Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
Samstag Mitteilung Longuevilles: Man möge wegen der
Magdeburger und Kasseler Session keine weythere difficultet machen.
W: Will deshalb mit den Bayern selbst zu Longueville kommen.
Konferenz der katholischen kurfürstlichen Gesandten mit den Kaiserlichen
(vgl. demnächst APW III A 1, 2).
W/Haslang/Reck bei den Franzosen. W: Über die Mediatoren haben die Ver-
treter der katholischen Kurfürsten ihre Einwände gegen die Session Magde-
burgs und Hessen-Kassels schon dargelegt, man will aber auch mit den Fran-
zosen selbst darüber confidenter reden. Die Rechte des jetzigen Administra-
tors von Magdeburg gründen sich auf den Prager Frieden, in dem Session und
Votum außer bei Kreistagen ausdrücklich aberkannt worden sind
; beides
widerspricht dem geistlichen Vorbehalt, der wie der Prager Frieden noch
Verhandlungsmaterie bilden wird, dem aber nicht präjudiziert werden
darf. Hessen-Kassel bildet eine Partei mit den Kronen und nimmt auf
deren Seite an den Friedensverhandlungen teil. Longueville: Es handelt
sich um einen extraordinari conventus; Hessen wegen seiner Verbindung
mit Frankreich auszuschließen, sei für die Krone schimpflich. W: Man
hat die Franzosen frühzeitig gebeten, sie möchten sich in dießer sachen mit
den Heßen, warin ihnen so verschiedene unwiederlägliche rationes zu-
wieder, nit vertieffen und darnach endlich per punto d’honore nemen. Als
mit dem Kaiser nicht ausgesöhnt, kann Hessen zu Session und Votum nicht
zugelassen werden; da bei der Versammlung, auch wenn es ein extraordina-
rius conventus ist, ein Reichsschluß gemacht werden soll, darf man a for-
malitate et legibus ad hoc requisitis nit abweichen. Mit einem Deputations-
tag haben die Franzosen sich nicht zufriedengeben wollen, der Kaiser hat
nun alle gehorsamen Stände berufen. Trotz Verteilung auf zwei Orte hat
der vergliechener modus consultationum et negotiorum concludendorum
keine formb des deputation- noch craiß- sondern eines reichstags; quartum
aliquod genus contra consuetudinem et leges imperii zu machen, das würde
der handlung und intendirter schlußversicherung nit bevorstehend sein.
[...] Die Admission Hessens ist auf dem letzten Reichstag durch förmlichen
Beschluß abgelehnt worden
; da Hessen seither die Versöhnung mit dem
Kaiser wegen seines Bündnisses mit den Kronen abgelehnt hat, hat es seine
Partei selbst gewählt, wobei es biß zu anderwertiger erklerung zu ihrer der
Frantzosen selbst eigner reputation zu laßen. Hieruber haben beide
graven d’Avaux und Servient nebenst dem Longeville successive angefan-
gen zu reden und vor und nach dieße motiven und rationes vorgebracht:
1. Man hette alhie solche difficulteten nit zu machen, nachdemahln die
Magdeburgische und Heßen zu Oßnabrück albereits im fürstenrhat zuge-
laßen worden. 2. Heßen wehr kein feindt des Kaißers als Kaißers noch des
reichs; sie stünden pro libertate et imperii statu conservando, hetten zwarn
einige beschwerden gegen das regimen und consilia Austriaca, die das impe-
rium haereditarium machen und potentiam suam cum oppressione statuum
et libertatis extendiren wollen, sie wehren aber derentwegen für keine
feinde zu halten; man solte in den reichsprotocollis nachsehen, was andere
für beschwernüßen und klagten gegen den Kaiser und die Spanische con-
silia eingeführt. Anno 1630 hette Ihre Churfürstliche Durchlaucht in Baye-
ren selbsten sich beschwerten verschiedener sachen halber, und wehre dan-
noch nit hostis Imperatoris et imperii. Plures bonum posse habere finem et
in mediis ad illum obtinendum non convenire, Hassos de iniusto bello non
condemnandos et idcirco cum 〈nutu〉 Gallorum excludendos. 3. Es wehre ie
woll eine frag, ob nit licite die waffen gegen den Kaiser zu ergreiffen, wel-
cher contra libertatem et leges handle und also gleichsam selbst hostis
imperii were. Wobei verscheidene sachen ratione consiliorum Hispanicorum
vorgerücktt, und daß indeme a modo isto regendi, welchen hoc saeculo
Rudolphus und Matthias imperatores gebraucht, abgetretten, auch zu
anfang des Bohemischen kriegs von dem Koning von Franckreich erwie-
ßene liebe und affection nit allein nitt erkantt, sondern solches nachdenck-
liches ombragi gegeben worden, daß sie nohtwendig zu versicherung ihres
status und erhaltung der Teutschen libertet die waffen ergreiffen müßen.
Die catholische chur- fürsten und stande, welche sich ietzo wegen des kriegs
beclagten, hetten mit den Frantzosen, den Spannischen und Austriacis zu
gefallen, nit wollen zu thun haben. 4. Man solte auß den geklagten kriegs-
ubelen nuhn sich selbsten ohne fernern auffhaltt helffen, und alle stände de
communi imperii et patriae bono, ihrem habenden recht nach, mittconsul-
tiren laßen. Solches erforderten die praeliminartractaten, der sachen Wich-
tigkeit und eines jedern standts dabei habendes interesse, verscheidenen
mahln wiederholend, daß Hassi für keine feinde zu halten und dieselbe in
dieser ihrer praetension, darbei der cron Franckreich reputation mit ver-
sirte, nit konten verlaßen. Warauff ihnen hinc inde wiederumb geant-
wortet, sie wolten doch nit in hoc passu ihres konigs und der cronen reputa-
tion allegiren noch behaubten, daß die Heßen pro libertate et statu imperii
stünden. Man müßte in allen sachen den anfang und verfolg consideriren.
Lgf. Wilhelm hat von Schweden das stifft Paderborn per solemnissimum
actum zu mannlehen empfangen und die reversales geben, daß extincta sua
Wilhelmi linea masculina der stifft Paderborn der cron Schweden ein wie-
derheimbgefallenes und eröffnetes lehen sein solle
. Ob dieses nuhn sei,
statum imperii zu conserviren oder totaliter auch fundationes Caroli Magni
darbei zu invertiren, das würden sie selbsten erkennen konnen. Wehr son-
sten feindt zu nennen sei, das würde ex ipsis actionibus et operibus zu
iudiciren sein. Es wehren die actiones der Heßen also beschaffen, daß keine
hostilitates alicuius belli zu benennen, die sie nit geübt hetten und darmitt sie
nit noch täglich umbgingen. Verwüstungen im Erzstift Köln. Es würde ein
seltsamer modus sein und ansehen gewinnen, daß man dergleichen partes,
da sie in einer handt einen brandt feurs, mit der andern das blütige schwert
in theils stände hertzen gleichsamb stecken hetten, mitt und neben sich in
consilio soll sitzen und votiren laßen. Beim Deputationstag zu Speyer 1594
haben die Protestanten Kardinal Andreas von Konstanz ausschließen
wollen, weil er in den Niederlanden gegen ihre Glaubensgenossen Krieg
führte
; man sehe daraus, wie es dohmals Heßen selbsten zu suchen gewißt.
Wan die cron Franckreich so gar auff ihren respect gehen und darin punc-
tuel sein wölte, so solten sie darauff sehen, daß die Heßen die mitt ihnen
gemachte confoederationsarticuln quoad catholicam religionem conservan-
dam hielten. Klagen aus Neuss. Da man nuhn zugleich causam Dei, religio-
nis et ecclesiarum vor sich hette, da solte man den punctum honoris eifferen
und nit in sachen anbinden, dahin er nit gehörig noch mit einigem nützen
und rechtt bestehen kan. Die Osnabrücker Zusammenkünfte ohne Ansage
des Mainzer Direktoriums sind nur privatae conferentiae. Solte sich auch
einer, so in dem statu alß Magdeburg und Heßen ist, unberuffen eigen-
thedtlicherweise eintringen, damitt würde weitters nichts gewonnen, alß
daß man sich darüber zu beschweren und zu beklagen. Die praeliminar-
tractaten hetten de hac forma et modo consilii tenendi nit einmahl gedachtt
noch etwas geschloßen, der partheien sichere beisammenkunfft und salvi-
conductus wehren vergliechen, und hetten sie die Heßen als confaederati
adversae partis darautt auch die salvos conductus ad comparendum erhal-
ten; illud beneficium illos debere coronis, daß sie dergestalt frei zugelaßen,
und wehre selbiges anders nit alß ad tractandum non vero ad sedendum in
consilio cum statibus, contra quos partem adversam constituunt, zu verste-
hen. Was angedeutet worden, Hassos de iniusto bello non condemnandos,
darbei wehren verscheidene sachen zu consideriren; dieserseit würde es nit
movirt, wan aber die herren Frantzosische plenipotentiarii darauff die ex-
clusion nehmen wolten, so müßten sie gleichfals gedencken, daß man nit in
admissione der Heßen deroselben procedurn und waffen an seiten Ihrer
Kayserlichen Majestät und der reichsstände iustificiren und alle fideles
status, so gegen sie zu stehen gezwungen worden, condemnieren konte. Bei
den praeliminaribus hette sichs außgewiesen, daß man mitt dergleichen
quaestionen nit vorttkommen konnen, und hetten sie die herren Frantzoßen
alhie zu Münster ihre erste ubergebene vollmacht wieder zurücknehmen
und enderen laßen müßen, weilen sie iustam causam belli sich zuschreiben
und den unglimpff cum iniustitia causae auff Ihre Kayserliche Majestät
und das reich schieben wollen. Sie alß in publicis wollerfahrene und ver-
stendige wüßten woll, daß man mitt dergleichen quaestionen keine frie-
denshandlung vorttsetzte; abstrahendum esse ab istis, und wan es in dem
stand gelaßen würde, warin es bei dem letzt zu Regenspurg gehaltenen
reichs- wie auch deputationtag zu Franckfurt gesetztt, so hetten die Heßi-
sche sich nit zu beklagen, alß lange sie sich selbsten nit mitt verwerffung
der Kaiserlichen gnaden und accomodation von den andern reichsstenden
sessione und voto separiren und außschließen theten. Was die Beschwerden
anderer Stände angeht, wehre solches alles secundum leges ipsas imperii et
capitulationes inter Caesarem, electores principes ac status imperii zu ver-
gleichen und zu entscheiden, ohne daß man darzu ein so viel christenbluts
vergießendes schwert zücken und zu solchen extremis schreiten und sich
darbei verlauffen und gleichsamb cum ipsis legibus et statu imperii verlie-
ren solte. Man redete viell von den Spanischen consiliis et Austriacorum,
dieses wehren keine sachen, zu dern iustification man erschienen; de inten-
tione exterarum coronarum wolte man auch nit iudiciren, man hette ein
exempel mit des stiffts Paderborn belehnung allegirt. Von Franckreich
mögten auch allerhandt opiniones sein, indeme sie gnugsamb versichert,
daß kein catholischer chur- oder fürst mit den Spanischen, auch wer es
auch wehre, würde einig sein, wan sie contra statum et libertatem imperii
handleten; deme danoch unangesehen würden die catholische von ihnen
verfolgtt, von landt und leuht außgesetztt, alles cum tali effectu, wan es
schon praeter intentionem sein mögte, daß die protestirende solchen vor-
theil gewinnen, warauß sie zu volliger untertrückung der catholischen
durch der cron Franckreich auctoritet und machtt nit wiederumb zu setzen.
Solten derwegen etwas billig zurückdencken, und sich an dem spiegelen,
daß sie albereits mitt einer von ihnen selbsten bekanter sachen, daß es wie-
der den praeliminarschluß wehre, die in dem stifft Oßnabrück vacirender
pfarr restitution nit erhalten noch den clagten zu Neuß oder andern ortern
nec prece nec minis remediiren konten. Die Frantzosische herren ministri
hetten gar zu wiedrige impressiones von Ihrer Kayserlichen Majestät fried-
liebender intention und consiliis, irreten derwegen in vielen sachen; und
würde man schon die proposition haben, wan sie nitt mit dergleichen un-
nöhtigen einwürffen es remorirten, wie dan gleichwol deme unangesehen
die proposition den montag, gliebts Gott, von den Kaiserlichen gesanten
geschehen würde. Es wehre sonten auß dießen von ihnen gefürhten discurs
und allegationen pro Hassis, so viel abzunehmen, daß, wan die Heßen ses-
sionem et votum erhielten, so würden auch die Pfältzische und andere sich
darzustellen baltt gedencken. Warauff die Frantzoßen ihre vorige dis-
cursus resumirt und sonderlich darin behaubten wollen, Heßen wehre für
keinen feindt des Kaisers und des reichs zu halten; es wehren verschiedene
reichsstände, alß die fürsten von Lüneburg und Würtzburg selbsten, damit
sie in keiner feindtschafft begrieffen, sie hetten auch mitt dem Kaiser alß
Kaiser keinen krieg, Austriacorum et Hispanorum consilia pro libertate
imperii communibus viribus impugnari. Mitt dem pfaltzgraffen hette es
eine andere beschaffenheit, derselb wehre banno declaratus hostis gewesen.
Dergleichen sententz wehre noch nit uber Heßen gesprochen. Wan landt-
graff Wilhelm mit empfangung des stiffts Paderborn zu lehen gesundiget,
das cessirte itzo nach seinem thodt, man müßte bei den friedenshandlungen
nitt vindicatiff sein und dergestaltt in extremis nitt bestehen; in Franck-
reich wehren exempla, daß man pro bono publico regni anders in derglei-
chen sachen geurtheilt und verfahren. Er duc de Longeville selbsten hette
die waffen in Franckreich ergrieffen, Perrone und anderer mehr importi-
render platzen sich versichertt
, alß man darauff von beruhigung des
konigsreichs consultirt, hette er den consiliis beigewohnet und solche decla-
rationem erhalten, daß seine actiones zum besten des königs wehren außge-
deutet worden. Warauff ihnen der unterscheidt der sachen cum pluri-
bus incidentiis et circumstantiis et ex ipsa natura rei nebenst deme remon-
strirt, daß er ante examinationem causae et controversiam plane composi-
tam alsolche königliche resolution nit erhalten hette, welches er auch ge-
standen hat. Es hette bei diesem krieg im reich eine andere beschaffenheit,
und hette sowoll der auffgerichteter landtsfried alß andere leges imperii
gnugsamb die declaration gegen das Heßische verfahren in sich begrieffen,
und wolte sich zumahln nit gebüren, daß die annoch wenig anwesende
stände Ihrer Kayserlichen Majestät wegen der Heßischen admission ein
anders einrhaten oder ihres theils zulaßen solten, alß was auff algemeinem
reichstag zu Regenspurg von allen stenden für gut befunden wehre. Von
den hertzog von Lünenburg oder andern reichsstenden, damit die Heßen in
keiner feindtschafft begrieffen, wehre zumahln nit zu argumentiren; es
wehre reichskündig, daß etliche stände sich neutral hielten, theils darunter
verschönet, theils aber mit aufflagung der contributionen und einnehm-
mung ihrer häuser und stätte, wie Newburg, ubel tractirt, Wirtzburg wie es
der stifft vor diesem erfahren, dergleichen würde ihnen von den Heßen bei
ersehendem fürtheil und glegenheit begegnen. Sie die Frantzosen hetten
mehr ursach, die Heßen von ihrem unbefugten begehren abzumahnen alß
sich dern anzunehmen, damit die sache nit in weiter deliberation kommen
und anlaß gegeben würde, die reichsprotocolla zu erfüllen und der posteri-
tet zu bezeugen, wie daß sie bei diesem kriegswesen cum inversione status
imperii, quod ratione Paderborn satis clarum et probatum, verfahren.
Die Frantzosische herren plenipotentiarii haben das Paderbornische ex-
empel ungehrn, soviel man vermerckt, gehort und ihre displicentz darbei
bezeigtt, es aber damit entschuldigen wollen, daß mit des landtgraff Wil-
helms thodt die sache und der fehler verstorben. Darauff ihnen tenor
investiturae, und wie gern die Heßen dießen sommer die statt Paderborn
wieder occupirt und nebenst ihnen wol bewußten consiliis und anschlägen
zu gemüht geführt. Und alß sie auff die rationes und fundamenta dieser-
seits, so ihnen außführlich vorbrachtt, bestendigerweise nit antworten kon-
nen, und ihnen die bedeutung inter caetera beschehen, daß man bei einer
alsolchen fundirter sachen expreßen befelch hette, die excludendos nit
zuzulaßen. So haben sie einstendigst begehrt, man mögte doch ihr
begehren und anbringen dergestaltt uberschreiben, damit sie und die Heßi-
sche einige satisfaction haben konten, nitt zweiffelend, es würde an hiesi-
gem berichtt viel gelegen und woll anders einzurichten sein. [...] Ge-
andtwortet, man wiste nit, was man für rationes finden solte, Ihre Chur-
fürstliche Durchlaucht wie dan auch andere zu enderung ihrer gegebenen
befelch in hac causa Hassiaca zu bewegen, alß lange sie mit feur und
schwert saeviirten. Die Landgräfin hat offen erklärt, daß ihro iure belli das
plenum ius in ecclesiasticis et temporalibus in hac diocaesi Monasteriensi
angewachsen; wan man nuhn, wie es sich gebürte, rechtt berichten und
schreiben solte, so würden die bereits einkommene befelche nit geendert
werden. Es wolten doch die herren plenipotentiarii etwas mehrers in sich
gehen und den catholischen ohne das gnugsamb betrangten ständen die
Heßen und andere nit mehr uber den halß ziehen. Als beim Abschied
Longueville erwähnt, sein Schwager Enghien
liege schwer verwundet in
Straßburg, antwortet W, daß er und andere Frantzosische plenipotentiarii
darahn selbst schuldig, zumaln wan das von den mediatoren vorgeschlagene
armistitium ex parte Franckreich acceptirt, wurde nicht allein der duc de
Anguin nicht verletzt noch mit kranckheit befallen, sondern auch vieler
christen bluths unvergoßen sein plieben. Warauff er I. H. G. starck an-
gesehen und gesagt, daß es wahr. Er konne aber bezeugen, daß er unnd
seine collegen darzu nit ubel intentionirt gewesen, und habe allein ahn ihr
alliirten der mangel gestanden. Auff welches I. H. G., daß eben auch die
Schweden diese andtwortt auf zuefragenn von sich geben und auff die
Frantzosen die schuldt lagen thetten.
Magdeburger und Kasseler Session keine weythere difficultet machen.
W: Will deshalb mit den Bayern selbst zu Longueville kommen.
Konferenz der katholischen kurfürstlichen Gesandten mit den Kaiserlichen
(vgl. demnächst APW III A 1, 2).
W/Haslang/Reck bei den Franzosen. W: Über die Mediatoren haben die Ver-
treter der katholischen Kurfürsten ihre Einwände gegen die Session Magde-
burgs und Hessen-Kassels schon dargelegt, man will aber auch mit den Fran-
zosen selbst darüber confidenter reden. Die Rechte des jetzigen Administra-
tors von Magdeburg gründen sich auf den Prager Frieden, in dem Session und
Votum außer bei Kreistagen ausdrücklich aberkannt worden sind
widerspricht dem geistlichen Vorbehalt, der wie der Prager Frieden noch
Verhandlungsmaterie bilden wird, dem aber nicht präjudiziert werden
darf. Hessen-Kassel bildet eine Partei mit den Kronen und nimmt auf
deren Seite an den Friedensverhandlungen teil. Longueville: Es handelt
sich um einen extraordinari conventus; Hessen wegen seiner Verbindung
mit Frankreich auszuschließen, sei für die Krone schimpflich. W: Man
hat die Franzosen frühzeitig gebeten, sie möchten sich in dießer sachen mit
den Heßen, warin ihnen so verschiedene unwiederlägliche rationes zu-
wieder, nit vertieffen und darnach endlich per punto d’honore nemen. Als
mit dem Kaiser nicht ausgesöhnt, kann Hessen zu Session und Votum nicht
zugelassen werden; da bei der Versammlung, auch wenn es ein extraordina-
rius conventus ist, ein Reichsschluß gemacht werden soll, darf man a for-
malitate et legibus ad hoc requisitis nit abweichen. Mit einem Deputations-
tag haben die Franzosen sich nicht zufriedengeben wollen, der Kaiser hat
nun alle gehorsamen Stände berufen. Trotz Verteilung auf zwei Orte hat
der vergliechener modus consultationum et negotiorum concludendorum
keine formb des deputation- noch craiß- sondern eines reichstags; quartum
aliquod genus contra consuetudinem et leges imperii zu machen, das würde
der handlung und intendirter schlußversicherung nit bevorstehend sein.
[...] Die Admission Hessens ist auf dem letzten Reichstag durch förmlichen
Beschluß abgelehnt worden
Kaiser wegen seines Bündnisses mit den Kronen abgelehnt hat, hat es seine
Partei selbst gewählt, wobei es biß zu anderwertiger erklerung zu ihrer der
Frantzosen selbst eigner reputation zu laßen. Hieruber haben beide
graven d’Avaux und Servient nebenst dem Longeville successive angefan-
gen zu reden und vor und nach dieße motiven und rationes vorgebracht:
1. Man hette alhie solche difficulteten nit zu machen, nachdemahln die
Magdeburgische und Heßen zu Oßnabrück albereits im fürstenrhat zuge-
laßen worden. 2. Heßen wehr kein feindt des Kaißers als Kaißers noch des
reichs; sie stünden pro libertate et imperii statu conservando, hetten zwarn
einige beschwerden gegen das regimen und consilia Austriaca, die das impe-
rium haereditarium machen und potentiam suam cum oppressione statuum
et libertatis extendiren wollen, sie wehren aber derentwegen für keine
feinde zu halten; man solte in den reichsprotocollis nachsehen, was andere
für beschwernüßen und klagten gegen den Kaiser und die Spanische con-
silia eingeführt. Anno 1630 hette Ihre Churfürstliche Durchlaucht in Baye-
ren selbsten sich beschwerten verschiedener sachen halber, und wehre dan-
noch nit hostis Imperatoris et imperii. Plures bonum posse habere finem et
in mediis ad illum obtinendum non convenire, Hassos de iniusto bello non
condemnandos et idcirco cum 〈nutu〉 Gallorum excludendos. 3. Es wehre ie
woll eine frag, ob nit licite die waffen gegen den Kaiser zu ergreiffen, wel-
cher contra libertatem et leges handle und also gleichsam selbst hostis
imperii were. Wobei verscheidene sachen ratione consiliorum Hispanicorum
vorgerücktt, und daß indeme a modo isto regendi, welchen hoc saeculo
Rudolphus und Matthias imperatores gebraucht, abgetretten, auch zu
anfang des Bohemischen kriegs von dem Koning von Franckreich erwie-
ßene liebe und affection nit allein nitt erkantt, sondern solches nachdenck-
liches ombragi gegeben worden, daß sie nohtwendig zu versicherung ihres
status und erhaltung der Teutschen libertet die waffen ergreiffen müßen.
Die catholische chur- fürsten und stande, welche sich ietzo wegen des kriegs
beclagten, hetten mit den Frantzosen, den Spannischen und Austriacis zu
gefallen, nit wollen zu thun haben. 4. Man solte auß den geklagten kriegs-
ubelen nuhn sich selbsten ohne fernern auffhaltt helffen, und alle stände de
communi imperii et patriae bono, ihrem habenden recht nach, mittconsul-
tiren laßen. Solches erforderten die praeliminartractaten, der sachen Wich-
tigkeit und eines jedern standts dabei habendes interesse, verscheidenen
mahln wiederholend, daß Hassi für keine feinde zu halten und dieselbe in
dieser ihrer praetension, darbei der cron Franckreich reputation mit ver-
sirte, nit konten verlaßen. Warauff ihnen hinc inde wiederumb geant-
wortet, sie wolten doch nit in hoc passu ihres konigs und der cronen reputa-
tion allegiren noch behaubten, daß die Heßen pro libertate et statu imperii
stünden. Man müßte in allen sachen den anfang und verfolg consideriren.
Lgf. Wilhelm hat von Schweden das stifft Paderborn per solemnissimum
actum zu mannlehen empfangen und die reversales geben, daß extincta sua
Wilhelmi linea masculina der stifft Paderborn der cron Schweden ein wie-
derheimbgefallenes und eröffnetes lehen sein solle
statum imperii zu conserviren oder totaliter auch fundationes Caroli Magni
darbei zu invertiren, das würden sie selbsten erkennen konnen. Wehr son-
sten feindt zu nennen sei, das würde ex ipsis actionibus et operibus zu
iudiciren sein. Es wehren die actiones der Heßen also beschaffen, daß keine
hostilitates alicuius belli zu benennen, die sie nit geübt hetten und darmitt sie
nit noch täglich umbgingen. Verwüstungen im Erzstift Köln. Es würde ein
seltsamer modus sein und ansehen gewinnen, daß man dergleichen partes,
da sie in einer handt einen brandt feurs, mit der andern das blütige schwert
in theils stände hertzen gleichsamb stecken hetten, mitt und neben sich in
consilio soll sitzen und votiren laßen. Beim Deputationstag zu Speyer 1594
haben die Protestanten Kardinal Andreas von Konstanz ausschließen
wollen, weil er in den Niederlanden gegen ihre Glaubensgenossen Krieg
führte
Wan die cron Franckreich so gar auff ihren respect gehen und darin punc-
tuel sein wölte, so solten sie darauff sehen, daß die Heßen die mitt ihnen
gemachte confoederationsarticuln quoad catholicam religionem conservan-
dam hielten. Klagen aus Neuss. Da man nuhn zugleich causam Dei, religio-
nis et ecclesiarum vor sich hette, da solte man den punctum honoris eifferen
und nit in sachen anbinden, dahin er nit gehörig noch mit einigem nützen
und rechtt bestehen kan. Die Osnabrücker Zusammenkünfte ohne Ansage
des Mainzer Direktoriums sind nur privatae conferentiae. Solte sich auch
einer, so in dem statu alß Magdeburg und Heßen ist, unberuffen eigen-
thedtlicherweise eintringen, damitt würde weitters nichts gewonnen, alß
daß man sich darüber zu beschweren und zu beklagen. Die praeliminar-
tractaten hetten de hac forma et modo consilii tenendi nit einmahl gedachtt
noch etwas geschloßen, der partheien sichere beisammenkunfft und salvi-
conductus wehren vergliechen, und hetten sie die Heßen als confaederati
adversae partis darautt auch die salvos conductus ad comparendum erhal-
ten; illud beneficium illos debere coronis, daß sie dergestalt frei zugelaßen,
und wehre selbiges anders nit alß ad tractandum non vero ad sedendum in
consilio cum statibus, contra quos partem adversam constituunt, zu verste-
hen. Was angedeutet worden, Hassos de iniusto bello non condemnandos,
darbei wehren verscheidene sachen zu consideriren; dieserseit würde es nit
movirt, wan aber die herren Frantzosische plenipotentiarii darauff die ex-
clusion nehmen wolten, so müßten sie gleichfals gedencken, daß man nit in
admissione der Heßen deroselben procedurn und waffen an seiten Ihrer
Kayserlichen Majestät und der reichsstände iustificiren und alle fideles
status, so gegen sie zu stehen gezwungen worden, condemnieren konte. Bei
den praeliminaribus hette sichs außgewiesen, daß man mitt dergleichen
quaestionen nit vorttkommen konnen, und hetten sie die herren Frantzoßen
alhie zu Münster ihre erste ubergebene vollmacht wieder zurücknehmen
und enderen laßen müßen, weilen sie iustam causam belli sich zuschreiben
und den unglimpff cum iniustitia causae auff Ihre Kayserliche Majestät
und das reich schieben wollen. Sie alß in publicis wollerfahrene und ver-
stendige wüßten woll, daß man mitt dergleichen quaestionen keine frie-
denshandlung vorttsetzte; abstrahendum esse ab istis, und wan es in dem
stand gelaßen würde, warin es bei dem letzt zu Regenspurg gehaltenen
reichs- wie auch deputationtag zu Franckfurt gesetztt, so hetten die Heßi-
sche sich nit zu beklagen, alß lange sie sich selbsten nit mitt verwerffung
der Kaiserlichen gnaden und accomodation von den andern reichsstenden
sessione und voto separiren und außschließen theten. Was die Beschwerden
anderer Stände angeht, wehre solches alles secundum leges ipsas imperii et
capitulationes inter Caesarem, electores principes ac status imperii zu ver-
gleichen und zu entscheiden, ohne daß man darzu ein so viel christenbluts
vergießendes schwert zücken und zu solchen extremis schreiten und sich
darbei verlauffen und gleichsamb cum ipsis legibus et statu imperii verlie-
ren solte. Man redete viell von den Spanischen consiliis et Austriacorum,
dieses wehren keine sachen, zu dern iustification man erschienen; de inten-
tione exterarum coronarum wolte man auch nit iudiciren, man hette ein
exempel mit des stiffts Paderborn belehnung allegirt. Von Franckreich
mögten auch allerhandt opiniones sein, indeme sie gnugsamb versichert,
daß kein catholischer chur- oder fürst mit den Spanischen, auch wer es
auch wehre, würde einig sein, wan sie contra statum et libertatem imperii
handleten; deme danoch unangesehen würden die catholische von ihnen
verfolgtt, von landt und leuht außgesetztt, alles cum tali effectu, wan es
schon praeter intentionem sein mögte, daß die protestirende solchen vor-
theil gewinnen, warauß sie zu volliger untertrückung der catholischen
durch der cron Franckreich auctoritet und machtt nit wiederumb zu setzen.
Solten derwegen etwas billig zurückdencken, und sich an dem spiegelen,
daß sie albereits mitt einer von ihnen selbsten bekanter sachen, daß es wie-
der den praeliminarschluß wehre, die in dem stifft Oßnabrück vacirender
pfarr restitution nit erhalten noch den clagten zu Neuß oder andern ortern
nec prece nec minis remediiren konten. Die Frantzosische herren ministri
hetten gar zu wiedrige impressiones von Ihrer Kayserlichen Majestät fried-
liebender intention und consiliis, irreten derwegen in vielen sachen; und
würde man schon die proposition haben, wan sie nitt mit dergleichen un-
nöhtigen einwürffen es remorirten, wie dan gleichwol deme unangesehen
die proposition den montag, gliebts Gott, von den Kaiserlichen gesanten
geschehen würde. Es wehre sonten auß dießen von ihnen gefürhten discurs
und allegationen pro Hassis, so viel abzunehmen, daß, wan die Heßen ses-
sionem et votum erhielten, so würden auch die Pfältzische und andere sich
darzustellen baltt gedencken. Warauff die Frantzoßen ihre vorige dis-
cursus resumirt und sonderlich darin behaubten wollen, Heßen wehre für
keinen feindt des Kaisers und des reichs zu halten; es wehren verschiedene
reichsstände, alß die fürsten von Lüneburg und Würtzburg selbsten, damit
sie in keiner feindtschafft begrieffen, sie hetten auch mitt dem Kaiser alß
Kaiser keinen krieg, Austriacorum et Hispanorum consilia pro libertate
imperii communibus viribus impugnari. Mitt dem pfaltzgraffen hette es
eine andere beschaffenheit, derselb wehre banno declaratus hostis gewesen.
Dergleichen sententz wehre noch nit uber Heßen gesprochen. Wan landt-
graff Wilhelm mit empfangung des stiffts Paderborn zu lehen gesundiget,
das cessirte itzo nach seinem thodt, man müßte bei den friedenshandlungen
nitt vindicatiff sein und dergestaltt in extremis nitt bestehen; in Franck-
reich wehren exempla, daß man pro bono publico regni anders in derglei-
chen sachen geurtheilt und verfahren. Er duc de Longeville selbsten hette
die waffen in Franckreich ergrieffen, Perrone und anderer mehr importi-
render platzen sich versichertt
konigsreichs consultirt, hette er den consiliis beigewohnet und solche decla-
rationem erhalten, daß seine actiones zum besten des königs wehren außge-
deutet worden. Warauff ihnen der unterscheidt der sachen cum pluri-
bus incidentiis et circumstantiis et ex ipsa natura rei nebenst deme remon-
strirt, daß er ante examinationem causae et controversiam plane composi-
tam alsolche königliche resolution nit erhalten hette, welches er auch ge-
standen hat. Es hette bei diesem krieg im reich eine andere beschaffenheit,
und hette sowoll der auffgerichteter landtsfried alß andere leges imperii
gnugsamb die declaration gegen das Heßische verfahren in sich begrieffen,
und wolte sich zumahln nit gebüren, daß die annoch wenig anwesende
stände Ihrer Kayserlichen Majestät wegen der Heßischen admission ein
anders einrhaten oder ihres theils zulaßen solten, alß was auff algemeinem
reichstag zu Regenspurg von allen stenden für gut befunden wehre. Von
den hertzog von Lünenburg oder andern reichsstenden, damit die Heßen in
keiner feindtschafft begrieffen, wehre zumahln nit zu argumentiren; es
wehre reichskündig, daß etliche stände sich neutral hielten, theils darunter
verschönet, theils aber mit aufflagung der contributionen und einnehm-
mung ihrer häuser und stätte, wie Newburg, ubel tractirt, Wirtzburg wie es
der stifft vor diesem erfahren, dergleichen würde ihnen von den Heßen bei
ersehendem fürtheil und glegenheit begegnen. Sie die Frantzosen hetten
mehr ursach, die Heßen von ihrem unbefugten begehren abzumahnen alß
sich dern anzunehmen, damit die sache nit in weiter deliberation kommen
und anlaß gegeben würde, die reichsprotocolla zu erfüllen und der posteri-
tet zu bezeugen, wie daß sie bei diesem kriegswesen cum inversione status
imperii, quod ratione Paderborn satis clarum et probatum, verfahren.
Die Frantzosische herren plenipotentiarii haben das Paderbornische ex-
empel ungehrn, soviel man vermerckt, gehort und ihre displicentz darbei
bezeigtt, es aber damit entschuldigen wollen, daß mit des landtgraff Wil-
helms thodt die sache und der fehler verstorben. Darauff ihnen tenor
investiturae, und wie gern die Heßen dießen sommer die statt Paderborn
wieder occupirt und nebenst ihnen wol bewußten consiliis und anschlägen
zu gemüht geführt. Und alß sie auff die rationes und fundamenta dieser-
seits, so ihnen außführlich vorbrachtt, bestendigerweise nit antworten kon-
nen, und ihnen die bedeutung inter caetera beschehen, daß man bei einer
alsolchen fundirter sachen expreßen befelch hette, die excludendos nit
zuzulaßen. So haben sie einstendigst begehrt, man mögte doch ihr
begehren und anbringen dergestaltt uberschreiben, damit sie und die Heßi-
sche einige satisfaction haben konten, nitt zweiffelend, es würde an hiesi-
gem berichtt viel gelegen und woll anders einzurichten sein. [...] Ge-
andtwortet, man wiste nit, was man für rationes finden solte, Ihre Chur-
fürstliche Durchlaucht wie dan auch andere zu enderung ihrer gegebenen
befelch in hac causa Hassiaca zu bewegen, alß lange sie mit feur und
schwert saeviirten. Die Landgräfin hat offen erklärt, daß ihro iure belli das
plenum ius in ecclesiasticis et temporalibus in hac diocaesi Monasteriensi
angewachsen; wan man nuhn, wie es sich gebürte, rechtt berichten und
schreiben solte, so würden die bereits einkommene befelche nit geendert
werden. Es wolten doch die herren plenipotentiarii etwas mehrers in sich
gehen und den catholischen ohne das gnugsamb betrangten ständen die
Heßen und andere nit mehr uber den halß ziehen. Als beim Abschied
Longueville erwähnt, sein Schwager Enghien
Straßburg, antwortet W, daß er und andere Frantzosische plenipotentiarii
darahn selbst schuldig, zumaln wan das von den mediatoren vorgeschlagene
armistitium ex parte Franckreich acceptirt, wurde nicht allein der duc de
Anguin nicht verletzt noch mit kranckheit befallen, sondern auch vieler
christen bluths unvergoßen sein plieben. Warauff er I. H. G. starck an-
gesehen und gesagt, daß es wahr. Er konne aber bezeugen, daß er unnd
seine collegen darzu nit ubel intentionirt gewesen, und habe allein ahn ihr
alliirten der mangel gestanden. Auff welches I. H. G., daß eben auch die
Schweden diese andtwortt auf zuefragenn von sich geben und auff die
Frantzosen die schuldt lagen thetten.