aber auch bey dem puncto excludendorum noch weiters gern instruction
haben, wie wir uns zu verhalten, ufn fall sich Baaden Durlach oder Nassau
Sarbrückhen bey uns angeben, den Prager fridenschluss acceptieren und
ire acceptation in schrifften zuestellen solten, ob dieselbe alßdan, wann sie
in terminis purae acceptionis bestüende, ohne einiges reservat anzenemmen,
oder ob zu Eur Mayestät zu verweisen oder dabey was fürzubehalten
seye.
Die publicatio amnistiae ist durch das Churmainzische directorium alhie
noch vor dess Österreichischen gesandten, Dr. Richterspergers, ankonfft
exequiert und die getruckhte exemplaria undter die anwesende fürstliche
vermitlst der Sahsen Altenburgischen (die sich aber bey deren einliferung
bedingt, das dardurch dem Magdenburgischen directorio nit vorgegriffen
oder praeiudiciert haben wöllen) außgetheilt worden. Es hat auch ein exem-
plar an das rathhauß alhie als in loco, wo die stände zuesamenkommen
(massen solches zue Münster auch beschechen und von dem Münsterischen
convent alhie zu beschechen eingerathen worden), angeschlagen werden
sollen, darwider sich aber burgermeister und rath alhie mit vorwenden, das
sie obstante concluso praeliminari uf einer partey einseitiges begeren der-
gleichen mandata nit exequieren könten, opponiert und solches nit zuegeben
wollen, und wiewol dargegen erynnert worden, das sie nit von einer interes-
sierten partey sondern von dem Churmainzischen directorio bloß umb her-
gebung eines dieners, der solches patent anschlagen, ersuecht wurden, so
seint sie doch bey ihrer mainung bestanden, sich auch alsopald an die Schwee-
den gehenckht und von denselben beyfahl gehabt, also die affixio undter-
lassen werden müessen.
Wegen dess Magdenburgischen directorii sollen die protestierende stände,
wie der von Löwen auch gegen den Churmainzischen gesandten gedacht,
noch immerforth schwürich sein und sich verlauten lassen, auf dess Öster-
reichischen directorii ansaag oder erforderung nit zu erscheinen, es wurden
dan die Magdenburgischen auch mit zuegelassen, ia das ehender rumpieren
als solches nit behaubten wolten. Wir halten es aber darfür, das dises nur
ire drauwörtter sein, deren man bey denn protestierenden wol gewohnt,
dann eine solche ruptur entweder die haubtconfoederation zwischen Franck-
reich und Schweeden mit müeste aufheben, welches aber nit zu vermuethen
oder wenig zu achten. Leben der zuversichtlichen hoffnung, woferrn Eur
Mayestät allergnedigistes bevelchschreiben dess administratoris zu Magden-
burg fürstliche gnaden werde zukommen, und dessen abgesandten alhie
darüber instruiert werden, es werden sich die sachen alhie baldt zum bes-
sern standt verenderen und die protestierenden sowol bey disem passu als
deren Hessen Casselischen praetension sich weisen lassen. Inmitlst ist das
Churmainzische directorium alhie mit den darüber zue Münster in commu-
nication begriffen, wie die consultationes über die haubthandlung anze-
stellen, und was vor materi bey der ersten session zu proponieren. Unge-
achtet die protestierende, so noch immerfort die consultationes undter dem
Magdenburgischen directorio – wie uns der von Löwen noch gestern berich-
tet und seine displicenz daran bezeügt – continuieren, die haubtsach schon
berathschlagt und darüber ein guetachten von 28 bögen lang abgefast haben
und solche erstertagen nacher Münster den fürsten daselbst zu communi-
cieren gemeint sein sollen.
Die Schweedische haben ire vorgehabte conferenz mit denen Franzosen
nacher Münster seithero noch nit fortgesezt, dem vermueten nach, weiln
sie noch uf ire instruction aus Schweeden warten, und etwo dises auch ein
ursach sein kan, warumb sie inmitlst die praeliminarquaestion circa admis-
sionem mediatorum von neüem widerumb erweckht haben, damit sie nemb-
lich zeit gewinnen.