Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Mittwoch

36
10 Mittwochs] am Rande: Cum mediatoribus de responso ad propositionem Gallicam
37
dando.
Mittwochs, den 19. huius, vormittag umb 10. uhr
11
seind beede herren mediatores zu unß kommen und haben unß vorgehalten,
12
daß der hertzog von Longauilla bei deren inen erstatteter revisita unter
13
anderem sich vermerkhen lassen, daß er gern sehen wolte, die Kayserlichen
14
theten sich dermaln einer anttwortt über die Französische proposition erclä-
15
ren. Worüber sie ime entgegen gehalten, ob sie zwar noch [von] unß nichts
16
vernommen, so müeßten sie es iedoch an ihrem ortt darfürhalten, daß solche
17
proposition nit geringes nachgedenkhten causirn werde, indeme zu dem ein-
18
gang ein clausula addendi etc. beygesetzt, da man anstehen werde, wohin
19
solches angesehen. Sodann wer auch der articul wegen pretendirter satisfac-
20
tion also unlautter und generaliter gesetzt, daß sie nit sehen, waß die Kay-
21
serlichen darüber werden anttwortten könden.

38
21 Hierauff] am Rande: Nota: clausula propositionis Gallicae non insidiosa.
Hierauff hette der hertzog
22
gesagt, waß die bedeütte clausulam antreffen thet, soll man versichert sein,
23
daß man Französischentheils nit gedenkhe, hierdurch einige newe substan-
24
tialpostulata auff die baan ze bringen, sondern sich allein vorbehalte, daß
25
so gesetzt nach vernemmender einred der Kayserlichen mehrers zu erläuttern.
26
Die kron Frankreich seye sehr begihrig, einen friden ze machen und daß
27

39
27 werkh] am Rande: Mediatores.
werkh uffs allerehist ze fürdern, ungehindert deren allerortten erscheinender
28
newer progressen, als daß sie in Catalonien ein so ansehenliche victori er-
29
halten,

42
Am 22. Juni 1645 hatte Harcourt bei Llorens einen Sieg über die Spanier errungen.
in denn Niderlanden die oberhandt hetten, la Motta

43
La Mothe-en-Argonne, kleine befestigte Stadt in Lothringen an der Grenze zur Champagne, fiel
44
am 7. Juli 1645 in französische Hände. Vgl. F. W. Barthold II S. 513.
nunmehr auch
30
erobert wer.

40
30 Und] am Rande: Satisfactio.
Und sobald sie der Kayserlichen anttwortt auff die proposition
31
sehen, wolten sie zugleich sich in puncto satisfactionis semel pro semper er-
32
clären und selbige also setzen, daß man verspüren solt, sie begehrten nichts
33
unbillichs.

41
33 Deßgleichen] am Rande: Assecuratio.
Deßgleichen wolten sie sich auch in puncto assecurationis eines
34
endtlichen vernemmen lassen.

[p. 399] [scan. 447]


1
Waß dann die guardie deß duca di Longavilla anlangte, hetten sie deßentwegen
2
bei denn andern beeden Französischen plenipotentiariis anregung gethan. Die
3
hetten aber vermeldet, es werde ihres erachtens nit vonnöthen sein, hierunder
4
den hertzog selbst anzesprechen, dann er sich beraits gegen inen vernemmen
5
lassen, daß er kein lust habe, solche manier ze continuirn, sonderlich weil er
6
vermerkhte, daß von andern nit geschehen, und were also selbst bedacht, di-
7
ses auffwartten einzestellen. Jedoch hetten sie, Franzosen, hierunder auch dise
8
wortt lauffen lassen, daß sie wunderte, warumb von unß Kayserlichen allhier
9
sobaldt gegen inen andung gethan werde, da doch der Schwedische pleni-
10
potentiarius Oxenstiern zu Oßnabrukh sich dergleichen auffwarttens auch
11
gebrauchte, one daß gegen ime von denn Kayserischen alldort daß geringste
12
were geandet worden.

13
Vermeinten demnach sie, mediatores, es wurde fürohien von dem hertzogen
14
underlassen werden. Wie sie dann hierunder auch mit dem herrn conte Pine-
15
randa gehandlet und die anttwortt erhalten, wann es die Franzosen unter-
16
lassen theten, so solts von ime auch vermitten bleiben, wa nit, so werde er
17
seines königs reputation zugleich in acht nemmen müessen. Drittens hatt der
18
Venetianische ambassador widerumb erinnerung gethan wegen deß Ragoczi
19
gsandten und ihrer verglaittung, sagend, daß der duca di Longavilla selbst
20
darumb sollicitirt mit vermelden, es hette er, Ragoczi, darumb bei inen aber-
21
maln gar starkh sollicitirn und nachfolgen lassen.

22
Respondimus ad primum, wir hetten nichts liebers erwünscht, als daß wir
23
lengst mit denen allhier und zu Oßnabrukh anwesenden churfürstlichen, auch
24
fürstlichen und anderer ständen gesandten über die materiam der gegen-
25
theilen propositionum zu einiger consultation hetten gelangen mögen. Es
26
weren aber noch bißher allerhandt verhindernuß von denn ständen selbst in
27
weeg gelegt worden. Zudeme stüenden wir stundlich in erwarttung Ihr
28
Kayserlicher Maiestät resolution, darauff wir alsdann der sachen einen an-
29
fang ze machen nit underlassen würden. Ad secundum were zuzesehen, wie
30
sich der hertzog in solchem pass hinfüro erzeigen werde. Ad tertium stüende
31
zugleich noch uff Kayserlicher Maiestät resolution. Wir sehen aber kein ver-
32
nünfftige ursach, warumb die Franzosen solches ze pretendiren haben kön-
33
den oder sollen, dann ia die Ragoczische und Hungerische hendel mit dem
34
reich nichts ze thuen.

35
Es seyend folgendts beede mediatores in discursu zu red worden, daß die
36
Churbayerischen gsandten seither, als unß der Franzosen abschlägige antt-
37
wortt in puncto armistitii angebracht worden, abermaln bei denn Franzosen
38
geweßt. Sie, mediatores, köndten solch particularnachlauffen einmal nit
39
guett finden. Were besser, man gienge den rechten weeg und liess die sachen
40
durch unß, Kayserliche, mit inen, mediatorn, und durch sie hernach mit denn
41
gegentheilen negocirn. Es könde und werde solchergestalt Ihr Kayserlicher
42
Maiestät nit zu guetten kommen und wuerde, wans nit anderst werden solle,
43
sagt der Venetus, besser sein, daß Ihr Maiestät uff mittel bedacht wer, disen
44
congress gantz zu zertrennen. Wir habens dahiengestellt sein lassen, mit

[p. 400] [scan. 448]


1
bedeütten, wann die stände sich uff ein gwissen modum, allermaassen im
2
vorschlag wer, zusamenthuen wurden, so werden solche particularnego-
3
ciationes von selbst sich abschneiden.

4

39
4 Eodem] am Rande: Churfürstlich Cölnischer secretarius: 1. wegen Lengerischen con-
40
clusi, 2. an ad deputatos ordinarios? 3. an Magdeburg, Cassel et Straßburg excludendi?
Eodem mittwochs, als die mediatores von unß hinweg, meldet sich der
5
Churcölnische secretarius

43
Matthias Linz.
an auß bevelch selber gesandtschafft , waißt ein
6
schreiben von denn Churmaintzischen zu Oßnabrukh an Ihr Fürstliche
7
Gnaden, den herrn bischoffen daselbst, abgangen, darin sie ze wissen begeh-
8
ren: 1. wer daß Lengerisch conclusum an die fürsten und stände ze bringen,
9
2. obs an selbe sambtlich oder allein an die deputatos ordinarios, 3. ob
10
Magdenburg, Hessen Cassel, Straßburg außzeschliessen, 4. weil es mit dem
11
predicat excellentz noch nit richtig, wie man sich in eventum, sie Churmaint-
12
zische die relation auszerichten hetten, gegen denen fürstlichen verhalten
13
solle. Zaigt gedachter secretarius an, es were geschlossen worden ze antt-
14
wortten: Ad primum, die Maintz- und Brandenburgischen solten es thuen, ad
15
secundum, an die deputatos ordinarios allein, denen gleichwol freyzestellen,
16
es hernach den übrigen ständen ze intimirn, ad tertium, were noch derzeit nit
17
nöthig, hierauff sich ze resolvirn, wiewol, waß Straßburg anlangte, wurde man
18
selbe a sessione nit außschliessen könden. Ad quartum, man sol sich dißortts
19
der adiunctorum gebrauchen. Addit, die Brandenburgischen hetten haben
20
wollen, daß man wegen admission der Hessen Casselischen ein schluss fassen
21
solt, were aber zur anttwortt geben worden, die nothurfft erforderte es noch nit.
22
Nos praemissa gratiarum actione respondimus, dise sachen alle weren beraits
23
zu Lengerich resolvirt gewesen, und verwunderte unß, das die Churmaintzi-
24
schen erst drüber scrupulirten. Man solt inen schreiben, sie soltens befür-
25
dern und sich allher verfüegen, damit dermaln denn consultationibus ein an-
26
fang köndte gemacht werden. Man hett hievor sich stetigs wider die Fran-
27
zosen und Schweden beschwehrt, das man sie zu keiner proposition bringen
28
köndte, ietzt könde man mit denn ständen zu keiner consultation kommen,
29
und woll man doch nit zugeben, daß wir, Kayserliche, es allein negocirn. Die
30
schuldt dises verzugs stehe numehr einzig und allein auff denn ständen. Mit
31
diser occasion haben wir ime, secretarien, zugleich auch angedeüttet, waß
32
die mediatores an unß gebracht hetten, daher man sovil mehr ursach, die
33
zusammentrettung der ständen zu befürdern. Waß aber in § ’Es seyend fol-
34
gendts‘ etc. angehenkht, daß haben wir ze melden unnöthig erachtet, im
35
übrigen den secretarien erinnert, solches alles seinem herrn widerumb zu-
36
rukhzebringen.

37

42
37 Eodem] am Rande: A Caesare wegen Parisischen negociati.
Eodem mittwoch, den 19. huius, empfangen wir a Caesare zwei schreiben.
38
Daß erste vom 4. Julii, innhalts, waß der herr churfürst in Bayern von seines

41
4. de praedicato excellentiae.

[p. 401] [scan. 449]


1
beichtvatters

42
P. Johann Vervaux.
zu Pariß vorgangner handlung an Ihr Maiestät communicirt
2
und darinnen begehrt, das Ihr Maiestät iemandt zu ime ad consultandum de
3
variis und sonderlich de admittendo octauo electoratu abordnen solt. Ihr
4
Maiestät bevehlen, diß alles allein zu unserer nachricht in secreto ze halten,
5
biß sie unß nach vorgangner conferentz ein mehrers bevehlen werden. Da
6
wir aber vermerkhen solten, daß die Churbayerischen gsandten nochmaln
7
abseittige handlungen mit denn Franzosen füertten, solten wir fleissig auff-
8
sicht drauff halten, sonsten aber unß gegen inen, auch andern churfürstlichen
9
gsandten, mit andung nichts vermerkhen lassen, es were dann summum peri-
10
culum in mora [ 737].

40
10 Daß] am Rande: Caesar de modo consultandi cum statibus.
Daß ander vom 5. huius ist ein resolution uff unser re-
11
lation vom 23. Junii innhalts: 1. Wegen des modi consultandi bleibs bei Ihr
12
Maiestät vorigen bevelchen, das man sich bearbeitte, mit denn ordinari depu-
13
tatis ze consultirn, mit denn non deputatis aber guette, vertrauliche correspon-
14
dentz et communicationes, doch nit collegialiter ze halten. Wann auch die
15
churfürstlichen einen andern modum vorschlagen, soll mans per modum voti
16
an Ihr Maiestät uff ratification gelangen lassen. Wann man aber uff einen reichs-
17
tag sich lenden solt, sollen wirs secundiren. Dabei würdt communicirt, waß
18
deßwegen ad Maintz, Bayern, Saxen geschriben, so in geheimbdt ze halten.
19
2. Die Hessen Casselischen sollen zu keiner session admittirt werden, die
20
landtgräfin hab sich dann vordrist accommodirt. Ausserhalb dessen lass man
21
geschehen, daß sie bei denn frembden cronen stehen mögen. 3. Sei recht
22
beschehen, daß wir dem duca von Longavilla das predicat altesse nit ge-
23
geben noch unß dißortts zu einiger newerung verstehen solten. 4. Wegen
24
deß predicats excellentz zwischen denn churfürstlichen und fürstlichen sol-
25
len wir unß nec pro nec contra einmischen. 5. Wegen der passbrief vor den
26
Ragoczi ze sehen, wie diser punct in consultatione umbgangen werden
27
köndte [ 738].

28

41
28 Vom] am Rande: NB: Ist erst am sambstag, 22. huius, einkommen.
Vom duca Savelli eodem sub dato Rom, 1. Junii, pontificem adhuc in sententia
29
perseuerare Caesarem iuuandi, sollicitum esse de mediis. Leslaeum iam in Ger-
30
maniam rediisse, quid Florentiae impetrauerit, proximum se scripturum [ 739].

Dokumente