Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
Mittwoch Brömser bei W. Im Beisein von Reck / Landsberg
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beantwortet W gestern schriftlich eingereichte Fragen zum Zeremoniell:
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1. Die von Brandenburg angebotenen Reversalen wegen der schwedischen
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Visite reichen aus. 2. Die Besuche zwischen Mainzern und Brandenburgern
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sind danach nicht zu verschieben; Wittgenstein und Löben sind beide
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Hauptgesandte. 3. Bei den Schweden ist mit mangelnder Information zu
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entschuldigen, daß die Begrüßung beim Einzug sitzend entgegengenommen

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1
wurde [...]. 4. Salvius ist Prinzipalgesandter wie Volmar und Brun, wird in
2
Münster auch so behandelt. 5. Die Besuche reichsständischer Gesandter
3
können vor der Visite der Schweden angenommen werden; W selbst hat die
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Bayern mit der Begründung, daß sie de eodem corpore weren, zuerst
5
empfangen, was allgemein gebilligt wurde. Ratschläge zur Behandlung der
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verschiedenen Gruppen reichsständischer Gesandter. 6. Hessen-Kassel ist
7
trotz noch nicht erfolgter Aussöhnung mit dem Kaiser wie andere Reichs-
8
fürsten zu behandeln. 7. Unerachtet des Besuchsstreites Schweden/Mainz/
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Brandenburg ist mit den Verhandlungen fortzufahren. 8. Die Vollmachten
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sind zu Beginn der Zusammenkunft den Ksl. und dem Mainzer Direkto-
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rium einzuliefern. Da beim Abschluß die Kronen sie werden sehen wollen,
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soll man sich auf eine bestimmte Form einigen; so ist die Kölner auf
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Befinden der Ksl. schon verändert worden. 9. Bericht, wie W und die
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Bayern es halten. 10. Die Residenten der Kronen werden von W etwas
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geringer als die fürstlichen Gesandten behandelt. 11. Bei den Kurfürst-
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lichen werden den Hauptgesandten Sessel, den Sekundargesandten Stühle
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gegeben. 12. Da Ksl. und Kronen die Gelehrten unter den Kurfürstlichen
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nicht als Prinzipalgesandte behandeln wollen, dürfte der Versuch, es anders
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zu halten, auf Schwierigkeiten stoßen. 13. Behandlung von Adligen und
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Sekretären, wenn sie von einer Gesandtschaft zur anderen geschickt
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werden.

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Bayern bei W. Auf Befehl des Kurfürsten sollen sie mit W besprechen:
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1. Da im Gegensatz zu Frankreich die Schweden zur Herausgabe der Pro-
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position
bereit scheinen, sind die Verhandlungen mit ihnen auf jede Weise
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zu fördern. 2. Da am ksl. und spanischen Hof die militärische Lage zu
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günstig beurteilt wird, muß man die wahre Lage den Ksl. und Mediatoren
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darstellen, damit nicht wegen unbegründeter Hoffnungen die Friedensbe-
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mühungen
vernachlässigt werden. 3.4. Wegen Longuevilles Prätentionen
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soll man den Kaiser bitten, Nassau eine Person fürstlichen Ranges beizu-
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geben
, und die Herkunft des Herzogs von Medina befördern. Chigi glaubt
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jedoch, daß anstatt Longuevilles jetzt Belliure

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Gemeint wohl Nicolas de Bellièvre (1583–1650), seigneur de Grignon, mehrfach als
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Gesandter in England.
geschickt werde. 5. Durch
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Verbreitung der hessischen Gespräche mit den münsterischen Räten ist das
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Mißtrauen zwischen Frankreich und Hessen zu vertiefen. 6. Welches
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Zeremoniell wird zwischen Oxenstierna und den Gesandten von Venedig
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und Savoyen beobachtet? W: 1. Daß noch zur zeit umbsonst sein
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wurde, bey den mediatoribus ratione Suecicae propositionis viel zu movi-
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ren, weilen sie auff des Servients wiederzuruckkunfft von Oßnabruck

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Servien war in Osnabrück 1645 IV 30–V 6.
und
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was allda verhandlet, sich remittiren und vermainen werden, daß alßdan
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gestalten sachen nach dieses puncti halber weitter zu resolviren. Ad 2. Seye
40
von Churbayern eben dergleichen I. H. G. auf ihren beschehen bericht, daß

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1
Ihre Majestät in kurzem eine 12000 mann zu fuß wiederumb beysamen
2
haben wollen (maßen sie dero hiesige Kayserliche gesandten vertröstet),
3
gnädigst zuegeschrieben, und wie ubel e contrario die sachen in den erb-
4
landen bewandt. Gestalt I. H. G. darauf hienwieder geandtworttet, wie sie
5
selbsten auch diesem außgeben keinen glauben beymessen konnen; zumalen
6
die advisen allerorthen her anderst gelauttet, und daß solch Ihrer Majestät
7
zuschreiben nur zu etwas animirung angesehen gewesen seien mueste. Und
8
were wol hochstens zu bethawren, daß bey solcher schlechten bestellung
9
man sich in den consiliis ahm Kayserlichen hoff, wie sie vernehmen, so gar
10
nit finden konne. Es mochten die Kayserlichen und Spanische außgeben,
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was sie wollen, so stehe doch dahin, was man disfalß glauben wolle. Und
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werde zu bedencken sein, ob hiervon den Kayserlichen zu vermelden, und
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gleichsamb die nitcontinuation solch gegebener nachricht ihnen vorzu-
14
rupffen, weiln es ohne offension nit zu geschehen. Vermainten aber wol nit
15
undienlich zu sein, in discursu datis occasionibus davon zu vermelden, und
16
daß sich das contrarium befinden thette zu remonstriren; gestalt von I. H.
17
G. beym graffen von Naßaw schon mehrmaln geschehen, damit die Kay-
18
serlichen, daß man dißseits andere nachricht habe, das periculum desto meh-
19
rers apprehendiren möchten. Das dritte belangendt hetten sie niemaln gehort,
20
daß der duca Longueville eine furstliche person ex parte Caesaris zu
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bevollmachtigen begert oder urgirt, sondern daß er sich mit der deputation
22
des graffen von Naßaw, alß einem von so uraltem grafflichen hauß,
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warauß auch Kayser endsprossen, biß dato contentirt, weiln auch ohne daß
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zwischen dem Kayser und Franckreich keine competenz ist. Mit Spanien
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aber, wie man wisse, hab es eine andere mainung, daß propter notorias
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aemulationes, simultates et differentias zwischen diesen beyden cronen der
27
Longeville einen gleichen titulatum oder gran de Spania begert. Und haben
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sie bey ihrer ankunfft von den Franzosen durch ihre leuth noch gestern
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vernommen, daß er, wan der Pigneranda (so alberait den 24. Aprilis zu
30
Brüssel angelangt) alhier, sich gleichfalß werde aufmachen; und welcher-
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gestalt er vorhabens, sein in underschiedlicher geistlichen canonicalhauser
32
aufm thumbhoff außgesehenes quartier zu seiner commoditet zu aptiren,
33
und eine 100 000 thaler deßhalber nit anzusehen. Immaßen er beraitz zu
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solchem endt alhier nach einem und dem andern zu trachten in befelch
35
geben. Es hetten I. H. G. von dem Belliure niemaln das geringste gehort,
36
auch eben wenig, daß der Longeville gänzlich außpleiben solt. Im übrigen
37
habe der Kaiser zunächst Bischof Franz von Würzburg und Bamberg zum
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Hauptgesandten bestimmt, dessen Nachfolger die Übernahme der Mission
39
abgelehnt hätten

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Franz von Hatzfeld (vgl. oben S. 106); seine Nachfolger waren: Johann Philipp von
42
Schönborn (1605–1673), Bf. von Würzburg 1642, Kf. von Mainz 1647, Bf. von Worms
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1663; Melchior Otto Voit von Salzburg (um 1601–1653), Bf. von Bamberg 1642.
. Inzwischen sollen in Wien Bedenken entstanden sein,
40
andere alß Ihrer Majestät actu verpflichtete diener die secreta totius domus

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1
Austriacae, welche sowol in Teutschland alß Spanien bey diesen tractaten
2
fundamentaliter beruhrt werden mußen, in handen kommen zu laßen. Vor
3
einem Jahr habe es deshalb geheißen, daß vielleicht noch der Reichsvize-
4
kanzler
Kurz geschickt werde, seither verlaute von weiteren Gesandten
5
nichts mehr. Da Longueville deshalb offenbar keine Schwierigkeiten macht,
6
rät W wegen der in Wien und bei Nassau / Volmar zu erwartenden Unge-
7
legenheiten
von Schritten der Kurfürstlichen ab. 4. Chigi werde ohne
8
Weisungen aus Rom kaum den Titel Altezza geben, dort werde man mit
9
Rücksicht auf die italienischen und französischen Fürsten Bedenken ha-
10
ben
, auch die Reichsfürsten würden kaum zustimmen. Ad 5. Were zu
11
wunschen, daß die diffidenz zwischen den Franzosen und Hessen konte
12
befurdert werden. Es kondtens aber I. H. G. de tempore annoch nit halten,
13
weilen dadurch sowol die landgraffin gegen diese landen mehrers ver-
14
bittert, alß auch die ministri, daß ihre mit den Munsterischen räthen
15
gefuhrte discursus dergestalt palesirt, wurden alterirt werden; zumal ohn
16
allen zweiffel die Franzosen, wie sie hitzig sein, ihr alßpalden alles
17
verweisen und sehen, wie sie dieselbe wieder appessiren mochten. Hielten
18
zuträglicher bey der landgraffin erstlich die diffidenz mehrer zu fomen-
19
tiren, damit wan es beßer wurzel gesezt, alßdan mit beßerm nuz und nach-
20
truck weitter fortgesezt werden kondte. Ad 6. Sey I. H. G. unwissendt, ob
21
der Savoyisch den Oxenstern visitirt. Ahm Venediger aber seye nit zu
22
zweiflen, daß er ihm et vice versa das praedicatum Excellentz und die
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visita hinc inde, auch der Oxenstern dem Venetianer in seinem hauß sie
24
oberhand werde gegeben haben. Diese Motive wollen die Bayern dem
25
Kurfürsten berichten. W: Die plötzliche Freilassung des Kurfürsten
26
von Trier

43
Vgl. unten S. 167.
sey zwar ein ding, den Franzosen alle umbrage zu benehmen,
27
falle aber hingegen billich beschwerlich, daß davon weder die hiesige
28
Kayserliche noch churfürstliche plenipotentiarii, noch auch und zuvorderist
29
die herren churfursten selbst nichts vorhero adventirt. Umb desto mehrer
30
zu besorgen, daß aller undanck auf die herren churfursten (maßen der Ser-
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vient in iungst I. H. G. gegebenen visita deutlich zu verstehen geben)
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geschoben werde; und also nothwendig bey Ihren Churfürstlichen Durch-
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lauchten zu Collen und Bayern, wie mans mit den Churtryerischen
34
deputirten solchenfalß zu halten, angefragt werden muste. Und wolle so-
35
gar verlauthen, daß er auch selbst in persona hieherkommen werde. 2. Da
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Wittgenstein diese Woche seinen Einzug in Münster halten will und zur
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Absprache des Zeremoniells Cuylla an W geschickt hat, muß man Streitig-
38
keiten
mit Venedig zu vermeiden suchen, weshalb am besten alles wie beim
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bayerischen Einzug gehalten wird. Da aber in Osnabrück Cratz in die
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brandenburgische Kutsche gestiegen ist und Wittgenstein das gleiche von W
41
und den Bayern fordern könnte, will W in diesem Fall nicht persönlich ent-
42
gegenfahren
. [...] Mitt den Churbrandenburgischen drauweten sie zwar,

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1
daß man noch insoweith ohne ungelegenheit auß den sachen kommen
2
werde. Wie es aber zu haltten, wan hernegst jemandts von den Hispani-
3
schen alß Pigneranda, bischoff zue Hertzogenbusch

42
Joseph de Bergaigne.
, oder der Longeville
4
anlangen werde, stehen I. H. G. sehr ahn, und erwahrtten mitt verlangen,
5
waß derentwegen fur eine resolution von Churcollen und Bayern einlangen
6
werde. Wan auch der d’Avaux in kürtzen wieder zuruhk in Franckreich
7
verreißen, und, wie die Franzosen seltsamb die heraußbeglaitung, wie
8
herein praetendiren sollte [!], wüsten sie zum besten nicht, wie den sachen zu
9
thuen. Vermeinten zwarn, er werde es mitt raison nicht begehren konnen,
10
weylen seine commission in effectu expirirt, stehe auch nicht zu vermuhten,
11
daß solchenfalß der Servient ihme daß geläidt hinauß, sonderlich ohne
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beiderseits große mortification geben werde, hettens aber iedoch auß vor-
13
sorgh erweihnen und mitt ihnen herren Churbayerischen communiciren
14
wollen. Die Bayern antworten, die Freilassung Kurtriers sei ihnen
15
gleichfalß und zwarn so viell beschwerlicher vorkommen, daß dadurch
16
nunmehr den Franzosen in allen puncten, waß sie begehrt, satisfaction ge-
17
geben, hingegen aber ex parte Caesaris keine mittell in handen behaltten,
18
die bey den tractaten zuestatten kommen mögtten. Man seye der meinung
19
allezeitt gewest, mit restitution Churtryer deß hertzogen von Lottringen
20
pari passu zu befördern und gleichzumachen. Nun aber sehen sie nicht,
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waß dagegen zu thuen und seyn die sachen nunmehr auch hiedurch bey den
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tractaten desto schwere gemacht. Eben diß, sagtten I. H. G., sey ihr
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auch zue gemüth gangen. Woltten allein von demjenigen rehdden, so
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seyther deß praeliminarschluß vorgangen, und wie man den gegentheilen in
25
allen sachen gewichen, hingegen aber von ihnen nichts begehrt noch erhalt-
26
ten. Translation des Deputationstages und Inaussichtnahme eines Reichs-
27
tages
. Aufhebung des effectus suspensivus der Amnestie, während von der
28
Gegenseite die Güter der Anhänger des Kaisers verschenkt und verkauft
29
würden, wie W im Stift Osnabrück selbst erfahre. Welches alles dahero
30
kommen thuet, daß sowoll beim Prager schluß, alß Lübecker frieden

43
Der Frieden von Lübeck 1629 V 22 (Druck: J. Dumont V 2 S. 584ff) beendete den
44
Krieg zwischen dem Kaiser und Dänemark.
und
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den praeliminar vergleich von den Kayserlichen im reich nicht geseßenen
32
ministris der catholischen trew fürsten und stende nottörfft nicht beobach-
33
tet; dannenhero durch dergleichen die tractatus den reichsgetrewen chur-
34
fürsten und stenden desto beschwerlicher gemacht wirdt. Die Bayern
35
stimmen zu, daß beim Einzug der Brandenburger wie bei dem ihrigen verfah-
36
ren
werde. Die andere casus und occasiones, welche nicht außbleiben würden,
37
seyen woll zu bedencken; den negsten wegk hieltten sie zue sein, wan es bey
38
den Kayserlichen und den chronen Spanien und Franckreich dahin zu
39
bringen, daß der Venetianische alß mediator gerahd auff deß herrn nuncii
40
gutschen fahren möchte, wadürch vielen inconvenientien und ungelegen-
41
heiten vorkommen würde. I. H. G. vermeldeten, daß sie dieses albereit

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1
etlich mahll auff die bahn geworffen, sey aber bey den Kayserlichen ganz
2
keine inclination dazue verspührt und sonderlich, daß mans anitzo ehist an-
3
fangen sollte, welches sie ohne befelch zu thuen nicht vermöchten. Zum
4
andern würde vonnöthen sein, dieses werck bey anderen chronen mitt be-
5
standt zue underbauwen, stehen aber ahn, obs von den herren churfürst-
6
lichen zu geschehen. Ein bestendiges (remedium) expediens wehre hierinnen
7
woll zu wünschen, dan es endtlich, man flicke den mantell so langh alß
8
man wolle, den stich doch nicht mehr langh haltten würde. Wie sich dan
9
freylich solche occasiones, wie obengemelt, in kurtzen praesentiren werden,
10
darauß man ohne ungelegenheit nicht würde kommen, oder ein mittell
11
ergreiffen konnen. Als die Bayern den Erzbischof von Cambrai

34
Anlage 66–67: Kreditiv der Lgfin. von Hessen auf Krosigk/Vulteius 1645 II 20;
35
Kreditiv des fränkischen Kreises (ausgestellt von Bamberg / Brandenburg-Kulmbach)
36
auf Gobelius / Müller / Oelhafen 1645 II 22.

12
erwähnen, erinnert W daran, daß Cambrai Reichsstand und Mitglied des
13
westfälischen Kreises sei, zu dem es sich bisher immer gehalten habe mit der
14
Entschuldigung, daß es durch gewaltsame Vorenthaltung der weltlichen
15
Jurisdiktion durch Spanien behindert sei. Da der neue, von Spanien er-
16
nannte
, vom Kapitel zur Wahrung seiner Rechte aber auch erwählte Erz-
17
bischof
von den anderen spanischen Gesandten nicht als Reichsstand
18
behandelt zu werden fürchtet, will er nur als Bischof von Herzogenbusch
19
auftreten, was die Teutschen fursten und patrioten nit unbillich zu
20
beobachten, und ihnen gleichfalß allhie anderst nicht alß fur einen
21
bischoven zue Hertzogenbusch zue tractiren und zu benennen [...].

22
Cuylla bei W. Wittgenstein wünscht Auskunft: 1. Wird W wie beim baye-
23
rischen Einzug selbst entgegenkommen? 2. Reihenfolge in Hinblick auf
24
Venedig. 3.–5. Notifikation, Beschickung und Sprache. W: 1. Nur falls
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Wittgenstein in Ws Kutsche zu steigen bereit ist. Cuylla: Man hatte in
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Osnabrück nicht mit der Herauskunft von Cratz gerechnet und deshalb
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keine Anstalten getroffen, den an Podagra leidenden Dr. Fritze in die
28
Mainzer Kutsche bringen zu können. W: 2. Die Brandenburger Haupt-
29
kutsche soll einen getrennten Weg fahren, die übrigen mögen denen der an-
30
deren Gesandten folgen. Da W nicht für drei Brandenburger Platz haben
31
wird, mögen die Sekundargesandten von ihren kölnischen und bayerischen
32
Kollegen getrennt eingeholt werden. Cuylla: Können, da die Gesandten
33
gern beisammen bleiben wollen, die Sekundargesandten unmittelbar auf W
34
folgen? W fürchtet, daß entsprechende Verhandlungen zeitraubend
35
sein und Ksl. und Kronen wahrscheinlich doch nicht darauf eingehen
36

43
36 würden] am Rande: an Köln 1645 V 6
würden. 3. Formaliter wurde wegen des spanisch-französischen Präzedenz-
37
streites die Ankunft bisher nicht angekündigt [...], 4. nach dem Einzug
38
aber an alle Gesandtschaften, und zwar an Spanier und Franzosen gleich
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zeitig geschickt. 5. Angesprochen wurden die Ksl. in Deutsch, die Franzosen
40
in ihrer Sprache, Brun lateinisch, Saavedra, Contarini und Chigi italienisch
41
[...]. Nachdem er sich über die Vorfälle beim Mainzer Einzug hat berich-
42
ten lassen, erwähnt W die Mißverständnisse zwischen Mainz und Branden-

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1
burg , wolle hochlich gepetten haben, daß doch solches allerseiz fleißig zu
2
verhütten, und sich in so ansehnlichem collegio bey dieser occasion in
3
anweßen der frembden nationen uneinig nicht bezeigen. Auf welches
4
der vom adell geandtworttet, er wuste davon nichts anderst, alß daß die
5
Churmaintzische den Brandenburgischen die erste visitam difficultirten,
6
weiln sie Brandenburgische von den Schweden erst visitirt worden, welches
7
sie nit hindern konnen, da die Schweden sonst willens gewest, den Chur-
8
mainzischen alß primis in ordine, auch erst kommenen die visita erst zu
9
geben, wo nit obgemelte differentien eingefallen. Und weilen sich etwa die-
10
selbe sobald nicht möchten accomodiren laßen, so wurde den herren chur-
11
fursten wol gar ein praeiudicium endstehen konnen, wan von ihnen Bran-
12
denburgischen die anerpottene visiten nit angenommen worden, gestalt sie
13
sich bey den herren Churmainzischen deßhalb genugsamb endschuldiget.

14
I. H. G. sagten, daß sie mit einem der herren Churmainzischen heut
15
gered. Sie befunden die sachen also, daß ihro nicht zweifflete, es wurden
16
sich die mißverstendnus in ein par tagen leicht hinlegen laßen. Maßen
17
gegen die anerpottene reversaln sie den herren Churbrandenburgischen die
18
visita geben, und von denselben hienwiederumb zu empfangen nit under-
19
laßen wurden, und zwarn vorher, ehe der graff von Wittgenstein von
20
dannen weggeraist.

21
W bei Chigi. Dieser über die plötzliche Freilassung Kurtriers hochstens ver-
22
wundert; insonderheit, daß den Franzosen darin weitter condescendirt, alß
23
begert worden, gestalt sie mit solchem ihrem suchen auch so weit gewichen
24
und abgestanden, daß dieser punct biß zu anderer zeit undt tractaten auß-
25
gestelt. Die nachricht von solcher relaxation hab er vom herrn nuncio
26
Viennensi

42
Camillo Melzi.
bekommen, darauff es den Franzosen mit dem andeutten notifi-
27
cirt, daß sonder zweiffel zu deßen befurderung die Pabstliche interposition
28
nit wenig würde gethan haben. Auff welches der Servient geandworttet, sie
29
wustens wol und konten leicht erachten, daß des Torstensohns interposition
30
solches causirt habe. Diesem nach vermeldete er, daß ihm nunmehr gestern
31
responsum cathegoricum ratione armistitii von Pariß zukommen. Von dar
32
der daselbstiger nuncius

43
Niccolò Guidi di Bagno.
schriebe, alß er deßhalber beym cardinal Mazza-
33
rini abermalß bona occasione meldung gethan, sey derselb gegen ihne mit
34
klaren wortten heraußgefahren, daß dieses allein inganni vom gegentheyl,
35
zu seinem vortheyl, sich dardurch wieder in andere postur zu pringen, und
36
den frieden zue verschieben. Es konte nit sein, man muste frieden machen,
37
alßdan hab man cessationem armorum fur sich selbst. Und wurde ihres
38
theylß dazu ante pacem constitutam nit verstanden werden. Welches er, der
39
hiesige her nuncius, allezeit befahret; maßen offters gegen die herren
40
Kayserlichen sowol, alß I. H. G. und herren Churbayerische gedacht hette,
41
daß er, soviel die Franzosen betrifft, keine hoffnung darzu machen kondte.

[p. 162] [scan. 212]


1
3. Dem Pariser Nuntius wurde auf Warnungen vor den Fortschritten der
2
Schweden geantwortet, es seye darahn niemandts schuldig, alß die Kayser-
3
liche und Spanische, welche den frieden nicht wolten noch begerten, son-
4
dern denselben continuirlich auffzügen. Peñaranda ist in Brüssel einge-
5
troffen
. Er wird nach Beratung mit Castel Rodrigo in 4–5 Wochen mit
6
dem Bischof von Herzogenbusch kommen. Longuevilles Reise gilt jetzt als
7
gewiß. Castel Rodrigo hat ein Treffen mit Longueville abgelehnt, da er sich
8
nicht in die Friedensverhandlungen mischen wolle. Bericht Ws über die
9
Frage des brandenburgischen Einzuges. Worauff der herr nuncius gepet-
10
ten, daß mans auf die bey einzug der herren Churbayerischen gebrauchte
11
manier wiederumb machen möchte, weilen damaln alles wol und mit yedes
12
satisfaction und contento hergangen. Welches I. H. G. zu befurdern ihme
13
angelobet. Und alß er occasione dieses gefragt, ob noch keine resolution
14
auff dasjenig, was mit I. H. G. diesertwegen er vor diesem discurrirt,
15
erfolgt seye; andwortteten sie, daß zwarn davon sowol ahn Churcollen alß
16
Churbayern fideliter berichtet, der erklehrung aber annoch in verwarth
17
stunden. Darauff er, daß man ein expediens nothwendig vor ankunfft
18
der Spanischen, wie auch des Longueville, finden müste; er wuste den sachen
19
anderst keinen rhat. W: In Gehrde behauptet sich trotz der günstigen
20
Erklärung Oxenstiernas weiter der Prädikant. Chigi sagt zu, deshalb weiter
21
in die Franzosen zu dringen [...].

22
Mitteilung Nassaus: Mit Schreiben IV 18 hat der Kaiser den Ausgleich mit
23
Trier mitgeteilt

39
Kaiser an ksl. Gesandte Münster 1645 IV 18 (Druck: APW [II A 2 S. 261ff] ).
. – Nachricht davon an die Bayern.

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