Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Sonntag

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31 Sontags] am Rande: Nos cum Hispanis.
Sontags, den 30. huius, ante meridiem haben uff guett-
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finden Ihrer Excellentz herr graaf von Nassau und ich vormittag unß zu
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denn herrn Spanischen gsandten verfüegt und inen vor allen dingen die
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Churbrandenburgische anttwortt mundtlich summarischen innhalts erzehlt,
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sodann auch per copiam Latine factam communicirt, mit weitterer außfüe-
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rung, waßgestalt solche den mediatorn zugleich vorgetragen und darvon
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mit denn Franzosen ze handlen angesucht, waß auch dabei vom Venetia-
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nischen pottschaffter wegen deß obstaculi an cession deß Porto Longone
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und Piombino were discurirt worden. Und haben wir dabei dise weitere auß-
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füerung gethan, wir begehrten zwar inen, herrn Spanischen plenipotentiarien,
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einige maaß oder ordnung nit zu geben, wie wir es auch nit bevelcht weren,

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es erforderte aber gleichwol die nothurfft und Ihr Kayserlicher Maiestät
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sambt dero gantzen hochloblichen hauses interesse, der sachen waß mehrers
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nachzedenkhen. Einmal sei es an deme, daß deroselben und dem reich der
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friden zum höchsten nothwendig, sie weren auch an cräfften dermaassen
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abkommen und sonst von iederman verlassen, daß, wa sie zu keinem friden
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solten gelangen könden und wider so mächtige feinde weiters im krieg ver-
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faßt bleiben müessen, gleichsamb nichts anders dann derselben und ihres
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hauses augenscheinlicher untergang zu gewartten stuende. Waß Ihr König-
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liche Maiestät in Hispanien anlangte, begehrten wir zwar dero vires nit ze
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examinirn, es sei aber zu besorgen, daß die republic von Venedig ein sehr
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nachteiligen und schadlichen friden mit dem Türkhen eingehen und dar-
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durch desselben macht auff deß königs stati in Italia richten möcht. Ob Seine
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Maiestät alsdann solchem newen feindt und zugleich denn Franzosen und
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deroselben anhängern werde gnugsamen widerstandt thuen mögen, daß
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köndten wir zwar nit wissen, es werde aber die erfahrung bezeügen, daß es
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vil schwerer als biß dato hergehen werde. Einmal sei gewiß, daß der friden
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im Teutschlandt derentwegen mit denn Schweden und protestierenden desto
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weniger werde zu erhalten sein, und seye nichts gewissers, wann der herr
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churfürst zu Bayern der ursachen, waran daß werkh sich stossen wolt, be-
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richtet werde, daß er darauff sein absonderlich accommodament suechen,
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ime auch alle andere catholische chur-, fürsten und stände deß reichs nach-
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folgen und sich mit hellem hauffen zu denn Franzosen schlagen werden.
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Also blieben Ihr Kayserliche Maiestät denn Schweden und protestierenden
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allein zum raub außgestellt. Und seye hiebei ferners zu betrachten, das dise
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beede porti

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Porto Longone und Piombino.
von dem heyligen Römischen reich zu lehen rüeren und etwan
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die Franzosen daher ihr absehen auff Ihr Kayserliche Maiestät richten und
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pretendirn werden, daß diselb ihren consens als dominus directus darin
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geben solten. Wölches sie zwar in praeiudicium Ihrer Koniglichen Maiestät
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in Hispanien nit thuen würden, wann es aber unter die stände deß reichs
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kommen und selbige vermerkhen solten, daß darmit ein universalfriden
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erkaufft werden köndte, so sei zu fürsorgen, daß sie mit ihren suffragiis
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consultiuis Ihrer Maiestät den consensum würden abtringen wöllen oder
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entlich deroselben vorgreiffen und zu bedeütter separation anlaaß nemmen.
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Hingegen wann Spania vor sich selbst darin willigte und wenigst einen
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anstandt, darvon beraits erwöhnung beschehen, mit deren vom herrn nuncio
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bestimbter condition, daß nemblich facta intra duos proximos menses recu-
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peratione die beschehene cession ungültig sein solte, zugeben thet, so wurde
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der favor von gantz Italia und denn Teutschen ständen vor Spania erhalten
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werden. Neben allem deme wer gleichwol zu bedenkhen, daß Ihr Königliche
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Maiestät sich anietzt im statu orbitatis befinden thet und keinesweegs rath-
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samb sein woll, mit weitterer continuation deß kriegs die sachen in solcher
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gfahr stekhen ze lassen, daß etwan ein fernerer casus einfallen möcht, dar-

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durch die gantze monarchei noch in mehrer zerrüttung gerathen köndt.
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Wir zweifleten demnach nit, die herren plenipotentiarii wurden solches alles
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ihrer beywohnenden prudentz nach reifflich erwegen, unß solche erinnerung
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in ungleichem nit auffnemmen, sondern vilmehr auff ein fürtreglichs mittl
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bedacht sein und zumaln unß mit ihrem guettachten, waß auff die Chur-
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brandenburgische resolution ze thuen wer, an handt gehen.

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His auditis hatt herr conte Peneranda in presentia seiner mitgesandten, deß
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herrn ertzbischoffs von Cambray

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Joseph de Bergaigne.
und herrn Bruins, selbst geanttworttet:
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Erstlich sovil die Churbrandenburgische anttwortt anlangte, wer wol leicht
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zu erachten geweßt, daß die anderst nit außfallen würde. Er setze auch außer
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zweifl, deß Französischen residentens du Saint Romain negociation sei bei
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disem werkh mehr schädlich dann nutzlich gewesen, und gehe in der gantzen
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statt daß geschrey, daß er gantz daß widerspil dessen, so wir Kayserliche
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vermeinten ime bevohlen geweßt sein solle, verhandlet, allermaassen der
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Plettenberg selbst in disen gedankhen begriffen. Er, Peneranda, wüßte kein
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bedenkhen, warumb man nit alsobaldt mit denn Schweden weiter handlung
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vornemmen solt. Halte aber nit darfür, daß wir waß fruchtbarlichs auß-
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richten werden, dann einmal hette er so vil nachricht, daß die cron Schweden
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noch derzeit keinen friden einzegehen gemeint sei. Daß wir unß aber
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hierinn nach denn Franzosen regulirn und unß gleichsamb in ihre händ
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geben wolten, daß were contra rationem, sie weren ja deß Kaysers ärgste
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feindt und werden nichts negocirn, so wider der Schweden intention sei,
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er liesse es aber an sein ortt gestellt sein. Waß dann den vom Venetianischen
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ambassador gehaltnen discurs anlangte, da hette er ein für allemal gesagt,
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daß er kein bevelch nec pro nec contra von seinem könig hette wegen deß
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Porto Longone und Piombino, weiter köndte er sich nit treiben lassen. Er
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were in vorigen handlungen mit denn Franzosen gar nit auff ein general-
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instruction, wie der Venetianer vermeinte, sondern auff solche bevelch gan-
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gen, die ime endtlich dasjenig, waß beschehen, einzegehen an handt gegeben
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hetten. Sein könig hette zur zeit, als die letstere brieff von demselben auß
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Madrid abgeferttigt worden, daß ist den 26. Novembris, kein nachricht deß
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verlust diser beeden posten gehabt, consequenter ime auch nichts bevehlen
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könden. Also woll ime nit gebüeren, in so wichtigem werkh, als dises sei,
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ohne gemessenen bevelch etwas einzegehen. Er sage nit, daß man den Fran-
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zosen die begehrte cession geben oder auch nit geben soll, sondern daß er
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kein bevelch hab. Es möchte sein, daß ime ordre zuköme, solche cession
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zu verwilligen, die Franzosen möchten sich aber versichert halten, daß er
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inen von solcher verwilligung keinen buchstaben nachgeben werde, sie
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hetten dann vordrist alle übrige puncten, wie er die von handt geben,
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categorice approbirt und guettgehaißen. Er wüßte wol, daß keiner unter
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unß Kayserlichen gsandten wer, wölcher, wann er in dem standt wie er
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sich befinden thet, daß geringste einwilligen würde, wie dann herr graf von

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1
Trautmansdorff ime selbst gesagt, er würde es über sich nit nemmen. Wann
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dann er, als der Ihr Kayserlicher Maiestät privatus und in so hohem ansehen,
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dergleichen nit thete, wie wir ime, als der dergleichen hohe stell bei
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seinem könig nit hette, solches zumuetten wollen. Waß deß Venetianers
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praesupposita anlange, sei darauff wenig fundament ze machen. Ex prae-
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suppositis facilem esse argumentationem, es sey aber daran gelegen, ob
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diselbe vera aut falsa, subsistentia aut imaginaria seyen. Er wüßte gwiß, daß
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die Franzosen einmahl keinen friden begehrten, und wann er dise cession
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einmahl verwilligte, so wer dardurch seines königs reputation etiam non
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secuta pace zum höchsten laedirt. Der weniger theil der Italianischen ständen
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würden gern sehen, daß denn Franzosen dise posti in handts bleiben solten,
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ja auch die republica di Venetia selbst werde diser meinung nit sein. Er
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köndte nit glauben, daß der Contareni von derselben disen bevelch hab.
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Thue er es dann nit als ambassador, so köndt er es noch weniger als mediator
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thuen, dann ime nochweils die mediation zwischen Spania und Frankreich
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in disem particulari nit eingeraumbt worden. Thue er es aber als Contareni,
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so hab man sich dessen nichts zu achten, weil ohnedaß lengst verspürt
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worden, daß er sich denn Französischen interessi gantz ergeben und partey-
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isch, hingegen der cron Spania in allem widrig erzeigen thet. Zu verwundern
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sei, daß er allein, ohne beyziehung deß herrn nuncii, sich dises werkhs so
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hitzig unternemmen thue; er lauff allein zu denn Franzosen, allein zu denn
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Kayserlichen, allein zu ime, Peneranda. Wann es ein sach sei, so pro inter-
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esse gantz Italien ze negocirn nothwendig, warumb er den principalem und
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potiorem mediatorn nit auch darzu ziehe. Es sei noch nit 3 tag, daß

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24–25 der herr nuncius] am Rande: Dise unterstrichne wortt in cifra zu setzen.
der herr
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nuncius eben in disem zimmer, wa er unß anietzt anhörte, ime contestirt
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hette, es köndte keinsweegs zugeben werden, daß die Franzosen dise plätz
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und portus innbehalten solten, und er wurde ine, Peneranda, nit für ein red-
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lichen ministrum seines königs halten, wan er darein ohne gmessne instruc-
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tion willigen thet. Daß aber in denen mit denn Franzosen per Hollandos
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vorgehabten tractaten die mediatores nit gleich anfangs darzu gezogen
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worden, sei daher erfolgt, daß die Franzosen selbst es also haben wollen
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und sich rundt erclärt, wann diß werkh anderst als durch die Hollender
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tractirt wurde, daß sie zu nichts verbunden sein wolten. Daß wir dann sagten,
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der churfürst von Bayern werde sich von Ihrer Maiestät absöndern und Ihr
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Maiestät wurden drüber leiden und zu grundt gehen müessen auß mangel
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der mittel, so hab man dergleichen motivi schon lange zeit gefürt; es hab
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an denn mediis nie, aber wol an guetter direction ermanglet, und dessen
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beclagte sich der churfürst, wie er von seinen hiesigen deputatis hörte, am
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mehisten. Daß hauß Österreich sey schon zu grundt gerichtet, man derffs
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nit erst gewärttig sein, und werde man es mit dergleichen waichen, verzagten
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und desparatis oder, wie er den terminum gebraucht, muliebribus consiliis
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noch mehr zu grundt richten wie auch stiffter und clöster hinweggeben

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mit der catholischen religion unwiderbringlichen nachtel und doch keinen
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friden erhalten, sondern solches noch am jüngsten gericht verantwortten
3
müessen. In summa er beschloss seinen discurs mit disen formalibus: Semel
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pro semper dico, quod hac in re sine expresso regis mandato nihil faciam,
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nolo rogari sententiam, nolo dare consilium nec accipere a quoquam.

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Wir haben es müessen dabei bewenden lassen und allein vermeldt, Ihr Ex-
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cellentz und unser meinung sei nit, ine zu etwas zu nöthigen, so ime nit ver-
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anttworttlich, sondern allein der sachen bewandtnus ze remonstriren, damit
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wir gleichwol in omnem euentum entschuldigt sein möchten. Demnach
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haben wir auch begehrt, unß anzezeigen, waß sein meinung wer, daß uff deß
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hertzogs von Lothringen ime communicirtes schreiben ze antwortten. Da
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sagt er, es wer dem herrn Bruin bevohlen geweßt, solches zu thuen, und
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stüende an deme, daß sie nit wüßten, waß darauff ze thuen, allein hetten sie
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bißher stetigs seine restitution pro conditione sine qua non in den tractaten
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mit denn Franzosen eingesetzt und seyend es auch noch fürders ze behaupten
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entschlossen, die aber solche condition ebensowenig, als mit unß beschehen,
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admittirn wollen. Hette auch biß dato der hertzog an sie nichts geschriben.
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Wir haben auch inter discurrendum nit unterlassen, anregung ze thuen, wie
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hoch sich die Franzosen berüembten, daß die Hollender mit Spania zu
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keinem schluss tretten wurden, da doch wir hofften, es wurde darmit
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anderst beschaffen sein, verhoffend, sie, Spanische, solten unß davon etwas
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andeuttung thuen. Es ist aber von keinem mit geringstem wortt darauff ge-
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anttworttet worden. Also haben wir entlich den abschiedt genommen.

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24 Eodem] am Rande: Galli ad nos cum Veneto wegen Churbrandenburgischer resolution.
Eodem nachmittag umb 4 uhr seind beede Französische plenipotentiarii,
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herr duca di Longavilla und conte d’Avaux, zu Ihr Excellentz kommen,
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dabei auch herr graf von Nassau und ich, Volmar, unß eingefunden. Und
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haben die Franzosen vordrist gegen unß die anwünschung frölichen weih-
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nachtsfeyrtagen, auch eines glukseeligen newen jars abgelegt, sodann ange-
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zeigt, daß der Romain vom churfürsten von Brandenburg wider zurukh-
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kommen. Und wer Sein Churfürstliche Durchlaucht anfangs mit deß Romains
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anbringen übel zefriden geweßt, mit vermelden, hette verhofft, die cron
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Frankreich solt ine vilmehr bei denn Pommerischen landen helffen schützen
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als darvontreiben, und dieweil er vernommen, das conte Servient nechster
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tagen in Haag kommen solt, so wolt er dessen erwartten und mit ime von
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diser sachen weiter handtlen. Es hatt aber der Romain darauff geanttworttet,
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daß er sich mit deß Servients ankunfft betrogen finden werdt, dann dise
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absendung sei mit desselben wissen und willen geschehen, auch sein nego-
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ciation weit auff andere sachen gerichtet. Die cron Frankreich wer schuldig
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und verbunden, crafft der pundtnus die cron Schweden bei demjenigen
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handtzehaben, waß zu derselben satisfaction diente. Man köndte sich in
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disem werkh nit lenger mehr auffhalten lassen, sondern es müeßte einmal
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zum schluss getretten werden. Der churfürst hette darauff vermeldt, er köndt

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und wolt Stettin, Gartz und Wollin nit zurukhlassen, dabei aber Wolgast
2
nit gedacht, also möcht ers vermuettlich denn Schweden lassen. Wegen
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Magdenburg hett er sich beschwert, man macht ime bei demselbem vor-
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schlag solche conditiones, darauß er wol vermerkhen müeßt, daß mans ime
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nit ze geben begehr. Sonderlich beschwerte er sich, daß er der lantgrafin zu
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Hessen Cassel und den Schweden für so starkhe forderungen solte satis-
7
faction laisten und hingegen der possession uff lange jar erst zuwartten.
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Dann es wer gar kein proportion mit den einkommen, dise ertzstifft möchte
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nit über 200 000 reichsthaler ertragen. Doch entlich wer er dabei bliben, daß
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er sein entliche erclärung seinen deputirten räthen zu Münster und Oßna-
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brukh zugeschriben. Sie, Franzosen, wolten also vernemmen, waß in der
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sachen weiter ze thuen.

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Respondimus, daß wir willens weren, durch unsere collegas die Schweden
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vernemmen ze lassen, ob sie bei solcher bewandtnus der weitern und schließ-
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lichen handlung noch laut ihrer alternatif stattthuen wolten. Uff deren
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erfolgende erclärung weren wir erbiettig, durch unsere collegas alsbaldt die
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tractation reassumirn ze lassen, und solte auch ich, Volmar, dennselben zuge-
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ordnet werden, biß herr graf von Trautmansdorff mit glegenheit bessern
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wetters und laibsvermögens selbst hinachkommen köndt. Wir wolten aber
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verhoffen, es wurden auch sie, Franzosische gsandten, sich der sachen mit
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unß unterfangen und etwan herr conte d’Avaux sich auch hinüberbemüehen.
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Darauff haben sie sich alsbaldt zu ja erclärt und darfür gehalten, es wer un-
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nöthig, vordrist die Schweden umb ihr erclärung anzefragen, sondern man
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soll sie bei ihrer inen, Franzosen, gegebner anttwortt fassen, und möchte
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derwegen ich, Volmar, mich ehist hinüber nach Oßnabrukh begeben und
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der sachen ein anfang machen, der conte d’Avaux wer demnach entschlossen,
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sich auch dorthien zu verfüegen. Jedoch dieweil wir unß bezogen, daß wir
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auch daß churfürstliche collegium umb sein votum vernemmen wolten, ists
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dabei verblieben, daß dessen erwarttet, alsdann mit inen, Franzosen, ein ent-
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lichs verglichen werden solt.

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Baldt nachdem die Franzosen ihre complimenti verricht, ist auch der Vene-
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tianische pottschaffter herbeikommen. Der hatt nun auch darvor gehalten,
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daß man der Churbrandenburgischen räthen weitern anbringens nit zu-
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wartten, sondern die handlung cum Suecis in conformità della alternativa
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fortsetzen solt. Hatt aber daher ursach genommen, von denn Spanischen
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tractaten ze reden, daß namblich besser, dise wurden vordrist zu endt ge-
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bracht, dann sonder allen zweifl hernach mit denn Schweden und protestie-
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renden vil leichter gehandlet werden köndt, dann er wüßte, daß die Schwe-
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den nichts üblers förchteten, wie sie dann ieweils starkh nachfragen liessen,
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in quo statu sich dise tractaten befinden theten. Fienge darauff abermaln an,
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weitläuffig von dem Porto Longone et Piombino ze discurirn und dem conte
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Peneranda unrecht ze geben, daß er daß werkh darmit auffhalten thet. Die
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Franzosen hielten sich hierinn beschaidenlich, sagten, daß in ihren durch
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mittel der Hollander mit denn Spaniern gefüertten tractatibus ein clausula

[p. 770] [scan. 818]


1
generalis begriffen, namblich waß ein oder ander theil biß uff unterschrei-
2
bung dises appuntaments hin und wider occupirn wurdt, daß solt ime blei-
3
ben. Nun wer dise clausul bei inen, Franzosen, nit nur uff Catalonia und
4
Niderlandt, sondern auch uff Italia gmeint gewesen, und wann sie Orbitello
5
mittelst vorgehabter belägerung eingenommen, wurden sie es ebensowenig
6
zurukhgeben haben als ietzt dise zween plätz. Daß conte Peneranda sich
7
ex defectu mandati entschuldige, sei unerheblich. Der könig in Spania hab
8
wol gewüßt, daß dise plätz belägert, und die gedankhen machen könden,
9
wann die erobert, daß es die Franzosen nit mehr restituirn wurden. Weil er
10
dann entzwischen kein mandatum prohibitivum heraußgeschikht, so sey a
11
contrario sensu ze presumirn, daß dem könig nit zuwider, ad obtinendam
12
pacem die cession einzewilligen, und wann diß geschehe, so wer der fridt
13
gemacht, und wolten sie die articul noch heut unterschreiben. Einmal sei
14
gwiß, daß diser friden auch den Teutschen friden merklich befürdern werd.
15
Wans aber vor außgang diß nechsteingehenden Januarii nit geschehe, so
16
werdts alsdann vergebens sein, dann man sei nunmehr im werkh, die prae-
17
paratoria zu künfftigem feldtzug widerumb an handt ze richten.

18
Nach abtritt der Franzosen hatt sich der Venetus noch waß mehrers auff-
19
gehalten und sein discurs in diser materi continuirt. Wir haben ime aber
20
gesagt, daß wir über alle angewendte erinnerung bei denn Spanischen nichts
21
erhalten könden, und müeßtens also an sein ortt gestellt sein lassen.

39
21 Er] am Rande: N: Venetus sagt etiam pace cum Hollandis facta Gallos bellum nihilomi-
40
nus cum Hispanis continuaturos.
Er hatt
22
auch vermeldt, nachricht ze haben, wan schon von denn Hollendern mit
23
Spania fridt geschlossen, daß doch Frankreich resolvirt sei, den krieg mit
24
Spania allein auß[zu]füeren, dann sie vermeinen, der könig sei in declina-
25
tione, und könde Frankreich sich nichts andres als mehrer glüklicher pro-
26
gressi versichert halten.

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