Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Montag
Montags, den 27. huius, als herr bischoff von Oßna-
brukh zuvor mehrmaln bei herrn grafen umb eine zusamenkunfft wegen der
niderlag in Böheimb sich angemeldt, haben wir beeder herrn churfürsten
Cöln und Bayern deputirte zu unß erfordert
Vgl. APW [A 1, 1 S. 19ff.]
und inen nachfolgenden suma-
rischen vortrag gethan: Sie würden auß inen iüngst von unß communicirtem
schreiben der Kayserlichen Maiestät vom 14. diß auß Regenspurg vernom-
men haben, waßgestalten dieselben unß den ungluklichen verlauff in Bö-
heimb notificirt, gleichwol aber dabei angeregt, daß sie in hoffnung, sich
ehist widerumb anderwerts in verfassung ze stellen und deß feindts mehrern
fürbruch zu verhindern, nach deren erbfurstenthumb Osterreich uffm weg
begriffen. Nun hetten wir zwar uff solche notification und anderwertts ver-
nommne mehrere particulariteten in willens gehabt, mit inen, herrn churfürst-
lichen deputirten, von disem zustandt einige conversation ze halten, wo wir
nit in hoffnung gestanden, es möchte entzwischen von Ihr Kayserlicher
Maiestät etwas mehrer bevelch einlangen oder sonst einige apertur zu fer-
nern handlung erfolgen, sonderlich aber durch die herren mediatores von
denn Französischen plenipotentiarien etwas erclärung über unsere replic in
puncto propositionis erhalten werden. Nachdem es aber biß daher mit ein
und anderm angestanden, so hetten wir gleichwol unserer schuldigkheit
ze sein ermessen, unß mit inen, deputirten, in etwas ze underreden und sie
zu ersuchen, sie wolten unß unbeschwert ihre gedankhen eröffnen, waß sie
vermeinten, bei so bewandten sachen an handt ze nemmen oder etwan auch
gehoriger ortten ze hinderbringen sei. Sodann auch, weil so vil verlautten
wölle, daß die herren mediatores selbst in zweiffel stehen, ob bei denn Franzö-
sischen plenipotentiariis einige erclärung in puncto propositionis werde her-
außzebringen sein, waß dessentwegen in acht ze nemmen räthlich sein mochte.
Als sich nun die herren churfürstlichen deputati uff dise unsere proposition
etwas miteinander absonderlich underredt, hatt darauff herr bischoff von
Oßnabrukh als im namen Churcöln folgende meinung vorgebracht: Sie
hetten unseren vortrag verstanden und nit unterlassen, der sachen nachze-
denkhen, befinden zwar denn casum schwer und gefahrlich, wolten iedoch
nit zweifflen, Ihr Kayserliche Maiestät noch wol mittel finden werden, dem
feindt seinen cursum victoriae ze underbrechen, wie dann Ihr Churfürstliche
Durchlaucht in Bayern ebenmässig ime geschriben, obgleich der verlust
groß, so werde es doch an rechter zusammensetzung nit ermanglen und nit
underlassen werden, alle äusseriste müglicheit zu einiger gnugsamen ver-
fassung anzewenden. Es hette der feindt bei diser action auch keine seiden
gespunnen, sondern vil volks und ansehenliche generalpersonen, auch andere
hohe und nidere officir verloren, daß er sein victori nit, wie er gern wolte,
prosequiren könde, derentwegen er dann auch den Königsmarkh mit allen
seinen volkern zu sich erfordert. Wie deme aber, so were gleichwol auch uff
mittl zu gedenkhen, wie mehrerm unglükh möchte vorgebogen werden. Diß
köndte allein uff zween weeg geschehn, erstlich, daß man die gegentheil zu
eröffnung der hauptproposition und antrettung der fridenstraktaten möchte
bringen oder doch, wa diß noch nit erheltlich, wenigst ein armistitium nego-
ciren lassen. Und sovil zwar daß armistitium anlangte, were ime beraitts
hievor von dem herren churfürsten von Bayern zugeschriben, daß Ihr
Kayserliche Maiestät dazu incliniren theten und unß dessentwegen bevelch
hetten zukommen lassen, dabei anietzt hauptsächlich drei fragen fürfallen
theten: erstens, ob solches zu suechen, 2. quomodo und wie man dazu zu ge-
langen, und drittens quibus conditionibus. Auff die erste frag, wolle der
ietzige status rerum nit vil zweifflen lassen, ob man darauff trachten solle,
dieweil anderwertts kein genugsame mittel erscheinen wollen, wie dem
feindt sein cursus victoriae könde gestekht werden. Gleichwol solte es mit
solchem armistitio kein andern verstandt haben, als allein in ordine ad trac-
tandum pacem und etwan uff 4 oder 5 monat. Auff die andere, were es allein
an deme gelegen, daß solches mittel nit immediate im namen Kayserlicher
Maiestät und deß reichs gesuecht und die gegentheil daher in die gedankhen
gesetzt werden, daß man diserseits daß hertz gantz hette sinkhen und fallen
lassen. Nun zweifelte er nit, die herren mediatores werden sich hierinnen ihrer
bekandten dexteritet nach gern gebrauchen lassen und, wenn sie allein un-
serer intention verstendigt, die sachen alsdann quasi motu proprio bei denn
gegentheil negociren und handlen, also daß der vorschlag nit von eint-
wederer partei, sondern von inen, mediatorn, ex communi zelo hergeflossen
zu sein scheinen solt. Bei der dritten weren vil absätz ze consideriren, son-
derlich ob man uff publicum oder priuatum armistitium handlen sollt, da
dann er das publicum armistitium pro generali und also verstehe, daß selbi-
ges nit nur in Teutschlandt, sondern auch im Niderlandt, Italien, Spanien
seinen effect haben solt. Er zweiffel aber sehr, ob sich Spania darzu verstehen
werde, sondern müeßte auß denen in diser materi ad diuersos vom don
Diego Saavedra gefüertten discursibus abnemmen, daß Spania gar keinen lust
darzu und gentzlich darwider sein wuerde. Waß aber daß priuatum, so er uff
daß reich und Ihr Kayserliche Maiestät verstehen thet, anlangte, da weren
auch allerhandt zustände zu consideriren, wölche iedoch derzeit alsogleich
ze resolviren etwas schwer und bedenklich fallen wolt. Derentwegen er im
namen Churcöln der meinung wer, das man noch etwas darmit solte inn-
halten, biß etwan ein oder anderen ortts ein mehrere apertur dazu erfolgen
möchte.
Sovil nun aber das ander und zwar das hauptmittel anlangte, da wer ja alle
müglicheit anzewenden, das man die gegentheil zu eröffnung ihrer proposi-
tion möchte vermögen und also den weeg zu denn haupttractaten eröffnen.
Er köndte aber nit verhalten, daß der herr nuncius sich gegen ime ver-
merkhen lassen, er und der Venetus sorgten zwar wol, daß mit denn beeden
Französischen plenipotentiariis nichts fruchtbarlichs ze richten wegen noch
immer continuirenden dissension, hetten aber lengst vorgehabt, nichts-
destoweniger ferner in sie ze setzen, wa inen nicht vorkommen, daß wir,
Kayserliche, solches nit gern sehen wurden, sondern unser meinung wer,
darmit innzehalten. Diser anttwortt henkhte er weiters an, daß er wegen der
cammer zu Speyer grauaminum contra die Französische einquartirung bei
dem herrn nuncio anregung gethan, der sich dan erbotten, dessentwegen mit
denn Franzosen ze reden. Er, herr bischoff, vermein auch, wir solten dem
cammergericht über ihr schreiben mit nechstem ein anttwortt geben. Endt-
lich clagte er, daß ime die Schweden im bistumb Oßnabrukh zu Gerden
anstatt eines verstorbnen catholischen priesters anietzt einen predicanten
eingesetzt, wölches dann wider denn accord, bei einnemmung der statt Oß-
nabrukh auffgericht, sodann auch wider den Hamburgischen praeliminar-
verglich lauffen thet. Hette deßwegen auch mit herrn nuncio geredt, und
were zugleich sein begehren, wir ebenmässig unsern collegis nach Oßna-
brukh zuschreiben solten, damit sie hierunder bei denn Schwedischen ein-
kommen theten.
Hierauff votirten die Churbayrischen; und sovil unser proposition anlangt,
haben sie in puncto armistitii sich dahin gelendet, daß noch etwas zeit damit
solte inngehalten werden. Sodann haben sie referirt, wie sie heut vormittags
aus habendem bevelch bei denn Französischen plenipotentiariis geweßt und
denselben weittläuffig vorgetragen, waß erstens vor gefahr vom Turkhen
gegen Italia und Hungarn obhanden, sodann durch die mächtige progress
der Schwedischen waaffen der gantzen catholischen religion in Teutschlandt
für augenscheinlicher untergang zu befahren wer, also daß, wann endtlich die
protestirende im reich sich newer dingen darzuschlagen solten, solche er-
schrekliche macht wol gar auch in Frankreich einfallen derffte. Derentwegen
ja die äusseriste nothdurfft erforderte, das man derenmal einist mit ernst zum
friden thete und sie sich mit ihrer proposition lenger nit auffhalten solten.
Es were ja zu betauren, daß solches alles durch beystandt der cron Frankreich
waaffen geschehen thet, da doch dergleichen inen vom Kayser und dem reich
nit begegnet, sonderlich aber, als der verstorbene könig die Hugonotten
und deren haubtstatt Rochelle bekriegte
, ime hieran vom Kayser und dem
reich die geringste verhinderung nit gethan und gar von Spania wider die-
selbe hilff wer gelaistet worden. Hierauff betten sie, Franzosen, ihr fridens-
begehr abermaln in generalibus weitläuffig contestirt, allein sich beschwert,
daß uff Kayserlicher seitten über ihre jüngste proposition so gar nicht con-
descendirt werden wolte. Waß es dann auch sein solt, wann der Kayser
wenigst den herren churfürsten von Trier ad locum tertium transferiren
liess, damit er mit inen ein sichere correspondentz halten köndte. Es were
ihres königs autoritet so hoch dabei interessirt, daß sie nit köndten von
disem begehren abweichen.
Nach anhörung diser meinungen haben wir einen abtritt genommen und
nach erwegung ein und andrer darbei erschainter umbständten folgender
gestalt replicirt: Wir bedankhten unß vordrist, daß sie ihre mainungen uff
unseren vortrag so guettwillig und hochvernünfftig eröffnen wollen. Darauff
nun unß kurtzlich in etwas zu erclären, so wüßten wir unß wol zu berichten,
von Ihr Kayserlicher Maiestät unß in puncto armistitii erstens zwar in unse-
ren hauptinstructionibus, sodann uff der Churfürstlichen Durchlaucht in Bay-
ern bei derselben beschehnen anbringen gnädigst anbevohlen; es were aber
diser letzte bevelch uff mehrer consultation mit denn churfürstlichen gsandten,
die collegialiter allhier erscheinen würden, gestellt, inmaassen wir alsbaldt das
decretum, sub dato Lintz, den 22. Decembris nechsthin, denn Churbayrischen
abgeordneten zugestellt, verlesen. Daher und dieweil noch derzeit allein von
Churcöln und Bayern, von übrigen aber niemandt allhier, köndten wir uns
so vil leichter mit ihrer meinung, daß namblich mit disem puncto noch etwas
innzehalten wer, vergleichen. Darzu unß dann noch ferners bewegte, daß
wir auß allen umbständen unschwer abzenemmen, die gegentheil sich der-
zeit zu einigem armistitio nit verstehen, sondern vilmehr in gefaßter resolu-
tion verbleiben werden, ihre fortunam belli zu prosequiren. Denn erstens
hette man bißher verspürt, daß sie allein mit lauttern auffzuglicheiten umb-
gangen, alles zu dem ende, damit sie der herzunahenden campagna erwart-
ten und alsdann den maister nach beliben spilen köndten, wölches iudicium
auch die herren mediatores selbst mehrmalen von sich hören lassen. Wie
mehr nun die hoffnung bei inen wachße, ihre intentiones mit denn waaffen
hinaußzefüeren, ie weniger werden sie einig armistitium einwilligen. Soll
mans dann proponiren und suechen lassen und nit erhalten, so sei der spott
und schimpf desto größer, derentwegen wol besser, daß man darmit so lang
innhalten köndt, biß man widerumb in postur gefaßt, alsdann möchte ob
dubium Martis euentum besser darvon ze reden sein. 2. Werden sie auß der
Oßnabrukhischen relation, so wir inen damit vorgelegt, vernemmen, daß
ebenmässig die Schweden von ihrer proposition gantz stillschweigen, ja
auch außtruklich sagen, daß vordrist ihre newerwekhte streit mit Stralsundt
und andern immediatständen müeßten richtig sein. Wölches dann sachen sey-
en, so in infinitum lauffen und daraus man leicht zu sehen, daß sie weder armi-
stitia noch friden einzegehen begehren. Wie dann ebenmässig ihre discur-
sus, waß sie zum krieg contra Dennemarkh movirt hette, dahin gehen,
sonderlich, waß sie wegen Pommern vermeldet, einen amarulentissimum sar-
casmum auff sich tragen thue, damit sie gleichsamb zu verstehen geben
wöllen, daß sie bastandt, diß und mehrers absoluto iure supremitatis ze man-
teniren und dessentwegen dem Kayser und dem reich keinen dankh wissen.
3. Haben wir inen vorgelegt, waß der Französische gesandt im Haag den
25. Februarii den Staaden proponirt, den 23. eiusdem der duc d’Orleans, wie
folgendts der konig selbst 4. huius an sie geschriben, waß auch in eadem
materia auß Antorff geschriben worden. Worauß dann clärlich erscheinte
und die formalia zu erkennen geben theten, daß Frankreich gentzlich resul-
virt, ihre vorgesetzte feldtzug ze prosequiren und alles zu gentzlicher sub-
mission zu bezwingen. Wie sie auch die Hollender mit allem ernst gleicher-
gestalt darzu anmahnen und mit dem Kayser ze brechen instigiren thuendt,
daß auch die plenipotentiarii allhie nur ein vergebliche hoffnung deß fridens
ze machen uffgehalten werden. Wolches alles solche sachen seyen, darauß
man kein hoffnung machen oder schöpffen könde, einigen stillstandt der
waaffen ze halten.
Betreffend solchem nach die proposition, wie die Franzosen selbige herauß-
zegeben dermalen möchten bewegt werden, da were unß frembdt ze hören,
daß der herr nuncius sich uff unß bezogen, als hetten wir unß vernemmen
lassen, daß unß die nachfolg nit wurde lieb sein. Dann es geschehe unß
hieran allerdings zu kurtz und unrecht, als die wir weder insgemein noch in
sonderheit weder mit herrn nuncio noch mit dem Veneto weder durch unß
selbst noch durch andere daß geringst nit hetten handlen lassen, sondern unß
entschlossen gehabt, der sachen also zuzesehen, waß etwan sie, mediatores,
selbst möchten vornemmen. Stüende also bei denselben, ihres beliebens bei
denn Franzosen ze sollicitiren. Ich, Volmar, hette zwar vernommen, das die
Spanischen bei dem herrn nuncio nach verlauttung des Beheimischen tref-
fens geweßt, ob und waß sie nun bei ime angebracht, wer unß unwissend,
dann sie mit unß deßwegen nichts communicirt, sie weren auch unserthalb
nit ersuecht worden. Sonst aber glaubten wir gar gern und hieltens vor
gewiß, daß alles sollicitiren bei den gegentheilen vergebens sein werde, dann
einmal wartten sie auff newen bevelch von Pariß.
Waß deß cammergerichts sachen anlangte, wer zu erwartten, waß her nun-
cius bei denn Franzosen außrichten werde. Wir wolten data occasione mit
ime darvon ze reden auch nit unterlassen. Und wenn von denn Franzosen
etwas nachricht heraußkommen, so könde alsdann ime, cammergericht, mit
nechstem ein anttwortt von unß ertheilt werden. Belangendt endtlich daß
Schwedische attentatum mit dem pfarherrn zu Gerden, seyen wir erbiettig,
unseren collegis nach Oßnabrukh zu schreiben.
Zum beschluß haben wir den Churbayrischen gesandten umb die beschehne
communication ihrer verrichtung bei denn Franzosen dank gesagt, dabei
aber ersuecht, sie wolten unß unbeschwert etwan zuvor parte geben, wann
sie dergleichen daß gmeine weesen betreffende puncten bei denn gegen-
theilen anbringen wolten. Dann es könde sein, daß wir davon auch in un-
serer instruction hetten, da dann wol räthlich, vörderist miteinander ze con-
feriren, umb denn sachen mit mehrer importantz und nachtrukh ze insistiren,
als wir auch eben, waß daß interesse der catholischen religion betreffen thet,
in bevelch hetten, wie wir deßwegen bei denen mediatoren anbringen ze
thuen, damit dise es nit den Franzosen, solche den Schweden und selbige
den protestirenden antragen, darauß auch newe widerwillen und zwitracht
zu erwekhen unterstehen theten. Und gebe sonst der augenschein gnug zu
erkennen, daß sich die Franzosen, sonderlich dise zween plenipotentiarii,
umb die catholische religion wenig bekümmeren, also mit dergleichen ex-
hortationibus wenig bei inen zu verrichten sei, wiewol sonst hierauß Ihr
Churfürstlicher Durchlaucht hochruemblicher eifer zu verspüren und sie
daßienig thuen, waß die eher Gottes und seiner heyligen kirchen nothurfft
erforderte. Sie, Bayerische, haben es dahiengestellt sein lassen.
Nach disem haben wir auch der abgeordneten von Oostfrießlandt
petitum
vorgetragen. Da dann die Churcölnischen darfür gehalten, omnibus conside-
ratis were rathsamb, daß wir sie mit einem intercessionschreiben an Kayser-
liche Maiestät contentiren solten. Doch wer an dieselb auch à part zu schrei-
ben, wann die exoneration der Hessischen völker erfolgte, das Ihr Maiestät
gleichwol einen versuch umb einige contribution thuen lassen, selbige aber
dem craiß beiordnen solten. Ita finita fuit consultatio etc.
brukh zuvor mehrmaln bei herrn grafen umb eine zusamenkunfft wegen der
niderlag in Böheimb sich angemeldt, haben wir beeder herrn churfürsten
Cöln und Bayern deputirte zu unß erfordert
Vgl. APW [A 1, 1 S. 19ff.]
rischen vortrag gethan: Sie würden auß inen iüngst von unß communicirtem
schreiben der Kayserlichen Maiestät vom 14. diß auß Regenspurg vernom-
men haben, waßgestalten dieselben unß den ungluklichen verlauff in Bö-
heimb notificirt, gleichwol aber dabei angeregt, daß sie in hoffnung, sich
ehist widerumb anderwerts in verfassung ze stellen und deß feindts mehrern
fürbruch zu verhindern, nach deren erbfurstenthumb Osterreich uffm weg
begriffen. Nun hetten wir zwar uff solche notification und anderwertts ver-
nommne mehrere particulariteten in willens gehabt, mit inen, herrn churfürst-
lichen deputirten, von disem zustandt einige conversation ze halten, wo wir
nit in hoffnung gestanden, es möchte entzwischen von Ihr Kayserlicher
Maiestät etwas mehrer bevelch einlangen oder sonst einige apertur zu fer-
nern handlung erfolgen, sonderlich aber durch die herren mediatores von
denn Französischen plenipotentiarien etwas erclärung über unsere replic in
puncto propositionis erhalten werden. Nachdem es aber biß daher mit ein
und anderm angestanden, so hetten wir gleichwol unserer schuldigkheit
ze sein ermessen, unß mit inen, deputirten, in etwas ze underreden und sie
zu ersuchen, sie wolten unß unbeschwert ihre gedankhen eröffnen, waß sie
vermeinten, bei so bewandten sachen an handt ze nemmen oder etwan auch
gehoriger ortten ze hinderbringen sei. Sodann auch, weil so vil verlautten
wölle, daß die herren mediatores selbst in zweiffel stehen, ob bei denn Franzö-
sischen plenipotentiariis einige erclärung in puncto propositionis werde her-
außzebringen sein, waß dessentwegen in acht ze nemmen räthlich sein mochte.
Als sich nun die herren churfürstlichen deputati uff dise unsere proposition
etwas miteinander absonderlich underredt, hatt darauff herr bischoff von
Oßnabrukh als im namen Churcöln folgende meinung vorgebracht: Sie
hetten unseren vortrag verstanden und nit unterlassen, der sachen nachze-
denkhen, befinden zwar denn casum schwer und gefahrlich, wolten iedoch
nit zweifflen, Ihr Kayserliche Maiestät noch wol mittel finden werden, dem
feindt seinen cursum victoriae ze underbrechen, wie dann Ihr Churfürstliche
Durchlaucht in Bayern ebenmässig ime geschriben, obgleich der verlust
groß, so werde es doch an rechter zusammensetzung nit ermanglen und nit
underlassen werden, alle äusseriste müglicheit zu einiger gnugsamen ver-
fassung anzewenden. Es hette der feindt bei diser action auch keine seiden
gespunnen, sondern vil volks und ansehenliche generalpersonen, auch andere
hohe und nidere officir verloren, daß er sein victori nit, wie er gern wolte,
prosequiren könde, derentwegen er dann auch den Königsmarkh mit allen
seinen volkern zu sich erfordert. Wie deme aber, so were gleichwol auch uff
mittl zu gedenkhen, wie mehrerm unglükh möchte vorgebogen werden. Diß
köndte allein uff zween weeg geschehn, erstlich, daß man die gegentheil zu
eröffnung der hauptproposition und antrettung der fridenstraktaten möchte
bringen oder doch, wa diß noch nit erheltlich, wenigst ein armistitium nego-
ciren lassen. Und sovil zwar daß armistitium anlangte, were ime beraitts
hievor von dem herren churfürsten von Bayern zugeschriben, daß Ihr
Kayserliche Maiestät dazu incliniren theten und unß dessentwegen bevelch
hetten zukommen lassen, dabei anietzt hauptsächlich drei fragen fürfallen
theten: erstens, ob solches zu suechen, 2. quomodo und wie man dazu zu ge-
langen, und drittens quibus conditionibus. Auff die erste frag, wolle der
ietzige status rerum nit vil zweifflen lassen, ob man darauff trachten solle,
dieweil anderwertts kein genugsame mittel erscheinen wollen, wie dem
feindt sein cursus victoriae könde gestekht werden. Gleichwol solte es mit
solchem armistitio kein andern verstandt haben, als allein in ordine ad trac-
tandum pacem und etwan uff 4 oder 5 monat. Auff die andere, were es allein
an deme gelegen, daß solches mittel nit immediate im namen Kayserlicher
Maiestät und deß reichs gesuecht und die gegentheil daher in die gedankhen
gesetzt werden, daß man diserseits daß hertz gantz hette sinkhen und fallen
lassen. Nun zweifelte er nit, die herren mediatores werden sich hierinnen ihrer
bekandten dexteritet nach gern gebrauchen lassen und, wenn sie allein un-
serer intention verstendigt, die sachen alsdann quasi motu proprio bei denn
gegentheil negociren und handlen, also daß der vorschlag nit von eint-
wederer partei, sondern von inen, mediatorn, ex communi zelo hergeflossen
zu sein scheinen solt. Bei der dritten weren vil absätz ze consideriren, son-
derlich ob man uff publicum oder priuatum armistitium handlen sollt, da
dann er das publicum armistitium pro generali und also verstehe, daß selbi-
ges nit nur in Teutschlandt, sondern auch im Niderlandt, Italien, Spanien
seinen effect haben solt. Er zweiffel aber sehr, ob sich Spania darzu verstehen
werde, sondern müeßte auß denen in diser materi ad diuersos vom don
Diego Saavedra gefüertten discursibus abnemmen, daß Spania gar keinen lust
darzu und gentzlich darwider sein wuerde. Waß aber daß priuatum, so er uff
daß reich und Ihr Kayserliche Maiestät verstehen thet, anlangte, da weren
auch allerhandt zustände zu consideriren, wölche iedoch derzeit alsogleich
ze resolviren etwas schwer und bedenklich fallen wolt. Derentwegen er im
namen Churcöln der meinung wer, das man noch etwas darmit solte inn-
halten, biß etwan ein oder anderen ortts ein mehrere apertur dazu erfolgen
möchte.
Sovil nun aber das ander und zwar das hauptmittel anlangte, da wer ja alle
müglicheit anzewenden, das man die gegentheil zu eröffnung ihrer proposi-
tion möchte vermögen und also den weeg zu denn haupttractaten eröffnen.
Er köndte aber nit verhalten, daß der herr nuncius sich gegen ime ver-
merkhen lassen, er und der Venetus sorgten zwar wol, daß mit denn beeden
Französischen plenipotentiariis nichts fruchtbarlichs ze richten wegen noch
immer continuirenden dissension, hetten aber lengst vorgehabt, nichts-
destoweniger ferner in sie ze setzen, wa inen nicht vorkommen, daß wir,
Kayserliche, solches nit gern sehen wurden, sondern unser meinung wer,
darmit innzehalten. Diser anttwortt henkhte er weiters an, daß er wegen der
cammer zu Speyer grauaminum contra die Französische einquartirung bei
dem herrn nuncio anregung gethan, der sich dan erbotten, dessentwegen mit
denn Franzosen ze reden. Er, herr bischoff, vermein auch, wir solten dem
cammergericht über ihr schreiben mit nechstem ein anttwortt geben. Endt-
lich clagte er, daß ime die Schweden im bistumb Oßnabrukh zu Gerden
anstatt eines verstorbnen catholischen priesters anietzt einen predicanten
eingesetzt, wölches dann wider denn accord, bei einnemmung der statt Oß-
nabrukh auffgericht, sodann auch wider den Hamburgischen praeliminar-
verglich lauffen thet. Hette deßwegen auch mit herrn nuncio geredt, und
were zugleich sein begehren, wir ebenmässig unsern collegis nach Oßna-
brukh zuschreiben solten, damit sie hierunder bei denn Schwedischen ein-
kommen theten.
Hierauff votirten die Churbayrischen; und sovil unser proposition anlangt,
haben sie in puncto armistitii sich dahin gelendet, daß noch etwas zeit damit
solte inngehalten werden. Sodann haben sie referirt, wie sie heut vormittags
aus habendem bevelch bei denn Französischen plenipotentiariis geweßt und
denselben weittläuffig vorgetragen, waß erstens vor gefahr vom Turkhen
gegen Italia und Hungarn obhanden, sodann durch die mächtige progress
der Schwedischen waaffen der gantzen catholischen religion in Teutschlandt
für augenscheinlicher untergang zu befahren wer, also daß, wann endtlich die
protestirende im reich sich newer dingen darzuschlagen solten, solche er-
schrekliche macht wol gar auch in Frankreich einfallen derffte. Derentwegen
ja die äusseriste nothdurfft erforderte, das man derenmal einist mit ernst zum
friden thete und sie sich mit ihrer proposition lenger nit auffhalten solten.
Es were ja zu betauren, daß solches alles durch beystandt der cron Frankreich
waaffen geschehen thet, da doch dergleichen inen vom Kayser und dem reich
nit begegnet, sonderlich aber, als der verstorbene könig die Hugonotten
und deren haubtstatt Rochelle bekriegte
reich die geringste verhinderung nit gethan und gar von Spania wider die-
selbe hilff wer gelaistet worden. Hierauff betten sie, Franzosen, ihr fridens-
begehr abermaln in generalibus weitläuffig contestirt, allein sich beschwert,
daß uff Kayserlicher seitten über ihre jüngste proposition so gar nicht con-
descendirt werden wolte. Waß es dann auch sein solt, wann der Kayser
wenigst den herren churfürsten von Trier ad locum tertium transferiren
liess, damit er mit inen ein sichere correspondentz halten köndte. Es were
ihres königs autoritet so hoch dabei interessirt, daß sie nit köndten von
disem begehren abweichen.
Nach anhörung diser meinungen haben wir einen abtritt genommen und
nach erwegung ein und andrer darbei erschainter umbständten folgender
gestalt replicirt: Wir bedankhten unß vordrist, daß sie ihre mainungen uff
unseren vortrag so guettwillig und hochvernünfftig eröffnen wollen. Darauff
nun unß kurtzlich in etwas zu erclären, so wüßten wir unß wol zu berichten,
von Ihr Kayserlicher Maiestät unß in puncto armistitii erstens zwar in unse-
ren hauptinstructionibus, sodann uff der Churfürstlichen Durchlaucht in Bay-
ern bei derselben beschehnen anbringen gnädigst anbevohlen; es were aber
diser letzte bevelch uff mehrer consultation mit denn churfürstlichen gsandten,
die collegialiter allhier erscheinen würden, gestellt, inmaassen wir alsbaldt das
decretum, sub dato Lintz, den 22. Decembris nechsthin, denn Churbayrischen
abgeordneten zugestellt, verlesen. Daher und dieweil noch derzeit allein von
Churcöln und Bayern, von übrigen aber niemandt allhier, köndten wir uns
so vil leichter mit ihrer meinung, daß namblich mit disem puncto noch etwas
innzehalten wer, vergleichen. Darzu unß dann noch ferners bewegte, daß
wir auß allen umbständen unschwer abzenemmen, die gegentheil sich der-
zeit zu einigem armistitio nit verstehen, sondern vilmehr in gefaßter resolu-
tion verbleiben werden, ihre fortunam belli zu prosequiren. Denn erstens
hette man bißher verspürt, daß sie allein mit lauttern auffzuglicheiten umb-
gangen, alles zu dem ende, damit sie der herzunahenden campagna erwart-
ten und alsdann den maister nach beliben spilen köndten, wölches iudicium
auch die herren mediatores selbst mehrmalen von sich hören lassen. Wie
mehr nun die hoffnung bei inen wachße, ihre intentiones mit denn waaffen
hinaußzefüeren, ie weniger werden sie einig armistitium einwilligen. Soll
mans dann proponiren und suechen lassen und nit erhalten, so sei der spott
und schimpf desto größer, derentwegen wol besser, daß man darmit so lang
innhalten köndt, biß man widerumb in postur gefaßt, alsdann möchte ob
dubium Martis euentum besser darvon ze reden sein. 2. Werden sie auß der
Oßnabrukhischen relation, so wir inen damit vorgelegt, vernemmen, daß
ebenmässig die Schweden von ihrer proposition gantz stillschweigen, ja
auch außtruklich sagen, daß vordrist ihre newerwekhte streit mit Stralsundt
und andern immediatständen müeßten richtig sein. Wölches dann sachen sey-
en, so in infinitum lauffen und daraus man leicht zu sehen, daß sie weder armi-
stitia noch friden einzegehen begehren. Wie dann ebenmässig ihre discur-
sus, waß sie zum krieg contra Dennemarkh movirt hette, dahin gehen,
sonderlich, waß sie wegen Pommern vermeldet, einen amarulentissimum sar-
casmum auff sich tragen thue, damit sie gleichsamb zu verstehen geben
wöllen, daß sie bastandt, diß und mehrers absoluto iure supremitatis ze man-
teniren und dessentwegen dem Kayser und dem reich keinen dankh wissen.
3. Haben wir inen vorgelegt, waß der Französische gesandt im Haag den
25. Februarii den Staaden proponirt, den 23. eiusdem der duc d’Orleans, wie
folgendts der konig selbst 4. huius an sie geschriben, waß auch in eadem
materia auß Antorff geschriben worden. Worauß dann clärlich erscheinte
und die formalia zu erkennen geben theten, daß Frankreich gentzlich resul-
virt, ihre vorgesetzte feldtzug ze prosequiren und alles zu gentzlicher sub-
mission zu bezwingen. Wie sie auch die Hollender mit allem ernst gleicher-
gestalt darzu anmahnen und mit dem Kayser ze brechen instigiren thuendt,
daß auch die plenipotentiarii allhie nur ein vergebliche hoffnung deß fridens
ze machen uffgehalten werden. Wolches alles solche sachen seyen, darauß
man kein hoffnung machen oder schöpffen könde, einigen stillstandt der
waaffen ze halten.
Betreffend solchem nach die proposition, wie die Franzosen selbige herauß-
zegeben dermalen möchten bewegt werden, da were unß frembdt ze hören,
daß der herr nuncius sich uff unß bezogen, als hetten wir unß vernemmen
lassen, daß unß die nachfolg nit wurde lieb sein. Dann es geschehe unß
hieran allerdings zu kurtz und unrecht, als die wir weder insgemein noch in
sonderheit weder mit herrn nuncio noch mit dem Veneto weder durch unß
selbst noch durch andere daß geringst nit hetten handlen lassen, sondern unß
entschlossen gehabt, der sachen also zuzesehen, waß etwan sie, mediatores,
selbst möchten vornemmen. Stüende also bei denselben, ihres beliebens bei
denn Franzosen ze sollicitiren. Ich, Volmar, hette zwar vernommen, das die
Spanischen bei dem herrn nuncio nach verlauttung des Beheimischen tref-
fens geweßt, ob und waß sie nun bei ime angebracht, wer unß unwissend,
dann sie mit unß deßwegen nichts communicirt, sie weren auch unserthalb
nit ersuecht worden. Sonst aber glaubten wir gar gern und hieltens vor
gewiß, daß alles sollicitiren bei den gegentheilen vergebens sein werde, dann
einmal wartten sie auff newen bevelch von Pariß.
Waß deß cammergerichts sachen anlangte, wer zu erwartten, waß her nun-
cius bei denn Franzosen außrichten werde. Wir wolten data occasione mit
ime darvon ze reden auch nit unterlassen. Und wenn von denn Franzosen
etwas nachricht heraußkommen, so könde alsdann ime, cammergericht, mit
nechstem ein anttwortt von unß ertheilt werden. Belangendt endtlich daß
Schwedische attentatum mit dem pfarherrn zu Gerden, seyen wir erbiettig,
unseren collegis nach Oßnabrukh zu schreiben.
Zum beschluß haben wir den Churbayrischen gesandten umb die beschehne
communication ihrer verrichtung bei denn Franzosen dank gesagt, dabei
aber ersuecht, sie wolten unß unbeschwert etwan zuvor parte geben, wann
sie dergleichen daß gmeine weesen betreffende puncten bei denn gegen-
theilen anbringen wolten. Dann es könde sein, daß wir davon auch in un-
serer instruction hetten, da dann wol räthlich, vörderist miteinander ze con-
feriren, umb denn sachen mit mehrer importantz und nachtrukh ze insistiren,
als wir auch eben, waß daß interesse der catholischen religion betreffen thet,
in bevelch hetten, wie wir deßwegen bei denen mediatoren anbringen ze
thuen, damit dise es nit den Franzosen, solche den Schweden und selbige
den protestirenden antragen, darauß auch newe widerwillen und zwitracht
zu erwekhen unterstehen theten. Und gebe sonst der augenschein gnug zu
erkennen, daß sich die Franzosen, sonderlich dise zween plenipotentiarii,
umb die catholische religion wenig bekümmeren, also mit dergleichen ex-
hortationibus wenig bei inen zu verrichten sei, wiewol sonst hierauß Ihr
Churfürstlicher Durchlaucht hochruemblicher eifer zu verspüren und sie
daßienig thuen, waß die eher Gottes und seiner heyligen kirchen nothurfft
erforderte. Sie, Bayerische, haben es dahiengestellt sein lassen.
Nach disem haben wir auch der abgeordneten von Oostfrießlandt
vorgetragen. Da dann die Churcölnischen darfür gehalten, omnibus conside-
ratis were rathsamb, daß wir sie mit einem intercessionschreiben an Kayser-
liche Maiestät contentiren solten. Doch wer an dieselb auch à part zu schrei-
ben, wann die exoneration der Hessischen völker erfolgte, das Ihr Maiestät
gleichwol einen versuch umb einige contribution thuen lassen, selbige aber
dem craiß beiordnen solten. Ita finita fuit consultatio etc.