Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
Montag Konferenz der katholischen Stände
. – W bei
Trauttmansdorff. W: Weiln er ahn die catholische stendt des Paderborni-
schen canzlern Buschmans mitthinüberraiß nach Oßnabrück pro assistentia
begeren laßen, will man es zwarn gern gestatten [...], es seyen aber ein-
und andere obstacula im weeg, die sie ihme ad longum erzehlet, und proto-
collo vorhin enthaltten sein. Warauff der herr graff: Befinde die ratio-
nes zwarn relevant, weyln aber er Buschmann alldorten bey den uncatho-
lischen gar woll bekandt seye und viell penetriren und guetes verrichten
köntte, hette er seine mitthinüberraiß gar woll leiden mögen. I. H. G.:
Daß er nun so viele wochen darüben gewest seye, gleichwoll nicht abge-
nommen werden können, daß durch ihnen oder auch andere viell were
gerichtet worden. Welches der herr graff wahr zue sein bekennen müe-
ßen. W: Äußerungen Oxenstiernas wegen Aufhebung des geistlichen
Charakters der abzutretenden Stifter. Und hab man also [...] desto meh-
rers sich vorzusehen, werde ein gar große consequenz bey anderen stiffteren
verursachen, und Churbrandenburg mitt Halberstatt auch andere derglei-
chen begerten, welches dan absonderlich bey den tractaten zue praeca-
viren. Warzue er sich erpotten. W: Beschwerde wegen Verden mitt
angehenckter protestation, daß sie einmaln ihren consensum darzue nimmer
geben köntten. Trauttmansdorff: Sie thetten daran gar wohl, er sähe
aber seines theilß nicht, wie es könne geendert werden. W: Nachdeme
unter andern bey gestrigem in negocio gravaminum gemachtem schluß der
mediatritterschafft mitt gedacht werde
Gemeint sind die katholischen 19 Punkte 1646 V 19 (vgl. unten [S. 489 Anm. 2] ). Erste
Eingabe der protestantischen Ritterschaft der Stifter Münster, Paderborn und Osna-
brück, dikt. 1646 II 14/24 (Druck: J. G. Meiern II S. 806 ff).
, welches Churmainz, Churcölln
und I. H. G. wegen des Eichßfeldts, stiffter Hildeshaimb, Paderborn, Mün-
ster, Oßnabruck und Minden betreffen thette, und die authonomia einer
sehr bösen consequenz sein würde, und daß unerhört der catholischen und
interessenten nichts vorgehen oder gestattet werden möchte, so woltten sie
inen derentwegen sowohl in genere alß ihrer ritterschafft halber in particu-
lari solches praeiudicium abzukehren ersucht haben. Trauttmansdorff:
Hat die schon vorstellig gewordene Ritterschaft an den Landesherrn gewie-
sen , und soltte ihme nun gar lieb sein, einige declaration von I. H. G. zu
vernehmen. W: Kann sich nicht erklären, ohne das Begehren gesehen
zu haben; wenn man sich bei ihm angibt, wird er sich den reichsconstitu-
tionen und herkommen gemeeß zu ercleren nicht underlaßen. Das exerci-
tium der ritterschafft auf ihren häußeren oder sonst in I. H. G. stiffteren
zuzulaßen, seyen sie nicht gedacht, könttens auch bona conscientia nicht
thuen, so wenig es von dero vorfahren gestattet worden, wie es dan auch in
aller obig bemelter stiffter keinem würde zugegeben, würde ein rechtes
medium sein, die widrige religion in den stiffteren noch mehrers zue plan-
tiren, dan solcher der vom adell diener, knecht und aigenbehörige bey-
wohnen, und alßo die underthanen verführet würden. Bißhero seyen sie
von ihro noch auch von ihren vorfahren nicht gezwungen, noch das ius
emigrandi gegen sie vorgenommen, sondern iederzeitt dissimulirt worden,
alßo daß in den benachparten uncatholischen orten sie ihr exercitium außer
der kindtstauff und dergleichen haben können. Darauff der herr graff:
Wan es alßo gemaint, hetten sie insoweith keine pilliche beschwernuß, son-
dern musten sich wohl befriedigen laßen. W: Wegen der in den prote-
stantischen Gravamina genannten Städte Minden und Osnabrück möge
ohne sein Vorwissen nicht beschlossen werden. Kann sich noch nicht erklä-
ren , da sich bei ihm noch niemand angegeben hat, seye gleichwohl schwer,
daß die municipal stette, so dem landtsherrn underworffen, privilegia den
reichsstetten gleich soltten begeren dörffen, welches den reichsconstitutio-
nibus, dem Passawer vertrag und religionsfried recta zuewieder. Trautt-
mansdorff : Die Osnabrücker haben bei ihm auf eine possession vor dem
Passawer vertrag biß auff dato continuirlich sich bezogen, die er aber
ahn I. H. G. gewiesen hette. W: Änderung des Religionswesens in
offenem Aufstand gegen den Bischof, Restitutionsurteil Karls V. und Exe-
kution , neue Rebellion und vom Kapitel angestrengter Prozeß bis zum
Urteil von 1628, wonach die alten und neuen Kirchen den Katholiken zu
restituieren waren, weshalb die Stadt keine quietam possessionem allegiren
kann . Er hat keinen bürgern propter religionem zue emegriren zugemuth-
tet, weniger verwehrt, außer landes dem exercitio nachzugehen; wohl
hetten sie in ihrer residenz- und hauptstadt keine andere alß die catholische
religion, wie pillig, leiden wollen, deßwegen sie dan nicht würden zu ver-
dencken sein. In der Stadt Minden hat er in religione keine mutation ver-
genommen, sondern alles in der stadt, wie er es gefunden, gelaßen.
Trauttmansdorff: Minden ist vorstellig geworden, um nicht unter die
schwedische Satisfaktion zu kommen, und hat sich über seine Vertröstungen
erfreut bezeigt. W: Die Franzosen haben ihm gestern erklärt, wenn
Trauttmansdorff vor seiner Abreise nach Osnabrück nicht mit ihnen ver-
handle , würden sie sofort nach Paris melden, daß es den Ksl. nicht ernst
mit dem Frieden sei. Warüber der herr graff von Trautmansdorff mitt
etwas alteration vermeldet, wie man mitt dießen leuten tractiren könne,
man hab alberait so viel gethan, und sagten sie doch von sich selbsten daß
sie nicht rationis capaces. I. H. G.: Alles beruhe allein auff dem ein-
zigen Breysach, sie hetten noch gestert assecurirt, daß wan sie damitt satis-
faction bekehmen, sie den frieden schließen und im übrigen dergestaldt sich
ercleren woltten, daß darauß die Kayserliche selbst würden sehen und
sagen konnen, daß ihrerseits keine mora gemacht werde. Seye woll zu
betauren, daß wegen eines einzigen platzes so viell difficulteten gemacht,
dah man doch underschiedtliche stiffter sub titulo summae necessitatis pacis
et belli Turcici hinwegkgebe, und werde man sich noch in mehrere gefahr
sezen, noch mehrer landt und leut zu verlieren, und darnach bey den frie-
denstractaten zurugkzulaßen. Der her graff: Die bedencken seyen
wichtig, und die gefahr so dem reich darauß entstehen köntte, so groß, daß
es nicht zu glauben. Müste auf Oßnabrugk nothwendig, dan die Schweden
seiner wartten thetten. I. H. G.: Woltten gepetten haben, das werck
wohl zue überlegen, wan nach seinem wegkraißen die Franzosen andere
resolution nehmen, und alles über und über gehen und mehrer blut darüber
vergoßen werden soltte, obs bey der posteritet zu verandtwortten. Neben
deme daß gewiß nicht von geringer consideration, von geistlichen stiffteren
dergestaldt wegkzuschencken und hingegen auff einigem plaz, so dem hauß
Österreich gehörig, zu bestehen und benebens die andere geistliche fürsten-
thumb und stiffter in mehrere gefahr des verlusts zu sezen, ob nicht endt-
lich ein jeder anderst gedencken, und andere resolution, gleich Churbayeren
auch gethan, faßen würde. Wegen der festung Brysach das Römische reich
und die catholische religion in gefahr zu stellen, werde kein eyfriger catho-
lischer noch getrewer patriot rathen können. Der herr graff: Brysach
gehöre dem Kayser nicht, und soltte man sehen, waß für starcke schreiben
vom jungen erzherzogen zue Insprugk geschehen, der auch wegen des Elsas
keinen consensum geben, sondern sich passive haltten, und seinen regress ahn
dem Kayser suchen woltte. I. H. G.: Sie und die catholische protestir-
ten wegen der stiffter, so aber sub specie boni publici nicht wolle attendirt
werden; sagten ihres theilß nicht, daß Brysach hingegeben werden soltte,
dan pillig keiner dem anderen sein landt abzurahten, und köntten sie wegen
ihres stiffts Verden gar woll begreiffen, wie schwer es einem thue, daß man
ihme seine landen ahn andere verschencken wolle, sondern meldeten es
alleine, damitt die tractatus nicht zur ruptur kommen mögtten, sonderen
auff dieß oder ein anders mitt den Franzosen handlen und dermaln schlie-
ßen, außer deme nichts gewißers, alß daß dissolutio totius imperii darauß
erfolgen werd. Darauff er stillschweigend I. H. G. starck angeschaw-
et. I. H. G. repetirten, daß sie seine raiß nacher Oßnabrugk, ehe mitt
den Franzosen weiter tractirt, nicht köntten guet befinden, und desto meh-
rer, daß der duc de Longeville nebenst den anderen beeden (welches I. H. G.
in vertrawen angedeutet haben wollen) sie noch gestern außtrucklich asse-
curirt, auch gegen den abend der comte d’Avaux in specie wißen laßen,
daß wan man mitt inen tractiren und schließen würde, sie alßdan den
Schweden ratione der stiffter, daß solches ihrer confoederation zuewieder,
auch den uncatholischen stenden starck und eyfriger zusprechen woltten;
waß sie auch nebenst deme, wegen einer alliance mitt dem Teutschen hauß
Österreich und anderen catholischen sich vernehmen laßen, und alberait hie
oben angefürt ist. Warauff er abermaln nichts geandtworttet; endtlich
vermeldet, wan dergleichen guetes zu hoffen, möchte noch etwas geschehen
können; es seye aber selzamb, daß die Franzosen dergestaldt eben auff
einem plaz verseßen weren. I. H. G.: Die Franzosen hetten unter ande-
ren auch gestern erwehnet, daß sie der comte Pineranda außtrucklich
wißen laßen, daß dem könig in Spanien bey dem Elsas und Brißgaw und
denen orten großes interesse, auch die superioritet und direction gebühren
thette, welches sie vorhin nicht gewust; und sehe man, wie die Spanier in
die Teutsche sachen sich mischen thetten; desto weniger sie Französische
von ihrem proposito abweichen würden. Der herr graff: Eben iezt
fahre der Longeville von ihme, hette dergleichen unter anderen auch ge-
dacht, er aber demselben explicirt, daß die Spanische lini die erste vom
hauß Österreich, und Carolus V. ihnnen alß ein patrimonialguett resignirt,
hernacher durch gewiße verträg certis conditionibus auff die Teutsche lini
kommen, alßo daß die Spanier zwarn extincta hac linea den regress zwarn
wieder haben, nicht aber die direction oder ein weiteres ius praetendiren
köntten oder auch thetten, welches sie alßo nicht verstanden zu haben, der
Longeville vermeldet hette. I. H. G. paten darauff nachmaln, weilen
dan die Spanier kein interesse dabey, daß er doch die tractatus fortsezen
und deßwegen noch etwas hier verpleiben woltte. Warauff der herr
graff: Wan nur waß guets darauß zu hoffen. I. H. G.: Köntten ein
mehrers alß sie ihme gesagt nicht versicheren, mitt abermaliger bitt, die
occasion nicht auß handen zu laßen, und köntte doch alles mitt Brysach sub
conditione, gleich auch mitt dem Elsas geschehen, daß die oblation, wan der
fried oder effectus pro religione catholica nicht erfolgt, für sich selbst nicht
sein solle. Der herr graff: Ob er wohl innerhalb 2 tagen zu verraißen
genzlich endschloßen gewest, woltte ers doch in so weith änderen, den
sachen nachdencken und noch dieße ganze wochen über hier verpleiben,
auch gleich iezt zue den Spaniern fahren.
W bei den Bayern. Gespräche mit den Franzosen und mit Trauttmansdorff.
Die Bayern wollen morgen Trauttmansdorff zur Fortsetzung der franzö-
sischen Verhandlungen zu disponieren suchen.
W an die Hessen: Bitte um Verschonung eines ihm zur Erholung vom Dom-
propst zur Verfügung gestellten Hauses außerhalb Münsters von zusätz-
lichen Kontributionen. Vulteius: Die Maßnahmen durch den augen-
blicklichen Schwedeneinfall bedingt, will sich an die Beamten in Coesfeld
und die Landgräfin wenden. Zurückweisung des Gerüchtes, Hessen habe
die schwedische Armee herbeigezogen, vielmehr leiden die eigenen Kontri-
butionen, und man muß die Verlagerung des Krieges nach Hessen befürch-
ten; damit ist der Gewinn von Paderborn und Stadtbergen
nicht zu ver-
gleichen. Beiderseitige Klagen über die schwedischen Truppen.
Trauttmansdorff. W: Weiln er ahn die catholische stendt des Paderborni-
schen canzlern Buschmans mitthinüberraiß nach Oßnabrück pro assistentia
begeren laßen, will man es zwarn gern gestatten [...], es seyen aber ein-
und andere obstacula im weeg, die sie ihme ad longum erzehlet, und proto-
collo vorhin enthaltten sein. Warauff der herr graff: Befinde die ratio-
nes zwarn relevant, weyln aber er Buschmann alldorten bey den uncatho-
lischen gar woll bekandt seye und viell penetriren und guetes verrichten
köntte, hette er seine mitthinüberraiß gar woll leiden mögen. I. H. G.:
Daß er nun so viele wochen darüben gewest seye, gleichwoll nicht abge-
nommen werden können, daß durch ihnen oder auch andere viell were
gerichtet worden. Welches der herr graff wahr zue sein bekennen müe-
ßen. W: Äußerungen Oxenstiernas wegen Aufhebung des geistlichen
Charakters der abzutretenden Stifter. Und hab man also [...] desto meh-
rers sich vorzusehen, werde ein gar große consequenz bey anderen stiffteren
verursachen, und Churbrandenburg mitt Halberstatt auch andere derglei-
chen begerten, welches dan absonderlich bey den tractaten zue praeca-
viren. Warzue er sich erpotten. W: Beschwerde wegen Verden mitt
angehenckter protestation, daß sie einmaln ihren consensum darzue nimmer
geben köntten. Trauttmansdorff: Sie thetten daran gar wohl, er sähe
aber seines theilß nicht, wie es könne geendert werden. W: Nachdeme
unter andern bey gestrigem in negocio gravaminum gemachtem schluß der
mediatritterschafft mitt gedacht werde
Gemeint sind die katholischen 19 Punkte 1646 V 19 (vgl. unten [S. 489 Anm. 2] ). Erste
Eingabe der protestantischen Ritterschaft der Stifter Münster, Paderborn und Osna-
brück, dikt. 1646 II 14/24 (Druck: J. G. Meiern II S. 806 ff).
und I. H. G. wegen des Eichßfeldts, stiffter Hildeshaimb, Paderborn, Mün-
ster, Oßnabruck und Minden betreffen thette, und die authonomia einer
sehr bösen consequenz sein würde, und daß unerhört der catholischen und
interessenten nichts vorgehen oder gestattet werden möchte, so woltten sie
inen derentwegen sowohl in genere alß ihrer ritterschafft halber in particu-
lari solches praeiudicium abzukehren ersucht haben. Trauttmansdorff:
Hat die schon vorstellig gewordene Ritterschaft an den Landesherrn gewie-
sen , und soltte ihme nun gar lieb sein, einige declaration von I. H. G. zu
vernehmen. W: Kann sich nicht erklären, ohne das Begehren gesehen
zu haben; wenn man sich bei ihm angibt, wird er sich den reichsconstitu-
tionen und herkommen gemeeß zu ercleren nicht underlaßen. Das exerci-
tium der ritterschafft auf ihren häußeren oder sonst in I. H. G. stiffteren
zuzulaßen, seyen sie nicht gedacht, könttens auch bona conscientia nicht
thuen, so wenig es von dero vorfahren gestattet worden, wie es dan auch in
aller obig bemelter stiffter keinem würde zugegeben, würde ein rechtes
medium sein, die widrige religion in den stiffteren noch mehrers zue plan-
tiren, dan solcher der vom adell diener, knecht und aigenbehörige bey-
wohnen, und alßo die underthanen verführet würden. Bißhero seyen sie
von ihro noch auch von ihren vorfahren nicht gezwungen, noch das ius
emigrandi gegen sie vorgenommen, sondern iederzeitt dissimulirt worden,
alßo daß in den benachparten uncatholischen orten sie ihr exercitium außer
der kindtstauff und dergleichen haben können. Darauff der herr graff:
Wan es alßo gemaint, hetten sie insoweith keine pilliche beschwernuß, son-
dern musten sich wohl befriedigen laßen. W: Wegen der in den prote-
stantischen Gravamina genannten Städte Minden und Osnabrück möge
ohne sein Vorwissen nicht beschlossen werden. Kann sich noch nicht erklä-
ren , da sich bei ihm noch niemand angegeben hat, seye gleichwohl schwer,
daß die municipal stette, so dem landtsherrn underworffen, privilegia den
reichsstetten gleich soltten begeren dörffen, welches den reichsconstitutio-
nibus, dem Passawer vertrag und religionsfried recta zuewieder. Trautt-
mansdorff : Die Osnabrücker haben bei ihm auf eine possession vor dem
Passawer vertrag biß auff dato continuirlich sich bezogen, die er aber
ahn I. H. G. gewiesen hette. W: Änderung des Religionswesens in
offenem Aufstand gegen den Bischof, Restitutionsurteil Karls V. und Exe-
kution , neue Rebellion und vom Kapitel angestrengter Prozeß bis zum
Urteil von 1628, wonach die alten und neuen Kirchen den Katholiken zu
restituieren waren, weshalb die Stadt keine quietam possessionem allegiren
kann . Er hat keinen bürgern propter religionem zue emegriren zugemuth-
tet, weniger verwehrt, außer landes dem exercitio nachzugehen; wohl
hetten sie in ihrer residenz- und hauptstadt keine andere alß die catholische
religion, wie pillig, leiden wollen, deßwegen sie dan nicht würden zu ver-
dencken sein. In der Stadt Minden hat er in religione keine mutation ver-
genommen, sondern alles in der stadt, wie er es gefunden, gelaßen.
Trauttmansdorff: Minden ist vorstellig geworden, um nicht unter die
schwedische Satisfaktion zu kommen, und hat sich über seine Vertröstungen
erfreut bezeigt. W: Die Franzosen haben ihm gestern erklärt, wenn
Trauttmansdorff vor seiner Abreise nach Osnabrück nicht mit ihnen ver-
handle , würden sie sofort nach Paris melden, daß es den Ksl. nicht ernst
mit dem Frieden sei. Warüber der herr graff von Trautmansdorff mitt
etwas alteration vermeldet, wie man mitt dießen leuten tractiren könne,
man hab alberait so viel gethan, und sagten sie doch von sich selbsten daß
sie nicht rationis capaces. I. H. G.: Alles beruhe allein auff dem ein-
zigen Breysach, sie hetten noch gestert assecurirt, daß wan sie damitt satis-
faction bekehmen, sie den frieden schließen und im übrigen dergestaldt sich
ercleren woltten, daß darauß die Kayserliche selbst würden sehen und
sagen konnen, daß ihrerseits keine mora gemacht werde. Seye woll zu
betauren, daß wegen eines einzigen platzes so viell difficulteten gemacht,
dah man doch underschiedtliche stiffter sub titulo summae necessitatis pacis
et belli Turcici hinwegkgebe, und werde man sich noch in mehrere gefahr
sezen, noch mehrer landt und leut zu verlieren, und darnach bey den frie-
denstractaten zurugkzulaßen. Der her graff: Die bedencken seyen
wichtig, und die gefahr so dem reich darauß entstehen köntte, so groß, daß
es nicht zu glauben. Müste auf Oßnabrugk nothwendig, dan die Schweden
seiner wartten thetten. I. H. G.: Woltten gepetten haben, das werck
wohl zue überlegen, wan nach seinem wegkraißen die Franzosen andere
resolution nehmen, und alles über und über gehen und mehrer blut darüber
vergoßen werden soltte, obs bey der posteritet zu verandtwortten. Neben
deme daß gewiß nicht von geringer consideration, von geistlichen stiffteren
dergestaldt wegkzuschencken und hingegen auff einigem plaz, so dem hauß
Österreich gehörig, zu bestehen und benebens die andere geistliche fürsten-
thumb und stiffter in mehrere gefahr des verlusts zu sezen, ob nicht endt-
lich ein jeder anderst gedencken, und andere resolution, gleich Churbayeren
auch gethan, faßen würde. Wegen der festung Brysach das Römische reich
und die catholische religion in gefahr zu stellen, werde kein eyfriger catho-
lischer noch getrewer patriot rathen können. Der herr graff: Brysach
gehöre dem Kayser nicht, und soltte man sehen, waß für starcke schreiben
vom jungen erzherzogen zue Insprugk geschehen, der auch wegen des Elsas
keinen consensum geben, sondern sich passive haltten, und seinen regress ahn
dem Kayser suchen woltte. I. H. G.: Sie und die catholische protestir-
ten wegen der stiffter, so aber sub specie boni publici nicht wolle attendirt
werden; sagten ihres theilß nicht, daß Brysach hingegeben werden soltte,
dan pillig keiner dem anderen sein landt abzurahten, und köntten sie wegen
ihres stiffts Verden gar woll begreiffen, wie schwer es einem thue, daß man
ihme seine landen ahn andere verschencken wolle, sondern meldeten es
alleine, damitt die tractatus nicht zur ruptur kommen mögtten, sonderen
auff dieß oder ein anders mitt den Franzosen handlen und dermaln schlie-
ßen, außer deme nichts gewißers, alß daß dissolutio totius imperii darauß
erfolgen werd. Darauff er stillschweigend I. H. G. starck angeschaw-
et. I. H. G. repetirten, daß sie seine raiß nacher Oßnabrugk, ehe mitt
den Franzosen weiter tractirt, nicht köntten guet befinden, und desto meh-
rer, daß der duc de Longeville nebenst den anderen beeden (welches I. H. G.
in vertrawen angedeutet haben wollen) sie noch gestern außtrucklich asse-
curirt, auch gegen den abend der comte d’Avaux in specie wißen laßen,
daß wan man mitt inen tractiren und schließen würde, sie alßdan den
Schweden ratione der stiffter, daß solches ihrer confoederation zuewieder,
auch den uncatholischen stenden starck und eyfriger zusprechen woltten;
waß sie auch nebenst deme, wegen einer alliance mitt dem Teutschen hauß
Österreich und anderen catholischen sich vernehmen laßen, und alberait hie
oben angefürt ist. Warauff er abermaln nichts geandtworttet; endtlich
vermeldet, wan dergleichen guetes zu hoffen, möchte noch etwas geschehen
können; es seye aber selzamb, daß die Franzosen dergestaldt eben auff
einem plaz verseßen weren. I. H. G.: Die Franzosen hetten unter ande-
ren auch gestern erwehnet, daß sie der comte Pineranda außtrucklich
wißen laßen, daß dem könig in Spanien bey dem Elsas und Brißgaw und
denen orten großes interesse, auch die superioritet und direction gebühren
thette, welches sie vorhin nicht gewust; und sehe man, wie die Spanier in
die Teutsche sachen sich mischen thetten; desto weniger sie Französische
von ihrem proposito abweichen würden. Der herr graff: Eben iezt
fahre der Longeville von ihme, hette dergleichen unter anderen auch ge-
dacht, er aber demselben explicirt, daß die Spanische lini die erste vom
hauß Österreich, und Carolus V. ihnnen alß ein patrimonialguett resignirt,
hernacher durch gewiße verträg certis conditionibus auff die Teutsche lini
kommen, alßo daß die Spanier zwarn extincta hac linea den regress zwarn
wieder haben, nicht aber die direction oder ein weiteres ius praetendiren
köntten oder auch thetten, welches sie alßo nicht verstanden zu haben, der
Longeville vermeldet hette. I. H. G. paten darauff nachmaln, weilen
dan die Spanier kein interesse dabey, daß er doch die tractatus fortsezen
und deßwegen noch etwas hier verpleiben woltte. Warauff der herr
graff: Wan nur waß guets darauß zu hoffen. I. H. G.: Köntten ein
mehrers alß sie ihme gesagt nicht versicheren, mitt abermaliger bitt, die
occasion nicht auß handen zu laßen, und köntte doch alles mitt Brysach sub
conditione, gleich auch mitt dem Elsas geschehen, daß die oblation, wan der
fried oder effectus pro religione catholica nicht erfolgt, für sich selbst nicht
sein solle. Der herr graff: Ob er wohl innerhalb 2 tagen zu verraißen
genzlich endschloßen gewest, woltte ers doch in so weith änderen, den
sachen nachdencken und noch dieße ganze wochen über hier verpleiben,
auch gleich iezt zue den Spaniern fahren.
W bei den Bayern. Gespräche mit den Franzosen und mit Trauttmansdorff.
Die Bayern wollen morgen Trauttmansdorff zur Fortsetzung der franzö-
sischen Verhandlungen zu disponieren suchen.
W an die Hessen: Bitte um Verschonung eines ihm zur Erholung vom Dom-
propst zur Verfügung gestellten Hauses außerhalb Münsters von zusätz-
lichen Kontributionen. Vulteius: Die Maßnahmen durch den augen-
blicklichen Schwedeneinfall bedingt, will sich an die Beamten in Coesfeld
und die Landgräfin wenden. Zurückweisung des Gerüchtes, Hessen habe
die schwedische Armee herbeigezogen, vielmehr leiden die eigenen Kontri-
butionen, und man muß die Verlagerung des Krieges nach Hessen befürch-
ten; damit ist der Gewinn von Paderborn und Stadtbergen
gleichen. Beiderseitige Klagen über die schwedischen Truppen.