Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Mittwoch Mittwochs, den 13. huius, seyend beede herren
mediatores in deß herrn grafen von Nassaw quartir bei unß samtlichen
erschienen und haben referirt, waßgestalten sie daßjenig, so obvermeldter-
maassen in puncto satisfactionis und sonst von unß inen were eröffnet wor-
den, denn Franzosen vorgehalten hetten.
Und zeigte erstens herr nuncius an, daß sie vordrist mit deß herrn grafen von
Trauttmansdorff beschehener erclärung, das sein negociacion mit denn stän-
den zu einiger Separation nit, sondern vilmehr dahien angesehen, damit alle
solche uneinigkheit auß dem weeg geraumbt, zumahln auch mit den cronen
selbst in sambtlicher volnfüerung diser tractaten ein frid gemacht werde,
gantz wol content und zefriden seyen. Sovil aber die beschehene erclärung in
puncto satisfactionis anlangte, da were nit ohne, daß sich hievordisem die
cron Frankreich dergleichen etwan hette vernemmen lassen, die sachen weren
aber seither in andern standt erwachsen, und wolten demnach verhoffen, weil
es unserseits die erste offerta wer, man werde sich bei der handlung mehrers
nähern. Sie köndten sich nochweils darauff hauptsachlich nichts erclären,
sondern müeßten mit ihren confaederatis, denn Schweden, sich darüber
underreden und vordrist auch vernemmen, wie man sich gegen inen in hoc
puncto würde heraußlassen, damit also utrinque pari passu verfahren werde.
Es stüende derentwegen mit dennselben noch uff einer zusamenkunfft, und
möchten selbige mit ehistem allher kommen. Weil sie dann vernemmen, daß
wolgedachter herr graf nach Oßnabrukh zu verraisen willens, als weren sie
bedacht, nach seiner widerkunfft sich in disem puncten eines gewissen zu
erclären. Bei disem liess es herr nuncius verbleiben.
Der Venetianische ambassador aber reassumirte dise erzehlung und zeigte
dabey weiters an, daß die Franzosen erstens solche ihre anttwortt herrn
nuncio und ime angebracht, dabei aber angeregt, dieweil sie sich mit denn
Schweden verglichen, daß hinfüro ein- und anderntheils mit denn Kayser-
lichen vorlauffende handlungen im beysein ieden ortts anwesender residen-
ten verrichtet werden solten, als wolten sie nit unterlassen, sich bei ime,
ambasciatorn, mit dem Schwedischen residenten Rosenhaan absonderlich
anzegeben etc. Er hette sich disem begehren anfangs widersetzt und vermel-
det, daß solches der reputation obhabender mediation zuwiderlauffen wolte.
Zu Oßnabrukh möchte es gleichwol ein andere meinung haben, weil da-
selbst kein mediator vorhanden. Und obwol dessentwegen auch an ine etwas
ansuechen beschehen, so hette es doch darmit sein richtigkheit noch nit
erlangt. Er vermeint derentwegen, dise cerimonia köndt allhier wol ver-
mitten bleiben. Nachdem sie aber uff ihrer meinung verharret und sich mit
deme entschuldigt, daß sie allberait den Schweden ihr parola geben, so hett
er es auch dahiengestellt sein lassen. Sie weren alsogleich disen abendt
sambtlich und mit dem Rosenhaan bei ime gewesen und hetten in puncto
satisfactionis, auch der intention vom herrn grafen von Trautmansdorff
füerender tractaten dasjenig, so beraits vom herrn nuncio referirt worden,
widerholt und zu mehrer bezeugung ihres darob tragenden contentaments
neben anderm vermeldt, daß ihr meinung gar nit sei, Ihr Kayserlicher
Maiestät auctoritet und standt zu verschmälern, sondern vilmehr dabei zu
erhalten. Wo sie auch vernemmen solten, daß iemandt umb deren verende-
rung sich annemmen wolt, würden sie sich selbst deme widersetzen. Waß
demnach die Pfaltzische sachen anlangte, da werde derselb abgeordnete sei-
nen gwalt ime, ambasciatorn, einhendigen und seine pretensiones suechen.
Deßgleichen hetten die Franzosen unser wegen der landtgräfin zu Cassel
beschehene erclärung vor billich erachtet. Inen hette auch deroselben abge-
ordneter referirt, waß ime selbst dessentwegen von Seiner Excellentz, dem
herrn grafen von Trautmansdorff, were angezeigt worden. Wegen der pro-
testirenden gravaminum hetten sie nochmaln die andeüttung gethan, wann
diselben edirt, daß alsdann auff ein prolongation deren im Prager friden
bestimbter jaracht gedacht und also die anderwerts befahrende lange
disputata verhüettet werden möchten. Als er, ambasciator, aber zu wissen
begehrt, ob die Schwedischen plenipotentiarii gleicher meinung und dabey
zu beharren begehrten, hetten sie kein affirmativam von sich geben wollen,
jedoch sich erbotten, wann einige difficulteten dabei ze superirn schwer fallen
solten, daß sie selbst daß ihrig dabei thuen und Ihr Maiestät assistirn wolten.
In puncto satisfactionis hette er inen mit außfüerung aller rationum zuge-
sprochen, daß sie ihre praetensiones mässigen und also richten solten, damit
ein friden bestehen köndte. Hette vermerkht, so offt sie, Franzosen, dißortts
ihre sachen herfürstreichen und sich gleichsamb auff die cron Schweden be-
ziehen wollen, daß der Schwedische resident allzeit sich etwas abgesöndert
gehalten, mit vermelden, es hette gleichwol die cron Schweden vil plätz
inn, so sie zu restituirn, gleichsamb wolte er zu verstehen geben, die Fran-
zosen hetten nit so vil fuegs innen, so starkhe recompensa an sich ze fordern.
Der Servient hette endtlich vermeldet, das die Schwedischen plenipotentiarii
sich noch erclagten, daß sie von denn Kayserlichen dato noch kein resolu-
tion wegen verglaittung der mediatständen erlangt, da es doch fast nur umb
die Straalsundische und Erdfordische deputatos ze thuen sein wurde. Deß-
gleichen hette es noch mit admission der Magdenburgischen keine richtig-
kheit. Wegen des angesuechten salui conductus vor denn hertzogen von
Lothringen sagten beede herren mediatores, daß die Franzosen sich lang
nichts cathegorice erclären wöllen, endtlich seyen sie doch auff eine negati-
vam außgefallen. Under denn ursachen weren vornemblich dise angezogen
worden: 1. Man hette solches begehren bei abhandlung der Hamburgischen
preliminarconvention auch uff die baan gebracht, conte d’Avaux aber hette
sich widersetzt, und drauff wer es außgelassen worden. Consequenter köndte
mans anietzt nit mehr begehren. 2. So hette hochgedachter hertzog sein
accommodation und befridung schon hievor zu Pariß gesuecht und erhalten
Vgl. [oben S. 75 Anm. 1.]
.
Müeßte also sein handlung alldort außgemacht werden. Und ob inen wol
replicirt worden, daß sie selbst disen conventum vor ein universalfridens-
tractat getaufft, consequenter einen ieden, so vor ein kriegspartey biß daher
gehalten worden, darzu zu verglaitten die nothurfft erforderte, er, hertzog,
were Kayserlicher Maiestät adhaerent et socius belli, ein principe soverano,
mit aignem kriegsvolkh versehen, der cron Frankreich feindt, sie hetten der-
gleichen argument wider Ihr Kayserliche Maiestät auch gebraucht und sogar
den Ragozi zu disen congressibus verglaittet haben wöllen, dessen alles
ungeacht weren sie, Franzosen, uff ihrer meinung verharret. Doch hetten sie
dabey gemeldet, es were von der cron Frankreich Ihr Kayserlicher Maiestät
ein saluus conductus generalis pro omnibus faederatis et adhaerentibus er-
theilt worden, dessen köndte man sich auch pro Lothringen bedienen. Der
hertzog von Longavilla hette sich in disem pass gleichsamb neutral gehalten
und hette seine collegas agiren lassen, were vor sein person uff ein seitten
gangen.
Auff dise anzeig replicirte herr obristhofmeister. Sagte erstens denn herrn
mediatorn dankh vor ihr gehabte müeh, im übrigen müeßte er auß der Fran-
zosen anttwortt fast so vil vernemmen, daß sie das werkh noch weiters ver-
zögern wolten. Der Servient were zu Oßnabrukh gewesen, werde sonder
zweifel vernommen haben, waß der Schweden meinung in hoc puncto sei.
Er müeßte es gleichwol dahiengestellt sein lassen, waß sie sich noch weiters
erclären würden. Es were aber die gethande offerta prima et ultima. Er hett
inen alles gesagt, waß Ihr Maiestät thuen köndten und wolten. Sie köndten
und solten damit billich content sein, weil Ihr Maiestät inen zu keiner satis-
faction verbunden. Die haben inen ja zu keiner offension ursach gegeben, vil
weniger hetten sie einigen billichen pretext, unschuldigen pupillen daß ihrig
vorzehalten. Ob sie wol sagten, daß sie die anerbottne stukh schon lang in
handts gehabt, so seyen sie doch dessen nit legitimi possessores gewesen
und hette das reich sein recht dabei noch nie vergeben gehabt. Die Franzo-
sen selbst hetten nichtsdestweniger die ieweils geweßte bischöff zu Metz,
Tull und Verdun an daß reich respondirn lassen und erst bei ietzlauffendem
kriegsweesen darmit enderung vorgenommen. Zwischen ihrer und der
Schweden forderung wer ein grosser unterschiedt: 1. weren die Schweden
von denn protestantibus cum oblatione satisfactionis erfordert worden,
2. hette man sich hierunder mit inen zu Schonbekh in würkliche handlung
eingelassen, 3. hetten sie weit mehr landt und leütt, stätt und vestungen im
reich in banden, so sie ze restituiren. Die Franzosen hingegen hetten vil weni-
ger und zwar solche posten inn banden, die sie doch in die harr nit wurden
mantenirn könden, neben deme sie ex pacto ad restitutionem obligirt weren.
Waß die noch unerledigte differentias wegen der Magdenburgischen ad-
mission und verglaittung der mediatständen anlangte, werde nunmehr uff
sein ankunfft nach Oßnabrukh zur richtigkheit kommen. Und wann die
Schweden nit weiter als vor Straalsundt und Erdfort saluos conductus oder
auch ein mehrer anzahl begehrten, wurde inen willfahrt werden. Daß sie aber
in infinitum gehen und, waß inen auß den erblanden anhangt, herzuziehen
wolten, daß were contra rationem. Hierauff sagte der Venetus, sie hetten sich
erclärt, derentwegen denn Kayserlichen nit molest ze sein. Wegen Lothrin-
gen zeigte herr obristhofmeister an, daß es an dem generalpass nit gnug,
diser hertzog müeßte zugleich absonderlich als ein principe sovrano ver-
glaittet werden. Und dieweil beede mediatores sagten, es were guett, daß
man denen churfürstlichen und andern gesandten zusprechen thet, data occa-
sione auch ihres ortts den Franzosen die unbillicheit ihrer pretension circa
satisfactionem ze remonstrirn, so hett man inen bedeüttet, das es freylich nit
unterlassen werden solle. Ita solutum colloquium.
Mittwochs, den 13. huius, empfangen wir von Kayserlicher Maiestät schrei-
ben sub dato Lintz, 1. huius, uff unsere relationes vom 14. und 17. Novem-
bris mit remission uff vorige resolutiones in puncto admittendorum, saluo-
rum conductuum pro mediatis et grauaminum. Sodann bevehlen Ihr Maie-
stät, waß dem duca die Longavilla super titulo altessa vor vertröstung zu
geben, und würdt dabei sonderlich pro conditione gesetzt, daß noch nit an
Ihr Kayserliche Maiestät gelangt worden, obs der könig in Frankreich
begehre [ 941].
mediatores in deß herrn grafen von Nassaw quartir bei unß samtlichen
erschienen und haben referirt, waßgestalten sie daßjenig, so obvermeldter-
maassen in puncto satisfactionis und sonst von unß inen were eröffnet wor-
den, denn Franzosen vorgehalten hetten.
Und zeigte erstens herr nuncius an, daß sie vordrist mit deß herrn grafen von
Trauttmansdorff beschehener erclärung, das sein negociacion mit denn stän-
den zu einiger Separation nit, sondern vilmehr dahien angesehen, damit alle
solche uneinigkheit auß dem weeg geraumbt, zumahln auch mit den cronen
selbst in sambtlicher volnfüerung diser tractaten ein frid gemacht werde,
gantz wol content und zefriden seyen. Sovil aber die beschehene erclärung in
puncto satisfactionis anlangte, da were nit ohne, daß sich hievordisem die
cron Frankreich dergleichen etwan hette vernemmen lassen, die sachen weren
aber seither in andern standt erwachsen, und wolten demnach verhoffen, weil
es unserseits die erste offerta wer, man werde sich bei der handlung mehrers
nähern. Sie köndten sich nochweils darauff hauptsachlich nichts erclären,
sondern müeßten mit ihren confaederatis, denn Schweden, sich darüber
underreden und vordrist auch vernemmen, wie man sich gegen inen in hoc
puncto würde heraußlassen, damit also utrinque pari passu verfahren werde.
Es stüende derentwegen mit dennselben noch uff einer zusamenkunfft, und
möchten selbige mit ehistem allher kommen. Weil sie dann vernemmen, daß
wolgedachter herr graf nach Oßnabrukh zu verraisen willens, als weren sie
bedacht, nach seiner widerkunfft sich in disem puncten eines gewissen zu
erclären. Bei disem liess es herr nuncius verbleiben.
Der Venetianische ambassador aber reassumirte dise erzehlung und zeigte
dabey weiters an, daß die Franzosen erstens solche ihre anttwortt herrn
nuncio und ime angebracht, dabei aber angeregt, dieweil sie sich mit denn
Schweden verglichen, daß hinfüro ein- und anderntheils mit denn Kayser-
lichen vorlauffende handlungen im beysein ieden ortts anwesender residen-
ten verrichtet werden solten, als wolten sie nit unterlassen, sich bei ime,
ambasciatorn, mit dem Schwedischen residenten Rosenhaan absonderlich
anzegeben etc. Er hette sich disem begehren anfangs widersetzt und vermel-
det, daß solches der reputation obhabender mediation zuwiderlauffen wolte.
Zu Oßnabrukh möchte es gleichwol ein andere meinung haben, weil da-
selbst kein mediator vorhanden. Und obwol dessentwegen auch an ine etwas
ansuechen beschehen, so hette es doch darmit sein richtigkheit noch nit
erlangt. Er vermeint derentwegen, dise cerimonia köndt allhier wol ver-
mitten bleiben. Nachdem sie aber uff ihrer meinung verharret und sich mit
deme entschuldigt, daß sie allberait den Schweden ihr parola geben, so hett
er es auch dahiengestellt sein lassen. Sie weren alsogleich disen abendt
sambtlich und mit dem Rosenhaan bei ime gewesen und hetten in puncto
satisfactionis, auch der intention vom herrn grafen von Trautmansdorff
füerender tractaten dasjenig, so beraits vom herrn nuncio referirt worden,
widerholt und zu mehrer bezeugung ihres darob tragenden contentaments
neben anderm vermeldt, daß ihr meinung gar nit sei, Ihr Kayserlicher
Maiestät auctoritet und standt zu verschmälern, sondern vilmehr dabei zu
erhalten. Wo sie auch vernemmen solten, daß iemandt umb deren verende-
rung sich annemmen wolt, würden sie sich selbst deme widersetzen. Waß
demnach die Pfaltzische sachen anlangte, da werde derselb abgeordnete sei-
nen gwalt ime, ambasciatorn, einhendigen und seine pretensiones suechen.
Deßgleichen hetten die Franzosen unser wegen der landtgräfin zu Cassel
beschehene erclärung vor billich erachtet. Inen hette auch deroselben abge-
ordneter referirt, waß ime selbst dessentwegen von Seiner Excellentz, dem
herrn grafen von Trautmansdorff, were angezeigt worden. Wegen der pro-
testirenden gravaminum hetten sie nochmaln die andeüttung gethan, wann
diselben edirt, daß alsdann auff ein prolongation deren im Prager friden
bestimbter jaracht gedacht und also die anderwerts befahrende lange
disputata verhüettet werden möchten. Als er, ambasciator, aber zu wissen
begehrt, ob die Schwedischen plenipotentiarii gleicher meinung und dabey
zu beharren begehrten, hetten sie kein affirmativam von sich geben wollen,
jedoch sich erbotten, wann einige difficulteten dabei ze superirn schwer fallen
solten, daß sie selbst daß ihrig dabei thuen und Ihr Maiestät assistirn wolten.
In puncto satisfactionis hette er inen mit außfüerung aller rationum zuge-
sprochen, daß sie ihre praetensiones mässigen und also richten solten, damit
ein friden bestehen köndte. Hette vermerkht, so offt sie, Franzosen, dißortts
ihre sachen herfürstreichen und sich gleichsamb auff die cron Schweden be-
ziehen wollen, daß der Schwedische resident allzeit sich etwas abgesöndert
gehalten, mit vermelden, es hette gleichwol die cron Schweden vil plätz
inn, so sie zu restituirn, gleichsamb wolte er zu verstehen geben, die Fran-
zosen hetten nit so vil fuegs innen, so starkhe recompensa an sich ze fordern.
sich noch erclagten, daß sie von denn Kayserlichen dato noch kein resolu-
tion wegen verglaittung der mediatständen erlangt, da es doch fast nur umb
die Straalsundische und Erdfordische deputatos ze thuen sein wurde. Deß-
gleichen hette es noch mit admission der Magdenburgischen keine richtig-
kheit. Wegen des angesuechten salui conductus vor denn hertzogen von
Lothringen sagten beede herren mediatores, daß die Franzosen sich lang
nichts cathegorice erclären wöllen, endtlich seyen sie doch auff eine negati-
vam außgefallen. Under denn ursachen weren vornemblich dise angezogen
worden: 1. Man hette solches begehren bei abhandlung der Hamburgischen
preliminarconvention auch uff die baan gebracht, conte d’Avaux aber hette
sich widersetzt, und drauff wer es außgelassen worden. Consequenter köndte
mans anietzt nit mehr begehren. 2. So hette hochgedachter hertzog sein
accommodation und befridung schon hievor zu Pariß gesuecht und erhalten
Vgl. [oben S. 75 Anm. 1.]
Müeßte also sein handlung alldort außgemacht werden. Und ob inen wol
replicirt worden, daß sie selbst disen conventum vor ein universalfridens-
tractat getaufft, consequenter einen ieden, so vor ein kriegspartey biß daher
gehalten worden, darzu zu verglaitten die nothurfft erforderte, er, hertzog,
were Kayserlicher Maiestät adhaerent et socius belli, ein principe soverano,
mit aignem kriegsvolkh versehen, der cron Frankreich feindt, sie hetten der-
gleichen argument wider Ihr Kayserliche Maiestät auch gebraucht und sogar
den Ragozi zu disen congressibus verglaittet haben wöllen, dessen alles
ungeacht weren sie, Franzosen, uff ihrer meinung verharret. Doch hetten sie
dabey gemeldet, es were von der cron Frankreich Ihr Kayserlicher Maiestät
ein saluus conductus generalis pro omnibus faederatis et adhaerentibus er-
theilt worden, dessen köndte man sich auch pro Lothringen bedienen. Der
hertzog von Longavilla hette sich in disem pass gleichsamb neutral gehalten
und hette seine collegas agiren lassen, were vor sein person uff ein seitten
gangen.
Auff dise anzeig replicirte herr obristhofmeister. Sagte erstens denn herrn
mediatorn dankh vor ihr gehabte müeh, im übrigen müeßte er auß der Fran-
zosen anttwortt fast so vil vernemmen, daß sie das werkh noch weiters ver-
zögern wolten. Der Servient were zu Oßnabrukh gewesen, werde sonder
zweifel vernommen haben, waß der Schweden meinung in hoc puncto sei.
Er müeßte es gleichwol dahiengestellt sein lassen, waß sie sich noch weiters
erclären würden. Es were aber die gethande offerta prima et ultima. Er hett
inen alles gesagt, waß Ihr Maiestät thuen köndten und wolten. Sie köndten
und solten damit billich content sein, weil Ihr Maiestät inen zu keiner satis-
faction verbunden. Die haben inen ja zu keiner offension ursach gegeben, vil
weniger hetten sie einigen billichen pretext, unschuldigen pupillen daß ihrig
vorzehalten. Ob sie wol sagten, daß sie die anerbottne stukh schon lang in
handts gehabt, so seyen sie doch dessen nit legitimi possessores gewesen
und hette das reich sein recht dabei noch nie vergeben gehabt. Die Franzo-
sen selbst hetten nichtsdestweniger die ieweils geweßte bischöff zu Metz,
Tull und Verdun an daß reich respondirn lassen und erst bei ietzlauffendem
kriegsweesen darmit enderung vorgenommen. Zwischen ihrer und der
Schweden forderung wer ein grosser unterschiedt: 1. weren die Schweden
von denn protestantibus cum oblatione satisfactionis erfordert worden,
2. hette man sich hierunder mit inen zu Schonbekh in würkliche handlung
eingelassen, 3. hetten sie weit mehr landt und leütt, stätt und vestungen im
reich in banden, so sie ze restituiren. Die Franzosen hingegen hetten vil weni-
ger und zwar solche posten inn banden, die sie doch in die harr nit wurden
mantenirn könden, neben deme sie ex pacto ad restitutionem obligirt weren.
Waß die noch unerledigte differentias wegen der Magdenburgischen ad-
mission und verglaittung der mediatständen anlangte, werde nunmehr uff
sein ankunfft nach Oßnabrukh zur richtigkheit kommen. Und wann die
Schweden nit weiter als vor Straalsundt und Erdfort saluos conductus oder
auch ein mehrer anzahl begehrten, wurde inen willfahrt werden. Daß sie aber
in infinitum gehen und, waß inen auß den erblanden anhangt, herzuziehen
wolten, daß were contra rationem. Hierauff sagte der Venetus, sie hetten sich
erclärt, derentwegen denn Kayserlichen nit molest ze sein. Wegen Lothrin-
gen zeigte herr obristhofmeister an, daß es an dem generalpass nit gnug,
diser hertzog müeßte zugleich absonderlich als ein principe sovrano ver-
glaittet werden. Und dieweil beede mediatores sagten, es were guett, daß
man denen churfürstlichen und andern gesandten zusprechen thet, data occa-
sione auch ihres ortts den Franzosen die unbillicheit ihrer pretension circa
satisfactionem ze remonstrirn, so hett man inen bedeüttet, das es freylich nit
unterlassen werden solle. Ita solutum colloquium.
Mittwochs, den 13. huius, empfangen wir von Kayserlicher Maiestät schrei-
ben sub dato Lintz, 1. huius, uff unsere relationes vom 14. und 17. Novem-
bris mit remission uff vorige resolutiones in puncto admittendorum, saluo-
rum conductuum pro mediatis et grauaminum. Sodann bevehlen Ihr Maie-
stät, waß dem duca die Longavilla super titulo altessa vor vertröstung zu
geben, und würdt dabei sonderlich pro conditione gesetzt, daß noch nit an
Ihr Kayserliche Maiestät gelangt worden, obs der könig in Frankreich
begehre [ 941].