Acta Pacis Westphalicae III A 3,4 : Die Beratungen des Fürstenrates in Osnabrück, 4. Teil: 1646 - 1647 / Maria-Elisabeth Brunert
VORWORT
Der Fürstenrat Osnabrück tagte vom 7. Mai 1646 bis 30. September 1647 in unregelmäßigen Abständen insgesamt 22mal, stets in Abstimmung mit dem Fürstenrat Münster und den übrigen Reichskurien. Die Tagesordnung enthielt reichsrechtliche und politische Agenda, die sich zwei Themenbe-reichen zuordnen lassen. Der eine war den großen Problemen des Friedens gewidmet, der andere betraf rechtliche Grundsatz- und finanzielle Detail-fragen, die von außen an die Reichskurien und damit an den Teilfürstenrat in Osnabrück herangetragen wurden. Dem ersten Bereich zuzuordnen sind die Probleme der französischen Territorialsatisfaktion sowie der pfälzischen Restitution. Die Causa Palatina spitzte sich für den Fürstenrat Osnabrück in der Frage zu, ob die Errichtung einer achten Kur für die Nachkom-men des geächteten Kurfürsten von der Pfalz zulässig sei. Sie berührte damit sowohl einen Dauerkonflikt des Dreißigjährigen Kriegs als auch die leges fundamentales des Alten Reiches. Der zweite Bereich umfaßte den Unterhalt und die Sicherheit des Reichskammergerichts. Die Gravamina über ausstehende Kammerzieler und die Unterfinanzierung des Speyerer Gerichts, dazu die Sorge, daß seine Tätigkeit durch die französische Besat-zung beeinträchtigt und die Privilegien der Kameralen mißachtet würden, beanspruchten beträchtliche Beratungszeit. Darüber hinaus beschäftigten den Fürstenrat die Beschwerden der Stadt Basel und der Schweizer Eidge-nossenschaft über die Mißachtung ihrer Exemtion vom Reichskammerge-richt, die sie als bestehend annahmen. Dem Frieden wurde schließlich eine Erklärung des Kaisers über die Exemtion Basels und der übrigen Schwei-zer Kantone vom Reich inseriert. Mit solchen Fragen der Reichsverfassung hatten sich schon die Kurien der Reichstage traditionsgemäß beschäftigt. Es sind nicht zuletzt die kenntnisreichen, ausholenden Deduktionen der reichsrechtlich und historisch hochgebildeten Gesandten, welche die Sit-zungsprotokolle des Fürstenrats Osnabrück zu einer ergiebigen Quelle machen. Als Leittext der Edition dient, wie im vorangehenden Teilband APW III A 3/3, das offiziöse Gemeinschaftsprotokoll mehrerer evangelischer Ge-sandtschaftssekretäre, die formell zu den Sitzungen zugelassen waren. 20 der 22 Protokolle wurden durch Diktatur vervielfältigt. 17 Protokolle druckt unkommentiert auch Meiern ab, fünf weitere werden hier erst-mals ediert. Die diktierten Protokolle wurden auf ihre Identität überprüft, ferner auch Protokollserien katholischer Reichsstände verglichen; diese sind durchweg unvollständig und weniger ausführlich als das evangelische Gemeinschaftsprotokoll. Individuelle Zusätze und Abweichungen werden im Variantenapparat vermerkt. Erstmals in diesem Band der Fürsten-ratsprotokolle enthält der Sachkommentar knappe Inhaltsangaben der wichtigsten Verhandlungsakten, um die Benutzung zu erleichtern. Ein vorläufiges Personenregister, ein Verzeichnis der Verhandlungsakten und eine Übersicht über die Voten des Fürstenrats Osnabrück vom 7. Mai 1646 bis zum 30. September 1647 erschließen den Band, bis das Gesamtregister für die Osnabrücker Fürstenratsprotokolle als Teilband APW III A 3/8 vorliegt. Frau Dr. Maria- Elisabeth Brunert habe ich zu danken, daß sie ihre weit gediehenen Vorarbeiten zum vorliegenden Band zielstrebig und um-sichtig zum Abschluß geführt hat. Sie konnte auf die Transkriptionen und vorläufigen Kollationen von Herrn Dr. Klaus Rosen zurückgreifen. Frau Dr. Antje Oschmann brachte bei der Erstellung der Kopfregesten und des Sachkommentars hilfreiche Vorschläge ein. Dafür spreche ich ebenso meinen Dank aus wie für die kollegiale Unterstützung, die Frau Brunert aus dem Kreis der Mitarbeiter der Acta Pacis Westphalicae zuteil wurde. Zum Beginn des Jahres 2003 übertrug mir die Nordrhein- Westfälische Akademie der Wissenschaften die Leitung der Acta Pacis Westpha-licae. Mit dem vorliegenden Band APW III A 3/4 übernehme ich erstmals die Verantwortung als Herausgeber zusammen mit Herrn Prof. Dr. Kon-rad Repgen, der 1957 die Konzeption des gesamten Editionsprogramms erstellte und seit 1958 in verschiedenen Funktionen das Editionsunterneh-men höchst erfolgreich gelenkt hat. Ich freue mich, ihm an dieser Stelle mei-nen aufrichtigen Dank aussprechen zu können für das uneingeschränkte Vertrauen, das er mir entgegengebracht hat, ebenso für den klugen Rat und die exzellente Sachkenntnis, die mir immer wieder von Nutzen sind. Zu Dank verpflichtet bin ich auch der Nordrhein- Westfälischen Akade-mie der Wissenschaften und ihrem Geschäftsführer Herrn Ministerialrat Udo Henneböhle für das Vertrauen und die fortgesetzte unentbehrliche Unterstützung. Der Dank gilt schließlich dem Verlag Aschendorff in Münster für die problemfreie und kompetente Drucklegung. Bonn, den 14. April 2006 Maximilian Lanzinner