Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Dienstag
Nach Oßnabrukh berichten wir mit remission diser
relation die vorstehende conferentz der Franzosen mit denn Schweden,
waßgestalt inen hierzu crafft der praeliminarien ein pass durch Döllicht be-
willigt, wie auch das hauß Nordtlag befunden worden und hingegen Ringe-
legen und Finneberg besser sein möchten, de 21. huius [ 301].
Von Oßnabrukh sub dato 20. Junii würdt mit der relation ad Caesarem an-
gedeuttet, daß sie den Hessen Casselischen abgeordneten, umb willen die
landtgrafin der Franzosen iniurios schreiben an die reichsstände auch für
wolgethan angezogen und also sich gleicher iniurien theilhafftig gemacht,
kein audientz geben wolten. Stellen es unß zu bedenkhen, ob wirs auch also
wolten halten [ 308].
Weil dann der Venetianische ambassador beraitts anvor montag abendts,
20. huius, dessentwegen zu herrn grafen von Nassau geschikht und, nachdem
sich der Hessische deputatus
Am 15. Juni 1644 trafen in Münster die hessen-kasselischen Gesandten ein: Adolf Wilhelm
von Krosigk (gest. 1665), Geheimer Rat, und Dr. Johann Vulteius (1605–1684), Geheimer
Rat und Kriegsrat, seit 1651 Kanzler, vgl. über ihn ADB 40 S. 390.
bei ime angemeldt, daß er im namen seiner
principalin gern mit unß, denn Kayserlichen gsandten, in buona creanza, wie
der Venetianer diser wortt sich brauchte, das ist in guettem vernemmen,
stehen wolte, aber nit wüßte, wie wir es von ime auffzenemmen gedenkhen
möchten, und derentwegen ine ambassador ersucht hett, solches von unß
zu erkundigen, also zu vernemmen begehrt, waß wir dißortts gesinnet we-
ren, und nun unß bedunkt, es werde sich nit thuen lassen, daß die herren
mediatores, wölche allein zwischen denn feindtlichen cronen und Kayser-
licher Maiestät ein friden erhandlen ze helffen hetten, sich auch der ungemitt-
leten reichständen annemmen solten, sondern daß disen gebüren würdt,
ihre sachen selbst bei unß anzebringen und die gnad bei Kayserlicher Maie-
stät ze suchen oder zu erwartten, waß die feindtliche cronen ihrenthalben
negociren wurden; hierauff so ist ime, Venetianer, uff sein anmahnen fol-
genden tags angezeigt worden, wir hetten von Ihr Kayserlicher Maiestät
gewissen bevelch und instruction empfangen, wie wir unß gegen derglei-
chen bei disem congress ankommenden reichsständen zu verhalten haben
solten, deme wir auch also nachzekommen gedächten und die Hessen
Casselischen gsandten, wann sie sich bei unß gebürlich würden anmelden,
darnach zu bescheiden nit underlassen wolten. Auß diser anttwortt ver-
merkhte der Venetianer wol, daß unß sein underfangene mezzanezza nit
gefallen thet, und liess derentwegen fragen, ob es villeicht bedenkhens haben
möcht, daß er sich dergleichen nachfolgenden reichständen sachen annem-
men thue, dann solchenfahls wolte er sich deren gentzlich enthalten. Res-
ponsum, wie gemeldt, wir weren schon der reichsständen halber instruirt,
und würde nit nöthig sein, daß sie sich dergleichen mittlung, wie zwischen
Ihr Kayserlicher Maiestät und denen widrigen cronen verglichen, bedienen
müeßten. Solchem nach haben wir unß entschlossen, gleichergestalt wie die
Oßnabrukhischen, damit uff ihren bereits nach Wien abgeloffnen vorbericht
kein ungleiche handlung under unß vorlauffe, denn Hessen Casselischen,
wann sie sich bei unß umb audientz würden anmelden lassen, anzezeigen,
wir hetten zwar von Kayserlicher Maiestät gnädigsten bevelch, alle bei di-
sem congress ankommende reichsstände oder deren gsandten sine differentia
reconciliatorum vel non reconciliatorum, und in specie auch die Casselischen,
anzehören und unß gegen inen der gebür vernemmen ze lassen, wie wir auch
inen die suchende audientz guettwillig zu ertheilen erbiettig weren, wann
sich die sachen noch in dem stand wie zu unserer ankunfft befinden theten.
Seitemaln aber entzwischen die Französischen gesandten ein sehr weit ausse-
hendes schreiben mit antastung der Kayserlichen hoheit, dero hochlöblichen
haußes, auch chur- und fürstlichen des reichs höchster verunglimpffung und
beschrayung an die reichsdeputation zu Frankfurt, auch chur-, fürsten und
ständt selbst außgehen lassen, solches schreiben aber die fraw landtgräfin als
wohlgethan reassumirt und in anziehung desselben ebenmäßig an die
reichsdeputation unlangsten geschrieben, also sich deren im Französischen
schreiben vermerkter antastung und verunglimpffung nit wenig theilhafftig
gemacht, so tragen wir dahero bedenkhens, inen, abgesandten, noch derzeit
audientz zu ertheilen, sondern müßten es vor dißmal eingestellt sein lassen.
Dessen aber ungeacht ist er dienstags, den 21. huius, zu ime gangen
Saavedra zu Contarini, siehe oben Eintragung vom [19. Juni 1644 S. 152] .
und
hatt mir von der fürgangenen conferentz per schedulam so vil anzeigt, der
Venetianer hette referirt, das der conte d’Avaux ime und herrn nuncio zu
wissen gethan, waß ursach er willens wer, zu denen Schwedischen gesandten
zu verraisen, nemblich umb ze sehen, ob doch ein mittel erfunden werden
möchte, die fridenstractaten zu einem rechten fortgang zu bringen. Es wur-
den sich vil sachen in der Kayserlichen gesandten zu Oßnabrukh vollmachten
befinden, so man accommodiren müßte. Man sehe wol, daß der Kayser
keinen friden begehr, auß ursachen, daß seine erbländer nunmehr deß
kriegs frei und er anietzt den krieg uff die reichstände waltzen könde. Der
Kayser schreib der deputation zu Frankfurt ein formb für, wie ihre, der
Frantzosen, schreiben an dieselb zu beanttwortten, es werden aber die stände
ihre freyheit nichtsdestoweniger in acht nemmen. Er, Venetianische am-
bassador, hab von ime, Saavedra, ze wissen begehrt, waß er für mittel ze sein
vermeinte, die fridenstracten ze firdern, darauff er geanttworttet, er sehe
kein anders, als daß die Schweden zugeben, das das Dennemarkhische wesen
auch zu disen tractaten sine distinctione gezogen werde und alsdann die
Kayserlichen gesandten an den könig schreiben, daß er seine vollmacht per
gesandten fürderlich herbeyschaffe. Diß beruhet nun uff sich selbst etc.
relation die vorstehende conferentz der Franzosen mit denn Schweden,
waßgestalt inen hierzu crafft der praeliminarien ein pass durch Döllicht be-
willigt, wie auch das hauß Nordtlag befunden worden und hingegen Ringe-
legen und Finneberg besser sein möchten, de 21. huius [ 301].
Von Oßnabrukh sub dato 20. Junii würdt mit der relation ad Caesarem an-
gedeuttet, daß sie den Hessen Casselischen abgeordneten, umb willen die
landtgrafin der Franzosen iniurios schreiben an die reichsstände auch für
wolgethan angezogen und also sich gleicher iniurien theilhafftig gemacht,
kein audientz geben wolten. Stellen es unß zu bedenkhen, ob wirs auch also
wolten halten [ 308].
Weil dann der Venetianische ambassador beraitts anvor montag abendts,
20. huius, dessentwegen zu herrn grafen von Nassau geschikht und, nachdem
sich der Hessische deputatus
Am 15. Juni 1644 trafen in Münster die hessen-kasselischen Gesandten ein: Adolf Wilhelm
von Krosigk (gest. 1665), Geheimer Rat, und Dr. Johann Vulteius (1605–1684), Geheimer
Rat und Kriegsrat, seit 1651 Kanzler, vgl. über ihn ADB 40 S. 390.
principalin gern mit unß, denn Kayserlichen gsandten, in buona creanza, wie
der Venetianer diser wortt sich brauchte, das ist in guettem vernemmen,
stehen wolte, aber nit wüßte, wie wir es von ime auffzenemmen gedenkhen
möchten, und derentwegen ine ambassador ersucht hett, solches von unß
zu erkundigen, also zu vernemmen begehrt, waß wir dißortts gesinnet we-
ren, und nun unß bedunkt, es werde sich nit thuen lassen, daß die herren
mediatores, wölche allein zwischen denn feindtlichen cronen und Kayser-
licher Maiestät ein friden erhandlen ze helffen hetten, sich auch der ungemitt-
leten reichständen annemmen solten, sondern daß disen gebüren würdt,
ihre sachen selbst bei unß anzebringen und die gnad bei Kayserlicher Maie-
stät ze suchen oder zu erwartten, waß die feindtliche cronen ihrenthalben
negociren wurden; hierauff so ist ime, Venetianer, uff sein anmahnen fol-
genden tags angezeigt worden, wir hetten von Ihr Kayserlicher Maiestät
gewissen bevelch und instruction empfangen, wie wir unß gegen derglei-
chen bei disem congress ankommenden reichsständen zu verhalten haben
solten, deme wir auch also nachzekommen gedächten und die Hessen
Casselischen gsandten, wann sie sich bei unß gebürlich würden anmelden,
darnach zu bescheiden nit underlassen wolten. Auß diser anttwortt ver-
merkhte der Venetianer wol, daß unß sein underfangene mezzanezza nit
gefallen thet, und liess derentwegen fragen, ob es villeicht bedenkhens haben
möcht, daß er sich dergleichen nachfolgenden reichständen sachen annem-
men thue, dann solchenfahls wolte er sich deren gentzlich enthalten. Res-
ponsum, wie gemeldt, wir weren schon der reichsständen halber instruirt,
und würde nit nöthig sein, daß sie sich dergleichen mittlung, wie zwischen
Ihr Kayserlicher Maiestät und denen widrigen cronen verglichen, bedienen
müeßten. Solchem nach haben wir unß entschlossen, gleichergestalt wie die
Oßnabrukhischen, damit uff ihren bereits nach Wien abgeloffnen vorbericht
kein ungleiche handlung under unß vorlauffe, denn Hessen Casselischen,
wann sie sich bei unß umb audientz würden anmelden lassen, anzezeigen,
wir hetten zwar von Kayserlicher Maiestät gnädigsten bevelch, alle bei di-
sem congress ankommende reichsstände oder deren gsandten sine differentia
reconciliatorum vel non reconciliatorum, und in specie auch die Casselischen,
anzehören und unß gegen inen der gebür vernemmen ze lassen, wie wir auch
inen die suchende audientz guettwillig zu ertheilen erbiettig weren, wann
sich die sachen noch in dem stand wie zu unserer ankunfft befinden theten.
Seitemaln aber entzwischen die Französischen gesandten ein sehr weit ausse-
hendes schreiben mit antastung der Kayserlichen hoheit, dero hochlöblichen
haußes, auch chur- und fürstlichen des reichs höchster verunglimpffung und
beschrayung an die reichsdeputation zu Frankfurt, auch chur-, fürsten und
ständt selbst außgehen lassen, solches schreiben aber die fraw landtgräfin als
wohlgethan reassumirt und in anziehung desselben ebenmäßig an die
reichsdeputation unlangsten geschrieben, also sich deren im Französischen
schreiben vermerkter antastung und verunglimpffung nit wenig theilhafftig
gemacht, so tragen wir dahero bedenkhens, inen, abgesandten, noch derzeit
audientz zu ertheilen, sondern müßten es vor dißmal eingestellt sein lassen.
Dessen aber ungeacht ist er dienstags, den 21. huius, zu ime gangen
Saavedra zu Contarini, siehe oben Eintragung vom [19. Juni 1644 S. 152] .
hatt mir von der fürgangenen conferentz per schedulam so vil anzeigt, der
Venetianer hette referirt, das der conte d’Avaux ime und herrn nuncio zu
wissen gethan, waß ursach er willens wer, zu denen Schwedischen gesandten
zu verraisen, nemblich umb ze sehen, ob doch ein mittel erfunden werden
möchte, die fridenstractaten zu einem rechten fortgang zu bringen. Es wur-
den sich vil sachen in der Kayserlichen gesandten zu Oßnabrukh vollmachten
befinden, so man accommodiren müßte. Man sehe wol, daß der Kayser
keinen friden begehr, auß ursachen, daß seine erbländer nunmehr deß
kriegs frei und er anietzt den krieg uff die reichstände waltzen könde. Der
Kayser schreib der deputation zu Frankfurt ein formb für, wie ihre, der
Frantzosen, schreiben an dieselb zu beanttwortten, es werden aber die stände
ihre freyheit nichtsdestoweniger in acht nemmen. Er, Venetianische am-
bassador, hab von ime, Saavedra, ze wissen begehrt, waß er für mittel ze sein
vermeinte, die fridenstracten ze firdern, darauff er geanttworttet, er sehe
kein anders, als daß die Schweden zugeben, das das Dennemarkhische wesen
auch zu disen tractaten sine distinctione gezogen werde und alsdann die
Kayserlichen gesandten an den könig schreiben, daß er seine vollmacht per
gesandten fürderlich herbeyschaffe. Diß beruhet nun uff sich selbst etc.