Acta Pacis Westphalicae III A 3,3 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 3. Teil: 1646 / Maria-Elisabeth Brunert
Österreichisches Direktorium. Praemissis praemittendis, auff new-
ligst beschehene veranlaßung , das man heutiges tages die dritte classem
[der schwedischen Replik] fürnehmen wolle, so werde zwar dieselbe in
zwey membra getheilet
Klasse III,1: Wiederherstellung des Friedens; Klasse III,2: Sicherung des Friedens ( Meiern
II, 188 ).
Zu reductio pacis s. [Nr. 105 Anm. 28] .
thue, dependire dieselbe von der 1. classe
In Klasse I der schwed. Replik werden die Reichssachen behandelt ( Meiern II, 184 ). Im
FRO war darüber am 8., 9. und 19. Februar 1646 beraten worden (Nr. 98, 99, 105).
derlichen consultation unnötig.
[2.] In securitate aber befinden sich drei oder vier kleine difficulteten zwi-
schen den Kayserlichen resolutionibus
Gemeint sind die ksl. Responsionen an Schweden und Frk. ( [Nr. 95 Anm. 8] ).
unnd Französischen replicis. Die erste difficultet befinde sich in deme,
was ad articulum 3 am 16. Februarii st. n. proponiret worden , indem
man dafürgehalten, daß diese differenz dabey einfalle, daß ihr Kayserliche
mayestät sich obligiren solten, der cron Spanien wieder Franckreich nicht
zu assistiren. Wiewol nun sölches ihr Kayserlichen mayestät schwer für-
kommen, hetten sie sich gleichwol salvis tamen iuribus, so der cron Spa-
nien im Heyligen Römischen Reich vermöge des Burgundischen ver-
gleichs von anno 1548
Gemeint ist der Burgundische Vertrag von 1548 VI 26 (s. [Nr. 104 Anm. 7] ).
Siehe ksl. Responsion an Frk., zu Art. 3 ( Meiern I, 629 f).
nien wieder die cron Franckreich neque directo neque per indirectum
beystehen wolten. Begerten aber reciproce, das auch die cron Franckreich
dem königreich Schweden (wan etwan zwischen denselben und dem
Heyligen Römischen Reich krieg erwachsen möchte) neque directe neque
indirecte beystandt zu leisten sich verobligiren solte. Diese paritatem
wolten die Franzosen in ihrer replic nicht gestatten
Siehe frz. Replik, zu Art. 3 ( Meiern II, 201 ).
newlich etliche vota abgeleget , von den meisten aber dafürgehalten wor-
den, daß diese materia nicht hieher gehöre und dahero ad punctum asse-
curationis zu remittiren sey. Alß frage sich’s nun, waß dißfals den Kay-
serlichen herrn plenipotentiariis an die hand zu geben oder waß für ein
temperament hierunter zu gebrauchen.
Österreich. Man wolle sich Österreichischentheils auf das damahlß ab-
gelegte votum beruffen, daß nemblich in allen pactis aequalitas et reci-
proca obligatio pillich in acht zu nehmen sey. Ob nun schon die Franzosen
eine und andere rationem differentiae eingewendet , alß das imperator de
Imperio nicht also wie die cron Franckreich frey disponiren könne; item,
daß Römische Reich nehme sich der Niederländischen unnd Burgun-
dischen kriege nichts nicht an, so laße sich doch aus iennen nichts schlie-
ßen, den sie sagen ia selbst, daß sie nicht allein cum imperatore, sondern
cum imperatore et Imperio paciscieren und friede machen wollen .
Ad punctum Burgundicum: Obzwar das Römische Reich auß gewißen,
erheblichen uhrsachen sich in die Niederländische kriege nicht ein-
mischet
Wie [Nr. 104 Anm. 11] .
sessione, voto, reichshülffen unnd desgleichen. Dahero man a parte
Österreich der meinung sey, es könte pro temperamento zu dem wort
„imperator“
Gemeint ist vielmehr Majestas Sua Imperialis, s. ksl. Responsion an Frk., zu Art. 3
( Meiern I, 629 , letzter Absatz, beginnend Placet, ut), und Correlation des FR zu Klasse
II, III und IV der Repliken von 1646 IV 16/26, hier Konsultation über die III. Klasse
( Meiern II, 897 , zweitletzter Absatz, beginnend Nachdem man ).
durch diese difficultet von sich selbst fallen würde.
Pfalz-Lautern. (Absente Bavaro). Was diese umbfrag betreffe, sey er
zwar newligst nicht dargewesen, dahero er auch nicht eigentlich wiße,
waß damahls fürgelauffen oder in den abgelegten votis fürgekommen sey.
Halte aber wegen Pfalz Lautern dafür, daß die Kayserlichen herrn pleni-
potentiarii bey fernerer handtlung wol werden mittel und wege zu finden
wißen, sich mit den herrn Franzosen disfals zu vergleichen etc., und
stünde dahin, ob dieser punct gar uf die seite zu sezen oder also zu re-
stringiren, daß es ihr mayestät als erzherzogen von Österreich freystehe,
[der Krone Spanien beizustehen]. Sonst sey er wol der mainung, daß die
von den herrn Franzosen angeregte differenz nicht ohne consideration
sey, weil ia ein großer unterscheidt sich befinde, wan sich zwischen bey-
den cronen Franckreich und Spannien oder wan zwischen der cron
Schweden undt ihrer Kayserlichen mayestät oder wan zwischen dem gan-
zen Reich und der cron Schweden krieg entspinne, das er also dafürhalte,
man könne in diesem den Franzosen wol nachgeben, das man also dieser
difficultet auch abkommen möge.
Würzburg. Man habe zwar auch schon a parte Würzburg sich verneh-
men laßen und zu verstehen gegeben, daß man die Französische condition
nicht recht einnehmen könne, wie sie gemeinet sey, ob sie uf den kayser,
qua caesar est, oder allein als erzherzogen von Osterreich zielen . Dan
wan sie dahin gedeutet würde, daß der kayser alß kayser der cron Spanien
keine assistenz leisten solte, müste nohtwendig eine rechte aequalitet ge-
halten werden. Und wie nun die herrn Franzosen begeren, daß ihr maye-
stät quatenus caesar und das Reich in die kriege zwischen Franckreich
unnd Spanien sich nicht immisciren sollen, alß sey pillig, wan über ver-
hoffen imperator qua imperator et cum Imperio wieder die cron Schwe-
den krieg anfahen müsten, daß Franckreich sich deßgleichen obligire
oder, da sie deßen bedencken, man die clausul gar außlaße etc. Als erz-
herzogen aber sey ihr mayestät ohnedes in puncto foederum erlaubet, daß
sie cum exteris (modo ne contra Imperium) bündtniß machen möge, und
also auch mit Spanien. Man habe sich auch ohnlengst vernehmen laßen,
daß sölches iederzeit in Teutschland herkommens gewesen und niemand
in auswertiger potentaten dienste sich zu begeben verbotten worden.
Wan man nun sölches den herrn Franzosen repraesentirte, würden sie
sich wol zufriedengeben, wan sie verstünden, das imperator quatenus im-
perator der cron Spanien nicht assistiren solte, welches auch ohnedes daß
Reich nicht zugeben würde. So das er weiters nichts zu erinnern wüste,
als daß die clausul mit der vorgeschlagenen temperatur „una cum Impe-
rio“ oder „quatenus imperator“ gemiltert und declariret werden könte.
Magdeburg. Die vorgelegte frage betreffendt, halte er a parte Magde-
burg dafür, weil die Römische Kayserliche mayestät sich allergnedigst
erkleret, sonsten auch aus des Heyligen Römischen Reichs löblichen ver-
faßungen gnungsamb bekandt, das die iura pacis et belli vor ihr Römische
Kayserliche mayestät und sembtliche reichsstände gehören , so wolle
darauß unwiedertreiblich folgen, daß ihr mayestät wegen des ganzen
Reichs mit Spanien oder einigen andern cron[en] und republicen keine
foedera zu machen oder in fremte kriege sich einzumischen habe. Ob
aber dargegen von der cron Franckreich oder Schweden iure reciproco
hinwieder gefordert werden könne, auch unter sich keine foedera zu ma-
chen, so wolle hierunter zu consideriren sein, ob das ganze Römische
Reich ohne gegebene uhrsach Franckreich oder Schweden feindtlich an-
greiffen würde. Gleichwie aber dieses von dem Heyligen Römischen
Reich Teutscher nation gar nicht zu vermuten, also wolle man auch nicht
hoffen, daß die cron Franckreich das Heylige Römische Reich feindtlich
lacessiren unnd deßhalben einige bündtnüß machen könne oder werde.
Sonst sey auch des Burgundischen vertrags gedacht . Weil aber sölches
nur mehr difficulteten geben möchte, halte er an seiten Magdeburg dafür,
daß derselbe nur zu praeteriren, dan dadurch die friedenßtractaten nur
remoriret werden dürfften.
Unnd weil auch noch andere media assecurationis sich finden, so zwar
von den cronen nicht berüret und doch nohtwendig weren, so wolle die
notturfft erforderen, dieselben aniezo zu beobachten, weil man in alle
wege dahin sehen müste, das der friede wol gefaßet werden und bestendig
pleiben möge. Wie er dan dieselben
zuschicken sich anerbotte, damit sie nicht allein dem bedencken, sondern
auch dem verhoffenden friedenschluß einverleibet werden. Solten ihme
auch noch mehr assecurationspuncten beyfallen, wolle er dieselben ieder-
zeit zu erinnern unndt beyzubringen von seiten Magdeburg bedinget
unnd vorbehalten haben.
Basel. Wie Würzburg.
Pfalz-Simmern und -Zweibrücken. Wie Pfalz Lautern.
Sachsen-Altenburg. Könne sich in der proponirten quaestion mit
Magdeburg conformiren, und sey freylich, wie auch Würzburg angefüh-
ret, ein großer unterschiedt zu machen unter der assistenz, so imperator
ut imperator auswertigen potentaten leisten, und unter einem foedere, das
er mit denselben alß erzherzog machen müchte:
Soviel daß erste anbelanget, würde am besten sein, man erklehre sich, daß
sich imperator ut imperator et status neque directo neque per indirectum
den kriegen zwischen Franckreich und Spanien immisciren sollen, damit
sie auch zufrieden sein würden.
Halte aber fürs andere nicht dafür, das sie es auch von ihrer mayestät als
erzherzogen von Österreich begeren werden, weil ia die cronen selbst li-
bertatem foederum haben und im Heyligen Römischen Reich reduciren
reduciren bedeutet hier wiederherstellen, wieder einführen (s. [Nr. 105 Anm. 28] ).
wollen. Wie dan auch die alte Teutsche freyheit bekandt, unnd crafft der-
selben einem ieden fürsten unnd stande oder auch privatis einem oder
anderen auswertigen könige oder potentaten zuzuziehen vergönnet sey
Doch were sölches mit der cautel, wie der reichsabschied de anno 1570
vermag
Siehe Abs. [5] bis [7] des Speyerer RA von 1570: die von fremden Herrschern im Reich
angeworbenen Truppen dürfen nicht gegen oder zum Nachteil von Ks. und Reich verwen-
det werden ( ebenda, 1207f). Die im folgenden referierte Vorbehaltsklausel steht nicht
hier, sondern in der Handhabung des Landfriedens von 1495, die Braunschweig-Lüne-
burg anführt (s. Anm. 44).
Österreich der cron Spanien assistirete, sölches doch ohne schaden und
nachtheil des Römischen Reichs geschehe, auch daßelbe per indirectum
nicht immisciret werde. Dan einmahl sey gewiß, wie auch Österreich an-
gereget, das sich das Römische Reich in die Burgundische und Niederlän-
dische, wie auch in die Meyländische händel
Der vom span. Kg. eingesetzte Gouverneur im Hgt. Mailand hatte u. a. die Aufgabe, die
Passage von Mailand nach Flandern sicherzustellen. In die sich daraus ergebenden Kon-
flikte um das Alpental Veltlin hatte das Reich selbst formell nicht eingegriffen (obgleich
1635 ksl. Truppen im Veltlin gekämpft hatten), wohl aber war der Ks. in den Mantuakrieg
hineingezogen worden ( Ernst, 112, 133–143; Wendland, 79–96, 117–136, 158–167;
Tischer, 182; zum Mantuakrieg: [Nr. 101 Anm. 20] ).
Nachdem aber in den Kayserlichen resolutionibus unter andern des Bur-
gundischen vergleichs erwehnet worden , sey er mit Magdeburg der mai-
nung, man gedencke deßen nur gar nicht; dan weil die cronen nichts da-
von erwehnet, warumb wolten wir denselben anlaß geben, gemelten ver-
tragk zu examiniren unnd zu censuriren?
Lezlich und überdieses weren etliche assecurationspuncten von Magde-
burg proponiret worden. Nun sey zwar nicht ohne, daß die cronen in
ihren propositionibus nichts davon gemeldet, hergegen aber von Magde-
burg wol außgeführet, das uns obliege, das der friede wol und mit be-
stande gefaßet unnd pleiben möge. Gleichwie nun die versicherung eines
waren und rechtschaffenen friedens vornemblich in dreyen dingen beste-
het, als 1. in verbindung allerseits paciscirenden theile, 2. in removirung
aller contrariorum, 3. in coercition der contravenienten, so befinde er
diese capita assecurationis gleichsfals uf die drey stück wol eingerichtet
unnd weren mehrentheils auß dem Paßawischen vertrag wie auch auß
den Pirnischen conditionibus
denselben allerdings, wolle aber gleichergestalt noch fernere notturfft
oder erinnerungen fürbehalten haben.
Sachsen-Coburg. Die quaestionem propositam anbelangendt und wie
dieselbe von Magdeburg unnd Sachsen Altenburg resolviret worden, con-
formire er sich denselben allerdings.
Sonst sey auch von ihnen deß Burgundischen vertrags erwehnet und da-
bey wol erinnert, das ganz keine meldung davon zu thun, wie er dan der
mainung sey, daß nicht allein derselbe, sondern auch die ganze clausul
„salvis tamen [semper] i[ur]i[bu]s“ etc.
Dem Zusammenhang nach muß die Vorbehaltsklausel Salvis tamen semper Juribus aus
der ksl. Responsion an Frk., zu Art. 3 gemeint sein, in der auch der Burgundische Vertrag
genannt ist ( Meiern I, 629 , letzter Absatz, beginnend Placet, ut ; s. auch bei Anm. 18).
casion oder anlaß zu disputiren gebe.
Weil auch von Magdeburg gute erinnerungen wegen der assecuration ge-
schehen, so wolle er sich sowol mit dem voto als den assecurationsmitteln
selbst conformiren. Halte auch dafür, daß dieselbe nicht allein der corre-
lation , sondern auch dem künfftigen friedenschluß zu inseriren weren.
Mit vorbehalt fernerer erinnerungen etc.
Sachsen-Weimar, -Gotha und -Eisenach. Es sey von Würzburg
unnd anderen der unterschiedt unter ihrer mayestät alß Römischen kay-
ser und dan alß erzherzogen von Österreich wol ausgeführet, das nemb-
lich deroselben respectu dero hochlöblichen erzhauses Österreich die as-
sistenz oder confoederation nicht zu verwehren, doch cum cautela des
reichsabschiedts de anno 1570, wie Sachsen Altenburg erinnert. Dan
aber und wan dieselbe als Römischer kayser consideriret werden, man
sich deßen entweder gar begeben oder aber den punct nur außen laßen
müchte.
Im übrigen wegen des Burgundischen vertrags conformire er sich glei-
chergestalt mit Magdeburg und Sachsen Altenburg, weil der zustand im
Römischen Reich ohnedes also beschaffen, das dergleichen pillich nicht
zu moviren noch dadurch zu fernerer weiterung anlas zu geben.
Daß sonst auch der verlesenen assecurationspuncten sowol bey der corre-
lation alß dem haubtbedencken meldung geschehe und denselben inseri-
ret werden, halte er nicht allein für nötig, sondern wolle auch dieselbe
cum reservato fernerer notturfft approbiret und sich dißfalß mit Magde-
burg unnd Sachsen Altenburg conformiret haben.
Braunschweig-Lüneburg-Celle, -Grubenhagen und -Calen-
berg. Es sey nicht unpillich, das man darauf bedacht sey, wie im Heyli-
gen Römischen Reich dermahleinsten ein sicherer unnd bestendiger friede
getroffen werde. Könne sich dahero den mediis gar wol accommodiren,
sonderlich was Osterreich selbst pro expediente fürgeschlagen. Dan wan
imperator als imperator consideriret werde, in dem fal geben die reichs-
abschiede, sonderlich de anno 1495
Siehe Handhabung Friedens und Rechts § 7, Worms 1495 VIII 7: weder Kg. Maximilian
noch Ehg. Philipp von Österreich und Burgund wollen Krieg beginnen noch mit fremden
Nationen Bündnisse schließen, dy dem Reiche zu schaden, nachteil oder wider sein möch-
ten (RTA M. R. V/I,1 Nr. 356, 446–465, hier 457).
bey hette man wol zu pleiben, und wan man sich lediglich darauf bezöge,
so were den sachen schon gerahten. Solte man in specie von Burgund
meldung thun, müchten die herrn Franzosen auch von Meyländischen
sachen anfahen, welches beydes aber dem Römischen Reich nachtheilig
were. Halte also mit Sachsen Coburg dafür, daß die clausula „salvis tamen
[semper] i[ur]i[bu]s“ ganz aus- und bey der generalitet zu laßen sey, weil
durch sölche clausul die specialabhandtlung dieses puncts restringiret
werde und sölchergestalt alles in dubio verpleibe. Dan wan man es bey
dem reichsabschiede de anno 1495, 1555 und 1570 bewenden ließe, so
dürffte es keiner andern weitleufftigkeit oder distinction, es würden
auch die cronen von ihrem postulato abstehen unnd hoffentlich gerne ac-
quiesciren.
Ob und was man aber reciproce von den cronen begeren wolle, da halte
er dafür, das inter bella sowol alß foedera offensiva et defensiva zu distin-
guiren. Solte die Römische Kayserliche mayestät ohne oder mit zuthun
etlicher oder gesambter reichsstände die beyden cronen coniunctim oder
divisim offensive bekriegen, so könne man parti laesae keinen modum
defensionis fürschreiben. „Omnis enim ratio honesta est expediendae sa-
lutis“
sich ihrer defension halber nicht zu confoederiren. Das aber dieselben
sich zu keinen offensivis bellis wieder das Reich confoederiren, werde
von ihnen nicht unpillig gefordert, unnd würde ihnen hierunter die glei-
cheit unnd pilligkeit zu remonstriren sein.
Waß sonst die von Magdeburg verlesene assecurationspuncten betrifft,
weren dieselben der vernunfft, den rechten und der pilligkeit gemeeß
und meistentheils aus dem reichsabschiedt de anno 1548 gezogen
sey gewiß, wan der liebe Gott zu den tractaten gnade gebe und uns den
algemeinen wehrten friede wieder bescherte, so were pillig der landfriede
zu reduciren undt ohne einigen respect oder unterschied der religionen zu
mainteniren, allermaßen unsere löbliche vorfahren auch gethan und den-
selben, sonderlich im reichsabschiedt de anno 1555, gestifftet . Hette
man sölches ehe gethan oder demselben iederzeit nachgelebet, so were
Teutschland und wir alle in sölch iammer und noht nicht kommen, alß
wir leider dareingerathen. Approbire demnach sölche media assecuratio-
nis allerdings unndt thue gleichergestalt fernere erinnerungen reserviren.
Pommern-Stettin und -Wolgast. Könne sich mit der fürgekom-
menen distinction vergleichen unnd das man dieselbe kürzlich einrücke,
geschehen laßen. Doch das man in generalibus pleibe und zu particulari-
bus nicht anlaß gebe, insonderheit aber den Burgundischen vergleich
praeterire, iedennoch die von Sachsen Altenburg angeführte cautelam an-
nectire unnd sich uf den Regenspurgischen abschiedt de anno 1557 be-
ziehe, sölchergestalt, das, wan Österreich in abstracto mit Franckreich in
disputat unnd zwiespalt kommen oder Spanien assistiren müchte, wolte
daß Römische Reich der indemnitet
Zu indemnitet s. [Nr. 113 Anm. 87] .
lum pleiben unnd ihme keine gefahr zuwachsen möge.
Was die von Magdeburg proponirte assecurationspuncten anbelange,
hette er dieselbe inter legendum nicht allerdings einnehmen können etc.
Befinde zwar, daß dieselbe mehrerntheils aus den reichsabschieden ge-
nommen, bethe aber umb communication per dictaturam unnd wolle
sein votum dahin suspendiret haben.
Mecklenburg-Schwerin und -Güstrow. Wan man a parte Meck-
lenburg naturam pacis et belli ut et foederum considerire, befinde man,
daß imperator cum Imperio das ius pacis et belli coniunctim haben. Wan
nun ein Römischer kayser etwas darwieder handeln wolte, hette[n] das
Reich unnd deßen stände darumb zu sprechen unnd sölches nicht zuzu-
geben. Wan man aber insonderheit die foedera ansehe, were ia einem iedt-
wedern stande erlaubet, mit auswertigen cronen und potentaten bündt-
nüß zu machen, dahero sich die quaestio resolvire, daß auch Österreich
als Österreich solches macht habe, doch mit der Sachsen Altenburgi-
schen cautel und reservation, das der reichsabschied de anno 1570 in alle
wege beobachtet werde.
Wegen des puncti assecurationis hette er wargenommen, waß Magdeburg
dießfalß verlesen, und wiewol er es nicht alles assequiren können, so be-
finde er sie doch wol eingerichtet und den reichsabschieden gemeß, da-
hero er sich denselben mit vorbehalt fernerer erinnerung wol conformiren
könne. Dan wan Gott zu diesen tractaten gnade und glücklichen success
gebe, weren freylich alle mittel zur bestendigen versicherung wol in acht
zu nehmen unnd dieselben sowol der correlation als dem künfftigen
reichßbedencken einzurücken.
Baden-Durlach. Conformire sich der angeführten distinction, daß im-
perator quatenus imperator cum Imperio zu coniungiren und eo respectu
Spanien keine assistenz zu leisten habe. Als erzherzogen von Österreich
aber könne man ihme so weinig alß anderen ständen ius foederum ver-
wehren, doch mit der von Sachsen Altenburg allegirten cautela, das das
Reich neque directe neque per indirectum impliciret werde.
Im übrigen were des Burgundischen vergleichs zu gedencken unnötig und
undienlich, wie dan auch am besten, das man die clausulam generalem
„salvis tamen [semper] i[ur]i[bu]s“ ganz außen ließe.
Die media assecurationis betreffend, würde wol notig sein, das dieselbe
nicht allein der re- und correlation, sondern auch künfftig dem instru-
mento pacis inseriret werden. Wan nun dieselbe ad dictaturam kehmen
und communiciret würden, conformire er sich eventualiter, mit vorbehalt
fernerer notturfft.
Hessen-Darmstadt. Mit der von Würzburg angeführten distinction
könne er sich zwart conformiren, halte aber dafür, das man der disputa-
tion durch das von Braunschweig Lüneburg vorgeschlagene mittel wol
gar abkommen könne. Wan es nemblich bloß beim reichsabschied de
anno 1570 und 1495 verpleibe, so were auch des Burgundischen ver-
gleichs zu gedencken unnötig, weil’s doch darunter zu verstehen.
Soviel die von Magdeburgk verlesene assecurationspuncten anlanget,
hette er zwart nicht alles assequiren können, wolle sich denselben, soviel
als nötig unnd nüzlich, conformiren, im übrigen mit Pommern der com-
munication erwarten unnd fernere notturfft unnd erinnerungen reser-
viren.
Anhalt. Wie er a parte Pfalz vors beste gehalten, wan dieses disputat
ganz und gar könte praeteriret werden, also sey er wegen Anhalt eben
der mainung und wiederhole dißfals daß Braunschweigische Lüneburgi-
sche votum. Könne sich im übrigen auch mit den Magdeburgischen ver-
lesenen assecurationspuncten woll conformiren und wolle gleichergestalt
die notturfft vorbehalten.
Wetterauer Grafen. Ad quaestionem propositam könne man sich ih-
restheils mit den vorsitzenden wol conformiren und insonderheit mit
Braunschweig Lüneburgk, daß man in generalibus pleibe unnd sich nur
allein uf die reichsabschiede, sonderlich de annis 1570, 1495, fundire. Ad
clausulam assecurationis conformire er sich mit Magdeburgk, doch cum
reservato wie die vorsitzenden.
Österreichisches Direktorium. Es fallen zweyerley opinionen aus:
Die 1., es were den Kayserlichen herrn plenipotentiariis an die hand zu
geben, daß ad verba „sacra Caesarea maiestas“ hinzugesezet werde „una
cum statibus Imperii“, dieweil ia ihr Kayserliche mayestät sambt dem
Reich mit den beyden cronen paciscire. Sonsten aber gebe man ihrer
mayestät nicht maß, alß erzherzog von Österreich der cron Spanien oder
anderen zu assistiren und foedera zu machen, modo ne sint contra Impe-
rium und den reichsabschieden de annis 1555 und 1570 gemeeß.
Braunschweig-Lüneburg. Und 1495.
Österreichisches Direktorium. Addebat. Verstehe sich ohnedes
unter den worten: „modo ne sint contra Imperium“.
Die 2. meinung were diese, daß man die ganze clausul wie auch dieiennige
„salvis tamen i[ur]i[bu]s“ auslaße und sich simpliciter uf die reichs-
abschiede de annis 1495, 1555 und 1570, crafft deren man gnungsamb ver-
sichert sey, beruffe, unndt das im übrigen derer von Magdeburgk uber-
gebenen assecurationsclausuln
vorbehalt zu gedencken.
Sachsen-Altenburg. Müsten demselben inseriret werden.
Magdeburg. Ponatur: „bey schlißung des friedens vorbehaltlich“.
Österreichisches Direktorium. Verstehe sich ohnedes.
II. Gleich anfangs ad articulum 1 propositionis Suedicae, welches sie, [die
Schweden], in ihrer replica classe tertia wiederholen, begeren sie, das die
worte „occasione huius belli“ ausgelaßen werden müchten, weil sie dahin
könten verstanden werden, alß wan man hiernegst unter einem andern
praetext zwischen ihr mayestät, dem Reich unnd der cron Schweden
nahe oder ferne etwas anzuschüren gemeinet were
Nach der ksl. Responsion an Schweden (zu Art. 1, s. Meiern I, 619 ) soll keine Ursache
und kein Vorwand des gegenwärtigen Krieges ( vel prætextu ex hoc bello) Ursache künf-
tiger Feindschaft sein; alle durch den gegenwärtigen Krieg ( occasione huius belli) entstan-
denen Rechtsverletzungen sollen vergessen und aufgehoben sein. In der schwed. Replik
wird die Auslassung beider Wendungen gefordert, da sie den Eindruck erweckten, als
wolle der Ks. unter einem anderen Vorwand Krieg beginnen, s. Klasse III,1, schwed. Pro-
tokoll ( Meiern II, 198 ), undeutlich im ksl. Protokoll ( ebenda, 189).
ob die wort auszulaßen oder waß sonst einzurahten.
Österreich. Soviel man diß ohrts die wort betrachtet, haben sie den
verstandt nicht, den ihnen die Schwedischen imaginiren, undt sey ex 1.
et 2. articulo zu ersehen, daß dieselben einander fast gleich sein etc.
Art. 1 der ksl. Responsion an Schweden (s. vorige Anm.) behandelt die Beendigung des
Krieges, Art. 2 den Friedensschluß ( Meiern I, 624 ).
Wan man nun den ersten außlaßen wolte, würde es der wort nicht be-
dürffen etc. Solte er aber auch gleich gesetzet werden, sehe er doch nicht,
warumb man diesen worten stricte inhaeriren wolte, sintemahl die tracta-
ten de subiecta materia zu verstehen etc. Halte also dafür, die herrn Kay-
serlichen werden leichtlich ein remedium finden unnd sich hierunter er-
zeigen können etc.
Pfalz-Lautern. Obzwar ex parte Pfaltz Lautern genzlich dafürgehal-
ten wirdt, daß allen nach dem frieden verlange unndt künfftig ein ieder
sich vor krieg und tumult hüten werde, die sache auch also beschaffen,
daß, wie Österreich angeführet, die wordt den verstandt nicht haben,
den die herrn Schwedischen besorgen, iedennoch halte er auch dafür, das
dieselben zu gewinnung der zeit nurt auszulaßen sein etc.
Würzburg.
binden, sondern darauf zu sehen, wie der liebe friede befordert unndt be-
schleuniget werden möge. Halte demnach dafür und könne wol gesche-
hen laßen, daß die wort (wiewol dieselben den von Schwedischer seiten
eingebildeten verstand nicht hetten) zu verhüetung zweifels unndt dis-
putats nur ausgestrichen werden.
Magdeburg. Obwol diese wort „occasione huius belli“ keinen unglei-
chen verstandt haben, sondern, wie Österreich angeführet, de subiecta
materia zu verstehen, weil sie aber Schwedischentheils für obscur gehal-
ten werden oder daß sie sonst ambiguitatem nach sich tragen müchten, so
könten sie wol außgelaßen werden, und wolle er sich disfalß mit Öster-
reich, Pfalz unndt Würzburg conformiren.
Basel. Wie Würzburgk.
Pfalz-Simmern und -Zweibrücken. Wie Pfalz Lautern.
Sachsen-Altenburg. Die wort „occasione huius belli“ könten so und
auch so gedeutet und außgeleget werden. Weil nun die herrn Schwedischen
dafürhalten, daß sie ambigua sein, an sich selbst auch gar nichts importiren,
so könne man sie nur ausstreichen, zumahl die cron Schweden auch mei-
nen müchte, alß wan sie ad restrictionem termini amnistiae zieleten
In der ksl. Responsion an Schweden, zu Art. 1, ist das Jahr 1630 als Kriegsbeginn genannt
( Meiern I, 619 ); s. dazu S. 347f Z. 34f., 1f.
Sachsen-Coburg. Wie Sachsen Altenburg.
Sachsen-Weimar, -Gotha und -Eisenach. Auch also.
Braunschweig-Lüneburg-Celle, -Grubenhagen und -Calen-
berg. Nicht allein hierin, sondern allenthalben hette man uhrsach, daß-
iennige auszulaßen unndt auß dem wege zu reumen, waß einiges disputat
machen und veruhrsachen könte, sonderlich aber diese wort, weil sie
doch nichts importiren, zumahln wol andere haubtfragen weren, so die
zeit beßer meritirten. Die worte könten zwar guten sensum admittiren,
weil aber doch einiges dubium oder ambiguitet sich dabey finde unnd
die cron Schweden es begere, so möchte man sie nur gar auslaßen, damit
man soviel weiniger anlaß zu disputiren gebe. Sonst were wahr, wie
Würzburg angezogen, wer krieg erregen unnd nicht friede halten wil,
kan doch leicht eine occasion unndt praetext finden, unnd [man] darf sie
nicht eben hier sezen oder vorbehalten.
Pommern-Stettin und -Wolgast. Die wort „occasione“ etc. gehen
uf den terminum amnistiae 1630. Weil nun sowol die cronen alß stände
denselben weiter extendiret haben wollen , so weren sie pillich außzu-
laßen.
Mecklenburg-Schwerin und -Güstrow. Sey auch der mainung
wie Österreich und andere, daß man die wort propter ambiguitatem nur
außlaßen müchte.
Baden-Durlach. Idem.
Hessen-Darmstadt. Weil diese wort nicht eben nötig unnd hergegen
suspicion erregen müchten, so künte man sie nur außlaßen.
Anhalt. Wie Pfalz.
Wetterauer Grafen. Mit den vorsizenden.
Österreichisches Direktorium. Pleibe dabey, das die wort nur auß-
zulaßen.
III. Ferner in eadem classe III [der schwedischen Replik] ad articulum 12
propositionis Gallicae
Irrtum; die schwed. Replik bezieht sich tatsächlich auf die ksl. Responsion an Schweden,
zu Art. 17 ( Meiern II, 189 , zweiter Absatz, beginnend So viel im uebrigen; ksl. Respon-
sion , zu Art. 17: Meiern I, 622 ).
zeit, indeme sie, [die Kaiserlichen], sezen, das man sich hinc inde de assi-
stendo parti laesae verbinden, doch zu verhüetung bluhtvergießens erst
die sachen amicabiliter zu vertragen bemühen und zu sölchem ende gewi-
ßer zeit vergleichen solte. Weil nun aber dergleichen terminus weder von
den herrn Kayserlichen noch von den beyden cronen ernennet worden, so
frage sich, waß a parte statuum dißfals einzurahten.
Österreich. Die streitende cronen und partheien weren so weit vonein-
ander entseßen, daß wol ein laxior terminus erfordert würde. Müchte da-
hero im fürstenraht wol eine zeit ernennet werden, die baldt den Schwe-
dischen zu kurz, baldt Franckreich nicht angenehm were, zumahl wan
auch das Spanische compositionswerck darzugezogen werden solte. Halte
derowegen dafür, daß dieser punct den Kayserlichen herrn plenipotentia-
riis, mit den cronen deswegen zu handtlen undt sich ufß bequemeste zu
vergleichen, heimbzugeben.
Pfalz-Lautern. Hette es wegen Pfaltz dahin eingenommen, waß für
ein termin zu vergleichung einfallender streitigkeiten zu setzen. Nun sey
nicht ohne, wie Osterreich angeführet, daß die partheyen weit vonein-
ander entseßen. So könten auch die materiae tractandae diversae naturae
und eine schwerer alß die andere sein, daß also auch eine mehr zeit als die
andere erfordern möchte. Conformire sich also zwart mit Österreich, daß
man diesen punct den herrn Kayserlichen committiren unnd heimbstellen
müchte, doch das hiernegst propter commune interesse fürsten und stän-
den nachricht von demiennigen, waß bey der handtlung fürgehe, gegeben
und ihnen ihre erinnerungen beyzubringen verstattet werde.
Würzburg. Wie Österreich.
Magdeburg. In der vorgelegten frage, waß nemblich für eine zeit zur
gütlichen vergleichung vorfallender irrungen zu bestimmen, conformire
er sich mit Pfalz Lautern.
Basel. Wie Würzburgk.
Pfalz-Simmern und -Zweibrücken. Wie Pfalz Lautern.
Sachsen-Altenburg. Was die zeit anbelange, conformire er sich mit
Pfalz. Halte aber dafür, daß nicht allein de tempore, sed et de modo et
forma compositionis zu reden sey. Dahero dan gleichergestalt den herrn
Kayserlichen an die hand zu geben, daß sie auch ein gewiß model mitein-
ander abreden müchten, [denn] sonst, wan man gleich uf den begebenden
fal (da Gott vor sey) der zeit halber einig were und aber sich nicht auch
des modi halber verglichen hette, würde wol alles umbsonst unnd ver-
gebens sein.
Sachsen-Coburg, Sachsen-Weimar, -Gotha und -Eisenach.
Wie Sachsen Altenburgk.
Braunschweig-Lüneburg-Celle, -Grubenhagen und -Calen-
berg. Halte seinestheils propter rerum diversitatem dafür, daß ganz
keine zeit hierunter zu benennen. Dan wan zwischen den ständen im
Reich irrungen unndt mißverstände sich ereugen, were desto leichter zur
vergleichung zu kommen unnd aus denen Magdeburgischen mediis asse-
curationis zu nehmen. Wan man es aber mit den außwertigen cronen oder
dieselben unter sich zu thun bekehmen, so würde wol lengere zeit dazu
gehören. Sey also gar gut, wie es die herrn Kayserlichen gesetzet, und
könte nur dieses hinzugethan werden,
get befünde, [man] doch nicht stracks arma arripiren, sondern [es] vor-
hero denen anverwanten notificiren solle. Alßdan würde sich’s mit der
zusammenschickung wol geben, und alßdan könte auch ein gewißer ter-
min pro partium et causae qualitate gesetzet werden. Noch zur zeit aber
were es propter rerum diversitatem nicht möglich, sondern würde ratione
temporis et modi daß beste expediens sein, wan man nur in genere sich
reciproce verobligire, einiger offension sich nicht alsbaldt zu opponiren,
sondern erst der güte zu erwarten. Stelle es entlich zwar dahin und wolle
den maioribus unnd was die herrn Kayserlichen und königlichen abge-
santen, auch chur-, fürsten und stände für gut befinden werden, sich
gerne conformiren, halte aber dafür, die benennung der zeit werde a rebus
ipsis, die sich einen und anderen ohrts ereugnen müchten, dependiren.
Pommern-Stettin und -Wolgast. Befinde selbsten, daß nicht wol
eine gewiße zeit zu determiniren, sondern pillich darnach, alß die sache
leicht oder schwer, zu richten. Dahero [sei] den herrn Kayserlichen ein-
zurahten, das sie nicht alspaldt uf eine gewiße zeit, sondern zuvorderß
von den pacificationsmitteln handeln müchten. Wegen des modi aber
were ihnen zum bedencken an die handt zu geben, wie Sachsen Altenburg
unnd Braunschweig Lüneburg votiret, daß der beleidigte theil es erstlich
an gehörige ohrt gelangen unndt güetliche handtlung pflegen laße, ehe er
zu den waffen greiffe, nam „omnia prius experiri verbis quam armis sa-
pientem decet“ . Wan aber eine sache ie zu sölchen desperatis terminis
komme, das keine güetliche handtlung oder vergleich helffen wolte, so
weren doch die iura gentium zu observiren und der krieg ordinario
modo per clarigationem anzukündigen
Gemäß dem ius ad bellum (der Lehre von den rechtlichen Bedingungen, unter denen ein
Krieg begonnen werden darf) mußte ein Krieg öffentlich durch eine formelle Kriegserklä-
rung ( clarigatio) angezeigt oder angesagt werden. Im 17. Jh. geschah dies meist durch ein
Manifest, das die legitimierende Begründung der geplanten militärischen Operationen
enthielt ( Steinlein, 33f.; Repgen, Kriegslegitimationen, 33–47; Duchhardt, Krieg, 20f;
Repgen, Geschichtsschreibung, 33).
tione personarum et temporum nach erkendtnüß der mediatorum oder
interponenten wol finden, damit also gefehrliche diffidationes verhüetet
werden und nicht der unschuldige mit dem schuldigen leiden müße.
Mecklenburg-Schwerin und -Güstrow. A parte Mecklenburg
stimme er Sachsen Altenburg zu und halte dafür, daß sowol tempus als
modus den herrn Kayserlichen zu committiren.
Und sölches auch wegen Baden-Durlach, weil derselbe anderer ge-
schefften halber ehe auß dem raht gehen müßen unnd ihme das votum
aufgetragen hette.
Hessen-Darmstadt. Ratione temporis conformire er sich mit Öster-
reich, doch das, wie Anhalt erinnert, vor dem schluß fürsten unnd stän-
den relation geschehe; ratione modi aber mit Sachsen Altenburgk.
Anhalt. Ratione temporis wie Pfalz, ratione modi wie Sachsen Alten-
burgk.
Wetterauer Grafen. Conformiren sich mit Pfalz, Sachsen Altenburg,
Braunschweig Lüneburg und gleichstimmenden.
Österreichisches Direktorium. Es habe durchgehend diese mei-
nung: Es sey den Kayserlichen herrn plenipotentiariis einzurahten, das
sie mit den cronen nicht allein de tempore, sondern auch de modo güet-
licher composition, ehe man zu den waffen schreite, tractiren und was
hierinnen erhandelt, fürsten und ständen zu fernerer erinnerunge commu-
niciren wolten.
IV. Begehren die Schwedischen, das bey den worten articuli 17 proposi-
tionis Caesareae „teneantur una et altera pars et utriusque partis foedera-
ti“
Siehe schwed. Replik, Klasse III,2 ( Meiern II, 189 , zweiter Absatz, beginnend So viel im
uebrigen ), und ksl. Responsion an Schweden, zu Art. 17 ( Meiern I, 622 ). Das Zitat lautet
nach der ksl. Responsion genau: teneantur tam una quam altera Pars, ita utriusque Partis
Fœederati.
dißfals für ein remedium zu ergreiffen.
Österreich. Soviel man aus diesem dubio ersiehet, vermeinen die
Schwedischen, daß unter den worten „una vel altera pars“ die stände
nicht mit begriffen werden. Weil man aber öffentlich siehet, daß ihr
mayestät nicht allein, sondern gesambter handt nebst den ständen tracti-
ren, so werden ia unter dem wordt „una“ auch die stände mit verstanden,
weil ihr mayestät selbst ohne die stände nicht zu handeln begeren, quia
nullus imperator est sine statibus etc. Dahero unnd weil ihr mayestät
pro una parte genennet, werde es keine difficultet haben. Solte man aber
a parte Suecica darauf beharren wollen, hette man Österreichischentheils
kein bedencken, daß alle expressim unnd nominatim oder in genere be-
nennet werden müchten.
Pfalz-Lautern. Ex parte Pfalz Lautern wiße man zwar nicht, was die
herrn Schwedischen zu diesem postulato bewogen, vermuete iedoch, das
sie vielleicht uf dasiennige, waß sie classe prima, an bellum contra Impe-
rium gesserint, disputiret
Siehe schwed. Replik, zum Prooemium der ksl. Responsion ( Meiern II, 184 ), und dazu
die Beratung im FRO am 6. Februar 1646 (Nr. 97, erste Umfrage).
daß hochlöbliche Osterreichische votum dahin gehet, daß ihnen uf allen
fall mit einrückung unndt benennung der stände zu gratificiren, wolle er
demselben sich dißfals conformiret haben.
Würzburg. Man halte a parte Würzburg dafür, daß dieser difficultet
leicht abzuhelffen unnd die cron Schweden sich damit werde ersettigen
laßen, wan es hierunter also wie sonst uf reichstagen unnd in verfaßung
der reichsabschiede gehalten werde. Da man nemblich den eingang ge-
meiniglich also machet: Wir, Ferdinandt etc., haben unß mit chur-, für-
sten unndt ständen etc.; bey der subscription aber die benennung aller
derselben, so zur stelle gewesen, zu folgen pfleget
Die RA beginnen mit Titulatur, Publikationsformel, einem Rückblick auf Vorgeschichte
und Verlauf des RT , einer Bemerkung über das Erscheinen aller Reichsstände und/oder
einer Willensbekundung des Ks.s zu Beratung und Beschlußfassung unter Mitwirkung al-
ler Reichsstände. Danach steht die nach Kurien gegliederte Aufzählung der Namen (nicht
der Unterschriften) aller vertretenen Reichsstände ( Aulinger, 255f; Hoke, 519ff).
auch hier geschehe, so weren ia die stände gnungsamb benennet etc., zum
fal man aber ie dieselben speciatim nennen und erzehlen wolte, laße er
ihme sölches auch nicht entgegen sein.
Magdeburg. Magdeburgischentheils könne er zwart auch nicht wißen,
waß die herrn Schwedischen zu dieser difficultet bewogen, weil aber kein
bedencken, die stände zu denominiren, conformire er sich mit Würzburg,
daß nemblich derselben modo in Imperio solito „chur-, fürsten unnd
stände“ müchte gedacht werden.
Basel. Wie Würzburgk.
Pfalz-Simmern und -Zweibrücken. Wie Pfalz Lautern, mit der er-
leuterung wie Würzburg.
Sachsen-Altenburg. Auß was uhrsachen die herrn Schwedischen es
bey diesem punct begeret, daß sey aus ihrem prothocol
Siehe schwed. Replik, schwed. Protokoll, Klasse III,2 ( Meiern II, 198 ).
per hoc passu etc. verlase, zu ersehen. Komme also in fine, wie Pfalz an-
gereget, dahin, daß die herrn Schwedischen sagen, sie hetten mit dem
Reich nichts zu thun , wie sie dan auch die stände nicht pro una vel altera
parte, sondern pro tertiis intervenientibus hielten. Dahero nicht gnug sey,
das ihre mayestät allein, sondern auch die stände genennet werden.
Waß den Würzburgischen vorschlag antreffe, besorge er, die herrn
Schwedischen werden dabey nicht acquiesciren noch sich derselbe practi-
ciren laßen. Dan es lieffen puncta mit ein, so die stände nicht angehen,
unnd also auch deren benennung unnötig sey. In denen sachen aber, die
sie mit betreffen, würde ihrer auch gedacht werden müßen, jedoch nicht
eben nominatim, dan das begere man an Schwedischer seiten nicht, son-
dern nur in genere, etwan mit diesen worten: „una cum statibus“.
Österreichisches Direktorium. So müste man sezen: „tam impera-
tor et status ut una“.
Sachsen-Coburg. Wie Sachsen Altenburg. Res sey in aperto, daß sie
nemblich die stände nicht pro belligerantibus, sed interessentibus halten.
Sachsen-Weimar, -Gotha und -Eisenach. Die ratio sey schon vor
ihme angezogen und ohnedas aus dem Schwedischen prothocollo clahr.
So sehe er auch nicht, daß sie specialem omnium statuum enumerationem,
sondern nur universorum mentionem begeren.
Braunschweig-Lüneburg-Celle, -Grubenhagen und -Calen-
berg. Befinde in den votis keine sonderbare discrepanz. Wolte fast wie
Würzburg dafürhalten, sie würden dabey acquiesciren; dan ob sie wol daß
absehen, wie Sachsen Altenburg angeführet, haben mögen, wan es aber
doch also wie auf reichstägen gehalten werde, so lauffe es uf eines hinnaus
und könten sie wol damit zufrieden sein. Ratione personarum were gar
nicht nötig, alle anfangs oder in contextu zu enumeriren, sondern were
gnug, wan es in subscriptione geschehe.
Pommern-Stettin und -Wolgast. Es sey nicht ohne, daß, wie Sach-
sen Altenburg angeführet, der contextus protocolli gebe, wohin ihre in-
tention gehe, und stünde dahin, ob sie darauf beharren müchten, daß ge-
wiße stände a parte sua stehen unnd neben ihnen unterschreiben solten.
Iedoch wolte er sich mit Würzburgk darin vergleichen, daß die herrn
Kayserlichen sondiren müchten, ob sie es nicht bey dem reichsherkom-
men wolten verpleiben laßen. Es stünde doch den anderen souverainen
potentaten frey, ob sie sich bey ihr mayestät oder bey die cronen sezen
wolten, immaßen es auch bey der Pohlischen pacification
Pohlisch ist eine alte bzw. mundartliche Form für Polnisch ( Grimm XIII, 1986 s. v. pol-
nisch ). Gemeint ist der schwed.-polnische Waffenstillstand von Stuhmsdorf, den d’Avaux
vermittelt hatte ( [Nr. 113 Anm. 80] ; Tischer, 80, 106; in der polnischen, für Schweden aus-
gefertigten Urkunde hat d’Avaux nach fünf polnischen Unterhändlern unterzeichnet: ST
V.2, 342).
den. Auf sölche erkündigung weren fürsten unnd stände weiter zu ver-
nehmen, unnd pleibe man pillig bey dem reichsherkommen.
Mecklenburg-Schwerin und -Güstrow. Wie Würzburg unnd
Braunschweig Lüneburgk etc., sowol ratione Mecklenburg Schwerin und
Gustraw als wegen Baden-Durlach.
Hessen-Darmstadt. Halte wie Magdeburg, Würzburg und Braun-
schweig Lüneburg etc. dafür, es were den herrn Kayserlichen an die
hand zu geben und durch dieselbe den cronen zu remonstriren, daß sie
ohnedeß durch dasiennige, waß reichsherkommenß, gnug versichert we-
ren. Wan sie aber ie nicht acquiesciren wolten und damit sie die Deutsche
aufrichtigkeit sehen, könten die wort, so Sachsen Altenburg vorgeschla-
gen, oder etwan dieseß: „et universi status“, bey diesem articul hinneinge-
rücket werden.
Anhalt. Wie Pfalz.
Wetterauer Grafen. Conformirten sich mit Sachsen Altenburg und
Heßen Darmbstat, daß nemblich dergleichen wort beyzurücken etc., wie
imgleichen mit Braunschweig Lüneburg, daß durch die herrn Kayserli-
chen bey den cronen zu vernehmen, damit ihnen ein gnügen geschehe.
Österreichisches Direktorium. Die mainungen fallen durchgehendt
dahin, es were den herrn Kayserlichen einzurahten, sie müchten die cro-
nen dahin disponiren, daß sie es beim herkommen in subscription der
reichsabschiede bewenden laßen. Solten sie aber ia so große difficulteten
machen unnd die benahmung noch weiter instendig begeren, were dahin
zu sehen und die wort so einzurichten, daß „imperator una cum statibus
pro una parte“ gesezet werde.
Nach sölchem concluso gefielen etliche discursus von Pommern unnd
anderen pro et contra, waß nemblich die herrn Schwedischen für inten-
tion bey diesem begeren gehabt unnd ob ihre mainung dahin gehe, das
theils stände gleichsamb alß ihre assistenten bey ihnen stehen unnd neben
ihnen die instrumenta pacis subscribiren solten.
Österreichisches Direktorium. Wiße bey dieser class keine quae-
stion oder differenz mehr übrig, derowegen bey negster session zur vierd-
ten class geschritten unnd die darinnen befindtliche fünff kleine difficul-
teten in consultation gezogen werden könten.
Sub finem entschüldigte er gar hoch, daß Heßen Caßell nicht were mit zu
raht angesaget worden mit contestation, daß sölches nicht mit willen oder
vorsaz, sondern auß vergeßen unndt versehen nachgeblieben were, so
aber alsoforth beim Churmaynzischen directorio erinnert unnd hiernegst
ihme gleich andern ständen angesaget werden solte.
Wormit also diese einundzwanzigste session geendiget und aufgegeben
wurde.