Acta Pacis Westphalicae III C 3,2 : Diarium Wartenberg, 2. Teil: 1647 - 1648 / Joachim Foerster
Dienstag Wettstein bei W. Empfehlung der Baseler
Exemption vom Kammergericht und der Prozeßsache Wachtern
Zum Rechtsstreit des Schlettstädter Weinhändlers Florian Wachter mit der Stadt Basel,
der Anlaß für die Lösungsbestrebungen der Eidgenossenschaft vom Reich wurde, vgl.
APW [III A 1,1 S. 703 Anm. 2] .
.
W bei Longueville. Dieser betont seinen guten Willen, sich weiter um den
Friedensschluß zu bemühen; schlechter Willen der Spanier. W: Die
Mediatoren sehen den Fehler mehr in den französischen Neuerungen.
Longueville: Portugiesische Frage; die Aufstände in Neapel und Sizilien
Nach ersten Unruhen in Sizilien im Mai 1647 war in Neapel am 7. Juli der Aufstand
des Masaniello ausgebrochen, der auch nach der baldigen Ermordung des Anführers
fortdauerte, nach vergeblichem Eingreifen der spanischen Flotte zur Ausrufung der
Republik unter der Führung des Herzogs von Guise führte und erst nach Eroberung
Neapels durch die Spanier im April 1648 zusammenbrach.
werden Spanien zum Frieden zwingen. W: Es weren dergleichen revol-
ta keinem christlichen potentaten zu wünschen, Maßnahmen Richelieus in
Frankreich. Longueville: Durch das Angebot des Friedens will man
Spanien die Niederwerfung des Aufstandes erleichtern. Auch die Ksl.
machen in der Satisfaktionsfrage neue Schwierigkeiten. Glaubt deshalb,
nach Frankreich reisen und nach besserer Vorbereitung des Abschlusses
zurückkehren zu können. Ihre Churfürstliche Durchlaucht zue Cölln, ver-
nehme er, daß auß dem armistitio getretten und die wapffen wiederumb
ergriffen; er verwundere sich, da sie alßo wenig volck und armatur hetten,
daß sie dießen gefehrlichen tritt thuen wollen. W: Ist zur Erläuterung
der Kölner Haltung zu ihm gekommen. Kurköln hat an den könig in
Franckreich und den cardinal Mazzarini geschrieben
, ihrer gueten affec-
tion und bestendigkeitt versichert und dabey begert, da sie ehren und
gewißens halber anderst nicht thuen kondten, alß religionis et ecclesiae
statum, welchen man bey ihren [von] Gott anvertrawten kirchen zue inver-
tiren gedächte, sich von der natur selbst vorgeschriebenen mittelen gebrau-
chen müsten, es würde Franckreich deroselben ie dasjenig in dießem fall
gönnen, waß Spanien den Hessen Caßelischen genießen läst. Hierauff
hatt der duc de Longeville, etwas bedachtsamb zu sein und mehrers zue
Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht besten zue apprehendiren, sich bezeigt,
darnach gleichwohl replicirt, man hette sie die Franzosischen wegen der
von den Hessischen zugefügten beschwernuß und deren abhelffung an-
sprechen sollen, dan sie würden sich derentwegen interponirt haben.
Bey allwelcher occasion ihme duc remonstrirt, wie offt und viellfalttig
man bey ihnen wegen der Hessischen alßo unbillich begerten satisfaction
beklagt und beschwert; daß man aber anstatt der hülff und trosts authori-
tatem regis christianissimi gegen Ihre Churfürstliche Durchlaucht und die
religion gebraucht, daß were ihnen gleichfalß offters remonstrirt. Longue-
ville selbst hat zunächst zur Satisfaktion nur 600 000 von allen Kontri-
buenten gefordert, auch in den oft erwähnten Religionsbeschwerden
können die Franzosen sich nicht gegen die Hessen durchsetzen, ebensowenig
gegen die Schweden bei den Verletzungen des Präliminarvertrages in Osna-
brück . Waß würde dan in causis contributionum von ihnen zu gewartten
sein, da sie bißhero, wan man ihnen derentwegen zugesprochen, es weren
mere politica, und weiln sich die Kayserliche der contributionen gegen ihre
confoederirte bedienten, so kondten sie auch ihren confoederirten hierin
kein ziell und maß vorschreiben, zur andtwortt geben; derowegen man dan
Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht woll nichts zue inculpiren, daß sie ihre
anglegenheiten und beschwerden nit öffters beweglich gnug vorgebracht
und ein guete confidenz zue den herrn Franzosischen plenipotentiariis
gehabtt. Hette Franckreich einigen gueten willen, für Ihre Churfürstliche
Durchlaucht in causa religionis zu thuen, so hetten sie es occasion itzo
gnug zu bezaigen, dan Ihre Churfürstliche Durchlaucht seiner des duc
de Longeville selbst eigenen vorschlag tam quoad summam ipsam der ge-
förderter 600 000 reichsthaler wie auch des modi, wie selbige beizuprin-
gen, sich amore pacis ie accommodiret. Wan es nun da sein verbleiben bey
gehabt hette, so were ia die sache mitt den Hessischen und Ihrer Churfürst-
lichen Durchlaucht insoweith verglichen; es schiene aber woll, daß a parte
Franckreich man dergleichen accommodament nit gern sahe oder so gar
keine authoritet hette, etwas bey den Hessischen außzurichten, dahero man
sich dießerseiths mehr, daß man die sachen in puncto satisfactionis geen-
dert, zu beschweren, alß daß Franckreich die Kayserliche einiger enderung
halber bey der verglichenen satisfaction zu beschuldigen; dabey ihme
kurtzlich wieder remonstrirt, waß es bey dem iure feudali et dioecesos im
reich für eine bewandtnuß hab. Vertreibung katholischer Geistlicher im
Amt Fürstenau. Longueville: Will sich dieser Sache annehmen.
W bei d’Avaux. Dieser klagt über Ksl. und Spanier. Zuedeme schiene auch
woll, daß Ihre Churfürstliche Durchlaucht zue Cölln kein lust zum frieden
hetten, weiln sie auß dem armistitio getretten. W: Wiederholung der
Longueville gegebenen Darstellung. D’Avaux: Vulteius berichtet,
Kurköln habe nicht zu der Kontributionskonferenz geschickt, lediglich ein
münsterischer Rat habe sich angegeben, were aber solches anderst nicht alß
per modum complimenti oder visitae von ihm auffgenommen worden.
I. H. G.: Auß dießem hette er der Hessischen procedeur zu erkennen, in-
deme sie dergleichen unbegründete sachen vorbringen dörfften. Die
Münsterischen haben sich formaliter angeben, ein Rat aus Bonn ist mit
einem Sekretär vier Wochen hier gewesen, ebenso Vertreter von Paderborn
und Westfalen. Sie haben sich bei Brandt und den Hessen mehrfach ange-
geben ; letztere verlangten, daß Kurköln zunächst an die Landgräfin
schreibe, als man ihnen die Kopien dieser Schreiben samt der Antwort
zeigte, haben sie sich mit fehlender Kommission entschuldigt, obwohl diese
in vier Wochen leicht aus Kassel hätte besorgt werden können, und daß
wegen der contribution man sich zue Cassel an ein gewißes nit kondte bin-
den laßen. Ihre Churfürstliche Durchlaucht soltten ihre völcker abdancken,
so würden ihre landen erleichtert; dahero sie die erleichterung nicht bey
den Hessischen, sondern bey sich selbsten zu suchen. Comte d’Avaux:
Er hette mögen wünschen, daß man inen Franzosischen solches alles remon-
strirt hette, damitt sie den Hessischen hetten konnen zusprechen. I. H.
G. haben drauff außführlich und noch mitt mehrern umbstenden isto in
puncto ihme vorgehaltten, waß in illa materia die discursus bey dem duc de
Longeville gegeben und nachgehends, waß wieder die Kayserliche, alß wan
sie itzo die satisfaction anderst limitiren, wollmeintlich angedeutet. Man
mochte doch a parte Franckreich das werck in natura sua mitt geduldt
examiniren und distinguiren, wie dan, waß derentwegen vor dießen bey
dem Servient vor informationes beschehen, außführlich wiederholet.
Darauff er anderst nit geandtworttet: Köntte ihnen der Kayser das nit
geben, wie sie es verstanden, so möchte er ihnnen die waldtstette und etwas
anderst laßen, dan sonst Franckreich zue kurtz kommen würde; warüber es
hinc inde rehden geben, daß gleichwohl Franckreich sich allezeitt berüh-
met, nichts von dem reich zu begeren; wabey der d’Avaux sich vernehmen
laßen, daß das Elsas vom reich zue lehen empfangen, er allezeitt für dien-
licher gehaltten. Und weiln ihme I. H. G. gesagt, daß der Servient auch
nunmehr der meinung, hatt er solches gern zu hören sich vernehmen laßen,
gleichwoln dabey angedeut, daß der duc de Longeville etwas damitt
zuruckhielte, indeme die Kayserliche ihnen das Elsas gantz frey endgegen-
getragen und es absque recognitione zu behaltten Franckreich reputirlicher
were. Demnegst, alß wiederumb meldung vom armistitio geschehen,
haben I. H. G., welcher gestaldt daß Franckreich dießer landen beruhigung
sich vor dießem auch zuwieder zu sein bezeigt, auß denen von den Hollen-
der selbst vorgeschlagenen evacuationis tractaten remonstrirt und alles, was
dabey vorgangen, referirt, dabey auch annectirt, daß sowoll auß dießem,
alß was sonsten vorgangen, die catholische sich höchlich zu beschweren,
daß Franckreich sich dergestaldt wiedrig gegen sie bezeigte. Comte
d’Avaux: Es würden bey dem negocio evacuationis, davon ihme sonst so
eigentlich nit wißend, zweiffelßohne die bedencken vorfallen sein, daß man
den Kayserlichen mit einen alsolchen considerablen craiß, wie der West-
välische in sich were, in die hand spielen thette, dan der deßelben craißes
meister und mechtig, der köndte woll 20 jahr den krieg im reich führen.
Franckreich were sonst den catholischen nit zuwieder, und damit daß der
Tourenne itzo nicht hette gegen die Kayserliche armada sich mitt dem
Wrangel coniungiren sollen, were er dem catholischen weßen zum besten
über Rhein gangen, dardurch dan der Weimarischen revolta erfolgt.
I. H. G.: Mitt des Tourenne zugh über Rhein, wüste man gar wohl, waß
es vor ein absehen gehabt, und hette man hingegen erfahren, wan derselbi-
ger anderwerts nit occupirt, wie er den catholischen stenden im reich zuge-
setzet. Die Weymarische volcker anbelangend, schiene woll, daß Franck-
reich die reputation so hoch nit achte, wan sie nur selbige völcker den
Schwedischen zueignen köndten. D’Avaux: Da die Offiziere geblieben
sind und durch sie in zwei Monaten die Regimenter wieder aufgefüllt
werden können, ist der Anschluß der nur noch etwa 1200 Mann starken
Truppe an Königsmarck nicht so schwer zu nehmen. Er sorgte, daß itzo der
Königsmarck für Paderborn gehen würde. I. H. G.: Von dießer vorha-
bender belägerung hette man bereits vernommen, und hette man auch bey
wehrendem armistitio die consilia dahin gerichtet, under was schein und
praetext selbiger ortt anzugreiffen. In den praeliminaribus hette sichs be-
zeigt, waß die Schweden hielten. Vertreibung der Geistlichen im Amt
Fürstenau. D’Avaux: Er woltte sein bestes gern dabey thuen, und were
ihme lieb, daß sie auch derentwegen mitt dem Servient rheden woltten.
Darauff angefangen zu exageriren, wie nützlich es were pro catholicis, daß
zwischen beeden cronen Franckreich und Spanien der fried möchte geschlo-
ßen werden. Er vernehme, daß I. H. G. bey ihnen im großen ansehen, ver-
hoffte alßo, sie würden viell darin schaffen können. I. H. G.: Der bee-
den cronen frieden nützbarkeitt erkendte man gar woll und hette zue
beförderung deßen alle dienliche officia unverdroßen angewendet. Die
herrn mediatores aber hetten sich mehrmalß beklagt, daß sie a parte
Franckreich den rechten eiffer und ernst nit spühreten, wüsten ihrestheilß
sonst von keiner sonderbaren confidenz mitt den Spanischen. Der comte
Pineranda hette allen churfürstlichen parte geben laßen, daß er sich dar-
außen nahe bey der stadt ratione valetudinis etwas auffhielte, gleichwohl
stündlich, wan etwas zu verrichten sein möchte, hineinzukommen bereit
were. Vor dießem hette er auch, alß Lerida liberirt worden, parte geben
laßen. Das were die correspondenz außer deme, daß I. H. G. bey allen be-
gebenden occasionen erinneren und bitten thetten, den frieden doch mitt
Franckreich pro bono omnium catholicorum et totius christianitatis immer
thuenlichen dingen nach zu befördern. – [...] – Derbegri bei W: An-
zeige seiner Sendung an Kurbayern.
Exemption vom Kammergericht und der Prozeßsache Wachtern
Zum Rechtsstreit des Schlettstädter Weinhändlers Florian Wachter mit der Stadt Basel,
der Anlaß für die Lösungsbestrebungen der Eidgenossenschaft vom Reich wurde, vgl.
APW [III A 1,1 S. 703 Anm. 2] .
W bei Longueville. Dieser betont seinen guten Willen, sich weiter um den
Friedensschluß zu bemühen; schlechter Willen der Spanier. W: Die
Mediatoren sehen den Fehler mehr in den französischen Neuerungen.
Longueville: Portugiesische Frage; die Aufstände in Neapel und Sizilien
Nach ersten Unruhen in Sizilien im Mai 1647 war in Neapel am 7. Juli der Aufstand
des Masaniello ausgebrochen, der auch nach der baldigen Ermordung des Anführers
fortdauerte, nach vergeblichem Eingreifen der spanischen Flotte zur Ausrufung der
Republik unter der Führung des Herzogs von Guise führte und erst nach Eroberung
Neapels durch die Spanier im April 1648 zusammenbrach.
werden Spanien zum Frieden zwingen. W: Es weren dergleichen revol-
ta keinem christlichen potentaten zu wünschen, Maßnahmen Richelieus in
Frankreich. Longueville: Durch das Angebot des Friedens will man
Spanien die Niederwerfung des Aufstandes erleichtern. Auch die Ksl.
machen in der Satisfaktionsfrage neue Schwierigkeiten. Glaubt deshalb,
nach Frankreich reisen und nach besserer Vorbereitung des Abschlusses
zurückkehren zu können. Ihre Churfürstliche Durchlaucht zue Cölln, ver-
nehme er, daß auß dem armistitio getretten und die wapffen wiederumb
ergriffen; er verwundere sich, da sie alßo wenig volck und armatur hetten,
daß sie dießen gefehrlichen tritt thuen wollen. W: Ist zur Erläuterung
der Kölner Haltung zu ihm gekommen. Kurköln hat an den könig in
Franckreich und den cardinal Mazzarini geschrieben
tion und bestendigkeitt versichert und dabey begert, da sie ehren und
gewißens halber anderst nicht thuen kondten, alß religionis et ecclesiae
statum, welchen man bey ihren [von] Gott anvertrawten kirchen zue inver-
tiren gedächte, sich von der natur selbst vorgeschriebenen mittelen gebrau-
chen müsten, es würde Franckreich deroselben ie dasjenig in dießem fall
gönnen, waß Spanien den Hessen Caßelischen genießen läst. Hierauff
hatt der duc de Longeville, etwas bedachtsamb zu sein und mehrers zue
Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht besten zue apprehendiren, sich bezeigt,
darnach gleichwohl replicirt, man hette sie die Franzosischen wegen der
von den Hessischen zugefügten beschwernuß und deren abhelffung an-
sprechen sollen, dan sie würden sich derentwegen interponirt haben.
Bey allwelcher occasion ihme duc remonstrirt, wie offt und viellfalttig
man bey ihnen wegen der Hessischen alßo unbillich begerten satisfaction
beklagt und beschwert; daß man aber anstatt der hülff und trosts authori-
tatem regis christianissimi gegen Ihre Churfürstliche Durchlaucht und die
religion gebraucht, daß were ihnen gleichfalß offters remonstrirt. Longue-
ville selbst hat zunächst zur Satisfaktion nur 600 000 von allen Kontri-
buenten gefordert, auch in den oft erwähnten Religionsbeschwerden
können die Franzosen sich nicht gegen die Hessen durchsetzen, ebensowenig
gegen die Schweden bei den Verletzungen des Präliminarvertrages in Osna-
brück . Waß würde dan in causis contributionum von ihnen zu gewartten
sein, da sie bißhero, wan man ihnen derentwegen zugesprochen, es weren
mere politica, und weiln sich die Kayserliche der contributionen gegen ihre
confoederirte bedienten, so kondten sie auch ihren confoederirten hierin
kein ziell und maß vorschreiben, zur andtwortt geben; derowegen man dan
Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht woll nichts zue inculpiren, daß sie ihre
anglegenheiten und beschwerden nit öffters beweglich gnug vorgebracht
und ein guete confidenz zue den herrn Franzosischen plenipotentiariis
gehabtt. Hette Franckreich einigen gueten willen, für Ihre Churfürstliche
Durchlaucht in causa religionis zu thuen, so hetten sie es occasion itzo
gnug zu bezaigen, dan Ihre Churfürstliche Durchlaucht seiner des duc
de Longeville selbst eigenen vorschlag tam quoad summam ipsam der ge-
förderter 600 000 reichsthaler wie auch des modi, wie selbige beizuprin-
gen, sich amore pacis ie accommodiret. Wan es nun da sein verbleiben bey
gehabt hette, so were ia die sache mitt den Hessischen und Ihrer Churfürst-
lichen Durchlaucht insoweith verglichen; es schiene aber woll, daß a parte
Franckreich man dergleichen accommodament nit gern sahe oder so gar
keine authoritet hette, etwas bey den Hessischen außzurichten, dahero man
sich dießerseiths mehr, daß man die sachen in puncto satisfactionis geen-
dert, zu beschweren, alß daß Franckreich die Kayserliche einiger enderung
halber bey der verglichenen satisfaction zu beschuldigen; dabey ihme
kurtzlich wieder remonstrirt, waß es bey dem iure feudali et dioecesos im
reich für eine bewandtnuß hab. Vertreibung katholischer Geistlicher im
Amt Fürstenau. Longueville: Will sich dieser Sache annehmen.
W bei d’Avaux. Dieser klagt über Ksl. und Spanier. Zuedeme schiene auch
woll, daß Ihre Churfürstliche Durchlaucht zue Cölln kein lust zum frieden
hetten, weiln sie auß dem armistitio getretten. W: Wiederholung der
Longueville gegebenen Darstellung. D’Avaux: Vulteius berichtet,
Kurköln habe nicht zu der Kontributionskonferenz geschickt, lediglich ein
münsterischer Rat habe sich angegeben, were aber solches anderst nicht alß
per modum complimenti oder visitae von ihm auffgenommen worden.
I. H. G.: Auß dießem hette er der Hessischen procedeur zu erkennen, in-
deme sie dergleichen unbegründete sachen vorbringen dörfften. Die
Münsterischen haben sich formaliter angeben, ein Rat aus Bonn ist mit
einem Sekretär vier Wochen hier gewesen, ebenso Vertreter von Paderborn
und Westfalen. Sie haben sich bei Brandt und den Hessen mehrfach ange-
geben ; letztere verlangten, daß Kurköln zunächst an die Landgräfin
schreibe, als man ihnen die Kopien dieser Schreiben samt der Antwort
zeigte, haben sie sich mit fehlender Kommission entschuldigt, obwohl diese
in vier Wochen leicht aus Kassel hätte besorgt werden können, und daß
wegen der contribution man sich zue Cassel an ein gewißes nit kondte bin-
den laßen. Ihre Churfürstliche Durchlaucht soltten ihre völcker abdancken,
so würden ihre landen erleichtert; dahero sie die erleichterung nicht bey
den Hessischen, sondern bey sich selbsten zu suchen. Comte d’Avaux:
Er hette mögen wünschen, daß man inen Franzosischen solches alles remon-
strirt hette, damitt sie den Hessischen hetten konnen zusprechen. I. H.
G. haben drauff außführlich und noch mitt mehrern umbstenden isto in
puncto ihme vorgehaltten, waß in illa materia die discursus bey dem duc de
Longeville gegeben und nachgehends, waß wieder die Kayserliche, alß wan
sie itzo die satisfaction anderst limitiren, wollmeintlich angedeutet. Man
mochte doch a parte Franckreich das werck in natura sua mitt geduldt
examiniren und distinguiren, wie dan, waß derentwegen vor dießen bey
dem Servient vor informationes beschehen, außführlich wiederholet.
Darauff er anderst nit geandtworttet: Köntte ihnen der Kayser das nit
geben, wie sie es verstanden, so möchte er ihnnen die waldtstette und etwas
anderst laßen, dan sonst Franckreich zue kurtz kommen würde; warüber es
hinc inde rehden geben, daß gleichwohl Franckreich sich allezeitt berüh-
met, nichts von dem reich zu begeren; wabey der d’Avaux sich vernehmen
laßen, daß das Elsas vom reich zue lehen empfangen, er allezeitt für dien-
licher gehaltten. Und weiln ihme I. H. G. gesagt, daß der Servient auch
nunmehr der meinung, hatt er solches gern zu hören sich vernehmen laßen,
gleichwoln dabey angedeut, daß der duc de Longeville etwas damitt
zuruckhielte, indeme die Kayserliche ihnen das Elsas gantz frey endgegen-
getragen und es absque recognitione zu behaltten Franckreich reputirlicher
were. Demnegst, alß wiederumb meldung vom armistitio geschehen,
haben I. H. G., welcher gestaldt daß Franckreich dießer landen beruhigung
sich vor dießem auch zuwieder zu sein bezeigt, auß denen von den Hollen-
der selbst vorgeschlagenen evacuationis tractaten remonstrirt und alles, was
dabey vorgangen, referirt, dabey auch annectirt, daß sowoll auß dießem,
alß was sonsten vorgangen, die catholische sich höchlich zu beschweren,
daß Franckreich sich dergestaldt wiedrig gegen sie bezeigte. Comte
d’Avaux: Es würden bey dem negocio evacuationis, davon ihme sonst so
eigentlich nit wißend, zweiffelßohne die bedencken vorfallen sein, daß man
den Kayserlichen mit einen alsolchen considerablen craiß, wie der West-
välische in sich were, in die hand spielen thette, dan der deßelben craißes
meister und mechtig, der köndte woll 20 jahr den krieg im reich führen.
Franckreich were sonst den catholischen nit zuwieder, und damit daß der
Tourenne itzo nicht hette gegen die Kayserliche armada sich mitt dem
Wrangel coniungiren sollen, were er dem catholischen weßen zum besten
über Rhein gangen, dardurch dan der Weimarischen revolta erfolgt.
I. H. G.: Mitt des Tourenne zugh über Rhein, wüste man gar wohl, waß
es vor ein absehen gehabt, und hette man hingegen erfahren, wan derselbi-
ger anderwerts nit occupirt, wie er den catholischen stenden im reich zuge-
setzet. Die Weymarische volcker anbelangend, schiene woll, daß Franck-
reich die reputation so hoch nit achte, wan sie nur selbige völcker den
Schwedischen zueignen köndten. D’Avaux: Da die Offiziere geblieben
sind und durch sie in zwei Monaten die Regimenter wieder aufgefüllt
werden können, ist der Anschluß der nur noch etwa 1200 Mann starken
Truppe an Königsmarck nicht so schwer zu nehmen. Er sorgte, daß itzo der
Königsmarck für Paderborn gehen würde. I. H. G.: Von dießer vorha-
bender belägerung hette man bereits vernommen, und hette man auch bey
wehrendem armistitio die consilia dahin gerichtet, under was schein und
praetext selbiger ortt anzugreiffen. In den praeliminaribus hette sichs be-
zeigt, waß die Schweden hielten. Vertreibung der Geistlichen im Amt
Fürstenau. D’Avaux: Er woltte sein bestes gern dabey thuen, und were
ihme lieb, daß sie auch derentwegen mitt dem Servient rheden woltten.
Darauff angefangen zu exageriren, wie nützlich es were pro catholicis, daß
zwischen beeden cronen Franckreich und Spanien der fried möchte geschlo-
ßen werden. Er vernehme, daß I. H. G. bey ihnen im großen ansehen, ver-
hoffte alßo, sie würden viell darin schaffen können. I. H. G.: Der bee-
den cronen frieden nützbarkeitt erkendte man gar woll und hette zue
beförderung deßen alle dienliche officia unverdroßen angewendet. Die
herrn mediatores aber hetten sich mehrmalß beklagt, daß sie a parte
Franckreich den rechten eiffer und ernst nit spühreten, wüsten ihrestheilß
sonst von keiner sonderbaren confidenz mitt den Spanischen. Der comte
Pineranda hette allen churfürstlichen parte geben laßen, daß er sich dar-
außen nahe bey der stadt ratione valetudinis etwas auffhielte, gleichwohl
stündlich, wan etwas zu verrichten sein möchte, hineinzukommen bereit
were. Vor dießem hette er auch, alß Lerida liberirt worden, parte geben
laßen. Das were die correspondenz außer deme, daß I. H. G. bey allen be-
gebenden occasionen erinneren und bitten thetten, den frieden doch mitt
Franckreich pro bono omnium catholicorum et totius christianitatis immer
thuenlichen dingen nach zu befördern. – [...] – Derbegri bei W: An-
zeige seiner Sendung an Kurbayern.