Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
Mittwoch Brömser bei W. Im Beisein von Reck / Landsberg
beantwortet W gestern schriftlich eingereichte Fragen zum Zeremoniell:
1. Die von Brandenburg angebotenen Reversalen wegen der schwedischen
Visite reichen aus. 2. Die Besuche zwischen Mainzern und Brandenburgern
sind danach nicht zu verschieben; Wittgenstein und Löben sind beide
Hauptgesandte. 3. Bei den Schweden ist mit mangelnder Information zu
entschuldigen, daß die Begrüßung beim Einzug sitzend entgegengenommen
wurde [...]. 4. Salvius ist Prinzipalgesandter wie Volmar und Brun, wird in
Münster auch so behandelt. 5. Die Besuche reichsständischer Gesandter
können vor der Visite der Schweden angenommen werden; W selbst hat die
Bayern mit der Begründung, daß sie de eodem corpore weren, zuerst
empfangen, was allgemein gebilligt wurde. Ratschläge zur Behandlung der
verschiedenen Gruppen reichsständischer Gesandter. 6. Hessen-Kassel ist
trotz noch nicht erfolgter Aussöhnung mit dem Kaiser wie andere Reichs-
fürsten zu behandeln. 7. Unerachtet des Besuchsstreites Schweden/Mainz/
Brandenburg ist mit den Verhandlungen fortzufahren. 8. Die Vollmachten
sind zu Beginn der Zusammenkunft den Ksl. und dem Mainzer Direkto-
rium einzuliefern. Da beim Abschluß die Kronen sie werden sehen wollen,
soll man sich auf eine bestimmte Form einigen; so ist die Kölner auf
Befinden der Ksl. schon verändert worden. 9. Bericht, wie W und die
Bayern es halten. 10. Die Residenten der Kronen werden von W etwas
geringer als die fürstlichen Gesandten behandelt. 11. Bei den Kurfürst-
lichen werden den Hauptgesandten Sessel, den Sekundargesandten Stühle
gegeben. 12. Da Ksl. und Kronen die Gelehrten unter den Kurfürstlichen
nicht als Prinzipalgesandte behandeln wollen, dürfte der Versuch, es anders
zu halten, auf Schwierigkeiten stoßen. 13. Behandlung von Adligen und
Sekretären, wenn sie von einer Gesandtschaft zur anderen geschickt
werden.
Bayern bei W. Auf Befehl des Kurfürsten sollen sie mit W besprechen:
1. Da im Gegensatz zu Frankreich die Schweden zur Herausgabe der Pro-
position bereit scheinen, sind die Verhandlungen mit ihnen auf jede Weise
zu fördern. 2. Da am ksl. und spanischen Hof die militärische Lage zu
günstig beurteilt wird, muß man die wahre Lage den Ksl. und Mediatoren
darstellen, damit nicht wegen unbegründeter Hoffnungen die Friedensbe-
mühungen vernachlässigt werden. 3.– 4. Wegen Longuevilles Prätentionen
soll man den Kaiser bitten, Nassau eine Person fürstlichen Ranges beizu-
geben , und die Herkunft des Herzogs von Medina befördern. Chigi glaubt
jedoch, daß anstatt Longuevilles jetzt Belliure
geschickt werde. 5. Durch
Verbreitung der hessischen Gespräche mit den münsterischen Räten ist das
Mißtrauen zwischen Frankreich und Hessen zu vertiefen. 6. Welches
Zeremoniell wird zwischen Oxenstierna und den Gesandten von Venedig
und Savoyen beobachtet? W: 1. Daß noch zur zeit umbsonst sein
wurde, bey den mediatoribus ratione Suecicae propositionis viel zu movi-
ren, weilen sie auff des Servients wiederzuruckkunfft von Oßnabruck und
was allda verhandlet, sich remittiren und vermainen werden, daß alßdan
gestalten sachen nach dieses puncti halber weitter zu resolviren. Ad 2. Seye
von Churbayern eben dergleichen I. H. G. auf ihren beschehen bericht, daß
Ihre Majestät in kurzem eine 12000 mann zu fuß wiederumb beysamen
haben wollen (maßen sie dero hiesige Kayserliche gesandten vertröstet),
gnädigst zuegeschrieben, und wie ubel e contrario die sachen in den erb-
landen bewandt. Gestalt I. H. G. darauf hienwieder geandtworttet, wie sie
selbsten auch diesem außgeben keinen glauben beymessen konnen; zumalen
die advisen allerorthen her anderst gelauttet, und daß solch Ihrer Majestät
zuschreiben nur zu etwas animirung angesehen gewesen seien mueste. Und
were wol hochstens zu bethawren, daß bey solcher schlechten bestellung
man sich in den consiliis ahm Kayserlichen hoff, wie sie vernehmen, so gar
nit finden konne. Es mochten die Kayserlichen und Spanische außgeben,
was sie wollen, so stehe doch dahin, was man disfalß glauben wolle. Und
werde zu bedencken sein, ob hiervon den Kayserlichen zu vermelden, und
gleichsamb die nitcontinuation solch gegebener nachricht ihnen vorzu-
rupffen, weiln es ohne offension nit zu geschehen. Vermainten aber wol nit
undienlich zu sein, in discursu datis occasionibus davon zu vermelden, und
daß sich das contrarium befinden thette zu remonstriren; gestalt von I. H.
G. beym graffen von Naßaw schon mehrmaln geschehen, damit die Kay-
serlichen, daß man dißseits andere nachricht habe, das periculum desto meh-
rers apprehendiren möchten. Das dritte belangendt hetten sie niemaln gehort,
daß der duca Longueville eine furstliche person ex parte Caesaris zu
bevollmachtigen begert oder urgirt, sondern daß er sich mit der deputation
des graffen von Naßaw, alß einem von so uraltem grafflichen hauß,
warauß auch Kayser endsprossen, biß dato contentirt, weiln auch ohne daß
zwischen dem Kayser und Franckreich keine competenz ist. Mit Spanien
aber, wie man wisse, hab es eine andere mainung, daß propter notorias
aemulationes, simultates et differentias zwischen diesen beyden cronen der
Longeville einen gleichen titulatum oder gran de Spania begert. Und haben
sie bey ihrer ankunfft von den Franzosen durch ihre leuth noch gestern
vernommen, daß er, wan der Pigneranda (so alberait den 24. Aprilis zu
Brüssel angelangt) alhier, sich gleichfalß werde aufmachen; und welcher-
gestalt er vorhabens, sein in underschiedlicher geistlichen canonicalhauser
aufm thumbhoff außgesehenes quartier zu seiner commoditet zu aptiren,
und eine 100 000 thaler deßhalber nit anzusehen. Immaßen er beraitz zu
solchem endt alhier nach einem und dem andern zu trachten in befelch
geben. Es hetten I. H. G. von dem Belliure niemaln das geringste gehort,
auch eben wenig, daß der Longeville gänzlich außpleiben solt. Im übrigen
habe der Kaiser zunächst Bischof Franz von Würzburg und Bamberg zum
Hauptgesandten bestimmt, dessen Nachfolger die Übernahme der Mission
abgelehnt hätten
. Inzwischen sollen in Wien Bedenken entstanden sein,
andere alß Ihrer Majestät actu verpflichtete diener die secreta totius domus
Austriacae, welche sowol in Teutschland alß Spanien bey diesen tractaten
fundamentaliter beruhrt werden mußen, in handen kommen zu laßen. Vor
einem Jahr habe es deshalb geheißen, daß vielleicht noch der Reichsvize-
kanzler Kurz geschickt werde, seither verlaute von weiteren Gesandten
nichts mehr. Da Longueville deshalb offenbar keine Schwierigkeiten macht,
rät W wegen der in Wien und bei Nassau / Volmar zu erwartenden Unge-
legenheiten von Schritten der Kurfürstlichen ab. 4. Chigi werde ohne
Weisungen aus Rom kaum den Titel Altezza geben, dort werde man mit
Rücksicht auf die italienischen und französischen Fürsten Bedenken ha-
ben , auch die Reichsfürsten würden kaum zustimmen. Ad 5. Were zu
wunschen, daß die diffidenz zwischen den Franzosen und Hessen konte
befurdert werden. Es kondtens aber I. H. G. de tempore annoch nit halten,
weilen dadurch sowol die landgraffin gegen diese landen mehrers ver-
bittert, alß auch die ministri, daß ihre mit den Munsterischen räthen
gefuhrte discursus dergestalt palesirt, wurden alterirt werden; zumal ohn
allen zweiffel die Franzosen, wie sie hitzig sein, ihr alßpalden alles
verweisen und sehen, wie sie dieselbe wieder appessiren mochten. Hielten
zuträglicher bey der landgraffin erstlich die diffidenz mehrer zu fomen-
tiren, damit wan es beßer wurzel gesezt, alßdan mit beßerm nuz und nach-
truck weitter fortgesezt werden kondte. Ad 6. Sey I. H. G. unwissendt, ob
der Savoyisch den Oxenstern visitirt. Ahm Venediger aber seye nit zu
zweiflen, daß er ihm et vice versa das praedicatum Excellentz und die
visita hinc inde, auch der Oxenstern dem Venetianer in seinem hauß sie
oberhand werde gegeben haben. Diese Motive wollen die Bayern dem
Kurfürsten berichten. W: Die plötzliche Freilassung des Kurfürsten
von Trier sey zwar ein ding, den Franzosen alle umbrage zu benehmen,
falle aber hingegen billich beschwerlich, daß davon weder die hiesige
Kayserliche noch churfürstliche plenipotentiarii, noch auch und zuvorderist
die herren churfursten selbst nichts vorhero adventirt. Umb desto mehrer
zu besorgen, daß aller undanck auf die herren churfursten (maßen der Ser-
vient in iungst I. H. G. gegebenen visita deutlich zu verstehen geben)
geschoben werde; und also nothwendig bey Ihren Churfürstlichen Durch-
lauchten zu Collen und Bayern, wie mans mit den Churtryerischen
deputirten solchenfalß zu halten, angefragt werden muste. Und wolle so-
gar verlauthen, daß er auch selbst in persona hieherkommen werde. 2. Da
Wittgenstein diese Woche seinen Einzug in Münster halten will und zur
Absprache des Zeremoniells Cuylla an W geschickt hat, muß man Streitig-
keiten mit Venedig zu vermeiden suchen, weshalb am besten alles wie beim
bayerischen Einzug gehalten wird. Da aber in Osnabrück Cratz in die
brandenburgische Kutsche gestiegen ist und Wittgenstein das gleiche von W
und den Bayern fordern könnte, will W in diesem Fall nicht persönlich ent-
gegenfahren . [...] Mitt den Churbrandenburgischen drauweten sie zwar,
daß man noch insoweith ohne ungelegenheit auß den sachen kommen
werde. Wie es aber zu haltten, wan hernegst jemandts von den Hispani-
schen alß Pigneranda, bischoff zue Hertzogenbusch , oder der Longeville
anlangen werde, stehen I. H. G. sehr ahn, und erwahrtten mitt verlangen,
waß derentwegen fur eine resolution von Churcollen und Bayern einlangen
werde. Wan auch der d’Avaux in kürtzen wieder zuruhk in Franckreich
verreißen, und, wie die Franzosen seltsamb die heraußbeglaitung, wie
herein praetendiren sollte [!], wüsten sie zum besten nicht, wie den sachen zu
thuen. Vermeinten zwarn, er werde es mitt raison nicht begehren konnen,
weylen seine commission in effectu expirirt, stehe auch nicht zu vermuhten,
daß solchenfalß der Servient ihme daß geläidt hinauß, sonderlich ohne
beiderseits große mortification geben werde, hettens aber iedoch auß vor-
sorgh erweihnen und mitt ihnen herren Churbayerischen communiciren
wollen. Die Bayern antworten, die Freilassung Kurtriers sei ihnen
gleichfalß und zwarn so viell beschwerlicher vorkommen, daß dadurch
nunmehr den Franzosen in allen puncten, waß sie begehrt, satisfaction ge-
geben, hingegen aber ex parte Caesaris keine mittell in handen behaltten,
die bey den tractaten zuestatten kommen mögtten. Man seye der meinung
allezeitt gewest, mit restitution Churtryer deß hertzogen von Lottringen
pari passu zu befördern und gleichzumachen. Nun aber sehen sie nicht,
waß dagegen zu thuen und seyn die sachen nunmehr auch hiedurch bey den
tractaten desto schwere gemacht. Eben diß, sagtten I. H. G., sey ihr
auch zue gemüth gangen. Woltten allein von demjenigen rehdden, so
seyther deß praeliminarschluß vorgangen, und wie man den gegentheilen in
allen sachen gewichen, hingegen aber von ihnen nichts begehrt noch erhalt-
ten. Translation des Deputationstages und Inaussichtnahme eines Reichs-
tages . Aufhebung des effectus suspensivus der Amnestie, während von der
Gegenseite die Güter der Anhänger des Kaisers verschenkt und verkauft
würden, wie W im Stift Osnabrück selbst erfahre. Welches alles dahero
kommen thuet, daß sowoll beim Prager schluß, alß Lübecker frieden
und
den praeliminar vergleich von den Kayserlichen im reich nicht geseßenen
ministris der catholischen trew fürsten und stende nottörfft nicht beobach-
tet; dannenhero durch dergleichen die tractatus den reichsgetrewen chur-
fürsten und stenden desto beschwerlicher gemacht wirdt. Die Bayern
stimmen zu, daß beim Einzug der Brandenburger wie bei dem ihrigen verfah-
ren werde. Die andere casus und occasiones, welche nicht außbleiben würden,
seyen woll zu bedencken; den negsten wegk hieltten sie zue sein, wan es bey
den Kayserlichen und den chronen Spanien und Franckreich dahin zu
bringen, daß der Venetianische alß mediator gerahd auff deß herrn nuncii
gutschen fahren möchte, wadürch vielen inconvenientien und ungelegen-
heiten vorkommen würde. I. H. G. vermeldeten, daß sie dieses albereit
etlich mahll auff die bahn geworffen, sey aber bey den Kayserlichen ganz
keine inclination dazue verspührt und sonderlich, daß mans anitzo ehist an-
fangen sollte, welches sie ohne befelch zu thuen nicht vermöchten. Zum
andern würde vonnöthen sein, dieses werck bey anderen chronen mitt be-
standt zue underbauwen, stehen aber ahn, obs von den herren churfürst-
lichen zu geschehen. Ein bestendiges (remedium) expediens wehre hierinnen
woll zu wünschen, dan es endtlich, man flicke den mantell so langh alß
man wolle, den stich doch nicht mehr langh haltten würde. Wie sich dan
freylich solche occasiones, wie obengemelt, in kurtzen praesentiren werden,
darauß man ohne ungelegenheit nicht würde kommen, oder ein mittell
ergreiffen konnen. Als die Bayern den Erzbischof von Cambrai
erwähnen, erinnert W daran, daß Cambrai Reichsstand und Mitglied des
westfälischen Kreises sei, zu dem es sich bisher immer gehalten habe mit der
Entschuldigung, daß es durch gewaltsame Vorenthaltung der weltlichen
Jurisdiktion durch Spanien behindert sei. Da der neue, von Spanien er-
nannte , vom Kapitel zur Wahrung seiner Rechte aber auch erwählte Erz-
bischof von den anderen spanischen Gesandten nicht als Reichsstand
behandelt zu werden fürchtet, will er nur als Bischof von Herzogenbusch
auftreten, was die Teutschen fursten und patrioten nit unbillich zu
beobachten, und ihnen gleichfalß allhie anderst nicht alß fur einen
bischoven zue Hertzogenbusch zue tractiren und zu benennen [...].
Cuylla bei W. Wittgenstein wünscht Auskunft: 1. Wird W wie beim baye-
rischen Einzug selbst entgegenkommen? 2. Reihenfolge in Hinblick auf
Venedig. 3.–5. Notifikation, Beschickung und Sprache. W: 1. Nur falls
Wittgenstein in Ws Kutsche zu steigen bereit ist. Cuylla: Man hatte in
Osnabrück nicht mit der Herauskunft von Cratz gerechnet und deshalb
keine Anstalten getroffen, den an Podagra leidenden Dr. Fritze in die
Mainzer Kutsche bringen zu können. W: 2. Die Brandenburger Haupt-
kutsche soll einen getrennten Weg fahren, die übrigen mögen denen der an-
deren Gesandten folgen. Da W nicht für drei Brandenburger Platz haben
wird, mögen die Sekundargesandten von ihren kölnischen und bayerischen
Kollegen getrennt eingeholt werden. Cuylla: Können, da die Gesandten
gern beisammen bleiben wollen, die Sekundargesandten unmittelbar auf W
folgen? W fürchtet, daß entsprechende Verhandlungen zeitraubend
sein und Ksl. und Kronen wahrscheinlich doch nicht darauf eingehen
würden. 3. Formaliter wurde wegen des spanisch-französischen Präzedenz-
streites die Ankunft bisher nicht angekündigt [...], 4. nach dem Einzug
aber an alle Gesandtschaften, und zwar an Spanier und Franzosen gleich
zeitig geschickt. 5. Angesprochen wurden die Ksl. in Deutsch, die Franzosen
in ihrer Sprache, Brun lateinisch, Saavedra, Contarini und Chigi italienisch
[...]. Nachdem er sich über die Vorfälle beim Mainzer Einzug hat berich-
ten lassen, erwähnt W die Mißverständnisse zwischen Mainz und Branden-
verhütten, und sich in so ansehnlichem collegio bey dieser occasion in
anweßen der frembden nationen uneinig nicht bezeigen. Auf welches
der vom adell geandtworttet, er wuste davon nichts anderst, alß daß die
Churmaintzische den Brandenburgischen die erste visitam difficultirten,
weiln sie Brandenburgische von den Schweden erst visitirt worden, welches
sie nit hindern konnen, da die Schweden sonst willens gewest, den Chur-
mainzischen alß primis in ordine, auch erst kommenen die visita erst zu
geben, wo nit obgemelte differentien eingefallen. Und weilen sich etwa die-
selbe sobald nicht möchten accomodiren laßen, so wurde den herren chur-
fursten wol gar ein praeiudicium endstehen konnen, wan von ihnen Bran-
denburgischen die anerpottene visiten nit angenommen worden, gestalt sie
sich bey den herren Churmainzischen deßhalb genugsamb endschuldiget.
I. H. G. sagten, daß sie mit einem der herren Churmainzischen heut
gered. Sie befunden die sachen also, daß ihro nicht zweifflete, es wurden
sich die mißverstendnus in ein par tagen leicht hinlegen laßen. Maßen
gegen die anerpottene reversaln sie den herren Churbrandenburgischen die
visita geben, und von denselben hienwiederumb zu empfangen nit under-
laßen wurden, und zwarn vorher, ehe der graff von Wittgenstein von
dannen weggeraist.
W bei Chigi. Dieser über die plötzliche Freilassung Kurtriers hochstens ver-
wundert; insonderheit, daß den Franzosen darin weitter condescendirt, alß
begert worden, gestalt sie mit solchem ihrem suchen auch so weit gewichen
und abgestanden, daß dieser punct biß zu anderer zeit undt tractaten auß-
gestelt. Die nachricht von solcher relaxation hab er vom herrn nuncio
Viennensi bekommen, darauff es den Franzosen mit dem andeutten notifi-
cirt, daß sonder zweiffel zu deßen befurderung die Pabstliche interposition
nit wenig würde gethan haben. Auff welches der Servient geandworttet, sie
wustens wol und konten leicht erachten, daß des Torstensohns interposition
solches causirt habe. Diesem nach vermeldete er, daß ihm nunmehr gestern
responsum cathegoricum ratione armistitii von Pariß zukommen. Von dar
der daselbstiger nuncius schriebe, alß er deßhalber beym cardinal Mazza-
rini abermalß bona occasione meldung gethan, sey derselb gegen ihne mit
klaren wortten heraußgefahren, daß dieses allein inganni vom gegentheyl,
zu seinem vortheyl, sich dardurch wieder in andere postur zu pringen, und
den frieden zue verschieben. Es konte nit sein, man muste frieden machen,
alßdan hab man cessationem armorum fur sich selbst. Und wurde ihres
theylß dazu ante pacem constitutam nit verstanden werden. Welches er, der
hiesige her nuncius, allezeit befahret; maßen offters gegen die herren
Kayserlichen sowol, alß I. H. G. und herren Churbayerische gedacht hette,
daß er, soviel die Franzosen betrifft, keine hoffnung darzu machen kondte.
3. Dem Pariser Nuntius wurde auf Warnungen vor den Fortschritten der
Schweden geantwortet, es seye darahn niemandts schuldig, alß die Kayser-
liche und Spanische, welche den frieden nicht wolten noch begerten, son-
dern denselben continuirlich auffzügen. Peñaranda ist in Brüssel einge-
troffen . Er wird nach Beratung mit Castel Rodrigo in 4–5 Wochen mit
dem Bischof von Herzogenbusch kommen. Longuevilles Reise gilt jetzt als
gewiß. Castel Rodrigo hat ein Treffen mit Longueville abgelehnt, da er sich
nicht in die Friedensverhandlungen mischen wolle. Bericht Ws über die
Frage des brandenburgischen Einzuges. Worauff der herr nuncius gepet-
ten, daß mans auf die bey einzug der herren Churbayerischen gebrauchte
manier wiederumb machen möchte, weilen damaln alles wol und mit yedes
satisfaction und contento hergangen. Welches I. H. G. zu befurdern ihme
angelobet. Und alß er occasione dieses gefragt, ob noch keine resolution
auff dasjenig, was mit I. H. G. diesertwegen er vor diesem discurrirt,
erfolgt seye; andwortteten sie, daß zwarn davon sowol ahn Churcollen alß
Churbayern fideliter berichtet, der erklehrung aber annoch in verwarth
stunden. Darauff er, daß man ein expediens nothwendig vor ankunfft
der Spanischen, wie auch des Longueville, finden müste; er wuste den sachen
anderst keinen rhat. W: In Gehrde behauptet sich trotz der günstigen
Erklärung Oxenstiernas weiter der Prädikant. Chigi sagt zu, deshalb weiter
in die Franzosen zu dringen [...].
Mitteilung Nassaus: Mit Schreiben IV 18 hat der Kaiser den Ausgleich mit
Trier mitgeteilt
Kaiser an ksl. Gesandte Münster 1645 IV 18 (Druck: APW [II A 2 S. 261ff] ).
. – Nachricht davon an die Bayern.
beantwortet W gestern schriftlich eingereichte Fragen zum Zeremoniell:
1. Die von Brandenburg angebotenen Reversalen wegen der schwedischen
Visite reichen aus. 2. Die Besuche zwischen Mainzern und Brandenburgern
sind danach nicht zu verschieben; Wittgenstein und Löben sind beide
Hauptgesandte. 3. Bei den Schweden ist mit mangelnder Information zu
entschuldigen, daß die Begrüßung beim Einzug sitzend entgegengenommen
wurde [...]. 4. Salvius ist Prinzipalgesandter wie Volmar und Brun, wird in
Münster auch so behandelt. 5. Die Besuche reichsständischer Gesandter
können vor der Visite der Schweden angenommen werden; W selbst hat die
Bayern mit der Begründung, daß sie de eodem corpore weren, zuerst
empfangen, was allgemein gebilligt wurde. Ratschläge zur Behandlung der
verschiedenen Gruppen reichsständischer Gesandter. 6. Hessen-Kassel ist
trotz noch nicht erfolgter Aussöhnung mit dem Kaiser wie andere Reichs-
fürsten zu behandeln. 7. Unerachtet des Besuchsstreites Schweden/Mainz/
Brandenburg ist mit den Verhandlungen fortzufahren. 8. Die Vollmachten
sind zu Beginn der Zusammenkunft den Ksl. und dem Mainzer Direkto-
rium einzuliefern. Da beim Abschluß die Kronen sie werden sehen wollen,
soll man sich auf eine bestimmte Form einigen; so ist die Kölner auf
Befinden der Ksl. schon verändert worden. 9. Bericht, wie W und die
Bayern es halten. 10. Die Residenten der Kronen werden von W etwas
geringer als die fürstlichen Gesandten behandelt. 11. Bei den Kurfürst-
lichen werden den Hauptgesandten Sessel, den Sekundargesandten Stühle
gegeben. 12. Da Ksl. und Kronen die Gelehrten unter den Kurfürstlichen
nicht als Prinzipalgesandte behandeln wollen, dürfte der Versuch, es anders
zu halten, auf Schwierigkeiten stoßen. 13. Behandlung von Adligen und
Sekretären, wenn sie von einer Gesandtschaft zur anderen geschickt
werden.
Bayern bei W. Auf Befehl des Kurfürsten sollen sie mit W besprechen:
1. Da im Gegensatz zu Frankreich die Schweden zur Herausgabe der Pro-
position bereit scheinen, sind die Verhandlungen mit ihnen auf jede Weise
zu fördern. 2. Da am ksl. und spanischen Hof die militärische Lage zu
günstig beurteilt wird, muß man die wahre Lage den Ksl. und Mediatoren
darstellen, damit nicht wegen unbegründeter Hoffnungen die Friedensbe-
mühungen vernachlässigt werden. 3.– 4. Wegen Longuevilles Prätentionen
soll man den Kaiser bitten, Nassau eine Person fürstlichen Ranges beizu-
geben , und die Herkunft des Herzogs von Medina befördern. Chigi glaubt
jedoch, daß anstatt Longuevilles jetzt Belliure
Verbreitung der hessischen Gespräche mit den münsterischen Räten ist das
Mißtrauen zwischen Frankreich und Hessen zu vertiefen. 6. Welches
Zeremoniell wird zwischen Oxenstierna und den Gesandten von Venedig
und Savoyen beobachtet? W: 1. Daß noch zur zeit umbsonst sein
wurde, bey den mediatoribus ratione Suecicae propositionis viel zu movi-
ren, weilen sie auff des Servients wiederzuruckkunfft von Oßnabruck und
was allda verhandlet, sich remittiren und vermainen werden, daß alßdan
gestalten sachen nach dieses puncti halber weitter zu resolviren. Ad 2. Seye
von Churbayern eben dergleichen I. H. G. auf ihren beschehen bericht, daß
Ihre Majestät in kurzem eine 12000 mann zu fuß wiederumb beysamen
haben wollen (maßen sie dero hiesige Kayserliche gesandten vertröstet),
gnädigst zuegeschrieben, und wie ubel e contrario die sachen in den erb-
landen bewandt. Gestalt I. H. G. darauf hienwieder geandtworttet, wie sie
selbsten auch diesem außgeben keinen glauben beymessen konnen; zumalen
die advisen allerorthen her anderst gelauttet, und daß solch Ihrer Majestät
zuschreiben nur zu etwas animirung angesehen gewesen seien mueste. Und
were wol hochstens zu bethawren, daß bey solcher schlechten bestellung
man sich in den consiliis ahm Kayserlichen hoff, wie sie vernehmen, so gar
nit finden konne. Es mochten die Kayserlichen und Spanische außgeben,
was sie wollen, so stehe doch dahin, was man disfalß glauben wolle. Und
werde zu bedencken sein, ob hiervon den Kayserlichen zu vermelden, und
gleichsamb die nitcontinuation solch gegebener nachricht ihnen vorzu-
rupffen, weiln es ohne offension nit zu geschehen. Vermainten aber wol nit
undienlich zu sein, in discursu datis occasionibus davon zu vermelden, und
daß sich das contrarium befinden thette zu remonstriren; gestalt von I. H.
G. beym graffen von Naßaw schon mehrmaln geschehen, damit die Kay-
serlichen, daß man dißseits andere nachricht habe, das periculum desto meh-
rers apprehendiren möchten. Das dritte belangendt hetten sie niemaln gehort,
daß der duca Longueville eine furstliche person ex parte Caesaris zu
bevollmachtigen begert oder urgirt, sondern daß er sich mit der deputation
des graffen von Naßaw, alß einem von so uraltem grafflichen hauß,
warauß auch Kayser endsprossen, biß dato contentirt, weiln auch ohne daß
zwischen dem Kayser und Franckreich keine competenz ist. Mit Spanien
aber, wie man wisse, hab es eine andere mainung, daß propter notorias
aemulationes, simultates et differentias zwischen diesen beyden cronen der
Longeville einen gleichen titulatum oder gran de Spania begert. Und haben
sie bey ihrer ankunfft von den Franzosen durch ihre leuth noch gestern
vernommen, daß er, wan der Pigneranda (so alberait den 24. Aprilis zu
Brüssel angelangt) alhier, sich gleichfalß werde aufmachen; und welcher-
gestalt er vorhabens, sein in underschiedlicher geistlichen canonicalhauser
aufm thumbhoff außgesehenes quartier zu seiner commoditet zu aptiren,
und eine 100 000 thaler deßhalber nit anzusehen. Immaßen er beraitz zu
solchem endt alhier nach einem und dem andern zu trachten in befelch
geben. Es hetten I. H. G. von dem Belliure niemaln das geringste gehort,
auch eben wenig, daß der Longeville gänzlich außpleiben solt. Im übrigen
habe der Kaiser zunächst Bischof Franz von Würzburg und Bamberg zum
Hauptgesandten bestimmt, dessen Nachfolger die Übernahme der Mission
abgelehnt hätten
andere alß Ihrer Majestät actu verpflichtete diener die secreta totius domus
Austriacae, welche sowol in Teutschland alß Spanien bey diesen tractaten
fundamentaliter beruhrt werden mußen, in handen kommen zu laßen. Vor
einem Jahr habe es deshalb geheißen, daß vielleicht noch der Reichsvize-
kanzler Kurz geschickt werde, seither verlaute von weiteren Gesandten
nichts mehr. Da Longueville deshalb offenbar keine Schwierigkeiten macht,
rät W wegen der in Wien und bei Nassau / Volmar zu erwartenden Unge-
legenheiten von Schritten der Kurfürstlichen ab. 4. Chigi werde ohne
Weisungen aus Rom kaum den Titel Altezza geben, dort werde man mit
Rücksicht auf die italienischen und französischen Fürsten Bedenken ha-
ben , auch die Reichsfürsten würden kaum zustimmen. Ad 5. Were zu
wunschen, daß die diffidenz zwischen den Franzosen und Hessen konte
befurdert werden. Es kondtens aber I. H. G. de tempore annoch nit halten,
weilen dadurch sowol die landgraffin gegen diese landen mehrers ver-
bittert, alß auch die ministri, daß ihre mit den Munsterischen räthen
gefuhrte discursus dergestalt palesirt, wurden alterirt werden; zumal ohn
allen zweiffel die Franzosen, wie sie hitzig sein, ihr alßpalden alles
verweisen und sehen, wie sie dieselbe wieder appessiren mochten. Hielten
zuträglicher bey der landgraffin erstlich die diffidenz mehrer zu fomen-
tiren, damit wan es beßer wurzel gesezt, alßdan mit beßerm nuz und nach-
truck weitter fortgesezt werden kondte. Ad 6. Sey I. H. G. unwissendt, ob
der Savoyisch den Oxenstern visitirt. Ahm Venediger aber seye nit zu
zweiflen, daß er ihm et vice versa das praedicatum Excellentz und die
visita hinc inde, auch der Oxenstern dem Venetianer in seinem hauß sie
oberhand werde gegeben haben. Diese Motive wollen die Bayern dem
Kurfürsten berichten. W: Die plötzliche Freilassung des Kurfürsten
von Trier sey zwar ein ding, den Franzosen alle umbrage zu benehmen,
falle aber hingegen billich beschwerlich, daß davon weder die hiesige
Kayserliche noch churfürstliche plenipotentiarii, noch auch und zuvorderist
die herren churfursten selbst nichts vorhero adventirt. Umb desto mehrer
zu besorgen, daß aller undanck auf die herren churfursten (maßen der Ser-
vient in iungst I. H. G. gegebenen visita deutlich zu verstehen geben)
geschoben werde; und also nothwendig bey Ihren Churfürstlichen Durch-
lauchten zu Collen und Bayern, wie mans mit den Churtryerischen
deputirten solchenfalß zu halten, angefragt werden muste. Und wolle so-
gar verlauthen, daß er auch selbst in persona hieherkommen werde. 2. Da
Wittgenstein diese Woche seinen Einzug in Münster halten will und zur
Absprache des Zeremoniells Cuylla an W geschickt hat, muß man Streitig-
keiten mit Venedig zu vermeiden suchen, weshalb am besten alles wie beim
bayerischen Einzug gehalten wird. Da aber in Osnabrück Cratz in die
brandenburgische Kutsche gestiegen ist und Wittgenstein das gleiche von W
und den Bayern fordern könnte, will W in diesem Fall nicht persönlich ent-
gegenfahren . [...] Mitt den Churbrandenburgischen drauweten sie zwar,
daß man noch insoweith ohne ungelegenheit auß den sachen kommen
werde. Wie es aber zu haltten, wan hernegst jemandts von den Hispani-
schen alß Pigneranda, bischoff zue Hertzogenbusch , oder der Longeville
anlangen werde, stehen I. H. G. sehr ahn, und erwahrtten mitt verlangen,
waß derentwegen fur eine resolution von Churcollen und Bayern einlangen
werde. Wan auch der d’Avaux in kürtzen wieder zuruhk in Franckreich
verreißen, und, wie die Franzosen seltsamb die heraußbeglaitung, wie
herein praetendiren sollte [!], wüsten sie zum besten nicht, wie den sachen zu
thuen. Vermeinten zwarn, er werde es mitt raison nicht begehren konnen,
weylen seine commission in effectu expirirt, stehe auch nicht zu vermuhten,
daß solchenfalß der Servient ihme daß geläidt hinauß, sonderlich ohne
beiderseits große mortification geben werde, hettens aber iedoch auß vor-
sorgh erweihnen und mitt ihnen herren Churbayerischen communiciren
wollen. Die Bayern antworten, die Freilassung Kurtriers sei ihnen
gleichfalß und zwarn so viell beschwerlicher vorkommen, daß dadurch
nunmehr den Franzosen in allen puncten, waß sie begehrt, satisfaction ge-
geben, hingegen aber ex parte Caesaris keine mittell in handen behaltten,
die bey den tractaten zuestatten kommen mögtten. Man seye der meinung
allezeitt gewest, mit restitution Churtryer deß hertzogen von Lottringen
pari passu zu befördern und gleichzumachen. Nun aber sehen sie nicht,
waß dagegen zu thuen und seyn die sachen nunmehr auch hiedurch bey den
tractaten desto schwere gemacht. Eben diß, sagtten I. H. G., sey ihr
auch zue gemüth gangen. Woltten allein von demjenigen rehdden, so
seyther deß praeliminarschluß vorgangen, und wie man den gegentheilen in
allen sachen gewichen, hingegen aber von ihnen nichts begehrt noch erhalt-
ten. Translation des Deputationstages und Inaussichtnahme eines Reichs-
tages . Aufhebung des effectus suspensivus der Amnestie, während von der
Gegenseite die Güter der Anhänger des Kaisers verschenkt und verkauft
würden, wie W im Stift Osnabrück selbst erfahre. Welches alles dahero
kommen thuet, daß sowoll beim Prager schluß, alß Lübecker frieden
den praeliminar vergleich von den Kayserlichen im reich nicht geseßenen
ministris der catholischen trew fürsten und stende nottörfft nicht beobach-
tet; dannenhero durch dergleichen die tractatus den reichsgetrewen chur-
fürsten und stenden desto beschwerlicher gemacht wirdt. Die Bayern
stimmen zu, daß beim Einzug der Brandenburger wie bei dem ihrigen verfah-
ren werde. Die andere casus und occasiones, welche nicht außbleiben würden,
seyen woll zu bedencken; den negsten wegk hieltten sie zue sein, wan es bey
den Kayserlichen und den chronen Spanien und Franckreich dahin zu
bringen, daß der Venetianische alß mediator gerahd auff deß herrn nuncii
gutschen fahren möchte, wadürch vielen inconvenientien und ungelegen-
heiten vorkommen würde. I. H. G. vermeldeten, daß sie dieses albereit
etlich mahll auff die bahn geworffen, sey aber bey den Kayserlichen ganz
keine inclination dazue verspührt und sonderlich, daß mans anitzo ehist an-
fangen sollte, welches sie ohne befelch zu thuen nicht vermöchten. Zum
andern würde vonnöthen sein, dieses werck bey anderen chronen mitt be-
standt zue underbauwen, stehen aber ahn, obs von den herren churfürst-
lichen zu geschehen. Ein bestendiges (remedium) expediens wehre hierinnen
woll zu wünschen, dan es endtlich, man flicke den mantell so langh alß
man wolle, den stich doch nicht mehr langh haltten würde. Wie sich dan
freylich solche occasiones, wie obengemelt, in kurtzen praesentiren werden,
darauß man ohne ungelegenheit nicht würde kommen, oder ein mittell
ergreiffen konnen. Als die Bayern den Erzbischof von Cambrai
erwähnen, erinnert W daran, daß Cambrai Reichsstand und Mitglied des
westfälischen Kreises sei, zu dem es sich bisher immer gehalten habe mit der
Entschuldigung, daß es durch gewaltsame Vorenthaltung der weltlichen
Jurisdiktion durch Spanien behindert sei. Da der neue, von Spanien er-
nannte , vom Kapitel zur Wahrung seiner Rechte aber auch erwählte Erz-
bischof von den anderen spanischen Gesandten nicht als Reichsstand
behandelt zu werden fürchtet, will er nur als Bischof von Herzogenbusch
auftreten, was die Teutschen fursten und patrioten nit unbillich zu
beobachten, und ihnen gleichfalß allhie anderst nicht alß fur einen
bischoven zue Hertzogenbusch zue tractiren und zu benennen [...].
Cuylla bei W. Wittgenstein wünscht Auskunft: 1. Wird W wie beim baye-
rischen Einzug selbst entgegenkommen? 2. Reihenfolge in Hinblick auf
Venedig. 3.–5. Notifikation, Beschickung und Sprache. W: 1. Nur falls
Wittgenstein in Ws Kutsche zu steigen bereit ist. Cuylla: Man hatte in
Osnabrück nicht mit der Herauskunft von Cratz gerechnet und deshalb
keine Anstalten getroffen, den an Podagra leidenden Dr. Fritze in die
Mainzer Kutsche bringen zu können. W: 2. Die Brandenburger Haupt-
kutsche soll einen getrennten Weg fahren, die übrigen mögen denen der an-
deren Gesandten folgen. Da W nicht für drei Brandenburger Platz haben
wird, mögen die Sekundargesandten von ihren kölnischen und bayerischen
Kollegen getrennt eingeholt werden. Cuylla: Können, da die Gesandten
gern beisammen bleiben wollen, die Sekundargesandten unmittelbar auf W
folgen? W fürchtet, daß entsprechende Verhandlungen zeitraubend
sein und Ksl. und Kronen wahrscheinlich doch nicht darauf eingehen
würden. 3. Formaliter wurde wegen des spanisch-französischen Präzedenz-
streites die Ankunft bisher nicht angekündigt [...], 4. nach dem Einzug
aber an alle Gesandtschaften, und zwar an Spanier und Franzosen gleich
zeitig geschickt. 5. Angesprochen wurden die Ksl. in Deutsch, die Franzosen
in ihrer Sprache, Brun lateinisch, Saavedra, Contarini und Chigi italienisch
[...]. Nachdem er sich über die Vorfälle beim Mainzer Einzug hat berich-
ten lassen, erwähnt W die Mißverständnisse zwischen Mainz und Branden-
burg, wolle hochlich gepetten haben, daß doch solches allerseiz fleißig zuverhütten, und sich in so ansehnlichem collegio bey dieser occasion in
anweßen der frembden nationen uneinig nicht bezeigen. Auf welches
der vom adell geandtworttet, er wuste davon nichts anderst, alß daß die
Churmaintzische den Brandenburgischen die erste visitam difficultirten,
weiln sie Brandenburgische von den Schweden erst visitirt worden, welches
sie nit hindern konnen, da die Schweden sonst willens gewest, den Chur-
mainzischen alß primis in ordine, auch erst kommenen die visita erst zu
geben, wo nit obgemelte differentien eingefallen. Und weilen sich etwa die-
selbe sobald nicht möchten accomodiren laßen, so wurde den herren chur-
fursten wol gar ein praeiudicium endstehen konnen, wan von ihnen Bran-
denburgischen die anerpottene visiten nit angenommen worden, gestalt sie
sich bey den herren Churmainzischen deßhalb genugsamb endschuldiget.
I. H. G. sagten, daß sie mit einem der herren Churmainzischen heut
gered. Sie befunden die sachen also, daß ihro nicht zweifflete, es wurden
sich die mißverstendnus in ein par tagen leicht hinlegen laßen. Maßen
gegen die anerpottene reversaln sie den herren Churbrandenburgischen die
visita geben, und von denselben hienwiederumb zu empfangen nit under-
laßen wurden, und zwarn vorher, ehe der graff von Wittgenstein von
dannen weggeraist.
W bei Chigi. Dieser über die plötzliche Freilassung Kurtriers hochstens ver-
wundert; insonderheit, daß den Franzosen darin weitter condescendirt, alß
begert worden, gestalt sie mit solchem ihrem suchen auch so weit gewichen
und abgestanden, daß dieser punct biß zu anderer zeit undt tractaten auß-
gestelt. Die nachricht von solcher relaxation hab er vom herrn nuncio
Viennensi bekommen, darauff es den Franzosen mit dem andeutten notifi-
cirt, daß sonder zweiffel zu deßen befurderung die Pabstliche interposition
nit wenig würde gethan haben. Auff welches der Servient geandworttet, sie
wustens wol und konten leicht erachten, daß des Torstensohns interposition
solches causirt habe. Diesem nach vermeldete er, daß ihm nunmehr gestern
responsum cathegoricum ratione armistitii von Pariß zukommen. Von dar
der daselbstiger nuncius schriebe, alß er deßhalber beym cardinal Mazza-
rini abermalß bona occasione meldung gethan, sey derselb gegen ihne mit
klaren wortten heraußgefahren, daß dieses allein inganni vom gegentheyl,
zu seinem vortheyl, sich dardurch wieder in andere postur zu pringen, und
den frieden zue verschieben. Es konte nit sein, man muste frieden machen,
alßdan hab man cessationem armorum fur sich selbst. Und wurde ihres
theylß dazu ante pacem constitutam nit verstanden werden. Welches er, der
hiesige her nuncius, allezeit befahret; maßen offters gegen die herren
Kayserlichen sowol, alß I. H. G. und herren Churbayerische gedacht hette,
daß er, soviel die Franzosen betrifft, keine hoffnung darzu machen kondte.
3. Dem Pariser Nuntius wurde auf Warnungen vor den Fortschritten der
Schweden geantwortet, es seye darahn niemandts schuldig, alß die Kayser-
liche und Spanische, welche den frieden nicht wolten noch begerten, son-
dern denselben continuirlich auffzügen. Peñaranda ist in Brüssel einge-
troffen . Er wird nach Beratung mit Castel Rodrigo in 4–5 Wochen mit
dem Bischof von Herzogenbusch kommen. Longuevilles Reise gilt jetzt als
gewiß. Castel Rodrigo hat ein Treffen mit Longueville abgelehnt, da er sich
nicht in die Friedensverhandlungen mischen wolle. Bericht Ws über die
Frage des brandenburgischen Einzuges. Worauff der herr nuncius gepet-
ten, daß mans auf die bey einzug der herren Churbayerischen gebrauchte
manier wiederumb machen möchte, weilen damaln alles wol und mit yedes
satisfaction und contento hergangen. Welches I. H. G. zu befurdern ihme
angelobet. Und alß er occasione dieses gefragt, ob noch keine resolution
auff dasjenig, was mit I. H. G. diesertwegen er vor diesem discurrirt,
erfolgt seye; andwortteten sie, daß zwarn davon sowol ahn Churcollen alß
Churbayern fideliter berichtet, der erklehrung aber annoch in verwarth
stunden. Darauff er, daß man ein expediens nothwendig vor ankunfft
der Spanischen, wie auch des Longueville, finden müste; er wuste den sachen
anderst keinen rhat. W: In Gehrde behauptet sich trotz der günstigen
Erklärung Oxenstiernas weiter der Prädikant. Chigi sagt zu, deshalb weiter
in die Franzosen zu dringen [...].
Mitteilung Nassaus: Mit Schreiben IV 18 hat der Kaiser den Ausgleich mit
Trier mitgeteilt
Kaiser an ksl. Gesandte Münster 1645 IV 18 (Druck: APW [II A 2 S. 261ff] ).