Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
Donnerstag Schreiben Landsbergs: Nach Mitteilung Chigis
sucht Servien Verzögerungen, bis d’Avaux die Erlaubnis zur Abreise hat.
Diese ist in der Form erfolgt, daß die Königin dem Wunsch d’Avaux’ nach-
gebe, aber lieber sein Verbleiben in Münster sehe. Daraufhin hat Chigi
d‘Avaux geraten, lieber noch zwei Monate zu warten und eine unverklau-
sulierte Erlaubnis zu erwirken zu suchen. D’Avaux war einverstanden,
doch ist jetzt ein Schreiben Mazarins eingetroffen, das weiteres Verbleiben
befiehlt und über das d’Avaux so erregt ist, daß er ohne Rücksicht auf die
Folgen baldigst abreisen will. Auf Chigis Vorstellung, die Verhandlungs-
vollmacht laute nur auf beide Gesandte, hat er geantwortet, nach dem Bericht
St. Romains werde bald eine Vollmacht auf Servien allein folgen. Die
Franzosen haben Chigi erklärt, bisher habe Frankreich sein Vertrauen auf
den Papst gesetzt, man spüre aber, daß dieser sich mehr und mehr ihrem
König abgeneigt zeige, indem er gegen die Freilassung Triers an den Kaiser
geschrieben habe, Frankreich in Katalonien nicht die Disposition über die
kirchlichen Benefizien zugestehe, sie Portugal abschlage, bei der letzten
Kreation nur spanisch gesinnte Kardinäle ernannt habe, den von Portugal
nach Rom gesandten Geistlichen habe ermorden lassen. Chigi hat die
Vorwürfe teils richtiggestellt teils zurückgewiesen und gefragt, warum sie
nicht durch den Pariser Nuntius oder den Gesandten in Rom
vorgebracht
würden. Die Franzosen haben geantwortet, man wolle ihn nur unterrichten
[...] . Die Proposition, die zwischen Franzosen und Schweden diese Woche
in Osnabrück abgesprochen werden soll, soll enthalten: 1. Amnestie,
2. Wiederherstellung des Standes von 1618, 3. Entschädigung der Kronen,
4. Garantie des Friedens. In 1 und 3 soll man sich einig sein, Schweden will
Pommern mit Stralsund, Frankreich das Elsaß mit Breisach, was Chigi
geheimzuhalten bittet. Bei den Garantien fordern beide Sitz und Stimme im
Reich. In 2 sind die Franzosen behutsamer, damit es scheine, sie begünstig-
ten die Katholiken; möglicherweise wollen sie eine Änderung oder ein
späteres Stichjahr [...] . Zweifel am Kommen Longuevilles, der weiter den
Titel Altezza fordert, Bestehen der Franzosen auf Entsendung Castel
Rodrigos. Wie dan allem ansehen nach die Franzosen mehrers darauff
gedencken, wie die waffen diesen sommer fortzusezen, alß bey den
friedenstractaten etwas fruchtbarliches zu handlen.
sucht Servien Verzögerungen, bis d’Avaux die Erlaubnis zur Abreise hat.
Diese ist in der Form erfolgt, daß die Königin dem Wunsch d’Avaux’ nach-
gebe, aber lieber sein Verbleiben in Münster sehe. Daraufhin hat Chigi
d‘Avaux geraten, lieber noch zwei Monate zu warten und eine unverklau-
sulierte Erlaubnis zu erwirken zu suchen. D’Avaux war einverstanden,
doch ist jetzt ein Schreiben Mazarins eingetroffen, das weiteres Verbleiben
befiehlt und über das d’Avaux so erregt ist, daß er ohne Rücksicht auf die
Folgen baldigst abreisen will. Auf Chigis Vorstellung, die Verhandlungs-
vollmacht laute nur auf beide Gesandte, hat er geantwortet, nach dem Bericht
St. Romains werde bald eine Vollmacht auf Servien allein folgen. Die
Franzosen haben Chigi erklärt, bisher habe Frankreich sein Vertrauen auf
den Papst gesetzt, man spüre aber, daß dieser sich mehr und mehr ihrem
König abgeneigt zeige, indem er gegen die Freilassung Triers an den Kaiser
geschrieben habe, Frankreich in Katalonien nicht die Disposition über die
kirchlichen Benefizien zugestehe, sie Portugal abschlage, bei der letzten
Kreation nur spanisch gesinnte Kardinäle ernannt habe, den von Portugal
nach Rom gesandten Geistlichen habe ermorden lassen. Chigi hat die
Vorwürfe teils richtiggestellt teils zurückgewiesen und gefragt, warum sie
nicht durch den Pariser Nuntius oder den Gesandten in Rom
würden. Die Franzosen haben geantwortet, man wolle ihn nur unterrichten
[...] . Die Proposition, die zwischen Franzosen und Schweden diese Woche
in Osnabrück abgesprochen werden soll, soll enthalten: 1. Amnestie,
2. Wiederherstellung des Standes von 1618, 3. Entschädigung der Kronen,
4. Garantie des Friedens. In 1 und 3 soll man sich einig sein, Schweden will
Pommern mit Stralsund, Frankreich das Elsaß mit Breisach, was Chigi
geheimzuhalten bittet. Bei den Garantien fordern beide Sitz und Stimme im
Reich. In 2 sind die Franzosen behutsamer, damit es scheine, sie begünstig-
ten die Katholiken; möglicherweise wollen sie eine Änderung oder ein
späteres Stichjahr [...] . Zweifel am Kommen Longuevilles, der weiter den
Titel Altezza fordert, Bestehen der Franzosen auf Entsendung Castel
Rodrigos. Wie dan allem ansehen nach die Franzosen mehrers darauff
gedencken, wie die waffen diesen sommer fortzusezen, alß bey den
friedenstractaten etwas fruchtbarliches zu handlen.