Acta Pacis Westphalicae III A 1,1 : Die Beratungen der kurfürstlichen Kurie, 1. Teil: 1645 - 1647 / Winfried Becker
Konferenz der kaiserlichen und der kurfürstlichen Gesandten Münster 1645 März 9

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Konferenz der kaiserlichen und der kurfürstlichen Gesandten


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Münster 1645 März 9

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DWartenberg I fol. 377–379 = Druckvorlage. Vgl. ferner DKurbayern K I p. 65;
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damit identisch DKurbayern spA I p. 115–116.

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Übergabe und Überarbeitung der kaiserlichen Antwort an die Franzosen. Nachrichten von An-
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kunft und Instruktion der fränkischen und schwäbischen Kreisgesandten. Ostfrießische Eingabe.
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Gerüchte um Frankreichs Friedensabsichten.

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Im Quartier des Grafen Nassau [ Domherrenkurie ]. Vertreten: kaiserliche Gesandte ( Nassau,
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Volmar ), Kurköln ( Wartenberg ), Kurbayern ( Haslang, J. Adolf Krebs ).

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Volmar proponiert, waßgestalt die mediatores gestern bey ihnen gewest und
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mit mehrerm contestirt, wie angenehmb und lieb ihnen sey, daß man a
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parte Caesaris undt des reichs also real und aufrichtig den frieden suchen
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19 Volmar] Nach der wesentlich knapperen Überlieferung DKurbayern K I, spA I beginnt
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die Sitzung um 10 Uhr vormittags.
undt befürdern thue; woltens yederzeit zu rühmen wissen. Und damit nun
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das gute intent desto beßern effect erlangen mocht, vermeinten sie, daß,
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9, 21 –10, 4 Die herren–sachen] In DWartenberg statt einzelner Meinungsäußerungen nur
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eine kurze Wiedergabe des Diskussionsergebnisses, die sich mit dem deckt, was in DKurbayern
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K I, spA I als kurkölnisches Votum bezeichnet ist; zusätzlich wird nach DWartenberg
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allerseitz vorgesehen, darauß mit dem nuncio Apostolico, wie es nemblich in Italia
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observirt, zu conferiren, ingleichen bey den Spanischen

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Die spanischen Gesandten in Münster waren zu diesem Zeitpunkt – nach dem Tod des Don
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Lope Zapata ( 2. April 1644 ) und vor der Ankunft des Primargesandten Don Gaspar de
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Bracamonte y Guzmàn, conde de Peñaranda ( 5. Juli 1645 ) – Don Diego Saavedra y Fajardo
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( 1584–1648 ) ( über ihn Fraga Iribarne passim, Steck S. 110f., Walther S. 17 ) und
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Dr. Antoine Brun ( 1599–1654 ), der auf dem Regensburger Reichstag 1641 und auf dem
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Frankfurter Deputationstag 1643 den Burgundischen Kreis vertreten hatte ( über ihn Dict.
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Biogr. 7 Sp. 507f., Bougeant III S. 30ff., Steck S. 109f., Bücker S. 35, Walther
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S. 15f. ).
und Franzosischen, wie
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sie es zu halten gemeint, sich dextre zu erkündigen.
den Franzosen alle occasion zum scrupuliren zue benehmen, nit undienlich,
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die schrifft etwas mehrers einzuziehen.

[p. 11] [scan. 135]


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Hetten auch zugleich dabey in underschiedlichen passibus ihre bedencken
2
in vertrawen movirt; und alß von ihnen Kayserlichen die rationes hin-
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gegen angedeut, warumb der auffsaz dergestalt für gutt. befunden, hetten
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geandworttet, daß es auf diese weiß gar nit zu verwerffen, sondern zue
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ihrer der mediatorn information ihnen sonderbar diensamb, gestalt sie
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auch solches zu solchem ende acceptirten und bey sich behalten wolten.
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Was aber den Franzosischen zuzustellen, hielten beßer und denn gemeinen
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wesen nuzlicher, auf maß und weiß, wie vor angeregt, die substantiam
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suxcinctius heraußzuziehen, so sie alßdan, wans ihnen uberreicht, den
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Franzosischen bey ankunfft des Servients zustellen wolten.

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Alß man nun von ihr der Kayserlichen seithen sich der vertrewlichen er-
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innerungen bedanckt und zugleich zu anderweitterer begreiffung des con-
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cepts erpotten und, alsobald mit den Churcoln- und Churbayerischen dar-
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auß geredt, gegen morgen uberliffert werden solte, hetten sie wegen diß
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postags dafur gebetten, und daß ihrer sonst die ubrige tag gern gewerttig
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sein wolten.

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Danach verliest Volmar das concept; und haben inter legendum die herrn
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churfürstliche die understrichene wortt zu addiren erinnert, wie sub num.
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Ksl. Antwort auf die französische seconde proposition, und zwar conceptus tertius replicae
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Caesareanorum ad scriptum plenipotentiariorum Gallicorum 24. Februarii editum et
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sic mediatoribus exhibitus, Münster 1645 III 7 ( Kopie in Kurköln VI 242a fol. 107–109 ).
37
Vgl. oben nr. [ 1 Anm. 6 ] .
beyliegend ein und anderß zu sehen.

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Hiernebens communicirten die herrn Kayserliche, was ihnen bey gestriger
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post von des Schwabisch- und Franckischen craises abordnung anhero
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fur nachricht zukommen, nemblichen daß selbigen craises deputierter

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Die Gesandten der kreisausschreibenden Fürsten und der Städtebank des Fränkischen Kreises,
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Cornelius Göbel (Hochstift Bamberg), Dr. Johann Müller (Markgrafschaft Brandenburg-
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Kulmbach ), Dr. Tobias Ölhafen (Stadt Nürnberg) weilten am 21./22. Februar 1645 in Frank-
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furt , wo sich ihnen die schwäbischen Kreisgesandten Dr. Johann Konrad Varnbühler (Herzogtum
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Württemberg) und Dr. Sebastian Otto (Stadt Ulm) anschlossen. Vgl. H. G. Dietz , Bamberg
43
S. 127f., Nassaul Volmar an Ks. Ferdinand III., Münster 1645 III 10 ( Gärtner IV
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S. 570).

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auch gehorige theyls alberait zu Franckfurt ankommen und inner wenig
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tagen alhier sein wurden, mit andeutten, weilen ihn des Franckischen crai-
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ses ihren deputirten mitgebene instruction von vertrawter hand zukom-
26
men , so wolten sie den herrn churfürstlichen gleichfalß communication
27
davon thuen; wie geschehen und dießen num. 33 beygefugt ist

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Kopie in Kurköln VI 242a fol. 112–117’.
.

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Und wie nun darauß dieses craises intention klehrlich abzunehmen und
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nit zu zweifflen, daß der andern craisen, so noch abzuordnen gedencken,
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eben dergleichen sein werde, also seye gnugsamb zu schliesen, was fur
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nuzen diese circulardeputation schaffen und daß nichts dan lautter dispu-
32
tirens , zancken und confusiones mit großer zeitverliehrung und disrepu-
33
tation bey den außwertigen cronen zu gewartten sein werde. Dahero die

[p. 12] [scan. 136]


1
notturfft erfordern wolle, weilen theyls innerhalb wenig tagen alhero
2
kommen und sich angeben möchten, vorhero, was ihnen zu andwortten,
3
sich undereinander zu vergleichen, wie ingleichem auch, wohin die Ost-
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frießische auf ihr eingebene schrifft

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Durch ihre Eingabe vom 4. März 1645 suchten die ostfriesischen Gesandten, Wilhelm Scheffert
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gen. Weisweiler und Bucho Wiarda, zu erwirken, daß die ksl. Zusicherungen von 1630 und 1636,
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die Grafschaft Ostfriesland von Kriegskontributionen zu verschonen, erneuert würden; dadurch
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sollte die Befreiung von hessischer Einquartierung in Ostfriesland erreicht werden (Ausf. in
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Kurköln VI 242a fol. 72–87’). – Lgf. Wilhelm V. von Hessen-Kassel hatte im Sommer 1637
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Ostfriesland im Einverständnis mit den Generalstaaten besetzt und sich im Vertrag von Leerort
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vom 23. September 1637 von den ostfriesischen Ständen Quartier und Kontribution für seine
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Truppen für die Dauer von sechs Monaten zusichern lassen; die Hessen zogen indes erst 1650
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aus Ostfriesland ab ( Altmann S. 122, 174–177, Düssmann S. 10, Reimers S. 212–214,
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216f., Bechert S. 5, 7).
zue bescheiden.

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Waruber man sich gegen negst sambstag zusammenzukommen verein-
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pahret .

7
Urgirten demnegst Ihre Hochfürstliche Gnaden nachmaln die befurderung
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der replicschrifft, weilen der Servient gestern abend wieder angelangt.
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Und haben die Kayserliche die außhendigung an die mediatorn morgen
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nach abgefertigter post zugesagt.

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Damaln, wie auch sonsten offters, hat es auch von der Churtryerischen
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restitutionsach discursus geben; und sintemalen Ihre Maiestät dero hie-
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sigen gesanden eine information von etlichen sextern wegen seiner anhal-
14
tung , wie hiebevor gemelt worden, uberschickt und solche Ihrer Hoch-
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fürstlichen Gnaden auff beschehenes begern communicirt, so ist es diesenn
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num. 34

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In Kurköln VI 242a nicht enthalten. – Ende 1635 hatte Ks. Ferdinand II. eine „Archiv-
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Recherche“ in der kurtrierischen Kanzlei durchführen lassen, um Belastungsmaterial gegen den
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gefangenen Kurfürsten, insbesondere über sein Verhältnis zu Frankreich, aufzuspüren ( Haan
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S. 32); zwecks Unterbreitung beim Kurfürstentag 1636/37 wurden 220 Briefe zusammenge-
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stellt ( kurköln II 4782).
ebenfalß

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16 beygelegt] Eigenhändiger Zusatz von J. Adolf Krebs in DKurbayern K I ( übernommen
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in DKurbayern spA I ): Nach Mitteilung Wartenbergs soll Avaux gegenüber dem Mecklen-
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burger
Gesandten

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Dr. Abraham Kayser, fl. mecklenburgischer Geheimer Rat, laut Vollmacht vom 3. Juni 1644
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( MEA FrA 6 [ 32 ]); er vertrat auch Stift Schwerin ( über ihn Walther S. 71f., Vitense
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S. 220, Schnell-Güstrow S. 110f. ).
geäußert haben: ahnietzo müeste man ahn kheinen friden gedenkhen,
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da die fortune beeder cronen waffen also favorable undt sie die occasion betten, der
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Teutschen libertet aus dem fundament zu helffen, sondern es solten die fürsten des
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reichs zue solcher guetter intention vielmehr mit Frankhreich zuehalten.
beygelegt.

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