Acta Pacis Westphalicae III A 1,1 : Die Beratungen der kurfürstlichen Kurie, 1. Teil: 1645 - 1647 / Winfried Becker
7. Sitzung des Kurfürstenrats mit Re- und Correlation Münster 1645 September 28

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7. Sitzung des Kurfürstenrats mit Re- und Correlation


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Münster 1645 September 28

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Kurmainz Rk FrA Fasz. 12 nr. 3/4 = Druckvorlage. Vgl. ferner Kurköln zA I fol.
20
70–77 ( damit identisch Kurköln Rs , Kurköln spA I fol. 130’–147, Kurköln spA Ia
21
fol. 138–155 ); Kurbayern Rp I; Kurbayern K I fol. 184’–200’ ( damit identisch Kurbay-
22
ern
spA I p. 281–304 ).

23
Reihenfolge in Beratung der Einzelpunkte der kaiserlichen Responsion und der Propositionen der
24
auswärtigen Mächte. Beginn der Beratungen darüber. Weitergabe der kaiserlichen Responsion
25
an die Mediatoren und die auswärtigen Mächte. Vereidigung der Kanzlisten. Verzögerung der all-
26
gemeinen Friedensgespräche durch den derzeitigen modus consultandi der Reichsberatungen. Ver-
27
einfachung des umständlichen Beratungsverfahrens. Protest Hessen-Kassels gegen den Ausschluß
28
von Session und Votum. Gleichartige Proteste auf dem Reichstag in Regensburg 1641. Konzept des
29
Conclusums des Münsteraner Kur- und Fürstenrats auf die Osnabrücker Antwort zum modus
30
consultandi. Wunsch nach früherer Mitteilung und besserer Transparenz der von Kurmainz
31
aufgesetzten Conclusen.

32
[Im Kurfürstenratszimmer des Bischofshofs]. Vertreten: Kurmainz, Kurköln, Kurbayern, Kur-
33
brandenburg .

[p. 334] [scan. 458]


1
Kurmainz proponebat.

2
Die am 25. September mitgeteilte und dann per dictaturam verbreitete ksl. prupo-
3
sition ist von den ksl. Gesandten in drey classes abgetheilt undt dahien gestelt
4
worden, daß Kayserliche Mayestät zugeben könten, daß solche in delibe-
5
ration gebracht werden mögten; wan dann inmittels die herrn Kayserlichen
6
bey ihnen Churmaintzischen instendig angehalten, damit den consultationi-
7
bus ein anfang gegeben werden mögte, und nun sie darzu sich erpietig
8
gemacht, auch derentwegen auf heütigen tag zu rath ansagen lasßen, so
9
theten zuvorders in nahmen Ihrer Churfürstlichen Gnaden zu Maintz
10
[…] von gantzem hertzen wünschen, daß Seine Allmacht die vorseyende
11
friedensconsultationes dergestalt secundiren undt seegnen wolle, damit
12
dermahlen mann zu einem erbaren, sichern undt bestendigen freyden
13
gelangen möge.

14
Negst diesem pliebe zu der herrn vorstimmen[den] nachdencken undt
15
belieben anheimbgestelt, ob ihre gedancken eröffnen wolten, was sie ver-
16
meinten , daß vor ein methodus, wie die materiae deliberandae abzutheilen,
17
zu ergreiffen,

37
17–20 ob – underlasßen] Fehlt in Kurbayern K I, spA I; laut Kurköln zA I, Rs,
38
spA I, Ia wird allgemeiner gefragt, ob nach Maßgabe der ksl. Responsion oder in einer
39
anderen Reihenfolge bei der Beratung zu verfahren ist.
ob man dem in der proposition vorgestelten modo oder aber
18
den responsionibus einfolgen, auch alle puncta zugleich undt auf einmahl
19
oder aber solche articulatim vornehmmen solte. Wolten sich alsdann auf
20
befinden mit übrigen herrn churfürstlichen zu vergleichen nit underlasßen.

21
Kurköln . Pillig wehre dem Allmächtigen zu dancken, daß die zeit herbey-
22
kommen , daß man dermahlen nach nunmehr zubrachter zeit undt vielen
23
praeliminarien zu den haupttractaten schreitten könte. Die noth auch
24
schuldigkeit zum vatterlandt errinnerte alle miteinander, daß sie nit allein
25
daß eusßeriste beytragen, sondern auch daß sie dieyenige, so remoras
26
suchen, zur beschleunigung errinnern undt ermahnen solten. Es begehrten
27
solches der Kaiser, seine Gesandten, die Mediatoren und die Kronen, daß also
28
pillig

40
28 von – gesanden] Abweichend in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia und sinngemäß in
41
Kurbayern K I, spA I: ex parte collegii.
von den herrn chur-, fürstlichen und der stende gesanden kein ver-
29
zögerung der consultation beschehen solte, damit nit ihnen von in- undt
30
auslandischen die schuldt beygemesßen werden möge, alß wan man keinen
31
lust zum frieden oder zu solchem ende die verlängerung suche.

42
334, 31 -335, 16 Danken – gleichwie] Fehlt in Kurbayern K I, spA I.
Danken
32
Kurmainz für beschleunigung, haben selbst seit anderthalb Jahren vom Kur-
33
fürsten
von Köln yedesmahls andern bevelch undt instruction nit gehabt
34
noch bekommen, alß daß doch zu denn sachen geschritten undt daß haupt-
35
werck mögte befürdert werden, deme dan auch sie der schuldigkeit undt
36
vatterlandt zum besten nichts underlasßen, sowohl bey denn herrn media-

[p. 335] [scan. 459]


1
toribus als cron Franckreich undt andern orthen zu laboriren, daß erstlich
2
die proposition herausßerkommen, wiewohl man allerseits viel difficul-
3
tates undt unnötige einwürff verspüren müsßen.

4
Dahero pillig undt wohl, wie vom Churmaintzischen directorio yetzo ver-
5
meldet worden, nit allein Gott

37
5–24 danck – gleichwohl] Gleichlautende Formulierungen in Kurköln zA I, Rs, spA I,
38
Ia.
danck zu sagen, sondern ad futuras consul-
6
tationes et deliberationes pillig von Seiner Allmacht spiritus consilii et
7
fortitudinis zu erpitten, auf daß mit einmüetiger zusammensetzung der
8
löblichen deß Römischen reichs stende alle feindtliche consilia künfftig
9
superirt, alles daßyenige, was zu Gottes ehr und conservation des gantzen
10
Römischen reichs und des lieben vatterlandts, welches gebaue auf den
11
fundamentalsatzungen undt constitutionibus imperii bis dato so viel hundert
12
jahr hero bey der Teutschen nation üblichen undt nutzlichen harmonia,
13
auch einigkeit under denn stenden selbst gewidmet gewesen und sich wohl
14
befunden, wieder gesetzt undt erhoben werden möge.

15
Was aber für ein methodus in deliberationibus, zu solchem zweck zu kom-
16
men , zu halten seye, […] gleichwie auch von höchstgedachter Ihrer
17
Kayserlichen Mayestät plenipotentiariis newlich die propositionspuncten
18
in drey classes dividirt worden wehren, also vermeinten sie auch, daß
19
solcher distinction oder division nachzugehen undt solcher methodus für
20
den besten zu halten seye. Stehen solchem nach dem Churmaintzischen
21
directorio anheimb, wan sie vermeinten, daß man in Gottes nahmen denen
22
consultationibus einen einfang machen könte, wie sie dann nit underlasßen
23
wolten, auf beschehenes ahnsagen zu erscheinen mit der wohlmeinenden
24
errinnerung gleichwohl undt gepürenden ersuchen, daß alles auß obange-
25
zogenen uhrsachen möglichst befürdert undt nit etwan auf etlich tag aufge-
26
schoben werden mögte, masßen dann, da künfftigen sambstag etwan nit
27
beliebt werden solte, man künfftigen montag

41
1. Oktober 1645.
wenigist zusammenkommen
28
könte, wiewohl albereit nach eröffneter proposition schon 8 tag wieder
29
verflosßen seyen.

30
Kurbayern .

39
335, 30 –336, 17 Dem – fürderlichsten] Gleichlautende Formulierungen in Kurbayern K I,
40
spA I; Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia knapper.
Dem güetigen Gott wehre pillig höchster danck zu sagen,
31
daß nach nunmehr uberwindung differentien die Kayserliche erklärung
32
auf der frembden cronen propositiones ervolgt. Um zum Frieden zu gelangen,
33
würden Ihre Churfürstliche Durchlaucht in Bayern dero ihe undt allwegen
34
bezeigte friedensintensiones und naigungen zu müglichster beschleunigung
35
allen vleis cooperiren lasßen […]. Undt nachdemahlen die höchste not-
36
turfft erforderte, diese tractaten nach aller müglichkeit zu befürdern undt

[p. 336] [scan. 460]


1
zu verhüeten, damit in den berathschlagungen nit gar zuviel uberflüsßige
2
zeit verlohren gehe, so wolten in nahmen Ihrer Durchlaucht zu Bayern
3
der unvorgreifflichen meinung sein, weilen die gesambte chur- undt fürst-
4
liche gesanden oberwehnte Kayserliche responsiones bereits per dictaturum
5
erhalten undt ungezweiffelt ein yede gesandtschafft der notturfft nach sich
6
darin ersehen haben werde, ob undt was bey ein undt anderm puncten zu
7
errinnern sein mögte, also würde der schleunigste weg sein, besagte Kayser-
8
liche responsiones weiter nit zu vertheilen, dann dardurch, wie leicht zu
9
erachten, viel zeit verlohren gehen dorffte, sondern daß mehr gedachte
10
Kayserliche antwortten insgesambt, und zwar solchergestalt in die umfrag
11
gestelt werden, ob undt bey was für puncten yedem gesanden ichtwas dabey
12
zu errinnern zu gemüeth ginge, welches dann desto füeglicher zu befürde-
13
rung der tractaten beschehen könte, weilen in collationirung der Frantzö-
14
sischen proponirten friedenspuncten und dahiengegen ervolgten Kayser-
15
lichen antwort sie soviel ersehen, daß man in vielen puncten fast gantz
16
einig und also nur die wenigere in deliberation zu ziehen wehren; hielten
17
also diesen modum für den fürderlichsten.

18
Kurbrandenburg .

34
336, 18 –337, 29 Sie – werden] In Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia das kurbrandenburgische
35
Votum anders formuliert und knapper, Kurbayern K I, spA I wesentlich kürzer.
Sie ahn ihrem orth hetten gantz gern vernohmmen,
19
daß es nunmehr soweit gebracht worden; […] hetten sich in denen per
20
dictaturam erhaltenen abschrifften ersehen, wolten hoffen, man werde
21
ihe ehender ihe besßer darzuthun, damit dermahlen den consultationibus
22
ein anfang undt denen im heyligen Römischen reich und dem geliebten
23
vatterlandt nun in die 27 jahr über ausgestandenen ehelendigen kriegs-
24
verderbungen undt continuirenden beschwerlichen einquartierungen

37
Vgl. Kuske S. 177–181 über die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges.
38
Einerseits konnte durchziehende und lagernde Soldateska ganze Landstriche verwüsten; der Krieg
39
hatte soziale Entwurzelung und Landflucht zur Folge; andererseits stagnierte infolge der Heeres-
40
lieferungen in dem von Kuske untersuchten Kölner Raum die landwirtschaftliche und gewerbliche
41
Produktion nicht ( Kuske S. 184f., 189ff.). Über die Folgen des Dreißigjährigen Krieges für
42
einzelne Landschaften vgl. Franz , allgemein auch Abel S. 410–413.
ein
25
endte gemacht werden möge; wiederigenfals würdte denyenigen, so moram
26
causirten, die verantwortung sowohl yetzt alß bey der werthen posteritet
27
überschwer zu verantwortten fallen. Sie Churbrandenburgische wehren nit
28
allein anfangs durch ertheilte instruction undt plenipotenz, sondern auch
29
folgents dahien gemesßen bevelcht undt errinnert worden, alles daßyenige
30
vor- und an handen zu nehmmen, wordurch alle difficultates undt remorae
31
superirt werden mögten, inmasßen sie sowohl alß dero herrn collegae zu
32
Osnabrugk nit underlasßen,

36
32–32/33 bey – plenipotentiariis] Fehlt in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia.
bey denen Schwedischen herrn plenipotentia-
33
riis die bewegliche anmahnung zu thun, daß die aushendigung deren propo-

[p. 337] [scan. 461]


1
sition ervolgt seye, auch noch daran sein würden, damit zu den tractaten
2
geschritten und alle unnötige quaestiones vermitten pleiben mögten.

3
Danken Kurmainz für Anregung zu schnellem Handeln. Ahn ihrem orth wolten
4
sie nichts underlasßen, was zur beschleunigung nur immer fürderlich er-
5
scheinen mögte, wie dann ihnen sehr lieb gewesen, wan alßpaldt nach eröff-
6
neter proposition man zusammenkommen undt dem werck einen anfang
7
machen können. Es wehre aber ahn deme,

36
7–8 alß – bekommen] Genauer Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia: und zwar erst letzten
37
Dienstagabend.
alß die Kayserliche proposition
8
under banden bekommen, sie nit underlasßen, sich darin sowohl alß ihrer
9
instruction zu ersehen; undt nachdemahlen sie befinden, daß ihnen in alle
10
weg obliegen wolle, mit dero herrn collegis zu Osnabrugk vorhero zu
11
communiciren, undt vor negstkommenden

38
11 dienstag] montag in Kurköln spA I, Ia, zA I, Rs.
dienstag keine antwort haben
12
könten, so würden nothwendig die consultationes in solang einen ahnstandt
13
haben müsßen, yedoch wolten sie verhoffen, man ihnen keine moram impu-
14
tiren werde, weilen sie bereit wehren, auf gemelten tag, wofern es denn
15
herrn vor- und nachstimmenden also beliebig, zu erscheinen.

16

39
16–29 Was – werden] Knapper in Kurbayern K I, spA I; laut Kurköln zA I,
40
Rs, spA I, Ia bezieht sich Kurbrandenburg für seinen Vorschlag auf Kurbayern.
Was sonsten für ein methodus in deliberationibus zu führen seye, da wehren
17
zwen vorschläg beschehen. Der erste wehre gewesen, daß alle undt yede
18
articuli in drey classes solten abgetheilt und also darüber deliberirt werden,
19
der ander aber, daß alle undt yede puncten, wie sie in den propositionibus
20
undt responsionibus nach undt nach eingerichtet, vorgenohmmen und
21
darüber consultirt werden solte. Sie ahn ihrem orth hielten darfür, daß
22
deryenige zu ergreiffen, welcher zu gewinnung zeit dienendt seye und wor-
23
durch man desto pälder zum schlues gelangen möge. Insonderheit aber
24
vermeinten sie, weilen die responsiones in vielen punctis mit den proposi-
25
tionibus ubereinstimbten, daß man articulatim und puncteweis selbige
26
vornehmmen und berathschlagen solte, zumahlen selbiger modus von den
27
herrn Kayserlichen commissariis selbsten für genehmb gehalten würde und
28
man der hoffnung wehre, daß dardurch die sach mercklich würde beschleu-
29
nigt werden.

30

41
337, 30 –338, 25 Kurmainz –umbfrag] Kurbayern K I, spA I wesentlich, Kurköln zA I,
42
Rs, spA I, Ia etwas knapper; nur in der Vorlage sind die unterschiedlichen Ansichten genau
43
auseinandergelegt.
Kurmainz . Ahn seiten Churmaintz hette man angehöert undt wohl einge-
31
nohmmen , was von denn herrn vorstimmenden yetzo in votis vorkommen.
32
Teilen mit ihnen die friedensinclination, wie sie dan eines gleichmäsßigen
33
annoch bevelcht, auch von selbsten begierig wehren, zumahl nichts zu
34
underlasßen, was ersprieslich undt yetztgedachtem friedenwerck nutz-
35
und befürderlich erfunden werden mögte. So wolten sie auch nit hoffen,

[p. 338] [scan. 462]


1
daß man einige moram ihnen beymesßen werde, fürnehmblich aber, weilen
2
albereits drey tag nach eröffneter Kayserlicher proposition verstrichen und
3
selbige ehender nicht zur consultation gebracht worden. Die verhinder-
4
nusßen wehren, wie bekant, dahero kommen, weilen man bey der dictatur
5
damit ehender nit fertig werden können; und mögten wohl von hertzen
6
wünschen, daß, wie im hochlöblichen Churcöllnischen voto errinnert
7
worden, bis negsten sambstag oder längstens den darauf folgenden montag
8
den deliberationibus ein anfang gemacht werden mögte; wolten solchem
9
nach die herrn vorstimmenden ersucht haben, daß, wo es ihnen also gefällig,
10
man wo nit biß sambstag doch den montag gewisß zusammenkähme.

11
Betreffendt nun den methodum, da könten sich mit den herrn vorstimmen-
12
den gar wohl vergleichen, daß solcher auf daß beste undt schleunigste alß
13
immer müglich einzurichten, man befinde aber deren meinungen etlicher-
14
masßen discrepant, weilen nehmblichen 1º die herrn Churcöllnischen dar-
15
fürhielten , daß, gleichwie die herrn Kayserliche plenipotentiarii in deren
16
proposition 3 classes gemacht, auch diesßeits solchem modo eingefolgt
17
werden könte. 2º hetten die herrn Churbayerische für guet angesehen, daß
18
man in der ordnung, als die propositiones undt respective responsiones
19
eingericht, zu facilitirung des friedenwercks gar wohl verpleiben könne,
20
wie nit wenigers 3º die herrn Churbrandenburgische der meinung gewesen,
21
daß gleichwie ermelte responsiones punctenweis abgetheilt, auch verschie-
22
dene articuli ihre richtigkeit gleichsamb bereits erlangt, daß zu beschleüni-
23
gung des wercks man auch punctenweis zu verfahren hette. Was nun für
24
ein endtlicher modus aus diesen yetzt bedeuten zu amplectiren, stünde zu
25
weiterer umbfrag.

26
Kurköln . Kurköln hat seinen Vorschlag wegen distribution der ksl. Respon-
27
sion
auf eine Andeutung in der kurmainzischen Proposition hingemacht; und wehren
28
sie nit der meinung gewesen, daß gleichsamb drey partes auß der proposition
29
gemacht und von yeder absonderlich deliberirt werden solte, weilen wohl
30
wüsten, daß solches nur verlängerung causiren werde, auch gegen Ihrer
31
Churfürstlichen Durchlaucht intent, sondern dahien zu verstehen, daß die
32
materiae in votando gar wohl auf einmahl fürgestelt und also davon delibe-
33
rirt werden könte,

41
33–34 dann – worden] Fehlt in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia, Kurbayern K I,
42
spA I.
dann, wie im Churbayerischen voto wohl angeregt
34
worden, viel, iha schir die meiste puncta per placet von Ihrer Kayserlichen
35
Mayestät resolvirt worden, also würden die übrige desto leichter undt
36
gesambt vorgenohmmen werden können. Hetten also dieses dergestalt
37
expliciren undt sich mit Bayern conformiren wollen,

43
37–40 masßen – verstanden] Fehlt in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia.
masßen sich auch daß
38
löblich Brandenburgische votum, daß nehmblich die materia tota articulatim
39
vorgenohmmen und auf einmahl davon deliberirt werden solte, gleicher-
40
gestalt verstanden.

[p. 339] [scan. 463]


1
Kurbayern . Quoad methodum hetten über daßyenige, so albereits von
2
ihnen für guet angesehen worden, weiters nichts zuzusetzen, sondern hetten
3
diesen weg für den schleunigsten gehalten, indeme die Kayserliche die
4
proposition, völlig darüber zu deliberiren, an hande gegeben hetten. Wolte
5
derowegen, wie im Churcöllnischen voto angemeldet worden, der meinung
6
sein, daß doch mit den consultationibus sopaldt immer müglich und da es
7
sein könte, negstkünfftigen sambstag der anfang gemacht werden mögte.

8
Dann so wehre ihme auch beygefallen,

37
8–9 welchergestalt – underredet] und entsprechend 12–14 Nun – gestelt] fehlt
38
in Kurbayern K I, spA I, wonach der Vorschlag also erst jetzt von Kurbayern gemacht
39
wird.
welchergestalt man sich newlich
9
underredet, ob nit auch den herrn mediatoribus undt dann durch selbige
10
den Frantzösischen plenipotentiariis selbsten von dieser Kayserlichen
11
erklärung, weilen sie besorgentlich ohnedaß auskommen mögte, communi-
12
cation beschehen könte. Nun errinnerte man sich, daß damahls nit für un-
13
dienlich ermesßen worden, allein daß man dieses werck im fürstlichen
14
collegio zu fernerm nachdencken gestelt, würdte also unmaßgeblich darfür-
15
gehalten , den fürstlichen gesanden davon wieder anregung zu thun und
16
dero gemüethsmeinung zu vernehmmen. Verhoffte, durch solche commu-
17
nication den herrn mediatoribus als Frantzösischen plenipotentiariis
18
selbsten sich Ihrer Kayserlichen Mayestät friedliebende intention zaigen
19
und denn gegentheilen selbsten mehrern ahnlaß zu befürderung der sachen
20
geben würdte.

40
20–23 Was – mögte] Fehlt in Kurbayern K I, spA I.
Was mit der communication wegen der Frantzosen gemeldet
21
worden, hette es nur gleichmasßige meinung mit Schweden, den chur- undt
22
fürstlichen, auch übriger stende abgesanden unbenohmmen, was bey ein-
23
oder anderm puncten zu errinnern sein mögte.

24
Kurbrandenburg .

41
24–26 Bey – solte] Wesentlich kürzer in den anderen Überlieferungen.
Bey abermahliger umbfrag wehre die explication
25
geschehen, daß der methodus ahnnehmblich, wann nehmblichen selbiger
26
articulatim vorgenohmmen werden solte. Nach Kurbayerns Vorschlag sind der
27
nähermahligen underredung gemees die von den herrn Kayserlichen eröff-
28
nete proposition und respective responsionibus den mediatoribus und
29
frembden cronen selbst zu communicirn.

30
Ad 1 um ratione methodi schlüge alles zu einem zweck auß, ob es in classes
31
abgetheilt oder per puncta vorgenohmmen würdte. Müsten dabey nach-
32
mahls bestehen undt darfürhalten, daß es ein groses licht geben würdte,
33
wann man articulatim solche vornehmmen undt darüber berathschlagen
34
solte.

35

42
339, 35 –340, 11 2º – liesen] Statt dessen in Kurbayern K I, spA I nur, daß man sich in Sachen
43
communication nach den Fürstlichen richten soll.
2º errinnerten sich, waß vor eröffnung der Kayserlichen proposition derent-
36
wegen vorkommen und was für verschiedene rationes diesfals movirt

[p. 340] [scan. 464]


1
worden, und zwarn daß, wofern den herrn mediatoribus und frembden
2
cronen nit communication beschehen solte, das selbige doch anderwert
3
solche erlangen und man nit allein keinen danck davon haben werde,
4
sondern auch selbige der meinung sein dörfften, alß wan man noch keinen
5
rechten ernst zum frieden hette; so wehre auch zu consideriren, das selbige
6
nit könte geheimbgehalten werden, sintemahlen solche publice dictirt
7
worden, es seye dann, daß die scribenten (welches aber dem herkommen nit
8
gemees) in pflichten genohmmen würden. Sonsten wehre für guet angese-
9
hen worden, das auch die herrn fürstliche an beeden orthen hierüber ver-
10
nohmmen werden mögten, dabey sie es dann ihrestheils nachmahls bewen-
11
den liesen.

12
Kurmainz . […] Betreffendt zuvorders den methodum, da verglichen sie
13
sich, daß bey erster session die Kayserliche proposition

38
13–14 una – einmahl] Fehlt in den auch sonst im kurmainzischen Votum knapperen anderen
39
Überlieferungen.
una cum replicis
14
Caesareis auf einmahl in proposition gebracht, yedoch dieser modus gehalten
15
werde, daß gradatim von puncten zu puncten man selbige fürnehmmen
16
solte.

17
Ahnlangendt 2º die communication der responsionum denn herrn media-
18
toribus undt der frembden cronen plenipotentiariis, da errinnerten sich,
19
was ahn negstvergangenen montag für guet angesehen worden. Hetten
20
nicht underlasßen, ihrem herrn collega zu Osnabrugk bey verschienener
21
post davon parte zu geben.

40
21–23 So – beysammen] Laut Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia will Kurmainz nun erst
41
dem Fürstenrat die andeuthung thuen, ob die ksl. Responsion über die Mediatoren den
42
Franzosen zuzuleiten ist.
So hetten sich auch wenigers nit die herrn
22
fürstliche erpietig gemacht, sich darüber zu resolviren, wie sie dann yetzo
23
derentwegen beysammen, stünde also zu erwartten, was selbige sich hierüber
24
vergleichen und erklären mögten.

25
Müssen entgegen der Meinung Kurbrandenburgs feststellen, daß bey allen vormah-
26
ligen reichs- und andern conventibus die zur Diktatur verwandten scribenten
27
würckliche aidespflicht hetten ablegen müsßen. Fragen, ob man dies jetzt auch
28
veranlassen soll. Sie erkenten sich hierzu schuldig, wie sie dan nit under-
29
lasßen , sowohlen zu Osnabrugk alß alhier deßwegen bey den ihrigen die
30
notturfft zu beobachten.

31
Im übrigen pliebe pillig unverhalten, wie das gestern spath die fürstliche
32
Hesßen Casßellische gesanden in ihrem der Churmaintzischen logiament
33
durch ihrer bedienden einen eine protestation erstlich mündtlich ablegen,
34
hernach schrifftlich übergeben lasßen wollen, dahien ziehelendt, daß sich
35
nehmblichen zum höchsten beschwerten, weilen sowohl bey dem iüngsten
36
actu propositionis alß all übrigen consultationibus praeterirt worden
37
seyen. In genere wehre dieses der mündliche vortrag gewesen, ob derglei-

[p. 341] [scan. 465]


1
chen auch in der schrifft begriffen gewesen, wehre ihnen unbekant, weilen
2
sie bedenckens getragen, dergleichen schrifft ahnzunehmmen, masßen sich
3
errinnerten,

25
3–4 wasgestalt – solte] Laut Kurbayern K I, spA I ist die Annahme solcher
26
Proteste 1641 vom vorwissen der andern herrn curfürsten, laut Kurköln zA I, Rs,
27
spA I, Ia von vorbewust und belieben der ständt abhängig gemacht worden.
wasgestalt zu Regenspurg vorkommen, daß man dergleichen
4
schrifften nit ahnnehmmen solte

33
Die Vorstellungen der bessen-kasselschen Gesandten wurden vom Regensburger Reichstag erst
34
nach der Re- und Correlation über die Amnestie am 25. März 1641 zur Kenntnis genommen;
35
ihre nachträglichen Einwände gegen das Gutachten über die Generalamnestie berücksichtigte der
36
Reichstag in der Sache nicht, sondern nahm sie zum Anlaß, beim Kaiser auf Ausweisung der
37
hessen-kasselschen Gesandten aus Regensburg zu dringen ( Bierther S. 160f., 197–199).
. Stelten derowegen zum nachdencken,
5
ob uff ferneres zumuthen man dergleichen schrifften acceptiren solte oder
6
nit.

7
Schlieslichen stelten zu der herrn churfürstlichen abgesanden belieben,
8
ob nit yetzo daßyenige bedencken undt rationes, so auf der fürstlich Osna-
9
brugkischen remittirte conclusa zu papir gebracht worden, zu verlesen.

10
Nach allerseits genehmbhaltung thate Maintz solches ablesen.

11
Kurköln . Was ferner in die umbfrag kommen, hetten vernohmmen. Soviel
12
nun 1º daß silentium ahnbelangte,

28
12–14 hetten – genohmmen] Knapper erstaunlicherweise Kurköln zA I, Rs, spA I,
29
Ia: Kurköln hat seine Leute verpflichtet.
hetten Ihre Fürstliche Gnaden zu Osna-
13
brugk sowohl Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zu Cölln alß ihre selbst-
14
aigene leuth undt scribenten heutigen vormittag in pflichten genohmmen.

15
Denn andern puncten betreffendt die Hesßen Casßelische protestation,
16
da hette zwar solche, wie newlich in votis auch gemeldet worden, keinen
17
effect, es wehre aber auch selbige propter certas causas nit ahnzunehmmen,
18
sondern dahien zu stellen, daß, wofern ermeltes hauß Hesßen Casßell sich
19
accomodiren

30
19 undt – acceptiren] Hinweis auf den Mainzer Akkord fehlt in Kurbayern K I,
31
spA I; laut Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia wird die Ablehnung des Protestes mit dem Prager
32
Frieden begründet.
undt den vor diesem zu Maintz getroffenen accord

38
Der Mainzer Akkord, der Ende August 1638 zwischen dem Kurfürsten von Mainz (als Ver-
39
treter des Kaisers) und der Lgfin. Amalie Elisabeth von Hessen-Kassel abgeschlossen wurde,
40
sollte Frieden zwischen dem Kaiser und Hessen-Kassel bringen, enthielt aber in Anbetracht der
41
Kriegslage für Hessen-Kassel vergleichsweise harte Bedingungen; er wurde wegen religionspolitischer
42
Forderungen des Kaisers von der Landgräfin nicht ratifiziert; dies hatte auch negative Rück-
43
wirkungen auf die Ausgleichsverbandlungen Hessen-Kassels mit Hessen-Darmstadt zur Folge
44
( Bechert S. 6ff., H. H. Weber , Hessenkrieg S. 25f., Theatr. Europ. III S. 901).
acceptiren
20
würdte, daß alsodann zu allen iuribus (wie dann ihnen post transactam
21
pacem universalem solche iura ohnedaß unbenohmmen seyen) mehrhoch-
22
ermeltes hauß wieder zugelasßen werden solte und müsße. Daß auch
23
gedachte protestation nit ahnzunehmmen, erachte man umb soviel desto
24
mehr, weilen bekant, daß weder bey dem reichstag zue Regenspurg anno

[p. 342] [scan. 466]


1
1641 alß auch der iüngst vorgewesenen reichsdeputation zu Franckfurth
2
dergleichen acceptirt worden, hielten also, daß auch pro nunc in illis termi-
3
nis zu verpleiben wehre.

4

38
342, 4 –343, 8 Daß – remonstriren] Kurbayern K I, spA I weitgehend gleichlautend mit
39
der Vorlage; auch Kurbayern Rp I, das sonst über diese Sitzung stichwortartig berichtet, in
40
diesen Passagen gleichlautend und mit stärkeren Korrekturen.
Daß yetzt abgelesene concept betreffendt, hetten sie dabey kein sonder-
5
bahres bedencken, als allein hien undt wieder ein worth, welches gleichwohl
6
in essentialibus nichts ab- noch zuthete, beyzurücken. In specie gingen ihnen
7
zu gemüeth, wo meldung geschehe „das dieser conventus für einen reichs-
8
tag zu halten“, ob nit thunlich, das auch in specie darin movirt würde, daß
9
sowohl Franckreich alß Schweden dergestalt diesenn convent begehrt
10
hetten und mit der deputation nit zufrieden sein, sondern congregationem
11
generalem et consuetam zu mehrer sicherheit des friedenschlusßes haben
12
wollen, woraus erschiene, daß also die cronen selbst kein extraordinari
13
modum amplectirt hetten. Was sonsten 2º auch wegen Hesßen Casßell mo-
14
virt worden, daß selbiges hauß gleich denn pfaltzgraven nit proscribirt seye,
15
solches hetten die Frantzosen in gegenwart Ihrer Fürstlichen Gnaden zu
16
Osnabrugk und denn Churbayerischen auch angezogen; es seye aber im
17
Prager schlues inter reservatos wegen Hesßen Casßell solche exceptio
18
beschehen, daß wohl darauß abzunehmmen, daß vor andern reichsstenden,
19
so laider wieder ihre pflicht die waffen ergriffen, ermelter landtgraff zu
20
Hesßen Casßell mehrers peccirt habe.

21
Was 3º wegen des cardinals Andreae, daß sich nehmblichen einige stendt
22
beim damahls gehaltenen deputationsconvent beschwert, neben ihme in
23
consiliis zu sitzen, darunder wehre Hesßen Casßell selbsten

41
23 gewesen] Zusätzlich in Kurköln spA I, Ia, Rs und sinngemäß in Kurbayern K I,
42
spA I: Hessen-Kassel hat somit das urthel wieder sich selbsten gefehlet. Der gesamte
43
Punkt 3 des kurkölnischen Votums fehlt in Kurköln zA I.
gewesen.

24
Betreffendt endtlichen die difficultates, so sich albereits wegen des modi
25
consultandi alhier undt zu Osnabrugk ereugen theten, wüste man sich zu
26
errinnern, was damahln in voto Coloniensi vorkommen und von den herrn
27
nachstimmenden churfürstlichen auch für guet befunden undt von Chur-
28
maintz vor ein conclusum gemacht worden seye, inmasßen dann daß proiect
29
dem schlues gemees wehre. Allein hetten sie dieses noch dabey errinnern
30
wollen, daß daß meiste motivum, warumb solcher modus von etlichen
31
durchgetrungen werden wolte undt tandem, soweit verglichen worden,
32
gar starck behauptet werden wollen, alß wan solches der cronen intention
33
wehre, iha gar wans nit dergestalt beschehe, vielleicht aufstoß der tractaten
34
geben dörffte. Vorgestern bei einem Gespräch der französischen mit den kurkölni-
35
schen
und kurbayerischen Gesandten haben letztere die Verzögerungen mit dem der-
36
zeit
schwierigen modus consultandi entschuldigt und zur Antwort erhalten, daß
37
sie sich darein keineswegs mischen wolten, sondern, wie es herkommen, die

[p. 343] [scan. 467]


1
stendt undereinander machen lasßen, iha insoweit sich erklärt, daß

38
1–2 sie – Frantzosen] Abweichend in Kurbayern K I, spA I beede cronnen.
sie
2
die Frantzosen gar wohl zufrieden undt dieshalber nichts moviren würden,
3
wann schon die consultationes alle nacher Osnabrugh wehren gezogen
4
worden. Ingleichem hette man bestendige nachricht, daß gleichergestalt die
5
herrn Schwedischen sich erklärt hetten, hette man also desto mehr uhr-
6
sach , bey verspürter verlängerung beyzeitten ad remedium zu gedencken
7
undt beeden coronis die uhrsachen, auch daß ihnen selbst dardurch mehrere
8
satisfaction beschehen würdte, zu remonstriren.

9
Kurbayern . Daß das silentium bey allen cantzlisten, auch denen, so zur
10
dictatur geschickt werden, zu halten, wehre nit allein der pilligkeit, sondern
11
auch dem herkommen gemees, dahero dann dieyenige scribenten, so noch
12
nicht in pflicht genohmmen sein mögten, nothwendig dahien zu verbin-
13
den .

14
Die vom Hesßen Casßellischen abgesanden vorhabende protestation ist ohne
15
Grund nicht ahnzunehmmen, sintemahlen man nit gedächte, Ihrer Fürstli-
16
chen Gnaden zu Hesßen Casßel ahn dero gebührenden voto undt session
17
zu seiner zeit undt da sie sich hierzu habilitiret, eintrag zu thun, also die
18
mission nur allein bis dahien suspendirt würde.

19
3º. Bey dem concept, für welche mühe danck gesagt werde,

39
19–29 hette – wolte] Kurbayern K I, spA I mit Kurbayern Rp I und der Vorlage
40
gleichlautend.
hette absonder-
20
lich nichts beyzusetzen, seye dem gemachten concluso allerdings gemees,
21
könte sich aber sonst gar wohl vergleichen, daß die von Cölln erwehnte
22
errinnerungen beygesetzt werden mögten, wie insonderheit auf alle mittell
23
undt weg zu bearbeiten sein werde, daß zu befürderung der friedenstracta-
24
ten ein anderer modus, so dem reichsherkommen gemesßer wehre, von
25
denn Osnabrugkischen adplacidirt würdte, welches desto ehender zum
26
effect zu pringen, weilen, wie auch im hochlöblichen Churcollnischen voto
27
angeregt, beede cronen Franckreich undt Schweden diesfals kein so hohes
28
bedencken machten, alß wie es anderwertlich darfürgehalten werden
29
wolte.

30
Kurbrandenburg . Quoad siltentium könten sich vergleichen, sofern es von
31
denn herrn vorstimmenden darfürgehalten werden solte […].

32
2º ratione protestationis Hassiae Cassellanae könten zumahl nit absehen,
33
wahrumb solche protestation nit wehre noch wolte angenohmmen werden,
34

41
34–35 da – thete] Stärker betont in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia: Das Recht auf Pro-
42
test
ist weder Freund noch Feind, ja keinem menschen auff der welt zu verweigeren.
da es doch von freundt und feinden, masßen es nichts zugeben noch abnehm-
35
men könte, beschehen thete, und das aus denen uhrsachen desto mehrers,
36
weilen es nur species defensionis et iuris naturalis, auch soviel man abge-
37
nohmmen , daß Ihrer Fürstlichen Gnaden iuribus nichts benohmmen werden

[p. 344] [scan. 468]


1
könte, weilen im Prager schlues ein solches ohnedaß praecavirt worden,
2
alß könten nit sehen, warumb solche abzuschlagen undt nit ahnzunehmmen
3
seye. Ob zu Regenspurg oder Franckfurth dergleichen protestationes vor-
4
kommen undt deren ahnnehmmung abschlagen worden, davon hetten sie
5
keine nachricht, wehre yetzo noch zeit genug, solche

34
5 anzunehmmen] Zusätzlich in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia, Kurbayern K I, spA I:
35
In Osnabrück ist der Protest Hessen-Kassels bereits angenommen worden.
anzunehmmen.

6
Ad 3 um daß yetzt verlesene concept betreffendt,

36
6–8/9 da – werden] Laut Kurbayern K I, spA I bemängelt Kurbrandenburg nur
37
knapp, daß ihm das Konzept nicht communicirt worden; laut Kurköln zA I, Rs,
38
spA I, Ia begründet Kurbrandenburg seine Beschwerde noch damit, daß man das Konzept
39
prothocollo conferirn müsse.
da errinnerten sie sich,
7
daß dergleichen schreiben pflegten ad revidendum herumbergeschickt
8
undt ehe selbige zur perfection gepracht würden, wohl examiniert zu wer-
9
den . Obs nun denn herrn Churcölln- undt -bayerischen communicirt wor-
10
den wehre, liesen sie ahn ihr orth gestelt sein. Sie ahn ihrem orth könten
11
sich ex tempore sopaldt darauf nit erklaren, sondern wolten hoffen, man
12
ihnen nach gewohnheit ebenfals communication davon thun werde, reser-
13
virten dahero sowohl ihr als deren herrn collegen zu Osnabrugk gebührendes
14
recht.

40
344, 14 –345, 2 Bezweifeln – zusammenkommen] Fehlt in Kurköln zA I.
Bezweifeln, daß die verzögerung des modi consultandi den Osnabrückern
15
angelastet werden kann, insonderheit, da vornehmblich die frembde cronen
16
sich ausdrücklich vernehmmen lasßen, daß, wofern man von deme beliebten
17
modo ausßetzen wolte, man alßdann die tractaten aufstosßen wolte; daß
18
nun aber ahn seiten der cron Franckreich, wie Cölln undt Bayern erwehnet,
19
man sich ahn solchen modis gantz nicht verpflichtet und ihnen gleich gelte,
20
daß ad quemcunque etiam locum solche verlegt würden, müsten sie ahn
21
sein orth gestelt sein lasßen. Soviel aber ihnen vorkommen, auch von den
22
Frantzosen und Schweden selbst verstanden hetten, würden undt wolten
23
sie von einigem andern als deme verglichenen modo weder wisßen noch
24
hören, wehre solchem nach ihre meinung, das es, fernere verzögerung zu
25
vermeiden, bey yetztgedachten modo zu lasßen. Als sonsten auch iüngst die
26
errinnerung geschehen, daß die Frantzosen communicationes ex consiliis
27
hetten, darauf wehre zumahlen nit zu gehen, weilen einer von deren secre-
28
tariis selbsten gemeldet, daß sie nit allezeit die wahrheit

41
28 sagten] Zusätzlich in Kurköln spA I, Ia, Rs: Ihnen, den kurbrandenburgischen Ge-
42
sandten
gegenüber, wurden von französischer Seite noch diese wortt austrucklich angeführt,
43
dolus an virtus quis in hoste requirit.
sagten.

44
344, 28 –345, 2 Bey – zusammenkommen] Fehlt in Kurbayern K I, spA I.
Bey denn
29
übrigen errinnerungen hetten sie diesmahls ferners nichts ahnzupringen,
30
sondern müsten nachmahlen der meinung sein, daß man ihnen, ehe es zu
31
völligem standt gebracht, davon communication thun möge.

32
Sonsten wehre nit ohne, daß die frembde cronen congregationem univer-
33
salem begehrt, wehre aber daraus nit zu erzwingen, daß es eben ein reichs-

[p. 345] [scan. 469]


1
tag sein müsße, dann nur allein die frembde cronen dahien ihr absehen
2
gerichtet, das alle dieyenige, welche interessirt, mögten zusammenkommen.

3
Kurmainz . […] Soviel nun 1º daß silentium belangte, liese man es dabey
4
bewenden, daß nehmblichen alle dieyenige cantzlisten undt scribenten, so
5
zur dictatur verordnet werden, in pflichten genohmmen werden solten.

6
Betreffendt 2º die nit angenohmmene Hesßen Casßellische protestation,
7
hetten sie pillige uhrsach gehabt, ehe übrige churfürstliche herrn abgesan-
8
den darunder vernohmmen, solche nit ahnzuenehmmen,

34
8–13 weilen – geben] Fehlt in Kurbayern K I, spA I. Laut Kurköln zA I, Rs,
35
spA I, Ia beruft sich Kurmainz auf einen Kollegialschluß von 1641, daß, was von der-
36
gleichen das reich und die ständt betreffend praesentirt, ohn vorbewußt und mit-
37
belieben deroselben nicht acceptirt werden solte.
weilen von denen
9
partheyen, so gegen des heyligen Römischen reichs getrewe stende in armis
10
gestanden, bey iüngstem reichstag zu Regenspurg dergleichen auch nit
11
angenohmmen worden, derowegen sie nit underlasßen sollen, sowohln
12
dem chur- als fürstlichen collegio davon zuvorhero gepürendes parte zu
13
geben. Ob aber zu Osnabrugk daß Churmaintzische directorium derglei-
14
chen angenohmmen, wehre ihnen davon nichts

38
14 wisßend] Zur Bekräftigung bezieht sich Kurmainz laut Kurköln zA I, Rs, spA I,
39
Ia dafür auf seine ständige Korrespondenz mit dem Reichsdirektorium in Onabrück. Im
40
folgenden ist Kurbayern K I, spA I knapper.
wisßend, stelten yedoch
15
nachmahls denn herrn Churcölln- undt -bayerischen anheimb, ob sie vor
16
guet ansehen wolten, auf ferners zuemuethen der herrn fürstlich Hesßen
17
Casßelischen dergleichen protestation anzunehmmen.

18
Was aber 3º daß aufgesetzte undt yetzo abgelesene concept ahnbelangen
19
thete, da hetten sie die maiora dahien verstanden, das es bey dem aufsatz
20
sein verpleiben haben solte, sonsten auch dabey wahrgenohmmen, was die
21
herrn Churbrandenburgische der communication halber für errinder- undt
22
gleichsamb beschwerungen thun wollen. Wann man sich nun gar wohl
23
errinnerte, auch auß denen vor diesem gehaltenen protocollis gar gewisße
24
undt bestendige nachricht hette, daß dergleichen communicationes niemah-
25
len bräuchlich gewesen, sondern, da selbige zuzeitten gethan worden, ex
26
mera discretione directorii beschehen wehren, alß wolte man hoffen, weilen
27
sie dem alten stylo einzuvolgen gedächten,

41
27–28 auch – beschehen] Zusätzlich in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia: Sonst
42
werden die concepten erstlich in collegio verlesen und nachgehents mit den fürst-
43
lichen in pleno verglichen.
auch niemandt einige communi-
28
cation anderst als yetzo beschehen, davon bekommen, man werde es auch
29
bey demeselben verpleiben lasßen undt sie deswegen nit verdenken. Soviel
30
sonsten die errinderungen circa modum consultandi belangte, da liesen sich
31
solche, daß nehmblichen bey denn frembden cronen deswegen nachmahlig
32
gepürendte errinnerung beschehen möge, auf das, wofern die collegia nit
33
alle zugleich ahn ein orth zusammenkommen unnd die consultationes also

[p. 346] [scan. 470]


1
mit besßerm nachtruck und wenigerer zeitverlieherung beschleunigt, dan-
2
noch zur wenigsten, wie vor diesem in vorschlag kommen, integraliter
3
undt also beede schwächere,

33
3–4 alß – aber] In den anderen Überlieferungen sind die einzelnen Kollegien nicht genannt.
alß das churfürstliche undt stättische ahn ein,
4
daß fürstliche aber an daß andere orth vertheilt undt verlegt werden mög-
5
ten , gefallen, inmasßen sie dann auch verhoffen wolten, fürsten- undt stende-
6
gesanden zu Osnabrugk ihnen dieses nit misßfallen lasßen werden.

7
Kurköln . Repetirten ihr votum, daß mans nehmblichen beim alten verplei-
8
ben lasßen solte, weilen weder zu Regenspurg noch bey iüngster reichs-
9
deputation zu Franckfurt einige protestation vorgangen noch angenohm-
10
men worden; undt hette sich die fraue landtgravin umb soviel weniger
11
zu beschweren, weilen nach beschehener accomodation ahn ihrem gebüh-
12
renden rechten nichts benohmmen werden solte.

13
Kurbayern . Liesen es bey ihrem vorigen voto allerdings verpleiben,
14
yedoch werde zu vernehmmen sein, wesßen sich ein löblicher fürstenrath
15
hierüber entschlosßen haben mögte.

16
Kurbrandenburg . Verplieben undt repetirten ihr vorig abgelegtes votum.

17
Kurmainz . Conformirten sich denn maioribus.

18

34
18–19 Darauf – worden] Die Re- und Correlation findet laut Kurköln zA I, Rs,
35
spA I, Ia inter deputatos ordinarios statt.
Darauf ist des fürstenraths relation, wesßen derselbe sich auf die ihnen für-
19
gestelte drey puncta verglichen, eingeholt worden.

20
Welche sich quoad 1 um mit denn herrn churfürstlichen dahien verglichen,
21
daß zwar denn herrn mediatoribus die replicae sed saltem pro nuda com-
22
municatione durch die herrn Kayserlichen commissarios (chur-, fürsten
23
und stende des reichs ungemeldet) mit dem vorwort, daß es annoch ein
24
opus imperfectum seye, zugestelt werden solten,

36
24–32 dabey – könten] Zusätzlich in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia: Dabei sollen aber
37
die Mediatoren ihres Gutdünkens auß einem oder anderen punct für sich selbsten reden,
38
nicht aber von solcher Kayßerlicher resolution parte geben. Knapper Kurbayern
39
K I, spA I.
dabey gleichwohl sie
25
herrn mediatores durch hochwohlermelte herrn Kayserliche commissarios
26
zugleich gepürend ersucht würden, ob sie sich wolten belieben lasßen,
27
von den Frantzösischen herrn plenipotentiariis per discursum, undt zwar
28
oblique, zu vernehmmen, casu quo die Römisch Kayserliche Mayestät mit
29
den chur-, fürsten undt stenden des reichs sich auf diesen oder yenen punc-
30
ten dieser- oder dergestalt eines bestendigen miteinander vergleichen wür-
31
den , ob sie vermeinten, daß dero herrn principales damit sich contentiren
32
könten.

[p. 347] [scan. 471]


1
Ad 2 um et 3 ium verglichen sie sich ebenermasßen allerdings mit denn herrn
2
churfürstlichen tam ratione protestationis Hassiae Cassellanae undt daß
3
selbige nit angenohmmen werden

27
3 solte] Zusätzlich in Kurköln zA I, Rs, spA I, Ia: und zwar auß verschiedenen ur-
28
sachen , so aber nicht dabey gemeldet worden.
solte, quam ratione methodi, wie die
4
Kayserliche responsiones ad exterarum coronarum propositiones fürge-
5
nohmmen und darüber consultirt werden solte.

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