Acta Pacis Westphalicae III A 1,1 : Die Beratungen der kurfürstlichen Kurie, 1. Teil: 1645 - 1647 / Winfried Becker
[60.] Sitzung des Kurfürstenrats mit Re- und Correlation Münster 1647 Mai 6
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Münster 1647 Mai 6
Kurtrier zA = Druckvorlage; damit gleichlautend Kurbrandenburg Rk II fol. 71’–87’.
Vgl. ferner Kurmainz Rk FrA Fasz. 21 nr. 41 ( unvollständig ), Kurmainz Rp FrA Fasz.
21; Kurköln zA I fol. 301–311’ ( damit identisch Kurköln spA II fol. 682–702 und Kur-
köln zA Extrakt fol. 34–34’ ); Kurbayern Rp in K III fol. 518–527’; Kurbayern
K 7672/1 a; Kursachsen Rs II fol. 92–99’ ).
Beeinträchtigung der kurfürstlichen Sonderrechte im schwedischen Friedensentwurf: kein Beschluß-
recht mehr für kurfürstliche Sonderversammlungen, römische Königswahl mit. Bewilligung des
Reichstags, Mitwirkung aller Reichsstände an der Wahlkapitulation, regelmäßige Anberaumung
von Reichstagen, kein eigenständiges Tagen des Kurfürstenrats auf Deputations- und sonstigen
Reichskonventen, specification der kurfürstlichen, kaiserlich-kurfürstlichen und kaiserlichen Reser-
vatrechte , Neuregelung der Reichsacht, Zollgerechtigkeit, votum decisivum der Reichsstädte,
Bündnisrecht der Reichsstände.
Session der evangelischen Stiftsinhaber. Ansprüche der Städte Erfurt, Eger und Osnabrück auf
Reichsstandschaft. Reichsfestungen. Nachträgliche Aushändigung der Wahlkapitulation von 1636
an den Kurfürsten von Trier.
Weserzoll. Kammergerichtsprozeß Landsberg gegen Eller. Berücksichtigung des Herzogtums
Lothringen im Friedensinstrument.
[Im Kurfürstenratszimmer des Bischofshofs]. Vertreten: Kurmainz, Kurtrier, Kurköln, Kur-
bayern , Kursachsen, Kurbrandenburg.
die herren abgesandte durch die reichsdictatur empfangen undt verlesen
haben, was die herren Schwedische plenipotentiarii vor verschiedene puncta
in dero ausgehändigten instrumento pacis
Übergeben am 24. April 1647 ( Druck Meiern V S. 457–468 ). Vgl. Meiern IV S. 487f.
Kurkolleg allein concerniren undt desso hergebrägten unstreitigen praero-
gativen , praeeminentzien undt iuribus zuwiderlauffen, theils auch den reichs-
abschieden zugegen undt dan auch etliche gantz uberflussig, inmassen auch
vernomben, was vor notanda die herren Kayserliche abgesandten dargegen
verfast
Druck Meiern IV S. 493–495 . Vgl. ebd. S. 491f.
stende gebracht undt dern gutachten ihnen daruber mogte zugestelt werden.
Weiln nun der puncten viell undt biß ahn 23, als stunde zu der herren
abgesandten belieben, ob dieselbe auff einmahl oder successive vorzuneh-
men undt desto bestendiger zu resolviren.
Pro 2 do hette man ex parte directorii die nachricht erlanget, das in besagten
instrumento Suecico wegen der zollgerechtigkeit dieser passus sich befindet:
occasione invecta irrita sunto; quae vero ab Imperatore et electoribus
recepto hactenus in imperio more constituta sunt, aut usu diuturno inducta,
maneant in suo vigore et executioni mandentur, sublato saltem augmento,
si quod in dictis locis belli occassione irrepsit.
in imperio vectigalia nova concedantur aut tolerantur vel augeantur antiqua
vel ad certum tempus concessa prolongentur absque omnium et singulorum
imperii statuum et cumprimis interessatorum consensu“
Vgl. Meiern V S. 466.
passus wieder des churfurstlichen collegii iura lauffen thut, so stunde auch
zu bedencken, ob nicht bey den herren Kayserlichen zu begehren, das er
moge ausgestrichen werden.
Darbenebenst undt pro 3 tio hetten sie diese nachricht, das bey dem puncto,
da de sessione dern zu ertzt- undt bischoffen erwehlter protestirender
standte gehandelt wirt, es dahien solle geschlossen sein, das die furstliche
reichsdirectoria a tergo des Churmayntzischen sitzen sollen. Ihre Churfurst-
liche Gnaden zu Mayntz hetten sich auff die ihro hieruber gethane relation
vernehmen lassen, das sie solches einzugehen gar nit gemeint, genstlich
darfurhaltendt, es werde das gesambte churfurstliche collegium sich dessen
ahnnehmen, zumaln hierdurch die praecedentzstreittigkeit mit den furst-
lichen in praeiuditium electorum gentzlich auffgehoben wurde. Wehren
dannenhero der getrosteten zuversicht, ein loblichst collegium werde sich
dieser sachen underfangen undt bey den herren Kayserlichen die erinderung
thun, damit dieses in instrumento pacis moge ausgelassen werden.
weiln die Kayserliche und churfurstliche praecipua iura sowoll den herren
Kayserlichen plenipotentiariis als Schwedischen unndt ubrigen ständen, so
etwa dabey interessirt zu sein vermeinen mochten, woll bekandt, es wurden
dieselbe under sich selbsten diese sach abhandelen konnen undt dannenhero
keiner ferner deliberation vonnoten sein gewesen. Undt wan ye die iura
electorum nach laut des Schwedischen instrumenti pacis hetten sollen vor-
genomben werden, so wehre es ya billig gewesen, das solches von ihnen
selbsten undt nicht fursten undt standen beschehen wehre, dan sich leicht-
samb dabey ingenia finden mochten, so mehrers zu turbation als ruhe ge-
neigt ; weiln es yedoch nun dahien gelangt, so wolten sie die ihnen hieruber
zu gemuth gehende gedenken kurtzlich eroffnen.
Undt zwar so viell den 7. articul betrifft, darin die Schwedische sich ercleren,
niendi , gar nit zu entziehen, yedoch das bey solchen collegialzusamben-
kunfften nicht geschlossen werde, solches laufft geradt contra auream bullam
undt das offenkundige herkomben, ahngesehen ermehlte bulla wie nit
weniger capitulatio regia nit allein conventus, sonderen auch deliberationes
undt schlus zulassen in terminis tractare de imperii et orbis salute, referre
et conferre defectus sanis et commodis consiliis, talium reformationibus
adferre opem, welches vergeblich sein wurde, wan man keinen schlus, auffs
wenigiste in denen sachen, so eilfertig undt keinen ahnstandt biß auff die
reichstage leiden, machen konte, sonderen ad status in plenis commitiis ver-
weissen muste, dardurch die uncosten verlohren undt denen herren chur-
fursten noch darzu schimpfflich sein wurde.
Zudem hetten die herren churfursten nit allein gemein reichs-, sonderen
auch absonderliche negotia, so die stände gar nit beruhren. Hielten dannen-
hero darfur, das dieser passus gar nit einzugehen, sonderen es allerdings bey
dem Kayserlichen auffsatz bewenden zu lassen.
Bey dem 2 ten puncto vermerckten sie, das die Schwedische das ius eligendi
regem Romanorum vivente Imperatore collegio electorali entziehen undt
ad imperii comitia transferiren wolten. Weiln dieses nun gegen das wissent-
liche herkomben undt die guldene bull, darin publica observatione et pro
lege pragmatica denen herren churfursten auffgedragen, quibuscunque
temporibus, ubi publica necessitas postulaverit, das sie sich mogen zusamben-
thun undt des reichs notwendigkeiten in der Romischen wahl verordtnen
Königswahl zu Lebzeiten des Kaisers war in der Goldenen Bulle nicht ausdrücklich vorgesehen:
Reichsvakanz und Tod des Königs galten als Regelfall für die Wahl ( IV 2 Müller S. 38,
I 16 ebd. S. 26 ); die jährlichen Zusammenkünfte der Kurfürsten, tractatus communis salutis
et pacis, sollten incumbentibus regionum sibi cognitarum defectibus gewidmet sein ( XII
Müller S. 56, 58 ). Necessitas sive casus der Königswahl ( I 1 ebd. S. 16 ) und Wahl-
ausschreiben ex rationabilibus causis ( XVIII ebd. S. 68 ) setzten also eigentlich den Todfall
oder die Absetzung des Königs voraus.
dannenhero dieses allein et privative bey den herren churfursten bestehen
will, undt wehre es deswegen gesetztermassen in den friedenschlus nit zu
passiren.
Bey den 3 ten puncto wolten wenigers nit die erectio capitulationis regiae
von den herren churfursten undt auff gesambte ständt gezogen werden,
welches gleichergestalt dem herkomben ungemes, aldieweiln vor zeiten die
Romische Kayser undt reichsstande des wahlrecht auff die herren churfur-
sten transferirt
Juristische Positionen des 17. und 18. Jahrhunderts um das Mitwirkungsrecht der Reichsstände
an den Wahlkapitulationen kurz skizziert bei Pick S. 32–36, ebenso – anhand der gedruckten
Akten – die Entwicklung von Art. 8 § 3 IPO über die Abfassung einer beständigen Wahl-
kapitulation am Kongreß ebd. S. 36–46; artikuliert wurde die Forderung vor allem in den
politischen Gravamina der evangelischen Stände seit 1631. Vgl. auch Kleinheyer passim.
vor ahnvertraut denselben zu halten, als nemblich die capitulatio regia;
undt konten bey sich nicht ermessen, warumben die herren Kayserliche in
ihren notandis gesetzt, das hernechst in comitiis hiervon konte geredt wer-
den , da doch dieses die churfursten allein undt ubrige fursten undt stände
zumahl nit ahngehet. Wan gleichwol dieselbe bey der letztern capitulation
ichtwas zu erinderen haben mochten, konte man solches ex parte collegii
nit verwerffen, sonderen wehren sie daruber auff nechsten reichstag zu
horen. Das aber mit ihren consens per modum suffragii die wahlzeit solte
bestimmet undt die capitulation erigirt werden, darzu konte man sich ex
parte electorum nit verstehen, dan dardurch leichtsamb geschehen dörffte,
das sie zuletzt gar, in das wahlrecht zu greiffen, sich understehen mochten.
Bey dem 4 to puncto wolte collegio auch in den reichscomitiis wieder das
offenkundige herbringen eingedragen werden, weiln Ihre Kayserliche Maye-
stät durch aigene gesandtschafften die herren churfursten super indictione
eorundem zu ersuchen pflegen undt dern consens zu begehren pflegen, das
also dieses auch nit bey den gesambten standen, sonderen Ihrer Kayser-
lichen Mayestät undt dem churfurstlichen collegio bestehen wolte.
Bey diesem puncto befindeten sich etliche passus, so von denen herren Kay-
serlichen nit beantwortet, weiln sie entweder keiner antwort wurdig oder
schon beantwortet oder vor abgeschlagen gehalten werden, sonderlich das
votum decisivum der reichsstätte.
Haben specialbefelch, darauf hinzuweisen, daß der Kurfürst von Trier in Wien
mit dem Kaiser übereingekommen ist, die Wahl von 1636 seinerseits zu bestätigen
Im Vertrag vom 12. April 1645; allerdings war diese Vereinbarung auch gegen eine nachträgliche
mögliche Anfechtung der Wahl Ferdinands III. durch den Kurfürsten von Trier gerichtet ( Knip-
schaar S. 36f., 41f. ). – In die Wahlkapitulation von 1636 war eigens der ( neue ) Art. 50
eingefügt worden, daß die Abwesenheit des Kurfürsten von Trier auff keine weise praejudi-
cirlich noch der Güldenen Bull abbrüchig seyn solle ( Ziegler S. 150f. ).
massen die confirmation ausgefertiget worden undt dannenhero gantz
billig, das
imperii gebracht undt darauff Ihre Mayestät dem herkommen gemes Seiner
Churfurstlichen Gnäden auch eine capitulation in forma gleich anderen
herren churfursten expediren undt zustellen lassen, zumahln in der capi-
tulation vorsehen, das damahlige wahl weder der guldenen bull noch dem
churfurstenthumb Tryer praeiudiciren solle, welches nit besser zu geschen
als mit ausfertigung gleichmassiger capitulation. Bitten derohalben, das in
den verfassenden gutachten die herren Kayserliche mogen ersucht werden,
sie wolten bey Ihrer Mayestät zu herausgebung derselben gebuhrende
erinderung thun.
Bey dem 5 ten puncto, weiln derselbe mit dem Kayserlichen fast gleich,
hetten wenig zu erinderen. Repetirten ihr in punctum foederum bey ver-
nehmung der Schwedischen replic abgelegtes votum undt hielten darfur,
das die herren Kayserliche diesen passum zu genugen beantwortet undt es
dannenhero allerdings dabey zu lassen wehre.
Die ubrige puncta wehren von denen herren Kayserlichen also beantwortet,
das sie denselben nichts ab- oder zuzuthun wusten, sodern hielten darfur,
das selbige bey gegenwertiger handtlung entweder gar nit zu beruhren oder
auff einen reichstag zu verweissen.
Was sonsten von dem loblichen reichsdirectorio super passu ratione telo-
niorum , so dem Schwedischen instrumento pacis eingerucket unndt dahien
ahngesehen ist, das furtershin kein zoll ohne der gesambten chur-, fursten
undt stande wissen undt belieben solle auffgerichtet undt concedirt werden,
da vermeinten sie, wiewoll alle ströme dergestalt belegt, das man woll kein
fernere last darauff setzen werde, das dannoch dieses gantz nicht einzugehen,
sonderen weiln den churfursten ihr habendes ius dardurch eingezogen
werden will, es allerdings bey der wahlcapitulation undt dem alten her-
komben zu lassen.
Was endtlich ratione sessionis der Augspurger confessionsverwandter,
auch aber ertz- undt stieffter, movirt wirdt, da wollen sie sich mit den herren
nachstimbenden gern vergleichen, wie denselben sine praeiuditio cuius-
cunque commoda sedes zu assigniren. Hetten hirvon nichts gewust undt
sich also darauff nit gefast machen konnen.
undt er cantzler Buschman ersehen, was per dictaturam wehre communicirt
worden undt wunschen mogen, es hetten die herren Kayserliche das gantze
instrumentum mitgetheilt, damit man die antecedentia undt consequentia
connectiren undt desto bestendiger daruber beratschlagen konte. Weilns
aber underlassen worden, musten sie es dahiengestelt sein lassen undt
wolten desto weniger nit ihr bedencken uber die proponirte stuck eroffnen,
mit der erinderung gleichwoll, das man noch das gantze instrumentum
pacis von den herren Kayserlichen begehren solle.
Belangendt nun den 1 ten passum, darin die Schwedische die collegialver-
samblungen dahien limitirt haben wollen, das zwar die herren churfursten
dabey die reichsgeschefften deliberiren mogen, aber ohne ubrige stande
einigen schlus nit machen sollen, da wehre in dem Churtryerischen voto
woll angedeutet, das diese limitation der guldenen bull tit. 12. zuwieder-
lauffe undt den churfursten sehr schimpflich sein wurde, wan sie nur dicis
causa undt ohne bestendigen schlus sich zusambenthun solten. Derowegen
bey den herren Kayserlichen die erinderung einzuwenden sein wurde, damit
dieses moge ausgelassen werden, in betragtung, man sich ex parte collegii
versehen wolte, gleichwie dasselbe dasyenige, so fursten undt ständen
gehort, gern gonnet, das also die Schwedische undt ubrige stande dem chur-
furstlichen collegio in seinen iuribus keine limitation einzuwerffen begehren
werden, so der guldenen bull undt dem herkommen zuwieder.
Das pro 2 do auff einen allgemeinen reichstag beratschlagt solle werden, ob
vivente Imperatore zur wahl eines Romischen konigs zu schreiten, da
wurden collegii iura intrinsece beruhret undt lauffent gleichmessig gegen
die guldene bull
1 tit. 1 mo ] Zusätzlich in Kurköln zA I, spA II, Kurbayern K: qui habet: „ Quo-
tiescunque et quandocunque futuris temporibus necessitas sive casus electionis
regis Romanorum in Imperatorem promovendi emerserit etc.“, welche verba
generalissime posita ad solum casum mortis sich nicht restringiren laßen können.
massen solches die historien von den Henricis undt Carolo quarto, so
optimus interpres als conditor legis, vermelden. Desgleichen wehre bey
Rudulpho 1 o undt Ferdinando 2 do noch frischlig geschehen
zuwieder etwas zu verordtnen, wirdet den herren churfursten undt denen
furstlichen häusseren, daraus die wahl geschehen kahn, unannemblich fallen,
undt wehren nur etlich wenige unruhige gemüter, so darauff zielen; darum
ist eher der gemeine liebe friedt als dergleichen disputat zu fördern. Des-
gleichen verhielte es sich bey den dritten ratione capitulationis, dan bekandt
undt omnis aevi praxis wehre, das solche capitulation den churfursten
zustunde. Undt wehre billiger, das ihnen vor sothane paciscirung danck
gesagt als dergleichen andung eingeschenkt werden solle: dan in derselben
der Kayserliche gewalt wegen der pönfähl undt Mayestät eingezogen undt
den standen alle notturfft vorbehalten, so die churfursten, wan sie auff das
universum ihr absehens nit hetten, woll hetten underlassen konnen; undt
nachdemahln dies suchen dahien gehett,
ihre iura benomben oder contra morem maiorum gar zu eng eingesperret
werden, welches uber alle massen nachtheilig, als hette man billig dieses
auszuschliessen. Solten aber fursten undt ubrigen stände etwas erhebliches
bey der capitulation zu erinderen haben, konten sie ahn ihrem orth woll
geschehen lassen, das solches, massen von Churtryer erwehnet, auff einem
reichstag ahngehoret undt alsdan, wan es vor nutzlich undt gut gehalten,
von collegio in acht genomben werde.
Was dan eodem articulo vermeldt wirdt de statibus exauthorandis, wehre
von den herren Kayserlichen woll replicirt, das hieruber die konigliche
wahlcapitulation undt executionsordtnung gute mas geben.
Was 4. de comitiis imperii gesetzet wirdt, betreffe viele newerungen, undt
weiln die observantz bekandt, so wehre es billig dabey zu lassen.
collegium sich a reliquis consiliis nit separiren solle, gehe demselben zu
nahe; dan wan selbiges mit fursten undt ubrigen standen eine classem
constituiren solte, wurde ein churfurstliches votum nit mehr als anderer
geringer stände gelten undt das churfurstlich conclusum mit den furst-
lichen pari passu ambuliren.
Der reichstatte votum, das es decisivum gemacht solle werden, belangendt,
wehre kendtbar, was beede chur- undt furstliche bis daher alleweil davon
gehalten. Wan aber ye ein anders solte statuirt werden, wehre es auff einen
ordentlichen reichstag zu remittiren, alda man sich auch de sessione direc-
toriorum woll werde vergleichen konnen. Schimpflich aber wurde es sein,
dergleichen in das publicum instrumentum pacis zu bringen.
Was num. 7 wegen der stätte Erfuhrt, Eger undt Osnabruck ahngerecht
wirdt, weiln dabey
auszustellen; dabey sie sich mehr zu begnugen hetten, als das anderen ihre
manifesta iura solten benomben werden.
Num. 8 et 9 wehre von den herren Kayserlichen woll beantwortet, das
alles ad imperium reducirt werden solte, so vormals darbey gewesen,
weiln es sonsten
[sic] pacis abberriren wurde.
Die ubrige puncten wehren in sich richtig, weiln sie theils beantwortet,
theils auff einen reichstag remissirt. Undt nachdeme die harmonia nit besser
kahn erhalten werden, als wan Caesari collegio caeterisque statibus ihre
iura salva verbleiben, massen woll versehen, als wehre es bey dem Kayser-
lichen auffsatzt zu lassen. Ihrestheils befindeten sie, das dieses sonderlich
von etlichen wolte scrupulirt werden, das die clausula „salvis tarnen iis,
quae ad Imperatorem et collegium spectant etc.“ woll inserirt werden, mit
begehren, das man dan die iura particularia, so den ubrigen standen nicht
gemein, exprimiren solle.
Nun konte nit geleugnet werden, das viele iura ein Romischen Kayserr
allen zugehoren,
28 als – dergleichen] In Kursachsen Rs II keine Konkretisierung der ksl. und im fol-
genden der ksl.-kurfürstlichen Sonderrechte, in Kurköln zA I, spA II, Kurbayern K
Zusätzlich cognitio de feudis regalibus, concessiones et confirmationes privilegiorum,
academiarum, nundinarum erectiones, venia aetatis, legitimationes, nobilitationes,
creationes ducum, principum, posta publica et similia aufgezählt.
fursten allen, ut electio et capitulatio,
consens undt gutachten der churfursten, wie da ist
banni undt dergleichen, welche zwar woll konten notificirt werden; es
wehre aber nit gutt, solche in eine specification zu notigen, weiln es leicht-
lich zu nachtheil konte gezogen werden. Dieses wehre gnuchsamb ver-
wahrt undt sonsten verkleinerlich, wan die iura mayestatis solten specificirt
werden,
capitulationem limitirt, das also sie nit sehen konten, warumb die stände
mit diesen scheidtlichen disputat den hocherwenschten frieden lenger
removiren solten.
Circa foedera findeten sie die clausul, das solche in comitiis solten vorbracht
werden, welches von etlichen sehr difficultirt wurdt, weiln dern necessität
geschwindt undt eilfertig fallen mochte, dergestalt, das man der comitiorum
nit erwarten konte. Nun hielten sie ahn ihrem orth darfur, es wurden die
herren Kayserlichen schon ein solches mittel hierin treffen, das die Schwe-
dische undt stande woll damit zufrieden sein konten, dahien etwa dieses, das
die stände ihr foedera iustificiren sollen, zu remittiren wehre, wie es die
herren Kayserlichen mit den Schwedischen werden vergleichen konnen.
Was dan de teloniis erindert wirdt, hetten sie schon angezeigt, das solches
fur Ihre Kayserliche Mayestät mit zuthun der churfursten gehorte, massen
nichts so luculente als dieses in der capitulation vorsehen undt also keiniges-
weges nachzugeben, obschon nit zu vermuhten, das die churfursten zu
vermehrung der ohnedas stärcker zolle verstehen werden.
Betreffendt die session, so etwa von beeden directoriis zu halten sein
mochten, werden die herren Kayserliche ein solches temperamentum treffen
konnen, damit die stände undt directoria content sein mogen.
Was schlieslich von den herren Churtririschen gesandten ratione expedien-
dae capitulationis gesucht wirdt, solches wehre gantz billig. Undt konten
sie woll geschehen lassen, das Ihre Kayserliche Mayestät umb ausfertig-
undt ertheilung eines exemplaris belangedt wurden.
diktierten Schriften entnommenen Punkte allein vor den Kurfürstenrat gehört. Die
übrigen Stände werden jedoch hoffentlich die kurfürstliche authorität nicht beein-
trächtigen wollen.
Die puncta aber ahn sich selbsten belangendt, wehre der 1., 2., 3. undt 4.
fast durchgehendts zu grossen nachtheil undt entziehung der churfurstlichen
iurium allein dem instrumento Suecico eingerukket, massen dan dem schein
nach in 1 ten denen churfursten zwar frey- undt bevorstehen solle, das sie
ihres gefallens nach ausweissung der guldenen bull zusambenkommen undt
uber des reichs sachen deliberiren mogen. Deme wirdet aber der anhang
beygesetzet, das sie ohne wissen undt willen der stande nichts statuiren
sollen, welches, wan es regt uberlegt wirdt, gegeneinander laufft. Undt
weiln dan sowoll im ersten als ubrigen die erwehlung eines Romischen
konigs, Kayserliche capitulation undt dergleichen betreffendt, die herren
churfursten sich dato eines mehrers nit underfangen, als was ihnen vermog
der guldenen bull, reichsconstitutionen undt ublichen herkommens zuge-
standen undt geburt: als werden verhoffendtlich die Schwedische dieses in
kein weitern disputat zu ziehen oder den churfursten ihre woll herbrachte
gerechtsambe zu benehmen begehren. Haben hierin den Voten Kurtriers und
Kurkölns nichts hinzuzufügen. Die ubrige gesetzte puncta betreffendt, wehren
auch in beeden vorgehenden votis daruber solche erclerung geschehen,
das er seinestheils sich gleichergestalt darmit gar woll vereinigen konte.
Insonderheit hette er wargenomben, das die herren Kayserliche plenipoten-
tiarii in ihren notandis ein- undt anderen puncten solchermassen woll beob-
achtet undt die Schwedische erindert, das es billig dabey sein bewendens
haben undt den herren Kayserlichen commissariis von collegio gutachtens-
weis ahn handt geben werden solte, das sie bey dem auffsatz, soviell die iura
undt privilegia electorum et principum et statuum imperii betrifft, unausge-
setzt beharren wolten.
Den andern punct ratione teloniorum et vectigalium belangendt, lieffe
derselbe gleichergestalt in die iura Caesaris et collegii, daheero es billig bey
deme, was ihnen das herkommen undt reichssatzungen gegeben, furters-
hin zu lassen, ersuchendt das Mayntzische reichsdirectorium, es wolle ihme
von dem verlessenen extract copiam zu desto besser nachricht zukomben
lassen.
Die session deryenige fursten, so zu ertzt- undt stieffteren erwehlt wurden,
ahnlangendt, wirdet man etwa nit ursach haben, weiln die session bereits
verglichen undt es allein ahn deme beruhet, quo in loco dieselbe einzuneh-
men , sich in unnothigen disputat einzulassen, sondern wehre dieses den
herren Kayserlichen zu ubergeben, das sie die session dergestalt ahnordtnen
wollen, damit keinen theil einiges praeiuditium moge zugemutet werden.
Kurtriers Wunsch auf Zusendung einer ksl. capitulation hielte er vor nit unbillig,
sonderen wehre es den herren Kayserlichen auffs best zu commendiren,
das sie Ihre Mayestät darzu wolten einrähtig seyn.
der herren Schwedischen, sonderen auch die notata, welche die herren
Kayserliche darzugethan, verlessen undt erwogen undt befunden, das die
puncta zu distinguiren undt theils hiher, theils auff einen ordentlichen
reichstag gehoren, die hierher gehörigen betreffen entweder die den Kurfürsten
allein, dem Kaiser und den Kurfürsten zusammen und die dem Kaiser allein zustehen-
den Rechte.
Über die ausschließlich kurfürstlichen Rechte verfügt genannter Artikel 7 nr. 1, daß
den Kurfürsten zwar ihre Prärogativen gestattet werden sollen, einschließlich ihrer
Versammlungen aus vorfallender noth, sie aber dort nichts beschließen dürfen,
sonderlich wan es einen undt anderen reichsstandt mochte zu entgegen sein.
Nun lieffe dieser anhang 1 o wieder die guldene bull, 2. wieder das herkom-
ben , 3. wieder die constitutiones imperii, pro 4. wieder die authorität undt
reputation der herren churfursten, dan wan sie was schliessen mochten, so
kein effect haben solte, wurde besser sein, das solche conventus undt delibe-
rationes nit gestelt. Verbleyben derowegen, der anhang „quod nihil insciis
aut invitis reliquis statibus electores in eiusmodi conventibus concludere
debeant etc.“ auszulassen.
Die Forderung in nr. 2 des Artikels, die Römische Königswahl an die Bewilligung
des Reichstags zu binden, ist gegen die observantz, zum anderen gegen die
guldenne bullen, zum 3 ten contra factum antiquissimum der fursten undt
stände des reichs, da dieselbe facultatem eligendi regis Romani ut et Impera-
toris auff die herren churfursten transferirt. 4. wirdt es lauffen wieder den
schon auff disen convent in allen dreyen reichsrathen gemachten schlus,
darinnen disponirt worden, das die herren churfursten des reichs auch bey
lebzeiten eines regierenden Kaysers ein Romischen konig erwehlen solten,
so dieselbe dafurhalten mochten, das des reichs notturfft solches erfordere.
Zum dritten wehre den iuribus electorum zuwieder, das auff einen reichstag
solle eine capitulatio generalis verfasset werden, dardurch die kunfftige
Romische Kayser zu constringiren. Dan 1º, gleichwie fursten undt standte
des reichs das ius eligendi Imperatorem auff die herren churfursten trans-
ferirt , also hetten sie auch zugleich diese facultatem, wie ein Romischer
Kayser ad observationem iurium imperii zu astringiren, transferirt.
Weiln dan 2. die herren churfursten des reichs iuramento dahin astringiret
werden , das sie des reichs wollfahrt undt nutzen suchen, auch zu solchem
endt ein subiectum, so dem reich vorstehe, eligiren wollen, undt sie biß
dahero ein solches ius exercirt haben, wolte ihnen sehr verkleynerlich sein,
wan ihnen ahnyetzo solte vorgeschrieben werden, wie sie mit einem Romi-
schen Kayser die capitulation auffrichten undt gleichsamb contrahiren
solten, zugezweigen 3., das eine solche generalis capitulatio, die auch omnes
casus futuros in sich begreiffen wurde, nit woll wirdet zu verfassen sein,
derowegen die herren churfursten billig bey dieser gerechtigkeit zu defendi-
ren . Solten aber, gleichwie die vortreffliche herren Churtryer-, -coln- undt
-bayerische gesandten erindert, fursten undt stande bey dieser letzten capitu-
lation noch etwas zu addiren undt deroselben zu inseriren vor gut befinden
undt darfurhalten, das es inskunfftig in acht zu nehmen, so mochte es auff
einen reichstag zu werck gerichtet werden konnen.
Zum 4 ten hinsichtlich des gesonderten Rats der Kurfürsten wie Kurköln.
Entgegen den gemeinsamen ksl.-kurfürstlichen Befugnissen soll erstens nach nr. 3 des
schwedischen Artikels ein Reichsstand nur consensu comitiali zu ächten sein.
Weiln aber 1 o die Kayserliche capitulation art. 29 et 30 Ihrer Kayserlichen
Mayestät undt den herren churfursten des reichs diese potestatem gibet
auch 2. die constitutio des landtfriedens
mergerichtsordtnung
nistrandae iustitiae, wan sie allezeit auff einen reichstag verschoben werden
solte, grosse zerruttung undt gefährlichkeiten des reichs verursachen wurde,
so wehre es abermals bey den legibus imperii fundamentalibus undt den
herkommen zu lassen.
Die Forderung der Schweden in nr. 4, alle drei Jahre einen Reichstag abzuhalten,
verstößt gegen Wahlkapitulation und Herkommen und das daraus herrührende
ksl.-kurfürstliche Indiktionsrecht zu Reichsversammlungen.
Die iura, so Kayserliche Mayestät allein concerniren,
num. 5. beruhrt, da die Schwedische wolten, das ein standt des reichs
auch wider Ihre Mayestät, alsdan auch mit auswertigen, in ein verbindtnus
einlassen konne, wan von ein Romischen Kayser derselbig lacessirt wurde
undt hetten sie befunden, das die herren Kayserliche darauff schon geant-
wortet , es wehre unbillig undt erachtens die herren Schwedische selbsten
vor unzulässig. Es konte auch im reich hieraus leichtlich eine sedition erfol-
gen , welche allen ständen des reichs zu grossen nachtheil gereichen wurde.
Was num. 12 von disposition der posten, das den standen des reichs
dieselbe zuzulassen, vermeldet wirdt, gehoret ad reservata Imperatoris.
Was num. 5 von confirmation der pactorum fraternitatis et unionis
haereditariae der chur- undt furstlicher heusser Sachsen, Brandeburg undt
Hessen erwehnet wirdt, da wehre zwar nit zu leugnen, das solche confirma-
tion bey der Kayserlichen Mayestät bestunde. Deweil aber, wan dieselbe
yetzundt erfolgete, vielem unheil undt kunfftiger unruhe im reich vorgeba-
wet wurde, so wolte man sich Chursachsischentheils versehen, es wurden
Ihre Kayserliche Mayestät sich allergnedigst gefallen lassen, solche confir-
mationem furderstlich zu ertheilen, auch damit solches geschehen moge,
die lobliche herren churfursten, auch fursten undt stande cooperiren wur-
den , inmassen dieselbe dan hiemit gebuhrendt darumb ersucht wurden.
Die andere iura Imperatoris betreffendt, konten dieselbige zwar woll speci-
ficirt werden, wie auch dieyenige, so denen herren churfursten des reichs
absonderlich zustehen. Deweil aber zu vermeidung vergeblichen disputats
solches vor unnotig erachtet wurde, so konte in instrumento pacis dieser
passus generaliter referirt werden.
Die puncta, so auff einen kunfftigen reichstag zu verschieben, wehren von
den herren Kayserlichen plenipotentiariis beruhrt worden, als erstlich, wie
es mit den directoriis zu halten, davon die Schwedische sub num. 4
meldung theten, zum andern, was die reichsstätte vor ein votum haben
solten, davon gleichfals num. 4, pro 3. wie die circuli imperii undt matri-
cula zu ordiniren undt zu ergentzen, davon num. 7. et 8., pro 4., ob
Erfuhrt, Eger undt Osnabruck mit in die zahl der reichsstatte auffzunehmen,
davon die Schwedische num. 7, wie 5. die stande des reichs, so von dem-
selben abgerissen, wieder darzuzubringen, davon num. 9., zum 6., welche
fortalitia beständig zu erbawen undt welche wieder zu demoliren, davon
num. 17, wie pro 7. die policciiordtnung zu renoviren, davon num. 22.
Sind mit Verschiebung dieser Punkte auf einen Reichstag einverstanden. Ahnreichendt
den anderen puncten wegen verstattung der theloniorum et vectigalium
wehre in der Kayserlichen capitulation gnuchsamb versehen, welchergestalt
undt auff was masse die herren churfursten des reichs benebenst Kayser-
licher Mayestät sich desser gerechtigkeit gebrauchen sollen. Weiln dan die
Schwedischen plenipotentiarii art. 7. num. 1 o selbsten vorgeben, das die
iura electorum denenselben in allen verbleiben sollen, so wurden sie auch
dahien zu disponiren sein, das sie in diesen puncto keine newerung suchen.
Vors 3 te werden zweifellos die Kaiserlichen eine akzeptable Lösung für die Session
der protestantischen Stiftsinhaber finden.
Kurbrandenburg. […] Hetten sie auch wunschen mogen, damit man sich
hieruber desto bestendiger erkleren konte, das nit allein der dictirte extract,
sonderen das gantze instrument wehre communicirt worden, damit man,
wie im Colnischen voto woll erindert, per antecedentia et consequentia desto
mehr lichts hette erlangen mogen. Undt wehre noch dahien zu gedencken,
das die herren Kayserliche erseucht werden, das totum instrumentum den
standen zu communiciren.
Vors andere hetten sie auch praeliminariter wunschen mogen, das die sachen,
so ein loblichst churfurstlich collegium ahngehen, von denen, so mit anderen
gemein, abgesondert, vornemblich aber die, so der churfurstlichen hochheit
undt praeeminentz zu nachtheil gereichen konnen, fursten undt standen nit
wehren zu deliberiren vorgedragen, sondern collegio reservirt worden.
Mustens gleichwoll mit vorstimbenden dahiengestelt sein lassen; undt
wehre dahien zu sehen, damit die absonderliche undt mit der Kayserlichen
Mayestät gemein habende iura, praerogativae undt dergleichen zum wenig-
sten mogen infringirt werden.
Wenn die Kurfürsten nach dem schwedischen Wunsch im 1 ten § auf ihren Konventen
nur deliberiren, aber nichts schliessen solten, wurde die deliberation ver-
geblich sein undt nur zu der ubrigen stande censur gestellet werden,
welches praeiudicir- undt collegio verkleinerlich sein undt
praerogativen nur schimpff zugezogen wurde, wan etwa dasyenige, so die
herren churfursten collegialiter guttbefunden, von den ubrigen standen
retractirt solte werden; welchenfahls es besser wehre, zumahln keine prae-
rogatif zu haben als sub tali censura zu sein.
Die macht der zusambenkumfften ahn sich selbsten achten sie unnotig zu
beschreiben, weiln es schon mit solchen rationibus beschehen, das sie
nichts abzubrechen wusten. Wehre derohalben diese churfurstliche gerecht-
sambe zu manuteniren, undt was dargegen vor eine clausul gesetzt, auszu-
lassen , massen von Sachsen erwehnet. Es wurde den herren churfursten
auch ein grosser eingrieff sein, wan die wahlzeit von den ständen insgemein
dependiren solte undt sie alsdan erst macht haben, wan es in comitiis vor gut
befunden. Dardurch wurden der churfursten privilegia et praeeminentia
zumahln exstinguirt undt zu hochster verkleinerung gereichen, wan das
alte herkomben von undencklicher zeit umbgestossen undt die herren chur-
fursten ihres wahlrechtens entsetzet solten werden. Die wurden bey zudra-
genden fällen selbst hochvernunfftig erachten, wan ein Romischer konig
zu erwehlen sein mochte, wehren hierzu mit schwären pflichten Caesari
et imperio verbunden, dannenhero sie woll in acht nehmen wurden, was
dem reich vordräglich, das auch dieser consideration wegen das churfurst-
liche collegium bey seinen rechten zu lassen undt davon das geringste nit zu
weichen.
Undt weiln pro 3 tio hiervon auch die capitulatio dependirte, so wurde,
gleichwie die den churfursten allein zustunde, denselben auch freystehen,
uber die wahl zu pacisciren, so notwendig geschehen musse iuxta materiam
subiectam: dan da den churfursten das vornembste, nemblich die wahl,
competirt, so ist nit woll zu zweiffelen, das ihnen auch dasyenige, so dersel-
ben anhängig, zugelassen seye, als da wehre die konigliche capitulation.
Yedoch hetten sie aus vorigen votis vernomben, dafern die stände etwas
gegen die letztere capitulation zu erinderen haben undt auff einen reichstag
solches vorbringen wurden, das solches alsdan zu horen, zu erwegen undt,
da es vor erheblich undt rathsamb befunden, der capitulation einzurucken
wehre, dahien sie es auch wolten remittirt haben.
Zur Achterklärung in tertio § o berufen sie sich auf ihr früheres Votum. Alle drei
Jahre einen Reichstag einzuberufen, verstößt gegen die Goldene Bulle, wonach die
Anberaumung von Reichskonventen bei dem Kaiser und den Kurfürsten steht, undt
werden auff diese weis die churfursten vor ihre praeeminentz nichts praeci-
puum haben als die ubrige stande.
Die schwedische Forderung, daß alle stande in einen gemach deliberiren sollen,
ist mit den Argumenten Kurkölns kategorisch abzulehnen.
Was den reichsstatten vor ein votum competire auff den reichstagen, wie es
auch mit den directoriis zu halten, ubi zu re- undt conferirn, weilen solches
alles nit ad materiam pacis gehorig undt dem reich schimpfflich sein wurde,
wan dergleichen puncta von den auswertigen solten vorgeschrieben werden,
als wan die stande under sich selbsten solche nit vergleichen konten,
wan man sie auff einen reichstag remittirte, konte alsdan daruber eine reso-
lution gefast werden.
Die volgende §§ i wehren von den hern Kayserlichen woll beschlagen.
Von auffrichtung der foederum wehre unnotig zu reden, weiln es schon von
iahrsfrist resolvirt; sich auff ihr votum beziehende. Was sonsten confirma-
tionem pactorum principum et familiarum Sachsen, Brandeburg undt
Hessen betrifft, da erkleren sie sich in specie wie Chursachsen, mit ahnsuchen,
das die herren Kayserliche iuxta votum Saxonicum mogen disponirt werden.
In den vollgenden §. vergleichet sich mit vorstimbenden, das dieselbe auff
einen reichstag verschoben werden, weiln sie darauff unndt nit hierher
gehoren.
Desgleichen conformiren sie sich in § o 9–11, 13–15, 17–20, 21 undt 22,
das sie nemblich per Caesareanos woll beantwortet oder also beschaffen,
das wenig difficultät darin begriffen undt dieselbe auff einen reichstag
woll wirdet beygelegt konnen werden.
So befinden sich auch die iura specialia Imperatoris et electorum in den
reichsabschieden undt -satzungen, auch in der observantz, das man derent-
wegen nit ad particularem rationem zu gehen.
Wegen der posten ist von vorstimbenden nichts eingebragt; ihrestheils
hielten darfur, das die Kayserliche posten Ihrer Mayestät zu lassen. Ob nun
chur-, fursten undt standen einige nebenposten einzuraumben, liessen sie
dahiengestelt sein, weiln sie hieruber sonderlich keinen bevelch hetten.
Ferners wehre von den reichsdirectorio ein extractus clausulae circa telonia
vorgelesen worden
geschigt; undt konten solche woll beobachtet werden. Deweniger doch nit
conformirten sich mit vorstimbenden, das es hierbey nach der guldenen bull
undt der wahlcapitulation zu halten, umb so mehr, weiln man nit leichtsamb
die zolle vermehren wirdt, aus ursachen, das die strömbe vorhien gnugsamb
beschwerdt. Dieses wehre aber aus dem instrument zu lassen, weiln es der
churfurstlichen praeeminentz zuwieder.
Bey dem 3 ten punct, wegen session der evengelischer ertz- undt bischoffen,
wehre zu wunschen, das dieses konte richtiggemacht werden, zu welchen
endt es den herren Kayserlichen heimbzugeben, das sie ein bequembes
medium erfinden wollen.
Undt schlieslich das Churtryerische suchen ahnlangendt, befindeten solches
der billigkeit gemees, das Ihre Churfurstliche Gnäden gleich anderen chur-
fursten die capitulation a Caesare extradirt werde, aus denen motiven, so in
dern voto enthalten.
Kurmainz. Finden die Voten übereinstimmend, das also quoad ipsa puncta das
conclusum sich von selbsten gebe.
Hetten sonsten auch totius instrumenti communicationem wunschen mo-
gen , damit man sich darnach hette reguliren konnen, conformando se,
das es noch zu begehren.
Undt pro 2 do wehre gleichergestalt zu wunschen gewesen, das die puncta,
so collegium electorale allein oder concurrenter cum Caesare betreffen,
wehren in hoc consilio allein und nit zugleich im furstenrath vorkomben.
Weiln es aber ein geschehens ding, so musten sie es auch dahiengestelt sein
lassen.
Die in deliberation gebrachte puncta in specie belangendt, undt zwar den
ersten, das collegium ius et privilegium haben solle, conventus also ahnzu-
stellen , undt iuxta tenorem instrumenti Suecici aliis statibus insciis et invi-
tis nihil statuat, solches contrariire per expressum der guldenen bull. Ver-
gleichen sich dannenhero, das dieses in desso disreputation nit nachzuge-
ben .
Wie sie dan auch in den ubrigen puncten ohne recapitulation sich mit vor-
stimbenden conformiren wolten undt theten.
Ahnbelangendt dasyenige, so von Sachsen undt Brandeburg wegen confir-
mation pactorum fraternitatis haereditariae in votis ahngefuhrt worden,
zweiffleten sie nit, wan es bey Ihrer Kayserlichen Mayestät gesucht wurde,
das sie per legatos suos solche ertheilen wurden.
Dem Kurfürsten von Trier ist ein Exemplar der Wahlkapitulation zuzustellen,
immassen dieses dem guttachten zu inseriren undt denen herren Kayserli-
chen plenipotentiariis auffs beste zu recommendiren.
Die stätte Erffurtt, Eger undt Osnabruck betreffendt, hielten sie auch darfur,
das den interessatis ihr ius ungeschmälert zu lassen. Was in specie Erffurt
ahngehet, wehre ihnen eine in rechten begrundt gegendeduction wieder die
Erffurtische schrifft einkomben, davon sie zur zeit wenig undt nit acomplirte
exemplaria hetten. Wehren dern erstens gewehrtig undt wolten sie alsdan
nachrichtlich communiciren.
Ratione teloniorum vergleichen sie sich gern, das solches ius wieder das
herkomben gar nit zu schmaleren.
Ratione sessionis directoriorum wehren sie auch der mainung, das die herren
Kayserliche zu ersuchen, sie wolten hierin ein solches expediens erfinden,
damit dem reichsdirectorio kein praeiuditz moge zugefugt werden.
Occasione teloniorum addetur, es wehre von den herrn graven von Olden-
burg dieser tagen wegen seinens Weserzohls ein abermahliches erinderungs-
schreiben einkomben; stunde dahien, ob man bey gegenwertiger gelegen-
heit davon reden oder tacendo dissimuliren wolte, leguntur ipsae literae.
Kurtrier. Der Graf von Oldenburg möchte von den Kaiserlichen erreichen, daß
seine alte concession nun in das instrumentum pacis moge gebracht werden
Über ein Schreiben gleichen Inhalts des Grafen von Oldenburg vom 31. Januar 1647 Düssmann
S. 70, 73. Ende 1646 wandte sich Bremen (Stadt) in der Sache an den Kurfürstenrat, Raigers-
perger riet Oldenburg zu Ausgleichsverhandlungen mit Bremen, Wittgenstein wollte vermitteln.
Im Dezember 1646 machten die Oldenburger bei Raigersperger einen Bestechungsversuch (300–400
Dukaten). Raigersperger lehnte ab, weil er ohnehin jährlich von Gf. Anton Günther einen
Ochsen und sonstige Zuwendungen erbalte ( ebd. S. 64 Anm. 2, 71f.). Vgl. Lübbing S. 124.
Nun erinderen sie sich zwar, das in dieser sachen eine gutliche vergleichung
wehre vorgeschlagen worden. Weiln sich aber der herr grave darab beschwe-
ret , das kein eiffer zum friedtlichen verglich verspuret werde, undt dan
anderer stände sachen, so entzogen, dem instrumento eingeruckt, als hetten
sie hierbey, das sie auch beygelegt werde, darumb sonderlich kein bedenk-
kens , weiln schon vorhien vielfältig derentwegen geschrieben worden.
Zudem melden die Schwedische, das inskumfftig citra omnium statuum
consensum kein zoll concediret solle werden, derowegen wehre dieser vor
langem ertheilter Weßerzoll darin nit begriffen, wan es ie in specie inserirt
solte werden.
Kurköln wie Churtryer
Kurbayern ad maiora
Kursachsen wie Coln
Kurbrandenburg. Hetten das verlesene schreiben zwar bekomben; weiln
es aber von einem, so ahn Kayserliche Mayestät abgangen sein solle, mel-
dung thut, davon nichts wissig, als mochten sie dessen communication
gerne haben. So hetten sie auch wargenomben, uti in priore voto, das de
pendentiis litis ad marginem meldung geschehe; mochten also wunschen,
diese sach wehre in der gütte verglichen worden.
Kurmainz. Ahn ihren orth hetten sie den gutlichen vergleich auch wun-
schen mogen, weiln solches aber nit erfolgt, als conformirten sie sich mit
den maioribus .
Subiungebatur: Herr probst von Landtsberg Colnischer mitabgesandter
liesse ansuchung thun umb ein vorschreiben ad cameram pro maturanda
iustitia in certa quadam causa gegen einen von Eller, so nun lange zeit
geschwebt
Verschiedene Linien derer von Eller (bergischer Adel) waren durch Heirat in den Besitz lands-
bergischer Güter gekommen; bereits 1577 war (wegen des Amts Mettmann) ein Prozeß zwischen
Jost-Hermann von Eller-Laubach († 1621) und Bertram von Landsberg, dem Großvater
Arnolds von Landsberg ( Fahne , Geschichte II S. 231), anhängig gewesen ( Niederau S. 131f.,
133, 145, 148, zu Eller-Öfte EbD. S. 128, 126; über die Eller auch Strange S. 29–34,
Fahne , Geschichte I S. 91f., II S. 37). Vermutlich bandelte es sich auch nun um Erbausein-
andersetzungen .
Decernebantur promotoriales.
Bey der re- undt correlation ist die erinderung gethan worden, das Ihrer
Durchlaucht zu Lothringen in dem Kayserlichen instrumento pacis mit der
cron Schweden nit gedacht werde.
darfurgehalten, das die herren Kayserliche umb dero einverleybung zu
belangen, damit sich collegium verainigte, aus der consideration, das es
alschon in dem gutachten super coronarum replicis begehrt
3 worden] Zusätzlich in Kurbayern K, Rp und sinngemäß in Kurköln zA I, spA II:
Sonst ist der Fürstenrat mehrheitlich der Meinung, es bei der ksl. Erklärung und bei dem
während der Beratungen über die Repliken der Kronen gefaßten Conclusum über die Stände-
rechte bewenden zu lassen, und wünscht die alte lobliche harmonia besonders für die nun
häufiger abzuhaltenden Reichstage zurück. Laut Kurbayern K, Rp folgt noch: Nach
Meinung des Fürstenrats hat die Stadt Osnabrück gar nicht die immediatet zu praeten-
dirn ; auf inhabung der gesandtschafften zum Kongreß kann sie sich nicht berufen, weil
solches durch die quartir und anders [woll] bezahlt worden.
Vgl. Meiern II S. 914f.
Die stätte zeigten ahn, das sie ihr bedencken in obiger sachen noch nit erthei-
len konten, weiln sie solche erst in classes vertheilt, umb selbige mit nech-
sten zu deliberiren.