Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
Hinweis auf nr. 287 und nr. 288. Von den Schweden ist bisher noch niemand hier
erschienen. Zwar hat der herzog von Longavilla noch vorgestern, sontags,
mir, Volmarn, selbst, als er mich besuecht, andeütung gethan, das er biß
morgen, mittwoch abendts, ermelter Schweedischer gesandten entlich ge-
wärttig, und sie ire replicas gegeneinander zu conferieren auch lenger damit
nit zuruggzuhalten willens weren und sich dergestalt eröffnen wolten, das
man iren rechten eüffer und ernst zum friden genuegsamb wurde verspüren
konnen, dann sie einmahl den friden disen winter hindurch zu beschliessen
und lenger nit anstehen ze lassen gedächten, allermassen Ewer Kayserliche
Mayestät seine contestationes aus meiner nebenrelation mit mehrerm aller-
genedigist anzuhören geruchen wöllen.
Sovil aber den punctum excludendorum antrifft, da hat sich vergangnen
freytags, den 11. diss, Dr. Öelhafen, Nürnbergischer deputatus, bey mir,
Volmarn, angemelt und angezeigt, als er ohne das sich von Oßnabrugg
alher zu begeben vorhabens gewesen, were er von denen aldort versamb-
leten evangelischen gesandten ersuecht worden, dienlicherortten alhie eryn-
nerung zu thuen, das doch solcher misßverstandt möchte hingelegt, und
sonderlich die Magdenburgische deputierte zuegelassen werden, dann man
hete sich zu erynneren, das beeder cronen plenipotentiarii ire erclärung in
hoc puncto dahin gesezt, wann der Magdenburgischen zuelasßung gegen
erstattung eines revers, ehe dann andere dergleichen praetendenten in locis
congressuum einkämen, bewilliget, alßdan es dabei zu verbleiben, und die
hernachkommende von beytrettung zu denn reichsräthen abgewisen wer-
den solten. Wann aber inmitlst anstehender bewilligung noch andere er-
scheinen theten, so wurde man sich alßdann auch derselben annemmen und
sie ebensowenig als die Magdenburgische ausschliessen lassen. Nun könte
er nit verhalten, das albereit der thumbprobst von Lübeckh auf dem weeg
und vermuetlich auch wegen des erzstifft Bremen instruction und bevelch
mitbringen werde. Seye also periculum in mora und hete man grosse zeit,
sich zu resolvieren, wo man nit grösserer difficulteten von tag zu tag gewärt-
tig sein wolte. Und obzwar entzwischen Dr. Richtersperger in namen dess
Österreichischen directorii zu Oßnabrugg ankommen, so werde er doch bey
sogestalten dingen wenig nuzen schaffen können, dann die evangelischen
hetten sich nunmehr verglichen, bey dem bereits practicierten modo con-
sultandi zu verharren und auf ansagen dess Österreichischen directorii im
rath nit zu erscheinen, solang und vil bis die streittige admission richtig
wer. Es stüende demnach fast auf einer separation, das nemblich die evan-
gelische ihre über die Kayserliche responsiones gefaste conclusa mit neg-
stem durch eine absendung oder etwan auch durch schreiben denn alhie-
ßigen ständen einschicken, und sie ebenmäsßig auch ir mainung zu eröff-
nen anmahnen möchten. Und obzwar solches nit dahin gemeint, das die
evangelische sich de facto von denn catholischen absönderen wolten, so
werde man doch daraus nach und nach allerhandt schwäre nachfolg gewahr
werden.
Zum andern, nachdem Ewer Kayserliche Mayestät in denn responsionibus
allergenedigist bewilligt, das bey und undter disen wehrenden fridenshand-
lungen auch die gravamina abgehandlet und verglichen werden solten,
so hetten sich die evangelische albereit soweit darmit verfast gemacht, das
sie mit negstem darvon den catholischen communication thuen könnten,
were allein an deme, das sie vorderist gern vernemmen wolten, ob sie,
catholische, sich auch darzue bequemmen und mit den irigen sich ebenmäs-
ßig verfassen wolten, also das man pari passu in disem negocio möchte
verfahren können.
Dritens wer bewust, das die Schweedische plenipotentiarii wegen verglait-
tung der mediatstände, nit allerdings zufriden, sondern wider die in der
Kayserlichen responsion einverleibte erclärung schrifftliche einwendung
gethan
Vgl. [ nr. 277,2.]
replic nit heraußgehen, ehe dann sie in disem puncten ir begehren erlangt
hetten.
Wiewol wir nun vernommen, das gedachter Öelhafen dises anbringen auch
bey etlichen anderen catholischen gesandten gethan, so haben wir doch für
ein notdurfft erachtet, umb der sachen richtigkeit willen, beeder churfür-
sten, der Mainz und Bayrischen, gesandtschafften adiunctos als ordinari
deputatos dess churfürstenraths gestrigentags vor uns zu erforderen und
inen solche puncten zu dem ende vorzuhalten, auf das darvon mit anderen
catholischen chur- und fürstlichen räthen gehandlet und was in der sachen
zu thuen bedacht werden möcht .
Sonderlich aber und sovil den ersten puncten anlangt, weil wir laut unserer
vorgangner relationum zum öfftern vermerckht, das ein gueter theil unter
denn catholischen fast uf einig temperamentum zihlen thuend, so haben
wir der Magdenburgischen deputaten halber praeoccupando erynnert, es
wurde fast nötig sein, vorderist in etwas zuezuwartten, waß auf Ewer Kay-
serlichen Mayestät an Chursahsen und denn herren innhaberen des erzstifft
Magdenburg abgangne schreiben vor antwortt einkommen möcht, und solte
zumaln sehr guet sein, wann man inmitlst der gegentheilen replicas zur
handt bringen auch in puncto gravaminum sich gegen den protestierenden
vernemmen lassen könnte, dann uf solche fähl wurde diser streitt gueten-
theils selbst schwinden oder wenigist mit ringerem praeiudicio ein resolu-
tion darauf ze fassen sein. Ein gleiche mainung hete es auch mit denn Hes-
sen Casßlischen, weiln sonderlichen irenthalben an den herren Venetiani-
schen ambassatoren von uns weitere vorschläg beschechen weren.
Was nun darauf von denn catholischen deputatis entschlossen werden
möcht
Die Plenarkonferenz der katholischen Reichsstände fand am 16. November statt. Text des
Protokolls [APW III A 4,1 nr. 3 S. 15–22.]
wir gleichwol verhoffen, es werde Ewer Mayestät Niederösterreichischen
regimentsraths Dr. Richterspergers anweesenheit zu Oßnabrugg wenigist
sovil fruchten, das die protestierenden daselbst zu keiner nachteiligen reso-
lution und trennung außbrechen werden.