Acta Pacis Westphalicae III A 1,1 : Die Beratungen der kurfürstlichen Kurie, 1. Teil: 1645 - 1647 / Winfried Becker
[46.] Sitzung des Kurfürstenrats mit Re- und Correlation Münster 1646 November 8

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[46.] Sitzung des Kurfürstenrats mit Re- und Correlation


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Münster 1646 November 8

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Kurtrier zA = Druckvorlage; damit identisch Kurtrier spA p. 1066–1083. Vgl. ferner
20
Kurmainz Rk FrA Fasz. 9 I, fortgesetzt in FrA Fasz. 21 nr. 56 ( unvollständig ); Kurköln
21
zA I fol. 254’–257’ ( damit identisch Kurköln spA II fol. 568’–578’ und Kurköln zA
22
Extrakt fol. 26–27 ); Kurbayern K III fol. 232–244’; Kursachsen Rs I fol. 108–113.

23
Kaiserliches Angebot an Schweden in der pommerschen Frage: Vorpommern, Bremen, Verden,
24
Wismar. Zögernde Haltung Schwedens. Einschaltung Frankreichs. Intervention der Reichsstände
25
für Kurbrandenburg, Deputation des Kurfürstenrats an den Kurfürsten von Brandenburg: Oppor-
26
tunität beider Aktionen.

27
Protest Wartenbergs wegen des Bistums Verden. Reichsrechtliche Stellung der geistlichen Fürsten-
28
tümer . Satisfaktionsforderung für Verden.

29
[Im Kurfürstenratszimmer des Bischofshofs]. Vertreten: Kurmainz, Kurtrier, Kurköln, Kur-
30
bayern , Kursachsen.

[p. 678] [scan. 802]


1

37
678, 1 –680, 11 Kurmainz – verpleiben] In der Proposition sind Kurbayern K III und
38
Kursachsen Rs I gleichlautend, gehen aber in längeren Passagen, wie wohl auch die Vorlage,
39
auf eine Vorstufe von Kurmainz Rk zurück, so für 16–27 alß – beyzu-
40
bringen ], 679, 28–33 wobey – resolvirt]; Kurköln zA I, zA Extrakt, spA II
41
insgesamt kürzer.
Kurmainz . Fassen Ergebnisse der bisherigen drei Beratungen über die pommersche
2
Frage zusammen: Beschluß vom 4. August, vor der Intervention die Religions-
3
gravamina
zu vergleichen, einmütiger Beschluß vom 24. Oktober, zunächst die
4
schwedische Resolution abzuwarten und von Kurbrandenburg Auskunft über sein
5
Angebot und seine Äquivalentforderung zu verlangen, Mehrheitsbeschluß vom
6
5. November 1646, sich bei den Kaiserlichen über den Stand der Dinge zu erkundi-
7
gen
und danach die intervention Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zu
8
Brandeburg zu ehren undt zu befürderung deß gemeinen weßens vortzu-
9
stellen . Diesem dritten puncten zuvolg hatt man gestriges tags per ordina-
10
rios deputatos die herrn Kayßerlichen besprochen undt vor allem zu ver-
11
nehmen begert, wie weit sie in puncto satisfactionis vortgeschritten oder
12
noch zu gehen gemeint, mit der erclerung, daß man nicht allein wegen der
13
Pomerischen landen, sonderen auch anderer interessirter ständte bey der
14
cron Schweden zu interveniren endtschloßen.

15
Hierauff haben […] Trautmansdorff undt Volmar replicando zu erkennen
16
geben, alß sie mit der cron Franckreich plenipotentiarien wegen deren
17
satisfaction eventualiter geschloßen, hetten sich dieselbe erbiethig gemacht,
18
in persohn naher Osnabrüg zu reyßen undt den Schwedischen ihrer satis-
19
faction halber zuzusprechen, daß sie dieselbe nicht zu hoch spannen wolten.

20
Darauff ist erfolget, daß sie sich zu gedachten Osnabrüg eingefunden,
21
mit denen daselbst subsistirenden heren Kayßerlichen vertrewlich auß der
22
sachen communicirt undt sich mit ihnen dahien verglichen, daß die heren
23
Kayßerliche mit vorwißen undt genehmhaltung der herren Frantzösischer
24
plenipotentiarien der cron Schweden Vorpomeren, 2. beyde ertz- undt
25
stieffter Bremen undt Verden, 3. Wißmar offeriren sollen, undt danebens
26
sich pro 4. erbotten, neben Ihrer Kayßerlichen Mayestät auch der ständte
27
consens hierzu beyzubringen

42
Außerdem brachten die ksl. Gesandten für Brandenburg die Entschädigung mit Halberstadt und
43
für Mecklenburg die Entschädigung mit Ratzeburg in Vorschlag ( Odhner S. 167).
.

28
Hinsichtlich Vorpommerns haben die schwedischen Gesandten erklärt, Instruktion
29
erbitten zu müssen. Waß beide ertz- undt stieffter angehet, hetten sie sich per
30
expressum vernehmen laßen, daß dieselbe in weltliche fürstenthumber ver-
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ändert werden müsten. Daß condominium zu Wißmar köndten sie aber gar
32
nicht leyden, weillen nuhr große ungelegenheit darauß endtstehen dörfft,
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so genugsamb arguirt, daß sie allein herren sein wollen.

34
Immittelst wehre ein courrier abgeschickt worden undt nunmehr zu Osna-
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brüg wieder angelangt, gestaltsamb herr Salvius, der sich ahnyetz hie
36
befindet, noch gesteren vertröstermaßen den herren Kayßerlichen communi-

[p. 679] [scan. 803]


1
cation erstatten würde, warauff die cron endtlich zu bestehen gedächte, mit
2
der vertröstung, waß von demselben ihnen den herrn Kayßerlichen würde
3
vorkomben, chur-, fürsten undt ständten vertrewlich zu communiciren.

4
Nach Mitteilung Volmars von gestern abend war Salvius zwar bei Trauttmansdorff
5
und hat fast alle Themen der Traktate, 1. schwedische Satisfaktion, 2. Amnestie,
6
2. Religionsgravamina, 4. Autonomie, 5. demissionem militiae kurz berührt, sich
7
aber gar nicht hauptsächlich eingelaßen, sonderen sich dahien bezogen,
8
daß sein collega herr grave Oxenstirn demnechsten anlangen undt demnach
9
die handtlung hauptsächlich angetretten solle werden. Darauff die heren
10
Kayßerliche diese erclerung gethan, undt zwar die satisfaction wegen Pome-
11
ren betreffendt, hetten sie soviell abgenohmben, daß die cron Schweden,
12
wahn der consens von Churbrandeburg würde beygebracht, sich mit Vor-
13
pomeren undt Stetin mögte contentiren laßen. Eß hetten derentwegen
14
die herren Frantzösische legati sich resolvirt, zu mehrer der sachen befürde-
15
rung zu Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zu Brandeburg monsieur St.
16
Romain abzuordtnen undt ihro zu dem endt zusprechen zu laßen, damit sie
17
sich wegen ertheillung ihres consens nicht auffhalten wollen

41
Vgl. zu den französischen Vorschlägen Dickmann S. 310, Meiern III S. 743, 753. St. Ro-
42
main kehrte am 16. November zurück.
. Die hetten
18
auch vor rathsamb befunden, vermittelst der heren mediatoren

38
18–19 sie – Kayßerliche] Eingesetzt aus Kurtrier spA für sinnentstellend sich der Vor-
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lage
.
sie die Kays-
19
serliche belangen undt erinderen zu laßen, daß sie ein hochlöblich churfürst-
20
lich collegium dahien disponiren wolten, damit sie ihrestheils auch zu
21
solchem endt eine deputation zu Churbrandeburgh thun mögen. Dahero
22
die herren Kayßerliche solches den ordinariis deputatis nit allein andeuten,
23
sonderen auch ahn daß directorium begeren wollen, daß dieß der cron
24
Franckreich gethaner vorschlag den churfürstlichen abgesandten vorgetra-
25
gen undt undereinander berathschlaget werden mögte, ob undt welcher-
26
gestalt solche deputation werckstellig zu machen, zumahlen von den herren
27
Kayßerlichen nit obscure zu vernehmen geweßen, daß sie ihrestheils nit
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ungeneigt, auß ihrem mittell auch abzuordtnen, wobey sie dan gar insten-
29
digist begert, man wolle bey so bewandten sachen mit der intervention
30
vor Churbrandeburg noch zur zeit ein- undt zurückhalten undt dardurch etwa
31
die vorseiende tractaten mit der cron nit schwärer machen, bevorab dha
32
man sich yetzo mit derselben in eine hauptsächliche tractation einzulaßen
33
resolvirt.

34

40
679, 34 –680, 11 Dieses – verpleiben] Fehlt in Kurmainz Rk.
Dieses alles ist durch die deputirte vorgetragen undt respective geantworth
35
worden; wißen ihreshteils nicht, daß etwas weiters vorkomben. Wahn den
36
herren Bayerischen gesandten etwas bewußt, wollen sie es gern anhören,
37
fahlß aber nichst zuzusetzen hetten, stündte zu deliberiren, ob die herren

[p. 680] [scan. 804]


1
churfürstliche gesandten die von den herren Frantzösischen vorgeschla-
2
gene deputation vor rathsamb erachten möchten undt wie alßdan dieselbe
3
anzuordtnen oder ob nit beßer undt nützlicher, so weith zuzuwarten, bieß
4
die herren Kayßerliche sich eygentlich erkündiget, warauff endtlich die
5
cron Schweden mit den Pomerischen landen sich behandelen zu laßen
6
gemeint. Wahn aber die deputation angeordtnet undt der consensus solte
7
requirirt werden, ohne zu wißen, waß zwischen den herren Kayßerlichen
8
und Schwedischen geschloßen, auch ungewiß, fahlß Brandeburg solchen
9
difficultiren solte, ob die cron Schweden mit der Kayßerlichen resolution
10
werde zufrieden sein, wirdt die suchende intervention sowoll alß deputation
11
ohne effect verpleiben.

12

39
680, 12 –681, 6 Kurtrier – gethan] Viele gemeinsame Formulierungen in Kurbayern
40
K III und Kursachsen Rs I.
Kurtrier . Was die Deputation an den Kurfürsten von Brandenburg pro impetrando
13
consensu auff Vorpomeren mit Stetin undt Wißmar betrifft, mußen verneh-
14
men , daß deß heren Salvii discurs nicht vor eine formalresolution zu halten,
15
sonderen beziehet sich bloßlich auff des heren graven Oxenstirns ehist
16
erwartende ankunfft. Können dannenhero nicht ansehen, ehe undt zuvor
17
man nöttige apertur der endtlichen resolution erlanget, wie die deputation
18
anzustellen, sonderen weillen die tractaten auff den consens gesetzt, wehre
19
zuzuwarten, warbey Schweden endtlich beharren würde, undt alßdan ent-
20
weder schriefftlich oder vermittelst einer abordnung Ihre Churfürstliche
21
Durchlaucht zu belangen, daß sie sich pro boni pacis et imperii uberwinden
22
wollen.

23

41
23–25 Wahn – sein] Fehlt in Kurmainz Rk.
Wahn man nuhn wißen wirdt, warauff die Schwedische satisfaction endt-
24
lich gestelt, alßdan wirdt zu reden sein, ob Ihre Churfürstliche Durchlaucht
25
in schriefften oder durch eine abordtnung mogen zu behelligen sein. Undt
26
auff den letzteren fahll können die ordinari deputati darzu gebraucht
27
werden; daß also die intervention noch zur zeit von selbsten fallet, bieß
28
dahien sieht man, womit die tractaten außschlagen mögten. Sonsten wehre
29
hiervon den herren Churbrandeburgischen nöttige relation zu erstatten.

30
Kurköln . Sind damit einverstanden, daß die von ihnen stets gewünschte Intervention
31
für Kurbrandenburg auf ksl. Wunsch noch etwas verschoben wird, bieß man sieht,
32
wohien die cron Schweden hinaußwilt.

33
Pro 2 do , ob ahn Churbrandeburg abzuordnen, bedünckett ihnen noch zu
34
früh zu sein, dan es ihro fremdt vorkomben mögte, weillen man noch nit
35
weiß, in welchen terminis die satisfaction berühe. Damit nuhn die deputation
36
mit desto mehrerem bestandt moge angeordtnet werden, so wehre mit
37
derselben so lang einzustehen, biß man eygentliche nachricht erlanget,
38
warauff die Schwedische endtlich bestehen; diesem also vorgangen kahn

[p. 681] [scan. 805]


1
in collegio berathschlaget werden, ob zu schicken oder zu schreiben. Daß
2
aber hiervon den herren Churbrandeburgischen communication geschehe,
3
ist der billigkeit gemeß, weillen sie außer zweiffell verlangens dragen werden
4
zu verstehen, weßen man sich resolvirt, darmit sie sich darnach richten
5
mögen; zum schlüß dancken sie den herren deputatis, daß sie daß anbringen
6
gethan.

7
Kurbayern . Repetita propositione vermeinen, es seye noch zur zeit mit
8
der deputation einzuhalten, inmaßen auch mit der intervention, bieß man
9
sehet, wohien sich eygentlich die cron Schweden resolvirt,

30
9–14 undt – sein] Fehlt in Kurköln zA I, spA II, ebenso 18–26 nicht –
31
gestelt].
undt daß umb
10
so mehr, weillen sich der herr Salvius auff den graven Oxenstirn beziehet.

11
Diesem nechst köndten die herren Kayßerliche ersucht werden, die ver-
12
nohmbene endtliche resolution zu eröffnen; dan wahn zuvorn deputirt solte
13
werden undt die cron Schweden auff gantz Pomeren bestehen, würde alles
14
ohne effect sein.

32
14–15 Interea – hette] Zusätzlich in Kurköln zA I, spA II, sinngemäß in Kurmainz
33
Rk, Kurbayern K III: dabey man von Kurbrandenburgs intention auch etwas
34
mehrers licht wurde haben konnen.
Interea stündte dahien, ob nit monsieur St. Romain seine
15
commission abzulegen hette. Quibus ita praesuppositis vergleichen sich
16
mit Trier undt Cöln,

35
16–18 daß – repraesentiren] Laut Kurbayern K III, Kursachsen Rs I empfiehlt Kur-
36
bayern
zunächst das schriftliche Vorgehen.
daß entweder schriefft- oder durch mittell einer abord-
17
nung mundtlich Seiner Churfürstlichen Durchlaucht der status imperii zu
18
repraesentiren, nicht zweiffelendt, sie würden sich darauff ehender ein-
19
laßen , alß wahn die landen ihro mit gewalt solten endtzogen werden. Ein-
20
mahll hatt die cron Schweden solche mit päßen undt stromben ein, undt
21
ist der friedt dem reich sehr nöttig. Wehre dannenhero zu begeren, sie
22
wolten eine resolution faßen, wie daß hauß Osterreich auch gethan, ob-
23
schon die Inspurgische pupillen

39
Ferdinand II. überließ seinem Bruder Ehg. Leopold 1630 Tirol und die österreichischen Vorlande
40
erblich; von dem Verlust des Elsaß waren in erster Linie die Ehgin. Claudia und der erste Sohn
41
Ehg. Ferdinand Karl, mündig seit 9. April 1646, betroffen ( Wandruszka , Tirolische Linie
42
S. 447f., Gallati S. 153).
allerdings unschuldig; also hatt sich auch
24
der ertzhertzog mit Halberstatt ercleren müßen. Dan wehren die herren
25
Kayßerliche auch zu ersuchen, daß sie gleichergestalt abordnen wollen;
26

37
26–27 Sachßen–interessirt] Zusätzlich in Kurbayern K III, Kurmainz Rk: wegen der
38
erbverbruederung.
undt wahn es dahien gesteh, so köndte Mayntz undt Sachßen, so hierbey
27
interessirt undt daß werck mit gutter manier vorbringen kahn, darzu
28
emploiirt werden. Daß sonsten den Churbrandeburgischen die communi-
29
cation wiederfahre, vergleichen sich mit vorstimbenden.

[p. 682] [scan. 806]


1
Kursachsen . […]

36
1–19 Ahn – gebähren] Außer Kurköln zA I, spA II, wo das kursächsische
37
Votum eigenständig in knapperer Version wiedergegeben ist, alle Überlieferungen gleich-
38
lautend
.
Ahn ihrem orth halten sie darvor, dha man noch vor
2
Brandeburg intercediren wolte, daß es ehe undt zuvorn geschehe ad modi-
3
ficandum postulata, alß man begerte, von den Pomerischen landen ein ge-
4
wißes stück herzugeben; dan wahn die cron Schweden erfahret, daß man
5
Churbrandeburg schon zugeredt, ihro die Vorpomerische landen zu uber-
6
laßen , wirdt bey deroselben hernachmahls vergebens sein zu suchen, daß
7
sie ihre postulata mindere. Wehre derohalben entweder die cron Schweden
8
erster zu ersuchen, alß die deputation ahn Churbrandeburg vortstellig
9
gemacht würde, oder aber es würde sowoll die deputation alß intercession
10
noch zur zeit eingestelt werden müßen, vornemblich auch darumb, weillen
11
man noch zur zeit keinen gewißen grundt hatt, warauff die cron in ihren
12
postulatis bestehen werde. Dha man nuhn solche gewißheit erlanget wirdt
13
haben undt alßdan pari passu sowoll vor Churbrandeburg bey den herren
14
Schwedischen schriefftlich interveniendo einkomben alß auch hingegen
15
Churbrandeburg in schriefften ersuchen wolte, daß an beiden orthen
16
solche mittell eingangen werden möchten, dardurch der friedt zu erheben,
17
so wolten sie sich davon nit separiren; undt dha man solchergestalt ahn
18
beiden orthen in schriefften einkembe, würde es der deputandorum halber
19
keine difficultät gebähren.

20

39
682, 20 –685, 29 Kurmainz – können] Kurbayern K III, Kursachsen Rs I mit gleich-
40
lautendem
Text, der weitgehend auch mit der Vorlage übereinstimmt.
Kurmainz . Auff die relation undt gestelte proposition, zugleich darauff
21
gefolgte vota vernehmen sie, daß under vorstimbenden vast keine discre-
22
pantz , dan Trier, Cöln undt Bayeren seindt der meinung, wie auch Sachßen
23
mit etwas erclerung, daß noch zur zeit mit intervention so lang einzustehen,
24
bieß die cron Schweden sich in puncto satisfactionis wirdt erklerth haben.

25
Dahero auch pro 2 do mit der von den Frantzösischen plenipotentiariis vor-
26
geschlagener

41
26 deputation] Statt dessen in Kurmainz Rk: Deputation ex parte collegii electoralis.
deputation zurügzuhalten, alßdan aber mit beßeren nachdruck
27
vortzusetzen. 3º. Wirdet man auch hernacher deliberiren können, ob ahn
28
Churbrandeburg undt wehr zu deputiren oder ob nicht schriefftlich status
29
imperii deroselben zu remonstriren, damit sie ihren assensum nicht weige-
30
ren wollen.

31

42
682, 31 –683, 6 Die – sein] Fehlt in Kurmainz Rk, Kurköln zA I, spA II.
Die heren Chursächßische halten darfur, daß die cron Schweden vor dero
32
erclerung zu belangen oder die deputation gar einzustellen oder eins undt
33
anders beiderseiths zugleich vortzusetzen.

43
33–35 Solche – vorhanden] Fehlt auch in Kurbayern K III, Kursachsen Rs I.
Solche meinung hatt es, daß
34
hernechst zu reden sein wirdt, ob undt wie die intervention sowoll alß depu-
35
tation anzustellen, daß also kein underschiedt vorhanden. Diesem nach

[p. 683] [scan. 807]


1
hetten sich die herren Kayßerliche mit allem fleiß durch die herren media-
2
tores zu erkündigen, warauff die cron Schweden endtlich wegen der Pome-
3
rischen landen zu bestehen gemeint, dan wahn dieses nicht zwischen den
4
Kayßerlichen, Frantzösischen undt Schwedischen abgehandelt, daß man
5
wißen könne, warauff Schweden schließen wolle, wirdet die intervention
6
undt deputation vergebens sein.

7
Wegen Stetin haben sie einige anregung gethan. Dieß ist die ursach: daß
8
ad exemplum der cron Franckreich, welche den Rhein pro termino hatt,
9
die cron Schweden die Oder pro termino haben will; undt weillen Stetin
10
dieseseiths gegen Pomeren gelegen, Franckreich aber die vestung Breysach
11
eingeraumbt, so gedencket Schweden ebenergestalt Stetin zu behaupten.
12
Ob nuhn dieses motivum sufficient, stehet dahien.

13
Ihrestheils vergleichen sie sich mit vorstimbenden sowoll wegen der inter-
14
vention als deputation undt wollen, wie vor gutt angesehen, die herren
15
Kayßerlichen belangen, daß sie uber daßjenige, waß in puncto satisfactionis
16
wegen Pomeren undt der stieffter vorgeloffen,

41
16–17 den – ständten] In Kurmainz Rk, das gleich darauf abbricht, sowie in Kurbayern
42
K III statt dessen nur: den ständen.
den churfürstlichen gesand-
17
ten , wo nicht allen ständten, vertrewliche apertur thun wollen. Solchem
18
nach wirdet sich weyßen, ob nit beßer, die notturfft in schriefften ahn Chur-
19
brandeburg zu bringen alß zu deputiren, weillen dieses zimblich odios
20
undt keiner gern ubernehmen möchte. Wahn doch die herren Kayßerliche
21
mit abordtnen undt der vordrag zugleich geschicht, stündte hernechst ferner
22
hiervon zu reden. Daß finalmente den herren Churbrandeburgischen hier-
23
von communication erstattet werde, erachten sie in passibus utilibus et pro
24
re nata billig; laßen, es per ordinarios werckstellig gemacht werde.

25
Ihre Fürstliche Gnaden zu Osnabrüg, Churcölnischer haubtabgesandter:
26
Weillen sie ab der relation vernehmen, daß der cron Schweden beider
27
ertz- undt stieffter Bremen undt Verden oblation geschehen, welches sie bieß
28
dahero von herren graffen von Trautmansdorff nicht erfahren können, son-
29
deren , daß es noch res integra undt bieß zu den haupttractaten außgestelt,
30
wirdet ihro nicht zu verubelen sein, daß sie ein hochlöblichstes churfürst-
31
liches collegium wegen ihres hohen interesse bey dero stiefft Verden
32
belange; undt können nicht underlaßen, zu deßen mehrer information
33
diese erleuterung zu thun, daß, alß vor diesem den 26 ten Martii

43
Vgl. Knoch S. 85f.
daß erste
34
mahll hiervon meldung geschehen undt herr grave von Trautmansdorff in
35
discursu anregung gethan, sie dhamahls zu erhaltung nicht allein ihres
36
rechtens, sonderen auch deß uralten von Carolo Magno auffgerichteten
37
stieffts schuldigermaßen gebührende schriefft- undt mündtliche protestation
38
eingewendet. Darauff hatt der herr grave abermahls, daß dieser stiefft
39
zwar in vorschlagh komben, deßen aber keine oblation geschehen, man
40
sich auch dergestalt nicht darzu verstehen würde, sie vertröstet.

[p. 684] [scan. 808]


1
Darauff in Aprili, alß dhazumahlen die von den catholischen verordtnete
2
deputati zu Osnabrüg anweßendt wahren, haben sie den Churcölnischen
3
Paderbornischen cantzleren Buschman gebührendt ersucht, daß ers bey
4
ermeltem herrn graven undt sonsten aller gehoriger nöttiger orten under-
5
bawen undt hinderen wolle; waß nuhn yedesmahls vor vertröstungen
6
geben worden, weyßen die hinc inde gewechßelte schreiben mit weiterem
7
auß.

8
Nachdem Seine Fürstliche Gnaden im Entwurf eines Friedensinstruments von
9
Anfang Mai befunden, daß gedachter stieffter, sonderlich deß ihrigen Ver-
10
dischen , einige gefehrliche undt praeiudicirliche meldung geschehen

38
Verden wurde Schweden sowohl in der ksl. Duplik vom 1. Mai 1645 als auch im ksl. Vertrags-
39
entwurf
vom 8. Mai 1645 angeboten ( Knoch S. 95, 119, Lorenz S. 135, Dickmann
40
S. 305 ).
,
11
haben sie nicht umbgangen, eine formal undt gebührende, auch in rechten
12
bestendige protestation auffzusetzen undt außzufertigen, auch bey ankunfft
13
deß gravens von Trautmansdorff ihme davon parte zu geben, wie nicht
14
weniger solche demselben schriefftlich intimiren undt einhendigen wollen.

15
Weill er sie aber damahls wieder versichert, daß dieses stieffts halben
16
nichst schließliches ahn seithen der Kayßerlichen verordtnet oder den
17
Schwedischen auch vertröstung, wie die formalia lauteten, darauff besche-
18
hen , sonderen res adhuc integra wehre, undt hetten zwar auch die Schwedi-
19
sche davon meldung gethan, es hettens aber die Kayßerliche biß zu ferneren
20
tractaten außgestelt undt sich weder pro noch contra resolvirt, alß haben
21
sie ermelte protestation umb so weith zwar nicht schriefftlich in forma
22
insinuirt, gleichwoll solche in triplo, sowoll den herren Kayßerlichen
23
alß denen löblichen reichßdirectoriis zu seiner zeit undt dafern diese sache
24
weiters auff die bahn komben würde, zu intimiren, verfertiget. Sinthemah-
25
len nuhn herfurkombet, alß wahn einige oblation geschehen, alß wollen
26
Seine Fürstliche Gnaden in optima forma bey dem hochlöblichen collegio
27
die protestation mündtlich undt gebührendt eingewendt haben, auch nit
28
underlaßen, solche dhamahlß verfaste ahn daß directorium zu bringen,
29
dahien gehendt, daß Seine Fürstliche Gnaden alß rechtmeßiger, confirmirter
30
undt regalizirter bischoff undt fürst dieß ihro von Gott undt Kayßerlicher
31
Mayestät anvertrawte stiefft in keinigen wegh dergestalt zu uberlaßen oder
32
zu begeben gedencken. Bittet um gehörige und zeitige Intervention zugunsten
33
Verdens

41
Verden, wie Minden sonst braunschweigische Sekundogenitur, war direkt gefährdet, weil es an
42
Schweden kommen sollte; Gefahr drohte aber auch für Wartenbergs Rechte über Minden und
43
Osnabrück, weil beide Hochstifter (sowie Hildesheim) als Entschädigung für Hg. Friedrich von
44
Holstein, der Bremen und Verden an Schweden abtreten sollte, in Betracht gezogen wurden
45
( Lorenz S. 10, 105, 147, 156, 158, 168f., Forst S. XV, Bucelinus I S. 31).
gemäß dem jüngst noch im Kurfürstenrat ausgesprochenen Angebot, auch
34
zu conservirung status imperii undt beßerer correspondentz zwischen den
35
catholischen undt Augspurgischen religionsverwandten ständten. […]

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Dieß ist eine sache, welche die catholische principaliter concerniren thutt,
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nicht allein ratione religionis oder der uralten stiefftungh, sonderen auch

[p. 685] [scan. 809]


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wegen deß geystlichen standts undt fürstlichen banck, indeme wie in
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propositione gemeldet, dahien gar gezielt will werden, daß diese stieffter
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in weltliche fürstenthumber verwandelt werden sollen, dabey omnes
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status imperii ratione hierarchie et harmoniae interessirt; undt gleichwie
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die weltliche ungern wurden sehen, daß ihnen ihre landen abgenohmben
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undt zu geystlichen stieffteren verwendet werden sollen, also auch nit
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unbillig verhütten helffen werden, daß dieses praeiuditz undt consequentz
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nicht angefangen werde

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Vgl. über das Interesse auch protestantischer Stiftsinhaber, die Hochstifte als geistliche Fürsten-
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tümer zu erhalten, Lorenz S. 7–10.
.

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Dabey auch dieses in specie nicht außer obacht zu laßen, daß die gaistliche
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fürsten im reich tanquam principes gleichergestalt eadem privilegia et
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praeeminentias mit den weltlichen haben. Daß nuhn wegen der Pomeri-
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schen landen, auch deß Mechelburgischen antheils, mit den interessirten
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chur- undt fürsten tractirt undt gehandelt wirdt, ihro undt dem einhaber
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des ertzstieffts Bremen aber solche landen unwißendt undt unbefragt abge-
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nohmben undt in die außgab gesetzt werden wollen, ist den gemeinen
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habenden reichßfreyheitten zuwieder, undt woll zu erwögen, daß ihr con-
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sens in specie darzu ebenso nöttig, undt dha ye etwas ratione boni publici
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von solchen stieffteren undt landen solte müßen zurüggelaßen werden,
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daß sie gleichergestalt nit unbillig auch mit solchen undt beßeren fundamen-
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ten eine gebührliche satisfaction endtweder von der cron Schweden oder
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dem reich zu begeren haben.

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Eß ist auch nicht unbillig, dahien eine reflexion zu machen, daß ihr consens
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darzu nicht allein requirirt werde, sonderen haben auch die capitula darzu
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zu sprechen, so haben auch die Augspurger confessionsverwandte standte
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gleichergestalt bey beiden ertz- undt stieffteren ihr hohes interesse. Dan
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wahn den capitulis die electiones benohmben undt die stieffter zu weltlichen
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fürstenthumben zu ewigen zeithen gemacht werden, weder catholische
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noch uncatholische auch auß chür- undt fürstlichen häußeren mehr darzu
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gelangen können.

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Diese rationes undt motiven haben Ihre Fürstliche Gnaden breviter wol-
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meinentlich andeuten wollen, damit die herren abgesandten ihr gebührendes
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absehen darauff machen, auch desto weniger ihro undt anderen reichßfürsten
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einiges praeiudicium zuziehen zu laßen, in vertröste obacht desto beßer
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nehmen können.

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685, 35 –686, 4 Kurmainz – conclusa] Fehlt in den anderen Überlieferungen; nur in Kur-
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köln
zA I, spA II ist noch auf die Re- und Correlation mit den beiden unteren Reichsräten
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und auf das Angebot ihrer ordentlichen Deputierten hingewiesen, Wartenbergs Vorbringen
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im collegio zue referiren und zu betrachten.
Kurmainz . Eß wirdet nuhn zu spatt fallen, diese sache vorzunehmen, so
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warten auch die fürstlichen auff die re- undt correlation; man werde sich

[p. 686] [scan. 810]


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doch gewißlich Ihrer Fürstlichen Gnaden wie auch anderer interessirter
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annehmen, undt wollen sie ihrestheils mit undt benebens den Churbayeri-
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schen dieses den fürstlichen auch vor- undt anbringen.

4
Die re- undt correlation bringen paria conclusa.

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