Acta Pacis Westphalicae III A 1,1 : Die Beratungen der kurfürstlichen Kurie, 1. Teil: 1645 - 1647 / Winfried Becker
Deputation der Reichsstände bei den kaiserlichen Gesandten Münster 1645 November 5

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Deputation der Reichsstände bei den kaiserlichen Gesandten


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Münster 1645 November 5

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Kurbayern K I fol. 310–311 = Druckvorlage; damit identisch Kurbayern spA I p. 493–
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494. Vgl. ferner DVolmar fol. 561’–563’ ( Druck Cortrejus p. 227–228 ).

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Hilfe für das Reichskammergericht. Problem der Neutralität.

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[Im Quartier des Grafen Nassau]. Vertreten: Kurmainz, Kurbayern, Österreich, Bamberg,
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Brandenburg-Kulmbach, kaiserliche Gesandte.

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Ist nachmittag durch die cur- unnd fürstliche

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28 deputatos ordinarios] Diese in DVolmar , wo die Zusammenkunft irrtümlich auf den
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6. November 1645 datiert ist, wie oben genannt.
deputatos ordinarios den
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herrn Kayserlichen gesandten referirt worden, was man sich in beyden
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collegiis in puncto conservationis deß cammergerichts zu Speyer entschlos-
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sen unnd selbigen das medium temporale unnd remedium perpetuum aller-
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massen vorgetragen, wie solches in vorhergehenden prothocoll mit mehrern
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zu ersehen.

[p. 394] [scan. 518]


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Soviel nun das medium temporale betrifft, haben die herrn Kayserliche sich
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erclärt, diese sach über sich zu nehmmen unnd den herrn mediatoribus
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mit allen umbstenden beweglich vorzutragen, damit dieselbe die Franzö-
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sische herrn plenipotentiarios dahin bewegen, das selbige nicht allein so-
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balden an herrn generalleutenant viconte de Tourenne, sondern auch an
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die khönigin selbst schreiben, damit von Pariß aus ermelten Tourenne ex
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superabundanti solche ernstliche ordonanz zugefertiget werde, damit das
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cammergericht der ihnen vor diesen ertheilten salvaeguardiae würckhlich
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geniessen unnd selbige fierohin besser alß bißhero beobachtet werden
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möge.

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Daß remedium perpetuum aber wegen verhoffender neutralitet khönden
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die herrn Khayserliche darumb nicht über sich nehmmen, 1º weil sie deßen
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von Kayserlicher Mayestät nicht

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13 befelcht] Darauf führen laut DVolmar die ksl. Gesandten weiter an, daß auf den
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letzten Reichskonventen von Regensburg und Frankfurt keine richtigen Beschlüsse in dieser
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Frage gefaßt worden sind.
befelcht, 2º obschon Speyer kheine
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vöstung, seie doch dieser orth fast der bequembste, mit einer armaden
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über Rhein zue kommen, 3º würden die Kayserliche Mayestät bei solcher
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eingehendter neutralitet allezeit ihr Kayserlich wort halten undt verobligirt
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sein. Herentgegen würden 4 tens , obschon ein neutralitet getroffen würde,
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die Franzossen per rationem belli undt wan es die notturfft erfordert, ohner-
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achtet ihrer parole, dieses posten zum übersatz über Rhein undt in andern
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weegen sich gebrauchen, da hingegen 5 tens Ihrer Kayserlichen Mayestät
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wegen einmal gegebener parola, wie vermeldet, die händt gebunden

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21 wehren] Zusätzlich in DVolmar : Nach Meinung der ksl. Gesandten wird Frankreich ein
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gegebenes Wort so wenig halten wie jetzt gegenüber dem duca d’Anguian

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Louis II. de Bourbon (1621–1686), duc d’Enghien, prince de Condé, premier pair de France
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(über ihn Dict. Biogr. 9 Sp. 447–452). Er hatte nach der Einnahme Speyers Ende August
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1644 dem Reichskammergericht am 10. September 1645 Immunität und freies Geleit zugestanden
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( Rott S. 65, Chemnitz 4, 4 S. 123); das Reichskammergericht hatte aber danach mehrmals
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Ursache gehabt, sich über den Bruch dieser Zusicherung zu beschweren. Siehe oben nr. [ 4 S. 13f. ]
, zumal der Rhein
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bei Speyer schmaler als bei Philippsburg ist und gerade in der Nähe befestigter Plätze mili-
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tärische Flußüberquerungen weniger üblich sind; man will aber dem Kaiser berichten. Kur-
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mainz möchte von diesem anbringen auch den in Osnabrück anwesenden Ständen Mitteilung
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gemacht wissen.
wehren.

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