Acta Pacis Westphalicae III C 2,1 : Diarium Volmar, 1. Teil: 1643 - 1647 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Samstag Statim igitur sequenti die sabbati per secretarium
suum mane circiter horam 8. antemeridianam nobis in domum comitis trans-
misit cum adiuncta copia. Volebamus exemplum per notarium et testes inde
sumere, sed quod notarius nullus in urbe, qui linguae Gallicae peritus haberi
posset, per amanuensem meum exemplum fieri curaui ac eodem die post
prandium hora circiter tertia ad dominum nuncium instrumentum authenti-
cum retuli. Quod quidem in forma exteriori sine vitio repertum est, sed quod
ad contextum ipsum attinet, dixi domino nuncio nobis nondum fuisse
ocium desuper consultandi, facturos id breui mentemque nostram ipsi vel
scripto vel voce declaraturos, quam quidem facultatem nobis per expressum
reseruatam vellemus.
Hoc eodem die inuisit dominum nuncium orator Venetus facta nimirum
pace
Durch den Frieden von Ferrara 1644 III 31 (Druck: J. DuMont VI 1 S. 297f) wurde der sog.
Castrokrieg beendet, in dem Venedig, Toskana und Modena Odoardo Farnese (1612–1646), Hg.
von Parma seit 1622, gegen Papst Urban VIII. unterstützt hatten, der das päpstliche Lehns-
herzogtum Castro den Farnese entziehen und seiner Familie zuwenden wollte.
salutationis officia peracturus, a quo nuncio deinde lunae 18. huius
resalutatus fuit.
Sub vesperam huius sabbati Venetus a nuncio discedens recta ad nos per-
rexit, aiebat se intellexisse a nuncio nobis originalem Gallorum plenipoten-
tiam transmissam et, quia ipsi Galli exemplum ad se transmiserint, se quoque
huius exempli nos participes reddere voluisse, quemadmodum eodem tem-
pore et nostram sibi dudum exhibitam copiam ad Gallos transmiserit (scilicet
volebat hoc modo simultaneae mediationis possessionem sibi adstruere);
subinde querebat, quid nobis de ista plenipotentia videretur, an contenti esse
possimus.Responimus
nobis nondum etiam tantum fuisse otii, ut expendere
omnia potuerimus, sed tamen absque mora id facturos mentemque nostram
ad dominos mediatores declaraturos, sperare facilem huius puncti expeditio-
nem fore, ut deinceps ad alia progredi queamus.
Videbatur ad haec ansam quaerere, quae nostra de negocio Danico mens
esset, dicebat enim istud negocium posse seorsim tractari et his nostris
tractatibus non esse admiscendum, nam id longiorem nobis moram caussa-
turum. Rumorem esse tractari inter Caesarem, Danum et Polonum de foedere
ineundo. Nos, de hoc nobis nihil constare, illud in progressu tractatuum
manifestum euasurum, an et quatenus negocium Danicum his tractatibus
misceri vel non misceri debeat, nos de his nihil adhuc cogitasse. Cum igitur
videret se frustra obliquis suis quaestionibus tempus terere nosque interio-
res nostros sensus prodere nolle, colloquium omisit et dicto vale abscessit.
Exemplum plenipotentiae Gallicae videbis inter acta [ 228].
Sambstag vormittags, den 16. huius, haben wir obgedachten thumbprobst
zu unß erfordert, mit dem aber der cantzler anderer verhindernus halber nit
erschienen, ime auff die 3 proponirte puncten unsere meinung vorgehalten:
Daß wir namblich hetten wünschen mögen, es weren dise puncten, nach-
dem wir gleichwol neben etwölchen andern gesandten nun ein geraume zeit
allhier dem congress zugewarttet, etwas zeittlichers an unß gebracht wor-
den, damit man dennselben besser nachdenkhen und zu einem beederseits
annemblichen schluss gelangen, auch anderwerts befahrende weitterung ver-
hüettet werden köndt. Wir hetten gleichwol nit underlassen, dem werkh, so-
vil die kürtze der zeit leiden wöllen, nachzedenkhen, und möchten die herren
churfürstlichen gsandten vorderist sich versichert halten, daß wir vor unsere
personen in privato Ihr Fürstlicher Gnaden, dem herrn bischoffen zu Oßna-
brukh, als einem reichsfürsten wie auch dero übrigen herrn collegis ihrem
standt und qualiteten gemäß alle gebürende ehr und respect zu erweisen
gantz geneigt.
Sintemaln unß aber auch auff der Römisch Kayserlichen Maiestät reputa-
tion und hoheit von obhabender gesandtschaft wegen zu sehen gebürte, so
wolten wir verhoffen, man würde unß in ungleichen nit verdenkhen, wann
wir unß nit allerdings, wie es Ihr Fürstliche Gnaden und dero mitgesandten
villeicht in einbildung gefaßt, erclären köndten. Vorderist hetten wir andern
allhie anwesenden herrn gesandten weder maaß noch ordnung vorzeschrei-
ben, waß sie diser churfürstlichen gsandtschafft in eim und anderm vor ehr
und höflicheit erweisen wolten, wurden es auch inen, herrn abgesandten von
hertzen wol gönnen; waß aber unß anlangte, da were zwischen unß und
andern gesandten ein großer underschied und wurde sich nit argumentiren
lassen, wann andere gesandten, wölche von solchen statibus dependiren, die
vor sich selbst absolut und mit dem Römischen reich nit verwandt seind,
inen, churfürstlichen gsandten, mit entgegenschikhen und einbegleitten ein
sonderbare cortesia erweisen solten, daß daher auch von unß ein gleiches
observirt werden müßte, sintemal daß hochlöbliche churfürstliche colle-
gium dißortts keinen absonderlichen statum liberum constituiren thet, son-
dern ihre dependentz von der Römisch Kayserlichen Maiestät als ihrem
oberhaupt hetten. Nun wolten wir nit gern hierinnen zu vil oder zu wenig
thun, warüber unß künfftig ein oder andern ortts her etwas zu verweisen
kommen möcht. Wir wüßten unß aber gar nit zu erinnern, daß dergleichen
entgegenschickhen und einbeglaitten von Kayserlichen gegen chur- und fürst-
lichen gesandten uff einigem reichstag oder anderem particularconvent im
reich iemaln were beschehen und in üebung gewesen. Daher unß auch nit wol
veranttworttlich sein wölle, vor dißmal einigen actum einzefüren, der vor
eine newerung und wol auch zu verkleinerung der Kayserlichen auctoritet
außgedeüttet werden köndte und möchte. Ersuchten demnach Ihr Fürstliche
Gnaden, den herrn bischofen von Oßnabrukh, und dessen hochansehenliche
herren mittgesandten, sie wolten unß dessentwegen im unguetten nit ver-
denkhen.
Bei denn andern puncten hetten wir von Ihr Kayserlicher Maiestät außtruk-
lichen bevelch, wann die herren churfürstlichen abgesandten unß vorderist
visitirt hetten, daß wir selbige auch hinwiderumb visitiren solten, so wir auch
zu thun erbiettig. Waß aber daß gepräng bei solchem actu anlangte, da wüß-
ten wir unß anderst nit zu bescheiden, denn wann uff einigem reichsconvent
die Kayserliche commissarii von denn chur- und fürstlichen gsandten besucht
würden, daß die Kayserliche weiter nit dann biß uff die stiegen entgegen-
zegehen pflegten und im übrigen die oberhandt behalten theten, derentwe-
gen wir auch nit wol von diser observantz abweichen köndten. Wir weren
aber deß erbiettens, wann Ihr Fürstliche Gnaden, der herr bischoff, unß
absonderlich und außerhalb der gsandtschafft besuechen solt, daß wir ime als
einem reichsfürsten die oberhandt ze geben nit underlassen wolten. Und
dißes möcht auch, wann sich begeben solt, daß die herren churfürstlichen
gesandten von unß zu einer mahlzeit erbetten würden, also gehalten werden.
Auff den dritten puncten wolten wir auß deren von unß beim ersten ange-
regter ursach darfür halten, daß diser churfürstlichen gesandtschafft voll-
macht niemandt anderm als unß, den Kayserlichen gsandten, einzelifern
seye, dann die hauptfridenstractation einmahl von Ihr Kayserlicher Maiestät
als deß heiligen Römischen reichs oberhaupt und auß deren commission
durch unß gefüret würden. Die hochlöblichen churfürsten constituirten diß-
ortts keinen statum per se liberum, sondern weren, wie die gulden bull sagt,
pars corporis Caesareae personae, und weren demnach die herren churfürstli-
chen gsandten bei disem friedenswerkh Ihrer Kayserlichen Maiestät und von
derentwegen unsere assistenten und beyständt. Verhofften also, es würden Ihr
Fürstliche Gnaden, der herr bischoff, und dessen mitgesandten sich mit diser
unserer anttwortt begnüegen und darauff auch solchergestalt bequemen, daß
alle fernere verlengerung ihrer einkunfft möchte vermitten bleiben.
Auff solche unsere anfüegung hatt er geanttworttet, das er nit underlassen
wolt, dise meinung alsbaldt ze referirn, wie er dann auff daßienig, waß er
gleich anfangs seines beim herrn grafen beschehenen anbringens im discurs
vermerkht, bereits ein vorrelation hette ablauffen lassen und die ereignende
difficulteten zu erkennen geben. Er pitte aber, man wolt dises anbringen nit
also verstehen, als ob ein hochlöbliches churfürstliches collegium einige
newerung anzemassen und etwas suechen wolte, das zu Ihr Kayserlicher
Maiestät disreputation außschlagen solt, dann sie dessen gar nit bedacht,
alles wer allein umb die mit der republic von Venedig habende differentz
ze thuen und hette den ursprung von dem für dieselb am Kayserlichen hof
außgangnem decret, daher die herren churfürsten alles daßienig, waß sie in
consequentiam desselben und inen ze nachtel geschehen ze sein erachten
köndten, desto mehr ze contradiciren und sich darwider zu verwahren ursach
hetten, wie dann seines vernemmens ein collegialschluss gemacht sein soll,
daß sie einmal nit ruhen wolten, biß angeregtes decret widerumb cassirt und
auffgehebt wer. Er vor sein person, die warheit zu bekennen, wüßte sich son-
sten keines actus zu berichten, daß einem churfürstlichen gesandten von denn
Kayserlichen mit entgegenschikhung der gutschen und einbeglaittung were
begegnet worden, man wurde es auch nit praetendiren, wann dergleichen
anietzt mit dem Venetianischen nit beschehen wer. Bei dem andern puncten
wüßte er zwar wol, daß von denn Kayserlichen gesandten zu Frankfurt denn
churfürstlichen die reuisita nit erstattet worden, es were aber zu Nürenberg
beschehen und hette bei deme zu bleiben, daß wir unß dessen erbotten; allein
wegen des vermerkhten underschiedts mit der oberhandt möchte es bei der
ersten visita noch difficultet haben, denn es alsdann umb die officia ur-
banitatis et humanitatis ze thuen, im übrigen, wann sie, churfürstliche gesand-
ten, von unß erfordert oder selbst unß in pertractandis negotiis besuchten,
wüßten sie wol, daß die observantz wer, daß die Kayserlichen gesandten die
oberhandt haben solten. Bei dem dritten puncten wer ihr meinung nie anderst
gewesen, dann das der churfürsten vollmacht allein uns, denn Kayserlichen
gsandten, einzehendigen gebürte, hetten es allein zu unserer discretion heimb-
geben wöllen, ob wir eine weitere legitimation gegen den herrn mediatorn
vonnöthen achten wollten. Wer an ime selbst kundtbar, daß die churfürstli-
chen gesandten die tractation nit ze füeren, sondern allein den Kayserlichen
im namen ihrer principalen als der Römisch Kayserlichen Maietät geheimb-
sten und innersten räthen ze assistirn und mit rath an handt ze gehen hetten.
Uff dise seine erclärung haben wir ime weiter angefüegt, daß, sovil die ent-
gegenschikung und einholung anlangte, gleichwol die herren churfürstli-
che gesandte den underschiedt gegen andern gesandten wol zu beobachten
hetten, dann in specie mit dem Venetianischen gesandten hett es diese be-
schaffenheit, 1. das er von einem solchen statu verordnet, der dem Römi-
schen reich gantz nichts verwandt und in seiner aigenen volkommen
superioritet begriffen, 2. daß er in terris imperii ankommen und also ime
iure hospitii ein mehrer ehrentbiettung als andern im reich gesessenen stän-
den gebüeren wolt, 3. daß er mediator und daher billich ein mehrers ze
respectiren, 4. were von unß ime nit vigore decreti Caesarei, sondern an-
gedeütter respecten willen dise ehr erzeigt worden. Und weil es sich ie one
ungleiche nachred wider die Kayserliche auctoritet mit entgegenschikhung
der gutschen nit würde practicirn lassen, zumahlen zwischen denn Spa-
niern und Franzosen dessentwegen auch unglegenheit zu befahren, also
möchte zu verhüettung aller dergleichen unglegenheiten der sachen eint-
weder mit einer protestation und reservation oder aber mit deme ze
helffen sein, daß Ihr Fürstliche Gnaden, der herr bischoff von Oßnabrukh,
sambst dem herrn graffen von Königsekh
als mitgesandten al incognito
sich hereinbegeben theten.
Hierauff sagte er, daß dergleichen von unß angezogne motivi bereits weren
in deliberatione gewesen, man hette aber iederzeit befunden, daß das ange-
regte Kayserliche decretum eine praeiudicirliche consequentz dißortts nach
sich ziehen würde. Dann wo daß ius hospitii so weit vorgezogen werden solt,
so wurde es endtlich dahien kommen, daß die herren churfürstlichen nit nur
den Venetianern, sondern auch den Hollendern und mehr andern ständen,
so sich der souverainitet berüembten, nachgehen und endtlich gar vor der
thür drauß bleiben müeßten. Mit der protestation werde seines erachtens der
sachen nit ze helffen sein, dann diß gebe nur mehrer weitterung und unge-
legenheit. Daß andere aber, unbekandt einzekommen, wann es bei ime
stünde, wurde er vor das beste und rathsamste halten, wie er dann nit
ermanglen wölle, angedeütten herren alles beweglich ze representiren.
suum mane circiter horam 8. antemeridianam nobis in domum comitis trans-
misit cum adiuncta copia. Volebamus exemplum per notarium et testes inde
sumere, sed quod notarius nullus in urbe, qui linguae Gallicae peritus haberi
posset, per amanuensem meum exemplum fieri curaui ac eodem die post
prandium hora circiter tertia ad dominum nuncium instrumentum authenti-
cum retuli. Quod quidem in forma exteriori sine vitio repertum est, sed quod
ad contextum ipsum attinet, dixi domino nuncio nobis nondum fuisse
ocium desuper consultandi, facturos id breui mentemque nostram ipsi vel
scripto vel voce declaraturos, quam quidem facultatem nobis per expressum
reseruatam vellemus.
Hoc eodem die inuisit dominum nuncium orator Venetus facta nimirum
pace
Durch den Frieden von Ferrara 1644 III 31 (Druck: J. DuMont VI 1 S. 297f) wurde der sog.
Castrokrieg beendet, in dem Venedig, Toskana und Modena Odoardo Farnese (1612–1646), Hg.
von Parma seit 1622, gegen Papst Urban VIII. unterstützt hatten, der das päpstliche Lehns-
herzogtum Castro den Farnese entziehen und seiner Familie zuwenden wollte.
resalutatus fuit.
Sub vesperam huius sabbati Venetus a nuncio discedens recta ad nos per-
rexit, aiebat se intellexisse a nuncio nobis originalem Gallorum plenipoten-
tiam transmissam et, quia ipsi Galli exemplum ad se transmiserint, se quoque
huius exempli nos participes reddere voluisse, quemadmodum eodem tem-
pore et nostram sibi dudum exhibitam copiam ad Gallos transmiserit (scilicet
volebat hoc modo simultaneae mediationis possessionem sibi adstruere);
subinde querebat, quid nobis de ista plenipotentia videretur, an contenti esse
possimus.
omnia potuerimus, sed tamen absque mora id facturos mentemque nostram
ad dominos mediatores declaraturos, sperare facilem huius puncti expeditio-
nem fore, ut deinceps ad alia progredi queamus.
Videbatur ad haec ansam quaerere, quae nostra de negocio Danico mens
esset, dicebat enim istud negocium posse seorsim tractari et his nostris
tractatibus non esse admiscendum, nam id longiorem nobis moram caussa-
turum. Rumorem esse tractari inter Caesarem, Danum et Polonum de foedere
ineundo. Nos, de hoc nobis nihil constare, illud in progressu tractatuum
manifestum euasurum, an et quatenus negocium Danicum his tractatibus
misceri vel non misceri debeat, nos de his nihil adhuc cogitasse. Cum igitur
videret se frustra obliquis suis quaestionibus tempus terere nosque interio-
res nostros sensus prodere nolle, colloquium omisit et dicto vale abscessit.
Exemplum plenipotentiae Gallicae videbis inter acta [ 228].
Sambstag vormittags, den 16. huius, haben wir obgedachten thumbprobst
zu unß erfordert, mit dem aber der cantzler anderer verhindernus halber nit
erschienen, ime auff die 3 proponirte puncten unsere meinung vorgehalten:
Daß wir namblich hetten wünschen mögen, es weren dise puncten, nach-
dem wir gleichwol neben etwölchen andern gesandten nun ein geraume zeit
allhier dem congress zugewarttet, etwas zeittlichers an unß gebracht wor-
den, damit man dennselben besser nachdenkhen und zu einem beederseits
annemblichen schluss gelangen, auch anderwerts befahrende weitterung ver-
hüettet werden köndt. Wir hetten gleichwol nit underlassen, dem werkh, so-
vil die kürtze der zeit leiden wöllen, nachzedenkhen, und möchten die herren
churfürstlichen gsandten vorderist sich versichert halten, daß wir vor unsere
personen in privato Ihr Fürstlicher Gnaden, dem herrn bischoffen zu Oßna-
brukh, als einem reichsfürsten wie auch dero übrigen herrn collegis ihrem
standt und qualiteten gemäß alle gebürende ehr und respect zu erweisen
gantz geneigt.
Sintemaln unß aber auch auff der Römisch Kayserlichen Maiestät reputa-
tion und hoheit von obhabender gesandtschaft wegen zu sehen gebürte, so
wolten wir verhoffen, man würde unß in ungleichen nit verdenkhen, wann
wir unß nit allerdings, wie es Ihr Fürstliche Gnaden und dero mitgesandten
villeicht in einbildung gefaßt, erclären köndten. Vorderist hetten wir andern
allhie anwesenden herrn gesandten weder maaß noch ordnung vorzeschrei-
ben, waß sie diser churfürstlichen gsandtschafft in eim und anderm vor ehr
und höflicheit erweisen wolten, wurden es auch inen, herrn abgesandten von
hertzen wol gönnen; waß aber unß anlangte, da were zwischen unß und
andern gesandten ein großer underschied und wurde sich nit argumentiren
lassen, wann andere gesandten, wölche von solchen statibus dependiren, die
vor sich selbst absolut und mit dem Römischen reich nit verwandt seind,
inen, churfürstlichen gsandten, mit entgegenschikhen und einbegleitten ein
sonderbare cortesia erweisen solten, daß daher auch von unß ein gleiches
observirt werden müßte, sintemal daß hochlöbliche churfürstliche colle-
gium dißortts keinen absonderlichen statum liberum constituiren thet, son-
dern ihre dependentz von der Römisch Kayserlichen Maiestät als ihrem
oberhaupt hetten. Nun wolten wir nit gern hierinnen zu vil oder zu wenig
thun, warüber unß künfftig ein oder andern ortts her etwas zu verweisen
kommen möcht. Wir wüßten unß aber gar nit zu erinnern, daß dergleichen
entgegenschickhen und einbeglaitten von Kayserlichen gegen chur- und fürst-
lichen gesandten uff einigem reichstag oder anderem particularconvent im
reich iemaln were beschehen und in üebung gewesen. Daher unß auch nit wol
veranttworttlich sein wölle, vor dißmal einigen actum einzefüren, der vor
eine newerung und wol auch zu verkleinerung der Kayserlichen auctoritet
außgedeüttet werden köndte und möchte. Ersuchten demnach Ihr Fürstliche
Gnaden, den herrn bischofen von Oßnabrukh, und dessen hochansehenliche
herren mittgesandten, sie wolten unß dessentwegen im unguetten nit ver-
denkhen.
Bei denn andern puncten hetten wir von Ihr Kayserlicher Maiestät außtruk-
lichen bevelch, wann die herren churfürstlichen abgesandten unß vorderist
visitirt hetten, daß wir selbige auch hinwiderumb visitiren solten, so wir auch
zu thun erbiettig. Waß aber daß gepräng bei solchem actu anlangte, da wüß-
ten wir unß anderst nit zu bescheiden, denn wann uff einigem reichsconvent
die Kayserliche commissarii von denn chur- und fürstlichen gsandten besucht
würden, daß die Kayserliche weiter nit dann biß uff die stiegen entgegen-
zegehen pflegten und im übrigen die oberhandt behalten theten, derentwe-
gen wir auch nit wol von diser observantz abweichen köndten. Wir weren
aber deß erbiettens, wann Ihr Fürstliche Gnaden, der herr bischoff, unß
absonderlich und außerhalb der gsandtschafft besuechen solt, daß wir ime als
einem reichsfürsten die oberhandt ze geben nit underlassen wolten. Und
dißes möcht auch, wann sich begeben solt, daß die herren churfürstlichen
gesandten von unß zu einer mahlzeit erbetten würden, also gehalten werden.
Auff den dritten puncten wolten wir auß deren von unß beim ersten ange-
regter ursach darfür halten, daß diser churfürstlichen gesandtschafft voll-
macht niemandt anderm als unß, den Kayserlichen gsandten, einzelifern
seye, dann die hauptfridenstractation einmahl von Ihr Kayserlicher Maiestät
als deß heiligen Römischen reichs oberhaupt und auß deren commission
durch unß gefüret würden. Die hochlöblichen churfürsten constituirten diß-
ortts keinen statum per se liberum, sondern weren, wie die gulden bull sagt,
pars corporis Caesareae personae, und weren demnach die herren churfürstli-
chen gsandten bei disem friedenswerkh Ihrer Kayserlichen Maiestät und von
derentwegen unsere assistenten und beyständt. Verhofften also, es würden Ihr
Fürstliche Gnaden, der herr bischoff, und dessen mitgesandten sich mit diser
unserer anttwortt begnüegen und darauff auch solchergestalt bequemen, daß
alle fernere verlengerung ihrer einkunfft möchte vermitten bleiben.
Auff solche unsere anfüegung hatt er geanttworttet, das er nit underlassen
wolt, dise meinung alsbaldt ze referirn, wie er dann auff daßienig, waß er
gleich anfangs seines beim herrn grafen beschehenen anbringens im discurs
vermerkht, bereits ein vorrelation hette ablauffen lassen und die ereignende
difficulteten zu erkennen geben. Er pitte aber, man wolt dises anbringen nit
also verstehen, als ob ein hochlöbliches churfürstliches collegium einige
newerung anzemassen und etwas suechen wolte, das zu Ihr Kayserlicher
Maiestät disreputation außschlagen solt, dann sie dessen gar nit bedacht,
alles wer allein umb die mit der republic von Venedig habende differentz
ze thuen und hette den ursprung von dem für dieselb am Kayserlichen hof
außgangnem decret, daher die herren churfürsten alles daßienig, waß sie in
consequentiam desselben und inen ze nachtel geschehen ze sein erachten
köndten, desto mehr ze contradiciren und sich darwider zu verwahren ursach
hetten, wie dann seines vernemmens ein collegialschluss gemacht sein soll,
daß sie einmal nit ruhen wolten, biß angeregtes decret widerumb cassirt und
auffgehebt wer. Er vor sein person, die warheit zu bekennen, wüßte sich son-
sten keines actus zu berichten, daß einem churfürstlichen gesandten von denn
Kayserlichen mit entgegenschikhung der gutschen und einbeglaittung were
begegnet worden, man wurde es auch nit praetendiren, wann dergleichen
anietzt mit dem Venetianischen nit beschehen wer. Bei dem andern puncten
wüßte er zwar wol, daß von denn Kayserlichen gesandten zu Frankfurt denn
churfürstlichen die reuisita nit erstattet worden, es were aber zu Nürenberg
beschehen und hette bei deme zu bleiben, daß wir unß dessen erbotten; allein
wegen des vermerkhten underschiedts mit der oberhandt möchte es bei der
ersten visita noch difficultet haben, denn es alsdann umb die officia ur-
banitatis et humanitatis ze thuen, im übrigen, wann sie, churfürstliche gesand-
ten, von unß erfordert oder selbst unß in pertractandis negotiis besuchten,
wüßten sie wol, daß die observantz wer, daß die Kayserlichen gesandten die
oberhandt haben solten. Bei dem dritten puncten wer ihr meinung nie anderst
gewesen, dann das der churfürsten vollmacht allein uns, denn Kayserlichen
gsandten, einzehendigen gebürte, hetten es allein zu unserer discretion heimb-
geben wöllen, ob wir eine weitere legitimation gegen den herrn mediatorn
vonnöthen achten wollten. Wer an ime selbst kundtbar, daß die churfürstli-
chen gesandten die tractation nit ze füeren, sondern allein den Kayserlichen
im namen ihrer principalen als der Römisch Kayserlichen Maietät geheimb-
sten und innersten räthen ze assistirn und mit rath an handt ze gehen hetten.
Uff dise seine erclärung haben wir ime weiter angefüegt, daß, sovil die ent-
gegenschikung und einholung anlangte, gleichwol die herren churfürstli-
che gesandte den underschiedt gegen andern gesandten wol zu beobachten
hetten, dann in specie mit dem Venetianischen gesandten hett es diese be-
schaffenheit, 1. das er von einem solchen statu verordnet, der dem Römi-
schen reich gantz nichts verwandt und in seiner aigenen volkommen
superioritet begriffen, 2. daß er in terris imperii ankommen und also ime
iure hospitii ein mehrer ehrentbiettung als andern im reich gesessenen stän-
den gebüeren wolt, 3. daß er mediator und daher billich ein mehrers ze
respectiren, 4. were von unß ime nit vigore decreti Caesarei, sondern an-
gedeütter respecten willen dise ehr erzeigt worden. Und weil es sich ie one
ungleiche nachred wider die Kayserliche auctoritet mit entgegenschikhung
der gutschen nit würde practicirn lassen, zumahlen zwischen denn Spa-
niern und Franzosen dessentwegen auch unglegenheit zu befahren, also
möchte zu verhüettung aller dergleichen unglegenheiten der sachen eint-
weder mit einer protestation und reservation oder aber mit deme ze
helffen sein, daß Ihr Fürstliche Gnaden, der herr bischoff von Oßnabrukh,
sambst dem herrn graffen von Königsekh
sich hereinbegeben theten.
Hierauff sagte er, daß dergleichen von unß angezogne motivi bereits weren
in deliberatione gewesen, man hette aber iederzeit befunden, daß das ange-
regte Kayserliche decretum eine praeiudicirliche consequentz dißortts nach
sich ziehen würde. Dann wo daß ius hospitii so weit vorgezogen werden solt,
so wurde es endtlich dahien kommen, daß die herren churfürstlichen nit nur
den Venetianern, sondern auch den Hollendern und mehr andern ständen,
so sich der souverainitet berüembten, nachgehen und endtlich gar vor der
thür drauß bleiben müeßten. Mit der protestation werde seines erachtens der
sachen nit ze helffen sein, dann diß gebe nur mehrer weitterung und unge-
legenheit. Daß andere aber, unbekandt einzekommen, wann es bei ime
stünde, wurde er vor das beste und rathsamste halten, wie er dann nit
ermanglen wölle, angedeütten herren alles beweglich ze representiren.