Acta Pacis Westphalicae III A 1,1 : Die Beratungen der kurfürstlichen Kurie, 1. Teil: 1645 - 1647 / Winfried Becker
[67.] Sitzung des Kurfürstenrats Münster 1647 August 17
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Münster 1647 August 17
Anhörung und Restitution des Herzogs von Lothringen noch während der Friedensgespräche.
Französische protection über Lothringen und Reichsstandschaft des Herzogtums.
Frankreichs Hoheitsansprüche über die Lehensleute der drei Reichsbistümer Metz, Toul und Ver-
dun in Lothringen, Luxemburg und an der Saar.
Beschwerde der elsässischen Dekapolis über die voreilige Zession österreichischer und kaiserlicher
Schutz- und Schirmrechte im Elsaß an Frankreich. Ungebührliche Höhe und Methode der franzö-
sischen Forderungen. Konsensrecht der Reichsstände zu Veränderungen ihres Besitzstandes und
ihrer Immediatstellung.
[Im Kurfürstenratszimmer des Bischofshofs]. Vertreten: Kurmainz, Kurtrier, Kurköln, Kur-
bayern .
Den herren gesandten wehre bekandt, waß annoch zwischen den herren
Kayserlichen unnd koniglich Frantzoßischen plenipotentiarien wegen der
Lottringischen restitution vor differente meinung bevor unndt welcherge-
stalt die herren Kayserliche bey der handtlung gesetzt, daß alles einigen be-
standt nit haben soll, es sey dan auch der hertzog auß Lottringen restituirt,
die cron Franckreich aber dagegen verschiedene rationes eingewendt,
warumb solche sach anhero nit zu ziehen, sondern immediate ahn königli-
chen Frantzoßischen hoff zu verweißen seye, zumahlen hochgedachte Ihre
Furstliche Durchlaucht mit derselben albereit sich verglichen unnd von der
alliance mit dem ertzhauß Ostereich abzustehen unnd der cron Franckreich
anzuhangen, auch deroselben seine volcker zu uberlaßen, erclärt unnd ver-
obligirt gehabt. Es erinnerten sich dieselbe auch annoch sonder zweivel,
waß albereit vorm jahr in monath Junio derentwegen in allen dreyen reichs-
räthen vorkommen
Siehe oben nr. 74: Über Lothringen wurde im Kurfürstenrat am 8. März 1646 beraten. Vgl.
APW [ III A 4,1 S. 272 ] und unten S. [ 831 ] .
motiven derzeit vor guet angesehen worden, mehrhochgedachte Ihre
Furstliche Durchlaucht alß ein confoederirter unnd mitstandt deß heyligen
reichs von dießen tractaten nit außzuschließen, sonderen deroselben gleich
anderen ein gewißer salvus conductus zu ertheilen unnd sie der noturfft
nach zu hören.
So werden wenigers nicht pro 2º die herren gesandten auß der iungst
erstatteten relation vernohmen haben, waß die königlich Frantzoßischen
gesandten wegen der immediat- unnd anderer freyer reichsständt, so lehen
von denen stifftern Metz, Tull unnd Verdun tragen, annoch vor praeten-
siones thuen unnd welchergestalt sie dieselbe cum omnimoda superioritate
ahn sich zu ziehen gemeint.
3º seye auch den herren gesandten iungst per dictaturam communicirt
worden, wie hoch sich die zehen im Elsaß gelegene reichsstätt beschwert
Die Dekapolis bestand aus Hagenau, Colmar, Schlettstadt, Weißenburg, Landau, Oberebnheim,
Rosheim, Münster im St. Gregorienthal, Kaisersberg und Türckheim; sie war 1354 gegründet
worden ( Gauss , Wettstein S. 93, Bardot S. 18ff., Wörterbuch passim). Vgl. zum Stand
der Verhandlungen Dickmann S. 408, 418.
uber die Kayserliche erpieten, so sie der cron Franckreich pro satisfactione
gethann, daß namblichen neben der reichlandtvogtey Hagenaw angehori-
gen 36 dorffern auch dieienige rechten unnd gerechtsame, so eine zeit hero
die ertzhertzogen zu Ostereich occasione dießer landtvogtey uber die zehen
reichsstätt in communi schirmbsweiß unnd dan etwan in particulari uber
ein- oder andere in nahmen Ihrer Kayserlichen Mayestät unnd des heiligen
Romischen reichs zu haben vermeinen, gleichergestalt der cron Franckreich
mit uberlaßen werden sollen, unnd dahero negst deducirung ihrer iurium
immedietatis unnd immunitatis, auch waß nit allein fur ein hohes interesse
dem corpori civitatum, sonderen dem gantzen reich unnd insonderheit
den vielen angrentzenden ständen hierdurch zugezogen werde, umb reme-
dirung gebetten.
Die ksl. Gesandten bitten um das Gutachten sämtlicher Reichsstände über diese drei
verschiedenen Punkte.
Kurtrier. Wehren zwar von Ihrem Gnädigsten Herren noch zur zeit uber
das instrumentum Gallicum in specie nit instruirt, gleichwoll aber in genere
bevelcht, vor allen dingen dahien zu sehen, damit daß reich beysammen
unnd alle ständt bey ihren landen und leuthen soviel möglich unnd ohne
auffstoßung der tractaten beschehen konte, erhalten werde; auß diesem
bevelch sie dan die drey quaestiones resolviren konden.
Unnd zwar 1º, ob Lottringen mit in die tractaten zu ziehen unnd dießorths
zu vergleichen, erinnern an ihr am 8. März 1646 sub ratificatione abgelegtes
Votum, bey welchem voto Seine Churfürstliche Gnaden derzeit bewenden
laßen, welcheß dan dem gemachten concluso gemeeß, deren meinung sie
annoch sein musten, umb do mehr, weilen nit allein Ihre Kayserliche Maye-
stät sich dießes haußes alß eines reichsstandts unnd assistenten, sondern auch
die cron Spanien alß eines confoederirten starck annehmen. Unnd nachde-
mahlen davorgehalten worden, daß der fried ohne vereinigung beyder
cronen Spanien und Franckreich im Romischen reich nicht woll zu erhalten,
besagte cron Spanien aber sich schwerlich ohne miteinschließung Lottrin-
gen einlaßen werde, alß wehre pillig dahien zu sehen, wie solche tractaten
befurdert werden mögen. Ihre Churfürstliche Gnaden zu Trier wehren auch
in particulari hiebey interessirt, indeme sie nun in daß zehende ihar durch
die Lottringische volcker wegen angrentzender landen hart beschwert
worden unnd noch beschwert wurden. Hetten auch in bevelch, solches
vorzupringen unnd zu pitten, dem gutachten einrucken zu laßen, damit
die anweisungen, so vom Kayserlichen hoff auß beschehen, eingestelt
pleiben mögen, weilen solches ohnedaß wieder die reichsconstitutiones
seye. Sonsten vermeinten sie, dieße Lottringische sach umb soviel weniger
von Franckreich difficultirt werden solte, weilen sie vermeinen, daß selbige
herren plenipotentiarii quoad ipsas conditiones sich albereit ad partem
vernehmen laßen. Unnd ob selbe woll so schwehr, daß Lottringen darinnen
nit willigen werden konte, so wehre gleichwoll darab so viel abzunehmen,
daß diese sach nit woll werde sich von dießen tractaten abziehen laßen.
2º die lehenleuth betreffendt, dabey wehren viel vornehme fursten, graven
unnd herren interessirt, alß in specie Luxemburg , Lottringen
hauß Zweybrucken
Die Grafschaft Nassau-Saarbrücken, die im 10.-11. Jahrhundert selbst Metzer Bistumslehen
gewesen war, besaß an Metzer Lehen die Herrschaft Püttlingen (anteilig), Burg Saarbrücken,
Völklingen, Quierschied, den Warndt, Saarwerden, Bockenheim, die Vogtei über Homburg und
St. Avold ( Ruppersberg-Köllner II S. 109f., Wörterbuch S. 937, 676).
in ihrem proiect die standt alle außgelaßen. Habe auch niemahlen die
meinung gehabt, der cron Franckreich solche superioritet einzuraumen;
dahero die herren Kayserliche zu ersuchen, es bey dem proiect zu laßen
Seye auch noch nit disponirt, quo iure in temporalibus die bischoffen in den
dreyen stiffteren kunfftig gesetzt werden unndt ob unnd waßgestalt sie die
regalia unnd andere weltlichkeiten empfangen sollen; hielten dahero, sol-
ches gleichergestalt specifice abzuhandtlen.
Anlangend den 3 ten puncten, da wehre zu wunschen geweßen, daß diese
stätt ehender einkommen wehren, damit man hette konnen von der beschaf-
fenheit wißenschafft haben unnd die noturfft darauff inzeiten beobachten
mögen. Dieweilen gleichwoll noch nichts zum schluß gebracht worden,
so hielten die angefuhrte rationes von solcher erhebligkeit, daß man sich
der statt pillig ahnzunehmen unnd den herren Kayserlichen durch guet-
achten zu recommendiren, damit womöglich sie auß den tractaten ver-
pleiben mögen, wie sie dan den vorschlag theten. Daß solches ohne ruptur
der tractaten beschehen konte, vermeinten, es konte die iharliche reichs-
stewr zu einem capital geschlagen unnd von den gelderen, so Ostereich
geben werden solten, abgezogen, dahingegen dieselbe Kayserlicher Maye-
stät disposition uberlaßen oder doch solche assecuration gemacht werden,
damit die reichsstätt ihrer immuniteten unnd freyheiten versichert pleiben
mögen.
Kurköln ( Wartenberg ). Die Lottringische sach betreffendt, da wehren
hiebevorn, wie Churtrier bedeutet, ein conclusum von catholischen unnd
uncatholischen gemacht worden, daß man sich Seiner Furstlichen Durch-
laucht annehmen solte. Die rationes, so derzeit pro parte affirmativa vor-
kommen , militirten noch insgesambt; sehen dahero nit, warumb man auß
solchem gesambten concluso schreiten solte, maßen sie dan auch seithero
uff ein wiedriges nicht instruirt worden.
Der Frantzosen argumenta seyen dardurch leicht zu wiederlegen, 1º daß
der hertzog nit allein ein reichsfurst seye, so sessionem et votum habe,
sonderen auch 2º certam quotam contribuire, imgleichen, daß er 3º specia-
liter confoederatus imperii wehre, maßen solches im reichsabscheidt zu
Nurenbergh de anno 1542 unnd den damahlß vorgangenen actis auß-
fhurlich zu sehen
Siehe oben S. [ 524 Anm. 2 ] .
ihar wercklich assistirt unndt derentwegen 5º von der cron Franckreich
prosequirt unnd ihrer landen destituirt worden. 6º nehme sich die cron
Franckreich der Portugisen so starck ahn, die doch mit ihnen gantz nit
confoederirt seyen. Franckreich gebe vor, daß Lottringen under ihrer pro-
tection wehre, man wuste aber, daß protectio kein dominium et tale, daß
einem daß gantze landt solte genohmen werden, importire
einige offension geschehen wehre, so hette doch Franckreich selbsten vor
die herren pfaltzgraven unnd andere, so gegen Ihre Kayserliche Mayestät
gar rebellisch worden, die amnistia dergestalt urgirt unnd erhalten, daß sie
pillig, wan einige offension beschehen wehre, den hertzogen von Lott-
ringen auch nit außschließen konde. Unnd ob sie auch woll vorgeben, daß
Seine Liebden sich mit ihnen verglichen, ia gar darauff geschworen hetten,
so wuste man gleichwoll, wie es mit dem hertzogen von Wurttenberg
gangen, mit welchem Ihre Mayestät auch in gnaden procedirt unnd mit
demselben gegen reversaln accordirt
Hg. Eberhard III. von Württemberg hatte nach der Nördlinger Schlacht sein Land verlassen;
für die Aussöhnung mit dem Kaiser verlor er zwei Drittel seines Landes und Besitzes, was auf
dem Kongreß zum großen Teil rückgängig gemacht wurde. Vgl. Dickmann S. 31f., Bierther
S. 147f. mit Einzelnachweisen, und nunmehr Philippe .
indirecte zu verenderen gezwungen werden wolten. Wehre auch damahlß
im furstenrath, alß von der Lottringischen sach deliberirt worden, in under-
schiedtlichen votis vorkommen, daß dergleichen vergleich, so in praeiu-
dicium Ihrer Kayserlichen Mayestät unnd deß reichs beschehen, ein nullität
seye, maßen ein exempel mit den bischoven von Tull wehre, welcher anno
1564 durch die cron Franckreich gleichergestalt zum vergleich gezwungen
worden, in praeiudicium der Kayserlichen regalien unnd deß reichs, maßen
dan darauff kayser Ferdinandus ein offentliche cassation, darinnen er alles
null unnd nichtig, auch in macht deß bischoffs nit stehendt geweßen zu
sein declarirt habe
Gemeint offenbar die Übereinkunft vom 6. März 1562, durch die Bf. Toussaint d’Hocédy
dem Hg. Karl III. von Lothringen in den Hugenottenwirren die Regalien über Stadt und Bistum
Toul übergab. Auf Bitte des Kapitels von Toul hin ließ Ferdinand I. am 15. Januar 1564 die
Vereinbarung, gegen die auch der französische König protestierte, vom Reichskammergericht
kassieren ( Martin II S. 17f., Zeller II S. 210, Pimodan S. 43–53). – Dem Kaiser wurde
vom Kurfürstenrat 1640 in Nürnberg noch das Recht der Bistumsbesetzung in Toul zugestanden,
während das Bistum vakant (1637–1645) war, weil sich Frankreich und der Papst auf einen
Kandidaten nicht einigen konnten ( Brockhaus S. 219f., Martin II S. 216–224).
hören, dan inter status, wie es mit dießem vergleich hergangen, warumb
derselbe nit gehalten worden oder wie es damit beschaffen, keine bestendige
wißenschafft oder nachricht vorhanden. Stützt sich umb desto mehr auf
diese Argumente und das bestehende Conclusum, weillen alhie quaestio seye 1º
super admissione ad tractatus unnd die Frantzoßen selbst sustinirt, daß alle
gravati, keiner außgenohmen, alhie erscheinen unnd dießer frieden uni-
versal in tota christianitate sein solte, maßen Trier erwehnt, daß eben
dardurch, wan solcher salvus conductus nit solte bewilliget werden, der
friedt zwischen Spanien (welche den hertzogen auß vielen ursachen nit
laßen werden wollen) unnd der cron Franckreich nit befurdert werde, zu
geschweigen, daß, wan dießer herr durch verlaßung von Kayserlicher Maye-
stet unndt den standten zur desperation gebracht werden solte, waß er noch
mit underhabenden armaden unnd sich vielleicht darzu besorgentlich schla-
genden volckeren vor unheil im reich anrichten konde. Die exempla vor
hundert iahren mit dem Alberto Brandenburgico
dießen landen annoch unvergeßen. Unndt wehre solche coniunction zwar
nit auß solchen pillichen ursachen, sonderen damahlß mehr auß muthwillen
unnd sonsten beschehen.
Die zweyte unnd 3 te quaestionen betreffendt, dieweilen es sachen seindt, so
meistens noviter hervorgepracht werden, also seyen sie darauff nit instruirt.
Hetten zwar gleich Churtrier eben dergleichen commission, dem reich
keine landt unnd leuth, iura oder superiorität, weniger mehrere dismem-
bration abzuvotiren; dahero sie nit unpillig in sorgen stunden, daß Ihre
Churfurstliche Durchlaucht schwerlich praesertim partibus non auditis vel
consentientibus ihr votum absolutum pro affirmativa werden abstatten
laßen wollen, umb desto mehr, weilen man noch uff dieße stundt nit
eigentlich wiße, waß die bestendige begehren der Frantzoßen seyen, ange-
sehen sie underschiedtlich damit variirt, wenigers, waß vor fursten, graven
unnd andere standt damit interessirt gemacht werden wolten. Dan 1º hetten
sie allein die stiffter, wie es die bischoven gehabt, in temporalibus unnd sie
Frantzoßen biß dato possedirt, bestendig zu behalten unnd unangesprochen
zu laßen begehrt, darnach hetten sie 2º sich verlauten laßen, daß sie dieienige
reichsständt, so in den districten dießer stiffter geseßen, auch haben wolten,
weilen sie nit leiden konten unnd allerhandt confusion zu beforchten hetten,
wan dieienige freye ständt in ihrem landt sitzen unnd einen anderen herren
erkennen solten. 3º seye daß begehren wieder erweitert worden, daß sie
alle vasallos, so auch außer der stiffter gelegen, von der cron Franckreich
mit aydt unnd pflichten allein zu dependiren begehrt haben. Unnd dan 4º
kommen sie ietzo noch weiter, daß sie alle dieienige fursten, graven unnd
herren, auch standt, so under die geistliche iurisdiction gehörig, mögten
erlangen unnd ihnen subiect machen. Nunn seye albereit im Trierschen
voto vermeldet worden, daß eine zimbliche anzahl ahn der Saar, hertzog-
thumb Luxemburg unnd anderen ortheren dem bischoven von Metz under-
worffen , so seye auch notorium, daß under dieße drey stiffter daß meinste,
wo nit daß gantze hertzogthumb Lottringen gehörig
leicht einen newen titul, Lottringen per indirectum under sich zu pringen,
suchen, weillen
lehen trage. Konden also ohne bevelch uff keine seiten sich erclären; hetten
allein erinnern wollen, daß dieße considerationes durch die herren media-
torn den Frantzoßen zu gemuth gefuhrt unnd soviel möglich von den
unbefugten praetensionibus divertirt werden mogen. Unnd hette man sie
zu errinnern, waß sie nit allein vor dießem zu Heilbronnen
public unndt privatim durch schickung, schrifften unnd bey dießen trac-
taten underschiedtliche mahl mundtlich sich erclert haben, daß sie von dem
reich nichts begehren theten, sinthemahlen dan dießes indubitate allein
gegen daß reich lauffen thete, also sie selbsten pillig abstandt davon zu
thuen hetten, unnd daß auch weder Kayserliche Mayestät noch ein standt
den anderen dergestalt ohne sein vorwißen unnd consens dismembriren
unnd einem frembden potentaten nit undergeben wolten noch könden.
Bezüglich der 10 Reichsstädte sind in den eingegebenen schrifften zimbliche
petitiones begriffen. Unnd habe man woll dahien zu sehen, wie sie selbsten
setzen, daß sie insgesambt gleichsamb soviel alß ein churfurst dem reich
contribuirten, welches dem reich auch insoweit abgehen wurde. Unnd ver-
glichen sich im ubrigen unnd soviel dieße statt betreffendt mit dem Chur-
trierschen voto, wie auch in deme, daß, wie offters vermeldet worden, in
so viel underschiedtlichen wichtigen puncten die herren Kayserliche ohn-
befragt der ständt oder interessirten zimblich weit gangen unnd daß man
auch quoad episcopos pillig die reformation bey den dreyen stifftern ratione
regalium unnd wie es zu halten unnd dan wegen der metropolitanischen
iurisdiction alles beßer unnd magis specifice gesetzt unnd verglichen, auch
die interessirten furderlich daruber vernohmen werden, maßen Churtrier
sich quoad ius metropolitanum mit mehrem vernehmen zu laßen erpotten,
vom bischoven zu Verdun
einkommen unndt leicht hernacher uff andere stiffter gerichtet werden
konte.
Kurbayern. Musten bekennen, daß es ein uberschwere sach wehre, einigen
standt vom corpore abzureißen oder einigen standt seiner immedietet zu
entsetzen unnd die handt gantz abzuziehen. Befinden auch, gefahrlich zu
sein, die tractaten noch lenger auffzuziehen und ferner im krieg zu stehen
und dardurch nit allein ein- oder andern stand, sondern daß gantze reich der
gefahr der gentzlichen dissolution noch ferner zu underwerffen. Hetten
derowegen nit underlaßen, sobald sie vernohmen, daß dieße puncten in
deliberation gestelt werden sollen, Ihrem Gnedigsten Herrn davon under-
thenigste relation zu erstatten, aber wegen kürtze der zeit dato daruber
keine resolution empfangen können. Weiln sie sich dann so weit nit instru-
irt befinden, daß sie sich daruber in specie könden heraußlaßen, also könten
sich in genere in crafft habenden befelchs, das sie alles mit würcken solten,
so zu befürderung friedens immer dienlich seye, vernehmen laßen. Und
hielten, den herren Kayserlichen dieße drey puncta zu weiterer handlung,
weiln sie ohnedas die beste wißenschaft hetten, zu remittiren und sie zu
ersuchen, ihrer beywohnenden discretion nach die umbstend und momenta
rerum zu consideriren und mit Franckreich uff solche mittel sich fürderlich
zu vergleichen, wordurch die angezogene ständt ahm wenigsten beschwert,
hingegen aber auch der so nothwendige frieden dardurch nit gesteckt, son-
dern soviel möglich befürdert und zu end gepracht werden möge.
Kurmainz. Recapitulirten der vorstimmenden vota. Und ob sie zwar wohl,
ehe und zuvorn auch die herren Chursächß- und -brandenburgische sich
hieruber der ordnung nach vernehmen laßen, nit wohl einig bestendig
conclusum verfaßen könden, so wolten sich gleichwohl inmittels zu ge-
winnung zeit mit den herren Churtryer- und -cöllnischen auß den einge-
führten ursachen in deme gern vergleichen, daß 1º, soviel die Lottringische
restitution betreffend, es allerdings bey deme vorm jahr im monath Junio
dießfals den herren Kayserlichen commissarien von sambtlichen stenden
uberreichten guetachten annoch ungeendert zu laßen, daß nemblich die
Lottringische sach diesorts vorzunehmen, Seine Fürstliche Durchlaucht zu
hören und zu solchem end deroselben gleich allen andern gravirten von
den cronen ein gewißer salvus conductus zu ertheilen,
2º daß der lehenleuth halber es beym Kayserlichen proiect allerdings zu
laßen, wenigers nit mit der cron Franckreich specifice zugleich abzuhandlen,
quo iure in temporalibus die bischoven künfftig in obbesagten dreyen
stiefftern gesetzt werden und ob und waßgestalt sie die regalia und andere
weltlichkeiten empfangen sollen,
3º daß der zehen reichsstätt anliegen den Kayserlichen herren plenipoten-
tiariis dergestalt bestens zu recommendiren, damit dieselbe bey dem heyli-
gen reich, consequenter ihren reichsfreyheiten und immuniteten gelaßen
werden, wobey dann zugleich daß von den stätten vorgeschlagene mittel
denselben ahn hand gegeben werden könde, daß nemblichen die von ihnen
erhebende jährliche reichsstewer uff ein capital geschlagen und von denen
geldern, so die cron Franckreich dem hochlöblichen hauß Österreich zu
erlegen sich obligirt, abgezogen und dahingegen bemelte reichsstewer
Kayserlicher Mayestät allergnedigsten disposition uberlaßen werden.