Acta Pacis Westphalicae III C 3,1 : Diarium Wartenberg, 1. Teil: 1644-1646 / Joachim Foerster
Donnerstag Mitteilung Nassaus: Schreiben Savellis
[...].
Bericht Recks über Erkundigungen bei Chigi, dem er gleichzeitig das
Schreiben Savellis mitteilt: Die Franzosen waren trotz starken Drängens
der Mediatoren nicht zur Herausgabe einer schriftlichen Erklärung bereit
und bestanden in ihrer mündlichen Stellungnahme zur ksl. Replik wieder
auf der Freilassung Kurtriers, dem Erscheinen einer größeren Anzahl von
Ständen sowie auf einer Erläuterung der Ksl. über die mit dem Termin 163
verbundene Absicht. Die Mediatoren haben diese Einwürfe als
Verzögerungsversuche bezeichnet und die Franzosen an das Versprechen
vom Dezember erinnert, nach einem Monat zur Sache zu kommen. Auf den
Vorwurf, die Franzosen wollten weder sagen, bis wann und auf welche
Stände sie warten müßten, noch ihre Alliierten benennen, sei dem
Servient haraußgewischt, zum beschluß der friedenshandtlung würde man
die alliirte schon benennen, deren sich alßdan wol mehrere finden möchten,
alß man vermutthet. Auß welchem des hern nuncii selbst mainung nach zu
schließen ist, daß noch taglich mehrere zerspalt- und trennung der reichs-
stende und darauß erfolgende unruhe im reich von den Franzosen gesucht
und erwarttet werde. Da diese Haltung der Gesandten nicht mit den
Äußerungen Bichis in Rom übereinstimmt, glaubt Chigi, daß die
Gesandten sich nicht an die Weisungen des Hofes halten, doch würden sie
wol einen wunck von hoff aus haben, worauf sie sich zu verlaßen. Dahero
Ihrer Hailigkeit er eben iezo schriebe, daß sie doch mit allem ernst und
eiffer das negotium pacis beym Franzosischen hoff pressiren und forttrei-
ben laßen mochten; sonsten wan das werde allda anderst nit incaminirt,
nichts alhier zu richten sein würde. Was der cardinal Bichi mit dem
Kayserlichen ambasciadorn zu Rom gered, hab er auch dem Venetianischen
daselbst angedeutt, vermeine auch, daß er ihme die proposition communi-
cirt, und selbige bey hiesigem Veneto zu finden sein werde. Die Franzosi-
sche alhier gingen mit andern streichen umb, und wan sie gleich iezo
wiederumb was schrifftliches solten ubergeben, werde es doch in effectu ihr
erst vermeinte proposition sein. Mit den Spaniern aber wolten sie vor ein-
langung anderwertter dero plenipotenz nichts tractiren, maßen er neben
dem Veneto den Kayserlichen von diesem allem parte gehen würde, wie-
wol sie denselben ihre verrichtung bey den Franzosen mit diesen wortten,
daß sie nichts gerichtet, genugsamb expliciren kondten. I. H. G. bey ihm
beschehene erinnerung wegen eines im stifft Oßnabruck vom Gustavo
ein-
gesezten praedicanten hab er den Franzosischen umbstendlich vorpracht,
und sowol bey dieser alß andern occasionen, seinem beruff nach, beweglich
zue gemüth geführt, daß sie mit denen, welche Gott und seiner kirchen
keinen glauben hielten, zu so groß und scheinbarem der catholischen reli-
gion undergang zuhielten. Und wurden sie, wan sie anderst zu den sachen
nit thetten, zu ihrem selbst eigenen schimpff und schaden noch gewahr
werden, daß ihnen die Schwedische ins gesicht speyen würden. Inmaßen er
dan die gewisse nachricht hette, daß noch kurzlich der Gustavus Gustavi-
sohn zu einem geistlichen, welcher in einer zumal gerechten sach ihm ein
vorschreiben von ihnen Franzosischen zugebracht, geandtworttet, es ginge
ietzo mit solchen schreiben noch hin, wan aber die Schwedische armada
noch eine victori erhielte, so hetten die Franzosen mit dem vorschreiben nit
mehr zue bemühen. Die von I. H. G. begerte schreiben und remonstrationes
ahn die Schwedische gesandten zu Oßnabruck in vorangedeutter sachen
wegen des eingesezten praedicantens hetten die Franzosische abgehen zu
laßen sich erpotten. Und alß danebenst den mediatoribus recommen-
dirte Speyerische cammergerichtsversicher- und verschonung remonstrirt,
hetten sie gleichfalß angelobet, deßwegen schreiben abgehen zu laßen;
gestalt sie dan auch darumb von etlichen protestirenden fursten ersucht,
und ohnedem der konig in Frankreich anderst nichts intendirte, alß daß die
justiz, Teutsche freyheit und der reichsstatus moge erhalten werden [...].
Erkundigung wegen der Pfarrei Gehrde bei den Franzosen. D’Avaux,
der allein ist, verspricht seine Unterstützung und kommt auf seine Diffe-
renzen mit Servien und die Abberufung eines der Gesandten. Doch würden
beyde biß zue des Longeville ankunfft, ob selbiger den vergleich treffen
kondt, noch verpleiben; wo aber solches nit, maßen er es wegen des
Servient humor unmoglich hielte, so werde einer von ihnen weg, und hoffe
er alßdan einmal von diesem seinem collega redimirt zu werden. Gab dabey
soviel zu verstehen, wan er alß caput legationis ante adventum des Longe-
ville abgefordert werden solte, ein solches groß aufsehen, alß ob man a
parte Franckreich keinen lust zum frieden, geben dörfft. Auch der Ser-
vient, alß welcher gar zu hitzig, allein nichts werde richten, weilen es mit
schnarchen und pochen nit wolle gethan sein, wie er so viell jar im Teutsch-
land gelehrnet. D’Avaux möchte an der am kommenden Sonntag von
W vorzunehmenden Weihe eines Weihbischofs für Paderborn teilnehmen,
fürchtet aber, daß Servien ihn, zumal wenn auch die Bayern anwesend
sind, als gar zu Kayserisch und churfurstisch verleumden werde, weshalb
man durch die Einladung von dessen Frau auch Servien zum Kommen
veranlassen möge. Da er andeutet, gern einmal mit W allein sprechen zu
wollen, wird ihm von diesem ein Treffen vor der Stadt oder an drittem Ort
vorgeschlagen.
Bericht Recks über Erkundigungen bei Chigi, dem er gleichzeitig das
Schreiben Savellis mitteilt: Die Franzosen waren trotz starken Drängens
der Mediatoren nicht zur Herausgabe einer schriftlichen Erklärung bereit
und bestanden in ihrer mündlichen Stellungnahme zur ksl. Replik wieder
auf der Freilassung Kurtriers, dem Erscheinen einer größeren Anzahl von
Ständen sowie auf einer Erläuterung der Ksl. über die mit dem Termin 163
verbundene Absicht. Die Mediatoren haben diese Einwürfe als
Verzögerungsversuche bezeichnet und die Franzosen an das Versprechen
vom Dezember erinnert, nach einem Monat zur Sache zu kommen. Auf den
Vorwurf, die Franzosen wollten weder sagen, bis wann und auf welche
Stände sie warten müßten, noch ihre Alliierten benennen, sei dem
Servient haraußgewischt, zum beschluß der friedenshandtlung würde man
die alliirte schon benennen, deren sich alßdan wol mehrere finden möchten,
alß man vermutthet. Auß welchem des hern nuncii selbst mainung nach zu
schließen ist, daß noch taglich mehrere zerspalt- und trennung der reichs-
stende und darauß erfolgende unruhe im reich von den Franzosen gesucht
und erwarttet werde. Da diese Haltung der Gesandten nicht mit den
Äußerungen Bichis in Rom übereinstimmt, glaubt Chigi, daß die
Gesandten sich nicht an die Weisungen des Hofes halten, doch würden sie
wol einen wunck von hoff aus haben, worauf sie sich zu verlaßen. Dahero
Ihrer Hailigkeit er eben iezo schriebe, daß sie doch mit allem ernst und
eiffer das negotium pacis beym Franzosischen hoff pressiren und forttrei-
ben laßen mochten; sonsten wan das werde allda anderst nit incaminirt,
nichts alhier zu richten sein würde. Was der cardinal Bichi mit dem
Kayserlichen ambasciadorn zu Rom gered, hab er auch dem Venetianischen
daselbst angedeutt, vermeine auch, daß er ihme die proposition communi-
cirt, und selbige bey hiesigem Veneto zu finden sein werde. Die Franzosi-
sche alhier gingen mit andern streichen umb, und wan sie gleich iezo
wiederumb was schrifftliches solten ubergeben, werde es doch in effectu ihr
erst vermeinte proposition sein. Mit den Spaniern aber wolten sie vor ein-
langung anderwertter dero plenipotenz nichts tractiren, maßen er neben
dem Veneto den Kayserlichen von diesem allem parte gehen würde, wie-
wol sie denselben ihre verrichtung bey den Franzosen mit diesen wortten,
daß sie nichts gerichtet, genugsamb expliciren kondten. I. H. G. bey ihm
beschehene erinnerung wegen eines im stifft Oßnabruck vom Gustavo
gesezten praedicanten hab er den Franzosischen umbstendlich vorpracht,
und sowol bey dieser alß andern occasionen, seinem beruff nach, beweglich
zue gemüth geführt, daß sie mit denen, welche Gott und seiner kirchen
keinen glauben hielten, zu so groß und scheinbarem der catholischen reli-
gion undergang zuhielten. Und wurden sie, wan sie anderst zu den sachen
nit thetten, zu ihrem selbst eigenen schimpff und schaden noch gewahr
werden, daß ihnen die Schwedische ins gesicht speyen würden. Inmaßen er
dan die gewisse nachricht hette, daß noch kurzlich der Gustavus Gustavi-
sohn zu einem geistlichen, welcher in einer zumal gerechten sach ihm ein
vorschreiben von ihnen Franzosischen zugebracht, geandtworttet, es ginge
ietzo mit solchen schreiben noch hin, wan aber die Schwedische armada
noch eine victori erhielte, so hetten die Franzosen mit dem vorschreiben nit
mehr zue bemühen. Die von I. H. G. begerte schreiben und remonstrationes
ahn die Schwedische gesandten zu Oßnabruck in vorangedeutter sachen
wegen des eingesezten praedicantens hetten die Franzosische abgehen zu
laßen sich erpotten. Und alß danebenst den mediatoribus recommen-
dirte Speyerische cammergerichtsversicher- und verschonung remonstrirt,
hetten sie gleichfalß angelobet, deßwegen schreiben abgehen zu laßen;
gestalt sie dan auch darumb von etlichen protestirenden fursten ersucht,
und ohnedem der konig in Frankreich anderst nichts intendirte, alß daß die
justiz, Teutsche freyheit und der reichsstatus moge erhalten werden [...].
Erkundigung wegen der Pfarrei Gehrde bei den Franzosen. D’Avaux,
der allein ist, verspricht seine Unterstützung und kommt auf seine Diffe-
renzen mit Servien und die Abberufung eines der Gesandten. Doch würden
beyde biß zue des Longeville ankunfft, ob selbiger den vergleich treffen
kondt, noch verpleiben; wo aber solches nit, maßen er es wegen des
Servient humor unmoglich hielte, so werde einer von ihnen weg, und hoffe
er alßdan einmal von diesem seinem collega redimirt zu werden. Gab dabey
soviel zu verstehen, wan er alß caput legationis ante adventum des Longe-
ville abgefordert werden solte, ein solches groß aufsehen, alß ob man a
parte Franckreich keinen lust zum frieden, geben dörfft. Auch der Ser-
vient, alß welcher gar zu hitzig, allein nichts werde richten, weilen es mit
schnarchen und pochen nit wolle gethan sein, wie er so viell jar im Teutsch-
land gelehrnet. D’Avaux möchte an der am kommenden Sonntag von
W vorzunehmenden Weihe eines Weihbischofs für Paderborn teilnehmen,
fürchtet aber, daß Servien ihn, zumal wenn auch die Bayern anwesend
sind, als gar zu Kayserisch und churfurstisch verleumden werde, weshalb
man durch die Einladung von dessen Frau auch Servien zum Kommen
veranlassen möge. Da er andeutet, gern einmal mit W allein sprechen zu
wollen, wird ihm von diesem ein Treffen vor der Stadt oder an drittem Ort
vorgeschlagen.