Acta Pacis Westphalicae III C 2,2 : Diarium Volmar, 2. Teil: 1647-1649 / Joachim Foerster und Roswitha Philippe
Samstag
Sambstags, den 14. huius, nos ad Suecos, wir hetten
inen heüt früe einen mundirten auffsatz in puncto autonomiae zugeschikht,
wolten verhoffen, sie wurden den unser abhandlung gmäß befunden haben,
und begehrten zu vernemmen, ob man selbigen möchte ingrossirn und
unterschreiben lassen. Hierauff haben sie zwar die schrifft angefangen mit
uns ze collationirn und etlich wortt in puncto autonomiae generalis zu ver-
endern begehrt, so zwar kein sonder bedenkhen uff sich getragen, aber bei
dem § ’Silesii‘ seind sie widerumb mit allen ihren alten praetensionibus auff-
gezogen; der cron Schweden were dißreputirlich, in solche passus einze-
willigen, derselben geschehe hiewider nichts zu gefallen, bei dem § ’Silesii‘
wurde inen tacite zugemuettet, daßjenig, so im Prager friden gehandlet,
ze confirmirn. Bei dem versiculo „quod vero“ werde allein von standts-
personen und nichts von derselben underthanen vermeldt. Ibidem werde ein
comparatio ratione potestatis reformandi cum aliis regibus eingefüert, so
inen nachdenklich. König in Dennemarkh, Schweden köndten nit refor-
mirn nisi de consilio statuum.
Die wortt ’non ex pacto, sed in gratiam‘ weren der cron Schweden ver-
kleinerlich, zumaln contraria facto, dan waß man dißortts accordirte, daß
wer ein pactum. Bei dem versiculo ’praeterea‘ hett es noch ein reflexion auff
Chursaxen, und gienge dise concession nur auff standtspersonen, gestalten es
der Chursäxische gsandt selbst also interpretirte und zumaln anzeigte, daß
sein herr darmit nit zufriden und in hoffnung wer, ein mehrers zu erhalten.
Wer also inen schimpflich, wann der churfürst mehr als sie erhalten solte.
Item, es stehe ’post confectam pacem‘; zehen, zwainzig jar weren auch post
pacem. Item ’locis designandis‘; ob man sie zum galgenberg hinaußweisen
wolle, und waß deß dings mehr.
Nos, wir hetten unß diser einwendungen nit versehen, sonder gentzlich
verhofft, daß sie mit unserm auffsatz allerdings content sein, dann die pro-
testierenden bei denn catholischen wie auch hernach außtruklich die parola
von sich geben, wann wir die reseruationem ulterioris intercessionis in daß
instrumentum einkommen und die wortt ’principi libero et absoluto‘ auß-
lassen wurden, daß es im übrigen allerdings bei unserm auffsatz zu verbleiben
hette. Dise parola müeßt unß gehalten werden, als die nit nur nomine pro-
testantium, sondern ihr, der Schweden selbst, unß were gegeben worden. Sie
wüßten, daß diser punct ein jar und tag disputirt und unserseits allzeit pro-
testirt worden, daß wir nit weitergehen köndten, auch Ihr Kayserliche
Maiestät nichts mehrers concedirn wolten. Darbei bleib es noch. Pitten, unß
mit solchen weitern zumuettungen zu verschonen. Wir hetten gethan, waß
immer zu erhebung fridens dienstlich und verantworttlich sein könden. Diß
seyen sachen, so die cron Schweden nichts angehe, Ihr Kayserliche Maiestät
werden ihren auch von derselben keine leges vorschreiben lassen, ebenso-
wenig Ihr Kayserliche Maiestät gegen derselben etwas fürgreifflichs anze-
maassen begehren. Diß haiße wol falcem in alienam messem mittere.
§ ’Silesii‘ begehr man nit, daß die Schweden pacem Pragensem confir-
mirn sollen, sondern Ihr Kayserliche Maiestät wollen daß von denen ge-
meldten Schlesischen ständen daßjenig gehalten haben, waß sie Ihr Maies-
tät uff die inen ertheilte gnad versprochen, allermaassen Ihr Maiestät
erbiettig, inen auch ze halten. Versiculus ’quod vero‘ sei einmal auff die
gmeine underthanen verstanden worden. Wir köndens auch dahien nit ex-
tendirn lassen, sonderlich waß die in Niederösterreich anlangte, dann wir wol
wüßten, daß es herr graf von Trautmansdorff nit verwilligen derffen, weil es
ime von Kayserlicher Maiestät were verbotten gewesen, vil weniger gebür
es anietzt unß. Die exagitatio comparationis sei ein gar vergebliche subtili-
tet, Ihr Maiestät begehren keinem potentaten oder regimentsstandt waß
vorzugreiffen, wollen aber so vil recht als ein anderer haben in dem seinigen.
Die wortt ’non ex pacto‘ köndten wir nit außlassen, weil wir gemessenen
bevelch darumb hetten. Ihr Maiestät intention sei, diß, so sie anietzt ver-
sprechen, nit ex conuentione praesenti ze halten, sondern sich hierdurch
wider vorstehenden § ’Pacta autem‘ und dessen consequentz zu ver-
wahren. Der königin in Schweden reputation werde per verba ’in gratiam‘
nit geschmählert, und wens mangel hab, könden wir laiden, daß hinzugesetzt
werden ’in honorem‘. Der versiculus ’praeterea‘ mög wol absolute ad tem-
pus praesens regulirt, damit ja deß churfürsten in Saxen kein meldung ge-
schehe, es folge aber nit, wann Sein Durchlaucht mehr bei Ihr Kayserlichen
Maiestät zu erhalten getrawe, das darumb anietzo wir unser instruction
überschreiten und ein mehrers bewilligen solten. Die reseruatio interce-
dendi sei bewilligt, also möchten sie inskünfftig ihr nothurfft vorbringen.
Die wortt ’Augustanae confessioni addicti‘ seyen general genug ad cuius-
cunque conditionis et status homines, gebürte aber unß nit, mit einiger in-
terpretation Ihr Maiestät vorzugreiffen. Der Chursäxische gsandt hette
keinen bevelch, unß diser sachen halb allhier vil oder wenig anzefechten.
Wegen außzeichnung deß platz wie auch der zeit soll man solche unerbare
captiositeten Ihr Kayserlicher Maiestät nit zutrawen, die werden hierunder
kein gefärlicheit brauchen oder fürgehen lassen.
Als nun die Schweden weiter nit geköndt, haben sie entlich diß fürwort ge-
nommen, sie hetten unsern auffsatz wenig zeit vor der conferentz empfangen
und noch nit weil gehabt, denselben nach nothuerfft ze ponderirn, hofften, wir
wurden unß nit lassen entgegen sein, daß sie etwas mehrers der sachen nach-
gedenkhen möchten. Wolten sehen, daß sie unß noch disen abendt ein con-
cept zuschikhten, wie sie vermeinten, allerseits annemblich ze sein, auch ein
stundt begehren lassen zu morndriger conferentz, bei wölcher dann alles
kondte underschriben werden.
Weil nun auß diser conferentz vermerkht worden, daß dise disputat vor-
nemblich auß deß Chursäxischen gsandtens, Dr. Leübers ungleicher nach-
folg hergeflossen, also haben wir ine und zuemaln den von Thumbshirn er-
fordert, inen disen verlauff vorgehalten, auch unß dahien bezogen, waßge-
stalten die protestierenden durch ihren ausschutz sowol gegen unß selbst als
denn catholischen sich außtruklich erclärt, wann wir denn Schweden mit
außlassung der wortten ’libero et absoluto‘ wie auch mit insertion reser-
uatae intercessionis willfahren theten, daß es im ubrigen allerdings bei unserm
auffsatz wurde verbleiben; sodann, daß unß befrembdtlich vorkomme, daß
die Schweden sich dißortts uff Ihr Churfürstlicher Durchlaucht in Saxen
opposition und sein, Dr. Leübers, destwegen beschehene nachfolg beziehen
theten, da wir doch wol wüßten, daß Ihrer Durchlaucht meinung gar nit
wer, daß man sich hierunder der Schwedischen assistentz bedienen noch
dises streits halber den krieg ein stundt lenger continuirn solte. Wolten sie
also ersuecht haben, daran zu sein, daß unß die parola zugehalten und weiter
in waß nit getrungen werde, dann wir köndten dißortts einmaln nit auß
denn terminis unserer instruction schreitten.
Auff die nacht liessen sich die Schweden bei herrn grafen von Lamberg
entschuldigen, ob sie zwar willens gewesen, ein concept wegen der auto-
nomia in erblanden disen abendt ze überschikhen, so wer inen doch aller-
handt verhindernus vorgefallen, daß sie es biß uff morndrigen sontag dif-
ferirn müeßten, da sie unß dann solche concept zeitlich zuschikhen und sich
umb ein stundt zu weiterer conferentz anmelden wolten.
inen heüt früe einen mundirten auffsatz in puncto autonomiae zugeschikht,
wolten verhoffen, sie wurden den unser abhandlung gmäß befunden haben,
und begehrten zu vernemmen, ob man selbigen möchte ingrossirn und
unterschreiben lassen. Hierauff haben sie zwar die schrifft angefangen mit
uns ze collationirn und etlich wortt in puncto autonomiae generalis zu ver-
endern begehrt, so zwar kein sonder bedenkhen uff sich getragen, aber bei
dem § ’Silesii‘ seind sie widerumb mit allen ihren alten praetensionibus auff-
gezogen; der cron Schweden were dißreputirlich, in solche passus einze-
willigen, derselben geschehe hiewider nichts zu gefallen, bei dem § ’Silesii‘
wurde inen tacite zugemuettet, daßjenig, so im Prager friden gehandlet,
ze confirmirn. Bei dem versiculo „quod vero“ werde allein von standts-
personen und nichts von derselben underthanen vermeldt. Ibidem werde ein
comparatio ratione potestatis reformandi cum aliis regibus eingefüert, so
inen nachdenklich. König in Dennemarkh, Schweden köndten nit refor-
mirn nisi de consilio statuum.
Die wortt ’non ex pacto, sed in gratiam‘ weren der cron Schweden ver-
kleinerlich, zumaln contraria facto, dan waß man dißortts accordirte, daß
wer ein pactum. Bei dem versiculo ’praeterea‘ hett es noch ein reflexion auff
Chursaxen, und gienge dise concession nur auff standtspersonen, gestalten es
der Chursäxische gsandt selbst also interpretirte und zumaln anzeigte, daß
sein herr darmit nit zufriden und in hoffnung wer, ein mehrers zu erhalten.
Wer also inen schimpflich, wann der churfürst mehr als sie erhalten solte.
Item, es stehe ’post confectam pacem‘; zehen, zwainzig jar weren auch post
pacem. Item ’locis designandis‘; ob man sie zum galgenberg hinaußweisen
wolle, und waß deß dings mehr.
Nos, wir hetten unß diser einwendungen nit versehen, sonder gentzlich
verhofft, daß sie mit unserm auffsatz allerdings content sein, dann die pro-
testierenden bei denn catholischen wie auch hernach außtruklich die parola
von sich geben, wann wir die reseruationem ulterioris intercessionis in daß
instrumentum einkommen und die wortt ’principi libero et absoluto‘ auß-
lassen wurden, daß es im übrigen allerdings bei unserm auffsatz zu verbleiben
hette. Dise parola müeßt unß gehalten werden, als die nit nur nomine pro-
testantium, sondern ihr, der Schweden selbst, unß were gegeben worden. Sie
wüßten, daß diser punct ein jar und tag disputirt und unserseits allzeit pro-
testirt worden, daß wir nit weitergehen köndten, auch Ihr Kayserliche
Maiestät nichts mehrers concedirn wolten. Darbei bleib es noch. Pitten, unß
mit solchen weitern zumuettungen zu verschonen. Wir hetten gethan, waß
immer zu erhebung fridens dienstlich und verantworttlich sein könden. Diß
seyen sachen, so die cron Schweden nichts angehe, Ihr Kayserliche Maiestät
werden ihren auch von derselben keine leges vorschreiben lassen, ebenso-
wenig Ihr Kayserliche Maiestät gegen derselben etwas fürgreifflichs anze-
maassen begehren. Diß haiße wol falcem in alienam messem mittere.
§ ’Silesii‘ begehr man nit, daß die Schweden pacem Pragensem confir-
mirn sollen, sondern Ihr Kayserliche Maiestät wollen daß von denen ge-
meldten Schlesischen ständen daßjenig gehalten haben, waß sie Ihr Maies-
tät uff die inen ertheilte gnad versprochen, allermaassen Ihr Maiestät
erbiettig, inen auch ze halten. Versiculus ’quod vero‘ sei einmal auff die
gmeine underthanen verstanden worden. Wir köndens auch dahien nit ex-
tendirn lassen, sonderlich waß die in Niederösterreich anlangte, dann wir wol
wüßten, daß es herr graf von Trautmansdorff nit verwilligen derffen, weil es
ime von Kayserlicher Maiestät were verbotten gewesen, vil weniger gebür
es anietzt unß. Die exagitatio comparationis sei ein gar vergebliche subtili-
tet, Ihr Maiestät begehren keinem potentaten oder regimentsstandt waß
vorzugreiffen, wollen aber so vil recht als ein anderer haben in dem seinigen.
Die wortt ’non ex pacto‘ köndten wir nit außlassen, weil wir gemessenen
bevelch darumb hetten. Ihr Maiestät intention sei, diß, so sie anietzt ver-
sprechen, nit ex conuentione praesenti ze halten, sondern sich hierdurch
wider vorstehenden § ’Pacta autem‘ und dessen consequentz zu ver-
wahren. Der königin in Schweden reputation werde per verba ’in gratiam‘
nit geschmählert, und wens mangel hab, könden wir laiden, daß hinzugesetzt
werden ’in honorem‘. Der versiculus ’praeterea‘ mög wol absolute ad tem-
pus praesens regulirt, damit ja deß churfürsten in Saxen kein meldung ge-
schehe, es folge aber nit, wann Sein Durchlaucht mehr bei Ihr Kayserlichen
Maiestät zu erhalten getrawe, das darumb anietzo wir unser instruction
überschreiten und ein mehrers bewilligen solten. Die reseruatio interce-
dendi sei bewilligt, also möchten sie inskünfftig ihr nothurfft vorbringen.
Die wortt ’Augustanae confessioni addicti‘ seyen general genug ad cuius-
cunque conditionis et status homines, gebürte aber unß nit, mit einiger in-
terpretation Ihr Maiestät vorzugreiffen. Der Chursäxische gsandt hette
keinen bevelch, unß diser sachen halb allhier vil oder wenig anzefechten.
Wegen außzeichnung deß platz wie auch der zeit soll man solche unerbare
captiositeten Ihr Kayserlicher Maiestät nit zutrawen, die werden hierunder
kein gefärlicheit brauchen oder fürgehen lassen.
Als nun die Schweden weiter nit geköndt, haben sie entlich diß fürwort ge-
nommen, sie hetten unsern auffsatz wenig zeit vor der conferentz empfangen
und noch nit weil gehabt, denselben nach nothuerfft ze ponderirn, hofften, wir
wurden unß nit lassen entgegen sein, daß sie etwas mehrers der sachen nach-
gedenkhen möchten. Wolten sehen, daß sie unß noch disen abendt ein con-
cept zuschikhten, wie sie vermeinten, allerseits annemblich ze sein, auch ein
stundt begehren lassen zu morndriger conferentz, bei wölcher dann alles
kondte underschriben werden.
Weil nun auß diser conferentz vermerkht worden, daß dise disputat vor-
nemblich auß deß Chursäxischen gsandtens, Dr. Leübers ungleicher nach-
folg hergeflossen, also haben wir ine und zuemaln den von Thumbshirn er-
fordert, inen disen verlauff vorgehalten, auch unß dahien bezogen, waßge-
stalten die protestierenden durch ihren ausschutz sowol gegen unß selbst als
denn catholischen sich außtruklich erclärt, wann wir denn Schweden mit
außlassung der wortten ’libero et absoluto‘ wie auch mit insertion reser-
uatae intercessionis willfahren theten, daß es im ubrigen allerdings bei unserm
auffsatz wurde verbleiben; sodann, daß unß befrembdtlich vorkomme, daß
die Schweden sich dißortts uff Ihr Churfürstlicher Durchlaucht in Saxen
opposition und sein, Dr. Leübers, destwegen beschehene nachfolg beziehen
theten, da wir doch wol wüßten, daß Ihrer Durchlaucht meinung gar nit
wer, daß man sich hierunder der Schwedischen assistentz bedienen noch
dises streits halber den krieg ein stundt lenger continuirn solte. Wolten sie
also ersuecht haben, daran zu sein, daß unß die parola zugehalten und weiter
in waß nit getrungen werde, dann wir köndten dißortts einmaln nit auß
denn terminis unserer instruction schreitten.
Auff die nacht liessen sich die Schweden bei herrn grafen von Lamberg
entschuldigen, ob sie zwar willens gewesen, ein concept wegen der auto-
nomia in erblanden disen abendt ze überschikhen, so wer inen doch aller-
handt verhindernus vorgefallen, daß sie es biß uff morndrigen sontag dif-
ferirn müeßten, da sie unß dann solche concept zeitlich zuschikhen und sich
umb ein stundt zu weiterer conferentz anmelden wolten.