Acta Pacis Westphalicae III A 3,3 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 3. Teil: 1646 / Maria-Elisabeth Brunert
Österreichisches Direktorium. Praemissis praemittendis, dieweil
bey negster session verlaßen , diesen tag in berahtschlagung zu ziehen,
wie man zur re- und correlation füglich zusammenkommen könte, damit
nicht wegen zertheilung der collegiorum einige difficultet entstünde, so
stelle er zu der herrn abgesanten beliebung, ob sie sich vor izo darüber
wolten vernehmen laßen.
Österreich. Sey anfengklich bekandt, waß sonst uf reichs- und deputa-
tiontagen für ein modus re- et correferendi gehalten werde, da 1. daß
churfürstliche collegium dem fürstenraht in pleno ihre aufgesetzte relati-
on, der fürstenraht 2. hingegen seine correlation ablesen ließe, hierauff 3.
die beyden collegia sich einer mainung verglichen, folgents 4. beyde,
chur- und fürstliche collegia, dem stäteraht davon referirten, die stäte her-
gegen 5. correferirten, lezlich aber 6. ein gemeiner schluß gemachet und in
forma eines reichsbedenckens übergeben würde. Nun were zu wunschen,
das es also auch itzt gehalten werden künte. Aber weil die collegia in sich
zertheilet und also dieser modus nicht wol möglich oder practicabel
scheine, so were darauf zu gedencken, waß sonst für ein anderer modus,
darnach zu accommodiren.
Wan man nun 2. für gut befunde, das uf eine sölche zeit die collegia an
einem ohrt zusammenkehmen, were es soviel desto beßer, und könte der
alte hergebrachte modus desto leichter gebrauchet werden.
3. Künte auf dem fall, do auch diß nicht practicabel, die re- unnd correla-
tion per deputatos geschehen.
4. Möchte auch dieses ein modus sein, das die re- und correlation erst
drüben geschehe und hernach an das Churmaynzische directorium her-
übergeschicket, hier aber deßgleichen geschehe und also doppelte re-
und correlation gehalten würde.
5. So stünde auch dahin, ob die re- und correlation etwan beyder ohrten
schrifftlich abzufaßen, hinc inde zu communiciren unndt zu verlesen, da-
mit man die habende erinnerungen erforsche unndt beytrüge, welcher
modus aber viel communicationes und correcturen nach sich tragen und
den directoriis daß werck zimblich schwer machen müchte.
Doch stelle er alles zu fernerm nachdencken, und welchen modum sie
beliebeten, deme wolle man sich von wegen Österreich gerne accommo-
diren.
Bayern. Hette auch nachgedacht und soviel befunden, daß wegen tren-
nung der collegiorum fast unmöglich sein würde, zur re- und correlation
zu gelangen. Dan obwol ein mittel sein müchte, das es schrifftlich gesche-
he, oder auf eine alternation zu gedencken, so das man entweder alzumahl
oder per deputatos alternatim hier oder zu Münster oder in loco tertio
zusammenkehme, befünde er doch, daß alle diese modi große difficulte-
ten, weitleufftigkeit unndt zeitverlierung geben würden, da doch der be-
trübte zustandt des geliebten vaterlandes schleunige beforderung deß frie-
dens erfordere. Halte also dafür, man habe sich umb die re- und correla-
tion nicht so sehr zu bekümmern, alß in materia re- et correferendi fort-
zufahren undt hernach sub finem eine haubt-re- und correlation sive in
pleno, sive per deputatos in loco alterutro vel tertio anzustellen, davon
unterdeßen, bis man mit allem fertig würde, zu reden und zu vergleichen
stünde.
Würzburg. Man befinde nicht weiniger a parte Würzburgk bey dem
modo re- et correferendi, man erkiese, welchen man wolle, große difficul-
teten. Denen allen könte vorgebawet werden, wan die collegia an einen
ohrt weren zu bringen gewesen. Weiln es aber nun nicht wol müglich,
sondern einmahl also angefangen, so würde es wol dabey pleiben unndt
derowegen uf einen andern modum zu gedencken sein. Nun weren von
Österreich und Bayern deren etliche enumeriret, befünde aber in allen
weitleufftigkeit und langsambkeit, das er schier den besten darunter nicht
finden oder außlesen könne, man wolte dan, wie Bayern vorgeschlagen,
alle sachen in eine relation zusammenkommen laßen, in erwegung, daß
sonst ebensoviel zeit zu einer iedwedern gehören alß zur gesambten re-
und correlation erfordert werden müchte. Welches er aber doch nur zur
erinnerung, ob ambages undt weitleufftigkeit vermitten werden müch-
ten, unndt gar nicht, [um] andern hierunter etwas fürzuschreiben, wolle
angeführet und daßelbe also aufzunehmen gebeten haben.
Magdeburg. Daß hochlöbliche Österreichische directorium habe pro-
poniret, wasgestalt newligst veranlaßet worden, anizo super modo re- et
correferendi zu deliberiren, wie dan auch hochgedachtes directorium
selbst fünff unterschiedene modos fürgeschlagen. Nun befinde er zwart
auch a parte Magdeburgk, daß es zimblich intriciret und vielen difficulte-
ten unterworffen, entlich aber wol auf drey von Österreich auch berührte
wege hinnauslauffen müchte: Daß nemblich die re- und correlation ent-
weder mündtlich an einen ohrt oder aber in schrifften oder per deputatos
geschehe.
Weil es nun propter loci distantiam et collegiorum divisionem mündtlich
nicht wol müglich, auch großer verzögerung unndt weitleufftigkeit unter-
worffen sein würde, wan man sich schrifftlich vergleichen solte, so
scheine wol der negste weg zu sein, wan es per deputatos werckstellig
gemachet werden müchte. Demnach aber auch denselben schwerlich
gnungsame volmacht und instruction aufgetragen unndt gegeben werden
kan, auch zu besorgen, daß es an vergleichung einer einhelligen mainung
ermangeln dürffte, alß halte er von seiten Magdeburg das bequembste zu
sein, hiesiger chur-, fürsten unnd städte sive concordantia, sive discordia
vel etiam in singulari materia singularia vota unnd gutachten zusammen-
zutragen, nach Münster zu schicken unndt von chur-, fürsten und stän-
den daselbst zu vernehmen, ob sie sich darmit conformiren wolten.
Solte sölches geschehen, hette es seine maße, wo aber nicht und do sie auf
der mainung, wie newligst verlesen
serlichen herrn plenipotentiariis die hiesigen gefallenen vota absonderlich
übergeben unndt außgestellet werden. Dan weil er wahrgenommen, daß
alle der herrn Münsterischen rationes dem newligst abgelesenen aufsaz
Gemeint ist der 1. Entwurf der Correlation des FR zu Klasse I der Repliken. Richtersber-
ger hatte ihn am 21. Februar 1646 verlesen (s. [Nr. 106 Anm. 3] ).
nervose eingerücket, so wolle die notturfft erforderen, daß auch evan-
gelischentheils dergleichen gutachten mit seinen rationibus aufgesetzet
und dem hochlöblichen Österreichischen directorio ubergeben werde,
mit bitte, sölches gleichfals verbotenus und würcklich einzubringen.
Wiedrigenfalß und do es nicht geschehe, würden die herrn evangelischen
nicht zu verdencken sein, ihre gedancken selbst zuhauffe zu tragen und an
gehörige ohrte mit gebührendem respect absonderlich zu übergeben.
Wolle man aber alhier mit den herrn churfürstlichen, fürstlichen und
reichsstätischen abgesanten re- und correlation antreten, laße er ihme söl-
ches nicht mißfallen, sondern könne damit wol einig sein.
Basel. Wie Würzburg.
Sachsen-Altenburg. Vom hochlöblichen directorio sey wol undt
umbstendtlich erzehlet, wie sonst uf reichstägen re- und correlationes
pflegen gehalten zu werden. Dabey auch wol erinnert, das sich’s anizo
bey dieser zusammenkunfft, da die collegia dividiret, nicht wol werde
practiciren laßen noch darzu zu gelangen sein. Dahero pillich uf ein sölch
remedium unnd expediens zu gedencken, welches 1. dem gewöhnlichem
modo re- et correferendi am negsten und 2. die weinigste zeit verliere
unndt hinwegnehme. Nun weren unterschiedene vorschläge ins mittel
kommen, unnd sey anfangs woll zu wünschen, das man an einem ohrt
beysammensein und beysammenpleiben könte. Es were aber sölches gar
nicht zu hoffen, weder das man in loco alterutro oder an einen dritten
ohrt zusammenkommen wolte. Das obstaculum were bekandt, daß es
die cronen durchaus nicht zugeben, sondern von welchen ohrte die stände
sich moviren wolten, dieselbe cron oder alle beyde es ihnen für einen de-
spect achten undt aufnehmen würden. Per deputatos müchte es weitleuff-
tigkeit geben, dan sie würden es doch nur ad referendum annehmen und
also aus einer re- unnd correlation zweyne erfolgen etc. So wolle sich’s
auch schrifftlich nicht thun laßen, dan es were zu besorgen, es müchte die
schrifftliche re- unnd correlation alzu weitleufftig werden. Halte derowe-
gen unvorgreifflich, wie Magdeburg, am besten zu sein, das, wan die erste
classis
Gemeint ist: Klasse I der schwed. Replik von 1646 I 7 ( Meiern II, 185 ff).
gestellet werde, desgleichen dan die herrn Münsterischen auch thun kün-
ten. Und demnach natura tractatuum [es] anders nicht zulaße, alß daß alle
vorschläge, so hinc inde ins mittel kommen, zusammengetragen werden,
so würde wol am besten sein, beyde bedencken, sowol das hiesige alß das
Münsterische, den herrn Kayserlichen zu übergeben. Dan obwol sölches
etwas newes und ungewöhnliches zu sein scheinete, so ginge doch bey
diesen tractaten viel dinges extra ordinem für, das man nicht nach der
alten weise reguliren könte, wie dan unter andern zuvor auch nicht her-
kommens gewesen, das die collegia sölchergestalt wie itzo an zweyen
ohrten weren zertheilet gewesen. Daß also nicht sowol darauf, was etwan
new, sondern waß practicabel sey, zu sehen. So praeiudicire es auch kei-
nem stande, und können dergleichen consuetudines communi consensu
wol geendert werden. Sey also der mainung, das hierdurch wol aus der
sache zu kommen sey.
Was sonst Magdeburg wegen auslaßung der evangelischen rationum und
das dieselbe inseriret werden müchten, gebeten oder, das man evan-
gelischentheils (wie unlengst Österreich selbst an die handt gegeben) ein
absonderliches bedencken übergeben müste, angedeutet, das wolle er hie-
mit wiederholet haben. Bethe aber, man müchte es dahin nicht kommen
laßen, weil es sonst speciem separationis haben müchte etc., zumahl auch
nichts newes, das beyderley meinung den bedencken inseriret worden,
wie deßen exempel in den alten reichsactis gnungsamb unndt sonderlich
in denen anno 1555 bey stifftung deß religionfriedens, da iederzeit der
catholischen und evangelischen mainung beysammengesezet
Die verschiedenen Entwürfe des Religionsfriedens hatten Spezialvoten bzw. voneinander
abweichende Fassungen einzelner Art. enthalten, s. z. B. den Entwurf des FR vom 24. April
1555 und den reichsständischen Religionsfriedensentwurf von 1555 VI 21 (Gustav Wolf,
88–138; Druffel , 722 und 723, 730, 742; Pfeiffer, Religionsfrieden, 256ff.; Lutz, Chri-
stianitas, 367f.).
unnd durch zu finden.
Daß aber Bayern vorgeschlagen, die re- und correlation, bis man mit allen
classibus hindurch sey, anstehen zu laßen, befinde er nicht rahtsamb, son-
dern hochschädtlich unndt verzögerlich etc. Halte viel beßer zu sein, daß
bedencken super classe prima zu ubergeben, damit unterdeßen ein anfang
zu den haubttractaten könne gemachet werden. Der verzug were gegen
Gott unnd dem vaterlande, auch ihrer Kayserlichen mayestät, nicht zu
verantworten, sondern müchte den ständen imputiret werden, daran man
doch evangelischentheils entschuldiget zu sein verhoffe, wie man dan
seine friedtfertige intention gnug contestiret und allezeit den kürzesten
weg gerahten hette.
Sachsen-Coburg. Wie sonst uf ordentlich außgeschriebenen reichs-
conventen die re- und correlationes anzustellen, daß habe seine bewandt-
nüß etc. Dieweil man aber alhier uf einem plane extraordinario conventu,
da die collegia (nicht zwar genzlich, sondern nur ratione subiectorum)
getheilet sindt, hette das hochlöbliche directorium wol angeführet, das
der modus ordinarius nicht practicabel sein würde. A parte Coburg laße
man es dabey bewenden, daß, wan classis prima absolviret, alßdan re- und
correlationes zu halten.
Soviel aber den modum re- et correferendi betrifft, würde sehr verzöger-
lich sein, sive per literas, sive per deputatos, sive in pleno in loco tertio
fiat re- et correlatio. Wiewol das letzte auch ohnedes hoc praesenti statu
1. unmüglich wegen unnachpleiblicher jalousie und offension der cronen,
2. unnötig, weil doch einmahl beliebet, das die vota diversa, etiam singu-
laria in causis, ubi status ut status considerantur, inseriret werden solten
Siehe [Nr. 106 Anm. 57] .
3. unnüzlich, weil doch zu besorgen, daß man sich in den weinigsten
puncten einer einhelligen mainung vergleichen würde, wie wir deßen
schon in puncto amnistiae ein exempel für uns hetten . Und were dero-
wegen uf einen sölchen modum expedientem zu gedencken, der dem
reichsherkommen nicht ganz zuwieder und doch gleichwol bey diesem
convent zulenglich unnd practicabel were. Zu welchem ende er ihm den
Magdeburgischen und Altenburgischen vorschlag gefallen ließe, daß
nemblich unter den hiesigen collegiis die re- unnd correlation angestellet,
mit den herrn Münsterischen darauß communiciret, von ihnen deßglei-
chen vorgenommen und nachmahls beyderley bedencken (wan sie dif-
form sein müchten) zugleich übergeben werden etc. Nec obstat, daß söl-
ches wieder daß ordentliche reichsherkommen lauffen wolle, darauf er
deß Sachsen Altenburgischen responsiones wiederholete; und heiße doch:
„Dato uno inconvenienti sequuntur plura.“
Sachsen-Weimar. Sey schon von den vorsitzenden weitleufftig discur-
riret, das man nicht uf einen reichs-, sondern extraordinario conventu
beysammen, dahero man sich auch wegen der re- unndt correlation ad
modum ordinarium nicht allerdings zu adstringiren etc. Wie nun die bey-
gebrachten vorschläge theils unmüglich, theils zu weitleufftig, zudem
auch von den herrn Kayserlichen beym mündtlichen fürtrag dero resolu-
tionum von den ständen nicht ein ordentliches reichsbedencken, sondern,
das sie ihr mayestät einrahten müchten, begeret worden
gutachten vielmehr per modum consilii zu faßen sein. Wie nun fürstliche
rähte nicht allezeit vorhero einer gewißen mainung sich verglichen, son-
dern ein ieder die seine in consilio eröfnete, also könte es dißfals auch
gehalten werden. Undt weil am 31. Ianuarii[/10. Februarii 1646] absoluta
classe prima ad re- et correlationem zu schreiten, hier und zu Münster
beliebet worden , so könte dieselbe uf maße, wie Magdeburg undt Alten-
burg fürgeschlagen, angestellet und sodan beyderley bedencken überge-
ben werden. Da dan die Kayserlichen herrn plenipotentiarii wol finden
würden, ob und wie die unterschiedenen vorschläge in ein model zu brin-
gen oder welcher darunter dem friedenszweck am negsten sein müchte. In
alle wege aber bethe er, wie Sachsen Altenburg, speciem separationis so-
viel müglich zu verhüten und daß im ubrigen auch die vota singularia
inseriret und beyderley bedencken den herrn Kayserlichen übergeben
werden, und sölches auch sowoll wegen Sachsen-Gotha und -Ei-
senach alß suo loco et ordine wegen Anhalt.
Braunschweig-Lüneburg-Celle, -Grubenhagen und -Calen-
berg. Wiederholte daß Magdeburgische und Sachsen Altenburgische vo-
tum, daß nemblich alles daßiennige zu vermeiden, waß dem friedens-
werck einigen verzugk bringen möchte. Halte derowegen dafür, daß der
stände gutachten über der ersten class den herrn Kayserlichen ehist zu
übergeben, damit unterdeßen ein anfang zu den tractaten mit den cronen
künne gemachet werden. Solte man nun die re- und correlation, wie Bay-
ern vorgeschlagen, biß uf die letzte [Klasse] differiren, könten sie vor
Ostern [also vor dem 1. April 1646] nicht zur handtlung kommen. Da
hergegen, wan ihnen das bedencken super classe prima an die handt gege-
ben würde, hetten sie materiam tractandi, unndt könten underdeß die
stände einen weg alß den andern extraordinarie in den gravaminibus, or-
dinarie aber in puncto satisfactionis fortfahren.
Österreichisches Direktorium. Waß die Kayserlichen herrn com-
missarios anlange, gebe er den ständen zu erkennen, ob’s möglich, unter-
deßen, biß alle puncten erörtert, zu tractiren. Man müße ia alle puncten
vor sich haben etc. Die cronen würden hernach geschwinde fortfahren,
wir aber blieben darhinden etc. Zudeme würden sie sich auch nicht ehe
heraußlaßen, bis alle puncten beysammen weren.
Sachsen-Altenburg. Es weren gleichwol diversae materiae, die auch
diversas consultationes erforderten etc. So hetten ia auch die cronen selbst
dieselben in gewiße classes abgetheilet.
Österreichisches Direktorium. Sie werden nicht ehe tractiren kön-
nen, bis alle puncten richtig.
Braunschweig-Lüneburg und andere. Daß were ihnen entlich
heimbzustellen etc. Sie könten aber gleichwol unterdeß super classe prima
tractiren.
Österreichisches Direktorium. Sie würden es aber nicht thun, son-
dern vorwenden, die herrn Kayserlichen hetten ia der stände bedencken
noch nicht, was sie dan tractiren wolten.
Braunschweig-Lüneburg und andere. Waß die herrn Schwe-
dischen anlange, wolte er fast versichern, daß sie dißfals kein difficultet
machen, sondern also, wie man es fürschlüge, tractiren würden. Wiewol
man sich entlich daran nicht zu kehren, waß die cronen thun wollen oder
nicht, sondern waß füglich geschehen könne etc. Wan man aber so lang
mit der re- unnd correlation und consequenter auch mit den tractaten
anstehen wolte, würde man vor Ostern nicht zur handtlung kommen
können.
Österreichisches Direktorium. Es würde aber verzug geben und
den ständen derselbe beygemeßen werden.
Braunschweig-Lüneburg und andere. Wan man ihnen die erste
classem hingebe, so hetten sie materiam und könten sich uber keinen ver-
zug oder remoram beschweren.
Österreichisches Direktorium. Ob’ß dan nicht beßer were, daß
man die übrige puncten auch durchbrechte und zugleich absolvirte.
Braunschweig-Lüneburg und andere. Waß die übrigen drey clas-
ses anlanget, were er entlich wol zufrieden, daß man dieselbe darnach zu-
gleich deliberirte und in eine re- und correlation brechte, waß aber bis-
hero berahtschlaget und schon fertig, das könte ia unterdeßen aufgesezet
und übergeben werden.
Hessen-Kassel. Conformirte sich mit den vorsizenden, und wie die
tractaten nach mögligkeit zu befördern, also müchte nur dasiennige, waß
albereit in prima classe aufgesezet, übergeben werden. Wolten dan die
cronen nicht darauf tractiren, so würde doch weinig zeit dadurch verloh-
ren, und sehen sie unterdeßen der stände fleiß.
Hessen-Darmstadt. Finde zwart viel dubia, aber gewiße resolution zu
faßen, wolle ihm die zeit zu kurz fallen. Wolte sich aber den maioribus
conformiren und sey also ratione modi indifferent, nur daß separationes
und alle remorae vermitten werden.
Baden-Durlach. Auß vielen von Magdeburg und Altenburg angeführ-
ten uhrsachen conformire er sich, daß es beyder ohrten per re- et correla-
tionem abgefaßet und beyderley ubergeben werde etc. Im übrigen sey er
auch damit einig, das alle separation zu verhüeten und daß auch vota sin-
gularia cum cuiusque rationibus nicht zu praeteriren.
Pommern-Stettin. Hette vernommen, waß vom hochlöblichen Öster-
reichischen directorio zur umbfrage fürgestellet und dabey de modo re- et
correferendi ordinario referiret wie auch, waß pro ratione status praesen-
tis und weil es ein conventus extraordinarius, für expedientia angeführet
und fünff modi fürgeschlagen worden. Weil aber beim 1., 2., und 3. modo
viel difficulteten sich ereugen, dan 1. würde es in uno loco und in pleno
nicht sein können wegen jalousie der cronen; 2. per deputatos in loco
tertio würde sich’s auch schwerlich practiciren laßen, weil es doch zu-
mahl, wen allerhandt incidentquaestiones beykehmen, darauf sich die de-
putati nicht würden resolviren künnen, ad referendum würde hinnaus-
lauffen, bevorab 3., weil viel sachen, da man ein einmütiges conclusum
schwerlich zu hoffen und da auch cuiusque votum singulare zu attendi-
ren, noch viel mehr aber, wo dieses ohrts die evangelischen die maiora
gemachet, die sich gewiß ihres bedenckens nicht begeben werden, so wol-
len sich dieselben so weinig alß der 5. modus, in schrifften zu re- undt
correferiren, practiciren laßen. Der 4. modus were von Magdeburg, Al-
tenburg unnd anderen placitiret, welcher auch wol der erträglichste und
negste modus sein werde, daß nemblich die alhier subsistirende stände ihr
bedencken von beyderley meinung absonderlich aufsetzen und übergeben
und sölches imgleichen den herrn Münsterischen anheimbstellen. Wie er
dan auch wol dafürhalte, daß weder die herrn churfürstlichen alhier ihnen
sölches mißfallen laßen noch die reichsstäte sich deßen weigern werden,
wordurch die separation verhuetet und beydes in das reichsconclusum
gebracht werden könte, weil sonst zu besorgen, daß die evangelischen
doch ihr bedencken vor sich a part, vermöge ihrer in eventum habenden
instruction, übergeben müchten. Darbey aber auch dieses in acht zu neh-
men, daß es in crafft eines reichsbedenckens und nicht nur per modum
consilii eingebracht und aufgenommen werden müste.
Auf die nebenquaestion, ob itzo stracks absoluta classe prima zur re- und
correlation zu schreiten, conformire er sich ad sententiam affirmativam,
weil sölches nicht allein den vörigen gemachten conclusis , sondern auch
der Schwedischen disposition per classes conform sey. Derowegen [sei]
izo nur damit zu verfahren und daneben, wie Braunschweig Lüneburg
erinnert, denen herrn Kayserlichen vorzuschlagen, ob sie darauf zu trac-
tiren anfahen wolten. Die causae belli müsten doch erst gehoben werden,
darnach würde sich’s der satisfaction und anderer puncten halber auch
wol ergeben.
Pommern-Wolgast. Idem.
Mecklenburg-Schwerin und -Güstrow. (Per eundem dominum
Wesenbecium.) Weil der fürstlich Mecklenburgische herr abgesandte
anderer fürgefallender unabwentlichen verrichtung halber desto ehe auß
dem raht gehen müßen, hette er ihm aufgetragen, sein votum abzulegen
unnd daßelbe mit Magdeburg und Sachsen Altenburgk zu conformiren.
Württemberg. Sey ein conventus und also auch modus extraordinarius,
dahero, weil die maiora auf deniennigen gehen, den Österreich quarto
loco fürgeschlagen, conformire er sich mit Magdeburgk, Sachsen Alten-
burg, Braunschweig Lüneburg unnd anderen gleichstimmenden.
Auf die nebenquaestion, weil dieselbe schon erörtert, so laße er’s dabey
bewenden und darneben auch dieses gefallen, daß man hiernegst, wen die
re- und correlation vorhergangen, sowol extraordinarie super gravamini-
bus alß ordinarie super satisfactione et aliis in den consultationibus fort-
fahren möchte, welches er auch wegen Pfalz-Veldenz suo loco et or-
dine repetirte.
Sachsen-Lauenburg. Wen daß Römische Reich in seinem guten wol-
stande sich befinde und wen wir alle einerley meinung weren, auch wen
wir nicht mit den cronen zu thun hetten, so könte leicht ein oder der
ander modus practiciret werden. Weiln wir aber leider in dem unsähligem
kriege begriffen, die erfahrung schon bezeuget, quam discrepantia vota
gefallen, da dan zu deren conciliation viel zeit gehören, die außwertige
cronen aber sich gewiß an unsere maiora nicht würden binden laßen, so
were dahin zu sehen, welch theil die zulangligsten mittel fürschlage, und
zu sölchem zweck alles zusammen und in ein bedencken zu tragen und
den herrn Kayserlichen zu übergeben. Welche vorschläge nachmals nit
schlechterdinges pro consiliis, sondern pro suffragiis zu achten, darunter
man aber nicht die maiora, sondern die saniora und was dem friedens-
zweck fürträglicher, praeponderiren müste. Und weil dazu unschwer zu
gelangen, daß zwischen den alhier anwesenden fürsten und ständen re-
und correlation angestellet würde, so laße er ihme sölchen modum auch
mit gefallen und daß sonderlich zu verhüeten, damit nicht durch uberge-
bung unterschiedener bedencken zur Separation anlaß gegeben werde. Es
wolte sölches ein selzamb ansehen gewinnen, alß wen zweyne directoria
hier weren, welches aber dadurch zu praecaviren, wen vom hochlöblichen
directorio iedes theils vota cum omnibus rationibus förmblich und vol-
kömblich in den aufsatz gebracht würden.
Wetterauer Grafen. Auf seiten des Wetterawischen graffenstandes
hette man vernommen, daß duplex quaestio fürkommen: 1. de modo re-
et correferendi,
2. de tempore exhibendi. In utroque conformire er sich mit Magdeburg,
Altenburg unnd nachstimmenden, daß nemblich 1. utrobique re- und cor-
relationes anzustellen und das sowol die catholischen alß evangelische ra-
tiones, auch vota singularia, dem aufsaz oder bedencken inseriret werden.
Ratione temporis, 2., aber, daß es absoluta classe prima geschehe und daß
man darauff sowol in den gravaminibus alß in classe secunda
Klasse II der schwed. Replik (Satisfaktionsforderungen), s. Meiern II, 187 f.
Österreichisches Direktorium. [1.]
1–16 Würden – einstellen] Österreich A III (XXXII): Mainung:
1. Daß an zweyen orthen zue re- unnd correferirn unnd die bedenkhen den Kayserlichen
herren plenipotentiariis in prima classe zue übergeben sein. [Nachträglich ergänzt:] Pro-
test〈or〉.
2. Daß der protestierenden wie auch singularia vota, so den statum betreffen, in die be-
denkhen einzuebringen. [Nachträglich ergänzt:] Protest〈or〉.
Sodan 3. in den correlationibus ordinarie, in gravaminibus extraordinarie fortzuefahren
seye. [Nachträglich ergänzt:] Protest〈or〉.
Die mainung dieser Sitzung und Richtersbergers Vorbehalt in allen drei Punkten sind be-
sonders deutlich im öst. Protokoll festgehalten worden (s. Textvariante Z. 24–31). Gemäß
dem gemeinsamen Protokoll der Evangelischen hat Richtersberger allerdings im 3. Punkt
dem Votum der übrigen zugestimmt (s. Z. 14). Auf das Beratungsergebnis dieser Sitzung
wird auch in Nr. 108, bei Anm. 40, und in Nr. 110, bei Anm. 4, angespielt.
nicht recht eingenommen haben, dan seine mainung were nicht gewesen,
das zwey bedencken aufgesezet, sondern nur, das an beyden ohrten re-
und correferiret, hinc inde communiciret und hernach in eines gebracht
werden solte. Sie gingen aber dahin, daß zweyerley bedencken abgefaßet
und beyder theile vota et rationes ut et vota singularia dareingebracht
werden müchten, welches also die 6. mainung sein würde.
[2.] Daß die rationes dominorum evangelicorum nicht in den newligsten
aufsatz gebracht, würden sie des directorii uhrsachen vernommen ha-
ben. Hette es uf Münster communiciret, von dar er erster tage und viel-
leicht morgen antwort erwarte. Man werde doch vor montags, [den
16./26. Februar 1646], nicht wieder zusammenkommen können.
[3.] Daß man sonst ordinarie in classe secunda fortfahren, extraordinarie
aber die gravamina tractiren wolte, laße er ihme auch gefallen, wen es sein
könne, wie er dan verhoffe, die herrn catholischen würden sich auch baldt
darzu einstellen
Die Gravaminaverhandlungen begannen erst am 12. April 1646 ( Meiern II, 584 ).
Wolle die außgefallene modos re- et correferendi sowol mit den herrn
Münsterischen alß dem churfürstlichen collegio und sonderlich dem
Churmaynzischen directorio communiciren etc., wiewol sonst Maynz
den 4. modum furgeschlagen hette
Es wurde nicht ermittelt, wann Kurmainz dies vorgeschlagen hatte. Der KFR zu Münster
hatte am 21. Februar 1646 beschlossen, erst nach Abschluß der Beratungen über alle Teile
der Repliken Re- und Correlation zu halten; Kurmainz hatte dies gutgeheißen. Dement-
sprechend fuhr der KFR mit den Beratungen fort und nahm am 26. Februar die Satisfak-
tionsforderungen vor. Über den Modus der Re- und Correlationen beriet der KFR am 3.
März und verwarf die vom FRO und SRO gewünschte Verfahrensweise ( APW III A 1/1,
491 Z. 29–36; Nr. 71, 73).
(Postea per interlocuta vel discursum:) Wan man alle singularia hinnein-
bringen wolte, were am besten, daß man nur des fürstenrahts correlation
den Kayserlichen herrn plenipotentiariis übergebe etc.
Es werde doch mit den deliberationibus allein nicht gethan sein, sondern
müste per transactionem erhoben werden.
Man müße einen iedern darüber hören, sonst möchte der Oßnabrügki-
sche frieden ia so weinig gelten alß der Pragerische.
Ihre Kayserliche mayestät würde über demiennigen, was gehandelt und
beschloßen würde, auch der stände ratification begeren.