Acta Pacis Westphalicae III A 1,1 : Die Beratungen der kurfürstlichen Kurie, 1. Teil: 1645 - 1647 / Winfried Becker
Konferenz der kaiserlichen Gesandten und der Deputierten des Kurkollegs Osnabrück 1645 Juni 18
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Osnabrück 1645 Juni 18
Kurbrandenburg Rk I fol. 1–12 = Druckvorlage. Vgl. ferner DLöben I fol. 60’–61’.
Ort, Termin, Teilnehmerkreis, Inhalt der geplanten Konferenz über den modus consultandi der
Propositionen. Admission der non deputati. Teilnahme der Kaiserlichen. Friedensvermittlung in
Osnabrück. Freies Geleit für Siebenbürgen. Direktorium unter den Deputierten des Kurkollegs.
Legitimation der kurkölnischen Teilnehmer. Verweigerung des Exzellenztitels seitens der fürst-
lichen und städtischen Gesandten.
[Im Quartier des Grafen Lamberg]. Vertreten: kaiserliche Gesandte (Lamberg, Krane, Volmar),
Kurmainz (Cratz, Brömser, J. Adam Krebs), Kurbrandenburg (Wittgenstein, Löben, Fritze).
1 Volmar ] In DLöben die Sessionsordnung: Die drei Gesandten, Lamberg in der mitten,
Volmar rechts, Krane links von ihm, sitzen untter der Majestät, die kurfürstlichen Ge-
sandten nahmen ihre gebürliche stellen undt sassen ingesambt auff rhoten sammeten
stülen mitt Ihenen; der kurbrandenburgische secretarius legationis Paul Kemnitz sitzt
hinter den kurbrandenburgischen Gesandten; zwischen ihnen und den Kurmainzern stunde
ein mitt rhottsammeter deken bekleidetes täffelein, darauff die heren votirenden,
alß her D. Krebiß von den heren Meintzischen undt her D. undt praesident Fritz
von unß den Churbrandenburgischen die nhotturfft bey der consultation anmerketen.
Gesandten:
Praemißis titulis. Es were numero von beyden cronen Franckreich undt
Schweden die proposition, darauf man lange zeit gewartet hette, den Key-
serlichen hern plenipotentiariis undt anderen anwesenden chur- und furst-
lichen gesandten ubergeben worden. Undt hetten die hern Keyserlichen
nötieg befunden, dahin zu trachten, wie uf solche eingelangete proposi-
tiones die consultationes vor die handte zu nehmen, aldieweill bekandt
were, waß dem Römischen reiche an befoderung eines ehrlichen friedens
gelegen.
Es fiele aber anfangs dobey der modus consultandi vor, undt were bekandt,
wie man zu Franckfurth an Mein sich eines solchen expedients verglichen,
daß die deputation von dorten nacher Munster zu dem ende transferiret
werden solte, damit man dieselbte aldorten vollentß zu end bringen könte,
sintemall aber desfalß sich nicht alleine allerhandt oppositiones von der
auswertigen cronen plenipotentiariis, sonderen auch gutestheilß der stende
gesandten herfurtheten, so theilß die translation des deputationtages
difficultiren, theilß andere non deputati ebensowoll zu denen friedens-
tractaten gezogen undt mit ihren votis undt suffragiis gehöret sein wolten,
undt sie die Keyserliche dahero in sorgen stehen müsten, wo man solchem
nicht vorkeme, daß darauß bey denen consultationen allerhandt trennung
erfolgen möchte.
Dem aber abzuhelfen, hetten die Keyserlichen gesandten zu Munster
albereitß mit denen doselbst anwesenden Churcölnischen, -beyerischen
undt Churbrandenburgischen hern gesandten darüber conferentz gehalten,
ob nöthieg sein würde, die conferentz zwischen den Munsterischen und
hieiegen Keyserlichen plenipotentiariis undt anderen deputatis ordinariis
vorzunemen, so sich alhier zu Oßnabrug ufhalten theten. Damit man aber
auch wüste, waß bey solcher conferentz in consultation zu nemen, so hette
man nötieg befunden, daß er der herr Volmar sich hieher verfugte undt
mit den hern Keyserlichen undt churfürstlichen gesandten darauß commu-
nicirte undt die puncta deliberanda ihnen edirete, welche man verlehßen
hören undt sich darauf resolviren wolte. Legebat, undt bestunden die puncta
darauf, wie sie in forma bey den acten zu befinden.
1. Ob nicht diejenige gesandten, welche von den ordinari deputirten
stenden sich derzeit zu Oßnabrug befinden thuen, dahin zu vermögen, daß
sie sich nacher Munster verfuegen theten, wasgestalten auch uf solchen fall
im namen des corporis oder collegii deputatorum wegen deren in Oßnabrug
verlauffender handelung aldo eine correspondentz zu unterhaldten.
2. Im fall aber bey dießer ersten frage so viell erhebliche bedencken vor-
fallen solten, derentwegen man sich auff eine theilung der reichsdeputation
resolviren müste, alßo und derogestalt, das der eine theill zu Munster, der
ander aber zu Oßnabrug sich zu setzen, so fiele zu bedencken, wie zwischen
beyden theilen die communicationes materiarum et votorum einzurichten,
wo man in loco intermedio zusamenzukommen, ob alsdan per deputatos
ordinarios chur-, furst[en] und stende allein oder mit zugebung etlicher
extra ordinem zu verrichten, und welche die sein solten.
3. Ob nicht chur-, fursten und stende in einem rhate zu gewinnung der zeit
die consultationes zu halten,
4. wie auch die non deputati uber ihre zu des reichs wolfarth und erhande-
lung des friedens habende meinung per modum voti et suffragii vorgenom-
men werden könten zu verhutung trennungen.
5. Ob ungehindert der noch abwesenden stende mit den haubtconsulta-
tionibus fortzufaren etc.
6. Waß fur ein modus zu erfinden, wodurch man die zu Oßnabrug abge-
hende mediation bey vorlauffender handelung möcht ersetzen können.
7. Weill die Frantzosische plenipotentiarii nach der proposition durch den
Venetianischen gesandten begeren laßen, daß des fursten von Siebenburgen
sach alß confoederirten mit in die algemeine friedenshandelung gehörete
und dahero vor sie ein salvus conductus vonnoten, was darauf zu resolviren.
Darauf trahten die Keyserliche hern abgesandte abe in ein nebengemach,
die Churmei[n]tzische undt Churbrandenburgische aber blieben an dersel-
ben taffell beysamen, undt fing der Churmeintzische director herr doctor
Krebß an zu rehden:
Die hern Churbrandenburgischen abgesandten hetten vernommen, waß
von den Keyserlichen hern abgesandten ihnen allerseitß proponiret wor-
den ; wolten derowegen gepehten haben, ihre gedancken darüber zu
eröfnen.
Der herr Churbrandenburgischer abgesandter doctor Petrus Fritze andt-
wortete uf vorbeschehene unterrehdung mit den anderen hochansehnlichen
Churbrandenburgischen hern abgesandten darauf:
Man hette auch woll eingenommen, waß von den Keyserlichen hern abge-
sandten ietzo proponiret undt dobey begeret worden, sich daruber ver-
nehmen zu laßen. Nun wueste man sich zu erinneren, daß dießes kein
collegialtag were. Churmeintz wolte derowegen sich belieben laßen, zuerste
zu votiren, den die Churbrandenburgische hetten bedencken, den Chur-
meintzischen einzugreiffen. Zum fall sie aber dafurhalten wolten, daß in
ihrem directorio nicht solte dadurch eingegriffen werden, so wolten sie die
Churbrandenburgische sich darüber vernemen laßen.
Die Churmeintzischen stunden auf zur unterrehdung undt brachten hernach
dießes vor: Sie hetten angehörett, aus waß uhrsachen die Churbrandenbur-
gischen angestanden, ihr votum zuerst abzulegen, nemblich daß sie damit
dem Churmeintzischen dahero, weill alhier kein collegialtag were, nicht
wolten eingreiffen in ihr directorium:
Nun gebe es zwart der augenschein, das das gantze collegium ietzo hie
nicht zugegen, weill aber bekandt were, daß dieße beyde churfursten ietzo
das gantze churfurstliche collegium repraesentirten, man sich auch itzo
beyderseitß einer meinung zu vergleichen hette, so möchten die Churbran-
denburgischen sich doch belieben laßen, ihre gedancken, wie es bey solchen
tegen herkommens were, zu erofnen.
Darauf replicirete der herr praesident Dr. Fritze, die Churmeintzischen
wolten es anders nicht verstehen, den daß man in ihr directorium kein
eingriff zu thuen gemeinett. Undt weill der modus gebreuchlichen, daß die
Churbrandenburgischen ihr votum zuerst undt hernacher die Churmeintzi-
schen ablegeten, so wolte man sich numer vernemen laßen. Undt hetten die
Churbrandenburgischen die von den hern Keyserlichen proponirte puncta
dahin verstanden: 1. ob die conferentz nötieg sey oder nicht, 2. quo loco
et quo tempore, 3. puncta deliberanda, 4. ob es dobey zu laßen oder etwas
darzuzuthuen oder davonzunehmen.
Ad 1. were die conferentz nöhtieg undt nützlich, weill man noch nie alhie
collegialiter beysamengewesen und die notturfft doch erforderte, uber ein
undt anderen punct miteinander zu conferiren.
2. Ratione loci were man auch mit Lengerick einig, wegen der zeitt könte
man noch nichtß eigendtlich und gewiße schließen; und hielte man dafur,
daß annoch die zeit nicht zu determiniren stünde, weill man der Chur-
meintzischen gedancken erst einnemen müste, waß etwa sonst diese woche
furfallen könte.
3. Ratione punctorum deliberandorum würde man zu desto beßerer dersel-
ben einnemung undt erwegung abschrifft von denselben zu begehren
haben, undt sich sodan bey der conferentz schon geben, ob davon etwaß
ab- oder hinzuzuthuen.
Die Churmeintzischen stunden auff undt brachten hernach dießes vor:
Sind in der Auffassung der ksl. Proposition mit Kurbrandenburg einig.
Ad 1. wolten sie sich gerne mit den Churbrandenburgischen vergleichen,
daß die conferentz anzustellen, weill biß dieße stunde die hern churfursten
nicht collegialiter beysamengewesen; sie wuesten aber nicht, ob der depu-
tatorum legati dörbey ietzo nötieg weren. Ratione loci weren sie indifferent
undt konten gerne mit belieben, was die hern Keyserlichen undt Churbran-
denburgischen fur einen bequemlichsten ortt benennen werden, hielten
doch Lengerick am nehesten gelegen zu sein. Iburg were abwertß, und
doselbsten ubeler alß zu Lengerick unterzukommen. Wegen der zeit confor-
mireten sie sich mit den Churbrandenburgischen, den so gerade nicht
möglich were, itzoforth sich eines gewißen tages zu resolviren, weill man
noch nicht darauff der Munsterischen gesandten meinung wueste.
Ratione punctorum, damit man recht den tenorem erlernete, were nötieg,
abschrifft zu begeren, undt wurde sich aus ersehung der puncte schon
geben, was zu- oder davonzuthuen.
Anhengig diesem paten sie der Churbrandenburgischen hern gesandten
gedancken wegen der reichsdeputatorum, derer die hern Keyserlichen ietzo
dahin erwenung gethan, daß sie auch zu bevorstehender conferentz solten
gezogen werden, 2. wegen des praedicats „Excellentz“, so die furstliche
gesandten den churfurstlichen verweigerten, 3. wegen der Churcölnischen
gesandten, so in der volmacht nicht mit benennet weren und doch seßionem
et votum praetendireten.
Die hern Churbrandenburgische gesandte unterredeten sich undt ließen
vorbringen den Churmeintzischen, man hette verstanden, worauf weitere
erklehrung zu thuen angehalten worden.
Belangende daß 1., unter wem die conferentz solle gehalten werden,
hielten sie dafur, daß fur ietzo solche alleine zwischen den Keyserlichen und
churfurstlichen anzustellen. Andere reichsdeputierte nach Lengerick kom-
men zu laßen, damit were noch gar einzuhalten, den dadurch würde aus der
conferentz gar nichtß werden. Es würde aber zwischen den Keyserlichen
undt churfurstlichen dorten zu Lengerick vorhero abgehandelt werden
müßen, ob man die stende insgesambt oder per deputatos zu admittiren.
Wegen des praedicats „Excellentz“ hetten sie die Churbrandenburgischen
die bestendige nachricht, daß die furstlichen es den churfurstlichen durch-
aus nicht geben wolten. Wurde alßo es der conferentz in primo limine
einen stoß geben, zumaall do auch die Churcölnischen gesandten kehmen,
deren etliche in der volmacht nicht benennet und doch etlichen Churbran-
denburgischen gesandten vorgezogen werden wolten, welches man ihnen
nicht einreumen könte, sonderen werden erst ihre personen der gepuer
legitimitiren mußen. Den vor gesandten könte man sie solchergestalt
nicht admittiren, müsten ja nur zu consiliarios legationis geordenet sein.
So were auch ein newes, daß die volmacht nur uf eine persohn alleine, alß
itzo uf den bischof zu Oßnabrug geschehen, gerichtet were. Undt weill die
hern Keyserlichen mit ihnen den Churcölnischen daraus zu rehden sich
jüngst erpoten, so were solches ietzo gegen sie wieder zu erinneren.
Hierauf wurden die hern Keyserlichen gesandten durch mich, Paull Kem-
nitzen , weill vor diesmaall von anderen secretarien keiner protocollirete,
wieder hineingefoderet, zu denenselbten Churmeintzischer director diesen
antrag thatt:
Wiederholen die ksl. Proposition über den Fortgang der Verhandlungen und die
Notwendigkeit einer Ständekonferenz; die dort zu erörternden puncta deliberanda
sind abgelehsen undt dabey annectiret worden, ob denselben etwaß ab-
oder hinzuzuthuen seinn möchte.
Den hern Keyserlichen abgesandten nun gepurete vor die communication
undt sorgfalt billig hoher danck, und zufoderst dem hern Volmarn wegen
des dieser sachen halber uber sich anhero genommenen weges. Sie die
hern churfurstlichen hetten sich eines gewißen verglichen undt weren uber
dieße puncte: ob, inter quos, item quo loco et tempore einer meinung.
Belangendt inter quos etc., do hetten sie zwart die Keyserliche proposition
dahin eingenommen, daß die conferentz zwischen allen reichßdeputirten
vorzunemen, sie die churfurstlichen aber hielten dafur, das solche fur itzo
bloß alleine uf der churfurstlichen seiten anzustellen: weill bey derselben
am besten verabrehdet werden könte, wer darzu kunfftieg zu ziehen.
Caeteri status praetendireten ein ius suffragii, wen man nun erstlichen die
deputatos solte darzu erfoderen, wurde von den anderen allerhand streit
und difficultet erreget werden, weill diese non deputati von den anderen
sich nicht wurden separiren laßen. Solte man auch vorhero nicht ein
gewißes haben wegen des von den furstlichen den churfurstlichen princi-
paln selbst verweigerten praedicats „Excellentz“, so wurde allerhandt
wiedrieges zu befaren und die conferentz viellmehr schedtlich sein. Were
alßo beßer, erstlich bey der conferentz zu berahtschlagen, waß fur persoh-
nen zu admittiren.
2. Ratione loci wolte man sich mit den hern Keyserlichen conformiren und
dafurhalten, daß Lengerig in via recta, Iburg aber abwertß lege.
3. Der zeit halber konte schwerlich noch waß gewißes verabredet werden,
den man erst zuvor der hern Keyserlichen undt churfurstlichen gesandten
zu Munster meinungen vernemen muste, wans ihnen gelegen were; so
könte man sich hernach beßer resolviren.
4. Hetten sie zwart die puncta deliberanda gutestheilß eingenommen,
dieselbe aber beßer nachzudencken, wolten sie umb abschrifft gepehten
haben; und wurde sich bey der conferentz finden, was den punctis zu
addiren oder nicht.
Belangende, daß etliche von den Churcölnischen nominetenus nicht mit in
der volmacht stunden und gleichwoll seßionen et votum praetendiren
wolten, do hetten sie die beysorge, daß andere, so kein formale hetten, den
ubriegen churfurstlichen praejudiciren möchten. Wolten dahero die hern
Keyserlichen uf ein expediens zu removirung dießes obstaculi gedencken,
damit man darüber bey kunftiger conferentz nicht in weitleuftekeit und
difficulteten gerahten möchte.
Die hern Keyserlichen gesandten trahten abermalß ins vorgemach und
brachten hernach dießes an: Sie verstünden, das man mit ihnen die con-
ferentz nötieg hielte, sonst aber weren sie noch der meinung, das zu ver-
huetung misverstendtnuß die ordinardeputirte stende von dieser conferentz
nicht auszuschließen. Sie die Keyserlichen aber wurden sich in diesem punct
gern accommodiren, waß nötieg würde befunden werden. Hielten sonst
dafur, daß es bey den non deputatis keine difficultet abgeben könte, weil
man nur fur ietzo wegen etlicher praeliminarpuncte zu conferiren. Und
were woll nötieg, daß man sich auch vorhero wegen des praedicats „ Ex-
cellentz “ und der Churcölnischen vergliche, maßen sie etliche von den
deputirten an sich erfoderet hetten, umb zu versuchen, ob nicht ein
expediens in diesem fall zu erfinden were, damit man zusamenkommen
und gemeine sache befoderen könte.
es werde sich ein mittell finden, daß die deputation in eße wurde bleiben,
den waß man eventualiter abhandelen wolte, könte mit den deputirten
communiciret undt ein conclusum darauf gemachet werden.
11–15 Belangend – were] Statt dessen in DLöben : Hoffeten, die heren churfürstlichen
würden sich hieruntter bedenken undt das allgemeine wehsen dieses incidents halber
nicht zurüksetzen; Ihr Keyserliche Meyestätt hetten whol diß praedicat nicht anders
alß vor undt wegen der frembden cronen einzuwilligen gemeinedt.
gern sehen, daß man in conspectu tot exterorum regum daß werck accom-
modiren möchte, damit gutes vertrawen unter den reichsstenden verpliebe.
Hielten dafur, daß man uf das könte sehen, waß zwischen chur-, fursten
und stenden deshalb herkommens were.
Sonsten aber Lengerick zwart ein geringer ortt, doch von beßerer accom-
modation .
sie sich dieße woche uber darzu nicht abmüßigen können wegen der post-
und fasttäge. Könten gleichwoll etwa uf negsten sontage doselbsten ein-
kommen . Die proponirte puncta sollen communiciret werden undt die
angehengte difficultet den Churcölnischen referiret werden; in der ersten
volmacht weren die adjuncti in genere begriffen, in der anderen
In den kurmainzischen Akten nicht zu ermitteln, siehe oben S. [ 81 Anm. 1 ] . Als übrige kur-
kölnische Gesandte waren in der ersten kurkölnischen Vollmacht ( MEA Corr A 9 [1]) hinter
Wartenberg Dietrich Adolf von der Recke, Arnold von Landsberg, Dietrich Hermann von
Merveldt (über sie APW III D 1, Walther S. 39–43) und als letzter der fl. paderbornische
und (seit 1648) kurkölnische Kanzler Dr. Peter Buschmann (1604–1673) aufgeführt, neben
Wartenberg zweifellos der bedeutendste Vertreter Kurkölns (über ihn Honselmann S. 385–398,
Stramberg 3, 7 S. 800f., Walther S. 44f.).
von Oßnabrug neben graff Königsecken
alleine.
Darauf ward von Churmeintz dießes vorbracht, daß den hern Keyserlichen
bevorstunde, ob sie ingesambt zu Lengerick sein oder iemants von ihnen
abordnen wolten, zu dem ende, daß auß der hern churfursten concluso mit
ihnen und sonsten der notturfft nach könte communiciret werden, gestalt-
samb die proponirte puncta denen churfurstlichen zu Oßnabrug und Mun-
ster communiciret und denen hern Keyserlichen zu der bestimmeten con-
ferentz in zeiten apertur gegeben werden solte.
Da vor Richtigstellung der kurkölnischen Vollmacht man sich zu Lengerick
nicht woll wurde einfinden können, würdt demnach gepehten, bey denen
Churcölnischen es dahin zu vermittelen, daß sie ihre persohn ingesambt
legitimiren oder dieselben, so daß nicht thuen könten, solange sich der
seßion undt votirens enteußeren möchten.
Das praedicat „Excellentz“ hetten Ihre Gnedigste Herschafften nie praeten-
diret , wan es nicht von der Venetianischen botschafft uf die bahn gekom-
men und dieselbte sich nicht noch newlich verlauten laßen, daß sie dießes
praedicats halber albereitß in poßeßione weren und den churfurstlichen
hern abgesandten durchaus nicht weichen wölten.
Könten alßo die churfursten davon nicht absetzen, weill solch praedicat
den Venetianischen albereitß von den auswertigen cronen undt theilß
fürstlichen abgesandten undt stenden gegeben worden were, es den numero
so weit gekommen, so wolten die hern Keyserlichen gepeten sein, uf ein
solch expediens zu gedencken, damit die churfursten bey ihrer wolherge-
brachten churfurstlichen praeeminentz vor den Venetianischen erhalten
werden mögen.
Die hern Keyserlichen replicireten,
und ort ihnen notificiret wurde, beywohnen, undt solte man versichert
sein, das man an seiten Ihrer Keyserlichen Mayestet nichts unterlaßen
wolte, was zu befoderung des gemeinen wehsens immer gereichen könne.
Die difficultet wegen der Churcölnischen solte ihnen referiret werden;
zuruckgelaßen werden und itzo der herr bischof von Oßnabrugge alleine
darbeysein könte, kunfftig aber, wen derselbe nicht in collegio sein könte,
möchten die adjuncti admittiret werden.
Die andere difficultet wegen der stende wurde sich bey der conferentzen
geben. Anreichendt schlieslich das praedicat „Excellentz“: do hette die
Venetianische botschafft vielfeltieg mit den Keyserlichen gesandten dispu-
tiret undt zu berichten instendieg urgiret, ob die Keyserliche botschafft
den churfurstlichen gesandten dieß praedicat zu geben resolviret weren:
darauf hetten sie den Venetianischen keine cathegorische resolution geben
wollen, sonderen ihnen soviell zu verstehen gegeben, daß dieße quaestion
den respect der hern Venetianer nicht antreffe, sonderen es were im Römi-
schen reich zwischen dem Keyser und den stenden einiger modus in usu,
deßen sich die churfursten gegen den exteris nicht zu gebrauchen, könten
alßo die Venetianische dahin nicht reflectiren. Dieselbe zwart weren woll
endlich zu disponiren gewesen, das es keine difficultet gegeben, wen nicht
sie von den Franzosen wehren verleitet worden.