Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
Sonntag Longueville bei W. Äußert sich ziemblich kalt-
sinnig zu den katholischen Gravamina. W: Die Protestanten haben
zum geistlichen Vorbehalt Media mitgeteilt, die man dafur gar nicht,
sondern vielmehr pro extremis halten müßen. Longueville: Daß ihnen
solche alberait auch zuekommen, were darauf wol zue handlen. W:
Notwendigkeit des geistlichen Vorbehalts für den Bestand der Kirche in
Deutschland. Die cron Franckreich hette große ursach, mit allem ernst und
fleiß mit darauff zu sehen, daß diß reservatum im geringsten nicht ledirt,
und allen catholischen ein unersetzliches praeiudicium zugezogen würde.
Longueville: Daß die cron Franckreich wegen der catholischen in
Teutschlandt wol intentionirt und zu deren erhaltung sorgfaltig gnug, es
müsten aber die catholische ihnen Franzosen auch anderst begegnen und nit
also widrig, wie es beym puncto satisfactionis zu nit geringer verkleine-
rung und offension der cron Franckreich geschehen, bezeigen. I. H. G.:
Daß von den catholischen im reich die cron Franckreich in gebuhrender
consideration und stimo gehalten würde. So hat man neulich auf französi-
schen Wunsch Re- und Korrelation bis nach Beratung der Gesamtreplik
verschoben. Longueville: Sie sehen in dieser Reihenfolge den besten
Weg, eroffneten nur ihr sentiment und weren berait, wie auch yederzeit
begiehrig gewesen, dasienige ihres theylß befurdern zu helffen, wodurch
der fried ahm besten und schleunigsten zu erhalten, sie befünden aber, daß
zu solchem zweck Ihre Kayserliche Mayestät und die stende des reichs den
rechten weg nicht aussähen, noch eingehen wolten, und, welches sie sonder-
lich zu beklagen, wolten sich die catholische auch hierin nicht weißen
laßen. Dieselbe hetten sich wieder alles vermutthen und versehen in puncto
satisfactionis also wiedrig sich bezeiget, daß es die cron Franckreich billich
zu empfinden, Ihre Kayserliche Mayestät sowol alß die catholische reichs-
stende hetten sich zu versichern, daß ohn die satisfaction, in specie das
Elsaß kein fried zu hoffen noch zu machen. Wan nun die catholische bey
sich selbst erkennen, daß wegen dem ihnen zustehenden und offters geklag-
ten beschwernußen, und noch bevorstehender größern gefahr der fried
nottig, so musten sie in diesem puncto satisfactionis ihre consilia anderst
richten, und sich nit selbsten neben mehrern weitters verlaitthen.
Franckreich hette große ursach es zu resentiren, und nit fur eine geringe
offesa zue halten, daß man in hoc puncto solche quaestiones formiert,
und erst zur umbfrag gestelt, ob man Franckreich auch einige satisfaction
schuldig. Welches er mit exaggerirt, und sich dabey sehr eiffrig und
commovirt bezeigt, mit dießem anhang und betrohung (die er auch bey
dem fast in 3 stund gewehrten discursu hinc inde öffters wiederholet), und
würde einmal Franckreich den krieg continuiren und alles lieber drahn
sezen, alß die ihnen gebuhrende und zu ihrer nottigen versicherung
reichende satisfaction wieder aus handen zu laßen. W: Man wolte die
sach [...] dergestalt nicht auffnehmen, daß solches zu der cron Franckreich
verschimpffung einiger gestalt gemeindt. Es weren diese allgemeine frie-
denshandlungen under christlichen potentaten angestelt; die ganze christen-
heit sey durch die waffen genugsamb enervirt und affligirt, ein christliches
gewissen erforderte bey einem solchen zustandt moderata et pacifica con-
silia, wie dan die catholische chur-, fürsten und stende ihres theylß von
dem rechten friedensweg undt mediis abzuweichen nit gedächten, es müste
aber dabey ipsa iustitia et aequitas in fundamento talium actionum summe
necessario nit geandert, noch einiger theyl, bey den angetroheten waffen,
Gottes vergeßen und sich auff das gluck, welches wandelbar, zu viel ver-
laßen. Bei den Beratungen der Stände ist nichts zu verkleinerung der cron
Franckreich vorgangen. Es muße Franckreich sein punctum honoris also
nehmen, daß dannoch nit alle libertet den chur-, fürsten und stenden des
reichs dadurch benommen und abgeschnitten würde. Sie herrn Franzosische
hetten selbst instendig begert, daß zu dießen friedenshandlungen alle stend
abordnen mochten, da nun mehrern theilß selbige zur stelle, und die consul-
tationes vor sich gingen, wolte man ihnen gleichsamb in allen vorschreiben,
und wan alles nit ad beneplacitum geschehe, sich offendirt bezeigen. Diß
were einmal kein modus, das reich und die stende bey ihrer libertet und
würde zu erhalten, noch die rechte offters beruhmbte intention zum frie-
den. Weltkündig sey es, daß bey allen friedenshandlungen einige propo-
sitiones geschehen, waruber man utrimque handelte, und per rationes in
aequitate et iustitia fundatas das medium pacis suchete, und also were es
yederzeit under christlichen potentaten [...] gehalten worden, und muste
man durch betrohung der waffen nicht materiam ipsam tractatuum der-
gestalt ändern, und von denen bescheidentlich vorgebrachten rationibus
undt gewohnlichen consultationibus causam offensionis et laesionis machen,
auch vor vollig eingenommenen grundlichen bericht die iudicia praecipi-
tiren. Berechtigte Ursache für Kaiser und Stände zur Beratung der
vorgelegten Punkte, wobei sie, wan es tractaten sein sollen, nit cum
violentia verborum, animorum et armorum zu denienigen ja zu sagen zu
zwingen, wa sie in contrarium wolbegründte rationes aequitatis et status
bey sich befünden, gleich sich dan eben in diesem puncto satisfactionis
bezeigt. Dan nachdem einige staisfaction praetendirt, hab man ia billich zu
consideriren, ob, warumb und womit man solche zu thun schuldig, und wie
sich bey incaminirung dieses puncten der bestendiger bericht befunden, daß
von der cron Franckreich durch dero königlichen abgesandten verbo regio
öffters versprochen, daß sie keine andere satisfaction begert, alß der reichs-
stende freyheit und versicherung, so hette man pro honore verbi regii und
der ansehentlichen gesandtschafft, welche solches uberbracht, und nach-
gehendts zu ehren deren, die diese der cron Franckreich intention und
dabey gesucht und habende glori offters wiederholet, anderst nicht
ermeßen konnen, alß daß die cron Franckreich selbst hierauff ein absehens
haben, und nicht solches iezo in wiedrigen verstandt zu der ganzen cristen-
heit hochschädlichen auffenthalt des friedens wurde zu behaubten
gedencken, sondern wie bey den tractaten wol sachen begert und proponirt,
davon man dannoch per aequitatem et rationes sich laße abweisen, und
damit die friedliebende cristliche intention bezeige. Der duc de Longe-
ville continuirte sein anfangs verspuhrte commotion, und andworttet auf
das vorhergehende, daß man in den terminis der damalß vom konig in
Franckreich dem reich und deßen stenden anerpottener freywilliger und
unendtgeltlicher hülff iezo nit mehr. Es hetten sich die selbiger zeit mit
Franckreich verbundene craiß und stende wiederumb abgesondert, und der
confoederation nicht nachkommen, darauff die cron Franckreich suo pro-
prio periculo et impensis die waffen dem reich und den stenden zum besten
(die es doch nit erkenneten) prosequirt, und den krieg so kostbarlich
geführt; daß aber nun die cron Franckreich, indem sie ihrem grösten feind
die waffen und den schärpffisten degen, welchen das hauß Osterreich
gegen sie in Teutschland bey possedirung des Elsaß gehabt, nachdemaln ihn
denselben Gott und das gluck in handen gegeben, wiederumb restituiren
und sich hernegst mit großer gefahr abermalß auf die gurgel setzen laßen
solten, seye ihnen nicht zuzumutthen. Und moche man sie frey fur solche
närrische leuth nicht halten, daß sie es immer thun würden, sondern ihnen
beßer were, ihr ganz konigreich zue hazardiren, und dafur all ihr leben
tapffer auffzusezen, alß den mit so vielem blut und unkosten ihrem feind
dem hauß Osterreich mit gewalt auß handen gerissenen schneidenden degen
wiederumb zu uberlieffern. Die catholische hetten ihres theilß wol auffzu-
mercken, und wan ihnen zu erhaltung ihres estats und catholischen religion
der fried nöttig, sich hierinnen gegen Franckreich nicht zu opiniastriren,
dan ohne uberlaßung des Elsaß sie keinen frieden machen kondten, und
alßlang noch ein Frantzos im ganzen konigreich ubrig, würde er solches mit
seinem leben manuteniren. I. H. G.: Man solte sich bey dergleichen
materi billich, da einen das interesse proprium und passion in viele weg
ubernehmen kondte, also starck nit eiffern, und alsobald die spitz des
degens inter christianos principes darpiethen, und gleichsamb der ganzen
christenheit wolfahrt, und der catholischen religion conservation turbato
animo darahn hencken, man müste sano et christiano modo alles wol uber-
legen und distinguiren. Versprechen des Königs bei Abschluß der Bündnisse
mit Reichsständen, Restitutionszusage bei Übernahme der schwedischen
Plätze im Elsaß, Vertrag mit der Weimarer Armee wegen Breisach. Der-
gleichen müsten dannoch von der cron Franckreich zu ihres konigs und der
nation ehr beobachtet, und keiner im reich verdacht werden, der solche vor-
gangene verglichene und versprochene sachen bey den tractaten gebuhrender-
maßen vorprächt und erinnerte. Die im Elsaß geforderten Orte sind uraltes
Erbgut des Hauses Österreich, die jetzigen Erben waren wie ihr Vater
am Krieg nicht beteiligt. Es solte er duca hiebey etwas in sich selbst gehen
und gedencken, ob einige ursach zu finden, wamit es salva iustitia et chri-
stiana charitate zue behaubten, daß die catholische, soviel von ihren votis
dependire, eine solche erbschafft und antheyl unschuldigen pupillen sollen
konnen absprechen. Die Ächtung des Pfälzers hat Frankreich gebilligt,
seine Erben aber will es wegen ihrer unschuld und minderjährigkeit dan-
noch [...] restituirt sehen. Und weylen die cron Franckreich sonderlich das
praetextum ihrer securitet bey der satisfaction vorschüzte, so were ihr
genugsame securitet bey dem von Ihrer Kayserlichen Mayestät beschehenen
anerpiethen, Metz, Thull und Verdun ohne weittere ansprach zu verlaßen,
alberait gegeben. Longeville: Sie hetten das Elsaß selbst guten theylß
mit ihren waffen gewonnen, und wurden sich ihres vergleichs halber mit
den Schweden und Weimmarischen schon zu comportiren wissen. Es hetten
die catholische keine ursach ihnen wegen des Elsaß zuwieder zu sein, solten
ihnen billich mehrer zu ihrer beßerer manutenirung im reich darzu behulff-
lich sein, wie es dan einmal zu conservation der catholischen religion beßer,
daß die Franzosen alß das hauß Osterreich (denen die catholische viel von
ihrem ungluck und ungelegenheit zuzuschreiben) das Elsaß in ihrem gewalt
behielten. Sie begerten nichts vom reich, wolten das Elsaß eodem modo wie
Osterreich von demselben erkennen, der catholischen interesse fleißig beob-
achten, und dem reich ansehenliche dienste thun, und gegen den Türcken
krafftiglich assistiren. Solte dieses ihr anerpiethen kein platz finden,
wurden sie ihres theylß auf ihnen bevorstehenden sicheren und wol
berahteten, durch die waffen solidirten weg bestehen, und dasienige, was
gegen sie vorgenommen werden solt, mit unerschrecktem gemüth erwartten.
Wobey die catholischen sich wol zu bedencken hetten, ob sie sich noch
weitters alß blindte, wie vor diesem geschehen, vom hauß Osterreich
wolten verlaithen laßen, und des kriegs mit annehmen. I. H. G.: Die
catholische folgeten in allen ihren desideriis, actionibus, gedancken und
gebett der allgemeinen christlichen kirchen wunsch und gepett, damit pax
et concordia principum christianorum mochte erhalten werden. In den
böhmischen Krieg haben sie eingegriffen angesichts der mit Hilfe der
Union in Böhmen durchgeführten und im Reich bevorstehenden Verfol-
gung der Kirche. Also hetten sie gewissens halber anderst nit thun konnen,
alß auf die gegenverfassung zu gedencken und dem supremo advocato
ecclesiarum, ihrem Kayser, getrewlich zu assistiren. Bey allsolcher mainung
plieben sie noch, daß sie alles, ihren pflichten und schuldigkeit nach, pro
ecclesiis suis et religione catholica gedächten auffzusezen. Und wolte er duc
de Longeville sich doch erklehren, falß sie auß passionirtem gemüth mit
Ihrer Kayserlichen Mayestät, alß einem vom hauß Osterreich, und mit den
sammetlichen dabey interessirten erzherzogen kein frieden machen wollen,
ob sie dan lenger mit unverleztem gewissen nachgeben konten, daß die
catholische von der cron Franckreich confoederirten, mit ihr der Franzosen
zuthun, approbation, oder auch conniventz lenger dergestalt von landt und
leuthen vertrieben, und ein solch unwiederpringlicher schad den catholi-
schen kirchen und religion zugefuget würde. Man wolte sich eines beßern
zu ihnen versehen, vorab da sie die bose fruchten ihrer confoederirten
waffen in diesem quartiern, quoad religionem catholicam, zu ihrem eigenen
bethaurlich augenschein genugsamb selbsten gesehen, daß sie nicht errore
agnito dabey vorsezlich zue beharren, und dergestalt die unaußpleibliche
straff Gottes uber sich zu ziehen gedencken würden. Solte aber wieder alles
verhoffen die cupido regnandi et possidendi die catholische weitters zu
außgab und volligen oppression dargeben, so wurden sie sich zu erhaltung
der allein seligmachenden religion mit gutt und blutt darstellen, und sich
lieber alle martyrisiren laßen, alß etwas ihres theylß Gott, ihrem gewissen,
und der religion zuewieder einzugehen. Longeville: Er lobe die catholi-
sche, daß sie in demienigen, was die religion angienge, sich sorgfaltig und
eiffrig bezeigten, sie ihres theylß wolten darzu gern cooperiren. Es musten
sich aber dieselbe gegen Franckreich also wiedrig nicht bezeigen, und von
dem guten versicherten weg, warauff sie die catholische religion zu setzen
gedächten, verstoßen, noch den frieden (weylen sie bey dem krieg so
großen schaden empfinden) ihres theylß verhindern, wie dan einmal ohne
uberlaßung des Elsaß kein fried zue machen, dabey auch das reich, die
catholische, noch andere stend kein interesse. Es were diese landschafft also
situirt, daß in besitz deren das hauß Osterreich, welches, neben dero vor-
fahren, Franckreich so viel fraude, dolo et iniustissimo bello abgenommen
und vorenthalten, gar zuviel gelegenheit und occasiones uberkeme, ihre erb-
feindschafft gegen Franckreich weitters fortzusezen. Aragón, Katalonien,
Neapel, Navarra, Mailand und ein Teil der Niederlande sind den Fran-
zosen mit Gewalt vorenthalten worden, jetzt dürfen sie die ihren aller
orten sieghafften waffen folgende nuzbarkeit undt securitet nicht auß
handen laßen, nicht aber ihren feinden den degen und strick gleichsamb
selbst in die hand geben, damit sie darnach bald kondten erwurgt werden.
W: Wie zu vermercken, wolle er duc de Longeville sich in dieser sach
gegen das hauß Osterreich gar zu starck eiffern. Es gilt, Frieden und Ein-
tracht unter den katholischen Fürsten herzustellen, dabei in antiquis odiis
sich aufhalten und dieselbe renoviren sowie gegen der Vermittlung die-
nende Schritte zu eifern, heiße die battallionen und armeen, wan sie auf-
einandertreffen wolten, zue einem verbitterten blüttigen treffen zu encou-
ragirern. [...] Alle die alte odia und offensiones et inimicitias coronae
Galliae auf Spanien und das hauß Osterreich außzugiesen und sonderlich es
diese pupillen – wie der Kaiser nicht aus der Linie Karls V. – endgelten
zu laßen, were ia unbillich und unerhört. Frankreich hat von seiner eigenen
Königsfamilie wol eine starcke wunde sub Ioanne et Philippo Vallesiis
ducibus Burgundiae
empfangen, und wan dieienige von dem geblutt, nullo
respectu successionis, welchen die cron Franckreich etwaz zuwieder gethan,
dergestalt, wie es mit den pupillis Austriacis das ansehen gewint, verfolgt
werden sollen, so würde er duc de Longevill, der ex sanguine Vallesiorum
noch ubrig und herkehme , es eadem ratione auch zu endgelten haben.
Longeville: Franckreich beger der erzherzoglichen pupillen schaden nit.
Ihre Kayserliche Mayestät und Spanien konten und musten ihnen wol was
anders geben; einmal were ihnen das Elsaß, welches sie fur einen gar zu
spitzigen scharpffen degen gegen ihr konigreich zu sein erkenneten, den-
ienigen, welche sich deßen zu der cron Franckreich offension bediehnen
würden, nicht wiederumb inen handen zu geben. I. H. G.: Die Fran-
zosische nation were sehr glorioß und beruhmbt, fünden sich viele exempla
bey ihnen, wan man ye in metaphora eines spitzigen degens pleiben soll,
welcher seinem feind in duello den degen genommen, und wiederumb gege-
ben. Sie hetten sich von diesen iungen fürsten nichts wiederiges, noch auch
von Ihrer Kayserlichen Mayestät, wan nur fried gemacht, zue befahren.
Longevill: Die Franzosen seyen zwarn glorioß, wolten auch selbige glori
und darzu gereichende werck behalten, sie würden aber solche große narra-
they nit begehren, und denienigen das Elsaß wieder restituiren, den sie zu-
mal nit trawen kondten. I. H. G.: Sie verspuhrten, daß er bey seinem
eiffer und passion verplieb, weylen dannoch moderation zu gebrauchen,
und rationi plaz zu geben, wolte man verhoffen, er werde das werck bey
sich noch beßer erwegen, und keinem im reich verdencken, daß er die ange-
theilte erbschafft den Insprucksichen erben nit wolte ohne ursach laßen ab-
sprechen. Franckreich gienge ye und allzeit auf die securitet, die habe er
genugsamb ahn den zuvor benendten 3 stifftern, wie auch Pignerola. Wan
mans gar zu weitt cum ipsis limitibus et territorio extendiren wolt, so ge-
winne es ganz ein ander ansehen, und hette es speciem eines vorhabenden
dominats et impositionis iugi. Die Teutschen hetten niemaln ahn ihrem
wortt manquirt, noch Franckreich belaidigt, derentwegen sie dan keine ur-
sach, dergestalt die securitet weitter zu suchen, und der sonsten im frieden-
schluß gewohnlichen versicherung sonderlich bey den Teutschen nit zu
trawen, und weylen sie die Franzosen bey ihrer praetension also miß-
trawendt sich bezeigten, kondte es der Sicherheit halber so viel mehrer
nachdenckens bey dem reich geben. Longeville: Sie ehreten die Teut-
sche nation und das reich, wolten gern ein mittglied deßelben sein, bey den
Teutschen wohnen, und gegen den Türcken mit streitten helffen; Metz,
Tull und Verdun hetten sie lengst gehabt, und were das Elsaß auch eine alte
erbschafft vom konigreich Franckreich, wolten es dannoch, obbedeutter
maßen, bey dem reich laßen, von demselben erkennen, und dem reich alle
ersprießliche dienst erweißen. I. H. G.: Franckreich hette ein foedus
mit denn Turcken, wißen nit, wie bey so gestalten man sich auf Franckreich
zue verlaßen, oder etwas von ihnen zu erwartten, zudem weren Ihre Kay-
serliche Mayestät und das reich iezo mit dem Türcken in keinem krieg
begriffen; ohn zwarn were nicht, daß man iezt bey commotion des erb-
feindts christlichen nahmen wol hette auffzumercken, und in guter berait-
schafft sich zu halten, auch umb soviel mehr den frieden zu befurdern.
Longeville: Wan man a parte imperii vermeint, Franckreich muste wegen
commotion des Turcken frieden machen und die inhabende orthen hinder-
laßen, dabey würde man sich betrogen finden, sonsten unangesehen des
foederis Turcici kondten sie, weylen sie dem Türcken weitt endsessen, gegen
denselben wol ansehentliche hulfflaistung thun. I. H. G.: Wegen dern
vom Türcken bevorstehenden gefahr hette man eine ganz andere mainung
von ihnen den Franzoßen, und zwarn diese, daß sie sich nur ieziger des
erbfeindts commotion zu ihrem vorthel gedächten zue gebrauchen, und
dadurch propter necessitatem christianitati imminentem zu erhalten, was
ihnen sonst wol nit getraweten, man hoffe aber dabey, sie werden amore
christianitatis et status proprii causa, ihrem guten verstand und gewissen
nach, bey sich erkennen, daß sie auch kein andern theyl zu einiger despe-
ration nottigen, und das werck so weit verlauffen laßen würden, daß den
Türcken zue näheren gefährlichen nachparschafft bekommen. Wegen Metz,
Tull und Verdun were etliche mal meldung geschehen, wie es dan ahn sich
selbsten bekandt, daß sie solche des reichs importirende päß und plätze in-
hetten. Sie wurden sich aber auch dabey zu erinnern wissen, daß der titulus
nit iustus. Gegenüber einer die Restitution fordernden Gesandtschaft des
Reiches hat der König 1560 zugegeben, daß die benendte ortther dem reich
zustendig und daß die cron Franckreich sich durchauß nit zue beschweren
noch zuebeklagen, daß ihnen vom reich Teutscher nation etwas endzogen
oder vorenthalten. Worauß dan der titulus iustus pro imperio under andern
wol zu bescheinen, auch gnugsamb erhellet, daß Franckreich allsolche alte
praetension auf das Elsaß fur unpillich vieler ursachen halber erachtet hat
vorzupringen. Sie Franzosen vermainten, daß dem reich bey uberlaßung
des Elsaß nichts abginge. Dabei neben den Gründen von Billigkeit und
Recht aber auch zu bedenken, daß einmal der Krone Frankreich inkorpo-
rierte Gebiete nicht mehr durch Vererbung an andere Familien kommen
können. [...] Austriaci hetten das Elsaß under ihrer ersten erbschafft ahn
sich gebracht, und wie sie per matrimonia verschiedene ansehentliche
successiones angetretten, so kondte es wol bey den furstlichen haußern
nachdencken geben, daß man davon etwas coronae Gallicae zueignen solte.
Securitatem praetentam hette Franckreich ahn Metz, Tull und Verdun
genugsamb, und konte ihnen dieselbe dabenebens dergestalt vorreden, daß
sie wegen des Elsaß den frieden auffzuehalten oder deßen handlung zer-
schlagen zu laßen keine ursach. Und wurde er Longeville, quoad anti-
quam Austriacorum principum hereditatem, wol wissen, daß zu schließung
eines bestendigen friedens die hereditates maxime pupillorum sich derge-
stalt nit vergeben ließen. So hat der Administrator von Bremen den Ver-
zicht seines Vaters auf das von diesem für ihn erst erworbene Stift nicht
anerkannt
. Longeville: Wegen der cron Franckreich incorporation,
wan deßwegen bedenckens sein solt, konte man wol ein mittel finden, sie
weren auch ihrer securitet halben so blind nit auff das Elsaß oder einen
orth eigentlich versessen, wan ihnen andere ortthen praeter iam semel
oblata vorgeschlagen, wolten sie erzeigen, daß sie sich bey dem Elsaß oder
einem orth so eigentlich nit gedächten zu opiniatriren. Franckreich muste bey
diesem ietzigen progressen der waffen sich einmal auß der captivitet retten.
Sie sind von Spanien durch Navarra, Mailand und Flandern, auf welche Ge-
biete sie selbst Anspruch haben, eingeschlossen; a parte Rheni hetten sie auch
die Osterreichische feinde. Wolte nun das hauß Osterreich Elsaß behalten,
mochten der cron Franckreich Meyland oder dergleichen darfur geben, dan
es ihnen ratione securitatis einmal nothig, dergleichen von den Osterreichi-
schen zue haben. Sonsten wiße man wol, welche lieber in ihrem konigreich
und zu Pariß weren, sich anderer landschafften nit viel achten, und deß-
wegen verscheidene verabsaumbt und verlohren. I. H. G.: Es ließe sich
bey diesem discurß all mehrers vermercken, wie man ausm eiffer gegen das
hauß Osterreich das Elsaß per forza et arma zue behaubten gedächte, und
were klarlich genug darauß abzunehmen, daß wan schon das Elsaß ihnen
Franzosen gelaßen, daß dadurch dannoch kein fried in der christenheit zu
erhalten, weylen sie dem hauß Osterreich Spanischer lini und der cron
Spanien noch weitters mit waffen zuzusezen bedacht. Longueville:
Beide Linien mögen sich über ein Entschädigungsangebot vergleichen,
also wurden sie sich auch wegen des Elsaß und frieden mit Spanien anderß
erklehren konnen. Alß lang solches nicht geschehen, kondten sie davon, es
ging auch wie es wolle, nicht abweichen, sonderlich da ietzt regierende
Kayser von selbigem hauß were, und genugsamb chur-, fursten und stendte
des reichs bey dieser allgemeinen friedenshandlung beraiz zu erkennen ge-
geben hetten, zudeme der Franzosen wolmainende vorschlag verworffen;
da die Austriaci bey dem imperio erblich verpleiben solten, und weylen sie
dardurch ein so großes, alß hereditatem imperii, wie dan auch die succession
im konigreich Boheimb sublata electione erhalten
, so hetten sie sich nit zue
beschweren, daß sie das Elsaß andern uberließen, die coronae auch wol
ursach zuzusehen, daß sie nit mit dem gesuchten dominat weitters in ihre
konigreich so bald und leicht eintringen kondten. Das imperium sey zwarn
iezo bey dem langwihrigen krieg enervirt, kondte sich aber bald wiederumb
erholen, und wan dan Franckreich frieden gemacht, möchte sich leichtlich
eine newe unruhe und krieg herfurthun, so weren sie zwarn Spanien genug-
samb gewachsen, wan aber zu gleich ein Osterreichischer Kayser des reichs
macht ihnen uber den halß prächte, und sich dabey des Elsaß, alß eines sehr
importirenden gelegenen plazes des armes zu bediehen hette, so würde ihr
estat in gar zu große gefahr gesezt, derentwegen sie dan beyzeiten vorzue-
bawen. I. H. G.: Das imperium seye bey diesen tractaten wol nit haere-
ditarium gemacht, und wurden die herrn churfursten ohne der außländi-
schen cronen vorschreiben, alß welches ihnen gar zu disreputirlich, wol
wissen, sich hierin zu guberniren. Mit dem konigreich Boheimb hette es weit
eine andere beschaffenheit, und solten sich billich alle catholische poten-
taten erfrewen, auch Gott dafur dancken, daß per talem successionem
haereditariam die catholica religio beßer stabiliirt und versichert. Daß Ihre
Kayserliche Mayestät bald wiederumb einen newen krieg anfangen solten,
deßen hette man sich nicht zu befahren, dan solches in der wahlcapitulation
genugsamb praecavirt. Longevill: Man sehe wol, wie es die Kayser
macheten. Karl V. hat aus Feindschaft gegen Frankreich den Türken freie
Hand gelassen. Im Krieg um Mantua hat man auch endlich weitter zu
gehen gedacht, und sogar einen Spanischen capellan zum Pabst machen
wollen. Zu verhuttung des schismatis in ecclesia und andern bey der Man-
tuanischen succession verübten ungerechtigkeiten habe Franckreich die
waffen ergreiffen mußen, Gott hette ihre gerechte sach und intention geseg-
net, wurde ihnen auch noch weitters beystehen. W: Bedauert den Krieg
zwischen Karl V. und Frankreich im Interesse der Christenheit, über die
Gründe wolle sich alhie nit disputiren laßen. Hinsichtlich Mantua sind ihm
weitere Absichten als die Regelung der Erbfolge nicht bekannt, doch hat
Frankreich den Frieden dann wieder gebrochen. De intentione bona werde
viel gesagt, man konte aber ab ipsis operibus und der würckung so darauß
erfolgt, sowol bey iezigen alß priori seculo von Franckreich movirten
kriegen, womit allezeit die protestirende in Teutschland beschützt, anderß
nichts urtheylen noch schließen, alß daß durch alsolcher waffen assistenz
und zuthun, etiamsi contra ipsorum voluntatem sit, die catholische under-
truckt, zu dem Passawer vertrag gleichsamb genöttiget und die uncatholi-
sche dergestalt in Teutschland stabilirt. Und wie darauff priori seculo die
straff Gottes bey der Hugenotten in Franckreich movirten schweren
kriegen und andern innerlichen unruhen und zufällen des konigreichs nicht
außpleiben, also hette nun auch iezt cum magno timore et tremore noch zu
gewarten, wan man ohne sonderliche forcht Gottes die der catholischen
religion so hoch schädliche waffen nicht hinlegen wolte, was darauff end-
lich erfolgen möchte. Longeville: Sie begerten der catholischen religion
nichts ubel zuzufügen, thette ihnen auch gar leid, daß sie bey diesen kriegen
so viel gelitten, sie solten sich nur selbst in keine weittere gefahr sezen, und
den Austriacis zu ihrem verderb und undergang dergestalt anhangen; es
seyen die catholische von der Osterreichischen servitet alß inficirt und
gehafftet gewesen, daß ihnen die adern müßen gelaßen, und dabenebenst
wol purgirt werden, sie wurden hinfuhro beßer auff sich zu mercken
haben, und alßdan spuhren, welcher gestalt Franckreich ihre conservation
würde in acht nehmen, wie sie dan auch offters fur dieselbe gern was thun
wolten. Indeme man aber a parte catholicorum solches den Austriacis
offenbahret, und dieselbe es alsobald in invidiam ipsorum, damit gegen sie
ihre confoederirte anzureitzen, gebraucht, hetten sie einhalten und behutt-
samb damit gehen müßen. I. H. G.: Die catholische Teutsche seyen von
einem solchen naturel nit, daß man ihnen so offt und also starck die ader
zue laßen, hetten auch wol bey sich kein unreines geblutt gehabt, ehrten
und liebten die Austriacos alß christliche catholische potentaten, welche pro
religione et christianitate viel gethan; ihrer privatsachen sich anzunehmen
und selbe zu verfechten weren sie nicht ersucht, noch darzu per servitutem
aliquam gezogen worden. Union, Leipziger Bund und die jetzt bei den
Gravamina aufgestellten Forderungen zeigen, warumb die catholische ihre
ligam gemacht und sich pro religione catholica et tuendis ecclesiis mit leib,
gutt und blutt dargestelt, hetten auch in erträglichen terminis den statum
catholicum pace Pragensi constituta erhalten, wan nit Franckreich die
Schwedische und Hessische nach dem Nordlinger treffen so verschiedenlich
versterckt, und ihre eigene exercitus mit occupirung der geistlichen erz- und
stiffter gebrauchen laßen, wobey wol zue beklagen, daß wan mans eine
medicin oder aderlaß nennen wolte, es eine viel zu schadliche und gefehr-
liche khur seye, welche noch vor wenig iahren im erzstifft Collen
gebraucht, wo die eroberten Plätze den calvinistischen Hessen eingeräumt
worden sind. Es beklagten sich die Franzosische plenipotentiarii, alß
wan die cron darin ledirt were, daß man in puncto satisfactionis ihrem
begehren bey den reichsconsiliis nicht deferirt; sie solten vielmehr darauff
sehen, worin zuegleich Gottes und ihres konigreichs ehr bestünde. We-
gen Gehrde und Neuss haben die Franzosen das Unrecht wohl erkannt
und sich um Abhilfe bemüht, es plieben aber die Schwedisch- und
Hessische bey ihren contra catholicam religionem vorgenommenen un-
verandtwortlich thadtlichkeiten, und kondten die Franzosen soviel
autoritet bey ihnen nicht haben, daß sie ein so geringes erhielten. Was
wurden dan die catholische in andern mehr importirenden sachen sich
auff ihre assistenz zu verlaßen haben? Es seyen die catholische wol
ubel darahn, daß sie alß feind von Schweden tractirt und von oder
durch Franckreich so wenig erhalten köndten. Longueville gibt zu, daß
zu wünschen, wan einige sachen zu der catholischen auffnehmen und ver-
sicherung beßer weren angeordnet und zu erhalten gewesen. Ihre satisfac-
tion anbelangendt, derenthalb hette man ipsis inauditis nit dergestalt bey
den collegiis statuum alhie verfahren sollen, und damit ihre intention und
guter will, welche sie zu dem reich und deßen stenden trügen, beßer vorher
eingenommen werden mögen, hätten sie die Deputation vorgeschlagen; hoc
modo consultandi et procedendi trette man ihnen allzu nahe und hart auf
den fuß, daß sie es billich zu empfinden, und were beßer, daß die reichs-
stend in ipso puncto sich interponendo alß dergestalt consultando et deli-
berando hetten gebrauchen laßen. I. H. G.: Bey der consultation seyen
die Franzosen ganz nit laedirt, noch ihnen zu nahe getretten, und wan per
interpositionem statuum was gutes zue hoffen, so hette man darauff zu
gedencken, es müsten aber die herren Franzosische plenipotentiarii derge-
stalt in extremis nit bestehen. Longeville: Die reichsstende hetten sich
ahn diesem orth alberait gar zu partheyisch bezeigt, wolte Osterreich das
Elsaß nit laßen, so mochte Meyland oder was anders in platz gegeben
werden, dan sie einmal, wan fried zu schließen, zu ihrer guten versicherung
eine satisfaction haben müsten. Bey welchem proposito er Longeville im
auffstehen und außgehen des ersten zimmers verplieben, mit fernerm ver-
melden, wolten die catholische dem hauß Osterreich das Elsaß nit ab-
sprechen, so solten sie auch der cron Franckreich ihre satisfaction nit verun-
willigen und sich hierinnen partheyisch bezeigen. – [...]
sinnig zu den katholischen Gravamina. W: Die Protestanten haben
zum geistlichen Vorbehalt Media mitgeteilt, die man dafur gar nicht,
sondern vielmehr pro extremis halten müßen. Longueville: Daß ihnen
solche alberait auch zuekommen, were darauf wol zue handlen. W:
Notwendigkeit des geistlichen Vorbehalts für den Bestand der Kirche in
Deutschland. Die cron Franckreich hette große ursach, mit allem ernst und
fleiß mit darauff zu sehen, daß diß reservatum im geringsten nicht ledirt,
und allen catholischen ein unersetzliches praeiudicium zugezogen würde.
Longueville: Daß die cron Franckreich wegen der catholischen in
Teutschlandt wol intentionirt und zu deren erhaltung sorgfaltig gnug, es
müsten aber die catholische ihnen Franzosen auch anderst begegnen und nit
also widrig, wie es beym puncto satisfactionis zu nit geringer verkleine-
rung und offension der cron Franckreich geschehen, bezeigen. I. H. G.:
Daß von den catholischen im reich die cron Franckreich in gebuhrender
consideration und stimo gehalten würde. So hat man neulich auf französi-
schen Wunsch Re- und Korrelation bis nach Beratung der Gesamtreplik
verschoben. Longueville: Sie sehen in dieser Reihenfolge den besten
Weg, eroffneten nur ihr sentiment und weren berait, wie auch yederzeit
begiehrig gewesen, dasienige ihres theylß befurdern zu helffen, wodurch
der fried ahm besten und schleunigsten zu erhalten, sie befünden aber, daß
zu solchem zweck Ihre Kayserliche Mayestät und die stende des reichs den
rechten weg nicht aussähen, noch eingehen wolten, und, welches sie sonder-
lich zu beklagen, wolten sich die catholische auch hierin nicht weißen
laßen. Dieselbe hetten sich wieder alles vermutthen und versehen in puncto
satisfactionis also wiedrig sich bezeiget, daß es die cron Franckreich billich
zu empfinden, Ihre Kayserliche Mayestät sowol alß die catholische reichs-
stende hetten sich zu versichern, daß ohn die satisfaction, in specie das
Elsaß kein fried zu hoffen noch zu machen. Wan nun die catholische bey
sich selbst erkennen, daß wegen dem ihnen zustehenden und offters geklag-
ten beschwernußen, und noch bevorstehender größern gefahr der fried
nottig, so musten sie in diesem puncto satisfactionis ihre consilia anderst
richten, und sich nit selbsten neben mehrern weitters verlaitthen.
Franckreich hette große ursach es zu resentiren, und nit fur eine geringe
offesa zue halten, daß man in hoc puncto solche quaestiones formiert,
und erst zur umbfrag gestelt, ob man Franckreich auch einige satisfaction
schuldig. Welches er mit exaggerirt, und sich dabey sehr eiffrig und
commovirt bezeigt, mit dießem anhang und betrohung (die er auch bey
dem fast in 3 stund gewehrten discursu hinc inde öffters wiederholet), und
würde einmal Franckreich den krieg continuiren und alles lieber drahn
sezen, alß die ihnen gebuhrende und zu ihrer nottigen versicherung
reichende satisfaction wieder aus handen zu laßen. W: Man wolte die
sach [...] dergestalt nicht auffnehmen, daß solches zu der cron Franckreich
verschimpffung einiger gestalt gemeindt. Es weren diese allgemeine frie-
denshandlungen under christlichen potentaten angestelt; die ganze christen-
heit sey durch die waffen genugsamb enervirt und affligirt, ein christliches
gewissen erforderte bey einem solchen zustandt moderata et pacifica con-
silia, wie dan die catholische chur-, fürsten und stende ihres theylß von
dem rechten friedensweg undt mediis abzuweichen nit gedächten, es müste
aber dabey ipsa iustitia et aequitas in fundamento talium actionum summe
necessario nit geandert, noch einiger theyl, bey den angetroheten waffen,
Gottes vergeßen und sich auff das gluck, welches wandelbar, zu viel ver-
laßen. Bei den Beratungen der Stände ist nichts zu verkleinerung der cron
Franckreich vorgangen. Es muße Franckreich sein punctum honoris also
nehmen, daß dannoch nit alle libertet den chur-, fürsten und stenden des
reichs dadurch benommen und abgeschnitten würde. Sie herrn Franzosische
hetten selbst instendig begert, daß zu dießen friedenshandlungen alle stend
abordnen mochten, da nun mehrern theilß selbige zur stelle, und die consul-
tationes vor sich gingen, wolte man ihnen gleichsamb in allen vorschreiben,
und wan alles nit ad beneplacitum geschehe, sich offendirt bezeigen. Diß
were einmal kein modus, das reich und die stende bey ihrer libertet und
würde zu erhalten, noch die rechte offters beruhmbte intention zum frie-
den. Weltkündig sey es, daß bey allen friedenshandlungen einige propo-
sitiones geschehen, waruber man utrimque handelte, und per rationes in
aequitate et iustitia fundatas das medium pacis suchete, und also were es
yederzeit under christlichen potentaten [...] gehalten worden, und muste
man durch betrohung der waffen nicht materiam ipsam tractatuum der-
gestalt ändern, und von denen bescheidentlich vorgebrachten rationibus
undt gewohnlichen consultationibus causam offensionis et laesionis machen,
auch vor vollig eingenommenen grundlichen bericht die iudicia praecipi-
tiren. Berechtigte Ursache für Kaiser und Stände zur Beratung der
vorgelegten Punkte, wobei sie, wan es tractaten sein sollen, nit cum
violentia verborum, animorum et armorum zu denienigen ja zu sagen zu
zwingen, wa sie in contrarium wolbegründte rationes aequitatis et status
bey sich befünden, gleich sich dan eben in diesem puncto satisfactionis
bezeigt. Dan nachdem einige staisfaction praetendirt, hab man ia billich zu
consideriren, ob, warumb und womit man solche zu thun schuldig, und wie
sich bey incaminirung dieses puncten der bestendiger bericht befunden, daß
von der cron Franckreich durch dero königlichen abgesandten verbo regio
öffters versprochen, daß sie keine andere satisfaction begert, alß der reichs-
stende freyheit und versicherung, so hette man pro honore verbi regii und
der ansehentlichen gesandtschafft, welche solches uberbracht, und nach-
gehendts zu ehren deren, die diese der cron Franckreich intention und
dabey gesucht und habende glori offters wiederholet, anderst nicht
ermeßen konnen, alß daß die cron Franckreich selbst hierauff ein absehens
haben, und nicht solches iezo in wiedrigen verstandt zu der ganzen cristen-
heit hochschädlichen auffenthalt des friedens wurde zu behaubten
gedencken, sondern wie bey den tractaten wol sachen begert und proponirt,
davon man dannoch per aequitatem et rationes sich laße abweisen, und
damit die friedliebende cristliche intention bezeige. Der duc de Longe-
ville continuirte sein anfangs verspuhrte commotion, und andworttet auf
das vorhergehende, daß man in den terminis der damalß vom konig in
Franckreich dem reich und deßen stenden anerpottener freywilliger und
unendtgeltlicher hülff iezo nit mehr. Es hetten sich die selbiger zeit mit
Franckreich verbundene craiß und stende wiederumb abgesondert, und der
confoederation nicht nachkommen, darauff die cron Franckreich suo pro-
prio periculo et impensis die waffen dem reich und den stenden zum besten
(die es doch nit erkenneten) prosequirt, und den krieg so kostbarlich
geführt; daß aber nun die cron Franckreich, indem sie ihrem grösten feind
die waffen und den schärpffisten degen, welchen das hauß Osterreich
gegen sie in Teutschland bey possedirung des Elsaß gehabt, nachdemaln ihn
denselben Gott und das gluck in handen gegeben, wiederumb restituiren
und sich hernegst mit großer gefahr abermalß auf die gurgel setzen laßen
solten, seye ihnen nicht zuzumutthen. Und moche man sie frey fur solche
närrische leuth nicht halten, daß sie es immer thun würden, sondern ihnen
beßer were, ihr ganz konigreich zue hazardiren, und dafur all ihr leben
tapffer auffzusezen, alß den mit so vielem blut und unkosten ihrem feind
dem hauß Osterreich mit gewalt auß handen gerissenen schneidenden degen
wiederumb zu uberlieffern. Die catholische hetten ihres theilß wol auffzu-
mercken, und wan ihnen zu erhaltung ihres estats und catholischen religion
der fried nöttig, sich hierinnen gegen Franckreich nicht zu opiniastriren,
dan ohne uberlaßung des Elsaß sie keinen frieden machen kondten, und
alßlang noch ein Frantzos im ganzen konigreich ubrig, würde er solches mit
seinem leben manuteniren. I. H. G.: Man solte sich bey dergleichen
materi billich, da einen das interesse proprium und passion in viele weg
ubernehmen kondte, also starck nit eiffern, und alsobald die spitz des
degens inter christianos principes darpiethen, und gleichsamb der ganzen
christenheit wolfahrt, und der catholischen religion conservation turbato
animo darahn hencken, man müste sano et christiano modo alles wol uber-
legen und distinguiren. Versprechen des Königs bei Abschluß der Bündnisse
mit Reichsständen, Restitutionszusage bei Übernahme der schwedischen
Plätze im Elsaß, Vertrag mit der Weimarer Armee wegen Breisach. Der-
gleichen müsten dannoch von der cron Franckreich zu ihres konigs und der
nation ehr beobachtet, und keiner im reich verdacht werden, der solche vor-
gangene verglichene und versprochene sachen bey den tractaten gebuhrender-
maßen vorprächt und erinnerte. Die im Elsaß geforderten Orte sind uraltes
Erbgut des Hauses Österreich, die jetzigen Erben waren wie ihr Vater
am Krieg nicht beteiligt. Es solte er duca hiebey etwas in sich selbst gehen
und gedencken, ob einige ursach zu finden, wamit es salva iustitia et chri-
stiana charitate zue behaubten, daß die catholische, soviel von ihren votis
dependire, eine solche erbschafft und antheyl unschuldigen pupillen sollen
konnen absprechen. Die Ächtung des Pfälzers hat Frankreich gebilligt,
seine Erben aber will es wegen ihrer unschuld und minderjährigkeit dan-
noch [...] restituirt sehen. Und weylen die cron Franckreich sonderlich das
praetextum ihrer securitet bey der satisfaction vorschüzte, so were ihr
genugsame securitet bey dem von Ihrer Kayserlichen Mayestät beschehenen
anerpiethen, Metz, Thull und Verdun ohne weittere ansprach zu verlaßen,
alberait gegeben. Longeville: Sie hetten das Elsaß selbst guten theylß
mit ihren waffen gewonnen, und wurden sich ihres vergleichs halber mit
den Schweden und Weimmarischen schon zu comportiren wissen. Es hetten
die catholische keine ursach ihnen wegen des Elsaß zuwieder zu sein, solten
ihnen billich mehrer zu ihrer beßerer manutenirung im reich darzu behulff-
lich sein, wie es dan einmal zu conservation der catholischen religion beßer,
daß die Franzosen alß das hauß Osterreich (denen die catholische viel von
ihrem ungluck und ungelegenheit zuzuschreiben) das Elsaß in ihrem gewalt
behielten. Sie begerten nichts vom reich, wolten das Elsaß eodem modo wie
Osterreich von demselben erkennen, der catholischen interesse fleißig beob-
achten, und dem reich ansehenliche dienste thun, und gegen den Türcken
krafftiglich assistiren. Solte dieses ihr anerpiethen kein platz finden,
wurden sie ihres theylß auf ihnen bevorstehenden sicheren und wol
berahteten, durch die waffen solidirten weg bestehen, und dasienige, was
gegen sie vorgenommen werden solt, mit unerschrecktem gemüth erwartten.
Wobey die catholischen sich wol zu bedencken hetten, ob sie sich noch
weitters alß blindte, wie vor diesem geschehen, vom hauß Osterreich
wolten verlaithen laßen, und des kriegs mit annehmen. I. H. G.: Die
catholische folgeten in allen ihren desideriis, actionibus, gedancken und
gebett der allgemeinen christlichen kirchen wunsch und gepett, damit pax
et concordia principum christianorum mochte erhalten werden. In den
böhmischen Krieg haben sie eingegriffen angesichts der mit Hilfe der
Union in Böhmen durchgeführten und im Reich bevorstehenden Verfol-
gung der Kirche. Also hetten sie gewissens halber anderst nit thun konnen,
alß auf die gegenverfassung zu gedencken und dem supremo advocato
ecclesiarum, ihrem Kayser, getrewlich zu assistiren. Bey allsolcher mainung
plieben sie noch, daß sie alles, ihren pflichten und schuldigkeit nach, pro
ecclesiis suis et religione catholica gedächten auffzusezen. Und wolte er duc
de Longeville sich doch erklehren, falß sie auß passionirtem gemüth mit
Ihrer Kayserlichen Mayestät, alß einem vom hauß Osterreich, und mit den
sammetlichen dabey interessirten erzherzogen kein frieden machen wollen,
ob sie dan lenger mit unverleztem gewissen nachgeben konten, daß die
catholische von der cron Franckreich confoederirten, mit ihr der Franzosen
zuthun, approbation, oder auch conniventz lenger dergestalt von landt und
leuthen vertrieben, und ein solch unwiederpringlicher schad den catholi-
schen kirchen und religion zugefuget würde. Man wolte sich eines beßern
zu ihnen versehen, vorab da sie die bose fruchten ihrer confoederirten
waffen in diesem quartiern, quoad religionem catholicam, zu ihrem eigenen
bethaurlich augenschein genugsamb selbsten gesehen, daß sie nicht errore
agnito dabey vorsezlich zue beharren, und dergestalt die unaußpleibliche
straff Gottes uber sich zu ziehen gedencken würden. Solte aber wieder alles
verhoffen die cupido regnandi et possidendi die catholische weitters zu
außgab und volligen oppression dargeben, so wurden sie sich zu erhaltung
der allein seligmachenden religion mit gutt und blutt darstellen, und sich
lieber alle martyrisiren laßen, alß etwas ihres theylß Gott, ihrem gewissen,
und der religion zuewieder einzugehen. Longeville: Er lobe die catholi-
sche, daß sie in demienigen, was die religion angienge, sich sorgfaltig und
eiffrig bezeigten, sie ihres theylß wolten darzu gern cooperiren. Es musten
sich aber dieselbe gegen Franckreich also wiedrig nicht bezeigen, und von
dem guten versicherten weg, warauff sie die catholische religion zu setzen
gedächten, verstoßen, noch den frieden (weylen sie bey dem krieg so
großen schaden empfinden) ihres theylß verhindern, wie dan einmal ohne
uberlaßung des Elsaß kein fried zue machen, dabey auch das reich, die
catholische, noch andere stend kein interesse. Es were diese landschafft also
situirt, daß in besitz deren das hauß Osterreich, welches, neben dero vor-
fahren, Franckreich so viel fraude, dolo et iniustissimo bello abgenommen
und vorenthalten, gar zuviel gelegenheit und occasiones uberkeme, ihre erb-
feindschafft gegen Franckreich weitters fortzusezen. Aragón, Katalonien,
Neapel, Navarra, Mailand und ein Teil der Niederlande sind den Fran-
zosen mit Gewalt vorenthalten worden, jetzt dürfen sie die ihren aller
orten sieghafften waffen folgende nuzbarkeit undt securitet nicht auß
handen laßen, nicht aber ihren feinden den degen und strick gleichsamb
selbst in die hand geben, damit sie darnach bald kondten erwurgt werden.
W: Wie zu vermercken, wolle er duc de Longeville sich in dieser sach
gegen das hauß Osterreich gar zu starck eiffern. Es gilt, Frieden und Ein-
tracht unter den katholischen Fürsten herzustellen, dabei in antiquis odiis
sich aufhalten und dieselbe renoviren sowie gegen der Vermittlung die-
nende Schritte zu eifern, heiße die battallionen und armeen, wan sie auf-
einandertreffen wolten, zue einem verbitterten blüttigen treffen zu encou-
ragirern. [...] Alle die alte odia und offensiones et inimicitias coronae
Galliae auf Spanien und das hauß Osterreich außzugiesen und sonderlich es
diese pupillen – wie der Kaiser nicht aus der Linie Karls V. – endgelten
zu laßen, were ia unbillich und unerhört. Frankreich hat von seiner eigenen
Königsfamilie wol eine starcke wunde sub Ioanne et Philippo Vallesiis
ducibus Burgundiae
respectu successionis, welchen die cron Franckreich etwaz zuwieder gethan,
dergestalt, wie es mit den pupillis Austriacis das ansehen gewint, verfolgt
werden sollen, so würde er duc de Longevill, der ex sanguine Vallesiorum
noch ubrig und herkehme , es eadem ratione auch zu endgelten haben.
Longeville: Franckreich beger der erzherzoglichen pupillen schaden nit.
Ihre Kayserliche Mayestät und Spanien konten und musten ihnen wol was
anders geben; einmal were ihnen das Elsaß, welches sie fur einen gar zu
spitzigen scharpffen degen gegen ihr konigreich zu sein erkenneten, den-
ienigen, welche sich deßen zu der cron Franckreich offension bediehnen
würden, nicht wiederumb inen handen zu geben. I. H. G.: Die Fran-
zosische nation were sehr glorioß und beruhmbt, fünden sich viele exempla
bey ihnen, wan man ye in metaphora eines spitzigen degens pleiben soll,
welcher seinem feind in duello den degen genommen, und wiederumb gege-
ben. Sie hetten sich von diesen iungen fürsten nichts wiederiges, noch auch
von Ihrer Kayserlichen Mayestät, wan nur fried gemacht, zue befahren.
Longevill: Die Franzosen seyen zwarn glorioß, wolten auch selbige glori
und darzu gereichende werck behalten, sie würden aber solche große narra-
they nit begehren, und denienigen das Elsaß wieder restituiren, den sie zu-
mal nit trawen kondten. I. H. G.: Sie verspuhrten, daß er bey seinem
eiffer und passion verplieb, weylen dannoch moderation zu gebrauchen,
und rationi plaz zu geben, wolte man verhoffen, er werde das werck bey
sich noch beßer erwegen, und keinem im reich verdencken, daß er die ange-
theilte erbschafft den Insprucksichen erben nit wolte ohne ursach laßen ab-
sprechen. Franckreich gienge ye und allzeit auf die securitet, die habe er
genugsamb ahn den zuvor benendten 3 stifftern, wie auch Pignerola. Wan
mans gar zu weitt cum ipsis limitibus et territorio extendiren wolt, so ge-
winne es ganz ein ander ansehen, und hette es speciem eines vorhabenden
dominats et impositionis iugi. Die Teutschen hetten niemaln ahn ihrem
wortt manquirt, noch Franckreich belaidigt, derentwegen sie dan keine ur-
sach, dergestalt die securitet weitter zu suchen, und der sonsten im frieden-
schluß gewohnlichen versicherung sonderlich bey den Teutschen nit zu
trawen, und weylen sie die Franzosen bey ihrer praetension also miß-
trawendt sich bezeigten, kondte es der Sicherheit halber so viel mehrer
nachdenckens bey dem reich geben. Longeville: Sie ehreten die Teut-
sche nation und das reich, wolten gern ein mittglied deßelben sein, bey den
Teutschen wohnen, und gegen den Türcken mit streitten helffen; Metz,
Tull und Verdun hetten sie lengst gehabt, und were das Elsaß auch eine alte
erbschafft vom konigreich Franckreich, wolten es dannoch, obbedeutter
maßen, bey dem reich laßen, von demselben erkennen, und dem reich alle
ersprießliche dienst erweißen. I. H. G.: Franckreich hette ein foedus
mit denn Turcken, wißen nit, wie bey so gestalten man sich auf Franckreich
zue verlaßen, oder etwas von ihnen zu erwartten, zudem weren Ihre Kay-
serliche Mayestät und das reich iezo mit dem Türcken in keinem krieg
begriffen; ohn zwarn were nicht, daß man iezt bey commotion des erb-
feindts christlichen nahmen wol hette auffzumercken, und in guter berait-
schafft sich zu halten, auch umb soviel mehr den frieden zu befurdern.
Longeville: Wan man a parte imperii vermeint, Franckreich muste wegen
commotion des Turcken frieden machen und die inhabende orthen hinder-
laßen, dabey würde man sich betrogen finden, sonsten unangesehen des
foederis Turcici kondten sie, weylen sie dem Türcken weitt endsessen, gegen
denselben wol ansehentliche hulfflaistung thun. I. H. G.: Wegen dern
vom Türcken bevorstehenden gefahr hette man eine ganz andere mainung
von ihnen den Franzoßen, und zwarn diese, daß sie sich nur ieziger des
erbfeindts commotion zu ihrem vorthel gedächten zue gebrauchen, und
dadurch propter necessitatem christianitati imminentem zu erhalten, was
ihnen sonst wol nit getraweten, man hoffe aber dabey, sie werden amore
christianitatis et status proprii causa, ihrem guten verstand und gewissen
nach, bey sich erkennen, daß sie auch kein andern theyl zu einiger despe-
ration nottigen, und das werck so weit verlauffen laßen würden, daß den
Türcken zue näheren gefährlichen nachparschafft bekommen. Wegen Metz,
Tull und Verdun were etliche mal meldung geschehen, wie es dan ahn sich
selbsten bekandt, daß sie solche des reichs importirende päß und plätze in-
hetten. Sie wurden sich aber auch dabey zu erinnern wissen, daß der titulus
nit iustus. Gegenüber einer die Restitution fordernden Gesandtschaft des
Reiches hat der König 1560 zugegeben, daß die benendte ortther dem reich
zustendig und daß die cron Franckreich sich durchauß nit zue beschweren
noch zuebeklagen, daß ihnen vom reich Teutscher nation etwas endzogen
oder vorenthalten. Worauß dan der titulus iustus pro imperio under andern
wol zu bescheinen, auch gnugsamb erhellet, daß Franckreich allsolche alte
praetension auf das Elsaß fur unpillich vieler ursachen halber erachtet hat
vorzupringen. Sie Franzosen vermainten, daß dem reich bey uberlaßung
des Elsaß nichts abginge. Dabei neben den Gründen von Billigkeit und
Recht aber auch zu bedenken, daß einmal der Krone Frankreich inkorpo-
rierte Gebiete nicht mehr durch Vererbung an andere Familien kommen
können. [...] Austriaci hetten das Elsaß under ihrer ersten erbschafft ahn
sich gebracht, und wie sie per matrimonia verschiedene ansehentliche
successiones angetretten, so kondte es wol bey den furstlichen haußern
nachdencken geben, daß man davon etwas coronae Gallicae zueignen solte.
Securitatem praetentam hette Franckreich ahn Metz, Tull und Verdun
genugsamb, und konte ihnen dieselbe dabenebens dergestalt vorreden, daß
sie wegen des Elsaß den frieden auffzuehalten oder deßen handlung zer-
schlagen zu laßen keine ursach. Und wurde er Longeville, quoad anti-
quam Austriacorum principum hereditatem, wol wissen, daß zu schließung
eines bestendigen friedens die hereditates maxime pupillorum sich derge-
stalt nit vergeben ließen. So hat der Administrator von Bremen den Ver-
zicht seines Vaters auf das von diesem für ihn erst erworbene Stift nicht
anerkannt
wan deßwegen bedenckens sein solt, konte man wol ein mittel finden, sie
weren auch ihrer securitet halben so blind nit auff das Elsaß oder einen
orth eigentlich versessen, wan ihnen andere ortthen praeter iam semel
oblata vorgeschlagen, wolten sie erzeigen, daß sie sich bey dem Elsaß oder
einem orth so eigentlich nit gedächten zu opiniatriren. Franckreich muste bey
diesem ietzigen progressen der waffen sich einmal auß der captivitet retten.
Sie sind von Spanien durch Navarra, Mailand und Flandern, auf welche Ge-
biete sie selbst Anspruch haben, eingeschlossen; a parte Rheni hetten sie auch
die Osterreichische feinde. Wolte nun das hauß Osterreich Elsaß behalten,
mochten der cron Franckreich Meyland oder dergleichen darfur geben, dan
es ihnen ratione securitatis einmal nothig, dergleichen von den Osterreichi-
schen zue haben. Sonsten wiße man wol, welche lieber in ihrem konigreich
und zu Pariß weren, sich anderer landschafften nit viel achten, und deß-
wegen verscheidene verabsaumbt und verlohren. I. H. G.: Es ließe sich
bey diesem discurß all mehrers vermercken, wie man ausm eiffer gegen das
hauß Osterreich das Elsaß per forza et arma zue behaubten gedächte, und
were klarlich genug darauß abzunehmen, daß wan schon das Elsaß ihnen
Franzosen gelaßen, daß dadurch dannoch kein fried in der christenheit zu
erhalten, weylen sie dem hauß Osterreich Spanischer lini und der cron
Spanien noch weitters mit waffen zuzusezen bedacht. Longueville:
Beide Linien mögen sich über ein Entschädigungsangebot vergleichen,
also wurden sie sich auch wegen des Elsaß und frieden mit Spanien anderß
erklehren konnen. Alß lang solches nicht geschehen, kondten sie davon, es
ging auch wie es wolle, nicht abweichen, sonderlich da ietzt regierende
Kayser von selbigem hauß were, und genugsamb chur-, fursten und stendte
des reichs bey dieser allgemeinen friedenshandlung beraiz zu erkennen ge-
geben hetten, zudeme der Franzosen wolmainende vorschlag verworffen;
da die Austriaci bey dem imperio erblich verpleiben solten, und weylen sie
dardurch ein so großes, alß hereditatem imperii, wie dan auch die succession
im konigreich Boheimb sublata electione erhalten
beschweren, daß sie das Elsaß andern uberließen, die coronae auch wol
ursach zuzusehen, daß sie nit mit dem gesuchten dominat weitters in ihre
konigreich so bald und leicht eintringen kondten. Das imperium sey zwarn
iezo bey dem langwihrigen krieg enervirt, kondte sich aber bald wiederumb
erholen, und wan dan Franckreich frieden gemacht, möchte sich leichtlich
eine newe unruhe und krieg herfurthun, so weren sie zwarn Spanien genug-
samb gewachsen, wan aber zu gleich ein Osterreichischer Kayser des reichs
macht ihnen uber den halß prächte, und sich dabey des Elsaß, alß eines sehr
importirenden gelegenen plazes des armes zu bediehen hette, so würde ihr
estat in gar zu große gefahr gesezt, derentwegen sie dan beyzeiten vorzue-
bawen. I. H. G.: Das imperium seye bey diesen tractaten wol nit haere-
ditarium gemacht, und wurden die herrn churfursten ohne der außländi-
schen cronen vorschreiben, alß welches ihnen gar zu disreputirlich, wol
wissen, sich hierin zu guberniren. Mit dem konigreich Boheimb hette es weit
eine andere beschaffenheit, und solten sich billich alle catholische poten-
taten erfrewen, auch Gott dafur dancken, daß per talem successionem
haereditariam die catholica religio beßer stabiliirt und versichert. Daß Ihre
Kayserliche Mayestät bald wiederumb einen newen krieg anfangen solten,
deßen hette man sich nicht zu befahren, dan solches in der wahlcapitulation
genugsamb praecavirt. Longevill: Man sehe wol, wie es die Kayser
macheten. Karl V. hat aus Feindschaft gegen Frankreich den Türken freie
Hand gelassen. Im Krieg um Mantua hat man auch endlich weitter zu
gehen gedacht, und sogar einen Spanischen capellan zum Pabst machen
wollen. Zu verhuttung des schismatis in ecclesia und andern bey der Man-
tuanischen succession verübten ungerechtigkeiten habe Franckreich die
waffen ergreiffen mußen, Gott hette ihre gerechte sach und intention geseg-
net, wurde ihnen auch noch weitters beystehen. W: Bedauert den Krieg
zwischen Karl V. und Frankreich im Interesse der Christenheit, über die
Gründe wolle sich alhie nit disputiren laßen. Hinsichtlich Mantua sind ihm
weitere Absichten als die Regelung der Erbfolge nicht bekannt, doch hat
Frankreich den Frieden dann wieder gebrochen. De intentione bona werde
viel gesagt, man konte aber ab ipsis operibus und der würckung so darauß
erfolgt, sowol bey iezigen alß priori seculo von Franckreich movirten
kriegen, womit allezeit die protestirende in Teutschland beschützt, anderß
nichts urtheylen noch schließen, alß daß durch alsolcher waffen assistenz
und zuthun, etiamsi contra ipsorum voluntatem sit, die catholische under-
truckt, zu dem Passawer vertrag gleichsamb genöttiget und die uncatholi-
sche dergestalt in Teutschland stabilirt. Und wie darauff priori seculo die
straff Gottes bey der Hugenotten in Franckreich movirten schweren
kriegen und andern innerlichen unruhen und zufällen des konigreichs nicht
außpleiben, also hette nun auch iezt cum magno timore et tremore noch zu
gewarten, wan man ohne sonderliche forcht Gottes die der catholischen
religion so hoch schädliche waffen nicht hinlegen wolte, was darauff end-
lich erfolgen möchte. Longeville: Sie begerten der catholischen religion
nichts ubel zuzufügen, thette ihnen auch gar leid, daß sie bey diesen kriegen
so viel gelitten, sie solten sich nur selbst in keine weittere gefahr sezen, und
den Austriacis zu ihrem verderb und undergang dergestalt anhangen; es
seyen die catholische von der Osterreichischen servitet alß inficirt und
gehafftet gewesen, daß ihnen die adern müßen gelaßen, und dabenebenst
wol purgirt werden, sie wurden hinfuhro beßer auff sich zu mercken
haben, und alßdan spuhren, welcher gestalt Franckreich ihre conservation
würde in acht nehmen, wie sie dan auch offters fur dieselbe gern was thun
wolten. Indeme man aber a parte catholicorum solches den Austriacis
offenbahret, und dieselbe es alsobald in invidiam ipsorum, damit gegen sie
ihre confoederirte anzureitzen, gebraucht, hetten sie einhalten und behutt-
samb damit gehen müßen. I. H. G.: Die catholische Teutsche seyen von
einem solchen naturel nit, daß man ihnen so offt und also starck die ader
zue laßen, hetten auch wol bey sich kein unreines geblutt gehabt, ehrten
und liebten die Austriacos alß christliche catholische potentaten, welche pro
religione et christianitate viel gethan; ihrer privatsachen sich anzunehmen
und selbe zu verfechten weren sie nicht ersucht, noch darzu per servitutem
aliquam gezogen worden. Union, Leipziger Bund und die jetzt bei den
Gravamina aufgestellten Forderungen zeigen, warumb die catholische ihre
ligam gemacht und sich pro religione catholica et tuendis ecclesiis mit leib,
gutt und blutt dargestelt, hetten auch in erträglichen terminis den statum
catholicum pace Pragensi constituta erhalten, wan nit Franckreich die
Schwedische und Hessische nach dem Nordlinger treffen so verschiedenlich
versterckt, und ihre eigene exercitus mit occupirung der geistlichen erz- und
stiffter gebrauchen laßen, wobey wol zue beklagen, daß wan mans eine
medicin oder aderlaß nennen wolte, es eine viel zu schadliche und gefehr-
liche khur seye, welche noch vor wenig iahren im erzstifft Collen
gebraucht, wo die eroberten Plätze den calvinistischen Hessen eingeräumt
worden sind. Es beklagten sich die Franzosische plenipotentiarii, alß
wan die cron darin ledirt were, daß man in puncto satisfactionis ihrem
begehren bey den reichsconsiliis nicht deferirt; sie solten vielmehr darauff
sehen, worin zuegleich Gottes und ihres konigreichs ehr bestünde. We-
gen Gehrde und Neuss haben die Franzosen das Unrecht wohl erkannt
und sich um Abhilfe bemüht, es plieben aber die Schwedisch- und
Hessische bey ihren contra catholicam religionem vorgenommenen un-
verandtwortlich thadtlichkeiten, und kondten die Franzosen soviel
autoritet bey ihnen nicht haben, daß sie ein so geringes erhielten. Was
wurden dan die catholische in andern mehr importirenden sachen sich
auff ihre assistenz zu verlaßen haben? Es seyen die catholische wol
ubel darahn, daß sie alß feind von Schweden tractirt und von oder
durch Franckreich so wenig erhalten köndten. Longueville gibt zu, daß
zu wünschen, wan einige sachen zu der catholischen auffnehmen und ver-
sicherung beßer weren angeordnet und zu erhalten gewesen. Ihre satisfac-
tion anbelangendt, derenthalb hette man ipsis inauditis nit dergestalt bey
den collegiis statuum alhie verfahren sollen, und damit ihre intention und
guter will, welche sie zu dem reich und deßen stenden trügen, beßer vorher
eingenommen werden mögen, hätten sie die Deputation vorgeschlagen; hoc
modo consultandi et procedendi trette man ihnen allzu nahe und hart auf
den fuß, daß sie es billich zu empfinden, und were beßer, daß die reichs-
stend in ipso puncto sich interponendo alß dergestalt consultando et deli-
berando hetten gebrauchen laßen. I. H. G.: Bey der consultation seyen
die Franzosen ganz nit laedirt, noch ihnen zu nahe getretten, und wan per
interpositionem statuum was gutes zue hoffen, so hette man darauff zu
gedencken, es müsten aber die herren Franzosische plenipotentiarii derge-
stalt in extremis nit bestehen. Longeville: Die reichsstende hetten sich
ahn diesem orth alberait gar zu partheyisch bezeigt, wolte Osterreich das
Elsaß nit laßen, so mochte Meyland oder was anders in platz gegeben
werden, dan sie einmal, wan fried zu schließen, zu ihrer guten versicherung
eine satisfaction haben müsten. Bey welchem proposito er Longeville im
auffstehen und außgehen des ersten zimmers verplieben, mit fernerm ver-
melden, wolten die catholische dem hauß Osterreich das Elsaß nit ab-
sprechen, so solten sie auch der cron Franckreich ihre satisfaction nit verun-
willigen und sich hierinnen partheyisch bezeigen. – [...]