Acta Pacis Westphalicae III A 1,1 : Die Beratungen der kurfürstlichen Kurie, 1. Teil: 1645 - 1647 / Winfried Becker
Konferenz der kaiserlichen und der kurfürstlichen Gesandten Münster 1645 Februar 25
Münster 1645 Februar 25
DWartenberg I fol. 333–338 = Druckvorlage. Vgl. ferner DKurbayern K I p. 19–20
( damit identisch DKurbayern spA I p. 37–39); DVolmar fol. 349–349’ ( Druck Cortre-
jus p. 137)
Frankreichs Bedingungen für Beginn der Friedensgespräche: Admission der Reichsstände, Resti-
tution und Zulassung Kurtriers zum Kongreß, satisfaction für Frankreichs Verbündete, italieni-
sche Frage, Friedenssicherung.
Friedensabsichten Frankreichs und des Kaisers. Ausreichende Vollmacht der kaiserlichen, Präsenz
der kurbayerischen Gesandten und der Deputierten des Kurkollegs. libertet der deutschen und der
französischen Stände. Päpstlicher Gewahrsam für den Kurfürsten von Trier? Investitur geistlicher
Reichsfürsten.
Im Quartier des Grafen Nassau [ Domherrenkurie]. Vertreten: kaiserliche Gesandte ( Nassau
Johann Ludwig Gf. von Nassau-Hadamar ( 1590–1653), ksl. Prinzipalgesandter, Mitglied
des Wetterauer Grafenvereins, 1650 in den Reichsfürstenstand erhoben ( über ihn Karl Wolf
S. 109–123, ADB 14 S. 258 , Gschliesser S. 233f., Walther S. 7f., Kohl S. 3f.,
Steck S. 81; wegen seiner Konversion zum Katholizismus 1629 kontrovers beurteilt bei Schliep-
hake -Menzel VI S. 410, 473f. und bei Stramberg 2,2 S. 427–437, 480, 508, 516, 519,
536, 540f., abschließend dazu W. Michel, Konversion S. 71–101.
Dr. Isaak Volmar, Frhr. von Rieden (1582–1662), ksl. Sekundargesandter, ehemals Prof. der
Rhetorik in Freiburg/Br. und Kanzler des Abtes von St. Gallen (als solcher Kenner der schweize-
rischen Verhältnisse), oberösterreichischer Hofkammerpräsident, ksl. Geheimer Rat, 1650
Volmar
Hofkanzler der ober- und vorderösterreichischen Lande ( seine Fähigkeiten hervorgehoben bei
Gallati S. 11–13, Odhner S. 120f., Steck S. 83f.; über ihn auch Heydendorff I
S. 80–82, II S. 127f., 193f., Dickmann S. 195f., Wurzbach 51 S. 269f., Walther S. 9f.,
Urteile über seine diplomatische Tätigkeit und seine interne Stellung am Tiroler Hof zusammen-
fassend Wandruszka, Tirolische Linie S. 445ff.).
Franz Wilhelm Gf. von Wartenberg (1593–1661), 1625 Bischof von Osnabrück, 1629 ksl.
Restitutionskommissar in Norddeutschland, 1629 Bischof von Minden, 1630 von Verden,
1633 Administrator von Hildesheim, 1645 Apostolischer Vikar für das Erzbistum Bremen
(über ihn ADB 41 S. 185ff. , NDB 5 S. 365 , Goldschmidt und Knoch passim).
Von Graf Nassau wird eine Unterredung zwischen den kurkölnischen, kurbayeri-
schen und den ksl. Gesandten über den jüngst von den Franzosen loco propositionis
übergebenen Schriftsatz
Seconde proposition Frankreichs vom 24. Februar 1645 ( Druck Meiern I S. 358–360,
Nég. secr. I S. 328–330).
funffte stund für das Treffen vorgeschlagen und auf Wunsch der ksl. Gesandten
Kurbayern benachrichtigt hat, eröffnet Volmar die Konferenz mit dem Vortrag
der französischen Schrift, die er in sieben Punkte gliedert, 1. daß die Franzosen
ihre gute intention zum frieden so hoch herfurstreichen, 2. ihre vorige
petita mit herbeykunfft der reichsstende und 3. mit Churtryer und zulaßung
seiner deputirten
Die Gefangennahme des Kf. Philipp Christoph von Trier durch spanische Truppen am 26. März
1635 war der formelle Grund für Frankreichs Eintritt in den Krieg gewesen ( Knipschaar
S. 37, 41–43, Baur I passim, Sturmberger S. 9ff., H. Weber, Frankreich S. 388ff.,
Stramberg 2, 1 S. 355–360; zur Zuverlässigkeit Strambergs vgl. Faber).
Teutschen sachen insonders schwer achten, 5. fur der cron Franckreich
confoederirten und adhaerenten in ihren gravaminibus satisfaction begeh-
ren, 6. wie das Italiaanische weßen zu accommodiren und 7. wegen asse-
curation des friedens. Sodann wünscht Volmar, Ihrer Hochfürstlichen Gna-
den und der herrn Churbayerischen mainung, was darauf zu andworten,
zu vernehmen, woruber sie sich bei genommenen abtritt undereinander
eines voti verglichen, welches durch Ihre Hochfürstliche Gnaden dahin
eroffnet und vorgetragen worden: Ihre Kayserliche Maiestät hetten dero
auffrichtige gute intention und naigung zur befurderung des lieben frie-
dens nit allein die vorige jahr hero offt und vielmalen zu yeder occasion
uberflußig dargethan und erwießen, sondern auch noch vor dreyen mona-
ten abermal mit so fertiger eröffnung ihrer proposition durch dero alhier
habende plenipotentiarios 4. Decembris
Druck Meiern I S. 317–318, Nég. secr. I S. 321–322.
mediatoribus
Fabio Chigi di Siena ( 1599–1667), päpstlicher Nuntius, Bischof von Nardo ( der spätere Papst
Alexander VII.) ( über ihn Bücker S. 23–29 und ff., Repgen, Instruktion S. 79ff., Reu-
mont S. 2ff., Rott S. 910, Steck S. 73–76, Walther S. 3–5, Meiern IV S. 32, 861)
und der venezianische Gesandte Alvise Contarini di Tommaso ( 1597–1651), von 1624 bis 1641
nacheinander Gesandter Venedigs in Madrid, im Haag, in London, Paris, Rom und Konstanti-
nopel ( über ihn Kretschmayr III S. 303, 325f., Bücker S. 30f., Rott S. 914, 122, 139f.,
Walther S. 5f., Steck S. 77–79). – Über Vermittlung als völkerrechtliches Institut vgl.
Scheuner S. 230, über die päpstlichen Nuntien als „kirchliche Jurisdiktionsträger und diplo-
matische Gesandte“ Walf S. 138, 125–142.
dadurch aller begierd und verlangen, auch mit der gegenparthey und ubel
intentionirter selbst confusion und verwunderung, satisfaction gegeben.
Und wurden nun auch dieselbe sonders gern vernehmen, daß die Franzo-
sische
Die französischen Gesandten waren Claude de Mesmes, comte d’Avaux ( 1595–1650), vorher
bereits mit verschiedenen Gesandtschaften nach Venedig, Rom, Dänemark, Schweden, Polen,
Deutschland und den Niederlanden betraut ( über ihn Biogr. univ. 2 S. 496, Nouv. Biogr.
gén. 3 Sp. 815f., Dict. Biogr. 4 Sp. 832–837, Bougeant I S. 364, Steck S. 94–98,
Walther S. 14) und Abel Servien, marquis de Sablé et de Chateauneuf, comte de la Roche des
Aubiers ( 1593–1659), 1616–1624 Generalprokurator im Parlement von Dauphiné, 1630
Präsident im Parlement von Bordeaux, 1629 Gesandter in Turin, 1631 in Piemont, 1643–44
im Haag, 1618 conseiller d’Etat, 1630, 1633–36 secrétaire d’Etat à la guerre, 1648 ministre
d’Etat, 1653 surintendent des finances ( über ihn Biogr. univ. 39 S. 149f., Nouv. Biogr.
gén. 43 Sp. 814–817, Bougeant II S. 299, Rott S. 983, Steck S. 98–102, Walther
S. 14f., über seine „moralité und capacité“ und seinen Streit mit d’Avaux Flassan II S. 398f.,
Kerviler S. 76ff. und passim, Bücker S. 35).
die mediatores deßwegen beschehenen anmahnen und erinnern, ihres konigs
und cron bißherzu so hoch contestirt und geruhmbte friedensbegierde
dermalen ahm 24. huius mittels ubergebener schrifft zue bezeugen sich
understanden, dabey sich aber verwundern, wie es dan auch in warheit nit
wenig zu verwundern ist, daß […] die vorige ohne fundament gethane
petita wegen beruffung der stende und restitution Churtryer, welche zween
puncten ihnen doch von seitthen Ihrer Kayserlichen Maiestät mit gutem
bestand schon lengst abgelehnet und beandworttet, abermaln wiederholet
werden dörffen, bevorab da ihnen die beym ersten, nemblich convocation
der stende sich endhaltende difficulteten genugsamb vor augen gestelt,
auch wie vorhien einem yeden durch einen allgemeinen reichsschluß zu
erscheinen erlaubt sey
außm reich, ja da nöttig, zum beschluß der tractaten und deren ratification
und bestehtigung gar einen reichstag außzuschreiben, schon vorlengst an-
erpotten, nur damit den frieden zue befurdern. Es hat aber alles diß bey
der gegenseithen bißherzu wenig gehafftet, sondern man vielmehrers sol-
ches, wie es scheint, zu des wercks verlengerung sich gebrauchen thutt.
Eß haben Ihre Kayserliche Maiestät uberdiß dero hiesige gesandten, wie
begert, mit newer verglichner form der plenipotenz, unangesehen ahn
der vorigen zumal nichts zu desideriren gewest, zu der Franzosischen selbst
satisfaction versehen
In dem Vollmachtenstreit (von April bis November 1644) war es darum gegangen, ob die ksl.
Gesandten auch mit den Verbündeten Frankreichs, unter die die Reichsstände gezählt werden
konnten, sollten verhandeln müssen ( Dickmann S. 169, 208, APW [II A 1 S. 357ff.] ).
deßgleichen von Churbayern, plenipotentiarii alhier
Aufgrund Kollegialschlusses des Regensburger Kurfürstentags von 1636 waren Kurköln und
Kurbrandenburg zu den Verhandlungen mit Frankreich, Kurmainz und Kurbrandenburg zu den
Verhandlungen mit Schweden abgeordnet worden; am 25. Februar 1645 waren aber erst Kurköln
(seit 25. November 1644) und Kurbayern (seit 22. Februar 1645) in Münster anwesend.
und ebenfalß die Churbrandenburgische schon lengst erschienen sein, wo
nit die bekandte difficultet wegen der herrn churfursten gesanden tracta-
ment ex parte Gallorum eingeworffen. Und obwolen die Französische auff
comparition mehrer stend und sonderlich deren, welche auf ihr gethanes
zuschreiben
Vgl. d’Avaux/Servien an den Frankfurter Deputationstag, Münster 1644 IV 6 ( Druck
Nég. secr. I S. 246, Gärtner II S. 631f., Bougeant II S. 597f., Londorp V S. 905f.,
Beilage 2 zu APW [II B 1 nr. 65] ), d’Avaux/Servien an Fürsten und Stände, Münster 1644 IV 6
( Druck Nég. secr. I S. 247–250, Gärtner II S. 632–638, Meiern I S. 219–222,
Londorp V S. 903–905, Beilage 1 zu APW II B 1 nr. 51), Ludwig XIV. an Fürsten und
Stände, Paris 1644 VIII 20 ( Druck Nég. secr. I S. 288f., Beilage 1 zu APW [II B 1]
[nr. 192] ), d’Avaux/Servien an Fürsten und Stände, Münster 1644 IX 4 ( Druck Meiern I
S. 269–272 , Bougeant II S. 600–605), Servien an den Frankfurter Deputationstag, Münster
1644 XII 18 ( Druck Meiern I S. 341f. , Gärtner III S. 756–758), d’Avaux/Servien an
Fürsten und Stände, Münster 1645 I 20 ( Druck Nég. secr. I S. 327); zur Beantwortung
UuA Friedrich Wilhelm I S. 859ff.
doch underdesen 3. ganzer monat zeit verflossen, ohne daß ein einiger
herbeykommen, endzwischen aber noch immerhin mehrer christenblutt ver-
gossen. Frankreich spezifiziert auch nicht, wie lange und auf welche Anzahl von
Reichsständen es noch warten will, so daß es selbst der ganzen weit den berechtig-
sten Anlaß zur Klage gibt, ja die stende durch diß ihr der Franzosen cuncti-
ren und daß nur ein außflucht uber die ander notori gesucht, die proposi-
tion ad pacem zu endfliehen und zu den sachen nit wurcklich gethan,
mehrers abgehalten werden, weilen sie alhier mit so großen unkosten
weder selbst oder durch die ihrige des ungewissen fortgangs der tractaten
nit werden konnen noch wollen abwarten.
Beharren die Franzosen auf ihrer unbefugten praetension, wurde auch ihnen
nitt mißfallen konnen, daß ex parte Caesaris et imperii dergleichen secu-
ritet futurae pacis durch das parlament und stende in Franckreich, welche
in dergleichen eben auch ihre libertet haben
Wartenberg übernahm damit ein Argument der französischen Monarchomachen Philippe Duples-
sis Mornay (1549–1623), Hubert Languet (1518–1581) und François Hotman (1524–1590)
( Klassiker der Politik 8 S. 122f., 318ff.), das auch das deutsche Reichsstaatsrecht Bodins
vorabsolutistischer Interpretation der französischen Verfassung entgegenhielt. Vgl. über die
Parlements ebd. Anhang S. 328, 336ff., allgemein Geyl S. 4, Fagniez I S. 420–425.
begert werde; worzu sie dan umb soviel da mehrer ursach, weilen sie mit
dem Mantuanischen vergleich, was in huiusmodi pactatis ein oder ander
minister, obwolen des konigs intention gutt sein mechte, vermöge
Nachdem 1627 zwei Prätendenten um die Nachfolge in Mantua-Montferrat aufgetreten waren
und ksl., französische und spanische Truppen dort interveniert hatten, erhielt im Frieden von
Regensburg vom 13. Oktober 1635 ( und endgültig von Cherasco vom 6. April 1635) Hg. Karl
von Gonzaga-Nevers, der von Richelieu gefördert wurde, das Herzogtum. Der Regensburger
Friede sah in Art. 1 die Verpflichtung des Kaisers und Frankreichs vor, die Feinde des andern
nicht zu unterstützen; er wurde deshalb von Richelieu unter Hinweis darauf, daß die
französischen Gesandten ihre Instruktion überschritten hätten, nicht gebilligt ( Albrecht S. 265,
284ff., 293, Lutz S. 895f., Flassan II S. 374, Ritter III S. 458f., Fagniez I S. 447ff.,
Zwiedineck-Südenhorst II S. 73ff., Daru III S. 274ff., Kretschmayr III S. 295–301,
619, B. Schneider). Vgl. zu Richelieu C. J. Burckhardt, Church S. 421ff.
nugsamb erfahren.
Die restitution Churtryer anlangend, hab man sich disseits schon vorlengst
vernehmen laßen, daß solche zu anfang der handlung mit keinen fugen
praetendirt werden konne, sondern alß ein privat negotium und materia
tractatus sein muste, welches dan aller vernunfft gemeß und bey den paci-
ficationshandlungen also herkommen, auch solches die praeliminaria selbst
mit sich pringen, wie es mit seinen deputirten zu hallten; dan selbigen
durch die salvos conductus, welche von Ihrer Kayserlichen Maiestät die
Franzosen zu solchem ende absonderlich erhalten und angenommen, auch
dem churfursten zugestelt worden , erlaubt, ad loca tractatuum sich zue
begeben, vermög deren sie ebensowol alß andere stende genugsamb sicher
raisen und der handlung beywohnen, auch der curfurst, sein sach vorzu-
bringen, freiheit haben kondten.
Wan die difficulteten, welche die cron Franckreich mit Ihrer Kayserlichen
Maiestät und dem reich zu haben vermaint, also leichtlich, nach inhalt des
eingebenen scripti, zu superiren, wird solches unbillich so lang und dem
ansehen nach zum früling hinauß, biß die campagnia wieder angehet, ver-
schoben undt dadurch mit fleiß ein newes incendium und bluttbadt zwi-
schen den christen, und zwarn catholischen, angerichtet.
So wird auch der cron Franckreich confoederirten und adhaerenten bey
den tractaten alles zu proponiren und vorzupringen unverwehrt sein,
außer was vor die außwertige vermög der reichssatzungen nit gehorig ist,
zuemalen dergleichen under den stenden allein zu seiner zeit und orth,
wie solches die Teutsche libertet, die constitutiones und das übliche her-
kommen im reich mit sich pringet, schon werden konnen vorgenommen
und erörttert werden.
Auch die italienische Frage wird von ksl. Seite beigelegt werden können, wenn sie
nur ernstlich angegangen wird und Kaiser und Reich ihrer darin habender lehen
und iurium halber von solcher handlung nicht werden außgeschlossen.
Wegen dieser in nahmen Churcollen und -bayern durch Ihre Hochfürst-
liche Gnaden eröffneten mainung haben sich die Kayserliche bedanckt und,
nachdem uber ein und anders hinc inde discurrirt, vermeldet, daß die
mediatores ratione Churtryer vorgeschlagen, ob er nicht underdeßen ad
aliquem locum tertium remittirt werden möchte; worauf Ihre Hochfürst-
liche Gnaden, daß eben solches hiebevor bey ihro der Venetianische vor-
pracht, welches sie auch ahn beyde herrn churfursten zu Collen und Bayern
schon vorlengst gelangt; es seye aber darauf einige andtwort so wenig
von ein alß dem andern orth erfolget, also dero mainung nit wissen konten.
Deßgleichen, sagte Volmari, hetten sie Ihrer Maiestät uberschrieben, aber
ebenfalß keine resolution daruber bekommen; und in specie hetten die
mediatores darauff gedeuttet, daß er nacher Rom ad manus Pontificis
signirt werden möcht
gehalten, daß nemblich ein chur- oder furst des reichs dergestalt in frembde
landen außer reichs in custodiam solte geliffert werden. Und alß dabey der
Volmari angedeuttet, daß auch der Pabst wegen des churfurstenthumb und
regalien mit seiner person nichts zu thun, haben Ihre Hochfürstliche Gna-
den replicirt, daß dergleichen auch vor diesem vorpracht, seye aber von
den geistlichen chur- und fürsten weniger zue Rom yemaln gestanden oder
fundirt befunden worden, daß bey den geistlichen chur- und furstenthum-
ben die temporalitet von der geistlichkeit solte dergestallt separirt werden
konnen; dan under andern notori, daß der Kayser die regalia nach der
Pabstlichen confirmation eines geistlichen chur- oder fürstens vermög con-
cordatorum Germaniae
Das Wiener Konkordat vom 17. Februar 1448 (Druck Zeumer I S. 266–268, Moser, NTS
11 S. 34ff.) und die Fürstenkonkordate von 1447 (Druck Mercati S. 177ff.) stärkten die
Macht des Papstes über die Reichskirche und die Macht der Fürsten über die in ihren Territorien
gelegenen Kirchensprengel. Vgl. Feine, Besetzung S. 4–7, ders., Rechtsgeschichte S. 400–402,
Hinschius II S. 610f., 691ff., III S. 138f.
erfolget, solche nit ertheylen, weniger ante depositionem abnemmen
konne
Die ksl. Belehnung mit den Regalien setzte in der Regel die päpstliche Konfirmation voraus
(vgl. Feine, Besetzung S. 51, 92–102, 147–186, ders., Rechtsgeschichte S. 474f.), jedoch
hatte der Kaiser über seine Kommissare bei der Wahl sowie im Falle strittiger Konfirmation der
Bischöfe erhebliche Einflußmöglichkeiten ( Heckel S. 211f., Roberg S. 48ff., 73–77).
Warauff der Volmari, es seye nit ohn, daß diese sach ihr groß bedencken
habe, mit andeutten, daß die mediatores mit dem cardinal Cleselio, welcher
gar nacher Rom geliffert worden
Melchior Klesl ( 1552–1630), Sohn eines Bäckers, 1598 Bischof von Wien ( ohne Weihe), 1616
Kardinal, einflußreichster Berater unter Ks. Matthias, wurde am 20. Juli 1618 gestürzt, gefangen-
gesetzt und 1622 nach Rom verbracht; er kehrte erst 1627 zurück ( Rainer S. 66ff., ADB 16
S. 167–178 , Kummerer S. 95ff., Kerschbaumer S. 298–327, 399, Haas S. 23f., 66–68,
78–82, Ritter II S. 95ff.).
selb ein cardinal und also mehrers dem Pabst zuegehörig, auch alß bischoff
zu Wien oder in andere weg kein furst des reichs, weniger ein churfurst
gewesen, so laße sichs davon nicht argumentiren.
Diesem nach ist diesen ganzen werck allerseitz, weilen es alberaiz 8 uhren
gewest, beßer nachzudencken ubernommen und zur wiederzusammen-
kunfft 1. Martii beliebet; und hat der Volmari sich erpotten, underdeßen
auß den hinc inde uber ein und andern punct vorgangenen discursu ein
unvorgreiffliches proiect zu verfertigen, welches alßdan examinirt werden
kondt.